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Elena ist zu jung für mich. Ganz zu schweigen davon, dass sie die Tochter meines Chefs und die Babysitterin meines Kindes ist.
Da ist diese Anziehungskraft zwischen uns, diese knisternde Spannung. Aber ich muss sie ignorieren.
Als alleinerziehender Dad will ich vor allem für mein kleines Mädchen da sein. Alles andere ist zu kompliziert. Alles andere würde mich nur wieder verletzen.
Das Problem ist bloß, dass ich mich nach ihr verzehre. Und wenn sich die Funken zu einem Flächenbrand ausweiten, werde ich der Versuchung nachgeben. Unsere geheime Affäre ist glühend heiß, besser, als ich je gedacht hätte.
Geheimnisse kommen irgendwann ans Licht, und ich könnte meinen Job und meinen guten Ruf verlieren.
Doch so langsam wird mir eines klar: Das Einzige, was ich nicht verlieren will, ist sie.
Über »Year of Passion«
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
***
Mit einer Bonusgeschichte zu Eric & Tiffany!
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Seitenzahl: 232
Veröffentlichungsjahr: 2019
J. KENNER
YEAR of PASSION
DEZEMBER
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken
Die Serie
»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen …
Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:
Year of Passion – Januar
Year of Passion – Februar
Year of Passion – März
Year of Passion – April
Year of Passion – Mai
Year of Passion – Juni
Year of Passion – Juli
Year of Passion – August
Year of Passion – September
Year of Passion – Oktober
Year of Passion – November
Year of Passion – Dezember
Die Autorin
Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.
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Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 02/2019
Copyright © 2018 by Julie Kenner
Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month. Walk the Line bei Martini & Olive.
Die Bonusgeschichte erschien 2018 unter dem Titel Just a Kiss: Eric & Tiffany in J. Kenner, Suzanne M. Johnson: Bar Bites bei Evil Eye Concepts, Inc.
Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2019 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Anita Hirtreiter
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagmotiv: © AS Inc, surachet khamsuk, Christopher Hall, MrVander/ Shutterstock
Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Alle Rechte vorbehalten
e-ISBN 978-3-641-23728-8V001
www.diana-verlag.de
1
Elena Anderson eilte wie auf Autopilot Austins Congress Avenue hinauf, wich Fußgängern, Straßenmusikanten und einer Gruppe von Mittelschülern aus, die von einer abgespannt wirkenden Lehrerin und ein paar gestressten Betreuerinnen zusammengehalten wurde.
Sie schlängelte sich durch die Menge der Menschen, die nach der Mittagspause wieder in die Büros strebten, und atmete erleichtert aus, als sie schließlich ostwärts auf die Sixth Street einbog. Nur noch ein paar Straßen weiter, dann konnte sie endlich alles erzählen. Sie war sich allerdings nach wie vor nicht ganz sicher, ob es die guten oder die schlechten Nachrichten waren, die sie vorantrieben.
Mit einem weiteren Seufzer verlangsamte sie ihren Schritt etwas und dachte über das nach, was geschehen war und was sie erfahren hatte. Für ihren Dad und seine Bar, The Fix on Sixth, ergab sich eine einmalige Chance. Während sie selbst eine Gelegenheit verpasst hatte.
Gab es da nicht irgendeine Redensart, dass das Leben wie eine Wippe war? Für ihren Dad ging es bergauf, aber ihr Boss hatte sie gerade in den Abgrund gestürzt.
»Komm drüber hinweg, Mädel«, sagte sie sich, allerdings offenbar zu laut, denn eine Frau in der Nähe, die auf mörderisch hohen Heels einherstolzierte, musterte sie neugierig.
Sie warf der Frau ein Lächeln zu und legte wieder einen Zahn zu, sodass sie vollkommen außer Atem war, als sie die schwere Eichentür aufzog, die ins The Fix on Sixth führte.
Kaum zu glauben, dass es erst ein paar Monate her war, seit sie San Diego verlassen und sich auf den Weg nach Austin gemacht hatte, um dort nach ihrem Vater zu suchen, und ihn gleich gefunden hatte. Noch unglaublicher war, dass ihre Mutter und sie ihn die ganze Zeit für tot gehalten hatten, was auf einen schrecklichen Betrug seitens Elenas Großvater zurückzuführen war. In seinen Augen war Tyree nicht gut genug für Eva gewesen.
Elena war außer sich vor Wut gewesen, als sie die Wahrheit erfahren hatte. Sie war wütend auf ihren Großvater gewesen. Wütend auf die Welt. Und ja, sogar wütend auf ihre Mutter und Tyree, weil die beiden die Wahrheit nicht auf magische Weise herausgefunden und sämtliche Stolpersteine weggeräumt hatten, die man ihnen in den Weg gelegt hatte.
Eine Weile hatte sie sich förmlich in ihrem Groll gesuhlt, aber das war nicht nur unangenehm gewesen, sondern hatte sie auch eingeengt, wie ein zu knappes Kleid. Insgesamt war sie eigentlich ein fröhlicher Mensch, und so war ihr Zorn über die Vergangenheit schon bald verraucht; an seine Stelle trat das, was ihre Mutter immer als ihren unglaublichen Optimismus bezeichnete.
Damals hatte sie von Tyree Johnson nicht viel mehr als seinen Namen gewusst. Außerdem hatte man ihr erzählt, dass er bei der Marine gedient hatte. Aber das Internet ist ja etwas Wunderbares, und so hatte sie stunden-, wenn nicht sogar tagelang nach ihm gegoogelt, war jeder noch so schwachen Spur gefolgt, bis sie schließlich einen Artikel über einen Tyree Johnson gefunden hatte, der eine Bar in Austin, Texas, eröffnet hatte. Auch ein Bild war dabei gewesen, und anhand des zerfledderten Schnappschusses, mit dem sie seit ihrer Geburt vertraut war, hatte sie ihn sofort erkannt. Dieses Bild von ihrem Vater hatte Eva ihr stets ins Kinderbettchen gelegt, damit sie ihrem für immer verloren geglaubten Vater stets nah war.
Bloß, dass er alles andere als verloren war.
Und nun, dank Internet und ihrer eigenen Beharrlichkeit, kannte sie ihn tatsächlich.
Sie war nach Austin gekommen, weil sie davon geträumt hatte, ihren Vater zu finden und ihn kennenzulernen. Und ja, sie hatte auch gehofft, Tyree und Eva würden wieder ein Paar werden. Immerhin glaubte sie daran, dass Menschen glücklich bis ans Ende ihrer Tage sein konnten. Aber sie hatte keineswegs sicher damit gerechnet. Eigentlich hatte erst einmal nur eines für sie im Vordergrund gestanden: die Chance, ihren Vater kennenzulernen.
Und in kürzester Zeit hatte sich alles gefügt. Ihr Dad und ihre Mom waren verlobt; Elena hatte einen Halbbruder, der wirklich toll war; und sie selbst stand ihrem Dad mittlerweile schon so nahe, dass sie das Gefühl hatte, ihn schon jahrelang zu kennen und nicht erst seit wenigen Monaten.
Also ja: Alles war gut geworden. Das musste sie sich bloß stets vor Augen führen. Sie würde einen neuen Job finden; das hier war keine Krise, sondern eine Chance. Und sie würde Tyree dabei helfen, alles Notwendige zu tun, um das The Fix zur angesagtesten Bar zu machen.
Um zwei Uhr nachmittags war im Lokal nicht allzu viel los. Ein paar vereinzelte Gäste saßen an den Tischen, doch die registrierte sie kaum, als sie die Bar betrat.
Nur Brent bemerkte sie sofort. Wie hätte sie ihn auch übersehen können? Er war zweifellos der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Er war athletisch gebaut,groß und schlank, mit breiten Schultern und muskulösen Armen. Nie hatte sie ihn mit nacktem Oberkörper gesehen, sondern höchstens in dem schwarzen T-Shirt mit dem Logo des The Fix on Sixth. Aber das reichte ihr, um sich seine definierten Brust- und Bauchmuskeln vorstellen zu können. Er hatte markante Gesichtszüge, whiskeyfarbene Augen, die stets zu lachen schienen und in denen so viel Liebe stand, wenn er seine fünfjährige Tochter ansah, dass dann immer jede Menge Schmetterlinge in Elenas Bauch flatterten.
Sie wünschte sich, er würde auch sie auf diese Weise ansehen.
Aber nein. So etwas durfte sie nicht mal denken. Sie hatte noch nicht mal beruflich Fuß gefasst, sodass eine Beziehung im Augenblick wirklich nicht infrage kam. Schon gar nicht mit einem alleinerziehenden Vater. Sein Leben verlief in festen Bahnen. Sie jedoch sehnte sich nach Abenteuern. Sie hatte noch zwei Jahre ihres Masterstudiengangs in Austin vor sich, und es stand in den Sternen, wo sie danach landen würde. Als Stadtplanerin konnte sie beinahe überall arbeiten. Sogar in Europa; wäre das nicht aufregend?
Zugegeben, eine Affäre mit diesem Mann wäre toll gewesen, aber sie war sich trotzdem sicher, dass es nie dazu kommen würde. Sie selbst spürte zwar das Knistern, wenn sie in seiner Nähe war, er hingegen hatte nie mehr als freundschaftliches Interesse an ihr bekundet. Außerdem war er ganze zehn Jahre älter als sie selbst. Oder eigentlich neun, da sie in der kommenden Woche vierundzwanzig wurde. Dennoch war der Altersunterschied immer noch sehr groß, zumal Brent zu Tyrees engsten Freunden zählte. Und wie peinlich war das denn?
Nein. Sie musste Abstand halten und vernünftig bleiben. Für ihn ein bisschen zu schwärmen war ja durchaus okay, solange er nichts davon mitbekam. Was er nicht würde, denn sie würde ihre Gefühle auf jeden Fall vor ihm verbergen.
»Was ist los?«, fragte Brent, der aufgesehen hatte, als sie ins The Fix gestürmt kam.
Anscheinend war sie nicht allzu gut darin, ihre Gefühle für sich zu behalten.
Allein schon beim Klang seiner Stimme wurde ihr ganz anders, doch sie ignorierte es und sah ihren Vater an. »Ich muss mit dir reden. Und mit dir auch«, fügte sie an Brent gewandt hinzu und hoffte, lässig und geschäftsmäßig zu klingen. »Es geht um die Bar und den Denkmalschutz, und es ist wirklich wichtig.« Sie ratterte die Worte herunter und sah die beiden Männer eindringlich an.
»Also gut«, antwortete Brent und warf Tyree einen Blick zu. »Dann lass uns gleich reden.«
Er bedeutete Jenna und Reece, ihm zu folgen, und Elena gab sich im Geiste eine Kopfnuss. Sie hatte sich so schnell ausschließlich auf Brent eingeschossen, dass ihr die Anwesenheit seiner beiden besten Freunde glatt entgangen war.
Sie kannte natürlich nicht die ganze Geschichte, aber anscheinend waren Jenna, Reece und Brent schon seit ihrer Kindheit miteinander befreundet. Nur stellte sich dann irgendwann heraus, dass Reece und Jenna insgeheim ineinander verliebt waren, was mittlerweile nicht mehr ganz so geheim war, denn Jennas Schwangerschaft war offensichtlich.
Auch die Anwesenheit von Griffin und Beverly in der Bar war Elena entgangen. Doch jetzt sah sie sie nebeneinandersitzen. Sie warfen ihr einen Blick zu, vertieften sich dann aber wieder in ihr Gespräch. Sie schienen sich in der Gesellschaft des jeweils anderen überraschend wohlzufühlen, worüber sie lächeln musste. Sie wusste, dass Bev Griffin monatelang angeschmachtet hatte, Letzterer seine Gefühle jedoch erfolgreich für sich behalten hatte.
Als Opfer eines Brandes hatte Griffin als Kind furchtbare Narben davongetragen. Elena hatte davon schon kurz nach ihrer Ankunft im The Fix erfahren. Auch hatte sie schnell gemerkt, wie verschlossen er war und wie sehr er sich bemühte, seine Narben stets zu verbergen.
Beverly hingegen war ein Filmstar und sah einfach umwerfend aus. Elena hätte zugegebenermaßen nie gedacht, dass die beiden zusammenkommen würden. Und obwohl sie sich wahnsinnig gefreut hatte, sich diesbezüglich geirrt zu haben, war sie doch ein wenig neidisch, die beiden so glücklich zu sehen,denn sie war sich verdammt sicher, dass Brent sie nie auf ähnliche Weise überraschen würde.
Sie schüttelte den Kopf, verbannte die Gedanken aus ihrem Kopf. Dann warf sie Beverly ein kurzes Lächeln zu und folgte den Männern und Jenna ins Büro im hinteren Teil der Bar.
»Na gut, mon bijou«, sagte Tyree, dessen Cajun-Wurzeln sich in dem Kosenamen zeigten, den er ihr seit Kurzem gab. Er lehnte sich an seinen Schreibtisch und runzelte besorgt die Stirn. Er war ein großer Mann, dessen Haut ebenso dunkel war wie die ihre, obwohl das so ziemlich alles war, was sie von ihm geerbt hatte. Sie hatte die Figur ihrer Mutter, ebenso wie deren hohe Wangenknochen, ganz zu schweigen von ihren großen Augen. Und nun, da Elena ihr Haar auch noch kurz trug, sahen Mutter und Tochter beinahe wie Schwestern aus.
Tyree hatte es nie laut ausgesprochen, aber sie wusste, dass er anfänglich Zweifel daran gehabt hatte, dass sie wirklich von ihm war. Offenbar hatte er David für den Vater gehalten. Doch David Anderson hatte Eva geheiratet, nachdem Tyree auf dem Schlachtfeld ums Leben gekommen war. Zumindest hatte Eva das damals geglaubt.
Elena erinnerte sich gar nicht an David. Die Ehe war von Elenas Großvater arrangiert worden, und Eva hatte sich schließlich von ihm scheiden lassen, als Elena vier gewesen war. Tyree war also der einzige Vater, den sie kannte. Sie hatte eine Menge verpasst, aber gerade das machte die Zeit, in der sie beide jetzt vieles nachholten, zu etwas ganz Besonderem.
Und diesen Kosenamen liebte sie wirklich.
»Was ist los?«, fuhr Tyree fort. »Du siehst aus, als würdest du gleich platzen, wenn du uns nicht sofort alles erzählst. Die Frage ist nur, ob du gute oder schlechte Neuigkeiten hast.«
»Für mich sind sie eigentlich eher schlecht«, antwortete Elena. »Aber für dich sind sie gut. Oder zumindest möglicherweise gut«, fügte sie achselzuckend hinzu.
Sie sah, wie Brent und Reece einen schnellen Blick wechselten, während Tyree sich von seinem Schreibtisch abstieß und die Stirn noch stärker in Falten legte. »Schlecht für dich? Inwiefern?«
»Ist schon gut«, antwortete sie und bedauerte bereits, dass ihr das herausgerutscht war. »Wirklich, ich hätte es gar nicht erwähnen sollen. Ich wollte dir eigentlich nur erzählen, was ich gehört habe.«
Tyree wollte offensichtlich nachhaken, aber Brent deutete mit einem Kopfnicken auf einen der Stühle, damit sie sich setzte. »Also, dann schieß mal los«, sagte er. »Du hast gesagt, es ginge um die Bar und den Denkmalschutz?«
»Stimmt.« Sie setzte sich und legte die Hände auf die Knie, während sie ihre Gedanken zu ordnen versuchte. »Okay, ihr wisst ja, dass ich für das Austin Center for Downtown Conservation and Revitalization gearbeitet habe, stimmt’s?«
»Habe?«, wiederholte Brent, denn diesem Mann entging nun einmal nichts.
Einen Moment später machte Tyree auch schon einen Schritt auf sie zu, und seine freundlichen Augen waren voller Sorge. »Elena, was ist denn passiert?«
Sie warf den beiden Männern einen entschlossenen Blick zu. »Moment. Ich komme gleich darauf zu sprechen.« Sie sah, dass Brents Lippen belustigt zuckten, und sagte sich, dass sie ihn auf keinen Fall ansehen durfte, wenn sie mit ihrer Geschichte bis zum Ende kommen wollte. Dieser Mann brachte sie wirklich total aus dem Konzept.
»Sie haben mich heute Morgen angerufen, na ja, Cecily hat mich angerufen. Sie ist meine direkte Vorgesetzte, und sie betonte, alle wären von meiner Arbeit sehr beeindruckt und glaubten, ich würde es noch weit bringen. Was natürlich schön zu hören war, aber mir war gleich klar, dass es bei dem Gespräch nicht nur darum ging, mich zu loben.«
Sie brach ihre eigene Regel und warf Brent, der sie aufmerksam musterte, einen Blick zu. »Nach ein paar Minuten Geplänkel«, fuhr sie fort, »berichtete sie mir, dass der Vorstand sich vor Kurzem zusammengesetzt habe, die Zeiten nun mal schwer seien und man meine Stelle wohl streichen müsse.«
»Oh, Süße«, rief Tyree, »das tut mir so leid.«
»Sie versicherte mir, dass sie mich gern behalten hätten, es aber nicht möglich sei. Aber sie haben mir ein total gutes Zeugnis ausgestellt.« Sie seufzte. Alles in allem hätte sie den Job lieber behalten. »Jedenfalls«, sprach sie weiter, bevor sie jemand bemitleiden konnte, »während ich meine Sachen ausräumte, bekam ich zufällig eine Unterhaltung im Zimmer nebenan mit.«
Sie sah sich um, wandte den Blick schnell wieder von Brent ab und fixierte ihren Vater. »Das Center ist eine Non-profit-Organisation, die eng mit der Stadt zusammenarbeitet. Eines seiner Ziele besteht wohl darin, das Bewusstsein für die Geschichte der Sixth Street zu schärfen. Anscheinend wissen ganz viele Menschen nicht mal, dass sie früher Pecan Street hieß. Man überlegt nun, ob man die in den historischen Gebäuden ansässigen Geschäfte nicht bittet, geführte Touren oder Artefakte anzubieten oder vielleicht auch Flyer zur Geschichte dieses Viertels herauszugeben.«
»Klingt gut«, meinte Jenna. Sie saß auf einem der Stühle, die Hand schützend auf den Bauch gelegt.
»Das fand ich auch«, pflichtete Elena ihr bei und wandte sich dann wieder Tyree zu. »Und mir kam die Idee, dass wir einfach mit gutem Beispiel vorangehen könnten. Die Aktion kommt in jedem Fall auf uns zu. Wir könnten also voranpreschen und schon einiges davon verwirklichen. Das brächte der Bar nicht nur zusätzliche Publicity, sondern wir wären auch Vorreiter bei der Kampagne zur Förderung des historischen Bewusstseins.«
»Ich bin mir sicher, sie werden eine Art Ausschuss zusammenstellen«, fügte sie hinzu. »Wenn wir jetzt aktiv werden, zeigen wir bereits ganz früh, dass wir an dieser Sache interessiert sind. Wahrscheinlich haben sie uns dann bald auf dem Schirm, sodass wir Teil der Kernplanungstruppe werden können. Vielleicht ergreifst du sogar von dir aus die Initiative und teilst ihnen mit, dass du das historische Bewusstsein fördern willst. Unter Umständen gibt es ja auch schon so etwas wie eine Infotafel, die man am Gebäude anbringen könnte. Aber wir sollten einfach schon mal mit denen ins Gespräch kommen, weißt du?«
Sie sah die anderen der Reihe nach direkt an. »Ich weiß, dass ich derlei Aktivitäten aufregender finde als ihr. Aber es geht nicht nur um die Planung. Ich glaube, dass so eine Maßnahme den Ruf des The Fix in der Stadt noch einmal enorm verbessern könnte.«
Tyree und Reece wechselten einen Blick, dann nickte Tyree. »Ganz schön wertvoll, diese Informationen«, sagte er. »Wenn man bedenkt, wie sehr unser Umsatz sich gesteigert hat, seit wir den Wettbewerb zum Mann des Monats ins Leben gerufen haben, kann man wohl behaupten, dass wir in absehbarer Zeit kaum pleitegehen werden.«
»Was bedeutet, dass es tatsächlich sinnvoll sein könnte, sich zu engagieren«, sagte Jenna. »Und das Ganze mit geschichtlichem Background zu würzen ist sicherlich sinnvoll. Wir könnten Spencer und Brooke bitten, in der letzten Folge von The Business Plan ein paar historische Fakten einzuflechten. Und durch unsere Lebensmittelmesse nehmen wir hier in der Innenstadt ja ohnehin schon eine gewisse Führungsposition ein.«
»Stimmt genau«, bestätigte Elena. Als sie nach Austin gekommen war, hatte die Bar gerade den Mann-des-Monats-Contest aus dem Boden gestampft, einen Kalenderwettbewerb, mit dessen Hilfe man mehr Gäste ins The Fix hatte locken wollen, damit die Bar liquide blieb und nicht geschlossen werden musste.
Der Erfolg des Wettbewerbs hatte sämtliche Erwartungen übertroffen, und jetzt stand außer Frage, dass Tyrees The Fix am einunddreißigsten Dezember schwarze Zahlen schreiben würde.
An diese Erfolgswelle anknüpfend hatten alle in der Bar darüber nachgedacht, wie man das The Fix im Fokus der Öffentlichkeit halten konnte, und so war die Idee einer Lebensmittelmesse aufgekommen. Jenna hatte sich umgehend auf die Planung gestürzt, und jetzt rückte der Termin immer näher. Dutzende von Austiner Restaurants und Delikatessenläden hatten sich angemeldet. Und da das The Fix nicht nur Initiator, sondern auch Organisator war, würde der Name der Bar am Abend der Messe, die im Ballsaal des Winston Hotels stattfinden würde, in aller Munde sein.
Tyree baute sich vor ihr auf. »Ich bin dir für deinen Vorschlag dankbar, und ich habe ganz sicher auch nichts dagegen. Aber du hast bislang noch nicht erwähnt, wie du dir deine finanzielle Zukunft jetzt vorstellst.« Seine Stimme war sanft, seine Miene jedoch unnachgiebig.
»Ich?«
»Du hast hier gekündigt, um im Center zu arbeiten. Womit willst du denn nun deinen Lebensunterhalt bestreiten?«
»Daddy …«
Tyrees ernster Blick wurde sanft, und er strahlte sie an. »Ich mag es, wenn du das sagst.«
Sie verdrehte die Augen, aber eigentlich tat sie nur so entnervt. Denn auch sie mochte den Klang dieses Wortes. Und das wussten sie auch beide.
Sie streckte den Arm aus, und ihre Hand wurde sogleich von der viel größeren ihres Vaters umfangen.
»Ich werde mir natürlich etwas anderes suchen. Und sie haben mir gesagt, dass sie vielleicht zumindest einen Praktikumsplatz für mich haben. Aber das müssen sie wahrscheinlich auch mit dem Vorstand klären. Ich bin also momentan in der Warteschleife.«
»Praktikantin«, meinte Tyree. »Also ohne Bezahlung.«
»Die Erfahrung ist schließlich das, was zählt«, antwortete sie, doch er stieß bloß die Luft aus. Hörbar.
»Warum arbeitest du nicht einfach wieder hier? Ich habe nicht mehr allzu viel Personalbedarf, aber eine Teilzeitstelle kann ich dir noch anbieten.«
Elena wäre vor Erleichterung beinahe zusammengebrochen. Sie hatte nicht unverschämt sein wollen, weswegen sie nie um einen Job in der Bar gebeten hätte, aber sie brauchte wirklich dringend Arbeit.
Doch gerade als sie begeistert auf Tyrees Angebot eingehen wollte, stieß Jenna hinter ihr einen leisen Seufzer aus. »Es tut mir wahnsinnig leid«, sagte sie und stellte sich hinter Brent, »aber ich habe heute Morgen jemanden eingestellt.«
Tyree runzelte die Stirn. »Wir haben die Stelle doch nicht mal ausgeschrieben.«
Jenna wischte seine Worte kurz angebunden vom Tisch: »Sie hat mich letzte Woche angerufen. Ich kenne sie. War Zufall. Jedenfalls«, fuhr sie eilig fort, »nur weil es hier keinen Job gibt, bedeutet das ja noch lange nicht, dass du auf dem Trockenen sitzt. Immerhin brauchst du doch einen Babysitter, oder nicht?« Beim letzten Satz versetzte sie Brent einen Knuff gegen die Schulter. »Hat das neue Mädchen, das du eingestellt hast, nicht gerade gekündigt? Und ausgerechnet jetzt musst du auch an den Wochenenden arbeiten, also wäre das doch eine sinnvolle Entscheidung, oder? Findest du nicht auch, Elena?«
Ihr Herz machte einen Rückwärtssalto bei dieser Aussicht, und innerlich zuckte sie zusammen. Ehrlich, was dachte sie sich eigentlich dabei? Sie sollte für Brent arbeiten? Ständig in seiner Nähe sein? Bis spät in die Abendstunden? In seinem Haus? Mit seiner Tochter?
Zugegeben, er würde nur selten da sein, aber trotzdem würde das sicher in einer Katastrophe enden. Oder zumindest würde sie sich dadurch in eine äußerst peinliche Lage bringen.
Sie musste einfach Nein sagen.
»Ich könnte dich wirklich brauchen«, sagte Brent, und seine gelassenen Worte beschworen allerlei wunderbare Bilder herauf.
»Oh«, machte Elena, wobei sie nicht wusste, ob er sie über das wilde Pochen ihres Herzens hinweg überhaupt verstehen konnte. »In dem Fall: Ja.«
2
»Er hat gesagt, dass er dich brauchen könnte? Oh-oh.« Selma Herrington saß im Schneidersitz auf dem Boden in Elenas Wohnzimmer, das stachelige, stets die Farbe wechselnde Haar heute mit pinkfarbenen Strähnen. Sie grinste, als sie Hannah Donovan ansah, eine Austiner Anwältin, die mit Matthew Herrington zusammen war, Selmas Bruder.
»Als Babysitterin«, erläuterte Elena und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
»Aber du willst mehr, nicht wahr?«, fragte Hannah. »Ich meine, du hast dich doch schon von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt.«
Panischer Schrecken durchfuhr Elena, denn sie hatte sich die ganze Zeit über bemüht, sich Brent gegenüber nicht anmerken zu lassen, dass sie ihn toll fand. Außer Selma hatte sie niemandem davon erzählt, und selbst das war nur einem schwachen Moment im Hinterzimmer des The Fix zu verdanken gewesen, als sie über Männer, Filme und das Leben an sich gesprochen hatte, während Selma die Whiskey-Vorräte neu aufgefüllt hatte.
Elena und Selma hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Elena war neu in der Stadt gewesen, und das The Fix war der einzige Ort, an dem sie sich gleich ein wenig wie zu Hause gefühlt hatte. Selma war Besitzerin einer Whiskey-Destillerie, und als eine der Zulieferinnen war sie ständig im The Fix präsent, sodass Elena ihr gleich am ersten Tag begegnet war.
Sie hatten sich schnell angefreundet. Das war mit Selma nicht schwer, die schrullig genug war, um interessant zu sein, und authentisch genug, dass man sie gleich ins Herz schloss.
In diesem Moment zweifelte Elena daran, ob es gut war, ihr zu vertrauen, und warf der Freundin einen wütenden Blick zu. Doch Selma hob abwehrend die Hände. »Ich habe erst etwas gesagt, als sie danach fragte.«
Elena sah Hannah an, die ein wenig verlegen wirkte. »Ich habe doch gesehen, wie du Brent angesehen hast. Genau solche Blicke habe ich Matthew zugeworfen, bevor er Interesse zeigte.« Ihr Lächeln deutete jede Menge intimer Geheimnisse an. »Wahrscheinlich wollte ich mich damit einfach bloß bemerkbar machen.«
»O Gott. Ist es bei mir wirklich so offensichtlich?«
»Das bemerkt man nur als Frau«, beruhigte Selma sie. »Brent hat sicher keine Ahnung. Aber vielleicht ist das ja ein Teil des Problems«, sang sie leise vor sich hin.
»Es gibt kein Problem«, widersprach Elena ihr entschlossen.
»Oh, bitte! Du vögelst ihn nicht. Das klingt durchaus nach einem Problem.«
»Selma!«
»Ich spreche bloß das aus, was wir alle denken.«
»Auf diese Art bin ich gar nicht an ihm interessiert. Oder«, fügte sie hinzu, ehe eine der Frauen diese Aussage infrage stellen konnte, »vielleicht bin ich auch einfach nur nicht naiv genug, um zu glauben, dass er Interesse an mir haben könnte. Und selbst wenn er es hätte, wird es ganz bestimmt niemals dazu kommen.«
»Warum denn nicht?«, fragte Hannah. »Wenn du Interesse hast und er auch …« Sie zuckte mit den Schultern und sprach nicht weiter, aber ihre Stimme hatte einen mutwilligen Unterton.
»Weil ich noch im Masterstudium bin, er aber schon ein geschiedener Vater ist. Er hat ein Leben. Ich muss Studiengebühren zahlen. Er macht sich über die Finanzierung von Faith’ Collegegebühren Gedanken, während ich nicht mal einen festen Job habe.«
Hannah und Selma wechselten einen Blick. »Derlei Bedenken sind berechtigt«, meinte Selma, »lassen sich aber überwinden.«
Entnervt schüttelte Elena den Kopf. »Ihr Mädels seid unmöglich. Essen wir jetzt etwas oder nicht?«
Sie hatten sich schon im Laufe der Woche vorgenommen, am Samstagmorgen frühstücken zu gehen, wobei sie sich bei Elena treffen wollten, um dann in einem der zahlreichen Tex-Mex-Lokale in Austin Migas zu verspeisen. Aber nun hatte Elenas Liebesleben oder besser gesagt das Fehlen desselben sie aufgehalten. Und mittlerweile war ihr Magen genauso vernachlässigt wie ihre Libido.
Hannah sah auf die Uhr. »Wir finden jetzt bestimmt nirgends mehr ein Lokal ohne riesige Warteschlange. Was hast du denn im Kühlschrank? Wir könnten doch einfach hierbleiben und selbst kochen.«
»Klar«, sagte Elena und stand auf. Damals in Kalifornien hatte sie nicht allzu häufig gekocht. Aber nachdem sie hergezogen war, hatte sie angefangen, immer mal wieder im Haus ihres Dads herumzuhängen und mit ihm und Eli, ihrem Halbbruder, irgendwelche Gerichte zu zaubern. »Ich glaube sogar, ich habe alles für Migas da.« Dieses Tex-Mex-Frühstück, eine Mischung aus Rührei, Zwiebeln, Tomaten, Chili, Sour Cream und Tortillas, gehörte zu ihren Lieblingsgerichten. »Ich habe sogar Salsa und Tortillas da. Eigentlich fehlt nur die richtige Atmosphäre.«
»Und ein Kellner, der uns bedient«, ergänzte Hannah.
»Ist doch egal, solange wir unsere Migas kriegen!«, meinte Selma. »Außerdem können wir dann deutlich großzügiger bei den Mimosa-Cocktails sein. Hast du Champagner da?«, fragte sie im Nachgang. »Und wenn wir schon dabei sind: auch Orangensaft?«
»Seltsamerweise schon.«
»Deine Küche ist besser ausgestattet als meine«, bemerkte Selma. »Easton und ich hassen Supermärkte. Wir haben Pappschachteln von Fertiggerichten und Whiskey da. Viel Whiskey.«
»In unserer gibt es vornehmlich Obst und Eiweiß«, meinte Hannah. »Ich liebe deinen Bruder«, fügte sie an Selma gewandt hinzu, »aber der Typ ernährt sich einfach zu gesund. Obwohl er eine Schwäche für Mrs. Johnsons Donuts hat.«
»Na ja, wer hat die nicht?«, fragte Selma.
Schon seit den Vierzigerjahren war Mrs. Johnsons Bakery eine der beliebtesten Bäckereien der Stadt. Dort gab es die besten Donuts, die Elena je gekostet hatte. Ernsthaft, Kalifornien lag zwar am Meer, aber Austin machte das durch verdammt viele andere Vorzüge wett. Dazu gehörte auch ihre Familie. Und eben Brent.
»Kommt schon«, sagte sie und machte sich auf den Weg in die Küche. »Ihr Mädels könnt euch an die Bar setzen, und wir können weiterreden, während ich koche. Wir könnten sogar das Thema wechseln, nicht wahr?«, schlug sie vor, allerdings ohne allzu viel Hoffnung.
»Zum Teufel damit«, rief Selma, während sie Elena folgte. »Ich will genau wissen, wie es heute bei dir abläuft. Wann gehst du zu ihm? Und wann kommt er wieder nach Hause?«
Elena runzelte die Stirn und holte eine Eierschachtel aus dem Kühlschrank. »Ich soll um vier bei ihm auftauchen. Wahrscheinlich ist er so gegen drei Uhr in der Nacht wieder zurück. Aber warum spielt das überhaupt eine Rolle?«
»Du siehst ihn, wenn er geht und später heimkommt«, sagte Selma.