Hardy Manthey
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Hardy Manthey Ich wurde im Jahr 1955 geboren. Meine Heimat war und ist bis heute das kleine mecklenburgische Städtchen Sternberg. Meine glückliche Kindheit teilte ich mit meinen jüngeren Zwillingsgeschwistern – einem Bruder und einer Schwester. Mein Vater war Arzt und hatte deshalb nur wenig Zeit für uns Kinder. Als ich neun Jahre alt war, starb er im Alter von nur 32 Jahren. Damit endete für mich die heile Kinderwelt. Lustlos überstand ich zehn Schuljahre – oder, wie man heute sagen würde, erreichte die mittlere Reife. Doch für das Leben war ich noch lange nicht bereit und begann eine Ausbildung als Gärtner. Nach meiner Lehre verweigerte ich den Dienst als Unteroffizier in der NVA und musste stattdessen meinen Grundwehrdienst beim Wachregiment „Friedrich Engels“ am Kupfergraben in Berlin ableisten. Doch dieser Umstand erwies sich als glückliche Fügung: Direkt vor meiner Kaserne lag die Museumsinsel mit dem Pergamonaltar und zahlreichen archäologischen Schätzen. Schon als Kind faszinierten mich Geschichte und Erzählungen aus vergangenen Zeiten. Während meiner Armeezeit wurden Berlins Museen und Kunstausstellungen zu meiner neuen Heimat. Auch eindrucksvolle Theateraufführungen und Konzerte halfen mir, diese Zeit erträglicher zu gestalten. Nach der Armee folgte ich einem Angebot, als Angestellter der Kreisverwaltung den Sozialismus zu „stärken“ – und trat in die Partei ein. Man wollte mich unter Kontrolle halten, denn 1968 hatte ich Flugblätter mit Aufrufen zum Protest gegen die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ verteilt. Nur dem unermüdlichen Einsatz meiner Mutter habe ich es zu verdanken, dass mir Schlimmeres erspart blieb. Dafür bin ich ihr bis heute dankbar. Meine berufliche Laufbahn war nicht besonders spektakulär. Ein Höhepunkt war allenfalls der Einsatz im Winter 1978/79. Doch meine eigentlichen Interessen lagen anderswo. Ich wollte die große, weite Welt sehen. Zunächst reiste ich bescheiden gen Osten – nach Prag und Moskau. Dort wurde ich als Reiseleiter für „Jugendtourist“ angeworben. Gleich auf meiner ersten Reise geschah etwas, das meine Zukunft als Reiseleiter sicherte: Ich beobachtete, wie einer meiner jungen Mitreisenden in den Wellen des Schwarzen Meeres verschwand. Als geübter Schwimmer und Taucher zog ich den leblosen Mann an den Haaren aus den Tiefen des Meeres. Am Strand konnte er mit vereinten Kräften zurück ins Leben geholt werden. Später am Abend, als er wieder zu Kräften gekommen war, gestand er mir, dass er im Auftrag der Staatssicherheit auf mich angesetzt worden war. Meine nicht politisch korrekten Äußerungen auf der Reise sollten eigentlich in einem Bericht festgehalten werden – doch nun, nach dieser Rettung, hatte er beschlossen, nichts davon zu schreiben. Damit nicht genug: Fortan informierte er mich über die Stasi-Leute in meinen Reisegruppen. Diese Mitreisenden behandelte ich mit besonderer Umsicht, sodass mir immer wieder neue Reisen als Reiseleiter gesichert wurden. So führten mich viele schöne Reisen in das damalige sozialistische Ausland – nach Tschechien, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und in die Sowjetunion. Ein besonderer Höhepunkt war meine Reise zum Baikalsee. Nach der Wiedervereinigung stand mir endlich die ganze Welt offen. Meine Reisen folgten stets den Spuren der Geschichte. Doch auch die Erholung kam nicht zu kurz: Kreta mit dem Palast von Knossos war ein Muss, ebenso die antiken griechischen Städte an der türkischen Westküste, darunter Pergamon. Nach einem Urlaub in Tunesien führte mich mein Weg endlich in mein Traumland: Ägypten. Ägypten faszinierte mich so sehr, dass ich ein zweites Mal zu den Pyramiden reiste. Dort – an den Pyramiden – wurde ich von der Geschichte der „Zeitreisenden“ heimgesucht. Zurück in der Heimat wusste ich, dass es meine Bestimmung war, diese Geschichte niederzuschreiben. Eine Aufgabe, die mich bis heute fesselt. In einem lichten Moment meldete ich meine neue Nebentätigkeit als Schriftsteller direkt bei meinem Arbeitgeber an – eine Entscheidung, die sich Jahre später als Glücksfall herausstellte. Als ich schließlich drei dicke Romane fertig hatte, drängte mich meine Frau, einen Verlag für meine Geschichten zu suchen. Nach etlichen Hürden wurde „Die Zeitreisende“ schließlich veröffentlicht – allerdings in der Rohfassung, gedruckt von der Deutschen Literaturgesellschaft. Damit begann der Ärger erst richtig. Stolz verkündete ich meinen Kollegen, dass ich ein Buch veröffentlicht hatte. Doch einer von ihnen stellte in den Raum, dass ich es während der Arbeitszeit geschrieben hätte. Einen Tag später folgte die fristlose Kündigung. Erst ein Gerichtsbeschluss rehabilitierte mich. Die Kündigung wurde für unwirksam erklärt. Ich bekam mein Recht – und hoffe nun, meiner Leidenschaft für spannende Geschichten in Zukunft ungestört nachgehen zu können.