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Die wahre Charakterstärke eines Mannes zeigt sich erst dann, wenn er sein Schicksal annimmt und ihm unerschrocken entgegentritt. Das große Finale der Weltenbrand-Reihe! Asgard liegt in Trümmern. Eine riesige Schlange bedroht die Menschheit und Claires Mutter weiß Bescheid! Als ob das nicht alles schon genug wäre, klebt Elkos Blut an ihren Händen. Die Lage entspannt sich, scheinbar. Bis es erste Opfer gibt. Öltanker, Kreuzfahrtschiffe, niemand ist sicher. Ein Kampf ums Überleben beginnt, sowohl auf der politischen Bühne als auch gegen die Bedrohung in Form einer mörderischen Riesenschlange, die alles niederwälzt, was sich ihr in den Weg stellt. Nur eines ist sicher: Diesmal endet es, endgültig.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Von Danara DeVries
Buchbeschreibung:
Das große Finale der Weltenbrand – Reihe!
Asgard liegt in Trümmern. Eine riesige Schlange bedroht die Menschheit und Claires Mutter weiß Bescheid! Als ob das nicht alles schon genug wäre, klebt Elkos Blut an ihren Händen.
Die Lage entspannt sich – scheinbar. Bis es erste Opfer gibt. Öltanker, Kreuzfahrtschiffe, niemand ist sicher. Ein Kampf ums Überleben beginnt – sowohl auf der politischen Bühne als auch gegen die Bedrohung in Form einer mörderischen Riesenschlange, die alles niederwälzt, was sich ihr in den Weg stellt.
Nur eines ist sicher: Diesmal endet es – endgültig.
Über den Autor:
Danara DeVries ist das Pseudonym einer nerdigen Mutter von zwei Nachwuchs-Nerds und der Ehefrau eines Ober-Nerds. Zusammen begeistern sie sich in trauter Nerdigkeit für alles, was auch nur im Entferntesten mit Fantasy, Mystik und Science Fiction zu tun hat. Während die Nachwuchs-Nerds noch an der Vervollkommnung ihrer Kängeroo-Zitate und Nightwish-Songtexten arbeiten, widmet sich die Autorin Höherem. Das Schreiben eigener Texte ist ihr liebster Zeitvertreib und wenn sie nicht gerade durch virtuelle Welten hastet und mit Schwertern herumfuchtelt, versinkt sie in der nordischen Mythologie oder in anderen längst vergangenen Epochen.
Revelation 6.17
Von Danara DeVries
c/o easy-shop
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Schloßstraße 20
06869 Coswig (Anhalt)
Telefon:
http://www.danara-devries.de
1. Auflage,
© 2019 Danara DeVries – alle Rechte vorbehalten.
c/o Papyrus Autoren-Club
R.O.M. Logicware GmbH
Pettenkoferstr. 16-18
10247 Berlin
Cover by Bianca Holzmann (www.cover-up-books.de) unter Verwendung der Bilder von ©Shutterstock (Darren Whittingham; Igor Zh.; BERNATSKAYA OXANA; AlexZaitsev; Ase; Iacostique; StellaL, Khakimullin Aleksandr)
Lektorat: Carmen Smorra, Angelique Wahl-Verzay
Korrektorat: Carmen Smorra, Kathi Boehlau-Godau
Namenspatenschaft für Halldor Meland: Andrea Ego Ott
http://www.danara-devries.de
Die kalte Nachtluft strömte stetig in Claires Lungen. Nur durch die Regelmäßigkeit tiefer Atemzüge beruhigte sich ihr Herzschlag und sie genoss für ein paar Augenblicke die Stille. Das Adrenalin, das die letzten Stunden durch ihre Adern gerauscht war, löste sich langsam auf. Dennoch fühlte sie sich hellwach. Sie war die ganze Nacht auf gewesen und verspürte nicht den Hauch von Müdigkeit, obwohl ihre Muskeln schmerzten und sie eigentlich nur noch schlafen wollte. Aber die Ruhe stellte sich nicht ein. Stattdessen kam sie sich vor wie ein Rennpferd kurz vor dem Start. Das Blut raste durch ihre Adern, die Angst saß ihr im Genick und dann war es plötzlich vorbei gewesen. Doch die Anspannung blieb. Die Nackenhaare zuckten noch immer, aber es gab niemanden mehr, gegen den sie kämpfen musste.
Die kühle Nachtluft, der Sonnenaufgang, der sich am Horizont abzeichnete, und die Gewissheit, überhaupt einen weiteren Morgen erleben zu dürfen, setzten sich ganz langsam in ihrem Denken fest. Allmählich kehrte die Ruhe zurück.
Wärme durchströmte sie, ausgehend von der Teetasse, die beruhigend und schwer in ihren Händen lag. Sie waren erst vor gut einer Stunde aus Asgard zurückgekehrt. Claire glaubte, in ihrer Wohnung Zuflucht zu finden, Elkos Wunden heilen zu können und wenigstens für ein paar Stunden ausruhen zu können. Aber der Albtraum verfolgte sie. Ihr Rückzugsort steckte bereits mittendrin und sie wusste nicht, wie sie wieder zur Normalität zurückfinden sollte. Allein die Bilder im Fernsehen jagten ihr heiße und kalte Schauer über den Rücken. Da half auch der Tee ihrer Mutter nicht. Sigrids Mischung, wie Claire lächelnd festgestellt hatte. Die Asin hatte einen riesigen Beutel Tee in ihrer Küche platziert und ihre Mutter hatte nicht schlecht gestaunt, als sie die Nase in die Tüte gesteckt hatte. »Perfekt«, war ihr einziger Kommentar gewesen.
Am Horizont zeichnete sich der erste Streifen eines neuen Tages ab. In Asgard … und der Ukraine hatte er bereits begonnen. Claire atmete tief durch und nahm einen weiteren, beruhigenden Schluck. Sie würden handeln müssen, irgendetwas unternehmen müssen. Elko wollte gerne nach Asgard und sich am liebsten direkt auf die Landzunge stellen. Aber so einfach war das nicht. Nicht in ihrer Welt.
»Wie geht es dir?« Astrid Esterbrooks trat auf den Balkon und legte ihrer Tochter eine wärmende Decke um die Schultern. Claire atmete tief durch und maß ihre Mutter mit einem langen, nachdenklichen Blick. Die Lügen und deren Ausmaß breitete sich erst nach und nach vor Claires innerem Auge aus. Astrid hatte sie ihr Leben lang über ihre Herkunft im Unklaren gelassen. Ihre Mutter hatte gehofft, in der Welt der Menschen Ruhe und Frieden zu finden, fernab von Asgards Intrigen. Auf der einen Seite verstand Claire ihre Mutter, aber auf der anderen Seite fühlte sie sich belogen und betrogen. Und schmerzlich daran erinnert, dass auch Elko sie mit seinen Halbwahrheiten nur beschützen wollte. Sie alle wollten sie beschützen und dabei war sie es doch, die beschützte.
»Besser«, antwortete sie leise und ließ ihren Blick wieder zum Horizont schweifen. »Ich kann verstehen, warum du mir nichts gesagt hast. Wirklich. Dennoch fühle ich mich … hintergangen und ausgeschlossen.«
Astrid lehnte sich auf die Brüstung und folgte Claires Blick, aber sie sah den Horizont nicht, ihre Augen trugen sie in die Vergangenheit. »Es tut mir unsäglich leid. Ich wollte dich beschützen, vor meiner Welt, vor dem Verrat und dem Betrug an den Menschen. Und es gelang mir tatsächlich für ein paar Jahre. Nur dein Vater …«
Claire drehte sich um und sah ihre Mutter durchdringend an. »War es deshalb? Weil er wusste, dass ich nicht seine Tochter bin?«
Astrid zuckte zusammen und nickte. »Ich mache ihm keinen Vorwurf, er hat es versucht und wir sind beide daran gescheitert. Erst flüchtete er sich in die Arbeit, dann in den Alkohol. Es tut mir so schrecklich leid.« Sie stieß sich seufzend von der Brüstung ab und ließ sich in einen großen Korbsessel fallen. »Wie hast du ihn nur getroffen?«
Claire löste sich ebenfalls von der Brüstung und breitete die Decke über ihrer Mutter aus. Dabei glitt ihr Blick ins Innere ihrer Wohnung, wo Hannah hektisch gestikulierend mit einem Telefon am Ohr und einer Tasse Kaffee in der Hand herumlief. Loke hatte sich auf dem Sofa ausgestreckt und lauschte gespannt den Nachrichten, während Elko schlief. Wieder einmal in ihrem Bett, verletzt und wieder einmal gerade so dem Tod entronnen. Claire lächelte. Es schien fast so, als würden seine Besuche in ihrem Bett immer mit einer Nahtoderfahrung einhergehen. Das Lächeln gefror und sie schluckte die erneut aufflammende Angst hinunter. Er durfte nicht andauernd in Gefahr geraten, dieses Auf und Ab musste endlich ein Ende haben.
»Das habe ich dir doch schon erzählt, Mama.« Claires Augen trafen sich kurz mit Hannahs, die ihr über das Telefongespräch hinweg aufmunternd zunickte. Die Agentin teilte Elkos Auffassung, dass sie etwas unternehmen müssten. Aber das »wie« stellte sich Hannah etwas anders vor. »Wir sind hier in unserer Welt, also musst du dich auch an unsere Regeln halten und die sehen nicht vor, dass du jeden, der Fragen nach Asgard stellt, mit dem Hammer wegfegst.« Und dann hatte sie ihn lächelnd ins Bett geschickt. Astrid hatte nach Luft geschnappt und Elko hatte sich widerwillig gefügt und Loke hatte sein Zähneknirschen mit lautem Gelächter kommentiert. Seitdem drückte sich Claire auf dem Balkon herum und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Schläft er?«, fragte sie schließlich und streckte die Beine müde von sich.
»Ja«, antwortete ihre Mutter und griff nach ihrer Hand. »Das du das alles durchmachen musstest, tut mir wahnsinnig leid. Aber Seine Hoheit wird sich erholen und …«
»Sprich nicht so von ihm«, murmelte Claire. »Er hat einen Namen und er mag es, wenn man ihn damit anspricht. Dieser ganze Quatsch geht ihm gehörig auf die Nerven.«
Astrid lächelte verbittert. »Verzeih, dieser Quatsch hat für viele Jahre mein Leben bestimmt und ich kann einfach nicht anders, als in ihm das zu sehen, was er ist. Er ist für mich, für diese ganze Kultur eine Art gottgleiche Figur. Als Asgard noch im Verborgenen existiert hat, war diese Weltanschauung in Ordnung. Hier in dieser Welt hast du recht, sein Volk muss sich anpassen. Er muss sich anpassen.« Astrid seufzte tief und strich versonnen über Claires Armreifen. »Vielleicht ist es gut, das gerade er der Hammerträger ist. Er ist jung und hat vielleicht genau die richtige Einstellung für ein Leben außerhalb des Schildes.«
»Ich habe Angst, dass die Mächtigen dieser Welt aus ihm einen Spielball machen könnten«, murmelte Claire und folgte dem Blick ihrer Mutter.
»Dafür hat er dich und diese Hannah. Ihr müsst für ihn die politischen Verstrickungen lösen.«
Claire lachte heiser. »Als ob ich jemals gut in Politik war …«
»Du warst immer eine gute Schülerin mit einer schnellen Auffassungsgabe und er vertraut dir.« Astrid atmete tief durch und senkte den Blick erneut auf Claires Handgelenke. »Diese Armreifen binden deine Kraft?«
Claire nickte. »Meland hat sie geschaffen und Elko angelegt, um seine Fähigkeiten zu kontrollieren. Wir konnten ihn davon befreien und für mich anpassen. Sie bändigen mein Verlangen.«
»Wie fühlt es sich an?« Ihre Mutter betrachtete sie stirnrunzelnd, so als wüsste sie, dass Claire sich nicht wohl mit diesen Dingern fühlte.
»Es schmerzt, als würden sie mich betäuben und unfähig machen, irgendetwas zu empfinden. Ich fühle mich bedrückt, entrückt … als würde ich neben mir stehen und …« Sie seufzte melancholisch und schluckte die aufkommenden Tränen hinunter. »Es ist so schwer. Aber wenn ich bei ihm bin, geht es. Dann fühle ich mich weniger … depressiv.«
»Oh mein liebes Kind«, murmelte Astrid und schloss sie in die Arme. Die Tränen drängten erneut an die Oberfläche und sie gestattete sich einen Moment der Schwäche. In den Armen ihrer Mutter fand sie Trost und genug Kraft, weiterzumachen, was immer noch auf sie zukommen sollte.
Claire atmete tief durch und sog den beruhigenden Duft ihrer Mutter in sich auf. Sie ließ sich von ihr halten und trösten und irgendwie wurde ihr dabei etwas leichter ums Herz. Die bleierne Last fühlte sich nicht mehr so schwer an und die Freude, die sie immer am Leben empfunden hatte, kehrte ein wenig zurück.
Als sie sich genug getröstet fühlte, löste sie sich von ihrer Mutter und schniefte laut. Astrid lächelte, kramte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch und reichte es Claire. »Alles wird gut«, murmelte Astrid und nahm erneut Claires Handgelenke.
»Ich habe schon damals, als du noch ein kleines Mädchen warst, von deiner Gabe gewusst und sie hinter einem mächtigen Siegel verborgen.« Claire ließ abrupt das Taschentuch fallen und starrte ihre Mutter entsetzt an.
»Du hast was?«, keuchte sie atemlos.
Astrid verlor sich absichtlich in der Betrachtung der eingeprägten Verzierungen auf den Lederarmbändern. »Dieses Siegel sollte dich schützen, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass der Hammerträger auftaucht und du dich zu ihm hingezogen fühlst. Und das er so stark sein würde.« Astrids Blick wanderte durch die Glasscheibe hindurch in den Flur und blieb an Claires Schlafzimmertür hängen. »Ich habe bereits einige Träger gesehen, aber nie einen, der so stark war. Gegen diesen Kraftgürtel kann ich kein Siegel erschaffen, du wirst ihn immer und überall spüren und jetzt, da du deine Fähigkeiten erst einmal kennst, kannst du meine Siegel mühelos durchbrechen.«
»Loke hat meine Fähigkeiten benutzt, um uns alle zu retten. Nur durch ihn konnte ich einen so mächtigen Schild erzeugen, der uns mehrfach das Leben gerettet hat. Dadurch wurden deine Siegel zerstört.«
Astrid nickte. Claire erinnerte sich noch lebhaft an den Sog, an die Quelle der Kraft und wie Elkos Energie sie umfangen hatte. Aber sie erinnerte sich auch an die Last, als die Kraft sie hinfortriss und sie die Kontrolle verloren hatte. Fröstelnd schüttelte sie sich. Astrid sah auf und nahm die Decke von ihrem Schoss, um ihre Tochter behutsam darin einzuwickeln.
»Ich kann keine neuen Siegel erschaffen, das würde zu lange dauern und es wäre fraglich, ob sie halten würden«, fuhr sie fort, als sie wieder Platz genommen hatte. »Aber ich kann dir zeigen, wie du deine Fähigkeiten beherrschen kannst.«
Claire sah abrupt auf. »Das kannst du?«
Astrid strich ihr lächelnd über die Wange. »Claire, ich bin mit dieser Fähigkeit geboren worden. Ich habe zwar nicht deine gewaltige Ausprägung, aber ich weiß, wie du sie kontrollieren kannst. Dein Vater …« Astrid hielt eilig inne und verstummte.
»Mein Vater …«, nahm Claire den Faden auf. »Ich dachte immer, Papa wäre mein Vater, aber wenn du schon schwanger warst, als du aus Asgard fortgegangen bist, wer ist dann mein Vater?«
Astrids Augen füllten sich mit Tränen und sie schüttelte stumm den Kopf. »Jemand sehr, sehr Mächtiges. Bitte, ich kann und will dazu nichts sagen. Ich weiß, du hast jedes Anrecht darauf, zu erfahren, wer er ist und ich werde es dir irgendwann sagen. Aber bitte zwing mich nicht dazu.« Ihre Mutter ließ ihre Handgelenke frei und drehte sich schluchzend fort, eine Hand vor den Mund gepresst, weinte sie schweigend in ihre Faust.
»Mama?« Claires Innerstes zog sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte ihre Mutter so oft weinen sehen, aber das hier war anders. Als würde ein lang verborgener Schmerz an die Oberfläche drängen und sie überrollen. Hastig erhob sie sich, nahm die Hände ihrer Mutter und ging vor ihr in die Knie.
»Was immer damals passiert ist, du musst es mir nicht sagen, wenn es zu schlimm ist. Ich bin dir auch überhaupt nicht böse. Wie könnte ich? Du hast versucht, mich zu beschützen, und hast dafür so viel aufgegeben.« Sie legte die Hand ihrer Mutter an ihrer Wange und atmete tief durch. »Alles wird gut, ja?« Ihre Augen trafen sich, als Claire aufsah und ihre Mutter erwiderte vorsichtig ihr Lächeln.
»Ja, alles wird gut«, seufzte Astrid. »Niemand wusste, dass ich schwanger war, als ich Asgard verließ. Nicht einmal ich selbst.« Ihr Blick richtete sich erneut in die Vergangenheit. »Und ich wusste, als ich dich das erste Mal spürte, dass niemand jemals von dir erfahren durfte. Am wenigsten dein Vater. Er würde dich mir wegnehmen und das konnte ich nicht zu lassen.«
Gespannt lauschte Claire den Worten ihrer Mutter. Sie würde sie nicht drängen, aber jedes Wort, was sie über ihre Vergangenheit preisgab, würde sie in sich aufnehmen. Doch mehr als diese wenigen Bemerkungen konnte sie nicht sagen. Der Schmerz flammte erneut in ihrem Blick auf und sie schluchzte erstickt. Claire streichelte beruhigend ihre Hand, so lange, bis Astrid wieder normal atmete und lächelnd auf sie herabblickte. Zärtlich legte sie ihre Hand auf Claires dunkles Haar. »Wir waren nicht einer Meinung über mein Handeln. Er war dagegen, dass ich meine Fähigkeiten den Schwachen zur Verfügung stellte. Er war …« Astrid atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. »Er war eine der treibenden Kräfte, die für meine Verbannung stimmten. Nichtsdestotrotz habe ich ihn sehr geliebt.« Sie wickelte eine Strähne von Claires dunklen Locken um ihren Finger und befühlte sie nachdenklich. »Du hast seine Haarfarbe, seine Nase und seine Augen.«
Claire erwiderte ihr Lächeln. »Danke, Mama.«
Astrid nickte. »Ich bin so froh, dass du Bescheid weißt und dass ich dir jetzt alles beibringen kann. Also lass uns etwas gegen dein Verlangen unternehmen.«
»Nein, er kann nicht zu Ihnen kommen, bei Gott, Goldblum, er wurde schwer verletzt und ich … bin nicht gerade in bester Verfassung!« Hannah Lindner ließ sich unvermittelt in die Polster sinken, so dass Loke gerade noch genug Zeit hatte, seine langen Beine vor ihrem Hintern in Sicherheit zu bringen. Die Agentin fuhr sich genervt durchs Haar und starrte auf den Fernseher, der jetzt eine Silhouette Asgards im frühmorgendlichen Nebel zeigte. Die Konturen verschwommen in den Wolken. Aber dort, wo noch gestern das offene Meer zu sehen war, offenbarte sich unter den ersten Sonnenstrahlen eine goldene Stadt mit glänzenden Türmen, die durch die Entfernung verschwammen, sich aber durchaus gut erkennbar vor dem Nebel abhoben.
Hannah stöhnte ins Telefon. »Ich habe ihn gefunden.« Sie machte eine dramatische Pause und wartete zweifelsohne auf die Reaktion ihres Gesprächspartners. »Den Spender unserer radioaktiv verseuchten Blutprobe«, erklärte sie weiter und lächelte zufrieden. Wie die Katze, die gerade den Kanarienvogel festgesetzt hatte. »Und nicht nur das. Ich war dort, Goldblum, und bin vor gut einer Stunde zurückgekommen. Und fragen Sie mich jetzt nicht, wie ich die 3000 Kilometer innerhalb eines Wimpernschlages überwunden habe. Erstens, kann ich es nicht erklären und, zweitens, würden Sie mir ja doch nicht glauben! Aber denken Sie an diese Stadt! Sie war gestern auch noch nicht da.«
Loke grunzte und stellte den Fernseher leiser. »Und sie sollte nicht da sein! Das ist alles Elkos Schuld! Wenn er einmal zuhören würde … aber Feuer den beschissenen Hammer nicht in geschlossenen Räumen! ab, ist offensichtlich nicht deutlich genug.«
Hannah warf ihm einen warnenenden Blick zu. »Nein, das war sein Bruder. Hören Sie, Tristan. Diese Stadt ist unglaublich und war seit Jahrtausenden verborgen und ich war in Begleitung ihres Oberhauptes, der … ein wenig besonders ist. Was ich damit sagen will, Asgards … und jetzt unterbrechen Sie mich nicht, das dort im Asowschen Meer ist ASGARD, verdammt noch mal!« Hannah verstummte und Loke hörte nur die wütende Stimme ihres Kollegen aus dem Handy tönen.
»Ja, gehen Sie doch hin und fragen nach!« Hannah lachte hysterisch auf. Loke hätte jetzt eine Bemerkung bezüglich der Riesenschlange in den Raum werfen können, aber ihr Blick wechselte schlagartig von hysterisch zu professionell. »Hören Sie, Asgards Oberhaupt liegt im Bett einer kleinen Zwei-Raum-Wohnung in Stuttgart. Ich brauche mindestens fünf Agenten mit entsprechender Ausrüstung und drei Fahrzeuge hier vor Ort, die die Wohnung überwachen. Und Kleidung.«
Am anderen Ende der Leitung wurde es verdächtig still, während Goldblum offenbar Hannahs Anweisungen notierte. »Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass er der ist, für den ich ihn halte. Ich habe es gesehen, Tristan. Und ich werde alles zu Protokoll geben, was vorgefallen ist. Aber Elko Jörd kann unmöglich ungeschützt bleiben. Er wird erst in ein paar Stunden transportfähig sein.«
Hannah lauschte angestrengt ins Telefon und rieb sich müde die Nasenwurzel. »Schauen Sie einfach die Nachrichten, Tristan. Und schicken Sie mir mit den Männern Waffen und Kleidung. … Ja, Kleidung, für einen 90kg schweren 1,90m großen Klotz.« Lokes Mundwinkel zuckten und Hannah warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Warum? Nun, weil er unmöglich in einer goldenen Rüstung und einem roten Umhang hier rumstolzieren kann? Was meinen Sie, wie lange die Presse braucht, bis sie davon Wind kriegt?«
Und dann hängte sie abrupt auf. Loke konnte sich nur mit Mühe beherrschen. Die kleine Brünette war eine willenstarke Persönlichkeit, aber die Nahtoderfahrung mit der Riesenschlange und dem explodierenden Schildgenerator Asgards hatte an ihrer Selbstbeherrschung gekratzt. Sie atmete tief durch und wandte sich zu ihm. »Jetzt lach bloß nicht, ich bin nicht in Stimmung.«
Loke beschränkte sich auf ein zufriedenes Grinsen. »Ich könnte jetzt behaupten, dass dieser Schlamassel allein auf Melands Konto geht, aber Elko trägt eine gehörige Mitschuld daran. Er hätte sich nicht darauf einlassen dürfen, sondern …« Loke verstummte und wagte nicht, die Entführung seiner Mutter als Kollateralschaden abzutun.
»Dein Ernst?«
Loke schüttelte betroffen den Kopf. »Nein, ich hätte es genauso wenig gekonnt. Der Schild, Claires Schild und der Angriff auf Meland waren die einzige Möglichkeit. Niemand konnte ahnen, wie der Generator darauf reagieren würde.« Sein Blick glitt zu Asgards flackernder Silhouette und der stumm geschalteten Nachrichtensendung. »Vielleicht ist es nicht das Schlechteste, uns endlich der Welt zu offenbaren.«
Hannah folgte seinem Blick und nickte. »Goldblum glaubt mir zwar nicht, dass wir hier Asgards König zusammengeflickt haben, aber er schickt Männer, Ausrüstung und …«, ihr Blick glitt zu den Überresten von Elkos Rüstung, eingewickelt in den prächtigen roten Umhang, »… Kleidung. Ich denke, das Häufchen da und seine Fähigkeiten werden den Rest der Welt überzeugen.«
Loke seufzte. »Seine Fähigkeiten. Darüber wollte ich sowieso mit der sprechen, bevor hier das Chaos losbricht.«
Hannah richtete sich auf und erwiderte Lokes drängenden Blick. »Ich möchte, dass du dich darüber ausschweigst. Niemand soll davon erfahren.«
»Warum denn nicht? Er kann das Wetter beeinflussen und Blitze heraufbeschwören. Er ist der Nachfolger Thors! Das ist so unglaublich. Die Wissenschaft wird begeistert sein. Sein Erscheinen, Asgards Erscheinen, rückt die Sagen der nordischen oder griechischen, ach was, JEDER Mythologie in ein neues Licht. Was ist mit Atlantis? Troja? Wenn es Asgard tatsächlich gibt, liegen diese Städte vielleicht auch noch irgendwo verborgen?«
Loke lächelte über Hannahs Enthusiasmus. »Genau das möchte ich vermeiden. Elko ist ein Strahler, er sonnt sich gerne in der Anerkennung anderer. Wenn der Richtige kommt und ihm entsprechend schmeichelt, kann er sich diesem Charme kaum widersetzen. Und, was glaubst du, wird passieren, wenn seine Fähigkeiten in die falschen Hände geraten oder jemand ihn erpresst? Etwa um irgendwelche riesigen Generatoren in die Luft zu jagen?«
Hannah wollte gerade etwas Entsprechendes erwidern, aber als sie die Bedeutung von Lokes Worten begriff, schloss sie den Mund. »Das …«, raunte sie und sank in die weichen Polster. Loke schnalzte mit der Zunge und folgte ihrem Beispiel.
»Genau das möchte ich vermeiden. Wir können ihn und die, die ihn erpressbar machen, gar nicht alle schützen. Also wäre es doch das Einfachste, seine Fähigkeiten vor der Welt geheim zu halten, oder?«
Hannah grinste. »So wie Supermann?«
Loke erwiderte ihr Grinsen. »So in etwa. Der rote Umhang müsste zwar gewaschen werden, aber alles in allem glaube ich, dass mein Bruder Supermann ungespitzt in den Boden rammen kann, wenn er das ganze Potenzial seiner Kräfte ausschöpft.«
Hannah lachte leise. »Das ließe sich bewerkstelligen. Er braucht nur noch eine Brille.«
Die Sonne stand schon weit über den Dächern, als Astrid endlich mit ihrer Arbeit zufrieden war. Lächelnd ließ sie sich in den großen Korbsessel fallen und atmete tief durch. Zärtlich ließ sie ihre Hand durch CLaires dunkle Locken gleiten. »Geh zu ihm und ruh dich aus. Er braucht dich jetzt und du brauchst ihn.«
»Ist es denn ungefährlich?« Claire fühlte sich ohne die Manschetten befreit, als hätte das, was ihre Mutter getan hatte, die Fesseln um ihre Lungen gesprengt. Ungehindert inhalierte sie die frische Morgenluft und genoss die warmen Strahlen der gerade aufgehenden Septembersonne. Der Sog war verschwunden und mit ihm der bohrende Hunger. Als hätte sie mit den Manschetten auch das Verlangen abgestreift. Doch das schmerzhafte Ziehen in ihrer Magengegend war geblieben. Sehnsucht nach Elko, nach seiner Nähe und seinen Berührungen.
»Was fühlst du?«
»Nur noch Sehnsucht. Ich will zu ihm gehen und ihn fühlen.« Astrid lächelte.
»Der Hunger?«
»Ist fort, als wäre eine große Last von meinen Schultern genommen. Ich kann atmen und lachen.«
»Keine Melancholie?«
»Das weiß ich noch nicht, vielleicht ein dumpfer Nachhall, aber ich fühle mich auf jeden Fall besser und ich empfinde keine Schuldgefühle.«
Ihre Mutter beugte sich vor und nahm ihre Hände in die ihren. »Dann hat es auch funktioniert. Deine Energieaufnahme war gestört. Deine Zellen waren wie im Rausch und haben ihre eigenen Grenzen nicht gekannt. Ich habe lediglich eine Obergrenze festgelegt. Du kannst nach wie vor Energie aufnehmen, aber dein Körper kennt jetzt sein Maß. Du wirst also dabei nicht mehr in Lebensgefahr geraten. Wenn dein Speicher voll ist, war‘s das.«
Claire erwiderte den sanften Druck der Hände ihrer Mutter. »Und wenn ich wie ein Transformator arbeiten muss? In den letzten Tagen habe ich Elkos Energie aufgenommen und gleichzeitig in einen Schild geleitet?«
»Das sollte weiterhin möglich sein. Claire, du bist ganz erstaunlich. Deine Fähigkeiten arbeiten intuitiv und …«
»Loke hat mir gesagt, ich kann sogar meine Muskelkraft mit meiner Energie erhöhen?«, unterbrach sie neugierig die Ausführungen ihrer Mutter. Astrid verzog leicht das Gesicht und warf einen kurzen Blick über die Schulter in das Wohnzimmer, wo sich Hannah auf der Couch ausgestreckt und Loke es sich auf dem Boden bequem gemacht hatte.
»Dieser Loke, sein Bruder, ist ein wirklich einfallsreicher Magier. Er beherrscht die Elemente, formt die Atome nach seinem Willen. Denn das ist es, was Magie wirklich ist. Wir unterwerfen die kleinsten Teilchen unserem Willen.« Astrid verzog säuerlich das Gesicht. »Aber ich halte nichts davon, sich selbst zu beeinflussen. Die Auswirkungen sind unerforscht. Letzte Nacht war eine Ausnahme und ich möchte dich bitten, nicht selbst an dir herumzuexperimentieren.«
Claire stockte. »Aber ich habe meine Schlagkraft mit meiner Energie erhöht, indem ich um meine Fäuste eine Art Kissen aus Energie gelegt habe.«
Claires Mutter lächelte beruhigend. »Das ist etwas anderes. Du hast nicht direkt in deinen Körper eingegriffen, sondern von außen etwas hinzugefügt. Gestern Nacht hast du deine Muskeln beeinflusst. Wenn du zu viel Energie verwendest, können deine Muskeln und inneren Organe starke Schäden nehmen.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn und versank in ihren Überlegungen. »Du hast sehr viel Energie. Vermutlich warst du einfach zu erschöpft, um deinem Körper mit zu viel Energie zu schaden.«
»Aber …«, wollte Claire widersprechen, doch Astrid schüttelte den Kopf.
»Nicht, Claire. Nur in absoluten Notfällen. Hast du mich verstanden?«
Claire verstand. Gestern Nacht hatte ihr Leben davon abgehangen, wie stark sie war, wie viel sie tragen konnte. Aber diese Technik war den absoluten Extremsituationen vorbehalten. Wenn ihre Muskeln der Belastung nicht standgehalten hätten … Claire schüttelte sich. Daran wollte sie überhaupt nicht denken. Zum Glück war alles gut gegangen, aber das war nicht Lokes Verdienst. Er hätte sie warnen müssen. Leider war für ausführliche Erklärungen keine Zeit geblieben, nicht mit einer monströsen Schlange im Nacken.
»Denk nicht drüber nach, Claire«, versuchte ihre Mutter sie aufzuheitern. Zärtlich strich sie über ihre Wange und lächelte. »Geh jetzt zu Seiner Hoheit …«, Astrid unterbrach sich und schluckte den Rest des Satzes herunter.
»Elko, Mama, sein Name ist Elko. Versuch es einmal, ohne vor Ehrfurcht in Ohnmacht zu fallen.« Claire erhob sich grinsend und wandte sich Richtung Balkontür.
»Elko«, murmelte ihre Mutter nachdenklich und verlor sich in der Betrachtung des Sonnenaufgangs. »Jörd … Elko Jörd.«
Die Balkontür quietschte verräterisch, aber weder Hannah noch Loke regten sich. Die Agentin hatte sich auf der Couch zu einer bequemen Kugel zusammengerollt und starrte gebannt auf den Fernseher. Ihre Hand ruhte neben ihrem Kopf, direkt auf ihrem Revolver. Das alte Ungetüm hatte es ihr angetan und Hannah hatte beteuert, dass sie es nie wieder hergeben würde. Aber ob sie heute Morgen eine aufmerksame Leibwächterin sein konnte, war zu bezweifeln. Während der Nachrichten waren ihr die Augen zugefallen und sie schnarchte leise.
Loke war es nicht besser ergangen. Er hatte sich auf dem Teppich ausgestreckt, auf die Seite gerollt und die Hand auf der Fernbedienung. Aber seine Aufmerksamkeit galt nicht den Nachrichten. Als die Anspannung langsam von ihm abfiel und der Tee ihrer Mutter seine Wirkung entfaltete, hatte auch ihn die Erschöpfung übermannt – wie leise Schnarchgeräusche bewiesen.
Claire konnte sich leider nicht positiv über die Wirkung des Tees auslassen. Sie war hellwach und würde nicht eher Ruhe finden, bis sie die Wirkung von Astrids Behandlung auf die Probe gestellt hatte.
Leise schlich sie durch das Wohnzimmer und zögerte nur kurz. Ihre Hand ruhte einen winzigen Moment auf der Türklinke. Sie ließ die andere Hand in ihre Jackentasche gleiten und tastete suchend nach den Armreifen. Nur für alle Fälle, falls ihre Mutter etwas übersehen hatte. Weitere Probleme - wie etwa einen Anfall von Energie-Vampirismus - wollte sie nicht gerade heute Morgen ausfechten.
Ihr Schlafzimmer lag im Halbdunkel. Die kleine Nachttischlampe war mit einem durchsichtigen Schal bedeckt, sodass sie nicht zu viel Helligkeit spendete, aber immer noch genug Licht, um nicht völlig im Dunkeln zu tappen. Der massige Körper zeichnete sich als dunkle Silhouette vor der diffusen Helligkeit ab. Seine Brust hob und senkte sich in sanften Atemzügen. Claire atmete tief ein und lächelte. Kein Geruch nach Eiter oder Krankheit. Dieses Bild - Elko verletzt in ihrem Bett - war irgendwie zur Gewohnheit geworden und erinnerte sie immer wieder an den Augenblick, als sie von Loke frei gelassen worden war und ihn das erste Mal seit der Messerattacke wiedergesehen hatte. Dieser befremdliche Geruch nach Eiter und Krankheit hatte sich ihr in die Nasenschleimhäute gebrannt und es war ihr zu einer Gewohnheit geworden, einfach den Geruch zu überprüfen.
Das Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus, als er tief seufzte und leise weiter schnarchte. Claire schälte sich aus ihrer Jacke, streifte die dreckige und Blut verschmierte Jeans ab und schlüpfte aus dem nicht weniger verschmutzten Shirt. Der Kleiderhaufen roch entsetzlich nach Metall. Überall Elkos Blut und doch lag er hier und schnarchte. Claire schob den Haufen beiseite und entledigte sich auch noch ihrer Unterwäsche. Der blütenweiße Stoff war nicht mehr zu gebrauchen, vielleicht konnte sie ihn schwarz färben, aber mit Blutflecken, die sie an Elkos Verwundung erinnerten, würde sie sie nicht mehr tragen. Nie wieder.
Claire überlegte kurz, ob sie noch schnell unter die Dusche springen sollte, aber das leise Schnarchen aus ihrem Bett war so verführerisch, dass sie sich nur schnell saubere Unterwäsche organisierte und in ihr weites Schlafshirt schlüpfte. Bevor sie jedoch zu Elko in die Kissen kroch, bückte sie sich noch einmal nach ihrer Jacke und kramte die Armenreifen hervor. Nur für alle Fälle.
Langsam ließ sie das geprägte Leder durch ihre Finger gleiten und platzierte die beiden halb offenen Reifen auf ihren Nachttisch. Selbst wenn sie sie nicht mehr brauchen würde, sie würde die Schmuckstücke auf jeden Fall behalten.
Vielleicht sollte sie die »Obergrenze« ihrer Zellen erst einmal vorsichtig testen, ehe sie aufs Ganze ging. Claire lächelte und streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus, während sie einen Lederreifen in der anderen Hand hielt. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Sog, versuchte, ihn in ihrem Inneren zu finden. Doch da war nichts, nur der unwiderstehliche Drang, Elko anzufassen, seine festen Muskeln unter ihren Finger zu fühlen.
Seine Haut war kühl, was bestimmt nicht nur daran lag, dass er kein Fieber hatte, sondern auch wie immer ohne Decke schlief. Als Zugeständnis an ihre Mutter hatte er sich die Decke bis zu Hüfte hochgezogen, also genug Freigelände zum Testen. Claire schmunzelte und ließ ihre Hand genüsslich über seinen Arm nach oben wandern. Da war kein Sog, kein Verlangen, keine Gier. Vorsichtig sank sie tiefer und konzentrierte sich auf den Kraftgürtel. Und da war er, drehte sich in Elkos Innerem. Neugierig legte sie den Kopf zur Seite und glitt tiefer. Der Sog fehlte vollständig. Sie sah den Fluss, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht mehr unkontrolliert mitgerissen wurde. Sie beherrschte ihn auch nicht, sie war eher wie ein unbeteiligter Beobachter. Der Fluss war wunderschön, er strahlte in den verschiedensten Blautönen und drehte sich um ein nicht erkennbares Zentrum. Claire lächelte und drängte vorwärts. Sie wollte schon immer wissen, was sich dort im Zentrum befand.
Kurz bevor sie in den Fluss eintauchte, hielt sie inne und streckte vorsichtig einen Finger aus. Sanft ließ sie ihn in die Wogen reinster Energie eintauchen. Gespannt hielt sie den Atem an und erwartete eigentlich, mitgerissen zu werden. Aber nichts dergleichen geschah. Nun, nichts war in etwa so viel wie die Untertreibung des Jahrhunderts. Elkos Energie überschwemmte sie mit einer Woge reinsten Glücks. Ihre Zellen begrüßten den Strom voll Freude und ihr ganzer Körper jubelte begeistert auf. Ein Pandämonium leuchtender Farben explodierte vor ihrem inneren Auge und ließ sie laut auflachen. Gerüche nahm sie plötzlich viel intensiver wahr und dann ließ sie sich einer Eingebung folgend in den Strom fallen. Er riss sie nicht mit, sondern sie ließ sich treiben. Sie bestimmte, wohin er sie führte und der Wunsch, endlich das Zentrum von Elkos Kraft zu erkunden, führte sie durch den Gürtel, immer tiefer, immer weiter. Er schien unendlich zu sein, viel breiter, als es von außen her wirkte, und die Energie war so erfrischend, so belebend und unglaublich schön.
Claire hatte fast sogar das verzehrende Verlangen vergessen, das sie bereits beim ersten Mal an diesem Ort heimgesucht hatte. Damals, in Tommys Hütte, hatte sie nur eine kleine Kostprobe seiner Macht genommen und war dem Verlangen nur mit äußerster Willensanstrengung entkommen. Diesmal steckte sie mittendrin, wortwörtlich, und das einzige Gefühl, was sie diesmal heimsuchte, war unendliches Glück. Selten hatte sie sich so ausgefüllt, so belebt und so energetisch gefühlt, wie in diesem Augenblick.
Als Claire das Zentrum des sich stetig drehenden Stroms erreichte, lächelte sie zufrieden. Beseelt vom Glück fand sie dort eine schlafende Gestalt. Langsam ließ sie sich zu Boden gleiten und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Nur ein einziges Mal hatte sie in Elkos Innerem festen Boden unter den Füßen gehabt und diese Erfahrung war mit dem Kampf gegen die Schlange einhergegangen. Jetzt spürte sie stabilen Fels. Vorsichtig ging sie zu der Gestalt und ließ sich langsam neben ihm nieder. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und schlief, doch anhand seiner langen, zu einem Pferdeschwanz gebunden Haare, den kräftigen Schultern und dem breiten Rücken wusste sie genau, wen sie hier vor sich liegen sah.
Ob er tatsächlich real war? Claire streckte die Hand aus und berührte ihn vorsichtig an der Schulter. Die Gestalt regte sich und drehte sich um. Claire lächelte, sie fühlte eine Woge des Glücks und freute sich auf Elkos Gesicht, doch als der Mann sich umgedreht hatte und sie mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte, schrak sie zurück.
Das blaue Licht hatte es ihr schwer gemacht, seine Haarfarbe zu erkennen. Obwohl es exakt Elkos entsprach, hatte es eine andere Farbe. Seine Augen waren so viel älter und verhärmter als Elkos. Außerdem trug er statt Elkos blondem Flaum, einen roten Bart. Seine Wangenknochen standen markant hervor und verliehen ihm einen zornigen Gesichtsausdruck. Dazu noch die grimmig zusammengezogen Augenbrauen, die wütende Stirnfalte und das herausfordernde Kinn. Das war nicht Elko!
»Wer bist du, Kind?«, fragte der Mann mit tiefem Bariton. »Und was machst du hier?«
»Ich …«, stotterte Claire und wich angstvoll ein paar Zentimeter zurück. »Ich …«
Die Züge des Mannes entspannten sich und er schmunzelte. »Vielleicht sollten wir einfach mit deinem Namen anfangen.«
Claires Herz schlug ihr bis zum Hals, als seine tiefblauen Augen sich stechend in ihre Pupillen bohrten. »Claire«, hauchte sie angstvoll. Die Mundwinkel des Mannes zuckten und er setzte sich ihr gegenüber in einem bequemen Schneidersitz.
»Nun, Claire, mein Name ist Thor.«
Hastig schlug Claire die Augen auf und starrte an die Zimmerdecke in ihrem Schlafzimmer. Das konnte doch nicht möglich sein! Aber andererseits: Warum eigentlich auch nicht? Elko war sozusagen sein Erbe und warum sollte sich in Thors Kraftgürtel nicht auch ein Teil des Gottes selbst verbergen. Ob Elko davon wusste? Oh! Als sie in Tommys Hütte in seinen - Thors - Kraftgürtel eingetaucht war, hatte er alles mitbekommen.
Vorsichtig drehte sie sich zur Seite und starrte in seine tiefblauen Augen. Ihr Herz machte einen erschrockenen Seufzer, aber das Zucken seiner Mundwinkel beruhigte sie. »Bist du böse?«, fragte sie leise und legte ihre Hand an seine Wange.
Elko schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe dich nur beobachtet und abgewartet, ob du von selbst wieder auftauchst.« Er seufzte leise. »Ich war noch nie im Zentrum des Gürtels. So wie du kann ich nicht abtauchen, aber ich kann dir folgen.«
»Also hast du ihn gesehen?«
Elko zuckte mit den Schultern und schmiegte sich genüsslich in ihre Handfläche. »Ich habe nur dich gesehen? Wen soll ich gesehen haben?«
»Mich?« Claire runzelte nachdenklich die Stirn. »Was hast du gesehen?«
»Claire? Müssen wir das besprechen? Ich würde viel lieber etwas schlafen oder …« Seine Augen funkelten verheißungsvoll, als er leicht den Kopf drehte und zärtlich an ihrer Handfläche knabberte. Er hatte ihn also nicht gesehen. Vielleicht hat er durch Thors Augen geblickt? Total widersprüchlich, aber man konnte diesen Kraftgürtel nicht mit Logik erklären. Was immer dort passiert war, Elko schien nicht zu wissen, dass der Gott selbst in seinem Inneren steckte. Claire schluckte und versuchte krampfhaft, sich nicht von seinen Küssen ablenken zu lassen. Aber was würde passieren, wenn er herauskam? Könnte so etwas überhaupt passieren?
Claire verlor den Faden, als Elko ihr zärtlich in die Handfläche biss. »Hey!«, protestierte sie und wollte sich ihm entziehen. »Du bist gerade erst von meiner Mutter geheilt worden. Was ich übrigens total befremdlich finde … und hast eine Menge Blut verloren. Und du denkst nur an das eine?«
Elko lachte leise und schob seine Hand zielsicher unter ihr T-Shirt. »Du hättest eben nicht herkommen dürfen. Und dann dieser Aufzug!«
Claire sah an sich herunter und wollte sich gerade dem Gedanken zuwenden, wie sie eigentlich auf die andere Seite des Bettes gekommen war, als seine Hand sich zärtlich um ihre Brust schloss und dabei neckend die Narbe streichelte. Claire atmete scharf ein. »Das ist nur ein T-Shirt! Keine heißen Dessous und keine Strapse. Nur ein T-Shirt und ein Höschen.«
Elko schnurrte und schob ihr Shirt so weit hoch, dass er ihre Hello-Kitty-Panty mit der aufgedruckten rosa Katze begutachten konnte. »Aber was für eines«, murmelte er genüsslich und drehte sich, sodass er die Nase in der kleinen Katze vergraben konnte. Claire schnappte entsetzt nach Luft, als der Nase ein beherzter Finger folgte und unter das Höschen schlüpfte. »Du hast viel zu viel Blut verloren!«, wehrte sie sich energisch und presste die Schenkel aneinander. »Im Übrigen wollte ich dir etwas zeigen.«
»Ich hab schon alles gefunden, was ich brauche«, schnurrte er und steckte seine Nase unter den feinen Stoff. Claire keuchte erregt auf und drehte sich leicht weg, sodass er nicht mehr an sie herankam. Elko schnaubte enttäuscht.
»Und damit meine ich nicht mein Höschen!« Sie hielt ihm demonstrativ ihre Handgelenke unter die Nase, erst das eine und dann das andere. Elkos Augen weiteten sich und er vergaß Claires Unterwäsche augenblicklich. Er zog seinen Finger aus ihrer Mitte und hinterließ eine brennende Spur unerfüllten Verlangens. Claire seufzte. Okay, das war vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für eine weitschweifige Orgie, aber sie würde nicht auf ihn verzichten. Er musste dringend beenden, was er da gerade angefangen hatte, egal wie. Nachdem sie ihm von den Armreifen und der »Behandlung« ihrer Mutter erzählt hatte.
»Wo sind deine Armreifen?«, keuchte er und griff nach ihrem Handgelenk. »Du bist vollkommen ungeschützt. Wenn dich der Sog erfasst …« Claire beugte sich lächelnd vor und hinderte ihn mit einem forschen Kuss an weiteren Spekulationen. Sanft drückte sie ihn in die Kissen und kostete jede Sekunde seines Schocks genüsslich aus. Elkos Augen zuckten immer wieder zu ihren Handgelenken, doch ihre Küsse lenkten ihn ab und schließlich gab er die Betrachtung ihrer Handgelenke auf, schloss sie in seine Arme und ließ sich mit ihr zurückfallen.
»Wie ist das möglich?«, keuchte er atemlos, als sie sich schließlich voneinander lösten. Claire rutschte von ihm runter und legte ihren Oberschenkel über seine pochende Mitte. Elko sog scharf die Luft ein und verharrte bewegungslos unter ihrem Knie. Claire kicherte und weidete sich an seiner Anspannung. Ihr Knie bewegte sich noch ein wenig mehr und Elko keuchte erneut auf. Als hätte er Schmerzen. Claire kommentierte seine Reaktion mit leisen Lachen.
»Oh, wie ich das liebe«, murmelte sie und ließ ihre Finger über seine nackte Brust wandern. Elko hingegen betrachtete angespannt die Zimmerdecke und konzentrierte sich nur auf seine Atmung, abgehackte kleine Stöße. »Meine Mutter hat mein Verlangen irgendwie eingedämmt«, fuhr Claire sinnierend fort und spielte beiläufig mit dem Bündchen seiner Shorts. Selbst die waren blutverschmiert, aber in Ermangelung irgendwelchen Ersatzes musste Elko mit den Blutflecken zurechtkommen, wenn er nicht gerade nackt schlafen wollte. Claire hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, aber der Rest ihrer Reisebegleitung, einschließlich ihrer Mutter, sprachen sich entschieden dagegen aus. Elkos Atmung beschleunigte sich. »Sie hat irgendetwas von einer Obergrenze gefaselt und das mein Körper dann keine weitere Energie aufnehmen würde, was auch immer. Ich konnte ihr kaum zuhören«, murmelte Claire und ließ ihre Hand unter dem blutverschmierten Stoff gleiten, streichelte zärtlich Elkos Seite. Sie hatten das Blut nur notdürftig abgewaschen. Eine Dusche wäre angebracht gewesen, aber Elko hatte kaum genug Kraft gehabt, um mit Hilfe in Claires Schlafzimmer zu wanken. Wenn er hätte duschen wollen, hätte irgendjemand mit ihm in die Kabine klettern und ihn aufrecht halten müssen.
»Ich war nur damit beschäftigt, an dich zu denken und wie du dich anfühlen würdest, wenn dieses Verlangen nach dem Kraftgürtel endlich fort ist. Ob ich noch genauso für dich empfinde …« Claire seufzte und spielte verträumt mit den Haaransatz unter seiner Unterhose. Elko schnappte heftig nach Luft und bereitete ihren Folterungen jäh ein Ende. Hastig drehte er sich zur Seite und schob sie damit etwas von sich.
»Und?«, fragte er atemlos. »Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?« Sein Puls raste, seine Augen bohrten sich in ihre und er kaute konzentriert auf irgendetwas herum.
Claire lächelte und legte ihre Hand in seinen Rücken. »Es ist noch viel schöner, viel intensiver und ich will dich fühlen. Ohne dieses gierige Verlangen, ohne ein wehrloser Spielball dieser Kräfte zu sein.«
Sie verstärkte den Druck in seinem Rücken und zog ihn an sich. Elko öffnete leicht die Lippen und schloss zitternd die Augen, als Claire auch noch die andere Hand in seinen Nacken schob und ihn auf sich zog. »Ich bin meine Gier los und du atmest noch. Wir sind am Leben und ich will dich spüren, so lange, bis ich nicht mehr laufen kann.«
Elko stöhnte leise und ließ sich gründlich von ihr küssen. Als sie sich wieder voneinander gelöst hatten, glitt er erschöpft in die Kissen. »Ich weiß nicht, ob ich schon genug Kraft aufbringen kann, um dir zu Diensten zu sein«, murmelte er und raufte sich frustriert die Haare. »So gern ich auch würde, aber ich kann nicht einmal aufstehen.«
Claire lächelte leise und ließ ihre Hand erneut in seiner Unterhose verschwinden. Diesmal grub sie tiefer und entlockte ihm ein heiseres Stöhnen. »Das, mein Lieber, sollte kein Problem darstellen.«
Loke stellte Claires Fernseher so ein, dass er neben der sich stündlich wiederholenden Nachrichtensendung eines reinen Informationskanals auch die Uhr einsehen konnte. In Asgard war es später Vormittag und die Sonne stand bereits hoch am Himmel, während hier im kalten Deutschland gerade mal die letzten Dunstwolken von der Sonne dahingeschmolzen wurden. Die Nachrichtensprecherin erzählte mittlerweile davon, wie sich ein paar Hubschrauber dem »Phänomen« näherten und es untersuchen wollten. Einer der Hubschrauber gehörte wohl einem TV-Sender, denn in einem kleinen Fenster rechts über der Nachrichtensprecherin sah man verwackelte Aufnahmen aus einem jener Hubschrauber.
Loke holte tief Luft und rieb sich den Nacken. Das Schlafen auf dem Teppich hatte ihm nicht wirklich gutgetan, aber zumindest hatte er ein paar Stunden geruht. Hannah lag auf dem Sofa in seinem Rücken und schnarchte leise vor sich hin. Die Agentin war nach dem Telefonat mit ihren Kollegen vollkommen fertig gewesen. Claires Mutter werkelte in der Küche und bereitete ein Frühstück vor. Niemand wusste so genau, wann Elko einigermaßen fit war, aber Claires Mutter hatte darauf bestanden, dass zumindest die anderen etwas essen sollten. Der Wasserkocher blubberte im Hintergrund und kündigte eine weitere Runde Tee für alle an. Loke verzog das Gesicht. Sigrid schwörte zwar auf den Tee, aber der würde die Situation in Asgard auch nicht wieder richten.
Der Hubschrauber des TV-Senders überflog gerade das offene Meer und näherte sich einer Felswand. Asgard lag im Kessel eines riesigen, erloschenen Vulkans. Die Kraterränder bildeten einen natürlichen Wall, dem sich der Hubschrauber jetzt langsam näherte und an Höhe gewann. Loke betete, dass noch niemand auf der Insel bemerkt hatte, wie sie für die Außenwelt sichtbar geworden waren. Aber spätestens, wenn die ersten »Besucher« mit ihren fliegenden Quirlen auf der großen Ebene vor der Stadt landeten, würden die Bewohner der Stadt wissen, was passiert war.
Loke seufzte und zappte auf einen anderen Nachrichtenkanal. Gleiches Bild. Der Hubschrauber hob über die Felswand und erreichte den grünen Talkessel, begleitet von den Ausführungen der Reporterin. Staunendes AHHH und OHHH und der Ausruf, dass sich dort eine Stadt befand. Loke verdrehte die Augen. Natürlich befand sich dort eine Stadt. Man konnte die goldenen Türme ja bereits vom Festland aus über der Felsenwand aufragen sehen. Loke stöhnte und folgte gebannt den Ausführungen. Er suchte eine ganz bestimmte Stelle und hoffte insgeheim, dass sich die Hubschrauber bis zur Stadt vorwagen würden. Dann könnte er vielleicht einen Blick auf das Ratsgebäude werfen.
Aber eigentlich reichte ihm schon ein kleiner Blick auf die Stadt und er schloss die Augen in der Gewissheit, dass das, was er vermutete, eingetroffen war. Eine Schneise der Verwüstung dort, wo eigentlich goldene Türme stehen sollten, deutete darauf hin, dass die Bestie ausgebrochen war. Wenn der Hubschrauber nur eine weitere Runde fliegen würde … dann könnte er vielleicht ermitteln, ob sie sich noch im Talkessel befand oder … Loke kaute ungeduldig auf der Unterlippe herum und griff automatisch nach dem grässlichen Beruhigungstee. Er musste sich einfach gedulden.
Leider setzte der Hubschrauber nicht zu einem Rundflug an, sondern zog sich zurück. Loke fluchte, als auch die Nachrichtensprecherin bestätigte, was er bereits sah: Die ukrainische und russische Regierung hatten beschlossen, es bei diesem ersten Rundflug zu belassen und wollten sich vorsichtig über die Landzunge der Stadt nähern. Der Hubschrauber schwenkte um und die Kamera zeigte eine Lücke in der massiven Kraterwand und eine schmale Landbrücke, die Richtung Festland führte. Der Hubschrauber folgte der Richtung und dann wiederholte die Dame im Bildschirm die bisherigen Erkenntnisse.
Loke wollte die Ereignisse ebenfalls resümieren, aber er kam nicht mehr dazu. Heftiges Klingeln an der Wohnungstür riss ihn aus seinen Gedanken. Hannah stob erschrocken aus dem Schlaf und hechtete mit der Waffe in der Hand über die Lehne der Couch Richtung Wohnungstür. Loke grinste. Die junge Frau war trotz der Anstrengung der letzten Stunden noch nicht komplett eingerostet, während er nur mühsam auf die Beine kam und das Gefühl hatte, jeder Knochen würde lautstark protestieren.
»Hey, schön das ihr da seid«, begrüßte Hannah zwei Männer, gekleidet in schwarze Maßanzüge und dunkle Mäntel. Der eine Mann trug einen dunklen Kleidersack über der Schulter, während der andere eine große Tasche in den Flur stellte. »Goldblum, Suckow«, begrüßte sie die beiden nickend. »Es wäre nicht nötig gewesen, dass Sie persönlich kommen.«
»Wir hatten ja wohl keine Wahl, nach Ihrem Anruf, Lindner«, begrüßte sie der Ältere der beiden Männer. Sein dunkler Kurzhaarschnitt wies an den Schläfen bereits einen grauen Ansatz auf, aber sein kräftiger Körperbau und seine aufrechte Haltung widersprachen dem offensichtlichen Alter. Seine elegante Körperhaltung, die breiten Schultern und die schlanken Hüften offenbarten den Jäger. Der Mann strahlte mit jeder Bewegung eine katzengleiche Eleganz aus. Dieser Mann war gefährlich.
Der andere Mann, deutlich jünger als der Kleidersack-Träger, maß Loke mit einem abschätzenden Blick. Irritiert sah er an sich hinunter und lächelte spöttisch. Er trug noch immer seine schwarze Robe, die ihn als Mitglied der Magischen Akademie auswies, das einzige Amt, das er je innehatte. Als sie in Thrymheim aufgebrochen waren, erschien ihm die Robe perfekt als Verkörperung seines Zwiespalts und seiner offensichtlichen Auflehnung gegen Meland. Er trug die Robe mit Stolz, aber noch viel mehr folgte er seinem Bruder. Sein äußeres Erscheinungsbild zeigte Meland, wie wenig er von dessen Machtergreifung hielt und wie sehr er den Missbrauch der Akademie für diesen Zweck verachtete. Loke liebte die Akademie und Meland missbrauchte ihre Stellung. Und natürlich hatte die Robe mit den vielen versteckten Taschen genug Möglichkeiten, Waffen zu transportieren. Für die Männer Midgards musste sein Erscheinungsbild durchaus befremdlich wirken.
»Ist er das?«, blaffte der Jungspund und deutete herablassend auf Loke. Für die Neuankömmlinge hatte er nur eine amüsiert hochgezogene Augenbraue übrig.
Lindner platzierte sich neben ihm und maß ihn mit einem geringschätzigen Blick. »Nein, das ist nur sein Bruder.«
Loke deutete eine leichte Verbeugung mit dem Kopf an und lächelte süffisant. »Nur der geschätzte Bruder.«
»Ich dachte, Lindner, Sie hätten hier irgendwo einen hochrangigen Diplomaten dieser … Stadt?« Der ältere Agent ließ den Kleidersack auf die Couch fallen und sah sich suchend im Wohnzimmer um. »Wenn er nicht Ihr Diplomat ist, wo ist er dann?«
Hannah nickte Richtung Schlafzimmer. »Ruht sich aus. Diplomat? Von einem Diplomaten sagte ich nichts. Ich erklärte Ihnen, dass ich den Spender der Blutprobe ausfindig gemacht habe und er zudem in Verbindung mit dieser Insel im Asowschen Meer steht. Ich betonte ebenfalls, dass er verletzt ist und noch nicht transportfähig sei.«
Der Jüngere ließ sich auf die Lehne der Couch gleiten und rückte seine Anzugjacke zurecht. Loke maß den Burschen mit hochgezogener Augenbraue. Zweifelsohne trug er unter dem Jackett eine Pistole und unter dem Hemd eine Schutzweste. Hoffentlich konnte er wenigstens mit der Waffe umgehen, wenn er schon keine Umgangsformen besaß. »Sollten wir dann nicht lieber einen Krankenwagen rufen?«
Lindner schüttelte verneinend den Kopf und nickte Richtung Tür. »Frau Esterbrooks ist Ärztin und hat sich bereits um die Verletzungen gekümmert. Herr Jörd wurde bestens versorgt.« Claires Mutter steckte ihren Kopf aus der Küche und warf den beiden Männern einen irritierten Blick zu. Vorsichtig kam sie näher und verschränkte stirnrunzelnd die Arme vor der Brust. Hannah beschwor sie mit einem eindringlichen Blick, die kleine Scharade mitzuspielen. Nun, so ganz unrecht hatte die Agentin nicht. Claires Mutter war eine begnadete Heilerin und so ziemlich das, was man in Asgard als Ärztin bezeichnen würde. Ärztin mit erweitertem Bewusstseinsspektrum zur kompletten Beeinflussung des humanitären Organismus. Loke verzog das Gesicht. Und mit vielleicht noch ein paar weiteren Spezialfähigkeiten.
»Mein Bruder ist weder ein Diplomat, noch sonderlich schwer verletzt. Lindner hat wie immer übertrieben. Und Sie«, dabei setzte er dem jüngeren Agenten den spitzen Zeigefinger auf die Brust, »sollten dringend an Ihren Umgangsformen arbeiten. Es geziemt sich nicht, ihm gegenüber dermaßen lapidar aufzutreten. Wo sind Ihre Manieren?«
Hannah lächelte verkniffen und warf ihrem Kollegen einen grimmigen Blick zu. »Verzeih ihre etwas ruppige Art, Loke. Aber weder Goldblum noch Suckow wissen um Elkos Status. Muss wohl an der Uhrzeit liegen, dass Goldblum seine Ausbildung vergisst.«
Goldblum wollte gerade etwas erwidern, als sich Suckow schlichtend einschaltete. »Werte Kollegen, ich bitte Sie. Lindner hatte einen anstrengenden Einsatz und Goldblum Nachtschicht. Also mäßigen Sie sich.« An Loke gewandt fuhr er in ausgewähltem Tonfall fort: »Also wir haben einige Fragen, die uns Lindner nicht am Telefon beantworten wollte. Setzen wir uns doch.« Lächelnd deutete er auf die Couch und Loke nahm widerwillig Platz.
Suckow folgte seinem Beispiel und schlug elegant die Beine übereinander. »Lindner sagte, Sie kommen von dort?« Dabei deutete er auf den Fernseher. Ohne Zweifel meinte er Asgard.
Loke folgte seinem Blick und nickte seufzend. »Mein geschätzter Bruder ist das gewählte Oberhaupt Asgards und Sie sollten ihn mit Königliche Hoheit ansprechen.«
Suckow hob interessiert eine Augenbraue. »Asgard wie in der nordischen Mythologie oder handelt es sich um reine Namensgleichheit?«
Loke maß Suckow mit einem geringschätzigen Blick. »Wollen Sie mich veralbern? Natürlich Asgard wie in der nordischen Mythologie. Wir SIND die nordische Mythologie!«, fuhr er leidenschaftlich fort. »Mein Bruder und ich stammen in direkter Linie von Odin ab und sind damit blutsverwandt mit den Göttern. Also verarschen Sie mich nicht.«
»Götter?« Suckow spitzte die Lippen.
Loke holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Die selbstgefällige Art des Mannes ging ihm gehörig gegen den Strich. Und wenn er sich weiter so aufführte, konnte er für nichts mehr garantieren. Aber er musste sich beherrschen. Liebend gerne würde er ihm eine Kostprobe seiner Fähigkeiten geben oder - noch viel besser - Elkos Fähigkeiten. Aber damit wäre sein Plan, die Macht des Hammerträgers vor den Menschen Midgards geheim zu halten, dahin. Also zwang er sich zu kühler Distanziertheit, als er fortfuhr. »Der Legende nach«, lenkte er seufzend ein. »Natürlich gibt es keine Götter.«
»Natürlich«, bestätigte Suckow. »Ihre Stadt war lange verborgen. Warum sind Sie jetzt hier und sie sichtbar?« Wieder warf er einen nervösen Blick Richtung Fernseher. »Das ist alles schon ziemlich unglaublich. Verstehen Sie mich nicht falsch, wir arbeiten in unserer Abteilung durchaus mit solchen Phänomenen. Aber so etwas ist uns noch nicht untergekommen.«
Loke empfand das erste Mal Sympathie für Suckow. Ihm stand der Schock über Asgards Auftauchen regelrecht ins Gesicht geschrieben, so wie vermutlich auch dem Rest der Welt. »Nun, es gab einen Unfall. Asgard existierte seit jeher nur in der Fantasie der Menschen und so sollte es auch bleiben. Aber der Schildgenerator, der unsere Stadt vor den Augen aller über die Jahrtausende verborgen hielt, wurde zerstört.« Loke seufzte aufrichtig. »Und dabei wurde mein Bruder schwer verletzt. Wir konnten uns vor der Explosion nur durch eine experimentelle Technologie retten. Ich selbst arbeite seit Jahren an Portalen nach Midgard und ein solches Portal hat uns hier her gebracht.«
Suckow runzelte zweifelnd die Stirn. »In eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Stuttgart?«
Loke lachte laut auf. »Ja, natürlich. Mein Bruder hat eine Vorliebe für die Besitzerin dieser Wohnung entwickelt. Und in genau deren Bett befindet er sich jetzt.«
Suckow erwiderte Lokes Grinsen. »Verstehe.«
Das Rauschen in seinen Ohren wurde immer intensiver. Je mehr er versuchte, sich nicht zu bewegen, desto stärker wurde es. Das gedimmte Licht der Nachttischlampe stach ihm schmerzhaft in die Pupillen und Claires Atem hallte in seinen Ohren. Wäre da nicht seine pochende Mitte und das, was sie gerade mit ihm tat, Elko würde zum Klo stürzen. Aber für sprunghafte Bewegungen fehlten ihm die Kräfte. Erst recht, nachdem Claire sich um seine »Problemzone« gekümmert hatte. Elko verzog das Gesicht und holte tief Luft. Claire beugte sich über ihn und küsste ihn zärtlich.
»Alles okay?« Ihr Atem streichelte liebevoll über seine Wangen und sie sah ihm forschend in die Augen. »Du sahst aus, als wolltest du davonrennen.«
Elko seufzte. »Ich glaube, ich werde ohnmächtig.« Claires Lachen jagte ihm einen freudigen Schauer über den Rücken.
»War ich so schlecht?«
Elko schüttelte den Kopf und zwang sich, die Augen offen zu halten. »Nein, du bist … absolut unglaublich.« Er verstärkte den Griff um ihre Hüften und richtete sich leicht auf, sodass er ihren Kuss erwidern konnte. Als er sich wieder kraftlos in die Kissen sinken ließ, entwich ihm ein schmerzhaftes Stöhnen und er griff automatisch zu der Stelle, wo die Glasröhre seinen Körper durchbohrt hatte. »Aber ich bin nicht gerade in Topform.«
Stöhnend ließ er den Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen. Geduldig wartete er, bis das Karussell seine Fahrt endlich beendet hatte. »Sorry«, murmelte Claire über ihm und er spürte, wie sie neben ihn glitt. »Wenn ich gewusst hätte, dass du so geschwächt bist …«
Elko unterbrach sie mit heißerem Gelächter. »Süße, du wusstest genau, in welchen Zustand ich mich befinde. Du hast doch das Blut gesehen.« Ächzend drehte er sich auf die Seite und gab ihr einen neckenden Stupser auf die Nase. »Aber du konntest nicht warten, oder?«
Claire biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Nicht eine Sekunde länger.« Sie beugte sich vor und streifte sacht seine Lippen mit den ihren.
»War es wenigstens so, wie du dir es vorgestellt hast?« Claire lächelte vielsagend und leckte über ihre Unterlippe.
Elko lachte herzlich auf. »Du kleines, unersättliches Luder. Warte nur, bis ich wieder einigermaßen aufrecht gehen kann, dann werde ich dir so den Hintern versohlen, dass du nicht mehr …«
»Erspare mir dein widerliches Bettgeflüster, Bruder!« Elko seufzte auf. Wären nur ein paar Milliliter mehr Blut in seinem Kreislauf, hätte er sich umgedreht und auf Loke gestürzt. Aber so musste seine Reaktion weitaus weniger heftig ausfallen. Claires Mundwinkel zuckten, während er noch gegen den Drang kämpfte, auf die Konsequenzen einer heftigen Gegenwehr zu pfeifen und sich trotzdem auf Loke zu stürzen.
»Du störst«, knurrte Elko und ließ Claire dabei keine Sekunde aus den Augen. Das Funkeln in ihrem Blick, die spöttisch verzogenen Lippen und die gekräuselte Nase besänftigten ihn und retteten ihn höchstwahrscheinlich vor der drohenden Ohmacht. Ohne Zweifel genau die Konsequenz, die einer Überbeanspruchung seines Körpers haben würde.
»So etwas würde mir nicht im Traum einfallen.« Elko fühlte mehr, als das er sah, wie Loke näher kam und sich neugierig über seinen Rücken beugte. »Ich hätte an eurer Stelle ja auf derartige Aktivitäten verzichtet, aber zumindest hat sich deine Wunde nicht wieder geöffnet.«
Elko pfiff auf die Konsequenzen und fuhr heftig herum. »Was fällt dir eigentlich ein!«, zischte er und warf sich schützend vor Claire. Nun, sie war nicht gänzlich unbekleidet. Sie war so ausgehungert über ihn hergefallen, dass ihnen keine Zeit geblieben war, sich zu entkleiden. Aber das T-Shirt bedeckte sie in seinen Augen nur unzureichend.
Loke fing seine Faust mühelos ab und hielt sie mitten in der Bewegung fest. Elko spürte, wie sein Gehirn mit dem Gedanken spielte, eine Notabschaltung durchzuführen. Das Rauschen in seinen Ohren nahm eine bedrohliche Lautstärke an und seine Lider flatterten. Das bemerkte er vor allem daran, dass es trotz eingeschalteter Nachttischlampe bedrohlich dunkel wurde.
»Hey, hey!«, empörte sich Loke. »Werd mir jetzt nicht ohnmächtig!« Ein heftiges Klatschen ins Gesicht holte ihn zurück ins Bewusstsein. Statt sich noch immer halb aufgerichtet auf Loke stürzen zu wollen, befand er sich plötzlich auf der Matratze ausgestreckt wieder mit einem sorgenvollen Loke und einer noch besorgteren Claire über sich.
»Du solltest dich wirklich ausruhen«, murmelte Loke. Die Matratze zu Elkos Linken gab unter seinem Gewicht nach und er spürte, wie Loke am Wundverband herumnestelte. »Die Blutung ist gestillt, die Wundränder beginnen sich zu schließen. Sieht gut aus.« Elko öffnete irritiert die Augen, als er eine Hand auf seiner Stirn fühlte. »Fieber ist ebenfalls nicht im Anmarsch.«
Die Berührung dauerte länger, als für die Feststellung seiner Körpertemperatur nötig gewesen wäre. »Aber höre, Bruder, ich plädiere eindeutig dafür, dass ihr die Feier unseres Sieges mit weitschweifigen Orgien vertragt.« Elko lachte leise. Der tadelnde Unterton in der Stimme seines Bruders gefiel ihm, denn Loke war eindeutig angepisst.
»Was ist? Du bist doch nicht so angefressen, weil Claire und ich …« Und dann ging Elko ein Licht auf. Loke war neidisch! »Bist du etwa eifersüchtig?« Elko beeilte sich, die Lider zu öffnen, auch wenn es ihm noch so viel Kraft kosten würde, Lokes Reaktion würde er sich nicht entgehen lassen.
Und sie war es wert! Lokes Gesichtszüge entgleisten und er ließ für einen Moment die allgegenwärtige Arroganz fallen. Sichtbar wurde eine Verletztheit, die Elko seine Bemerkung bereuen ließ. »Mach dich nicht lächerlich«, ätzte er zurück, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte. »Ich habe sexuelle Betätigungen nicht mehr nötig. Wenn man erst einmal meine Genialität erreicht hat, nehmen körperliche Bedürfnisse keinen hohen Stellenwert mehr ein. Ganz im Gegenteil. Alles, was meinen Genius beeinträchtigen könnte, vermeide ich.« Seine Mundwinkel zogen sich angriffslustig nach oben und er fletschte grimmig die Zähne. »Solltest du auch einmal probieren, dann hättest du im entscheidenden Moment nach Abwägung aller Optionen die richtige Entscheidung treffen können, anstatt dich von deinen Gefühlen und Eingebungen leiten zu lassen.«
Elko biss grimmig die Zähne aufeinander. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht wusste, wie der Generator auf die Energie reagieren würde. Es war ein Schuss ins Blaue …«
»… der dir beinahe das Leben gekostet hätte und der eine Riesenschlange befreit hat. Sie war unter dem Generator eingesperrt und jetzt, wo sie frei ist …«
»Bitte!«, schaltete sich Claire ein und legte den Brüdern jeweils eine Hand auf den Arm. »Beruhigt euch. Mit Schuldzuweisungen ist keinem geholfen. Wir sind alle mit dem Leben davon gekommen.«
Loke knurrte ungehalten. »Was nicht der Verdienst meines ach so intelligenten Bruders war.«
»Loke!«, schimpfte Elko und handelte sich damit eine neue Welle Übelkeit ein. Stöhnend sank er in die Kissen und schloss die Augen. Wenn er die Helligkeit des Zimmers und seinen penetranten Bruder einfach ausblendete, würde die Achterbahnfahrt in seinem Kopf möglicherweise schneller stoppen. Elko hatte falsch gedacht, denn Loke ließ sich nicht so einfach ausblenden.
»Was denn? Ich wollte dir nur nochmals verdeutlichen, wie wenig Grips sich hinter deiner Stirn befindet.«
Elko lachte leise. Auch wenn er Loke gerade am liebsten vierteilen würde, liebte er seine Sticheleien. Sie waren gerade das, was ihm zeigte, wie sehr er seinen Bruder brauchte. »Du hast recht, aber das ändert nichts an der Situation«, seufzte er leise und öffnete die Augen. »Deswegen muss ich so schnell wie möglich zurück nach Asgard. Wir müssen uns dieser Schlange stellen und sie vernichten. Außerdem erwartet die Welt dort draußen, dass irgendjemand ihnen das Auftauchen unserer Stadt erklärt.«
Ein Stöhnen ließ Elko auffahren. Er musste nach seiner kleinen Ansprache die Augen geschlossen und eingedöst sein. »Du hast recht, Bruder«, begann Loke und hievte seine langen Beine auf die Matratze. Er ließ sich gegen die Lehne von Claires Bett sinken und starrte ins Leere. »Aber du bist nicht in der Verfassung, dich der Midgardschlange zu stellen.«
Elko wandte den Kopf. »Midgardschlange?«