Familie mit Herz 36 - Nora Stern - E-Book

Familie mit Herz 36 E-Book

Nora Stern

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Beschreibung

Kleine Eisprinzessin ohne Kindheit
Sie ist die Nummer eins auf dem Eis - doch sie hat das Lachen verlernt

Ein zierliches Mädchen folgt langsam der Schar lärmender Schulkinder. Aufgeregt wird es von seiner Mutter begrüßt.
"Steig schnell in den Wagen, Emilia!", ruft sie. "Wir müssten längst im Stadion sein!"
Wortlos klettert Emilia auf den Rücksitz, denn jeder Tag ist wie der andere. Niemals wird sie nach der Schule bummeln können, nachmittags ins Schwimmbad gehen oder mit dem Rad fahren dürfen. Denn vier Stunden Training stehen täglich auf Emilias Stundenplan - klar, dass keine Zeit für andere Dinge bleibt.
Doch wenn sie sich weiterhin daran festhält, auf strenge Diät und Disziplin achtet und ihr Ehrgeiz anhält, wird sie eines Tages als Eisprinzessin zu den Besten der Welt zählen. Aber das kleine Mädchen ahnt nicht, dass schon sehr bald der zierliche Körper nicht mehr mitspielen wird - und dass das Ende der Karriere noch der leichteste Schmerz sein wird ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Kleine Eisprinzessin ohne Kindheit

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Yuganov Konstantin / shutterstock

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7375-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Kleine Eisprinzessin ohne Kindheit

Sie ist die Nummer eins auf dem Eis – doch sie hat das Lachen verlernt

Von Nora Stern

Ein zierliches Mädchen folgt langsam der Schar lärmender Schulkinder. Aufgeregt wird es von seiner Mutter begrüßt.

»Steig in den Wagen, Emilia!«, ruft sie. »Wir müssten längst im Stadion sein!«

Wortlos klettert Emilia auf den Rücksitz, denn jeder Tag ist wie der andere. Niemals wird sie nach der Schule bummeln können, nachmittags ins Schwimmbad gehen oder mit dem Rad fahren dürfen. Denn vier Stunden Training stehen täglich auf Emilias Stundenplan – klar, dass keine Zeit für andere Dinge bleibt.

Doch wenn sie sich weiterhin daran festhält, auf strenge Diät und Disziplin achtet und ihr Ehrgeiz anhält, wird sie eines Tages als Eisprinzessin zu den Besten der Welt zählen. Aber das kleine Mädchen ahnt nicht, dass schon sehr bald der zierliche Körper nicht mehr mitspielen wird – und dass das Ende der Karriere noch der leichteste Schmerz sein wird …

Susanne Wegart stand im Stadion am Rand der spiegelnden Eisfläche und sah verzückt zu, wie ihre neunjährige Tochter Emilia von der Spitzpirouette zum Doppeldreier überging und elegant ihre Kür zu Ende lief.

Emilia kam jetzt auf ihre Mutter zu.

»Wie war es, Mama?« Erwartungsvoll sah die Kleine zuerst zur Mutter hin, dann zu Hannes Masch.

Hannes, der Trainer des Eislaufvereins »Schneeflocke« legte die Hand auf die Schulter seines hoffnungsvollen Nachwuchsstars.

»Du wirkst bei der Pirouette immer noch ein bisschen schwerfällig«, mahnte er. »Pass bloß auf, dass du nicht an Gewicht zulegst.«

Susanne, die ihrer Tochter schon begeistert hatte versichern wollen, wie perfekt die Kür gewesen war, schluckte das Lob augenblicklich hinunter.

Stattdessen wandte sie sich an Hannes: »Ab morgen gebe ich ihr einen Esslöffel Haferflocken weniger ins Müsli.«

Der junge Mann nickte. »Du machst es schon richtig, Susanne. Müsli, viel Steak, grünen Salat und Obst, dafür keinesfalls Schokolade oder sonstige Süßigkeiten. Emilia soll genauso schlank werden, wie du es bist.« Dabei musterte er Susannes Figur wohlgefällig.

Die junge Frau lächelte geschmeichelt. Sie genoss Hannes’ Komplimente immer ganz besonders, denn ihrer Ansicht nach war der Trainer ihrer Tochter nicht nur ein äußerst attraktiver Mann, sondern auch in seinem Beruf einsame Spitze. Durch den ständigen Umgang mit den Eisläuferinnen entging ihm selten etwas. Wenn er meinte, dass Emilia zugenommen hatte, konnte Susanne sicher sein, dass es wahr war. Und sie nahm sich vor, etwas dagegen zu unternehmen.

»So. Emilia, jetzt die ganze Kür noch einmal.« Hannes’ Interesse richtete sich bereits wieder auf das Mädchen, das er schon als zukünftige Eisprinzessin sah.

Er machte ein Zeichen zur Betreuerkabine hinauf. Der Mann hinter dem Glaskasten nickte, und sofort ertönte wieder das Medley aus »Phantom der Oper«.

»Nicht so steif«, kommandierte Hannes die Neunjährige. »Kopf hoch!« Dann wieder: »Halte die Hände doch nicht so verkrampft.«

Für Susanne jedoch war die Darbietung ihrer Tochter einfach perfekt. Voller Liebe und Hingabe folgten ihre Blicke dem zierlichen Persönchen. Emilias goldblondes Haar war lose zusammengebunden, das feine Kinderprofil wirkte fast wie das einer kostbaren Porzellanpuppe.

Augen und Haare der Kleinen erinnerten Susanne an Georg. Emilias Vater …

Georg Wegart hatte bereits sein Diplom als Bauingenieur gemacht, als er die damals knapp achtzehnjährige Susanne kennengelernt hatte. Die junge Abiturientin hatte einen Ferienjob bei der Baufirma »Haider« begonnen, doch von dem Tag an, als sie Georg Wegart begegnet war, hatte sie sich nur noch auf ihn konzentriert. Wenige Monate später hatten der frischgebackene Ingenieur und die blutjunge Susanne geheiratet. Nicht einmal ein Jahr später war dann Emilia zur Welt gekommen.

Susanne war rundherum glücklich gewesen. Glücklich bis zu dem Tag, an dem sie der Anruf von Georgs Chef erreicht hatte: »Es tut mir leid, Frau Wegart, aber Ihr Mann hatte einen Unfall …«

Als die junge Mutter danach in die Universitätsklinik geeilt war, war Georg schon nicht mehr am Leben …

Er sei aus zwölf Meter Höhe von einem Baugerüst gestürzt, hatte man der jungen Witwe später gesagt.

Wäre die damals vierjährige Emilia nicht gewesen, Susanne hätte wohl kaum die Kraft gefunden, um ohne Georg weiterzuleben. Das Wohl des Kindes, das war von da an ihre Lebensaufgabe …

»Susanne!« Hannes Masch hätte die Mutter seines zukünftigen Eisstars um ein Haar unsanft an den Schultern geschüttelt.

»Entschuldige, Hannes«, murmelte Susanne und bemühte sich, in die Wirklichkeit zurückzufinden. »Ich musste gerade an Emilias Vater denken …«

Der Trainer ging nicht weiter auf Susannes Bemerkung ein. Er wies aufs Eis, wo Emilia sich mit einem »Achsel« abmühte.

»Ich fürchte, wir müssen morgen ein Doppeltraining einplanen«, erklärte er. »Sonst sitzt die Kür bis zur Auswahl für die Jugendmeisterschaft nach Weihnachten nicht richtig.«

»Wenn du meinst, Hannes.« Susanne nickte eifrig. »Dann kommen wir morgen gleich nach der Schule hierher ins Stadion.«

»Okay! Und jetzt entschuldige mich bitte.« Hannes warf einen Blick auf die große Uhr über den Kabinen. »Ich erwarte Tamara Altmann zum Training.«

Susanne winkte ihre Tochter zu sich.

»Für heute ist es genug, mein Schatz.«

Fürsorglich half sie dem Mädchen in die warme Daunenjacke und ging dann mit ihr zu den Umkleideräumen. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Hannes, der soeben mit der hübschen Tamara aufs Eis kam. Er hatte den Arm um die Taille der Kunstläuferin gelegt.

Susanne spürte einen kleinen Stich im Herzen.

***

Emilia war gar nicht begeistert von der Aussicht, am kommenden Tag wieder zu trainieren und sogar noch länger als sonst. Es machte ihr zwar Spaß, wie ihre Klassenkameradinnen sie förmlich anhimmelten, doch stundenlang auf dem Eis zu trainieren …

»Och Mama! Ich habe Greta versprochen, heute noch bei ihr vorbeizukommen. Sie will mit mir Engelchen basteln.« Emilia zog einen Schmollmund.

»Ach Schätzchen! Engel kann man doch überall kaufen, aber wenn man ein Eislaufstar werden will, muss man hart arbeiten«, drängte Susanne. »Wenn du unbedingt Engelchen haben möchtest, fahren wir nach dem Training zum Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Dort an den Ständen kannst du dir die schönsten aussuchen.«

»Ich habe aber Greta versprochen, dass ich in diesem Jahr mit ihnen Weihnachtssachen bastle«, maulte Emilia. »Im letzten Jahr haben Greta und ihre Geschwister ganz tolle Foliensterne gemacht …«

»Was die Wendners machen, müssen wir nicht unbedingt auch tun«, unterbrach Susanne ihre Tochter unwillig. Als sie Emilias enttäuschtes Gesichtchen bemerkte, beeilte sie sich jedoch, ihr Kind aufzumuntern: »Sieh mal, du hast es doch viel besser als Greta. Du bist ein Einzelkind, und ich nehme mir so viel Zeit für dich, wie Frau Wendner es sich für eines ihrer Fünf niemals nehmen kann.« Sie lächelte ihrer Tochter zu. »Von den Wendner Kindern wird wohl auch keines jemals ein Eislaufstar werden.«

Emilia nickte wortlos. Wie hätte sie der Mutter klarmachen sollen, dass sie trotz allem lieber an Gretas Stelle wäre? Es gefiel ihr einfach in dem Häuschen der Wendners, das aus allen Nähten zu platzen schien. Dort war immer irgendetwas los – dafür sorgten Greta und ihre vier Geschwister immer wieder. Zudem gab es bei Wendners oft selbst gebackenen Kuchen oder dick beschmierte Marmeladenbrote …

»Emilia, komm sei vernünftig. Wir müssen uns beeilen. Du musst bei Frau Berger dein neues Eislaufkleidchen probieren.«

Susanne räumte hastig das Geschirr in die Spülmaschine.

Emilias schlechte Laune verbesserte sich später schnell, als sie sich wohlgefällig vor dem Spiegel der kleinen Schneiderwerkstatt drehte. Das altrosafarbene Eislaufkleidchen aus feinstem Samt, dessen Oberteil mit kunstvollen Ornamenten aus Goldperlen bestickt war, gefiel Emilia außerordentlich. Keck wippte das Rüschenröckchen.

»Soll es ein Weihnachtsgeschenk sein?«, fragte Frau Berger Susanne, doch die schüttelte den Kopf.

»Emilia braucht das Kostüm schon vier Tage vorher. Sie soll schließlich die Vorausscheidung ihres Vereins gewinnen.«

»Vorausscheidung?« Frau Berger lächelte.

Geschmeichelt erklärte Susanne: »Sie wissen doch, dass Herr Masch Emilia schon in dieser Saison zu den Jugendmeisterschaften schicken will. Und deshalb muss sie die Vorausscheidung einfach gewinnen.«

»Das wird sie bestimmt«, erklärte Frau Berger überzeugt, dann half sie Emilia, das niedliche Kostümchen wieder auszuziehen.

Bald darauf begrüßte Hannes Masch Mutter und Tochter.

»Emilia sieht heute gut aus«, meinte er, und strich dem Kind übers Haar, als es sich gerade die Schnürsenkel der Schlittschuhe schnürte. »Wir werden heute besonders hart arbeiten, ja?«, meinte er und schob die Kleine aufs Eis.

»Gut!«, rief er erfreut, als Emilia die ersten Sprünge fehlerlos lief. »Ich mache einen ganz großen Star aus dir, du wirst schon sehen!«

Hannes lehnte an der Bande, als Emilia ihr Kürprogramm übte. Seine Augen waren halb geschlossen, dennoch entging ihm keine noch so kleine Bewegung des Kindes. Seine Gedanken jedoch schweiften in die Zukunft. Ich muss die Kleine trainieren und wieder trainieren, pochte es hinter seiner Stirn. Ich muss einfach einen Star haben. Und das Mädchen … Es ist meine ganze Hoffnung …

Im Geiste sah er sich schon als begehrter und vor allem hoch bezahlter Startrainer, der mit seinem Schützling um die Welt reiste.

»Ein Auftritt in New York, Weltmeisterschaften, Olympische Spiele und später einmal Eisrevue …«, murmelte er vor sich hin.

Um dieses Ziel zu erreichen, war er nicht nur bereit auf Emilias »Launen« einzugehen – er war sogar bereit, Susanne Wegart, der Mutter der Kleinen, die Liebe vorzugaukeln, nach der sich die junge Witwe so offensichtlich sehnte …

»Nein, Emilia! Die Innenkufen!« Hannes war wieder ganz Trainer.

Emilia gab sich alle Mühe, seinen Anforderungen zu genügen, hoffte sie doch insgeheim, sie könne gegen Abend wenigstens für eine halbe Stunde bei ihrer Freundin Greta vorbeischauen.

Sie freute sich über jedes noch so karge Lob ihres Trainers, und als Susanne sie in einer kurzen Pause ermunterte: »Toll, mein Schatz! Du wirst sehen, du gewinnst die Vorentscheidung spielend«, da strahlte Emilia.

***

»Emilia warte!« Greta lief hinter der Freundin her, dass der Ranzen auf ihrem Rücken nur so hüpfte. »Wo warst du denn gestern?«, keuchte sie, als sie die Freundin eingeholt hatte. »Wir haben so lange auf dich gewartet.«

»Es tut mir ja leid, aber ich war fünf Stunden im Stadion«, gab Emilia zurück.

Greta nickte. In ihren braunen Augen blinkte etwas wie Mitleid auf.

»Unsere Engel sind einfach super schön«, erzählte sie Emilia dennoch, denn sie spürte instinktiv, dass die Freundin sich sehr für den Bastelnachmittag, bei dem sie eigentlich hatte mitmachen wollen, interessierte.

»Ich hätte so gern mitgebastelt …« Emilia ließ den Kopf hängen.

Inzwischen waren die beiden Mädchen in der Schule angekommen. Emilia hängte ihre modisch bunte Steppjacke an den Haken.

Greta musterte sie von der Seite. »Ich wünschte, ich hätte auch so coole Klamotten«, murmelte sie.

»Mama hat mir die Sachen erst neulich gekauft«, gab Emilia ohne besondere Begeisterung zurück.

»Ich verstehe dich nicht!« Ungläubig riss Greta die Augen auf. »Das klingt, als freust du dich gar nicht über die schicken Sachen.«

»Ach, ich hab so viel Zeug«, gab Emilia zurück.

»Also, wenn ich deine Klamotten hätte …« Greta schüttelte den Kopf.

Dann betrat die Klassenlehrerin den Raum, und es wurde mucksmäuschenstill.

Erst später, in der großen Pause, hatten Greta und Emilia Gelegenheit, sich weiter zu unterhalten. Allerdings gesellten sich noch weitere Klassenkameraden zu ihnen. Haarklein musste Emilia ihnen von ihren Fortschritten auf dem Eis erzählen. Die meisten der Klassenkameraden zählten zu ihren Fans, und so mancher mochte sie wohl auch beneiden.

»Wie alt warst du denn, als du deine ersten Schlittschuhe bekommen hast?«, wollte Lukas aus der vierten Klasse wissen.

»Och, ich glaube drei«, gab Emilia zurück, schielte dabei jedoch begehrlich auf das dicke Käsebrot des älteren Jungen.

Lukas hielt ihr das Pausenbrot hin. »Magst du abbeißen?«

Emilia schüttelte den Kopf. »So was darf ich nicht essen«, meinte sie zaghaft.

»Warum nicht?« Lukas sah verdutzt zuerst auf Emilia und dann wieder auf das Käsebrot.

»Na wegen der Kalorien«, erklärte Emilia. »Hannes, mein Trainer, besteht auf einer strengen Diät.«

»Was isst du denn so?« Manuela, ein rundliches, pausbäckiges Ding musterte das »Eisprinzesschen« neugierig.

»Steaks oder Hühnerfleisch, Fisch, Salat, Gemüse und ab und zu sogar Kartoffeln …,« zählte Emilia auf.

»Magst du Kartoffeln?«

Emilia nickte. »Natürlich! Am allerliebsten hätte ich Pommes, aber die sind zu fett.«

»Oh«, machte Manuela. »Aber dann bekommst du doch wenigstens Kuchen, Eis und Schlagsahne?«

Emilias Lächeln wirkte kläglich, als sie den Kopf schüttelte.