3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €
Das Schicksal meint es nicht gut mit mir. Es hat mir meine Freunde beim Militäreinsatz genommen und meine Frau bei einem Autounfall. Doch meine Bar wird es mir nicht wegnehmen, und so habe ich nur ein Ziel: mein Business zu retten.
Bis die Frau, die als Erste mein Herz berührt hat, plötzlich wieder in meinem Leben auftaucht. Mit einer Tochter, von der ich nicht wusste, dass ich sie hatte.
Evas sinnliche Kurven und ihr scharfer Verstand lassen mich nicht los. Ihr gehört mein Herz, um sie lohnt es sich zu kämpfen.
Doch was, wenn mich das Schicksal erneut auf die Probe stellt?
Über »Year of Passion«
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 232
Veröffentlichungsjahr: 2018
J. KENNER
YEAR of PASSION
MAI
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken
Die Serie
»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen …
Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:
Year of Passion – Januar
Year of Passion – Februar
Year of Passion – März
Year of Passion – April
Year of Passion – Mai
Year of Passion – Juni
Year of Passion – Juli
Year of Passion – August
Year of Passion – September
Year of Passion – Oktober
Year of Passion – November
Year of Passion – Dezember
Die Autorin
Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 12/2018
Copyright © 2018 by Julie Kenner
Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month.
Get It On bei Martini & Olive.
Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2019 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Anita Hirtreiter
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagmotiv: © Dan Kamminga/ Gettyimages; surachet khamsuk, Christopher Hall, MrVander/ Shutterstock
Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Alle Rechte vorbehalten
e-ISBN 978-3-641-23721-9V002
www.diana-verlag.de
1
Tyree Johnson versetzte dem Monitor seines beschissenen Computers einen Schlag und blickte grimmig auf die elektronischen Schnörkel, die über den Bildschirm tanzten. Er stand auf, sodass seine große Gestalt drohend vor dem Gerät aufragte. Mit verengten Pupillen und strenger Miene deutete er auf die unkooperative Schrottkiste. »Letzte Warnung. Glaubst du etwa, ich kann nicht innerhalb einer Stunde einen funkelnagelneuen Computer hier stehen haben? Nimm dich bloß in Acht.«
Er hörte ein Kichern und hob den Kopf. An der Türschwelle seines kleinen chaotischen Büros im hinteren Bereich seiner Bar The Fix on Sixth standen zwei Frauen.
»Lacht ihr nur. Immerhin war ich bei der Marine, und mit Drückebergern mache ich kurzen Prozess. Die alte Schrottkiste muss doch noch funktionsfähig sein. Das Ding ist einfach nur widerborstig.«
»Bist du dir sicher, dass du nicht einfach nur knauserig bist?«, fragte Jenna Montgomery, und ihre grünen Augen blitzten mutwillig. Sie hatte ihr schulterlanges rotes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, wodurch die Sommersprossen auf ihrer hellen Haut noch deutlicher zur Geltung kamen.
Ihr Anblick erinnerte Tyree daran, dass das The Fix ihm nicht mehr allein gehörte; vor Kurzem hatte er drei Partner mit ins Boot geholt. Was gut war. Noch vor ein paar Monaten hatte er ständig hohen Blutdruck, weil er sich ständig Sorgen machte, seine geliebte Bar aufgrund eines Ballonkredits zu verlieren, für dessen Schlussrate ihm das Geld fehlte.
Dann waren Jenna Montgomery, Reece Walker und Brent Sinclair auf den Plan getreten und hatten ihm nicht nur bei der Tilgung der letzten Rate geholfen, sondern arbeiteten jetzt auch mit ihm zusammen, damit die Bar bald wieder schwarze Zahlen schrieb. Dies hatte Tyree zur Bedingung gemacht, als er sich auf seine drei neuen Partner eingelassen hatte. Wenn das The Fix nicht bis Ende des Jahres Profit machte, würden sie es verkaufen und den Erlös untereinander aufteilen. Denn unter keinen Umständen wollte Tyree noch mehr Geld zum Fenster hinauswerfen.
Aber so weit würde es hoffentlich nicht kommen. Denn dazu liebte er dieses Haus mit den dicken Kalksteinwänden und der langen funkelnden Bar viel zu sehr.
Er hatte die Eckkneipe an Austins belebter Sixth Street vor sechs Jahren erstanden, nachdem er sich aus dem Morast aus Depression und Schmerz wieder emporgekämpft hatte. Das The Fix war so viel mehr als ein reiner Broterwerb – es war sein Leben. Zum Teufel, das war seine Wiederauferstehung. Er hatte alles dafür getan. Er liebte es. Es war ein Traum, der ihm wieder neuen Lebensmut gegeben hatte, nachdem eine Tragödie ihn in die Knie gezwungen hatte.
Es war nicht nur sein Traum gewesen, sondern auch der seiner Frau, Gott sei ihrer Seele gnädig. Und es war schon eine verdammte Ironie des Schicksals, dass er sich selbst nach Jahren des Knauserns und der Sparsamkeit dieses Lokal erst nach Teikos Tod hatte leisten können – mithilfe ihrer Lebensversicherungspolice.
Er hatte eine Liebe gegen eine andere eingetauscht, dennoch hätte er das The Fix sofort mit Freuden abgefackelt, wenn ihm das auch bloß einen einzigen weiteren Tag mit der Frau beschert hätte, deren Tod ihm das Herz zerrissen hatte.
Aber das war unmöglich, also tat er das Nächstbeste; er schuftete wie verrückt, um das The Fix weiter nach vorn zu bringen, um mehr Kunden anzulocken, mehr Speisen und Getränke zu verkaufen. Tat alles Menschenmögliche, um die Bar am Laufen zu halten, sodass er weiterhin standhaft über jenen Ort wachen konnte, der für einen Traum stand, den sie einst mit ihm geteilt hatte.
Und wenn das hieß, dass er sich mit einem beschissenen Computer herumschlagen musste, dann würde er das eben tun.
Mit einem breiten Grinsen sah er Jenna in die Augen und blickte dann wieder auf den Monitor hinab, wo die Kalkulationstabelle, die er zuvor bearbeitet hatte, jetzt wieder zu sehen war, hell und unschuldig, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
»Siehst du? Alles gut.«
»Hm-hm.« Jenna tauschte einen amüsierten Blick mit Megan Clark, und beide Frauen kamen nun ganz ins Büro.
Die zweite Frau legte sich eine lange dunkle Haarsträhne hinters Ohr, dann schob sie sich ihre Cateye-Brille die Nase hinauf. Beide Gesten wirkten nervös, was ganz untypisch für sie war. Er hatte sie vor Kurzem als Mädchen für alles, Laufbursche, Handlanger, Assistentin oder wie zum Teufel man es auch nennen wollte, eingestellt. Bevor ihm allerdings einfiel, wie er sie möglichst beiläufig fragen konnte, was los war, zuckte Megan mit den Schultern und sagte: »Austin-Allergie. Normalerweise trag ich keine Brille, aber meine Kontaktlinsen machen mich im Moment ganz wahnsinnig.«
Er nickte, und ihm wurde klar, dass sie seinen fragenden Blick missverstanden hatte. Ehe er jedoch weiter nachhaken konnte, ergriff Jenna das Wort.
»Danke, dass du ausnahmsweise jetzt Zeit für uns hast«, sagte sie und ließ sich auf einen der Gästesessel fallen, während Megan stehen blieb und sich an die raue Kalksteinwand lehnte. »Klar sind Meetings praktischer, bevor die Bar öffnet, aber ich hatte heute Morgen einen Arzttermin.«
»Alles in Ordnung?« Er unterdrückte ein besorgtes Stirnrunzeln, als er sich hinter dem Schreibtisch niederließ. Er bemerkte, dass sie ein wenig hohlwangig wirkte und etwas abgenommen hatte. Doch ansonsten wirkte sie gesund – zum Teufel, ihre Haut war beinahe rosig –, aber Jenna war zierlich, und wenn sie zu viel abnahm …
»Was? Oh. Na klar.« Ihre Wangen röteten sich. »Nur ein wenig, na ja, Übelkeit hin und wieder. Ist bestimmt bald besser.«
»Hm.« Er musterte sie, und seine Gedanken überschlugen sich. »Nicht dass Reece Wind davon bekommt.«
Ihre Wangen brannten sogar noch mehr, als Reece Walkers Name fiel. Reece und Jenna hatten sich vor Kurzem verlobt. Und Tyree erinnerte sich daran, wie häufig Teiko mit Übelkeit zu kämpfen gehabt hatte, als sie mit ihrem Sohn schwanger war. Vielleicht waren es ja nicht nur die Hochzeitsglocken, die auf Reece und Jenna warteten, sondern noch eine andere kleine Überraschung, etwa drei bis vier Kilo schwer.
Jenna räusperte sich und kramte ihren Notizblock aus der Tasche. »Wir haben eine ellenlange Liste, die wir durchgehen müssen, aber da die Bar schon geöffnet hat, dachten Megan und ich, dass wir bloß die dringendsten Punkte besprechen.«
Sie deutete auf Megan, die erst nickte und dann den Kopf schüttelte. »Tut mir leid. Wir müssen unbedingt über den Kalender für den Mann des Monats und das Kochbuch reden, aber vorher muss ich euch noch was sagen.« Sie warf Jenna einen entschuldigenden Blick zu, und die verdrehte die Augen. »Jenna hat mich zwar beruhigt, dass ich mir keine Sorgen machen soll, aber ich wollte dir noch mal versichern, wie sehr ich es zu schätzen weiß, dass du mir einen Job gegeben hast. Schließlich hast du für eine Visagistin in deiner Bar doch eigentlich gar keine Verwendung, und mir hilft es wirklich. Seit ich nach Austin gezogen bin, habe ich nur wenige Aufträge an Land gezogen. Woran ich natürlich auch irgendwie selbst schuld bin, denn ich bin ja eher spontan einer Laune gefolgt, als ich herzog. Aber seitdem ist nun mal bei mir immer Ebbe in der Kasse.«
»Ach, Megan, lass gut sein«, meinte Jenna. »Das geht schon alles in Ordnung.«
Megan ließ Tyree nicht aus den Augen. »Ich weiß, dass du gerade über den Geschäftsbüchern sitzt. Und ich weiß, dass das The Fix alles tut, um wieder mehr Einnahmen zu erzielen. Ich will hier nicht schmarotzen. Und ich finde es nicht richtig, diesen Job zu behalten, wenn du dadurch letztlich wieder Verlust machst.«
Tyree nickte bedächtig und machte es sich hinter dem Schreibtisch bequem. »Das ist nur fair. Wie lange bist du jetzt hier bereits offiziell angestellt? Vier Tage?« Als sie nickte, fuhr er fort. »Und in dieser Zeit hast du als Empfangsdame gearbeitet, hinter der Bar ausgeholfen, Jenna bei diesem Kalender geholfen, über den wir gleich reden wollen, Verpackungsmaterial im Costco besorgt, in der Küche beim Schnippeln geholfen und eine Stunde am Telefon mit dem Klimatechniker zugebracht. Zum Teufel, ohne dich könnten wir womöglich dichtmachen. Im Sommer ohne Klimaanlage in Austin? So viele verschwitzte Typen könnten wir hier nicht ertragen.«
»Stimmt schon«, antwortete Megan. »Es ist nur so, dass …«
»Und hast du nicht Brookes Make-up übernommen, bevor sie vor die Kamera trat?«, fügte er hinzu und meinte damit einen der beiden Stars von The Business Plan, einer Realityshow rund ums Renovieren, die die Bar auch optisch auf Vordermann brachte und deren Kameras mittlerweile ständig präsent waren.
»Na ja, schon«, räumte Megan ein.
Jenna verschränkte die Arme vor der Brust und machte ein zufriedenes Gesicht.
»Ich würde sagen, du leistest einen ordentlichen Beitrag zum Ganzen, Megan«, fuhr Tyree fort. »Und ich bin froh, dass es hier genug zu tun gibt.«
Er meinte es ernst. Er wusste nicht genau, warum Megan ihre erfolgreiche Karriere als Visagistin in L. A. aufgegeben hatte und nach Austin gezogen war, aber er wusste, dass sie damit einem Impuls gefolgt war. Und dass es irgendwie mit einem Mann zusammenhing. Wahrscheinlich mit einem, den sie zu meiden versuchte.
Die Vorstellung, dass Eli eines Tages womöglich irgendwo in einer fremden Stadt sitzen würde, ohne Job und ohne Freunde, die ihm zur Seite standen, war ihm verhasst. Und er war ein Mann. Bei einem Mädchen war das womöglich noch schlimmer. Seine Ansichten mochten zwar vielleicht altmodisch sein, aber so tickte Tyree eben. »Alles klar?«, fragte er und musterte sie aufmerksam.
»Ja«, antwortete sie. Ihre Stimme klang nun wieder ganz geschäftsmäßig, doch ihr amüsierter Blick hinter den Brillengläsern entging ihm nicht. »Alles klar.«
»Dann reden wir jetzt endlich über diesen Kalender. Ich schwöre, Jenna, ich hätte nie gedacht, dass einmal der Tag kommen würde, an dem es zu meinen Aufgaben gehört, mir Schnappschüsse von Muskelprotzen mit freiem Oberkörper anzusehen.«
Unschuldig blinzelte sie ihn an. »Gehörte das bei der Marine damals nicht zur Grundausbildung?«
»Nimm dich bloß in Acht, Mädchen«, sagte er, aber seine Stimme klang belustigt.
»Na ja, für heute belästige ich dich damit nicht mehr, denn wir haben ein Problem. Ich wollte euch eigentlich ein paar Abzüge zeigen – Aufnahmen von Reece, damit wir eine Vorstellung von Beleuchtung und Posen haben, bevor wir das komplette Shooting von Mr. Januar bis Mr. März buchen. Allerdings wurde unser Fotograf von einem Modemagazin angeheuert, hat alles hingeschmissen und ist nach Mailand gezogen.«
»Ich bin beeindruckt.«
Jenna runzelte die Stirn. »Er hat einen guten Ruf. Aber jetzt ist er weg. Wir müssen also einen Ersatz für ihn suchen. Megan und ich wühlen uns durch Arbeitsmappen durch, und wir haben auch schon ein paar Bewerbungsgespräche geführt. Glücklicherweise sind die meisten Typen leicht abkömmlich, sodass die Terminfindung kein Problem sein wird. Und natürlich kann Megan das Make-up übernehmen, darüber müssen wir uns also keine Sorgen machen. Sobald wir einen neuen Fotografen gefunden haben, können wir Mr. April und Mr. Mai beim gleichen Shooting abdecken.«
»Wir wollen die finalen, bearbeiteten Bilder so schnell wie möglich zum Kalender-Designer schicken, sodass wir den Kalender wie geplant Ende Oktober zum Verkauf anbieten können«, erläuterte Megan. »Und wir wollen, dass die Fotos eine gewisse Kontinuität haben. So wie Schriftsteller haben auch Fotografen einen ganz eigenen Stil. Wir wollen vermeiden, dass jemand uns mitten im Projekt im Stich lässt. Der Contest läuft doch bis Anfang Oktober, oder?«
Megan richtete diese Frage an Jenna. Diese nickte. »Auf diese Weise halten wir das Interesse wach und locken immer mehr Leute an. Jedenfalls suchen wir nach jemandem, der sowohl Männer als auch Food ablichten kann. Wenn wir den gleichen Fotografen für das Kochbuch engagieren könnten, wäre das ideal. Du arbeitest doch an den Rezepten, oder?«
Sie legte den Kopf schief und sah Tyree an, was ihn an Mrs. Thibodeaux erinnerte, seine Lehrerin aus der vierten Klasse in New Orleans.
»Habe ein paar hier in diesem Müllhaufen«, sagte er und tätschelte liebevoll seinen Computer.
Jenna nickte, hakte die Frage offensichtlich im Geiste ab und fuhr fort: »Das ist sozusagen das Sahnehäubchen. Unterdessen finden Megan und ich, dass wir das Material für den Wettbewerb ein bisschen aufmotzen sollten.«
Tyree zog die Augenbrauen hoch. »Das Material?«
»Männliche Brustmuskeln, männliche Bauchmuskeln, männliche Oberkörper. Du weißt schon. Der Grund, warum die Frauen jeden zweiten Mittwoch herkommen.«
»Wir wollen ein paar neue Jungs anlocken«, erklärte ihm Jenna, wahrscheinlich, weil er verwirrt dreinblickte. »High Profile Guys. Nolan wäre ein toller Anfang«, sagte sie und meinte damit einen erfolgreichen lokalen Radiomoderator, der in zwei Tagen für den Mr.-April-Wettbewerb über die Bühne stolzieren würde. »Aber wir wollen sogar noch weiter gehen.«
»Und habt ihr auch eine Vorstellung, wo man diese fantastischen Paradebeispiele der Männlichkeit auftreibt?«
Jennas Lippen zuckten. »Ich finde zum Beispiel, du selbst solltest auch mitmachen. Megan ist einverstanden«, fügte sie hinzu, und ihre Begleiterin nickte.
Tyree verschränkte die Arme über der breiten Brust, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schüttelte den Kopf. »Ich werde in ein paar Monaten sechsundvierzig. Ich bin vielleicht noch nicht zu alt, um diese Scheiße zu finanzieren, aber definitiv zu alt, um dran teilzunehmen.«
Die Frauen tauschten einen Blick. »Die Weiblichkeit ist da anderer Meinung, aber lass uns die Diskussion darüber fürs Erste verschieben. Der Punkt ist, dass es jetzt ans Eingemachte geht und wir die Kerle mustern werden. Megan hat ein paar Ideen, wie man auf Geschäftsleute der Gegend zugehen könnte. Solche, die in maßgeschneiderten Anzügen total heiß aussehen. Und einen Wet-T-Shirt-Contest fänden wir ebenfalls lustig.«
Tyree verdrehte die Augen. »Herr, rette mich vor ehrgeizigen Frauen.«
»Witzig«, meinte Jenna, und Tyree grinste.
»Ernsthaft, Jen, das hier ist dein Baby. Du ziehst es so durch, wie du es willst, und hast meine volle Unterstützung, egal, was du machst. Sonst noch was?«
»Nur, dass wir weiter quengeln, damit du auch teilnimmst. Du hast tolle Brustmuskeln, Boss. Und die breitesten Schultern, die ich je gesehen habe. Du bist beinahe so heiß wie Reece«, neckte sie ihn und stand auf.
Er schüttelte bloß den Kopf und gluckste vor sich hin.
»Wir kriegen dich schon noch klein«, versprach Megan. Oder war das eher eine Drohung?
»Träum weiter«, gab Tyree zurück.
Sie lachte, und die beiden Frauen machten sich eilig auf den Weg. Tyree blieb kopfschüttelnd und amüsiert zurück.
Da es ihm gelungen war, seinem Computer so viel Angst einzujagen, dass er wieder mitspielte, widmete Tyree sich noch ein wenig länger seinen Büchern und stellte fest, dass seine Stimmung sich hob. Teilweise sicher wegen Jennas und Megans Gesellschaft, aber auch, weil die Konten ein stetiges Umsatzplus in den letzten paar Wochen auswiesen. Und das war ein verdammter Glücksfall.
Er fuhr den Computer herunter, bevor der nachher doch wieder auf die Idee kam herumzuzicken, und ging dann in die Küche, um sich davon überzeugen, dass alles reibungslos lief und das Team dem Ansturm der Mittagsgäste gewachsen war.
Während der ersten vier Jahre nach der Eröffnung des The Fix hatte Tyree selbst die Küche geleitet, hatte so lange herumexperimentiert, bis er das entwickelt hatte, was er heute für eine geradezu perfekte Speisekarte hielt. Aber die Konkurrenz auf der Sixth Street, dem Herzen der Touristen- und Studentenszene Austins, wuchs. Daher hatte er beschlossen, sich als Besitzer fortan im Barbereich aufzuhalten, den persönlichen Kontakt zu den Gästen zu pflegen und ständig präsent zu sein. So etwas konnten diese kommerziellen Barketten nicht vermitteln. Dass man sich in der Kneipe um die Ecke wie zu Hause fühlte.
Und seit Jenna als Marketing-Guru zum Team gehörte, hatte sie diese Entscheidung unterstützt. Obwohl Tyree es vermisste, in der Küche zu arbeiten, wo er versucht hatte, die Südstaaten-Aromen seiner Kindheit wieder heraufzubeschwören und zu verfeinern, konnte er nicht bestreiten, dass es ihm gefiel, nun mitten im Geschehen zu sein.
»Easton«, sagte Tyree und klopfte dem ortsansässigen Anwalt auf den Rücken. Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Bier. »Nicht bei Gericht heute Nachmittag?«
»Richtig geraten. Ich bin auf dem Weg zurück ins Büro, lasse mich dort von meinem Rechtsanwaltsgehilfen mit Akten bepacken und fahre dann mit dem Taxi zum Flughafen. Drei Tage Amtsenthebungen in Lansing. Wird brutal.«
»Zumindest musst du dir keine Ausrede für Megan ausdenken, warum du nicht am Mr.-April- oder Mr.-Mai-Contest teilnimmst.«
Easton sah ihn erstaunt an. »Ist sie so hartnäckig?«
»Zumindest solltest du dich in Acht nehmen, mein Freund«, meinte Tyree und gluckste vor sich hin. Dann schlenderte er durch die Bar, um weitere Kunden zu begrüßen und anschließend ein paar Worte mit Eric zu wechseln, dem Barkeeper, der die Mittagsschicht übernommen hatte. Er wollte sich gerade nach vorn lehnen, um Eric zu fragen, ob der noch eine Sonderschicht schieben konnte, als ihm etwas – oder besser jemand – ins Auge fiel.
Es war nur ein Gefühl. Eine merkwürdige Vertrautheit. Zum Teufel, er hatte nicht mal zur Tür hingesehen, hatte das Mädchen bloß aus den Augenwinkeln wahrgenommen.
Egal. Sie fesselte ihn. Und er ließ von Eric ab und wandte sich dem Eingang zu.
Eva?
Aber nein, das war absurd, und der lächerliche Moment war so schnell vorüber, wie er gekommen war. Natürlich war das nicht Eva. Wie hätte sie es auch sein können? Sie war am anderen Ende des Landes, und er hatte sie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Selbst wenn sie jetzt durch diese Tür gekommen wäre, wären sie durch Zeit und Raum getrennt gewesen. Durch Schmerz und Tod. Durch das Leben und die Träume, durch Familie und Verlust.
Der Strom des Lebens war weitergeflossen, und seine eigene Strömung hatte ihn schon vor langer, langer Zeit an Eva vorbeigetrieben. Und das war auch gut so. Anderenfalls hätte er Teiko nie kennengelernt, die Frau, die er geliebt hatte. Die Mutter seines Sohnes.
Und doch wollte ihm das Mädchen an der Tür nicht aus dem Kopf gehen …
Keine Doppelgängerin – absolut nicht identisch. Aber sie sah ihr schon verdammt ähnlich. Die gleiche dunkle Schattierung der Haut, wie Kaffee mit ein paar Tropfen Sahne. Dieser Mund, der breit und leichthin lächelte. Das kurz geschorene Haar mit ein paar Locken über den Ohren und auf der Stirn. Ein gepflegter, eleganter Stil, der die großen Augen und die hohen Wangenknochen betonte.
Von Neugier und Beklemmung gleichermaßen getrieben machte Tyree einen Schritt auf sie zu, wurde aber von Tiffany Russell aufgehalten, einer seiner besten Kellnerinnen, die erschöpft und unsicher wirkte.
»Tiffany? Was ist los?«
»Ich brauche …« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Oh, verdammt. Kann ich mit dir reden? Vielleicht im hinteren Bereich der Bar?«
Das The Fix on Sixth besaß zwei Barräume. Den vorderen mit mehr Sitzplätzen und einer Bühne, auf der lokale Bands auftraten. Und dann noch eine kleinere Bar im hinteren Teil, wo nur ein paar Tische standen, sodass der Raum erheblich intimer wirkte. Sie war offensichtlich beunruhigt, daher folgte er ihr nach hinten, wobei er sich immer mehr Sorgen machte.
»Was ist los?«, fragte er, kaum dass sie vor dem Fenster standen. Die Kundschaft konnte sie hier nicht hören, denn die meisten saßen auf Hockern an der blank polierten Theke und schwatzten mit Lori, einer der Barkeeperinnen im The Fix, die die erste Schicht übernommen hatte.
»Ich dachte, du solltest wissen, dass Steven Kane – den kennst du doch, oder? Der Manager des Bodacious?« Auf Tyrees Nicken hin fuhr sie fort. »Na ja, er hat mir neulich bei Starbucks aufgelauert und angefangen, mich darüber auszufragen, wie mir die Arbeit hier gefällt, ob ich genug Geld kriege und wie viel an den Abenden los ist, an denen der Mann-des-Monats-Contest stattfindet.«
Tyree antwortete nicht. Er schäumte vor Wut. Nicht wegen der Tatsache, dass der Geschäftsführer des Bodacious – auch so eine rein kommerziell orientierte Bar, die sich auf der Straße eingenistet hatte und in der überteuerte, verwässerte Drinks serviert wurden – sie gefragt hatte, wie es mit den Wettbewerben und dem Verdienst lief. Nein, was Tyree stinksauer machte, war die Tatsache, dass man seine Angestellten abwerben wollte.
»Ich hab ihm nichts erzählt«, fügte Tiffany hinzu, ein wenig verblüfft über Tyrees Schweigen. »Und ganz ehrlich: Es ist mir egal, was du mir bezahlst. Ich arbeite gern hier, und ich ziehe mich nicht wie eine verdammte Nutte an, bloß um mehr Trinkgeld zu bekommen.« Er gluckste, und sie runzelte die Stirn. »Aber wag es ja nicht, mir auch nur einen Dollar von meinem Gehalt zu kürzen.«
»Würde ich nie tun«, antwortete Tyree. »Und ich weiß deine Loyalität zu schätzen.« Das stimmte. Obwohl er vermutete, dass ihre Loyalität eher ihrem nicht ganz so geheimen Schwarm Eric als ihm selbst galt.
»Die ist dir sicher. Aber eins noch.« Sie beugte sich noch dichter zu ihm vor, dabei gaben die Bargäste einen Scheiß auf ihre Unterhaltung. »Ich glaube, sie haben es auch auf Aly abgesehen. Und ich weiß, dass sie knapp bei Kasse ist. Könnte schon sein, dass sie uns sitzen lässt.«
Scheiße.
Aly war Kellnerin, und Tyree hatte sie vor Kurzem zur Barkeeperin ausgebildet und befördert. Der Teufel mochte Steven Kane holen, wenn er sie ihm vor der Nase wegschnappte.
»Ich weiß es ja nicht sicher«, fügte Tiffany hinzu. »Ich dachte, du solltest es einfach …«
Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen – und das konnte Tyree heute nun wirklich nicht ertragen. Also legte er ihr fest die Hand auf die Schulter. »Schon gut. Du kümmerst dich einfach weiter um die Kunden und überlässt die Sache ansonsten mir, okay?«
Sie nickte, holte tief Luft und wollte in den Hauptraum zurückkehren.
»Und, Tiffany?«
Sie sah sich noch mal um.
»Gut, dass du mir davon erzählt hast.«
Bei seinen Worten schien ihr ein Stein vom Herzen zu fallen, und er selbst war ebenfalls ein wenig erleichtert. Damit konnte er seine tägliche gute Tat für heute schon mal wieder abhaken. Ob das gute Karma, das er angesammelt hatte, gleich aufgebraucht war, wenn er Kane den Hals umdrehte? Er runzelte nachdenklich die Stirn. Wahrscheinlich war es besser, das kleine Arschloch am Leben zu lassen. Aber leicht war das nicht.
Nachdem er ebenfalls in den Hauptraum zurückgekehrt war, ertappte er sich dabei, wie er sich in der Bar umsah auf der Suche nach der Frau, die so viel Ähnlichkeit mit Eva gehabt hatte. Sie war nirgends zu entdecken, und auf dem Weg zu seinem Büro konnte er ein beharrliches Gefühl der Enttäuschung einfach nicht abschütteln.
Wieder am Schreibtisch, versuchte er, sich auf seine alltäglich anstehenden Aufgaben zu konzentrieren, allerdings ohne Erfolg. Immer wieder blickte er zu dem gerahmten Foto auf seinem Schreibtisch hinüber. Ein alberner Schnappschuss von dem neunjährigen Elijah, der im Garten mit Teiko herumblödelte.
Tyree war damals auf der hinteren Terrasse gewesen und hatte mit der Kamera gekämpft, und als er endlich alles richtig eingestellt hatte, hatte er ihren Namen gerufen. Sie hatte zu ihm herübergesehen, die Arme um den zappelnden Jungen geschlungen und in den Augen so viel Liebe, dass er beinahe erstarrt wäre, statt auf den Auslöser zu drücken.
Das war eines der letzten Bilder, die er von ihr gemacht hatte.
Seine Brust wurde eng, als die Erinnerung ihn überwältigte. Mein Gott, wie sehr er sie liebte.
Sanft ließ er die Fingerspitze über das Abbild ihres Gesichts gleiten. »Ich vermisse dich, Baby«, murmelte er, dann stieß er sich vom Schreibtisch ab und stand auf.
Der bierflaschenförmigen Uhr an der Bürowand zufolge war es eigentlich noch zu früh zum Gehen. Aber Tyree hatte ein gutes Team um sich versammelt. Eine loyale Mannschaft. Und er sehnte sich nach zu Hause. Er brauchte jetzt seinen Sohn. Ein paar ruhige Stunden.
Und morgen …
Na ja, morgen war unweigerlich wieder ein neuer Tag – wie immer.
Als Tyree nun den Mitarbeiterbereich verließ und den großen Hauptraum betrat, stand Reece hinter der Bar, der Eric ablöste. Er nickte ihm grüßend zu, das Gesicht neutral und lediglich ein ganz klein wenig mitfühlend, während Tyree auf den Ausgang zustrebte.
Er war fast schon an der Tür, als Megan ihm hinterhereilte. »Hey«, rief sie. »Ich will dich ja nicht aufhalten, aber könnte ich dich morgen, bevor wir aufmachen, noch für ein paar Minuten sprechen? Ich will mit dir bloß schnell durchgehen, ob …«
»Sorry, Schätzchen, ich bin erst Mittwoch wieder zurück.«
»Oh.« Er konnte ihren überraschten Gesichtsausdruck durchaus verstehen. Tyree nahm sich fast nie auch nur einen ganzen Tag frei. »Wohin …«
»Mittwoch«, wiederholte er, dann entfernte er sich. Hinter sich hörte er Megan fragen: »Wohin geht er? Verlässt er die Stadt?«
Genau in dem kurzen Augenblick, ehe sich die Tür zum The Fix hinter ihm schloss, hörte Tyree Reece’ leise Antwort: »Er besucht seine Frau.«
2
Tyree erwachte vom Geräusch des Regens, der auf das metallene Dach seines Wilshire-Wood-Hauses prasselte. Er lag da, nahm Geräusche und Erinnerungen in sich auf. Verregnete Vormittage dieser Art waren Teiko am liebsten gewesen. Die Welt schien näherzurücken, und sie konnten in ihrem warmen, gemütlichen Bett bleiben. Dann hatte sie sich immer an ihn geschmiegt, und ihr warmer Körper hatte ihn davon überzeugt, dass sie absolut recht hatte, wenn sie einen Morgen wie diesen für magisch hielt. Sie liebten sich langsam, fast schon gemächlich, bis die wachsende Leidenschaft sie ganz und gar erwachen ließ und zum Höhepunkt führte.
Ja, das waren definitiv die besten Vormittage gewesen. Zum Teufel, Eli war an einem solchen Morgen gezeugt worden. Und obwohl Tyree den Schmerz, sie verloren zu haben, spürte – und ausgerechnet heute besonders stark –, war die Erinnerung daran unbestreitbar süß.
In San Diego hatte es so etwas nicht gegeben, aber dann waren sie im Sommer nach Texas gezogen und beide wie verzaubert durch die Gewitter gewesen, die den Sommerhimmel so häufig verdunkelten und die stickig-heiße Luft auf ein erträgliches Maß abkühlten.