Die Zeitreisende, 14. Teil - Hardy Manthey - E-Book

Die Zeitreisende, 14. Teil E-Book

Hardy Manthey

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Beschreibung

Mit Hilfe der Technik der Außerirdischen kann die Zeitreisende mit hoher Geschwindigkeit von Neu Guinea bis zu den Hawaii–Inseln fliegen und erspart sich so viele Tausend Seemeilen auf einem Schiff. Es ist aber nur der halbe Weg bis zur Halbinsel Yucatan, die zu Mexiko gehört. Sie muss nun über die USA nach Mexiko und dann nach Yukatan gelangen. Dort irgendwo im Urwald steht der dritte und letzte Sender der Mimoser, den eine außerirdische Zivilisation vor rund 15 000 Jahren auf der Erde errichtet hat. Bis Ende 1936 muss ihn Aphrodite zerstört haben, damit beim nächsten Sendetermin zu dem fernen Planeten die Mimoser auf der Suche nach einem neuen Heimatplaneten über die Entwicklung auf der Erde getäuscht werden. Nicht nur die Deutschen würden gern den hohen Stand der Technik des Senders für ihre Kriegsvorbereitungen nutzen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Wird der Zeitreisenden eine funktionierende Demokratie den Weg an ihr Ziel erleichtern?

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Impressum

Hardy Manthey

Die Zeitreisende, 14. Teil

Mexico Yucatan: Die Suche nach dem letzten Sender

Ein fantastischer Roman

2., überarbeitete Auflage

ISBN 978-3-86394-617-3 (E-Book)

Titelbild: Ernst Franta unter Verwendung des Gemäldes "Alexanderschlacht“ von Albrecht Altdorfer.

© 2014, 2017 EDITION digital® Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.de

Prolog

Der erste und der zweite Sender der außerirdischen Macht wurden erfolgreich zerstört. Quer durch Europa und Afrika ging der Weg der Zeitreisenden zum ersten Sender. Den politischen Verhältnissen im faschistischen Deutschland konnte sie sich nicht entziehen. Später, auf dem Weg zum zweiten Sender, brachte sie die Solidarität und Freundschaft mit geflohenen Juden zeitweise in Lebensgefahr. Sie erkannte erst spät, dass die Vorboten des zweiten Weltkrieges längst die Ereignisse in der ganzen Welt mitbestimmten. Egal wohin sie sich bewegte. Unpolitisch wollte sie die drei Sender zerstören und sich dann schleunigst aus dem Staub machen.

Auch auf dem Weg nach Neu Guinea geriet sie ständig in Konflikt mit den Staatsmächten und den Profitinteressen gewissenloser Gewinnler. Ihr Wissen um die Zukunft wird immer mehr Last als Hilfe. Von einer planmäßigen Reise zu den Sendern ist schon lange keine Rede mehr. Im Chaos über Meere und durch den Dschungel wird sie vor harte Prüfungen gestellt.

Mit Hilfe der Technik der Außerirdischen kann die Zeitreisende mit hoher Geschwindigkeit von Neu Guinea bis zu den Hawaii-Inseln fliegen und erspart sich so viele Tausend Seemeilen auf einem Schiff. Es ist aber nur der halbe Weg bis zur Halbinsel Yucatan, die zu Mexico gehört. Sie muss nun über die USA nach Mexico und dann nach Yucatán gelangen. Dort irgendwo im Urwald steht der dritte und letzte Sender der Mimoser, den eine außerirdische Zivilisation vor rund 15 000 Jahren auf der Erde errichtet hat. Bis Ende 1936 muss ihn Aphrodite zerstört haben, damit beim nächsten Sendetermin zu dem fernen Planeten die Mimoser auf der Suche nach einem neuen Heimatplaneten über die Entwicklung auf der Erde getäuscht werden. Nicht nur die Deutschen würden gern den hohen Stand der Technik des Senders für ihre Kriegsvorbereitungen nutzen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Wird der Zeitreisenden eine funktionierende Demokratie den Weg an ihr Ziel erleichtern?

Ich wünsche dem Leser gute Unterhaltung.

Hardy Manthey

Der Kuhhandel

„He, habt ihr allesamt Schlaftabletten genommen?“, hört Aphrodite eine raue Männerstimme und wird wach gerüttelt. Aphrodite schlägt die Augen auf und hat zuerst wieder einmal Orientierungsprobleme. Ein Traum hatte sie in ein Paradies entführt. Sie fängt sich schnell, richtet sich etwas auf. Sie weiß, dass sie jetzt zur Gegenüberstellung geholt wird und sagt noch benommen: „Ich komme schon. Die Männer haben sich nur etwas verausgabt. Die wachen sicher auch bald auf!“

Aphrodite ist im Kittel eingeschlafen, was ihr jetzt zugutekommt.

Ihre Erklärung scheint dem Polizisten zu genügen, der Mann packt Aphrodite und nimmt sie mit nach draußen. Sie atmet auf, die erste Hürde hat sie genommen. Der Polizist hat ihr die Lüge abgekauft. Noch beim Verlassen der Zelle hat sie die Männer mit ihrem Stab aufgeweckt.

Der Polizist gibt ihr mit der Hand einen Klaps auf den Po und sagt: „Ja, das hat was, so ein praller fester Weiberarsch. So ein geiles Teil kann tatsächlich den Mann bis zur Erschöpfung beschäftigen. Die pennen wie die Murmeltiere. Alle Achtung, den Männern hast du es aber ordentlich besorgt. Bist also doch ‘ne Nutte!“

Auf solche Art Komplimente kann sie gerne verzichten, schweigt aber lieber. Heute will sie alles richtig machen.

Von Major Heyne wird sie grinsend mit den Worten begrüßt: „Nun, wie hat Ihnen mein Geschenk gefallen?“

„Das hat rechtlich noch ein Nachspiel für Sie. Sie dürfen mich gar nicht in eine Zelle mit Männern sperren!“, droht ihm Aphrodite.

Major Heyne leckt sich die Lippen ab und meint: „Gib es doch wenigstens zu, so richtig durchgefickt geht es sich doch viel schöner durch den Tag. Aber alle Achtung, du hast die Männer erstaunlich gut weggesteckt. Keine Blessuren, keine Erschöpfung. So ein Weib kann also doch ganz schön was ab!“

„Ich höre wohl nicht richtig. Drei Männer haben mich in Ihrem Auftrag vergewaltigt. Ich zeige Sie an!“, droht ihm Aphrodite erneut.

Major Heyne lacht zynisch: „Los, mach dich frei, ich will deine wundgefickten Löcher mit eigenen Augen sehen!“

Aphrodite erschrickt. Sie kann dem Mann nichts Derartiges zeigen. Was nun?

Eine Polizistin kommt herein und sagt: „Es kann losgehen, die anderen Frauen sind auch da!“

Major Heyne nickt und wendet sich an Aphrodite: „Dann wollen wir mal. Deine Löcher können warten. Folgen Sie meiner Kollegin. Sie gibt ihnen auch noch Ihr eigenes Kleid zurück und Sie bekommen getragene Schuhe. So kann ich Sie nicht den Zeugen zeigen. Gehen Sie schon!“

Aphrodite folgt der Frau. Sie bekommt ihr Kleid gereicht. Nicht nur ihr Kleid, sondern auch Unterwäsche. Ihr Kleid wurde sogar gewaschen und duftet angenehm.

Die Polizistin beobachtet sie beim Anziehen. Aphrodite achtet darauf, dass die Frau ihr nicht zwischen die Beine schauen kann. Dann würde ihr Betrug am Ende doch noch auffliegen. Eine vergewaltigte Frau sieht definitiv anders aus. Jede Frau der Welt weiß das. Aber auch so ist die Polizistin ehrlich von ihr überrascht und sagt: „Dafür, dass Sie drei ausgehungerte Männer überstehen mussten, sehen Sie richtig erholt aus. Wie machen Sie das bloß? Sind Sie doch eine Professionelle?“

„Natürlich nicht. Die Männer haben sich recht anständig benommen!“, behauptet Aphrodite. Dass sie die Männer in den Schlaf geschickt hat, ist noch nicht ausgestanden. Wenn das rauskommt, wird es verdammt eng für sie.

Die Polizistin erklärt völlig verwirrt: „Sie haben sich anständig benommen? Das ist schier unmöglich. Die Männer sind brutalste Vergewaltiger, hemmungslose Sadisten und mehrfache Mörder. Brutalere Männer waren nicht schneller aufzutreiben!“

„Es ging alles ruhig vonstatten. Wir haben uns unterhalten und eben unseren Spaß gehabt. Sagen Sie, ist das hier üblich, so mit inhaftierten Frauen zu verfahren?“, fragt Aphrodite und gibt sich gelassen.

Die Polizistin antwortet ehrlich: „Offiziell und regulär gibt es das natürlich nicht. Doch das ist hier Teil unserer Erziehung straffällig gewordener Frauen. Frauen, die so eine Nacht in der Zelle überstanden haben, werden garantiert nie wieder straffällig. Auf diese Art und Weise haben wir auch solche Großmäuler wie Sie schnell kleingekriegt. Sie allerdings scheinen die berühmte Ausnahme zu sein. Sie überraschen mich ehrlich. Denn selbst ausgekochte Huren sind hier gebrochen und geständig herausgegangen. Was haben Sie mit den Männern getan? Alle drei Männer gelten als äußerst brutal. Die Frauen sind bisher oft mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Eine Frau starb später an den Folgen. Bis auf die Riemenspuren von meiner Freundin sind Sie aber völlig unversehrt!“

Auf dem Weg zu einem Podest, auf dem schon Frauen stehen, behauptet Aphrodite triumphierend: „Nicht immer sind die Frauen die Verlierer!“

Als Nummer drei von fünf Frauen muss sie sich hinstellen. Über Lautsprecher kommen Kommandos, wie die Frauen sich zu stellen haben. Aphrodite bemüht sich, besonders teilnahmslos zu erscheinen. Sie kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass sie von irgendeinem Zeugen erkannt werden kann. Das ist schlicht unmöglich. Gut, die Fotos der Frauen hat man ihr nicht gezeigt, aber das hat nur den Zweck, sie zu verunsichern. Die Polizei glaubt doch fest, dass sie seit vielen Jahren auf Hawaii lebt. Der Variante, dass Angler eine Explosion gesehen haben sollen, ist die Polizei doch bestimmt nicht nachgegangen. Ein Fehler, der sicher ihr Vorteil ist.

Die Gegenüberstellung ist zu Ende. Die anderen Frauen gehen.

Aphrodite denkt, dass auch für sie Schluss sei und sie sagt lässig: „Ich gehe dann auch!“

Hinter ihr steht jetzt Major Heyne und lacht: „Kann schon sein. Das kommt jetzt ganz auf dich an, Mädchen!“

„Ich verstehe nicht ganz. Wie ist das von Ihnen wieder gemeint?“, fragt Aphrodite und begreift nichts. Hat der Mann sich für sie eine neue Sauerei ausgedacht?

Ein großer hagerer Mann mit dünnem Oberlippenbärtchen kommt auf sie zu und sagt: „Betty, du weißt, wir wollten doch heiraten. Wenn du mich noch heute Vormittag heiratest, will ich deine Betrügereien und kleinen Ladendiebstähle gerne vergessen!“

Es wird Aphrodite richtig schwindlig im Kopf und die Beine wollen ihr versagen. Das gibt es doch nicht, sie kann von niemandem erkannt worden sein. Sie war doch nie vorher hier. Erst im vierten Jahrtausend liegt sie hier am Strand und lässt es sich gutgehen. Nach dem ersten Schreck fängt sie sich wieder und wendet sich an Major Heyne: „Für wie viele Dollar haben sie mich an den Kerl verkauft? Ich habe den Mann noch nie gesehen!“

Heyne erklärt grinsend: „Ich gebe dir eine Minute. Wenn du nicht mit dem Mann gehst, wirst du für mindesten fünf Jahre hinter Gitter kommen. Fünf Jahre Minimum. Wenn du vor dem Richter auch noch so frech bist, brummt der Richter dir zehn Jahre auf. Wenn du dann rauskommst, siehst du aus wie deine eigene Oma!“

Aphrodite greift nach der Hand des Mannes und sagt: „Komm, Schatz, wir müssen uns beeilen. Wir wollen doch pünktlich zur Hochzeit da sein!“

„Ja, Liebling, du hast wie immer recht“, flötet der Mann grinsend und beide gehen hinaus.

Schon auf der Straße vor einem betagten viertürigen Auto fragt sie ihn: „Wie darf ich meinen Wohltäter und künftigen Gatten rufen?“

„Larry Carrey, Liebling!“, erklärt der Mann. Er macht ihr die Tür an der Beifahrerseite auf und lässt sie einsteigen. Er selbst setzt sich ans Steuer und startet den Wagen. Holpernd rollt das Auto los.

Larry Carrey sagt freudestrahlend: „Für lächerliche fünftausend Dollar habe ich mir doch wirklich eine besonders schöne Braut gekauft!“

„Sie sind gar kein richtiger Zeuge? Keiner, der seine Frau sucht?“, fragt Aphrodite überrascht.

Der Mann wiegt den Kopf und meint: „Wer weiß das schon so genau?“

„Die Hochzeit ist also auch nur vorgetäuscht. Wow, das war eben wirklich knapp. Gott sei es gedankt!“, sagt Aphrodite erleichtert.

„Natürlich wird die Hochzeit nicht vorgetäuscht, mein Liebling! In einer guten Stunde sind wir beide verheiratet. Deinen Pass als Betty Carrey, Bürgerin der Vereinigten Staaten von Amerika, wirst du ein paar Tage später in den Händen halten. Das müsste dich doch überzeugen. Im kleinen Rahmen lassen wir uns trauen. Meine und deine Eltern sind, wie du es wolltest, zu Hause in San Francisco geblieben. Nur ein paar gute Freunde feiern mit uns gemeinsam unser Glück!“, versichert ihr der Mann am Steuer des Fords.

„Du scherzt?“, erwidert Aphrodite, jetzt wieder kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Er lacht, beugt sich etwas zu ihr hinüber und sagt: „Die echte Betty ist mit ihrem Liebhaber zusammen heute ganz früh auf einen Dampfer gestiegen. Sie hat sich neue Papiere ausstellen lassen. Ihr altes Leben wollte sie hier zurücklassen. Ihre alten Papiere hat sie bei mir zurückgelassen. Das alte Lichtbild passt zu dir. Du bist jetzt meine Betty. Zu meinem Glück kennt keiner die echte Betty, weil ich sie in San Francisco kennen und lieben gelernt habe. Hier auf Hawaii, meiner Heimat, wollten wir beide heiraten. Das war Bettys Traum und jetzt ist es dein Traum. Vor einer Woche ist die Schlampe ohne ein Wort der Entschuldigung abgehauen. Das Luder hat mich nur benutzt. Du bist jetzt mein vollwertiger Ersatz für sie. Alles findet so statt, wie ich es mit ihr geplant habe. Du musst nur noch funktionieren. Für dich gibt es nur Knast oder Hochzeit. Also freue dich mit mir auf unsere Hochzeit. Okay, Baby!“ Larry Carrey steuert jetzt auf eine typische Vorstadtvilla zu.

Aphrodite fragt völlig durcheinander: „Die echte Betty war aus San Francisco? Was hat sie auf dem Kerbholz?“

„Sie war dort schon mit drei Männern verheiratet und hat für diverse Liebhaber gerne die Beine breit gemacht“, erklärt er lächelnd.

Der Wagen stottert und bleibt stehen.

„Mist!“, flucht Larry und steigt aus.

Aphrodite steigt mit aus und will endlich das Innere der Oldtimer mit eigenen Augen sehen. Erstaunt blickt sie unter die aufgeklappte Motorhaube und fragt: „Siehst du da durch? Wie alt ist das Auto?“

„Der Ford ist das beliebte Modell Campany und schafft immer noch locker seine 55 Meilen in der Stunde (ca.95 km/h). Gut, das Modell ist Baujahr 1930, aber war bisher immer recht zuverlässig. Allerdings 90 000 Meilen hat der Wagen jetzt auch schon auf dem Buckel. Wir könnten uns gemeinsam den neuen Auburn Speedster anschauen. Mit seinen 150 PS und satten 100 Meilen in der Stunde (ca.166 km/h) ist es im Moment mein Traumauto. Du wirst begeistert sein!“

„Mag sein“, erwidert Aphrodite und beobachtet ihn beim Herumhantieren. Was der Mann dort überhaupt unter der Motorhaube macht, ist ihr ein Rätsel. So eine Konstruktion kann gar nicht funktionieren.

Er steigt in den Wagen und startet den Motor neu. Sofort springt das Auto an und er ruft: „Einsteigen, Mädel, jetzt wird es eng mit unserer Hochzeit!“

Der Wagen hätte ruhig noch eine Weile defekt sein können. In ein paar Minuten verheiratet sein, ist nicht ihr Fall. Heiraten ist immer noch etwas Heiliges für sie.

Der Wagen hält direkt vor einer Villa. Völlig benommen torkelt sie ins Haus. Dort wird sie schon von einem Schwarm junger Frauen in Empfang genommen. Nur aus der Ferne begreift Aphrodite, dass man ihr jetzt gerade das Brautkleid mit aller gebotener Macht und Kraft überstreift. Zu ihrer Überraschung passt das Kleid nahezu perfekt. Am Hintern hat sie sogar noch etwas Luft. Nur oben herum wird es, wie immer, zu eng. Die Frauen behelfen sich mit etwas Stoff, der ihre überquellenden Brüste etwas bändigt. Überhaupt der ganze lästige Fummel am Kleid und dann noch der Omaschleier mit Blumenkranz gefallen ihr überhaupt nicht. Das ist nur ein Albtraum, einfach nicht wahr. Sie muss nur mit dem Finger schnipsen, schon ist alles vorbei. Und doch hält sie still. Sie greift gierig nach jedem Glas Schampus, das sie greifen kann und schluckt das Zeug in Massen, wie ein halb verdurstetes Kamel, in sich hinein. Langsam bessert sich ihre Laune, auch wenn jetzt die Welt um sie herum schwankt und etwas verzerrt ist.

Im Wagen auf dem Weg zur Kirche schläft sie ein. Sie wird wachgerüttelt und an der Seite eines älteren Herrn, der immer wieder seine Hand an ihrem Hintern hat, torkelt sie in Richtung Altar. Der über einen Kopf kleinere Mann ist ihr jetzt eine helfende Stütze. In der Kirche sitzen nur ganz vorne ein paar Leute und am Altar steht der Pfarrer doppelt. Reicht nicht ein Pfarrer für die Trauung? Für einen kurzen Moment muss sie alleine stehen. Im letzten Moment verhindert eine helfende Hand, dass sie vor dem nun doch einzigen Pfarrer zu Boden geht.

Was der Kirchenmann vor ihr alles redet, versteht sie nicht. Irgendwann sagt sie „ja“ und die helfende Hand leitet sie aus der Kirche. Im Wagen schläft sie ein. Vor der Villa hält der Wagen und Hände helfen ihr ins Haus. Viele Männer und Frauen beglückwünschen sie. Wieder leert sie ein Glas nach dem anderen in einem Zug. Alles dreht sich, als sie tanzen muss. Das Tanzen holt sie aus dem Albtraum heraus und für einen Moment begreift sie, dass sie doch verheiratet ist. Sie lässt den unbekannten Tanzpartner stehen und greift sich eine angebrochene Flasche Whisky. Sie kann sich nur drei kräftige Schluck Whisky gönnen, dann wird ihr die Flasche weggenommen. Die Dröhnung reicht ihr nicht, um den Wahnsinn in ihrem Kopf zu betäuben. So leert sie dafür schnell ein in Griffnähe stehendes Glas Sekt. Was für sie kein Ersatz ist. Das Gespenst Ehe will nicht aus ihrem Kopf weichen. Weil sie weiter nach vollen Gläsern giert, wird sie von vielen Händen gepackt und eine Treppe hoch mehr oder weniger geleitet.

Der Weg endet für sie auf einem breiten Bett. Viele Hände ziehen ihr das Kleid aus. Ein Mann dreht sie und zieht ihr auch die Unterhose aus. Derbe Schläge auf ihr Hinterteil und ein lautes Lachen können sie nicht mehr zurückholen. Eine Sektflasche wird über ihr ausgegossen, was sie nur für eine Schrecksekunde in die Realität zurückholt. Ganz weit weg spürt sie, dass ein Mann sich an ihr vergeht. Sie spürt nur, mit dem Mann ist sie nicht alleine im Zimmer. Dann ist sie weg.

Nach der Party geht es erst richtig los

Unter den Partygästen findet sie ihren Mann nicht. Eine der Frauen macht eine Andeutung. Aphrodite begreift, ihr Mann ist im Bad. Tatsächlich liegt dort ihr Mann im eigenen Erbrochenen. So muss sie selbst in der Hochzeitsnacht über dem Klodeckel gelegen haben. Ihren Mann kann sie nicht verurteilen. Er hat sie nach der Hochzeitsnacht so gegen Mittag auf der Terrasse freundlich begrüßt und kein einziges schlechtes Wort über ihr Verhalten verloren. Jeden gemeinsamen Tag hat der Mann ihr Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt. Auch wenn ihre Intuition sie schon wieder warnt. Der Mann spielt ein doppeltes Spiel. Noch hat sie keine Beweise dafür. Mit letzter Kraft und der Hilfe eines ihrer Hausmädchen kann Aphrodite ihren Gatten die Treppen hoch wuchten und in sein Bett legen. Larry ist völlig besoffen und unfähig zu jeder vernünftigen Handlung. In voller Montur kann sie ihn nicht liegen lassen. Er hat sich vollgekotzt und von oben bis unten bepisst.

Sie schaut zu der jungen dunkelhäutigen Frau auf und fragt: „Wie heißt du eigentlich, Kleine?“

„Sally, Herrin!“, erklärt die junge Frau.

„Das mit der Herrin lass bitte sein, Sally. Du bist meine Angestellte und keine Sklavin. Es ist nur dein Job, mir zu helfen. Jetzt hilfst du mir bitte, meinen Mann auszuziehen. Danke!“

Die junge Frau lächelt zurück, gemeinsam ziehen sie den Mann aus. Als Aphrodite dem Mann auch die beschmutzte Unterhose auszieht, schaut Sally entsetzt weg.

„Noch nie einen nackten Mann gesehen?“

Sally schüttelt den Kopf und hält die Hand vor die Augen.

„Schau dir ruhig das Würstchen und die Eier an. Nur weil der Mann das hat, fühlt er sich uns Frauen überlegen“, fordert Aphrodite sie auf.

Sie wagt tatsächlich einen flüchtigen Blick, deckt den Mann dann doch schnell zu und sagt befreit: „War gar nicht schlimm!“

„Lerne begreifen, dass die Welt der Männer, ihre Überlegenheit nur ein einzige Lüge ist!“, belehrt sie Aphrodite und beide gehen gemeinsam nach unten. Ganz selbstverständlich hilft sie Sally und ihrer dunkelhäutige Kollegin Kitty, die Wohnstube aufzuräumen und gemeinsam waschen sie auch ab.

Nach getaner Arbeit reicht sie den jungen Frauen Weingläser und gießt ihnen roten Wein ein.

„Mein Mann nennt mich Betty, aber ihr dürft mich mit Aphrodite ansprechen. Es gibt für mich keine Rassenunterschiede. Wir alle haben eine gemeinsame Mutter. Alle Menschen waren einmal schwarz. Die helle Haut haben wir nur dem Umstand zu verdanken, dass wir Weißen über die Jahrtausende hinweg in einer Welt aufgewachsen sind, in der die Sonne schwach ist. Prost Mädels!“, sagt Aphrodite und leert ihr Glas.

Die jungen Frauen schauen sie entsetzt an und trinken nicht aus den Gläsern.

„Warum trinkt ihr nicht mit?“, fragt Aphrodite.

Sally fragt unsicher: „Uns wurde immer erklärt, das wir nichts wert sind. Warum erzählen Sie uns jetzt, dass alles nicht wahr ist?“

„Weil es so ist, Mädchen. Alle Frauen werden unterdrückt. Es ist ein Kampf, den Frauen, Schwarze und alle Minderheiten gegen ihre Unterdrücker führen müssen!“, behauptet Aphrodite und füllt sich ihr Glas neu mit Wein auf und erzählt weiter: „Mit der so genannten besseren Gesellschaft konnte ich den ganzen Abend nichts anfangen. Egal, ob Männer oder Frauen, alle reden nur dummes Zeug. Die Idioten halten tatsächlich Adolf Hitler für einen weitsichtigen Politiker, der zu Recht die Juden aus Deutschland vertreibt. Die schlitzäugigen Japaner sind für die Herrschaften Volltrottel, die wirtschaftlich und militärisch völlig ohne Bedeutung sind. Ein Fehler, der für Hawaii tragische Folgen hat. Merkt euch das, Mädchen. Hier wird es für einen Tag auf japanische Art richtig heiß werden!“

„Es wurde wirklich viel über Politik geredet, davon verstehe ich aber nichts!“, stimmt Sally ihr zu und nippt jetzt doch am Weinglas.

Auch Sallys Freundin Kitty wagt, etwas Wein zu trinken und sagt zaghaft: „Uns ist am ersten Tag schon aufgefallen, dass Sie uns anders behandeln. Sie haben sich wirklich heute Abend nicht unter ihren Gästen wohlgefühlt. Der Abstand zu Ihrem Mann war mir auch aufgefallen. Lieben Sie Ihren Mann denn nicht?“

„Ich liebe meinen Mann so sehr, wie alle Schlampen, mit denen er mich täglich betrügt. Muss ich noch mehr dazu sagen?“, erwidert Aphrodite und erklärt weiter: „Ich wurde gekauft, wie eine Hure. Der Bonus, eine echte Amerikanerin zu sein, kann mich dafür nicht entschädigen. Okay, ich habe hier in den Staaten Fuß gefasst, mit Fußkette und Gewicht, wie eine Sklavin. An das Kofferpacken ist nicht im Traum zu denken!“

Sally ruft entsetzt: „Sie sind doch erst seit zwei Wochen verheiratet? Warum reden Sie so schlecht über die Freunde ihres Mannes? Sie sind doch reich, ihnen geht es gut. Was wollen Sie noch?“

„Ich musste meinen Mann heiraten oder ich wäre ins Gefängnis gekommen. Dabei habe ich wirklich nichts verbrochen!“, klagt Aphrodite, füllt sich ihr Glas und die Gläser der Frauen erneut mit Wein und erzählt weiter: „Ich war nur zur falschen Zeit am falschen Ort, allerdings auch ohne Papiere!“

„Sie können sich doch nicht beklagen. Sie sind Amerikanerin und Ihr Mann erfüllt Ihnen jeden Wunsch. Wenn Sie erst Kinder haben, werden Sie das mehr als nur zu schätzen wissen!“, behauptet Kitty und leert ihr Glas in einem Zug.

Sally, mutig durch den Wein, fragt: „Darf ich eine Bitte aussprechen?“

„Nur zu, Mädchen, wir sind alle Leidensgenossinnen!“, ermutigt Aphrodite ihre Hausdienerin. Sie hofft jetzt endlich auf einen unterhaltsamen Abend.

Sally setzt ihr Glas ab und fragt zaghaft: „Ich pflege meine kranke Mutter. Sie leidet unter starken Schmerzen. Das Geld für einen Arzt habe ich nicht. Könnten Sie ...?“

„Ich bin selbst Ärztin. Du hast doch jetzt Feierabend. Ich komme mit und schaue mir deine Mutter mal an. Dann werden wir weiter entscheiden!“, unterbricht Aphrodite Sandra.

„Sie sind eine Ärztin? Sie sind doch so jung?“, fragt Sally zweifelnd.

Auch Kitty zweifelt: „Sie sollen eine Ärztin sein? So jung, das ist unmöglich!“

„Ich schaue mir deine Mutter an, Sally. Natürlich bezahle ich einen Arzt, wenn es notwendig ist. Wir können sofort aufbrechen!“

Die drei Frauen verlassen das Haus. Der neue Wagen ihres Mannes, der Auburn Speedster, steht noch in der Ausfahrt. Aphrodite hat so eine Idee und fragt: „Kann eine von euch so einen Oldtimer fahren? Die alten Kisten müssen doch noch per Hand gesteuert werden. Damit komme ich definitiv nicht klar!“

„Der Auburn Speedster 851 ist doch das neuste Modell, gerade neu auf den Automarkt gekommen. Mein Freund hat mir das Fahren beigebracht. Ich liebe es, Auto zu fahren. Mein Freund fährt mit einem Ford der Firma seinen Chef durch die Stadt. Können Sie nicht Auto fahren?“, fragt Kitty und streicht zärtlich den Sportwagen.

Aphrodite macht kehrt und holt die Wagenschlüssel, reicht ihn Kitty und sagt: „Du fährst uns zu ihrer Mutter!“

Es ist eng, aber alle Frauen passen auf die Vorderbank. Schon geht die Fahrt los. Erstaunlich ruhig fährt Kitty den Wagen durch die nächtliche Stadt.

Aphrodite ruft begeistert: „Bei dir sieht es so leicht aus. Das musst du mir auch beibringen, Kitty. Ist es schwer, so einen Sportwagen zu fahren?“

„Gerne, Chefin. Der Heckantrieb mit der Dreigangschaltung lässt sich prima fahren. Leider kann ich von so einem Auto nur träumen!“, erklärt ihr Kitty verklärt.

Nach wenigen Minuten hält der Wagen. Vor einem heruntergekommenen Haus steigen die drei Frauen aus. Eine Treppe höher hinter einer Tür liegt eine Frau leise jammernd in ihrem Bett.

Eine Petroleumlampe wird angezündet. Im schwachen Licht kann Aphrodite nicht viel sehen und fragt: „Gibt es hier keinen Strom?“

„Das Haus hat Strom. Wir können leider den Strom nicht bezahlen!“, erklärt Sally leise.

Mit dem Stab stellt Aphrodite fest, dass die Frau Nierensteine hat und erklärt: „Deine Mutter hat Nierensteine. In eurer Zeit ist das eine aufwendige Operation, nicht ganz ohne Risiko. Wie alt ist deine Mutter?“

„Sie wird in zwei Monaten vierzig Jahre alt!“, erklärt Sally und hat eben begriffen, dass der Mutter nicht mehr geholfen werden kann. Sie weint leise.

„Ich kann deine Mutter sofort heilen, vorausgesetzt, ihr bewahrt absolutes Stillschweigen über alles, was ich hier mit deiner Mutter tue. Okay!“, ermahnt Aphrodite die Frauen.

Sally reist entsetzt die Augen auf und fragt: „Sie können meine Mutter doch hier nicht operieren?“

„Wer sagt denn, dass ich deine Mutter hier operiere. Ich sagte doch nur, dass ich sie heilen will!“, widerspricht ihr Aphrodite und fragt erneut: „Soll ich ihr helfen oder nicht?“

„Natürlich sollen Sie ihre Mutter heilen. Aber wie wollen Sie das denn anstellen? Das ist doch völlig unmöglich!“, mischt sich Freundin Kitty auch ein.

„Was zählt für euch? Das Wie oder die Heilung? Das Wie der Heilung darf und kann ich euch nicht in allen Einzelheiten verständlich erklären. Ich kann sie nur heilen. Es ist kein Voodoo oder anderer Zauber, wenn ihr das glaubt. Akzeptiert einfach, dass ich sie heilen kann. Okay!“

„Kann Mutter davon sterben?“, fragt Sally ängstlich.

„Sie muss danach nur viel, sehr viel trinken. Ich verwandle ihre Nierensteine in Nierensand, der mit den Getränken ausgeschieden werden kann. Auch das kann deiner Mutter Schmerzen bereiten. Aber danach ist sie wieder gesund!“

„Was darf sie trinken?“, fragt Sally jetzt doch voller Hoffnung.

Aphrodite überlegt und erklärt: „Kocht einen großen Topf Kräutertee. Am besten geeignet ist eine Mischung aus Brennnesselblättern, Goldrautenkraut, Zitronenmelisse und Schafgarbenblüten. Birkenblätter wären auch gut, aber das meiste wächst hier gar nicht. Kocht einfach einen Tee, aus dem, was ihr hier im Haus habt. Ich beginne schon mal mit der Behandlung!“

„Unsere Gasflasche ist leer!“, klagt Sally.