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Es gibt eine Million Gründe, warum ich aufhören muss, mir Taylor D’Angelo nackt vorzustellen.
Sie ist zu jung für mich. Zu ambitioniert. Und ich arbeite für sie.
Eine Romanze war das Letzte, das ich im Sinn hatte, als ich zusagte, mich um ihren Stalker zu kümmern.
Und jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken als an sie in allen erdenklichen Posen.
Ich bin allerdings nicht der Einzige, dem sie nicht aus dem Kopf geht.
Wenn ich zulasse, dass unsere körperliche Anziehung gewinnt, könnte ich ihren Stalker aus der Reserve locken.
Unsere Leidenschaft könnte sie retten. Oder uns beide zerstören.
Über »Year of Passion«
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
***
Mit Bonusmaterial: Tyrees Rezepte
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Seitenzahl: 201
Veröffentlichungsjahr: 2019
J. KENNER
YEAR of PASSION
AUGUST
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken
Die Serie
»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen …
Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:
Year of Passion – Januar
Year of Passion – Februar
Year of Passion – März
Year of Passion – April
Year of Passion – Mai
Year of Passion – Juni
Year of Passion – Juli
Year of Passion – August
Year of Passion – September
Year of Passion – Oktober
Year of Passion – November
Year of Passion – Dezember
Die Autorin
Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.
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Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 02/2019
Copyright © 2018 by Julie Kenner
Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month. Shake It Up bei Martini & Olive.
Die Rezepte erschienen 2018 in J. Kenner, Suzanne M. Johnson: Bar Bites bei Evil Eye Concepts, Inc.
Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2019 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Antje Steinhäuser
Redaktion Rezepte: Anita Hirtreiter
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagmotiv: © Image Source/ Gettyimages; surachet khamsuk, Christopher Hall, MrVander/Shutterstock
Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Alle Rechte vorbehalten
e-ISBN 978-3-641-23724-0V001
www.diana-verlag.de
1
Taylor D’Angelo verzog das Gesicht, als sie ihre Kreditkarte über den Ladentisch reichte. Sie war wiederaufladbar, und am Anfang eines jeden Monats füllte sie sie wieder mit ihrem monatlichen Budget. Danach kreuzte sie dann immer die Finger, zündete eine Kerze an und betete zu den Göttern aller finanziellen Obliegenheiten, dass sie einen weiteren Monat ohne Krise durchstehen würde.
Diesen Monat jedoch waren die Götter offenbar angepisst, denn sobald die Kassiererin diese Karte durch den Automaten gezogen hatte, würde Taylor ihr Monatsbudget um einhundertfünfzig Dollar überzogen haben.
Und das alles, weil irgend so ein Idiot ihr einen dicken Stein durch die Windschutzscheibe ihres ramponierten, aber zuverlässigen Toyota Corolla geworfen hatte.
Vor sechs Jahren hatte sie sich dazu durchgerungen, den glänzenden, grauen Wagen ganz hinten auf dem Parkplatz des Gebrauchtwagenhändlers zu kaufen. Sie hatte kein Autohaus aufgesucht. Nein, sie war in so einen Laden gegangen, der entweder nur Bargeld nahm oder einen Typen namens Guido zur Finanzierung vorschlug. Sie hatte einen geschlagenen Nachmittag gebraucht, um die Entscheidung letztlich zu treffen, aber sie hatte sie nie bereut. Das Auto war einfach, ohne jeden Schnickschnack, aber es gehörte ihr. Und es stand für Freiheit.
Das war eines der wenigen Male gewesen, dass sie an das Geld von ihrem Dad gegangen war. Immerhin war sie der Ansicht, dass es sich um Blutgeld handelte. Jahrelang hatte sie versucht, so zu tun, als gäbe es das Geld überhaupt nicht. Aber dann stand das College an, und sie musste knallhart entscheiden. Wollte sie die Uni aufschieben, um zu arbeiten und sich das Studiengeld zusammenzusparen, oder wollte sie sich einschreiben und die schmutzigen Dollars für etwas Gutes einsetzen?
Sie hatte sich eingeschrieben. Und sie hatte das Geld für die Studiengebühren ihres ersten Semesters und die Kaution für ihre Wohnung ausgegeben.
Im zweiten Studienjahr hatte sie ziemlich gute Noten und konnte einige Stipendien ergattern. Durch dieses Geld und ihr kleines Einkommen von ihrem Job als wissenschaftliche Assistentin kam sie durch. Ihretwegen konnte das restliche Geld ihres Vaters jetzt auf der Bank verrotten.
Sobald sie ihren Master in der Tasche hatte, konnte sie theoretisch alles einem wohltätigen Zweck spenden.
Aber das würde sie nicht tun. Unter keinen Umständen. Denn eines Tages brauchte sie das Geld vielleicht doch. Nicht für ihre Ausbildung, sondern zum Überleben.
Eines Tages musste sie vielleicht untertauchen.
Bitte, lieber Gott, nein. Lass es vorbei sein. Lass mich in Sicherheit sein.
Auf der anderen Seite des Ladentisches spuckte die Kasse einen Bon aus, begleitet von einem elektronischen Piepsen, das Taylor aus ihren Gedanken riss. Die Kassiererin schob ihr den Beleg zu, und Taylor zögerte einen Augenblick. Es wäre so leicht gewesen, für diesen Betrag an ihre Notreserven zu gehen. Damit sie Miete und Einkäufe bestreiten konnte. Wäre das wirklich so schlimm gewesen?
Ja. Ja, es wäre schlimm gewesen.
Taylor seufzte, den Stift unentschlossen in ihrer Hand.
»Stimmt etwas nicht?« Das Mädchen hinter dem Ladentisch hatte reine Haut, perfekt manikürte Nägel und ebenso perfekt gestyltes blondes Haar. Wahrscheinlich führte sie zu allem Überfluss auch noch ein perfektes Leben, ganz zu schweigen von den Eltern, die ihr nicht nur das Studium finanzierten, sondern sie tatsächlich sogar liebten.
Verdammt bitter, was?
Taylor schüttelte den Kopf. »Nein. Kein Problem. War nur eine beschissene Woche. Von der teuren Sorte.«
»Ich weiß, was Sie meinen. Ich wollte eigentlich mit ein paar Freunden nach San Antonio fahren, aber ich bekam meine Miete nicht zusammen, also musste ich eine Sonderschicht übernehmen.« Mit einer Handbewegung deutete sie auf das Innere der Autoglaserei. Ein Mann im Anzug saß im Wartebereich und las eine Fachzeitschrift. Ein Typ in Bikerboots mit kleinen Knopfaugen reinigte sich mit einem Taschenmesser die Nägel. »Aber ist schon okay. Man kann ja trotzdem Spaß haben.«
Taylor lachte und kam sich wegen ihrer gehässigen Gedanken von vorhin wie die totale Bitch vor. Normalerweise pflegte sie andere Leute nicht so schnell zu verurteilen. Immerhin wusste sie besser als jeder andere, dass das Äußere eines Menschen selten mit seinem Innenleben übereinstimmte.
Sie unterschrieb den Bon und schob ihn der Kassiererin wieder zu, die ihn gegen ihre Autoschlüssel eintauschte.
Ihr Auto stand hinter der Werkstatt, und sobald sie drinsaß, schloss sie die Augen und sagte sich, dass sie das Richtige getan hatte und dass alles gut war. Das stimmte zwar, aber trotzdem war sie es leid, ständig pleite zu sein. Denn offen gesagt, immer das Richtige zu tun brachte ums Verrecken nichts ein.
Doch sie kam klar. Sie hatte einen tollen Job als wissenschaftliche Angestellte am Lehrstuhl für Theaterwissenschaften, und das glich vieles wieder aus. Zwar verdiente sie dort nicht allzu viel, aber die Erfahrung war Gold wert. Diesen Job hatte sie seit ihrem zweiten Studienjahr, und jetzt stand sie kurz davor, ihren Master zu machen, weshalb sie meist bei den interessanten Projekten eingesetzt wurde.
Außerdem verdiente sie sich als Bühnenmanagerin beim Mann-des-Monats-Wettbewerb im The Fix on Sixth noch etwas dazu. Das machte Spaß und war wenig Arbeit gegen anständige Bezahlung. Der Kalender-Wettbewerb war vor ein paar Monaten ins Leben gerufen worden, um mehr Kundschaft ins The Fix zu locken, denn damals war die Bar in ernsten finanziellen Schwierigkeiten gewesen. Es hatte sogar noch besser funktioniert als erwartet, und mittlerweile war es dort jeden Abend rappelvoll, und nicht nur an jedem zweiten Mittwoch, wenn der Contest stattfand.
Sie sah auf die Uhr. Nur noch drei Stunden bis Showtime. Sie fluchte. Sie hatte gern volle drei Stunden Zeit, bis es auf die Bühne ging; heute Abend würde es also knapp werden.
Frustriert drehte sie den Schlüssel im Zündschloss. Der Wagen erwachte knatternd zum Leben, und sie reihte sich in den Fünf-Uhr-Verkehr ein, der sich auf der Burnet Road staute, um dann den Weg zum The Fix einzuschlagen.
Durch den dichten Verkehr brauchte sie beinahe fünfundvierzig Minuten, bis sie die Innenstadt erreicht und einen Parkplatz ergattert hatte, der nicht teurer war als ihre Monatsmiete. Von dort aus sprintete sie zum The Fix, preschte atemlos durch die Türen, nur um festzustellen, dass schon jemand den Scheinwerfer aus dem Lagerschrank geholt und genau so aufgestellt hatte, wie sie es gern hatte.
Sie schlug also nicht den Weg links auf die Bühne ein, sondern wählte den Umweg nach rechts zur Bar, wo sie sich neben Jenna zwängte, die nicht nur eine der Mitbesitzerinnen des The Fix war, sondern auch die Frau, die für den Wettbewerb verantwortlich war. »Hast du das gemacht?«
Jenna schob sich eine Strähne ihres langen roten Haars hinters Ohr und schüttelte den Kopf.
Bevor Taylor weiterfragen konnte, kam Cameron Reed hinter der Bar zu ihr und schob ihr eine Diätcola hin. »Als Mina gemerkt hat, dass du dich verspätest, ist sie eingesprungen.«
»Da bin ich ihr aber dankbar«, sagte Taylor. Mina war Camerons Freundin und hatte vor Kurzem ihren Master im Studiengang Film gemacht. »Aber noch dankbarer wäre ich natürlich, wenn du ein bisschen Rum hier hineingegeben hättest.« Sie schüttelte das Eis in ihrem Glas. »War ein ganz schön verrückter Tag.«
»Was ist denn los?«, fragte Jenna.
»Nichts, was der Anblick von zwölf Jungs, die ihre Shirts ausziehen und in meinem Scheinwerferlicht über die Bühne stolzieren, nicht wiedergutmachen könnte.«
Jenna lachte, und Taylor warf Cam mit seinen breiten Schultern und den meerblauen Augen ein Grinsen zu. »Vielleicht sollten wir die ganzen ehemaligen Kalenderboys, die hier arbeiten, einfach dazu bringen, stets mit nacktem Oberkörper zu erscheinen.«
»Ich bin dagegen«, rief Cam – Mr. März. »Und ich vermute mal, Reece und Tyree wären es ebenfalls.«
»Veto auch von mir«, rief Jenna und legte die Hand auf ihren Bauch, der mittlerweile schon beträchtliche Ausmaße angenommen hatte. »Ich persönlich finde, dass abgesehen von seinem Kalenderfoto und den paar Minuten auf der Bühne niemand Reece ohne Shirt sehen sollte.«
Taylor lachte, aber Cam deutete mit dem Soda-Siphon auf sie: »Hätte ich fast vergessen. Taylor, jemand hat eine Nachricht für dich hinterlassen. Ich hab den Zettel ins Büro gelegt. Eine Sekunde, dann hole ich ihn dir.« Er verließ seinen Platz und überließ die Gäste Eric Shay, dem anderen Barkeeper, der heute Abend Dienst hatte.
Taylor sah ihm hinterher, und ihre Nackenhaare stellten sich auf, während Cam in dem kurzen Flur verschwand, der ins Backoffice der Bar führte. Sie nippte an ihrer Diätcola und versuchte sich einzureden, dass das sicher nichts zu bedeuten hatte. Genau wie die erste Notiz, die sie erhalten hatte, nichts zu bedeuten hatte.
Aber sie konnte die Angst nicht abschütteln.
Vor etwa zwei Wochen hatte sie in ihrem Rucksack eine anonyme Grußkarte gefunden. Irgendjemand hatte sie dort hineingesteckt, während sie in der Uni gewesen war. Sie hatte vorher an jenem Morgen die Rucksäcke getauscht, und wenn ihrer nicht gerade während des Bühnenbild-Workshops in jenem höhlenartigen Raum auf dem Boden gestanden hatte, hatte sie ihn über die Schulter getragen oder im Kofferraum ihres Autos aufbewahrt. Die Karte war also eindeutig an jenem Morgen hineingelangt.
Sie hatte den Umschlag erst spät am Abend gefunden, als sie ihre ganzen Klamotten aus dem Rucksack geholt hatte, um sich an ihrem Küchentisch niederzulassen und noch zu arbeiten. Er steckte zwischen zwei Drehbüchern und einem gebundenen Sammelband Klassischer Komödien, den sie noch lesen musste. Ihr Name funkelte sie in blauer Tinte wütend an, wobei die stilisierten Buchstaben einen Großteil des Umschlags einnahmen. Erst hatte sie geglaubt, es handele sich um eine Einladung zu einer After-Show-Party.
In dem Umschlag fand sie eine altmodische Grußkarte, auf der ein Fenster mit hauchzarten Vorhängen zu sehen war, die sich im Wind bauschten. Die Nachricht im Innern der Karte lautete: Gerade jetzt bin ich an deinem Fenster.
Die Zeile wäre unheimlich gewesen, wenn Taylor die Anspielung nicht verstanden hätte – es war eine Zeile aus einem Song aus dem Musical Sweeney Todd. Deshalb war sie sich auch sicher gewesen, dass Reggie der Urheber der Karte war.
Reggie Jones war zwar schon älter, gehörte aber dennoch zu den fünfzehn Erstsemestern in Dr. Bishops Seminar zu Bühnen- und Kostümbild. Taylor arbeitete nicht offiziell als Bishops wissenschaftliche Hilfskraft, aber er war ihr Tutor in Examensfragen. Deshalb hatte sie sich mit Feuereifer auf ihre Aufgabe gestürzt, als er sie gebeten hatte, eine Präsentation zu minimalistischen Bühnenbildern zu halten.
Anschließend hatte Reggie zu den Studenten gehört, die noch geblieben waren, um zu fachsimpeln, und als sie ihn zufällig im Gemeinschaftsbereich wiedergetroffen hatte, hatten sie sich über ihrer beider Begeisterung fürs Musical und für Sondheims Arbeit im Speziellen unterhalten.
Zwei zufällige Treffen später hatte er ihr gestanden, dass er die ganze Zeit schon den Mut aufzubringen versucht hatte, sie zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen wollte.
Sie hatte ihn natürlich abgewiesen. Zum einen fand sie ihn absolut nicht anziehend. Aber da man so etwas einem Typen nicht geradewegs ins Gesicht sagte, hatte sie einfach nur behauptet, dass sie sich momentan nicht auf Dates einließ. Dass sie momentan keine Zeit für eine Beziehung habe.
Was zwar stimmte, aber keineswegs die ganze Wahrheit war. Sie hatte kein Interesse, sich auf eine Beziehung einzulassen, und ihr Leben war viel zu kompliziert dazu. Einem gelegentlichen One-Night-Stand hingegen stand sie immer aufgeschlossen gegenüber. Nur nicht mit Reggie. Mit überhaupt keinem Typen, der womöglich auf etwas Festes aus war.
»Taylor?« Vor Schreck fuhr ihr Kopf in die Höhe, und sie starrte Jenna an. Sie merkte, dass sie wie hypnotisiert die Bläschen in ihrem Glas angestarrt hatte. »Was? Oh, sorry. Ich war nur in Gedanken. Alles in Ordnung.« Sie lächelte strahlend und versuchte, fröhlich zu wirken.
Aber kaum kam Cam mit der Nachricht zurück, fiel ihre Maske vollends. Der Umschlag war wieder der gleiche. Und hatte die Größe einer Grußkarte. Qualitativ hochwertiges Papier, ihr Name in stilisierter Handschrift. Sie schluckte. Wahrscheinlich noch immer Reggie. Er wusste, dass sie hier arbeitete. Vielleicht hielt er das für süß, dass er ihr mit Karten den Hof machte. Vielleicht hatte er sich eine ganze Kampagne ausgedacht. Karte um Karte, und dann würde er eine mit einem Strauß Rosen schicken und sie nochmals bitten, mit ihm auszugehen.
Ganz bestimmt war es Reggie. Denn, verdammt, über die Alternative wollte sie gar nicht erst nachdenken.
Langsam schob sie den Finger unter die Lasche, öffnete den Umschlag und zog vorsichtig die Karte heraus. Ein geschlossenes Augenpaar zierte die Vorderseite. Im Innern der Karte hatte jemand die Worte Du gehörst zu mir geschrieben.
Sie ließ die Karte sinken und leckte sich über die Lippen.
»Hey, Cam?« Wie dünn ihre Stimme klang. »Hast du gesehen, wer diese Nachricht hinterlassen hat?«
»Sorry. War gestern Abend. Hier steppte der Bär, und ich bin für Eric eingesprungen. Ich war also hier allein.«
»Ja. Klar.« Sie räusperte sich. »Weißt du noch, ob es ein Typ mit richtig gelben Haaren war. Zerstrubbelt?« Vielleicht war es ja tatsächlich Reggie. Immerhin gab es im Phantom der Oper einen Song, dessen Text passte. Schließ die Augen, sang das Phantom, und dann später zu Christine: Du gehörst zu mir.
Zwar nicht Sondheim, aber dennoch ein Musical.
Cam schüttelte den Kopf. »Sorry. Da klingelt nichts bei mir.«
Jenna legte die Hand über ihre. »Du machst mir Angst. Was ist los? Wer hat gelbes Haar?«
Taylor versuchte, das Ganze mit einem Achselzucken abzutun. »Nur ein Typ am College. Er hat sich in mich verknallt und lässt einfach nicht locker.« Sie hob die Schulter. »Und ich habe eigentlich wirklich absolut kein Interesse.«
Sie merkte, dass Jenna nicht überzeugt war, und bevor sie das Thema weiterverfolgen konnte, warf Taylor einen Blick auf Jennas Bauch. »Ich bin so froh, dass dem Baby nichts passiert ist. Tut mir so leid.«
»Machst du Witze?« Jenna legte schützend die Hand auf ihren Bauch. »Schließlich war es nicht dein Fehler. Uns geht es gut. Und im Gegenteil: Mir tut es leid. Ich meine, das mit deinem Auto. Du schickst mir doch die Rechnung für die Windschutzscheibe, oder?«
»Sei nicht albern. Die hat die Versicherung komplett bezahlt.« Das war gelogen, aber sie wollte Jennas Gewissen nicht noch mehr belasten, auch wenn sie das hundertfünfzig Dollar kostete. »Außerdem hätte mir das doch genauso gut passieren können. Ich meine, wenn ich …«
Natürlich. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Dieser Ziegelstein war kein Zufall gewesen, und er war verdammt sicher nicht für Jenna bestimmt gewesen. Das war ein Warnschuss für sie selbst gewesen.
Sie sah hinab und merkte, dass sie die Karte zusammengeknüllt hatte und nun fest in der Faust hielt.
Nicht Reggie. Natürlich war es nicht Reggie gewesen.
Er hatte sie gefunden. Irgendwie hatte er sie gefunden.
»Okay, Taylor. Wie ich schon sagte, so langsam machst du mir Angst.«
»Was? Warum denn?«
»Brütest du irgendwas aus?« Jenna streckte die Hand aus und befühlte Taylors Stirn. Beinahe hätte Taylor laut aufgelacht.
»Du wirst sicher mal eine gute Mom.«
»Und du bist eine beschissene Patientin.« Mit einer Handbewegung bedeutete sie irgendjemandem hinter Taylor herzukommen.
»Was ist los?«, fragte Mina, kam eilig zu beiden Frauen herüber und legte ihnen die Arme um die Schultern. Sie trug einen frechen Kurzhaarschnitt und warf beiden ein schelmisches Grinsen und Cam einen Luftkuss zu.
»Ich schicke Taylor nach Hause«, antwortete Jenna. »Sie ist heute nicht fit. Kannst du heute Abend den Stage-Manager machen?«
»Oh, das klingt ja, als sei das, was ich mache, Peanuts«, warf Taylor spitz ein.
Mina richtete sich kerzengerade auf und rieb sich die Hände. »Und ob ich das kann. Ich richte den Scheinwerfer einfach auf den heißesten Typen, und …«
»Ja, ja«, unterbrach Jenna sie. »Wenn ich mich darauf einlasse, beleuchtest du wahrscheinlich ausschließlich Cam an der Bar.«
»Ganz sicher nicht«, erwiderte Mina, während Cam die Schultern straffte und sich die Nägel an der Brust polierte. »Ich will die Aufmerksamkeit der Welt nicht mehr als nötig auf ihn richten. Du gehörst nämlich mir«, fügte sie an Cam gewandt hinzu.
»Anders wäre auch schlecht.«
Die Frauen lachten. »Gute Antwort«, meinte Mina.
»Du hast also sicher nichts dagegen?« Taylor sah Mina an. »Ich fühle mich heute tatsächlich nicht wohl.«
»Machst du Witze? Das macht doch Spaß.«
»Danke.« Sie glitt vom Barhocker und legte einen Geldschein für die Cola inklusive Trinkgeld hin. »Ich mach mich jetzt vom Acker, bevor es zu voll wird.«
Es war Anfang August, und die Sonne war noch nicht untergegangen, obwohl sie schon tief am Himmel hinter ihr stand und lange Schatten warf, während sie auf der Sixth Street nach Osten zum Parkplatz lief. Sie hielt die Augen auf ihren eigenen Schatten gerichtet und merkte erst, wie schreckhaft sie war, als ein weiterer Schatten auftauchte, weil jemand hinter ihr war.
Zweimal wirbelte sie herum, um nachzusehen, wer das war. Einmal erschreckte sie dabei einen Mann im Anzug und anschließend eine hochgewachsene, junge Frau in Jeans und Tanktop, die zur Musik aus ihren Kopfhörern vor sich hin wippte.
»Entspann dich«, befahl sie sich selbst und zuckte dann heftig zusammen, als das Piepen ihres Handys eine eingehende Textnachricht signalisierte. Sie verfluchte ihre angespannten Nerven erneut, öffnete die Nachricht und erstarrte.
Es war ein Bild von ihr selbst, wie sie die Wohnung verließ, in Skinny Jeans und einem T-Shirt mit Phantom der Oper-Aufdruck. Ihr langes braunes Haar fiel ihr lose auf die Schultern. Es war einer jener seltenen Tage, da sie es nicht zusammengefasst trug. Gestern.
Sie stand da, wartete auf eine weitere Nachricht. Oder ein Emoji. Irgendetwas, was ihr sagen würde, was das alles zu bedeuten hatte. Oder was ihr sicher sagen würde, von wem es kam.
Nur dass sie die Antwort auf diese Frage eigentlich schon kannte. Oder nicht?
Und wenn sie recht hatte, hatte sie nur zwei Möglichkeiten: zu flüchten oder sich Hilfe zu suchen.
Sie dachte über einen möglichen Neuanfang nach. Über die logistischen Schwierigkeiten, die es mit sich bringen würde, ein sicheres Versteck zu finden. Darüber, wie es sein würde, allein, ohne ihre Freunde zu sein. Ohne Job. Mit absolut nichts außer ihrem Verstand. Und natürlich dem Geld ihres Vaters.
Sie erschauerte, und sie wusste, was sie zu tun hatte.
Sie drehte um und kehrte – immer einen Schritt nach dem anderen – über die Sixth Street zum The Fix zurück.
2
Vor der Tür des The Fix angelangt, war sie sich immer noch unsicher und blieb stehen. Aber was hatte sie für eine Wahl? Sie konnte entweder flüchten oder sich Hilfe suchen. Und …
»Taylor!«
Sie wandte sich um und entdeckte Megan Clark hinter sich. Die ausgebildete Visagistin arbeitete seit Kurzem ebenfalls im The Fix, um sich etwas dazuzuverdienen. Falls das Loch auf ihrem Bankkonto es erforderte, konnte sie selbst das sicher auch.
»Warum bist du nicht drinnen? Musst du heute nicht arbeiten?«, fragte Megan.
»Mina hat meine Schicht heute übernommen. Ich fühle mich beschissen, weshalb Jenna mich nach Hause geschickt hat. Aber ich muss dringend mit Brent reden. Deshalb mache ich mich jetzt auf die Suche nach ihm, bevor ich mir eine Riesendosis von irgendeinem Anti-Schnupfen-Mittel einverleibe und auf dem Bett zusammenbreche.« Kaum hatte sie das gesagt, bedauerte sie ihre Worte auch schon. Megan würde wissen wollen, was denn so wichtig war, dass Taylor Brent aufsuchte. Nicht weil sie von Natur aus neugierig war, sondern weil sie mittlerweile gute Freundinnen geworden waren. Und gute Freundinnen vertrauten sich einander nun einmal an.
Sie räusperte sich und fuhr, um jede Frage im Keim zu ersticken, eilig fort: »Gehen wir am Wochenende wieder zusammen laufen?« Megan, Mina und Taylor hatten angefangen, zusammen für einen Fünftausend-Meter-Lauf zu trainieren. Das Ziel bestand darin, im nächsten Jahr am Zehntausend-Meter-Lauf, dem Capitol 10K, teilzunehmen. Ein Ziel, das sie wahrscheinlich nicht erreichen würden, denn meist waren ihre Trainingszeiten zu kurz und ihre Frühstückssessions zu lang.
Ein Paar umrundete sie und öffnete die Tür zur Bar.
»Wir stehen im Weg.« Megan schob ihre Cateye-Brille die Nase hinauf und streckte die Hand nach der Tür aus, die sich hinter dem Paar schloss. »Und ja«, antwortete sie und hielt sie Taylor auf. »Wir laufen ganz bestimmt wieder miteinander. Und danach gehen wir in diesen neuen Laden, der angeblich ein fantastisches Tex-Mex-Frühstück serviert. Den sollten wir uns mal ansehen.«
Taylor verkniff sich ein Lächeln, denn das hatte sie auch schon gedacht. »Klingt gut«, sagte sie und trat ein. Sofort war sie vom Lärm umgeben. Das vertraute ständige Summen einer Bar voller sorgloser Menschen, die hier waren, um sich zu amüsieren. »Ich suche mal nach Parker«, meinte Megan, womit sie ihren megasexy Freund meinte. »Eigentlich wollten wir uns schon vor fünf Minuten treffen. Oh. Da ist ja Brent.«
Taylors Blick folgte Megans ausgestrecktem Finger. Dann verkündete sie ihrer Freundin, sie später noch treffen zu wollen, und schlängelte sich durch die Menge zu Brent, der im hinteren Bereich der Bar neben Tyree und Reece stand. Na toll. So viel zum Thema, dass sie den Ball flach halten wollte.
»Ich dachte, Jenna hätte dich nach Hause geschickt«, begrüßte Reece sie.
»Hat sie auch. Aber ich musste noch mal zurückkommen.« Taylor blickte zwischen den dreien hin und her und fasste sich ein Herz. Sie wusste, dass sie Brent einweihen musste, und je schneller sie es hinter sich brachte, umso besser. Sie war jetzt schon ruhiger als eben, nur weil sie in der Nähe dieser drei Männer stand.