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1970, in der Provinz der DDR, treffen sich in einem unscheinbaren Dorf namens Bobitz der Gemeinderat, der Vorsitzende der LPG, der Pfarrer und die Staatssicherheit zu geheimen Beratungen. Ziel ist eine einheitliche Vorgehensweise für den Fall, dass außerirdische Besucher auf mecklenburgischem Boden landen. Über Jahrzehnte lagen diese Unterlagen, verborgen in vergessenen Aktenordnern. Nun werden sie erstmals vollständig veröffentlicht. Enthalten sind Protokolle geheimer Sitzungen, detaillierte Verhaltenslisten, Funkmitschnitte und interne Auswertungen des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Bobitzer Richtlinie zeigt, wie ernst die DDR die Möglichkeit einer Begegnung mit dem Unbekannten nahm und wie sie versuchte, in jeder Situation die Kontrolle zu behalten. Dieses Buch rekonstruiert die Ereignisse des Sommers 1970 aus originalgetreu aufbereiteten Abschriften und bietet einen seltenen Einblick in ein Kapitel ostdeutscher Geschichte, das bislang im Verborgenen lag. Was als lokale Initiative begann, wurde zu einem inoffiziellen Modellfall für den Erstkontakt, mitten im Kalten Krieg.
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Seitenzahl: 31
Veröffentlichungsjahr: 2025
Einleitung
Kapitel 1 – Sichtungen und erste Abstimmungen im Sommer 1970
Kapitel 2 – Die Bobitzer Vereinbarung 1970 (Abschrift)
Kapitel 3 – Gesprächsprotokolle aus Bobitz (August 1970)
Kapitel 4 – Interne Auswertung „Vorgang ASTRA/Bobitz“
Kapitel 5 – Längere Interaktion am 12.09.1970
Kapitel 6 – Zwischenbericht der Bezirksverwaltung Wismar an die Bezirksverwaltung Rostock
Kapitel 7 – Interner Handlungsleitfaden „Erstkontakt mit nichtidentifizierten Flugobjekten“
Kapitel 8 – MINISTERIUM FÜR STAATSSICHERHEIT BEZIRKSVERWALTUNG WISMAR
Kapitel 9 – MINISTERIUM FÜR STAATSSICHERHEIT BEZIRKSVERWALTUNG WISMAR
Kapitel 10 – Sonderanhang: Funkprotokolle Vorgang „ASTRA“
Einleitung
Es war ein Nachmittag im Oktober, wie es ihn hier in Mecklenburg seit Generationen gibt – graues Licht, feuchte Luft, das dumpfe Grollen der Güterzüge von Wismar her. Ich war nicht auf der Suche nach einer Sensation. Ich war auf der Suche nach alten Gemeindekarten.
Der Schlüssel, den mir der amtierende Bürgermeister gegeben hatte, quietschte im Schloss des Aktenschranks. Die obere Lade klemmte. Erst als ich den Rost mit dem Messer gelöst hatte, gab sie nach – und obenauf, zwischen zerbröselnden Abrechnungen der LPG „Roter Stern“ und einem vergilbten Protokollbuch der Feuerwehr, lag ein Paket aus grobem Packpapier. Verschnürt mit Hanfschnur. Kein Aktenzeichen, nur ein handschriftliches Kürzel:
„BOBITZ / ASTRA 1970“.
Als ich die Schnur löste, kam mir der Geruch von kaltem Papier und altem Keller entgegen.
Darunter lagen maschinengeschriebene Seiten mit blauen Durchschlägen, handschriftliche Randbemerkungen in Bleistift – und, zu meiner Überraschung, eine sorgfältig getippte Überschrift:
„Vereinbarung über das Vorgehen bei möglichem Erstkontakt mit Außerirdischen – beschlossen im Rahmen der erweiterten Gemeinderatssitzung am 17. Juli 1970“.
Ich las die ersten Zeilen, und mein Herz schlug schneller. Namen tauchten auf, die man in Bobitz noch kennt. Der LPG-Vorsitzende, der Pfarrer, der Schulleiter, zwei Vertreter der „zuständigen Organe“ – letzteres war der verschämte DDR-Begriff für die Staatssicherheit. Es gab Wortmeldungen, Abstimmungen, sogar eine Passage, die das Verhalten bei „nichtmenschlichen Besuchern“ regelte, einschließlich der vereinbarten Zeichen am alten Sportplatz, falls eine Landung bevorstand.
Zwischen den Protokollen fanden sich lose Zettel, offenbar hastig eingeschoben. Auf einem stand in krakeliger Schrift: „Nicht im Kreis melden. Direkt an Hauptmann K., Wismar. Kein Funk.“ Daneben ein kleiner Skizzenplan – die Bäume am Bahndamm markiert, ein Kreis auf der Weide gezogen.
Je tiefer ich blätterte, desto deutlicher wurde, dass hier nicht nur Fantasie am Werk gewesen war. Es gab Unterschriften. Offizielle Stempel.
Sogar eine Passage, die auf „Rücksprache mit höheren Stellen in Rostock“ verweist. Und inmitten all dessen: die stillschweigende Einbindung der Staatssicherheit – nicht als Gegner, sondern als diskrete Kooperationspartner in einem Fall, den man offenbar für möglich hielt.
Dieses Paket war nie für die Öffentlichkeit bestimmt. Doch wer die Papiere in der Hand hält, spürt sofort, wie ernst es den Beteiligten gewesen sein muss. 1970, mitten im Kalten Krieg, in einem Dorf, das kaum jemand auf der Landkarte findet, haben sich Bauern, Beamte und Spitzel zusammengesetzt, um eine Handlungsanweisung für den ersten Kontakt mit Außerirdischen zu beschließen – und sie zu unterzeichnen.
Ich habe mich entschlossen, die Dokumente, Protokolle und Stimmen hier vollständig zu veröffentlichen. Nicht alles wird sich verifizieren lassen. Aber alles, was folgt, ist so aufgefunden worden – und trägt den Geruch von Papier, das zu lange in der Dunkelheit gelegen hat.
Kapitel 1 – Sichtungen und erste Abstimmungen im Sommer 1970
Die vorliegenden Unterlagen stammen aus einem unscheinbaren Archivschrank im heutigen Gemeindebüro von Bobitz, Landkreis Nordwestmecklenburg. Sie wurden im Jahr 2019 zufällig beim Sortieren alter Katasterakten entdeckt. Es handelt sich um 36 maschinengeschriebene Seiten, mehrere handschriftliche Notizzettel und zwei Skizzen auf Packpapier. Die Dokumente sind nach damaliger Praxis mit Durchschlägen erstellt, teilweise mit der typischen blauen Kohlepapierfarbe. Auf dem Umschlag findet sich der handschriftliche Vermerk „Vorgang ASTRA/Bobitz – 1970“.