3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €
Ich vertraue Frauen nicht mehr. Nicht mehr, seitdem Brooke mich vor dem Traualter stehen gelassen, mein Herz gebrochen und meine Seele verhärtet hat.
Jetzt braucht sie mich.
Ich will Nein sagen. Seit Jahren versuche ich, sie zu vergessen. Doch die Wahrheit ist, dass ich sie noch immer will. Und ich will ihr wehtun.
Also werde ich ihr helfen, doch zu meinen Bedingungen. Zu provokanten, fordernden, sinnlichen Bedingungen.
So werde ich mich rächen … wenn ich ihr nicht wieder komplett verfalle.
Über »Year of Passion«
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 267
Veröffentlichungsjahr: 2018
J. KENNER
YEAR of PASSION
FEBRUAR
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von Emma Ohlsen
Die Serie
»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen …
Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:
Year of Passion – Januar
Year of Passion – Februar
Year of Passion – März
Year of Passion – April
Year of Passion – Mai
Year of Passion – Juni
Year of Passion – Juli
Year of Passion – August
Year of Passion – September
Year of Passion – Oktober
Year of Passion – November
Year of Passion – Dezember
Die Autorin
Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 12/2018
Copyright © 2018 by Julie Kenner
Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month. Hold On Tight bei Martini & Olive.
Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2019 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Antje Steinhäuser
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagmotiv: © anetta, surachet khamsuk, Christopher Hall, MrVander/ Shutterstock
Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Alle Rechte vorbehalten
e-ISBN 978-3-641-23718-9V003
www.diana-verlag.de
1
Spencer Dean hielt mit seiner Harley Davidson WLA vor der Auffahrt, die den Hügel hinauf zur baufälligen Drysdale-Villa führte. Er hatte das klassische Motorrad aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs von Richie geerbt, obwohl geerbt vielleicht nicht das richtige Wort war. Schließlich war Richie nicht tot, sondern nur fort.
Seitdem waren fast fünfzehn Jahre vergangen, und Spencer hatte sich schon vor langer Zeit damit abgefunden, dass sein Bruder nicht zurückkommen würde. Keiner, den Spencer liebte, kam je zurück. Und sie alle hatten weiß Gott Scheiße gebaut.
Wütend über seine Gefühlsduselei knurrte er leise, machte den Motor aus, stieg ab und ging dann den kurzen, mit Kopfstein gepflasterten Weg zum Eingang hinauf. Selbstverständlich war er verschlossen, die Lockbox des Immobilienmaklers hing am schmiedeeisernen Tor.
Spencer verharrte und legte leicht den Kopf in den Nacken, um das Anwesen in seiner ganzen Pracht betrachten zu können. Besser gesagt: sich die Pracht vorzustellen, in der das imposante Herrenhaus von 1876 wieder erstrahlen würde. Über Generationen hinweg war dies der Wohnsitz der Familie Drysdale gewesen, einst wichtige Drahtzieher in Texas und besonders hier in Austin. Er lag nur ein paar Meilen vom Kapitol der texanischen Hauptstadt entfernt in einer exklusiven Wohngegend und bot mit seinem viertausend Quadratmeter großen Anwesen ein beeindruckendes Beispiel der Second-Empire-Architektur.
Henry Drysdale hatte den Bau persönlich überwacht, weil er entschlossen war, für seine junge Braut das perfekte Heim zu schaffen. Spencer fand, dass ihm das ausgezeichnet gelungen war, und die Familie Drysdale hatte das Anwesen bis in die Siebzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts bewohnt; dann hatte das letzte Mitglied der Familie es an ein kleines Hotelunternehmen verkauft, das daraus ein erstklassiges B&B machen wollte. Aber das Unternehmen machte Bankrott, und das Haus verfiel. Seitdem hatten die Besitzer ein Dutzend Mal gewechselt, doch keiner von ihnen hatte genug Zeit oder Geld aufgewendet, um ihm zu seiner ursprünglichen Pracht zu verhelfen.
Jetzt war es nur noch ein trauriges Konglomerat aus nachlässig reparierten Bauschäden, verpfuschten Renovierungen und verfehlten Neuerungen. Dem würde Spencer abhelfen – schließlich wollte er diesem Anwesen wieder Leben einhauchen, seit er und Richie hier eingebrochen waren. Damals war Spencer erst zehn gewesen. Sie hatten Stunden, nein, Tage damit verbracht, das heruntergekommene Herrenhaus zu erkunden. Wann immer sie dort waren, fiel alles andere von ihnen ab. Dann gab es nur noch Spence und Richie, ohne die Crimson Eights, die sie bedrohten und Richie drängten, tiefer in die Welt der Banden einzusteigen, vor der ihr Vater sie unbedingt hatte schützen wollen.
Spencer war fünfzehn gewesen, als Richie verhaftet wurde, doch selbst als er fort war, hatte sich Spence weiterhin ins Haus geschlichen wie ein Dieb in der Nacht. Es war sein Rückzugsort. Ein Refugium. Und er hatte niemanden hier hereingelassen. Bis Brooke kam.
In diesem Haus hatten sie sich das erste Mal geliebt. Kerzen hinter den vernagelten Fenstern. Picknickdecken auf dem harten Boden. Er hatte sie angebetet. Ihre Intelligenz und ihr Ehrgeiz flößten ihm Ehrfurcht ein. Ihr Körper erregte ihn. Ihre sanften Rundungen und das absolute Vertrauen, mit dem sie sich ihm hingab.
Er hatte mehrere Vogelnester und verdammt viele Rußplacken aus dem Kamin entfernt, und dann, in einer Winternacht, hatten sie Feuer gemacht, weil es so romantisch war. Trotz der Gefahr, entdeckt zu werden. Im Licht der Flammen hatte ihr goldenes Haar geschimmert, und als sie sich langsam ihr Kleid ausgezogen und ihn nackt zu sich gelockt hatte, war ihm bewusst gewesen, dass kein Mann auf Erden je glücklicher gewesen war.
Er hatte nie begriffen, warum sie einen Kerl wie ihn liebte. Für ihn war das nichts anderes als ein gottverdammtes Wunder. Aber sie liebte ihn, und in jener Nacht hatte er sich geschworen, diesem Haus irgendwie und irgendwann zu seinem alten Glanz zu verhelfen und es dann Brooke wie ein Juwel zu präsentieren. Ein Herrenhaus, das ihrer Schönheit würdig war. Genau wie Henry Drysdale es einst für die Frau getan hatte, die er liebte.
Allerdings war dieser Traum vor fünf Jahren geplatzt.
Was zum Teufel machte er also hier?
Das war die alles entscheidende Frage, nicht wahr? Er war hier, weil dieses Haus für ihn das Gleiche darstellte wie Moby Dick für Captain Ahab. Er wollte nichts anderes, hatte nichts anderes im Kopf: es besitzen, ihm erneut Leben einhauchen. Und wenn er das schaffte, bewies er, dass er es wirklich verdiente.
Genau hier hatte er schon vor sechs Monaten gestanden. Eine Woche, nachdem er wieder nach Austin gezogen war. Und in diesem Augenblick hatte er entschieden, dass er seine Idee irgendwie und irgendwann verwirklichen würde. Und er würde sich auch nicht vom desaströsen Status seiner Finanzen aufhalten lassen.
Nachdem er sich mit einem raschen Blick vergewissert hatte, dass niemand ihn beobachtete, holte er den Dietrich hervor, den Richie ihm in der Woche vor seiner Einbuchtung gegeben hatte. Natürlich hätte Spencer lieber seinen Bruder zurückgehabt, doch als das Tor mit einem leisen Klicken aufsprang, musste er zugeben, dass es Zeiten gab, in denen ihm die kriminellen Talente seines Bruders ziemlich gelegen kamen.
Richie mochte Scheiße gebaut haben, aber er war immer für Spencer da gewesen. Er hatte dafür gekämpft, dass Spencer ein Vollstipendium an der Trinity Academy bekam, weil er ihren Vater unablässig gedrängt hatte, die Formulare auszufüllen und Empfehlungsschreiben zu besorgen. Er hatte Spencer beigebracht, wie man Fahrrad fuhr und ein Schloss knackte. Wie man ein Haus baute. Da war Spence gerade mal vierzehn gewesen. Er hatte ihm das Mauern beigebracht. Richie war immer verdammt geschickt mit den Händen gewesen.
Zu schade, dass diese Hände eine Waffe gehalten hatten. Zur falschen Zeit. Am falschen Ort.
Richie mochte sich sein Leben versaut haben, aber für Spencer war er immer ein Held gewesen. Hatte ihn immer beschützt.
Nur vor ihr nicht.
Er krümmte sich innerlich.
Jahrelang hatte er alle Gedanken an Brooke Hamlin in die Tiefen seines Inneren verdrängt. Doch in letzter Zeit tauchten sie wieder an die Oberfläche. Sie war in seinem Kopf, verdammt! Und offenbar konnte er sie nicht daraus vertreiben.
Das lag natürlich an diesem Haus.
Und jetzt stand er wieder hier und kämpfte mit der Frage, ob er dieses verdammte Haus wirklich kaufen sollte.
Wollte er es trotz Brooke? Oder wegen ihr? Um zu beweisen, dass er es wert war, selbst wenn sie nie erfuhr, dass er es geschafft hatte?
Nein, wies er sich streng zurecht. Er tat es, weil er das Haus liebte. Seinen Kern. Sein Wesen.
Doch, zugegeben, die Erinnerungen liebte er auch.
Mit einem schnellen Seitenblick zur Straße vergewisserte er sich, dass ihn im schwachen Licht der Dämmerung niemand bemerkt hatte, und schlüpfte durchs Tor. Trotz seiner Nähe zur Innenstadt befand sich das Anwesen am Ende einer Sackgasse, und das Tor zur Auffahrt wurde von einer riesigen Eiche überschattet.
Er zog das Tor hinter sich zu, machte sich dabei eine Notiz im Hinterkopf, dass es mal wieder geölt werden musste, und ging dann den Steinweg entlang an einem zugewucherten Garten vorbei bis zur Hintertür. Die war ebenfalls verschlossen, musste aber nicht mit einem Dietrich geöffnet werden, denn die Erkerfenster vor dem Frühstücksbereich waren zwar mit Brettern vernagelt, doch die konnten ziemlich leicht vom Rahmen gelöst werden, da er durch Vernachlässigung und den Einfluss von Wind und Wetter längst mürbe geworden war.
Spencer schlüpfte ins Haus und nutzte sein Handy als Taschenlampe. Er stand genau dort, wo er einst mit Brooke gestanden hatte, Händchen haltend, während der Regen gegen die Fassade peitschte und Blitze ihr süßes, unschuldiges Lächeln erhellten.
Damals hatte er gedacht, was er sah, wäre echt. Doch schon bald hatte er lernen müssen, dass Brooke Hamlin ganz und gar nicht unschuldig war.
Zum Teufel mit ihr! Und da er schon mal dabei war: Zum Teufel mit ihm selbst, weil er sie immer noch im Kopf hatte!
Er zwang sich, jeden Gedanken an sie zu verdrängen, und schlenderte langsam durchs Haus, um alles mit seinem Expertenblick in sich aufzunehmen. Den matten, verschrammten Parkettboden. Den massiven, durch abblätternde Farbe, Dellen und Macken ruinierten Türbogen. Die Staubschicht auf dem kunstvoll geschnitzten Treppengeländer. Die Scherben auf dem Boden. Die Wasserflecken und verzogenen Bodendielen. Die Kabel und Drähte, die von der Decke hingen. Die abgelösten Tapetenbahnen, die lange braune Flächen enthüllten.
Einen Augenblick blieb er wie angewurzelt auf dem schwammigen Boden stehen, weil die Wut in ihm hochkochte, dass man solche Schönheit vor die Hunde hatte gehen lassen.
Und das war es. Was den Ausschlag gab. Was alles entschied.
Kein Zögern, kein Schwanken mehr.
Was auch immer der Preis dafür war, was auch immer er dafür tun musste: Dieses Haus würde sein werden.
Er schaltete das Licht seines Handys aus und drückte auf den Kurzwahlknopf, um seinen Agenten anzurufen.
»Sie sind interessiert«, sagte Gregory ohne jegliche Einleitung.
Innerlich stieß Spence seine Faust in die Luft. Äußerlich zwang er sich, kühl und professionell zu bleiben.
Am Vortag hatte Spencer seinen Agenten gebeten, bei Molly und Andy, den Produzenten seiner früheren Sendung Spencer’s Place vorzufühlen. Nach dem Debakel mit seinem gottverdammten Finanzmanager Brian war Spence aus der Sendung ausgestiegen. Zwar gab es noch genug Material, um die Staffel zu beenden, aber er weigerte sich, eine weitere Staffel zu drehen, bis er das finanzielle Chaos beseitigt hatte, das ihm Brian – diese Ratte, dieser Bastard! – hinterlassen hatte.
Das war vor einem Jahr gewesen, und seitdem setzte der Sender ihm zu und beteuerte, ihn nicht wegen Vertragsbruchs zu verklagen, wenn er nur eine weitere Sendung mit ihnen machte. Aber die Vorstellung, eine weitere Saison vor der Kamera zu stehen, interessierte Spencer nicht im Mindesten. Eigentlich wollte er nur arbeiten, und Hollywood verleidete ihm sogar das.
Es war ihm nie darum gegangen, im Supermarkt erkannt zu werden oder in der Klatschpresse zu erscheinen. Er wollte nicht, dass seine privaten Krisen in den sozialen Netzwerken breitgetreten wurden. Mit all dem wollte er nichts mehr zu tun haben.
Also hatte er sogar mit Gregory besprochen, was es kosten würde, sich aus dem Vertrag rauszukaufen. Leider hätte das seinen ohnehin schon sehr niedrigen Kontostand auf deutlich unter null gebracht.
Doch als er vor einem halben Jahr nach Austin zurückzog und den baufälligen Zustand der Drysdale-Villa sah, dämmerte ihm, wie er aus diesem Dilemma herauskommen und gleichzeitig das Haus in seinen Besitz bringen konnte.
Also hatte er am Vortag Gregory angerufen und ihm seine neue Sendung vorgestellt: Mansion Makeover. Die Sache war ganz einfach: Spencer würde die Hypothek aufs Haus übernehmen, aber der Sender würde die Renovierung bezahlen.
Ein gewagter Versuch, das wusste Spencer. Und gestern war er noch bereit gewesen, die Drysdale-Villa aufzugeben, wenn der Sender ablehnte. Heute jedoch würde ihm die Ablehnung das Herz brechen. Wenn der Sender sich weigerte, wusste er nicht, was er tun sollte; aber er würde verdammt noch mal alles tun, was nötig war, um dieses Haus in seinen Besitz zu bringen.
Was hieß, dass Gregorys Information, der Sender sei an Spencers Vorschlag interessiert, so ziemlich das Beste war, was Spencer sich hatte erhoffen können.
»Sie sind einverstanden, dass mein Name auf der Besitzurkunde des Anwesens steht?«, hatte er nachgefragt. »Und dass sie, wenn ich die Sendung machen soll, entweder selbst die Renovierung finanzieren oder Sponsoren für Baumaterialien und Werkzeug suchen? Ich meine hier Bodenmaterialen, Fliesen, Glas, Rohre und Armaturen. Das ganze Programm. Das ist ihnen doch klar, oder?«
»Vollständig«, versicherte Gregory. »Und sie sind dabei.«
»Aber?«, hakte Spencer nach, denn er kannte seinen Agenten mittlerweile so gut, dass ihm der leise Vorbehalt in seiner Stimme nicht entgangen war.
»Nur eine Kleinigkeit«, erwiderte Gregory in einem Ton, der nahelegte, dass es ganz und gar keine Kleinigkeit war.
»Zieh keinen Scheiß mit mir ab, Gregory. Versuch nicht mal, mich zu manipulieren oder mir einzureden, was ich von den beschissenen Bedingungen des Senders zu halten habe.«
»Du kriegst die Sendung«, erklärte Gregory. »Und das Haus wird auch dir gehören.«
Spencer spürte, wie sich seine Eingeweide verknoteten. »Aber?«
»Aber sie wollen Mansion Makeover unter einem neuen Vertrag.«
»Einem neuen Vertrag? Aber ich schulde ihnen doch schon eine Sendung. Wieso …«
»Weil sie schon wissen, welche Sendung du unter dem alten Vertrag machen sollst. Und wenn du nicht zustimmst, gibt’s auch kein grünes Licht für das Mansion-Projekt.«
»Zum Teufel damit«, knurrte Spencer. »Red ihnen das aus.«
»Spence, wie lang arbeiten wir jetzt schon zusammen? Komm schon, zwing mich nicht, die arschige Tour zu bringen. Du weißt doch, dass ich die schon versucht habe.«
Fuck. »Was für eine Sendung?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie aus einer ganz kurzen Staffel besteht, du als Co-Star dabei bist und es darum geht, eine hiesige Bar umzubauen. Sie wird also in Austin gedreht. Das macht alles einfacher.«
»Verdammt noch mal, Gregory! Du weißt, wie ich dazu stehe. Ich will da raus. Wenn du mir einen Buchvertrag verschaffen willst, nur zu. Aber ich hab es satt, nur ein hübsches Gesicht im Fernsehen zu sein.«
»Tja, dann kannst du dich wohl von der Drysdale-Villa verabschieden. Es sei denn, du hast ein paar Dollar beiseitegeschafft.«
»Du willst also sagen, ich bin am Arsch.« Spencer holte frustriert Luft. »Zur Hölle! Ich will doch nur …«
»Ich weiß genau, was du willst. Aber ich kenne auch deine Lage. Du hast nicht genug Geld, um dich aus dem Vertrag rauszukaufen. Du schmachtest nach einer Bruchbude, die das Potenzial zum Schmuckstück hat. Um das zu realisieren, musst du nur ein paar Folgen mit einem Partner abdrehen. In meinen Augen bist du nicht am Arsch, sondern ein Glückspilz, mein Freund.«
Spencer öffnete schon den Mund, um ihm zu widersprechen, machte ihn dann aber wieder zu. Ideal war es nicht, so viel stand fest. Aber vielleicht hatte Gregory doch recht. Vielleicht war es das Ganze wert.
»Rede mit ihnen. Sie sind in der Stadt und wollen sich morgen mit dir treffen. Komm schon, Spence. Ist doch nur ein kleines Opfer.«
»Gut. Dann rede ich mit ihnen«, sagte er. »Um welche Location geht’s denn? Und wo wir schon dabei sind: Wen stellen sie mir zur Seite?«
»Die Location ist eine Bar namens The Fix on Sixth«, antwortete Gregory, worauf Spence zustimmend knurrte. »Kennst du die?«
»Ist ein ziemlich solides Ding. Ich war schon ein paarmal dort, um was zu trinken oder ’nen Happen zu essen. Die Bar ist ganz vielversprechend, kann aber definitiv noch verbessert werden.«
»Na, siehst du. Das ist doch was, worin du dich verbeißen kannst. Ich sag ihnen, dass du …«
»Wer?«, fragte Spencer noch einmal mit Nachdruck. »Haben sie schon gesagt, wer als Zweiter dabei ist?«
»Ist doch egal, oder? Du brauchst das Ding, Spence. Wenn du die Drysdale-Villa wieder auf Vordermann bringen willst, geht das nur über diese Sendung. Das wissen wir doch beide.«
Jetzt schrillten bei ihm alle Alarmglocken. »Wer?«, wiederholte er.
»Geh einfach zu dem Meeting, und dann …«
»Jetzt sag mir verdammt noch mal, mit wem ich zusammenarbeiten werde!«
»Brooke Hamlin«, flüsterte Gregory kaum hörbar. Und doch durchfuhr Spence dieser Name so scharf wie ein Schwert. Und mindestens genauso tödlich. »Sie wollen dich mit Brooke zusammentun.«
2
Brooke Hamlin beobachtete, wie Jenna Montgomery sich eine einzelne Strähne ihrer lockigen roten Mähne hinters Ohr strich. Es war kurz nach zweiundzwanzig Uhr, und immer mehr Gäste strömten ins The Fix on Sixth, eine angesagte, gut gehende Bar im Zentrum von Austin.
Zumindest hatte Brooke bisher immer angenommen, dass die Bar gut ging. In den letzten Jahren war sie ein paarmal mit Freunden hier gewesen und fand die Drinks immer super, das Essen köstlich und die Musik animierend.
Aber Amanda, eine ihrer Freundinnen, hatte ihr verraten, dass die Bar in Schwierigkeiten steckte und sie, Brooke, sich deshalb mit Jenna Montgomery, einer der Partnerinnen, treffen sollte, um über eine Runderneuerung zu sprechen.
Jetzt saß sie also hier und verbot sich, ihre verschwitzten Handflächen an dem grauen Seidenmischgewebe ihres Designerrocks abzuwischen. Stattdessen stützte sie sich mit den Ellbogen auf den Zweiertisch, präsentierte ihr gewinnendstes Lächeln und befahl sich zu atmen.
»Ich weiß nicht, wie viel Amanda Ihnen schon erzählt hat«, begann Jenna, »aber im Grunde wollen wir The Fix ein neues Image geben. Wir verbessern unser ohnehin schon gutes Angebot an Speisen und machen Werbung, um neue Gäste anzuziehen.«
Brooke nickte, obwohl ihr auffiel, dass Jenna ihr nur die Hälfte der Geschichte erzählte. So wie Amanda es ihr beschrieben hatte, versuchte The Fix mehr, als nur ein paar neue Gäste an Land zu ziehen. In Wahrheit steckte die Bar in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Die Geschäftsleitung unternahm alles, um den Laden am Laufen zu halten, und dazu gehörte auch ein Contest für den Mann-des-Monats-Kalender.
Alle paar Wochen fand in der Bar ein Live-Wettbewerb statt, sodass man im Herbst zwölf sexy Männer für den Kalender zusammen haben würde, der dann verkauft werden sollte. Wenn alles nach Plan lief, würde der Contest neue Gäste anziehen und die Einnahmen der Bar in die Höhe treiben.
Aber wenn sie bis zum Ende des Jahres das Ruder nicht herumgerissen hatten und wieder schwarze Zahlen schrieben, würde die Bar schließen, und Austin hätte eine beliebte Location weniger. Eine Bar mit großartigen Drinks, mit Livemusik und viel Lokalkolorit.
Außerdem würden die Eigentümer ihren Traum aufgeben müssen.
Dies war eine Angst, die Brooke nur allzu gut nachvollziehen konnte. Und je länger Jenna und sie über die Einzelheiten sprachen, desto mehr gewann Brooke den Eindruck, dass sie und The Fix sich gegenseitig helfen konnten – und dass Jenna nicht schreiend davonlaufen würde, wenn Brooke verriet, welche Hebel sie bereits in Bewegung gesetzt hatte. Hebel, die bewirkten, dass The Fix zum Dreh- und Angelpunkt einer Reality-Show zum Thema Modernisierung werden sollte. Eine Sendung, die Brooke bereits von A bis Z geplant hatte, trotz des winzig kleinen Details, dass bislang keiner von The Fix sein Okay gegeben hatte.
Aber Brooke war auch bereit, vor Jenna auf die Knie zu gehen und sie anzuflehen, falls sie sie damit erweichen konnte. Mit ein bisschen Glück würde das nicht notwendig werden. Wenn Jenna erst einmal in die Pläne eingeweiht war, würde sie sehen, wie perfekt die Sendung war. Sowohl für The Fix als auch für Brooke.
Im Grunde war ihr die Sendung in den Schoß gefallen. Für sie war sie wie ein Amulett, das die magische Kraft hatte, ihr ganzes Leben zu ändern. Oder besser noch: ihre Entscheidungen zu rechtfertigen. Endlich ihrem Vater, dem Juristen, und ihrer Mutter, der Medizinerin, zu beweisen, dass sie wusste, was sie tat, und ihr eigenes Leben führen konnte.
Sie hatte das Medizinstudium nach einem Jahr sausen lassen, weil sie endgültig genug hatte. Sie hatte es dermaßen satt, ständig die Erwartungen anderer zu erfüllen, und war entschlossen, selbst die Kontrolle über ihr Leben zu übernehmen – vielen Dank auch für alles!
Und es war schon immer Brookes Traum gewesen, Häuser, und nicht Menschen, wieder auf Vordermann zu bringen. In ihrer Kindheit und Jugend hatte sie sich viel mehr für das Bauunternehmen ihres Großvaters und Onkels interessiert als für die Berufe ihrer Eltern. Eine Tatsache, die die beiden als kindische Spielerei abgetan hatten.
Obwohl sie auf dem College in den praktischen und technischen Fächern glänzte, hatten ihre Eltern sich allen Einwänden gegenüber taub gestellt. Ihr Vater hatte verkündet, sie werde Medizin studieren, weil er dafür aufkomme, und alle anderen Optionen seien damit vom Tisch. Schließlich waren sie eine in Austin hoch angesehene Familie. Der Schein musste schließlich gewahrt werden.
Es wurde ziemlich hässlich, als sie ihnen alles vor die Füße schmiss. Die Worte ihres Vaters, nicht ihre. Aber die bessere Gesellschaft von Austin war Brooke vollkommen gleichgültig. Und sie konnte einfach keine Ärztin werden, wenn das Interesse nicht da war. Es wäre nicht fair ihr gegenüber und noch weniger gegenüber den Patienten, die es in ihre Praxis verschlug.
Nun, vier Jahre, nachdem sie die Southwestern Medical School hinter sich gelassen hatte, wurde The Business Plan, ihre relativ neue Renovierungsfirma für gewerbliche Kunden wie kleine Geschäfte, Bars, Restaurants, B&Bs und so weiter, langsam rentabel. Sie musste schuften wie wild, aber sie war in den schwarzen Zahlen, wenn auch nur knapp, und jetzt konzentrierte sie sich darauf, mehr Kunden zu bekommen.
Selbstverständlich war The Fix ein wichtiger Teil dieses Plans, und Brooke musste dem Drang widerstehen, Stoßgebete in den Himmel zu schicken, als sie Jenna alles erläuterte.
»Normalerweise bin ich recht kostspielig«, gestand Brooke, nachdem Jenna sie über das begrenzte Budget der Bar in Kenntnis gesetzt hatte. »Aber ich habe einen Vorschlag für Sie. Wenn Sie einverstanden wären, würde es sich für uns beide lohnen.«
Jenna zog die Augenbrauen in die Höhe, lehnte sich zurück und fixierte Brooke mit ihren grünen Augen. »Erst einmal: Sollen wir uns nicht duzen? Hier in der Bar duzen wir uns alle. Und dann hat Amanda schon erwähnt, dass du nach einem publicityträchtigen Projekt Ausschau hältst.«
»Einverstanden. Und ja, das stimmt«, nickte Brooke. »Um die Wahrheit zu sagen, ist The Fix genau das, was ich suche.«
Mehr als das, dachte sie. Es war ein Glücksfall. Monatelang hatte Brooke Tag und Nacht gearbeitet, um so bekannt zu werden, dass sie für potenzielle Kunden unmöglich zu übersehen war.
Dann hatte sie erfahren, dass der Sender Design and Destination Konzepte für eine Reality-Show zum Thema Modernisierung suchte, die in Austin stattfinden und so schnell wie möglich abgedreht werden sollte, um eine Programmlücke zu schließen. Sie sollte aus mindestens sechs Episoden bestehen, und die Bewerbungsfrist war knapp.
Nachdem sie ihr Konzept eingereicht hatte, stellte sie sich darauf ein, Wochen warten zu müssen, doch sie bekam schon vierundzwanzig Stunden später eine Rückmeldung. Nach einem ausgedehnten Vorstellungsgespräch am Telefon wurde sie eingeladen, zwei der Produzenten im Driskill Hotel zu treffen, einem historischen Wahrzeichen auf der Sixth Street, nur ein paar Blocks vom The Fix entfernt.
Bei diesem Treffen hatte ihr der Kopf geschwirrt, denn all ihre Träume rückten in greifbare Nähe, und ihr ganzes Leben versprach sich zu verändern. Wenn sie wirklich eine eigene Fernsehshow bekam, wäre sie endlich in aller Munde. Dann winkten die Aufmerksamkeit der lokalen Presse, Interviews und neue Aufträge.
Und mehr als das: Da die Show überregional gesendet würde und vor allem, da ihr Titel – The Business Plan – genauso lautete wie der Name ihres Unternehmens, bekäme sie gigantische Werbung. Die ihr die nötigen Kontakte und Kunden für noch bessere Projekte einbringen würde.
Und vielleicht – vielleicht – würde ihr Vater sie dann nicht länger als Versagerin betrachten.
Vor nicht einmal fünf Stunden hatte das Treffen mit der Bestätigung geendet, dass Brookes Konzept der Favorit war und der Sender grünes Licht dafür geben wollte. Allerdings mussten dazu nur noch zwei kleine Bedingungen erfüllt werden.
Das Problem war natürlich, dass die Bedingungen alles andere als klein waren.
»Ich stecke bis zum Hals im Dreck!«, hatte Brooke gejammert, als sie sich mit Amanda in der RA Sushi Bar traf, ihrem Lieblingslokal für Sushi und Cocktails.
»In welchem Universum?«, entgegnete Amanda. »Hast du nicht gerade gesagt, dass sie dein Konzept geliebt haben?«
»Erstens habe ich behauptet, ich hätte The Fix schon an Land gezogen. Das war eine glatte Lüge.«
Da Brooke sich gedacht hatte, dass eine Bühne voller heißer Typen die Aufmerksamkeit des Senders erregen würde, hatte sie in ihrem Konzept The Fix und eine Beschreibung des Kalender-Contests als etwas erwähnt, das die Sendung nutzen konnte.
Der Sender war wegen dieser Idee ganz aus dem Häuschen gewesen, daher hatte ihr Instinkt sie offenbar nicht getrogen. Doch hatte sie nicht damit gerechnet, dass sich die Dinge so schnell entwickeln würden. Und jetzt forderte der Sender, dass The Fix unbedingt Bestandteil der Show wurde.
»Ich treffe mich sogar erst heute Abend mit Jenna, um über das Projekt zu reden«, gestand sie Amanda. »Was ist, wenn sie gar nicht mit mir zusammenarbeiten will? Oder wenn sie die monatelange Anwesenheit eines Fernsehteams als siebten Kreis der Hölle betrachtet?«
Amanda winkte ab. »Ach, bitte! Deine Arbeit ist hervorragend. Selbstverständlich will sie mit dir zusammenkommen. Und was die Show betrifft, so kenne ich Jenna gut genug, um zu wissen, dass sie nicht dumm ist. Wenn du ihr sagst, dass der Sender und Sponsoren für alle Materialien und dein Honorar aufkommen, dann wird sie begeistert sein. Außerdem hast du doch gesagt, der Sender wollte auch den Mann-des-Monats-Contest filmen, oder?«
»Ja, als Hintergrund, auf jeden Fall. Sie meinten, das sei ganz großes Fernsehen und etwas völlig Neues.«
»Und die Pilotfolge soll Ende des Sommers oder Anfang Herbst ausgestrahlt werden?«
Brooke nickte.
»Na dann. Das ist Werbung, die dir jede Menge neue Kunden bringen wird. Jenna kennt sich mit Marketing aus. Sie wird das verstehen. Vertrau mir, das ist alles kein Problem.«
»Kann sein«, sagte Brooke. »Aber da wäre noch die zweite Bedingung.«
»Die zweite Bedingung?«
»Hast du schon mal was von Spencer Dean gehört?«
»Na klar. Er hat früher eine Sendung über Sanierung von Häusern gehabt. Außerdem ist er ein Kunde von mir.«
»Ehrlich?«, fragte Brooke überrascht. »Er will ein Haus in Austin kaufen?«
»Mehr als ein Haus«, erklärte Amanda. »Ich habe ihm schon mehrere Male die Drysdale-Villa gezeigt und glaube, er steht kurz davor, mir ein Angebot zu machen. Jedenfalls hoffe ich das. Würde eine sehr schöne Provision bringen.«
»Die Drysdale-Villa?« Bei der Erwähnung dieses Hauses schnürte sich ihre Kehle zu, und ihr Herz fing wie wild an zu klopfen. Und bei der Erwähnung des einzigen Mannes, den sie je geliebt hatte. Des Mannes, mit dem sie so viele verbotene Erinnerungen in diesem Haus teilte.
Des Mannes, der sie jetzt verachtete.
»Was ist denn?«, fragte Amanda, und Brooke sah ihr an, dass sie misstrauisch geworden war.
Brooke nahm sich eine scharfe Thunfischrolle und wich Amandas Blick aus. »Ach, mir hat nur das Haus schon immer gefallen.«
»Mhm.« Amanda klang nicht überzeugt, fragte aber nicht weiter nach. »Wie auch immer: Was hat denn Spencer Dean mit deinem Treffen zu tun?«
»Sie wollen ihn auch dabeihaben.«
»Im Ernst?« Amanda runzelte die Stirn. »Mir hat er erzählt, er hätte nichts mehr mit dem Fernsehen zu tun. Wieso hätte er mich anlügen sollen?«
»Das hat er nicht«, versicherte Brooke. »Er hat seine Sendung vor über einem Jahr aufgegeben.«
Vier der letzten fünf Jahre war Spencer der Star von Spencer’s Place gewesen, einer Serie, in der es genauso um Spencers Persönlichkeit wie um die Renovierung von Häusern ging. Brooke hatte sich nur eine einzige Folge angeschaut. Es tat einfach zu weh, Spencer im Fernsehen zu sehen. Seine dunklen Augen, die, wie sie einst glaubte, sie so gut kannten. Seine starken Hände, die ihre Haut gestreichelt hatten. Sein Bart, der sie kitzelte, als er ihr süße, provokante, erregende Nichtigkeiten ins Ohr geflüstert hatte.
Sie hatten so viele Pläne geschmiedet, sich so viel versprochen, während er sie ganz fest im Arm hielt. Sie hatte ihn leidenschaftlich geliebt und geglaubt, dass er das Gleiche empfand wie sie. Eine wilde und gleichzeitig zärtliche Liebe, die so hell loderte, dass sie alle Dunkelheit vertrieb und jeden Schmerz heilte.
Und dann war alles in tausend Stücke zerbrochen.
Richie. Ihr Vater. Und natürlich Brian.
O Gott, Brian. Sie unterdrückte einen Anflug von Ekel und wünschte, dieser widerliche Name hätte sich nie in ihren Kopf geschlichen. Er war der zweite Grund, warum Brooke sich nie Spencers Serie ansah. Es weckte zu viele Erinnerungen an die Jahre, in denen sie drei noch befreundet waren. Ja, es tat weh, Spencer zu sehen. Aber die Erinnerungen an Brian riefen solchen Schmerz und Selbsthass in ihr hervor, dass sie sich nur noch wie ein Häufchen Elend zusammenrollen wollte.
»Okay, alles klar«, sagte Amanda und gab ein bisschen Wasabi zu ihrer Sojasauce. »Spencers Serie war superpopulär, und jetzt glauben sie, er würde Sponsoren anlocken.« Sie zeigte mit einem Stäbchen auf Brooke. »Aber wenn er sich vom Fernsehen zurückgezogen hat, wieso glauben sie dann, er würde es machen?«
»Die Produzenten haben mir erzählt, dass er ihnen noch eine Serie schuldet. Hängt mit seinem letzten Vertrag zusammen. Also wollen sie, dass er mit mir zusammen The Business Plan macht. Sie finden, wir wären das perfekte Gespann.«
»Und wo ist das Problem? Wenn er tatsächlich noch eine Sendung machen muss, um seinen Vertrag zu erfüllen, warum dann nicht diese hier? Und dir kann es doch nur nützen, oder? Ich verstehe nicht, woran es haken soll.«
Brooke lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und starrte ihre Freundin durchdringend an. »Weil es keine Sendung gibt, wenn er sich weigert. Das haben sie ganz unmissverständlich gesagt. Ohne Spencer Dean kein Business Plan. Ich bin blond, selbstbewusst und telegen …«
»Das haben sie nicht gesagt!«
»Doch, nur mit anderen Worten. Aber sie sagten auch, dass ich eben nicht Spencer Dean bin. Ich habe mich noch nicht bewährt. Ich bin nicht bekannt und beliebt. Und ohne ihn kriege ich die Sendung nicht.«
»Ich verstehe aber immer noch nicht, was dir Sorgen macht. Wenn er ihnen doch noch eine Sendung schuldet: Warum soll er sie nicht mit dir machen?«
»Da fallen mir jede Menge Gründe ein«, gestand Brooke. »Aber der wichtigste ist wohl, dass wir mal verlobt waren.«
3
Jetzt denk nicht an die Sache mit Spencer Dean. Zieh nur The Fix an Land.
Während des gesamten Meetings mit Jenna wiederholte Brooke wie ein Mantra Amandas Rat. Und es schien zu funktionieren, denn bevor sie es sich versah, bot Jenna ihr die Hand. »The Fix ist dabei.«
»Großartig«, sagte Brooke und hoffte nur, ihre Hand wäre nicht feucht vor lauter Aufregung. »Du wirst es nicht bereuen.«
»Das werde ich ganz bestimmt nicht, und ich freue mich sehr, mit dir zusammenzuarbeiten. Das Format der Sendung ist einfach super. Absolut perfekt für das, was wir hier erreichen wollen. Das hätte ich allein niemals hingekriegt. Im Moment bist du tatsächlich mein absoluter Lieblingsmensch.«