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Kades homophobe Mutter, Sophie, hat ihren Besuch in Portland angekündigt. Ihr Timing könnte kaum schlechter sein, denn Kade ist frisch verliebt in eine Frau. Außerdem hat sie ihren Freunden Aiden und Dawn versprochen, beim Umzug zu helfen. Statt durch Kunstmuseen zu schlendern und in teuren Restaurants zu speisen, soll Sophie nun Umzugskartons für ein lesbisches Paar schleppen. Kade versucht sich einzureden, dass ihre Mutter sich vom Umzugsfieber anstecken lässt, aber sie ahnt, dass der Besuch kein gutes Ende nimmt.
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Seitenzahl: 57
Veröffentlichungsjahr: 2016
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UMZUGSFIEBER
Jae
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
UMZUGSFIEBER
ÜBER JAE
EBENFALLS IM YLVA VERLAG ERSCHIENEN
Auf schmalem Grat
L.A. Metro – Diagnose Liebe
DEMNÄCHST IM YLVA VERLAG
Im Scheinwerferlicht
Impressum
UMZUGSFIEBER
von Jae
»Warum muss sie die Antragsanhörung ausgerechnet heute abhalten?« Kade schloss ihre Bürotür mit mehr Schwung als nötig und marschierte zu ihrem Schreibtisch. Dort stellte sie ihre Aktentasche ab und sank in ihren Ledersessel, froh, endlich für eine Weile ihre hochhackigen Pumps ausziehen zu können.
Ein Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken, wobei sie sich das Knie an der Schreibtischplatte stieß. »Herein.«
Die Tür schwang auf und eine vertraute dunkelhaarige Polizistin stand im Türrahmen.
»Del!« Kade rieb sich das Knie und sah sie fragend an. »Was machst du denn hier?«
»Ich musste Stacy Ford eine Akte vorbeibringen und dachte, ich statte meiner Lieblingsstaatsanwältin mal einen Überraschungsbesuch ab.« Del grinste sie an.
Kade fand ihr Lächeln unwiderstehlich, aber selbst das genügte im Moment nicht, um sie aufzuheitern. »Eigentlich hatte ich für heute schon genug Überraschungen, herzlichen Dank«, grummelte sie.
Del ging zu ihr und beugte sich herab, um Kade zu küssen.
Hitze durchfuhr Kades Körper, teilweise als Reaktion auf Dels Nähe, teilweise aber auch, weil Zuneigungsbeweise im Büro sie nervös machten. Einen Moment lang erlaubte sie sich, den Kuss zu genießen, dann schob sie Del sanft an den Schultern zurück. »Nicht hier. Nicht jetzt.« Sie drückte noch einmal Dels Schultern, bevor sie sich im Schreibtischstuhl zurücksinken ließ.
Kommentarlos nahm Del auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz. Sie hatte die Grenzen, die Kade setzte, immer respektiert. »Was ist los? Dein Tag läuft nicht so gut, oder?«
»Er lief ganz prima, bis Richterin Linehan entschieden hat, die Antragsanhörung für heute Nachmittag anzusetzen«, sagte Kade.
Del neigte den Kopf. »Warum ist das ein Problem? Normalerweise magst du doch Antragsanhörungen.«
Obwohl sie jetzt zwei Monate zusammen waren, überraschte es Kade immer noch, wie gut Del sie kannte. »Stimmt. Aber meine Mutter hat mich heute Morgen angerufen. Sie hat beschlossen, ihren Besuch eine Woche vorzuverlegen. Ich habe ihr versprochen, sie heute Mittag vom Flughafen abzuholen. Aber jetzt werde ich in der Antragsanhörung festsitzen.«
»Dann lass doch irgendeine Assistentin die Anhörung übernehmen«, sagte Del.
»Beth Lawrence könnte das machen, aber sie hat nicht sonderlich viel Erfahrung.« Kade seufzte.
Del schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. »Kontrollfreak.« Sie schaffte es, das Wort wie einen Kosenamen klingen zu lassen, deshalb verzichtete Kade auf einen Protest. »Wenn du die Anhörung selbst übernehmen willst, ruf deine Mutter an und sag ihr, sie soll ein Taxi nehmen«, sagte Del. »Bis sie in der Stadt ankommt, ist die Anhörung vorbei und du kannst mit ihr Essen gehen.«
In gespieltem Schock griff Kade sich an die Brust. »Sophie Thayer Matheson soll ein Taxi nehmen? Ausgeschlossen.«
»Wie wäre es dann mit einem Fahrdienst? Ich habe gehört, die haben schicke Limousinen. Vielleicht ist das eher ihr Stil.«
Kade hätte mit Freuden das Geld für den Fahrdienst hingeblättert, aber ihre Mutter würde das genauso wenig akzeptieren. »Es geht nicht um das Auto. Meine Mutter hat klargemacht, dass sie nicht von einem Fremden abgeholt werden möchte.«
»Was ist mit deinem Bruder?«, fragte Del. »Kann er sie nicht abholen?«
Daran hatte Kade auch sofort gedacht. »Nein. Er ist den ganzen Tag über im OP.«
»Hmm.« Del rieb sich das Kinn. »Soll ich sie abholen?«
Kade starrte sie an. »Du willst meine Mutter vom Flughafen abholen?«
»Klar. Warum nicht?« Del lächelte tapfer. »Wir haben einander kennengelernt, als wir in Ashland waren, also bin ich keine Fremde.«
Ein kurzes Kichern entfuhr Kade. »Kann man wohl so sagen. Sie hat dich auf dem Tennisplatz nach allen Regeln der Kunst fertiggemacht. Und unser Besuch nahm kein gutes Ende, weil sie uns beim Küssen erwischt hat. Bist du wirklich sicher, dass du dich freiwillig dafür melden willst, fünfundvierzig Minuten mit ihr in einem geschlossenen Wagen im Stoßverkehr zu verbringen, ohne ihr irgendwie entkommen zu können?«
»So schlimm wird es schon nicht werden. Ich hole sie ab und gehe mit ihr was essen.«
»Ehrlich?« Kade war hin und her gerissen zwischen Erleichterung und Schuldgefühlen.
»Ehrlich«, sagte Del. »Ruf mich auf dem Handy an, wenn du aus der Anhörung kommst. Ich verspreche, dass ich deine Mutter bis dahin beschäftigen werde.«
Kade schrieb ihr die Informationen zum Flug ihrer Mutter auf. Sie zögerte, mit dem Zettel in der Hand. »Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?«
»Ich mag es, meiner Partnerin einen kleinen Gefallen zu tun.« Del nahm ihr den Zettel ab.
»Oh, und du magst es auch, mich so zu nennen, nicht?« Kade wedelte mit dem Finger, aber eigentlich machte es ihr nichts aus und sie war sicher, dass Del das wusste.
Del grinste ohne jede Reue. »Ja. Und wie. Also, soll ich das Gepäck deiner Mutter bei dir in der Wohnung abladen oder wo übernachtet sie?«
»Nein, sie bleibt Gott sei Dank in einem Hotel.«
Del sah auf die Uhr. »Tut mir leid. Wenn ich früher gehen will, um meine Schwiegermutter in spe abholen zu können, dann muss ich jetzt los und meine To-do-Liste abarbeiten.«
»Nenn sie bloß nicht so, wenn du mit ihr redest«, sagte Kade. Sie wusste, dass Del nur scherzte. Sie ließen es mit ihrer Beziehung langsam angehen und hatten noch lange nicht den Punkt erreicht, an dem Sophie Dels Schwiegermutter sein würde.
Als Del zur Tür ging, bewunderte Kade ihre selbstbewussten Bewegungen und das Spiel der geschmeidigen Muskeln unter Dels schwarzer Hose. Eine Welle der Zuneigung überkam sie. »Del?«, rief sie.
»Ja?« Del drehte sich noch einmal um und sah sie erwartungsvoll an.
Kade knabberte an ihrer Unterlippe. »Äh, danke.« Eigentlich hatte sie etwas anderes sagen wollen, aber sie fand nicht die richtigen Worte, also musste ein Danke genügen.
Del lächelte. Es war nicht das höfliche Lächeln, das Kade den lieben langen Tag auf den Gesichtern von Assistenten, Strafverteidigern und Bekannten sah, sondern ein liebevolles Grinsen, das Dels dunkle Augen strahlen ließ. »Gerne«, sagte Del mit warmer Stimme. Lächelnd drehte sie sich um und war mit einem weiteren Schritt an der Tür.
»Del!«, rief Kade, gerade als Del die Tür öffnen und gehen wollte.
Del lachte. »Du willst mich nicht gehen lassen, oder?«
»Nicht ohne das hier.« Kade hastete um ihren Schreibtisch herum, schlang beide Arme um Del und presste ihren Körper gegen sie, während sie ihr einen kurzen Kuss gab.
»Mmhm.« Als der Kuss endete und Kade zurücktrat, leckte sich Del die Lippen. »Hast du nicht gesagt, du willst im Büro nicht rummachen?«
Kade versuchte, empört auszusehen, aber sie schaffte es nicht. »Ich konnte dich nicht gehen lassen, ohne mich dafür zu bedanken, dass du meine Mutter abholst.«
»Wenn ich so dafür belohnt werde, dass ich Zeit mit deiner Mutter verbringe, dann könnte sie meine neue beste Freundin werden«, sagte Del.
