Silvia-Gold 43 - Nora Stern - E-Book

Silvia-Gold 43 E-Book

Nora Stern

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Beschreibung

Verzweifelt beobachtet Evelyn, wie ihr Mann nun schon seit Stunden versucht, der kleinen Maximiliane das Fußballspielen beizubringen. Dem süßen Mädchen stehen bereits die Tränen in den Augen, und seufzend wendet Evelyn sich ab. Markus wollte immer einen Sohn haben, aber das Schicksal hat ihnen weiteren Kindersegen versagt.

Plötzlich hat Evelyn eine Idee: Sie könnten doch ein Kind adoptieren! Aber Markus fühlt sich von diesem Vorschlag angegriffen und verlässt gekränkt die Wohnung.
Ihre Ehe scheint nicht mehr zu retten, bis Evelyn eines Morgens einen Zettel unter der Kaffeemaschine findet: "Organisation Kinderglück sucht dringend liebevolle und engagierte Pflegeeltern für das Kinderdorf in Siebenbrunn ..."

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Seitenzahl: 105

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein bisschen Mut gehört dazu

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Nomad / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5732-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Ein bisschen Mut gehört dazu

Um ihre Liebe zu retten, gehen sie einen ungewöhnlichen Weg

Von Nora Stern

Verzweifelt beobachtet Evelyn, wie ihr Mann nun schon seit Stunden versucht, der kleinen Maximiliane das Fußballspielen beizubringen. Dem süßen Mädchen stehen bereits die Tränen in den Augen, und seufzend wendet Evelyn sich ab. Markus wollte immer einen Sohn haben, aber das Schicksal hat ihnen weiteren Kindersegen versagt.

Plötzlich hat Evelyn eine Idee: Sie könnten doch ein Kind adoptieren! Aber Markus fühlt sich von diesem Vorschlag angegriffen und verlässt gekränkt die Wohnung.

Ihre Ehe scheint nicht mehr zu retten, bis Evelyn eines Morgens einen Zettel unter der Kaffeemaschine findet: »Organisation Kinderglück sucht dringend liebevolle und engagierte Pflegeeltern für das Kinderdorf in Siebenbrunn …«

»Fang, Maxi!« Der achtundzwanzigjährige Tischlermeister Markus Kössler schoss seinem fünfjährigen Töchterchen den Ball zu. Die kleine Maximiliane versuchte, den Fußball zu stoppen, aber der Ball landete im Gebüsch, fast einen Meter links des Kindes.

»Himmel noch mal! Lernst du es denn nie?« Markus’ Lachen war erloschen. Er ging vor der Kleinen in die Hocke, umfasste ihre Oberarme und klagte: »Wenn du dir keine Mühe gibst, können wir nie richtig Fußball spielen.«

Erschrocken zog Maximiliane den Kopf zwischen die Schultern. Warum nur wurde der Vater immer so böse? Sie spielte gern mit Puppen, Tieren und manchmal auch mit einem bunten Ball, aber Fußball fand sie nun einmal blöd. Warum sollte sie den Ball unbedingt mit den Füßen stoppen oder ihn durch einen gezielten Tritt mit der Fußspitze zwischen den Pfosten durchbefördern, die ihr Papi »Tor« nannte?

Maxi wäre am liebsten zu ihrer Freundin Tanja in den Nachbargarten gelaufen und hätte mit ihr und den Puppen gespielt, doch als sie ihren Wunsch äußerte, schüttelte Markus nachdrücklich den Kopf.

»Puppen spielen ist doch etwas für Babys!«

Maxis Mami hatte ihr Strickzeug sinken lassen.

»Markus, lass die Kleine doch«, mahnte Evelyn Kössler sanft. »Maxi muss todmüde sein. Du bist doch am Vormittag schon über zwei Stunden mit ihr Rad gefahren.«

»Ach, sie soll sich gefälligst nicht so anstellen!« Markus’ Unmutsfalte über der Stirn wurde noch tiefer. »Ein bisschen Sport schadet auch einem Mädchen nicht! Oder willst du aus ihr ein Blümchen-Rühr-mich-nicht-an machen?«

Maxi wusste, dass die Diskussion zwischen den Eltern jetzt so weitergehen würde. Da nun ohnehin niemand auf sie achtete, packte sie die Gelegenheit beim Schopf und kletterte über den Zaun. Sie hockte sich neben Tanja auf die Wolldecke.

»Darf ich den Charly umziehen?«, fragte sie.

Tanja nickte gutmütig. Seit sie die neue Babypuppe hatte, war ihr Charly, ein süßes Stoffäffchen, nicht mehr so wichtig.

Tanjas Eltern, Margit und Werner Rohrer, warfen einander vielsagende Blicke zu, denn der lautstarke Wortwechsel der Kösslers war nicht zu überhören.

»Du hackst immer auf mir herum! Dabei will ich doch nur das Beste für Maxi!«, brüllte Markus, und dann trug der Wind Evelyns traurig-anklagende Antwort herüber: »Das Beste? Wenn du das Beste für sie willst, dann akzeptiere endlich, dass sie ein kleines Mädchen ist!«

Diese Antwort schien Markus tatsächlich zu besänftigen, denn er verstummte und ließ sich in seinen Liegestuhl plumpsen.

Scheinbar selbstvergessen spielten die Kinder mit den Puppen, doch als es nebenan ruhig wurde, spürte man deutlich, wie Maxi erleichtert aufatmete.

Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit saß Markus nun untätig in einem Liegestuhl und sah den Wölkchen nach, die am blauen Frühlingshimmel dahinzogen.

»Du stehst Maxi immer bei«, sagte er unvermittelt. Das Thema von vorhin ließ ihn einfach nicht los. Seine Miene war düster, ja, böse.

Evelyn hatte ihre Strickerei längst wieder aufgenommen und zählte jede Masche mit, um das komplizierte Muster, das sie sich für Maxis neuen Pullover ausgesucht hatte, auch richtig hinzukriegen.

»Was meinst du?«, fragte sie ein wenig zerstreut.

»Typisch!« Markus straffte sich, und es war, als wolle der Zorn erneut losbrechen. »Ich rede mit dir, und du hörst mir gar nicht zu! Dabei ist es nur deine Schuld, dass Maxi …«

»Bitte hör auf!« Evelyn seufzte. »Maxi ist nun einmal ein kleines Mädchen und kein wilder Junge.«

»Weil du sie so verweichlicht hast«, grollte Markus.

Die sechsundzwanzigjährige Evelyn legte die Strickerei betont langsam in den Korb zurück. Sie wusste, was jetzt folgen würde …

Und dabei war das alles doch so sinnlos. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass Maximiliane ein Mädchen war und nicht Markus’ heiß ersehnter Stammhalter.

»Renate konnte in Maxis Alter bereits auf jeden Baum klettern, und sie war beim Fußballspielen fast geschickter als wir Jungs!«

Renate! Evelyn konnte den Namen von Markus’ Schwester fast nicht mehr hören, obwohl sie ihre Schwägerin sehr gern hatte.

Renate war unter Markus’ Geschwistern das einzige Mädchen, und noch dazu war sie das jüngste Kind der Kösslers gewesen. Wie oft hatte Markus seiner Frau erzählt, wie gut Renate im zarten Alter von drei Jahren bereits schwimmen konnte, mit vier hatte sie bereits auf Skiern gestanden, und mit sechs hatte sie ihre Brüder mit halsbrecherischen Künsten beim Turnen im Hinterhof überrascht.

»Glaubst du wirklich, dass Renate glücklich ist?« Evelyn konnte sich ein bitteres Lächeln nicht verkneifen. Erst vor zwei Tagen hatte ihr die Schwägerin wieder einmal gestanden, wie gern sie mit ihr tauschen würde. Renate war zwar eine erfolgreiche Leichtathletin, aber sie träumte von einer eigenen Familie. Doch bisher hatte sie noch keine Zeit gehabt, sich nach einem Herzenspartner umzusehen.

»Renate ist nicht die einzige sportliche Frau auf der Welt,« knirschte Markus.

Doch er wollte keine neue Auseinandersetzung, vor allem nicht hier im Garten. Man tuschelte ohnehin schon genug über ihn, der im Gegensatz zu den meisten anderen bloß ein Kind und noch dazu ein Mädchen hatte.

Also stand Markus auf und machte sich an einem lockeren Fensterflügel des Gartenhäuschens zu schaffen. Wohl fühlte er sich allerdings nicht, seine Gedanken kreisten um einen ganz bestimmten Punkt …

***

»Na, hast du ein erholsames Wochenende verbracht?« Thomas Hoffmann, einer von Markus Kösslers Kollegen, lachte. Aber es war ein provozierendes Lachen. »Meine drei Jungs haben mir wieder einmal kaum Zeit zum Durchatmen gelassen.«

»Ach, wir waren im Garten.« Markus seufzte.

Da war er wieder, der unverkennbare Vaterstolz seines Kollegen! Dass der ihn beneidete, weil er nur für ein einziges Kind sorgen musste, anstatt für drei, ahnte Markus nicht, und so setzte er ausweichend hinzu: »Es war zwar recht nett, aber ein wenig mehr Action hätte meinetwegen ruhig herrschen können.«

Thomas hätte den anderen, der als Meister auch ein höheres Einkommen hatte, gern noch ein wenig geärgert, aber dazu war keine Zeit mehr. Die beiden Männer machten sich an ihre Arbeit.

Die Möbelfabrik Leitzner am Stadtrand von Wien war gut ausgelastet; vor allem das individuelle Programm für Kinderzimmer war sehr gefragt. Markus hatte das Tischlerhandwerk von der Pike auf gelernt, und er liebte den Umgang mit den verschiedenen Hölzern. Auch der Zusammenbau des Abenteuer-Spielbettes, das gleichzeitig Klettergerüst samt Rutsche, Ritterburg und Kuschelnest war, machte ihm Spaß. Schließlich war er maßgeblich am Entwurf beteiligt gewesen, und seit drei Jahren gehörte es zu den meistverkauften Modellen der Firma.

Für seine kleine Tochter hatte er ein anderes Bett konstruiert, und auch das sollte im nächsten Monat in die Serienproduktion aufgenommen werden.

Tagsüber war es äußerlich eine Luxuslimousine, nachts wurde mit ein paar Handgriffen ein gemütliches, kuschliges Nest daraus, in dem ein Kind sich einfach wohlfühlen musste. Natürlich würde es sich in einem größeren Kinderzimmer noch viel besser machen, denn die Räder des Gefährts drehten sich tatsächlich.

Aber Maxi will ja ohnehin nicht damit herumflitzen, ging es Markus durch den Sinn, und erneut stieg dieses Gefühl von Abwehr, Beklommenheit und Frust in ihm auf.

Seit Langem träumte er davon, noch mehr eigene Ideen verwirklichen zu können. Und das am besten in einer eigenen kleinen, aber bestens eingerichteten Tischlerwerkstatt. Markus schwebten noch viele lustige Einrichtungsideen, vor allem für Kinderzimmer vor. Die herkömmlichen Betten, Schränke und Regale erschienen ihm einfach fantasielos, er wollte alles ein wenig fröhlicher geheimnisvoller und variabler gestalten.

Eine eigene Werkstatt …

Dafür hätte Markus Kössler bis vor etwas mehr als einem Jahr viel gegeben.

»Ach was«, murmelte er, während er den Akkuschrauber ansetzte. »Ich muss froh sein, dass ich einen Job wie diesen habe. Hier brauche ich mir den Kopf nicht über einen Nachfolger zu zerbrechen!«

Er verdiente als Tischlermeister nicht schlecht, aber die kleine Mietwohnung reichte für ein Kind gerade aus.

»Mehr Kinder werden wir ja sowieso nicht haben«, murmelte er in den Lärm der Sägen, der die Werkhalle erfüllte, hinein.

***

Indessen hatte Evelyn ihre Tochter in den Kindergarten gebracht.

»Frau Kössler. Sie haben doch einen Augenblick Zeit?« Die Kindergärtnerin lächelte der jungen Mutter freundlich zu.

»Aber natürlich«, gab Evelyn zurück. »Maxi hat doch hoffentlich nichts angestellt?«

»Ach wo! Sie ist doch ein so liebes Kind. Vielleicht sogar ein wenig zu ruhig …« Die Kindergärtnerin räusperte sich. »Allerdings … Frau Kössler. Sie sollten einmal mit einem Arzt sprechen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Maxi eine Brille braucht.«

»Hm«, machte Evelyn nachdenklich. Schlagartig fiel ihr ein, dass die Frau recht haben könnte. Maxi stieß sich auffallend oft, und sie »schrieb mit der Nase«, wie es so schön heißt.

»Wir haben gestern Glasperlen aufgefädelt«, erzählte die Kindergärtnerin. »Maxi hatte die größte Mühe, mit dem gewachsten Bindfaden die Löcher zu treffen. Na ja, und da habe ich mir gedacht …«

»Gut, dass Sie mich darauf angesprochen haben.« Evelyn war es ein wenig peinlich, dass sie nicht von sich aus bereits mit Maxi zum Augenarzt gegangen war, aber das würde sie nun so schnell wie möglich nachholen. »Ich lasse mir noch heute einen Termin von Dr. Zügner geben.«

Damit verabschiedete sie sich. Als sie auf die Ausgangstür zuging, rannte sie fast ein blonder Bengel mit einer hübschen Brille um. Auch auf dem Rückweg fiel ihr zum ersten Mal auf, wie viele Kinder in Maxis Alter eigentlich Brillen trugen. Und die meisten von ihnen sahen richtig süß damit aus.

Kurz bevor sie in die Straße einbog, in der ihre Wohnung lag, blieb Evelyn interessiert vor dem Schaufenster bei »Optik-Kleemann« stehen. Nein, es wäre wirklich nicht schlimm, wenn Maxi eine Brille tragen müsste.

Dass Volker Kleemann, der junge Optiker, unmittelbar hinter dem Schaufenster stand und sie eingehend ansah, bemerkte Evelyn Kössler nicht. Ihre Gedanken waren bei ihrer kleinen Familie, über der seit einiger Zeit dunkle Wolken schwebten.

Evelyn wusste nur zu gut um Markus’ Gedanken. Sie beide hatten sich mindestens drei Kinder gewünscht, und wenn es nach ihrem Mann gegangen wäre, am besten drei Jungen. Schon bei Maximilianes Geburt war er enttäuscht gewesen, doch dann hatte er Evelyn zärtlich auf die Nasenspitze geküsst und gelacht: »Na ja, das Nächste wird sicher ein Junge.«

Drei Monate später hatte Markus den Job in der Möbelfabrik Leitzner angenommen, und kurz darauf hatten sie ihre jetzige Wohnung in der Blumenstraße gefunden, die Markus mit viel Geschick zu einem wahren Schmuckkästchen ausgestaltet hatte.

»Wenn wir erst zwei oder drei Kinder haben, dann werden wir uns etwas Größeres suchen müssen«, hatte er damals zuversichtlich gesagt. »Und wenn ich erst einmal meine eigene Tischlerwerkstatt habe, können wir mit dem Bau eines eigenen Hauses beginnen.«

Doch dann – Maxi war kaum ein Jahr alt gewesen – war Markus an Mumps erkrankt. Diese bei Kindern meist komplikationslos verlaufende Krankheit hatte Markus sehr zu schaffen gemacht. Nur langsam hatte er sich erholt, doch was für ihn am schlimmsten war: Er hatte seine Zeugungsfähigkeit verloren.

Als sich drei Jahre nach Maxis Geburt kein weiterer Nachwuchs eingestellt hatte, war Evelyn zum Gynäkologen gegangen. Der hatte ihr versichert, dass einer weiteren Schwangerschaft, seiner Ansicht nach, nichts im Wege stand. Erst der Hausarzt, der von der Mumpserkrankung wusste, hatte das Rätsel schließlich gelöst.

Damals hatte Markus sich sehr verändert. Und das nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Er war einsilbig und manchmal mürrisch, und besonders eigenartig verhielt er sich seiner kleinen Tochter gegenüber. Er liebte sie zwar, doch er ließ durchblicken, dass ein Junge ihm lieber wäre.

***

Im Verwaltungsbüro des Kinderdorfes Siebenbrunn fand eine Art Krisensitzung der Verwaltung statt.

»In zwei bis drei Monaten sind die drei neuen Häuser fertig.« Ernst Großmann, der Verwalter, schaute in die Runde. »Und wir haben keine geeigneten Pflegefamilien! Dafür aber umso mehr arme Würmchen, die dringend auf die Aufnahme bei uns warten.«

»Wir könnten ja versuchen, per Inserat Menschen für diese Aufgabe zu gewinnen.«

Auf den Vorschlag der Sozialarbeiterin Britta Steiger hin blieb es eine halbe Minute lang still im Raum. Doch dann schwirrten die Stimmen durcheinander. Vor- und Nachteile wurden diskutiert.