Tom Prox 40 - Gordon Kenneth - E-Book

Tom Prox 40 E-Book

Gordon Kenneth

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Seit Jahren heißt er "Nummer 212".Wegen Raubes in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung wurde er zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Indizien haben ausgereicht, um die Geschworenen von seiner Schuld zu überzeugen. Zugegeben hat Buck Nelson die Tat nie. Doch er ist nicht zerbrochen, denn in den endlosen Tagen in der glühenden Texassonne im Steinbruch der Strafanstalt und in den endlosen Nächten in seiner einsamen Zelle hat ihn ein Gedanke aufrechterhalten: RACHE!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 109

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

BUCK NELSONS RACHE

DIE LETZTE KUGEL - Teil 3

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Illustrationen Innenteil: duncan1890/iStockphoto; Rustic/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9348-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

BUCK NELSONS RACHE

Von Gordon Kenneth

Seit Jahren heißt er »Nummer 212«.Wegen Raubes in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung wurde er zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Wenige Indizien haben ausgereicht, um die Geschworenen von seiner Schuld zu überzeugen. Zugegeben hat Buck Nelson die Tat nie.

Dass er in den endlosen Tagen unter der glühenden Texassonne im Steinbruch und in den einsamen Nächten in seiner Zelle nicht zerbrochen ist, verdankt er einem Gedanken: RACHE!

Die scheidende Sonne warf ihre Strahlen durch ein Gitterfenster und zeichnete rhombusförmige Schatten auf den Steinfußboden der Zuchthauszelle. Nur mit grauer Sträflingshose bekleidet, lag Buck Nelson lang ausgestreckt auf dem Rücken und trieb Lockerungsübungen, um sich von der schweren Tagesarbeit im Steinbruch zu entspannen und seine Muskeln wieder geschmeidig zu machen.

Seit fünf Jahren hieß er »Nummer zweihundertzwölf«. Wegen Raubes in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf Indizienbeweise hin. Diese hatten ausgereicht, um die Geschworenen von seiner Schuld zu überzeugen.

Zugegeben hatte Buck die Tat niemals, obgleich man seine beiden Revolver neben dem angeschossenen Kassierer im Kassenraum der Texas-Bank in Fort Worth gefunden hatte.

Wieso? Nun, ihm waren die Waffen in der Nacht vor dem Raub gestohlen worden. So sagte er. Es fehlte aber sein Alibi für die fragliche Zeit. Deshalb galt er sowohl beim Untersuchungsrichter als auch später bei den Geschworenen als ausgekochter Lügner, der trotz hoffnungsloser Lage die Tat nur deshalb nicht zugab, weil er die dreiundvierzigtausend Dollar nicht wieder herausgeben wollte, die ihm bei dem Verbrechen in die Hände gefallen waren.

So war Buck ins Zuchthaus von Fort Worth gewandert und hatte endlose Tage in der glühenden Texassonne im Steinbruch der Strafanstalt gearbeitet und ebenso viele Nächte einsam in seiner Zelle zugebracht – Nächte, in denen er von endlosen Grasebenen und brüllenden Rinderherden träumte.

Die Aufseher des Zuchthauses waren gespannt gewesen, wie lange Nummer 212 die von ihm selber erbetene Einzelhaft aushalten würde und wann er den ersten Tobsuchtsanfall bekäme. Doch Buck Nelson musste wohl eine Seele aus Stahl besitzen. Der erwartete Nervenzusammenbruch trat nicht ein.

Gleichmütig unterwarf er sich der harten Disziplin des Zuchthauses. Niemals hatten die Beamten Klage über ihn zu führen. Er war ein Mustergefangener.

Doch hatte sich im Laufe der Jahre eine leise Verwandlung in ihm vollzogen: Aus dem unbekümmerten jungen Cowboy war ein anderer Buck herausgewachsen – ein Kerl aus Eisen, vollkommen Herr jeder Gefühlsregung.

Ein Schlüsselbund rasselte vor seiner Zellentür. Buck Nelson federte auf die Beine und fuhr in seine Jacke.

Die Tür öffnete sich. Gefolgt vom Aufseher trat Robert Norton, der Direktor der Strafanstalt, in die Zelle. In vorschriftsmäßiger Haltung baute sich Buck auf.

»Nummer 212, sieben Jahre wegen …«, begann er.

Der Direktor winkte ab. »Schon gut, Nelson! Ich bringe Ihnen eine frohe Kunde: Der Gouverneur hat Sie wegen guter Führung begnadigt. Sie werden übermorgen entlassen.«

Das Gesicht des Gefangenen zeigte bei dieser ihn überraschenden Botschaft nicht die geringste Bewegung.

»Ich bin Ihnen sehr dankbar, Sir«, erwiderte er ruhig.

»Was werden Sie jetzt beginnen, wenn Sie wieder draußen sind?«, erkundigte sich Robert Norton.

»Mich ein wenig nach dem Burschen umsehen, für den ich fünfmal dreihundertfünfundsechzig Tage hier sitzen musste, Sir! Und ich werde ihn erwischen, so wahr ich Buck Nelson heiße.«

»Sie bleiben also immer noch dabei, dass Sie unschuldig waren?«

»Ich war unschuldig.«

Der Direktor räusperte sich. »Mann«, sagte er, »durch mein Büro sind eine Menge Heuchler und schlimme Schurken gegangen – doch Ihnen glaube ich, dass Sie kein solcher Bursche sind, denn ich beobachte Sie schon jahrelang. Aber Ihre Akten zeigen klipp und klar: Aufgrund der Beweismittel mussten Sie verurteilt werden.«

»Ich weiß es.«

»Und haben Sie einen Verdacht, wer die Tat in Wahrheit begangen haben könnte?«

»Jawohl! Wenn man Hunderte von Nächten darüber nachgrübeln kann, dann kommt man irgendwann auf das Richtige. Aber ich möchte darüber nicht sprechen.«

»Nelson«, sagte der Direktor warnend, »ich kann mir sehr wohl vorstellen, wie es im Herzen eines Mannes aussieht, der einer ungeheuren Gemeinheit zum Opfer fiel, wie Sie es von sich behaupten. Denken Sie jedoch daran, dass wir in einem Staat leben, in dem die Vergeltung Sache der Justiz ist. Keine Selbsthilfe, falls Sie wirklich etwas herausgebracht haben! Ich möchte Sie hier nicht wiedersehen!«

Buck Nelson lächelte. Es war etwas in diesem Lächeln, was in Norton einen Schauder hervorrief. Etwas Unerbittliches, Gnadenloses.

»In diesem Falle wird Uncle Sam die Rache mir überlassen müssen«, erwiderte der Sträfling.

Klirrend schlug die schmale Stahltür neben der Einfahrt des Zuchthauses hinter Buck Nelson in den Falz der Betonmauer. Ohne sich nach dem Gebäudekomplex umzusehen, in dem er fünf Jahre seiner Jugend unter den härtesten Bedingungen zugebracht hatte, ging der Cowboy davon und schlug den Weg zum Bahnhof ein.

In einigem Abstand folgten ihm zwei Geheimpolizisten.

»Er hat über dreihundert Dollars bei sich, Bill«, sagte der eine von ihnen. »Das dürfte fürs Erste reichen. Aber wenn ihm der Zaster ausgeht, wird er seine versteckte Beute abholen. Vielleicht geht er auch gleich dorthin. Wir dürfen ihn also nicht aus den Augen verlieren.«

»Keine Sorge«, erwiderte der andere. »Er wird uns nicht entwischen. Allerdings, wenn der Direktor recht hat, plagen wir uns für umsonst.«

»Norton hat sich Sand in die Augen streuen lassen. Man hat noch keinen im Zuchthaus gesehen, der nach eigener Auffassung nicht völlig unschuldig war. Allesamt Märchenerzähler! Doch aufgepasst jetzt, sonst verduftet er uns in der Halle.«

Der Verfolgte schien Derartiges nicht im Sinn zu haben. Er stieg die Stufen zur Bahnhofshalle bedächtig hinauf, kaufte sich am Kiosk Tabak und Zigarettenpapier und studierte anschließend die Tafel mit den Abfahrtszeiten der Züge. Dann ging er zum Schalter und verlangte eine Fahrkarte nach Waco.

Der Detektiv, der hinter ihm in der Schlange der Reisenden stand, kaufte zwei Karten zum selben Ziel.

Als Buck Nelson den Bahnsteig betrat, fuhr aus Richtung Dallas ein Schnellzug donnernd in die Halle. Der Exsträfling schenkte ihm keine Beachtung.

Langsam ging er an der Wagenreihe des auf dem anderen Gleis wartenden Zuges entlang und warf ab und zu einen Blick durch die Fenster. Seine Verfolger schlenderten in etlichen Metern Abstand hinter ihm her.

Endlich bestieg der Cowboy einen der Waggons, durchschritt ihn der Länge nach und ließ sich im vordersten Abteil neben dem Fenster nieder. Kurz darauf kamen die Detektive herein. Einer von ihnen entfaltete eine Zeitung, der andere lehnte sich in die Ecke und schloss scheinbar zum Schlafen die Augen.

Auf der anderen Seite des Bahnsteigs wurden die Zugstüren zugeschlagen. Warnende Rufe der Bahnhofsbeamten erklangen. Die Lokomotive pfiff, die Wagenreihe setzte sich langsam in Bewegung.

Buck Nelson wandte sich mit einem schwachen Lächeln an die beiden Detektive.

»Tut mir leid, Gentlemen, habt euch umsonst bemüht.« Und schon schwang er einen Fuß aus dem Fenster und war draußen, ehe die Verblüfften begriffen, was er beabsichtigte.

Gleichzeitig sprangen sie hoch und hechteten zum Fenster. Sie sahen Buck Nelson mit der Geschwindigkeit eines flüchtigen Hirsches über den Bahnsteig sausen.

»Halt! Stehen bleiben!«, gellten ihre Rufe hinter ihm her.

Aber der Cowboy kümmerte sich nicht darum. Obgleich der Express schon beträchtliche Geschwindigkeit erreicht hatte, wagte er den Sprung auf einen der Wagen. Im nächsten Augenblick hing er an der Griffstange. Ein hilfsbereiter Reisender öffnete die Tür. Grüßend lüftete Buck seinen Stetson gegen die Überlisteten, dann verschwand er im Innern des Waggons.

Buck Nelson wusste, die beiden Detektive würden nichts Eiligeres zu tun haben, als nach Sweetwater zu telegrafieren und ihm neue Beobachter auf den Hals zu hetzen, aber dies bereitete ihm keinen Kummer. Die Polizisten, die ihn in der Stadt am Llano Estacado erwarteten, würden umsonst nach ihm suchen.

Er wechselte ein paar belanglose Worte mit dem Reisenden, der ihm beim Einsteigen behilflich gewesen war, dann verließ er den Waggon und ging durch die Seitengänge bis zum Ende des Zuges. Dort zündete er sich auf der hinteren Plattform eine Zigarette an und blickte hinaus auf die vorüberhuschende Landschaft.

Nach etwa fünfzig Minuten verlangsamte der Zug seine Fahrt. Buck erblickte in der Ferne die Bogen der Eisenbahnbrücke über den Brazos River. Er warf noch einen raschen Blick in den Gang. Da er völlig leer war, öffnete Buck die Tür und trat auf das Trittbrett hinaus.

Als die Lokomotive auf die Brücke rollte, sprang Buck Nelson ab. Den Kopf eingezogen, die Schultern gekrümmt, kullerte er wie ein Ball die Böschung des Bahndammes hinunter, während die beiden Gepäckwagen, die den Zug beschlossen, an ihm vorüberdonnerten.

Unbeschädigt erhob sich der Cowboy und klopfte sich den Staub von der Hose. Dann marschierte er Richtung Norden in die Prärie hinein.

Ned Tucker betrieb einen Drugstore und eine Kneipe in Newtown. Im Laden konnte man vom Hufnagel bis zur Winchesterbüchse alles kaufen, was das Herz eines Cowboys begehrte.

In der Wirtschaft flossen Whisky und Gin zuzeiten in Strömen, wenn die Cowboys der umliegenden Ranches ihre Löhnung loswerden wollten. Es gab nur ein einziges Bild in der Kneipe, in verräuchertem Goldrahmen an der Wand: Neds Vater, der das blühende Unternehmen gegründet hatte, in Zylinderhut und mit weißer Halskrause!

Abraham Tucker sah gemalt so würdevoll aus, als hätte er nie betrunkene, gewalttätige Gäste hinausgeworfen – am liebsten durchs Fenster. Söhne und Enkel der einst so unsanft behandelten Kunden hatten Abrahams Bild unzählige Revolverkugeln durch die »Angströhre« geschossen, was Ned jedes Mal in Grimm versetzte. Die Respektlosigkeit gegenüber dem Verstorbenen war wirklich empörend.

Der Erbe des seligen Abraham war klein und dick, mit haarlosem Kugelkopf. Unter der spiegelnden Oberfläche sorgte jedoch ein geschäftstüchtiges Hirn dafür, dass das Bankkonto von Jahr zu Jahr größer wurde.

Außerdem hatte er bei verschiedenen Gelegenheiten bewiesen, dass er nicht nur Dollars zu machen, sondern sich auch Respekt zu verschaffen verstand, wenn es notwendig war. Und es war sehr oft notwendig.

Ab und zu mal begnügten sich Neds Gäste nicht damit, den papierenen Abraham zu beschießen, sondern nahmen den dicken Bauch seines Nachfolgers aufs Korn. Freilich taten das nur Neulinge. Die alten Kunden wussten: Ned hatte eine abgesägte Doppelschrotflinte unter der Theke liegen und verstand mit der so fix zu donnern, wie seine Tochter Mary Maulschellen austeilte, wenn ein Betrunkener frech wurde.

Im Übrigen war der Dicke ein Gemütsmensch und weit und breit beliebt, weil er sich nicht lange bedachte, in den Geldsack zu greifen, wenn es galt, einen Mann zu unterstützen, den er der Hilfe für wert hielt.

Er war es auch gewesen, der bei dem Prozess gegen Buck Nelson dessen Verteidiger bezahlt hatte, denn Buck wäre hierzu nicht in der Lage gewesen.

Eben wollte Ned das Ladengeschäft schließen und in sein Lokal gehen, wo tagsüber seine Tochter bediente, als ein letzter Kunde eintrat.

»Womit kann ich Ihnen dienen, Fremder?«, erkundigte sich Ned Tucker gewohnheitsmäßig.

»Einen sechsunddreißiger Colt und zweihundert Patronen«, verlangte der Mann. »Und wenn du noch mal Fremder zu mir sagst, Dicker, trinke ich in deiner Bude keinen Tropfen mehr.«

Er trat an den Ladentisch und schob den Hut aus der Stirn. Tucker starrte ihn an wie einen Geist aus der vierten Dimension.

»Laust mich der Affe? Oder bist du das wirklich, Buck?«, staunte er.

»In voller Lebensgröße«, erwiderte Buck Nelson und streckte dem Wirt die Hand entgegen.

Dieser schlug kräftig ein.

»Verdammt will ich sein, wenn ich mich nicht ganz unverschämt freue, dass du wieder draußen bist«, sagte er herzlich. Aber dann kratzte er sich bedenklich auf seiner kahlen Platte. »Du bist wohl über die – hm – über die Mauer gegangen? Soviel ich weiß, haben sie dich doch zu sieben Jahren verknackt. Nun? Und es sind erst fünf herum, wenn ich mich recht erinnere. Brauchst du ein Pferd? Oder Geld? Kannst beides haben.«

Für einen Augenblick wurde Buck Nelsons kantiges Gesicht weicher, und ein warmer Schimmer trat in seine Augen.

»Du würdest mir wirklich zur Flucht verhelfen?«

»Klar, mein Junge!«

»Einem Räuber?«

»Quatsch keinen Blödsinn! Ich lasse mich auf der Stelle hängen, wenn sie damals nicht den Falschen eingelocht haben. Ein Kerl wie du ist kein Lumpenhund, überfällt keine Banken und schießt keine Kassierer über den Haufen.«

»Du bist doch ein Prachtkerl, Ned!«, sagte Buck. »Brauche dich aber nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Ich bin begnadigt!«

»Reichlich spät«, knurrte der Wirt. »Und was willst du jetzt anfangen? Wie ich dich kenne, bist du hinter dem Schweinehund her, für den du gesessen hast«

»Erraten.«

»Recht so! Ich würde es ebenso machen. Aber es wird nicht leicht sein, jetzt nach fünf Jahren den Burschen ausfindig zu machen. Kann ich dir irgendwie dabei nützlich sein?«

»Denke doch! Sag, wo sind die Boys geblieben, die damals mit mir zusammen auf Tames Ranch arbeiteten?«

»Sehr einfach! Außer Jack Drake und Bill Patton sind alle noch bei Tame.«

In Bucks Augen blitzte es. »Und diese beiden?«