Alpengold 312 - Nora Stern - E-Book

Alpengold 312 E-Book

Nora Stern

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Beschreibung

Als Lisa das Christkind suchen ging
Ein bezaubernder Roman zur Weihnachtszeit
Von Nora Stern

Der Duft des Advents erfüllt das kleine Forsthaus von Treffning, das ein wenig abseits vom Dorf im tief verschneiten Wald liegt. Alles wirkt wie ein Idyll, doch oben, in der Kammer unter dem Dach, da weint die kleine Lisa bitterlich in ihre Kissen.
Schon bald, noch vor Weihnachten, soll sie das Forsthaus, den Wald mit all seinen Tieren und ihre heiß geliebte große Freundin Mariandl verlassen und mit dem Papa zur Tante Edith in die Stadt ziehen.
"Schau, Dirndl, du brauchst wieder eine Mutter", hat er gesagt. "Und die Edith, Mamas Schwester, wird sich rührend um dich kümmern!"
Nein, Lisa will nicht fort! Sie will in den Bergen bleiben.
So kommt es, dass sich in dieser eisigen Winternacht ein kleines Madel auf den Weg in den Wald macht, um dem Christkind sein unermessliches Leid zu klagen ...

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Seitenzahl: 107

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Inhalt

Cover

Impressum

Als Lisa das Christkind suchen ging

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Noam Armonn / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9044-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Als Lisa das Christkind suchen ging

Ein bezaubernder Roman zur Weihnachtszeit

Von Nora Stern

Der Duft des Advents erfüllt das kleine Forsthaus von Treffning, das ein wenig abseits vom Dorf im tief verschneiten Wald liegt. Alles wirkt wie ein Idyll, doch oben, in der Kammer unter dem Dach, da weint die kleine Lisa bitterlich in ihre Kissen.

Schon bald, noch vor Weihnachten, soll sie das Forsthaus, den Wald mit all seinen Tieren und ihre heiß geliebte große Freundin Mariandl verlassen und mit dem Papa zur Tante Edith in die Stadt ziehen.

„Schau, Dirndl, du brauchst wieder eine Mutter“, hat er gesagt. „Und die Edith, Mamas Schwester, wird sich rührend um dich kümmern!“

Nein, Lisa will nicht fort! Sie will in den Bergen bleiben.

So kommt es, dass sich in dieser eisigen Winternacht ein kleines Madel auf den Weg in den Wald macht, um dem Christkind sein unermessliches Leid zu klagen …

Die Sonnenstrahlen kämpften sich mühsam durch den Nebel, der in diesen Oktober-Morgenstunden zäh auf den Wäldern rund um Treffning lag. Franz Schwaiger, der Revierförster, war um diese Zeit bereits auf dem Rückweg durch den Hochwald. Talwärts ging es, zum Forsthaus, das seit fast acht Jahren sein Zuhause war. Ein Zuhause, das er geliebt hatte, ja, immer noch liebte, das er jedoch zu Beginn des neuen Jahres verlassen würde.

Als sich der dichte Nebel hier oben auf fast zwölfhundert Metern Höhe lichtete, verhielt der dunkelhaarige Mann mit den warmen braunen Augen den Schritt. Er lehnte sich an den rauen Stamm einer uralten, wetterzerzausten Lärche und blickte hinunter ins Tal oder besser, auf die Nebelschwaden, die nun über den tiefer gelegenen Teilen seiner Heimat waberten.

„Eva“, flüsterte er, „wenn ich geahnt hätte …“ Seine Stimme erstarb.

Franz war es, als sähe er seine Frau vor sich. Seine geliebte Eva, die vor gut einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Wieder einmal wanderten die Gedanken des stillen, oft wortkargen Mannes zurück in die Zeit, in der er geglaubt hatte, der glücklichste Mensch auf Erden zu sein.

Er sah Eva in ihrem Brautstaat vor sich, wie sie damals neben ihm vor dem Altar der kleinen Dorfkirche unten in Treffning gestanden und ihm das Jawort gegeben hatte. Wie hübsch sie gewesen war in der cremefarbenen Seidentracht! Kurz vor der Hochzeit hatte er die Nachfolge des alten Försters angetreten, und so hatte er seine junge Frau heimgeführt ins alte Forsthaus.

Immer wieder hatte Eva ihm versichert, wie sehr sie die Stille des Waldes liebte, den Duft der alten Bäume und das Rauschen des Baches, der dicht am Haus vorbeifloss.

Und dann, ein Jahr später, als die kleine Lisa zur Welt gekommen war, schien nichts und niemand ihr gemeinsames Glück trüben zu können.

Natürlich waren sie immer einmal wieder nach Weißkirchen, der etwa siebzig Kilometer entfernten Stadt, gefahren. Dort hatten sie größere Einkäufe erledigt, die eine oder andere Veranstaltung und auch Edith besucht, Evas ältere Schwester, die als Vorarbeiterin in der einzigen Leinenweberei arbeitete, die noch in Betrieb war.

Edith und Eva hatten die Eltern früh verloren. Bis zu ihrer Hochzeit mit Franz hatten die Schwestern gemeinsam in dem Haus in Weißkirchen gelebt, das sie geerbt hatten. Es war ein gemütliches Häuschen, liebevoll eingerichtet, mit einer kleinen Veranda und einem großen Garten, obwohl es ganz in der Nähe des Zentrums lag.

Franz hatte Eva schon vor der Hochzeit gefragt, ob sie dieses Zuhause in der Stille des Waldes nicht vermissen würde, doch sie hatte lachend den blonden Kopf geschüttelt.

„Nein, Franzl!“, hatte sie ihm versichert. „Ich liebe den Wald, die Stille und die Tiere genauso sehr wie du.“

Dass Eva zuerst allein und später mit Lisa mitunter in die Stadt gefahren war, hatte er als selbstverständlich empfunden.

Lisa …

Franz kehrte aus seinen Tagträumen in die Wirklichkeit zurück. Bestimmt war sein nun beinahe sechsjähriges Töchterchen längst wach und wartete sehnsüchtig auf ihn.

Über all das, was er nach Evas Tod über sie hatte hören müssen, wollte er nicht nachdenken. Er konnte und wollte nicht glauben, was Edith ihm anvertraut hatte. Anvertraut an einem Abend, an dem er geglaubt hatte, nicht ohne seine geliebte Frau weiterleben zu können.

Energisch schritt der Förster aus und strebte dem Tal zu.

***

„Net, Lumpi!“ Kichernd zog Lisa sich den Zipfel ihrer Steppdecke über das Gesicht. Doch Lumpi, der schwarz-weiße Mischlingshund, ließ nicht locker. Mit der Schnauze bahnte er sich den Weg unter Lisas Zudecke, und ehe Lisa sich’s versah, fuhr er ihr mit seiner feuchten Zunge über die Wange.

Lachend schlug Lisa die Decke zurück und sprang aus dem kuschelig warmen Bettchen, lief aus dem Zimmer und hinunter zur Haustür, um Lumpi hinauszulassen.

Noch bevor sie die Klinke niederdrückte, sprang die Tür auf, und Lisa sah sich Mariandl gegenüber.

„Guten Morgen, Schatzerl“, begrüßte das junge Mädchen das Kind. „Nachdem dein Papa heute wieder sehr früh rausmusste, hab ich mir gedacht, ich schau schnell nach dir. Frühstück hab ich auch mitgebracht.“

Lumpi war gleich nach draußen entschlüpft, um sein „Geschäft“ zu erledigen, doch jetzt kam er schon wieder angesaust.

„Der hat das Wort ‚Frühstück’ gehört!“, gluckste Lisa, als sie Mariandl in die Küche folgte.

Mariandl stellte den mitgebrachten Korb auf dem Tisch ab und schlug das Geschirrtuch, mit dem sie die mitgebrachten Köstlichkeiten zugedeckt hatte, zurück.

Der Duft von frischem Hefegebäck stieg auf, und Lisa wollte sofort nach einem goldgelben Kipferl greifen. Mariandl jedoch schüttelte den Kopf.

„Geh dich erst waschen und anziehen, Lisa“, forderte sie. „Wenn du fertig bist, hab ich Kakao gekocht und den Tisch gedeckt.“

Die Kleine nickte. Sie wusste nur zu gut, dass man nicht ungewaschen und im Nachthemd herumlief.

Während Lisa im Bad verschwand, füllte Mariandl Lumpis Futternapf und seine Wasserschale, dann setzte sie Milch für den Kakao des Kindes auf. Sie lauschte lächelnd den Geräuschen von Lisas Morgentoilette. Wie niedlich und brav das Mädelchen doch war!

Dann, als das Kind in sein Zimmer gelaufen war, um das Nachtzeug mit Jeans und Pullover zu vertauschen, betrat Franz Schwaiger das Haus.

„Mariandl! Wie lieb von dir, dass du so früh herüberkommst“, begrüßte er die achtzehnjährige Marianne Mosberger, während Lumpi freudig an ihm hochsprang.

„Du weißt doch, dass ich dein Madl lieb hab“, gab Mariandl zurück. Dann wandte sie sich rasch ab, um Kaffee für den Förster aufzusetzen und den Kakao in die aufkochende Milch zu rühren.

Vor allem aber wollte sie nicht, dass Franz Schwaiger in ihren Zügen las, was sie fühlte, aber noch nie jemandem anvertraut hatte: dass sie nicht nur die kleine Lisa lieb hatte, sondern auch deren Vater.

***

„Ich weiß gar net, wie ich dir das jemals vergelten kann, was du in den letzten Monaten für uns getan hast, Mariandl“, sagte Franz Schwaiger, als Marianne sich zwei Stunden später auf den Heimweg zum Mosberger-Hof, den alle den „Ziegenhof“ nannten, machte.

„Ich hab’s dir doch schon so oft gesagt, Franzl“, gab sie zurück. „Ich schau gern nach der Lisa, und auch die paar Handgriffe, die dir als Mann doch so viel schwerer fallen als mir …“

„Trotzdem!“ Franz seufzte. „Ich will deine Gutmütigkeit keinesfalls ausnutzen.“

„Lass gut sein“, sagte Mariandl und fügte dann rasch hinzu: „Ich muss jetzt aber los! Hab der Großmutter versprochen, zum Käsen wieder da zu sein.“ Ehe der Förster noch ein weiteres Wort sagen konnte, eilte sie bereits aus dem Haus und den Weg entlang und war kurz darauf zwischen den Bäumen verschwunden.

Franz hatte ihr nachgesehen, nun wandte er sich mit einem verhaltenen Seufzer vom Fenster ab. Mariandl war ein so liebes Ding! Sie war nicht nur hübsch, sie strahlte auch Herzenswärme aus. Zudem war sie fröhlich, und mit ihrem Lachen vermochte sie nicht nur Lisa, sondern auch ihn selbst anzustecken.

Franz schüttelte den Kopf, als wollte er die Gefühle loswerden, die sich in ihm regten. Mariandl war doch noch so jung …

***

Magdalena Mosberger war Mitte sechzig, aber rüstig und stets gut gelaunt. Als Mariandl, ihre Enkelin, kurz vor sieben Uhr am Morgen das Haus verlassen hatte, um ins Forsthaus zu gehen, hatte sie die zweiundzwanzig Ziegen gemolken. Dann hatte sie die Tiere hinausgelassen auf das große, eingezäunte Wiesenstück. Dort fanden die Tiere auch jetzt, im Spätherbst, noch Gras und Kräuter.

Obwohl Frauenmantel, Schafgarbe und Wiesenthymian bereits halb verdorrt waren, gaben sie dem Käse, den Magda und Mariandl aus der Milch herstellten, noch immer einen besonderen Geschmack.

Als Mariandl nun daheim ankam, ging sie gar nicht erst ins Haus, sondern lief gleich in den aus Lärchenholz errichteten Anbau, die „Käserei“.

Die Großmutter war gerade dabei, die blitzblank gescheuerten Kupferkessel über das schwelende Feuer zu hängen, als Mariandl hereinkam.

„Du sollst doch net allein so schwer heben, Großmutter!“, rief sie. „Ich bin ja schon da!“

„Ist ja gut, Madl“, gab die alte Frau gutmütig zurück. „Ich bin zwar nimmer die Jüngste, aber deswegen gehör ich noch lang net zum alten Eisen.“ Dennoch ließ sie sich gern helfen, die Holzfässer mit der Milch hochzuheben und in die Kupferkessel zu kippen.

Während Magda bedächtig rührte, machte sich Mariandl daran, die Ziegenbutter des Vortages weiterzuverarbeiten.

Schon Mariandls Eltern hatten ganz gut an den Produkten verdient, die die Ziegen lieferten. Da war die wertvolle Butter, die zum größten Teil an die Kosmetikindustrie verkauft wurde, doch auch auf dem zweimal wöchentlich stattfindenden Bauernmarkt in der Stadt. Auch Ziegenfleisch und Felle waren stets gefragt.

Mariandls Gedanken wanderten erneut hinüber ins Forsthaus, zu der kleinen Lisa und zu deren Vater. Sie hatte den ruhigen Franzl schon immer gemocht. Zudem war Eva, die Förstersfrau, so etwas wie ihre beste Freundin gewesen, und nach deren Unfall war es für sie eine Selbstverständlichkeit, sich um den jungen Witwer und sein Töchterchen zu kümmern.

Als ihr dann das Gerede zu Ohren gekommen war, diese unglaubliche Geschichte, Eva habe ihren Mann betrogen, hatte Mariandl rasch gemerkt, dass sie mehr für den Förster empfand als nur nachbarschaftliche Freundschaft.

Sie lächelte wehmütig, als sie einen neuen Butterziegel formte, dann seufzte sie in sich hinein. Sie hoffte so sehr, dass er irgendwann merken würde, was sie für ihn empfand.

„Die Lisa braucht doch eine Mami“, murmelte sie so leise vor sich hin, dass nicht einmal die Großmutter es verstand.

***

„Heut ist die Edith ja tatsächlich einmal gut gelaunt“, raunte Susi Stolz ihrer Kollegin Rosi zu, während sie den elektronisch gesteuerten Webstuhl mit neuen Spulen bestückte.

„Ob sie gar verliebt ist?“ Rosi Spanblöchl kicherte und warf der Vorarbeiterin einen raschen Blick zu.

Edith stand über die Leinenballen gebeugt, die beim letzten Arbeitsgang erzeugt worden waren. Die Stichproben, die sie sich ansah, schienen in Ordnung zu sein.

Spürte sie den Blick der Jüngeren im Rücken? Jedenfalls drehte Edith sich plötzlich um.

„Was gibt’s denn schon wieder zu kichern?“, fuhr sie die beiden an. „Seht lieber zu, dass wir den Webstuhl anschalten können! Wenn er läuft, müsst ihr euch um die anderen Bestellungen kümmern.“

„Ist ja schon gut“, gab Susi zurück. „Wir haben’s doch immer noch geschafft, net?“

Edith brummte etwas Unverständliches, dann wandte sie sich ab und ging hinüber in die Schneiderei, in der die begehrten Leinenstoffe zu rustikalen Tischdecken, Vorhängen und auch Kleidungsstücken weiterverarbeitet wurden.

Wie sie das alles satthatte! Das Geknatter der Webstühle, das gleichmäßige Geratter der Stickmaschinen, das Gekicher der jungen Dinger, denen sie immer wieder auf die Finger sehen musste, damit der Betrieb reibungslos lief.

Dann fiel Edith ein, dass in zwei Monaten alles vorbei sein würde. Dann würden Franzl und Lisa hier in Weißkirchen die Wohnung im oberen Stockwerk ihres Häuschens bezogen haben, und sie würde ihnen den Haushalt führen. Lisa war zwar das Kind ihrer verstorbenen Schwester, aber sie würde schon dafür sorgen, dass die Kleine zu ihr „Mami“ sagte! Endlich würde sie dann die Familie haben, die sie sich so sehr wünschte!

Edith hatte gleich nach dem Schulabschluss in der Leinenweberei Hofstätter angefangen. Zuerst als einfache Arbeiterin. Schwer genug war das damals gewesen, doch sie hatte es geschafft und dafür gesorgt, dass ihre „kleine Schwester“ die Bürofachschule zu Ende besuchen konnte, obwohl die Eltern ihnen außer dem Häuschen kaum etwas hinterlassen hatten.

Wie stolz Edith auf die guten Noten der Schwester gewesen war! Sie war sicher gewesen, Eva würde nach der Schule einen guten Job bekommen, und als Sekretärin hatte sie auch alle Chancen, einen gut betuchten Mann zu finden.

Edith selbst hatte sich in der Weberei zwar rasch hochgearbeitet, doch einen Lebenspartner hatte sie bisher nicht gefunden. Sie dachte an Edmund, der ihr vor Jahren den Hof gemacht hatte. Vielleicht wäre aus der Verbindung sogar etwas geworden, doch damals war Edith überzeugt gewesen, dass sie noch eine bessere Partie würde machen können, wenn Eva erst einmal versorgt war.