Familie mit Herz 98 - Nora Stern - E-Book

Familie mit Herz 98 E-Book

Nora Stern

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Beschreibung

Sein Blick ist hypnotisch, seine Stimme dunkel und einschmeichelnd, die Berührung seiner Hände kraftvoll und gleichzeitig sanft - die Rede ist von Egon Hammerschmidt, einem selbsternannten Wunderheiler. Skrupellos nutzt der Mann die Verzweiflung kranker Menschen aus und verspricht, sie mit »Wundersalben« und durch Handauflegen zu heilen.
Auch Isabell Mergens klammert sich mit aller Macht an die Hoffnung, dass der Heiler ihr krebskrankes Töchterchen gesund machen kann. Ohne Operation und qualvolle Chemotherapie! Sie glaubt so fest an die Versprechungen des Scharlatans, dass sie jegliche Warnungen überhört. Müssen Ärzte und Freunde hilflos mit ansehen, wie Isabell ihre kleine Tochter in Lebensgefahr bringt? Denn wenn Sabrina eine Chance zum Leben haben soll, zählt jeder Tag ...


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Inhalt

Cover

Das Kind, um das alle weinen

Vorschau

Impressum

Das Kind, um das alle weinen

Muss Sabrina sterben, weil ihre Mutter einem Scharlatan vertraut?

Von Nora Stern

Sein Blick ist hypnotisch, seine Stimme dunkel und einschmeichelnd, die Berührung seiner Hände kraftvoll und gleichzeitig sanft – die Rede ist von Egon Hammerschmidt, einem selbsternannten Wunderheiler. Skrupellos nutzt der Mann die Verzweiflung der Menschen aus und verspricht, sie mit »Wundersalben« und durch Handauflegen zu heilen.

Auch Isabell Mergens klammert sich mit aller Macht an die Hoffnung, dass der Heiler ihr krebskrankes Töchterchen gesund machen kann. Ohne Operation und qualvolle Chemotherapie! Sie glaubt so fest an die Versprechungen des Scharlatans, dass sie jegliche Warnungen überhört. Müssen Ärzte und Freunde hilflos mit ansehen, wie Isabell ihre kleine Tochter in Lebensgefahr bringt? Denn wenn Sabrina eine Chance zum Leben haben soll, zählt jeder Tag ...

»Sabrina! Was ist nur los mit dir?«

Besorgt musterte die achtundzwanzigjährige Isabell Mergens ihr Töchterchen.

Sabrina, sechs Jahre alt, mit feinem, blondem Haar und großen meergrünen Augen, legte den Kopf in die aufgestützte linke Hand. Mit der anderen kratzte sie sich heftig am Oberschenkel.

»Ich bin so müde, Mama!«

»Aber, Maus! Es ist doch noch nicht einmal siebzehn Uhr ...«

»Kann ich nicht trotzdem schon ins Bett?«

Der Kleinen war anzusehen, dass sie die Augen kaum noch offen halten konnte. Sie griff nach dem Glas mit Mineralwasser, das die Mutter ihr gebracht hatte, und trank es gierig in einem Zug aus. Dann setzte sie das Kratzen fort.

»Lass mal sehen«, verlangte Isabell sanft. »Haben dich die Mücken wieder gestochen?«

Doch auf der Haut des Kindes war nichts zu entdecken außer den Spuren der Fingernägel.

»Du solltest dir diese Kratzerei wieder abgewöhnen«, mahnte die Mutter liebevoll, holte aber eine Juckreiz stillende Salbe aus der Hausapotheke. »Ich bring dich ins Bett.«

Entschieden legte Isabell gleich darauf ihren Arm um Sabrinas Schultern und führte sie nach oben ins hübsch eingerichtete Kinderzimmer.

Schnell war die Kleine ausgekleidet, doch als Isabell sie aufforderte, ins Badezimmer zu gehen, um sich Gesicht und Hände zu waschen und die Zähne zu putzen, war Sabrina bereits eingeschlafen.

»Hm ...« Isabell schüttelte den Kopf, als sie die Daunendecke über ihrem Kind glatt zog. »Ich werde morgen auf jeden Fall mit ihr zu Doktor Mandorf gehen. Irgendwas stimmt nicht.«

Kurz nach achtzehn Uhr lenkte Thomas Mergens seinen Wagen in die Garage. Er war Gebietsleiter einer großen Versicherungsgesellschaft und konnte meist pünktlich Feierabend machen.

Isabell und er begrüßten sich wie immer mit einem Kuss, dann sah Thomas sich suchend um.

»Wo steckt denn mein kleiner Liebling?«

»Ach, Thomas. Ich fürchte, unsere Maus ist krank.« Isabell seufzte. »Sie hat sich schon wieder früh ins Bett gelegt. Und außerdem ... Ist dir nicht auch aufgefallen, wie blass sie in letzter Zeit ist?«

»Hm, ja ...« Thomas setzte sich an den bereits gedeckten Tisch.

»Ich werde gleich morgen mit ihr zu Dr. Mandorf gehen«, meinte Isabell, während sie ihrem Mann den Teller auffüllte. »Vielleicht ist es ja nur, weil sie so schnell wächst. Aber sicher ist sicher.«

Thomas nickte. »Natürlich, mein Schatz. Allein bei dem Gedanke, Sabrina könnte tatsächlich krank sein, wird es mir ganz übel. Sie ist doch unser ganzes Glück.«

»Na, bis zu ihrem Geburtstag in einem Monat ist sie bestimmt wieder auf dem Damm. Sie freut sich doch schon so auf das Fest. Ich habe übrigens einen Clown engagiert.«

»Wie schön für Sabrina!« Thomas lächelte.

Zum Glück konnten sie es sich leisten, Sabrina ein wenig zu verwöhnen. Thomas verdiente in seinem Beruf nicht schlecht, und zudem hatte er von seinen Eltern ein kleines Vermögen geerbt.

Isabell räumte den Tisch ab, während Thomas hinaufging, um nach seinem Töchterchen zu sehen.

Blass, mit einem feinen Schweißfilm auf der Stirn lag Sabrina da. Vorsichtig setzte der Vater sich an den Bettrand und strich der Kleinen eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht.

In diesem Augenblick erwachte das Kind. »Papa!«

»Hast du Schmerzen, mein kleiner Schatz?«, erkundigte Thomas sich mitfühlend.

Sabrina schüttelte den Kopf und setzte sich auf.

»Nö, gar nicht.«

»Magst du noch ein wenig mit nach unten gehen?«, bot Thomas ihr lächelnd an. »Ich habe dir eine neue Mädchenzeitschrift mitgebracht.«

»Wirklich?« Sabrinas Augen leuchteten auf. Sie streckte die Ärmchen aus. »Trägst du mich nach unten, Papa?«

»Na gut!« Thomas drehte sich um und nahm sein Töchterchen huckepack.

»Hopp, hopp, hopp! Pferdchen lauf Galopp ...«, sang Sabrina, als der Vater mit ihr die Treppen hinunterlief.

Während Thomas die neue »Wendy« aus der Aktentasche zog, bat die Kleine die Mutter: »Ich hab solchen Durst! Bringst du mir ein großes Glas Limonade?«

Isabell nickte, ging in die Küche und kam mit einem Krug und einem Glas zurück.

♥♥♥

Dr. Mandorf, der Kinderarzt, kannte Sabrina seit ihrer Geburt. Als Isabell ihm schilderte, welche Symptome sie beunruhigten, bildete sich eine Falte zwischen seinen Brauen. Aufmerksam musterte der Arzt anschließend das Kind, das wie ein Häufchen Elend auf dem Untersuchungstisch saß.

»Hm ...« Nachdenklich griff Dr. Mandorf nach seinem Stethoskop, horchte Sabrinas Herz und Lungen ab.

Ängstlich beobachtete die Mutter sein Gesicht, doch seine Miene verriet nichts.

»So, und nun werde ich dir noch ein bisschen Blut abnehmen«, sagte er zu der Kleinen. »Das ist zwar unangenehm, tut aber nicht besonders weh.« Sabrina zuckte dann auch nur ganz leicht zusammen, als der Arzt ihr vorsichtig eine dünne Kanüle in die Vene stach. »So, das kommt jetzt ins Labor.«

Dr. Mandorf rief seine Laborantin und übergab ihr die zwei Glasröhrchen mit dem Blut des Kindes.

Allmählich hatte sich hinter der Stirn des Kinderarztes ein ganz bestimmter Verdacht geformt. Er wandte sich wieder an die Mutter.

»Frau Mergens, hat Sabrina in letzter Zeit übermäßigen Durst? Fühlt sie sich müde und schwach?«, erkundigte er sich. »Außerdem hat sie Kratzspuren an fast allen Stellen des Körpers.«

Isabell seufzte. »Jetzt, wo Sie es sagen ... Ja, Sabrina trinkt fast ständig. Und außerdem behauptet sie immer wieder, ihre Haut würde jucken, doch ich kann keine Ursachen für dieses Jucken feststellen.«

»Du kannst dich wieder anziehen«, forderte Dr. Mandorf Sabrina wie nebenbei auf, dann erklärte er der Mutter, dass er noch am selben Tag, sobald das Ergebnis der Bluttests vorliegen würde, mehr würde sagen können.

»Aber was könnte es denn sein?«

Angstvoll wartete Isabell auf eine Antwort des Arztes.

»Ich vermute, ihre Tochter leidet an Diabetes«, sagte er leise.

Als er sah, wie Isabell zusammenzuckte, versuchte er, ihr gut zuzureden.

»Das ist heute nicht mehr das Schlimmste, Frau Mergens. Zuckerkranke Kinder können fast leben wie gesunde.«

»Aber heilbar ist Diabetes doch nicht«, stieß Isabell betroffen hervor.

»Na, wir wollen erst einmal den Laborbefund abwarten«, wich der Arzt aus. »Am besten, Sie rufen mich heute Nachmittag an.«

♥♥♥

Wenige Stunden später lief Isabell mit feuchten Augen durchs Haus. Dr. Mandorf hatte ihr so vorsichtig wie möglich mitgeteilt, dass sich sein Verdacht bestätigt hatte, er aber nicht sagen konnte, was die Ursache dafür war, dass Sabrinas Bauchspeicheldrüse verrücktspielte.

»Ich habe für Sabrina schon ein Bett in der Universitätskinderklinik reservieren lassen«, hatte er hinzugefügt. »Das Beste ist, Sie bringen Ihre Tochter gleich morgen früh dorthin. Natürlich können Sie auf Wunsch bei Sabrina bleiben.«

Der Arzt hatte der geschockten Mutter erklärt, dass man in der Klinik Sabrinas Blutzuckerspiegel über einige Tage beobachten würde und dass das Kind dann von den Ärzten auf eine genau ermittelte Insulinmenge eingestellt würde.

Isabell sah immer wieder auf die Uhr. Wenn doch Thomas endlich käme! Sie musste unbedingt mit jemandem darüber sprechen.

Sabrina saß draußen auf der Gartenschaukel, blätterte in einem Bilderbuch und lachte dabei einige Male herzlich auf.

»Manuela ... vielleicht kann sie mir helfen.« Isabell hatte den Namen ihrer Freundin laut ausgesprochen. »Ich werde ihr erzählen, was passiert ist!«

Da ging sie auch schon zum Telefon und wählte Manuela Schneiders Nummer.

Isabell kannte Manuela seit ihrer Kinderzeit, und sie hatte die um zwei Jahre Ältere stets bewundert. Schon damals hatte Manuela für jedes Problem eine Lösung gehabt – und auf alle Fragen eine Antwort.

Wie sie sich ihr Wissen angeeignet hatte, war allerdings reichlich mysteriös. Denn Manuela behauptete tatsächlich, mit der Geisterwelt in Verbindung zu stehen. Die meisten Kinder hatten ihr die angeblichen Kontakte zu Geistern freilich nicht abgenommen, doch Manuelas seltsamen Geschichten hatten alle begeistert gelauscht.

Später, mit dem Erwachsenwerden, hatten sich ihre beruflichen Wege getrennt. Isabell hatte ihre erste Stelle als Sekretärin angetreten. Andere waren auf Universitäten oder Hochschulen gegangen, hatten studiert, wieder andere hatten eine Ausbildung absolviert. Manuela hatte damals einen Job in einer Imbissbude angenommen.

Der Besitzer der »Blauen Kugel« hatte sich ins Fäustchen gelacht, denn die geheimnisvolle Manuela hatte viele Gäste angezogen. Schon damals hatte sie behauptet, den Menschen die Zukunft mittels Karten voraussagen zu können und auch hellseherisch begabt zu sein.

Lange hatte es so ausgesehen, als interessiere Manuela sich mehr für ihre übersinnlichen Kräfte als für Männer, doch dann hatte sie bei einem Esoterik-Kurs den über zwanzig Jahre älteren Schriftsteller Baldur Schneider kennengelernt.

Baldur war fasziniert von Manuelas schillernder Persönlichkeit gewesen, und schon wenige Monate nach ihrer ersten Begegnung waren sie vor den Standesbeamten getreten.

Auch Isabell war zu diesem Zeitpunkt bereits mit ihrem Thomas verheiratet gewesen. Der Kontakt zwischen ihr und Manuela war all die Zeit über nicht abgerissen, und auch weiterhin hatten die beiden sich gegenseitig besucht.

Isabells Eltern hatten dieser seltsamen Freundschaft stets etwas reserviert gegenübergestanden, doch Thomas hatte nur gelacht.

»Der liebe Gott hat einen großen Tiergarten«, hatte er schmunzelnd gemeint. »Und wenn die Menschen nicht so leichtgläubig wären, müsste Manuela ihre Aktivitäten aufgeben.«

Als Baldur Schneider dann vor fast zwei Jahren an einem plötzlich geplatzten Aneurysma gestorben war, hatte Manuela sich noch viel mehr als vorher auf ihre übersinnlichen Fähigkeiten konzentriert.

Schon wollte Isabell den Hörer auflegen, doch endlich meldete sich Manuela.

»Ich dachte schon, du wärst nicht zu Hause ...« Isabells Stimme klang lahm, aber auch erleichtert.

»Aber Schätzchen! Wo sollte ich wohl hingehen?« Manuela lachte. Es war ein rauchiges, kehliges Lachen. »Ich hatte bloß Kundschaft. Frau Bartels ist eigens aus Hamburg angereist, um sich von mir die Karten legen zu lassen.«

»Und?«, erkundigte sich Isabell mehr oder weniger aus Höflichkeit.

»Natürlich habe ich ihr gesagt, dass sie noch in diesem Jahr den Mann heiraten wird, den sie liebt!« Manuela gluckste.

Isabell war das Liebesleben der fremden Frau allerdings egal. Sie kam nun auf den Grund ihres Anrufes zu sprechen und erzählte der Freundin von Sabrinas Krankheit.

»Ist das nicht schrecklich?«, schluchzte sie in den Hörer. »Was soll ich denn jetzt nur machen?« Als eine Weile keine Antwort kam, hakte sie fast schüchtern nach. »Sag doch was, Manuela!«

»Hab Geduld ...« Manuelas Stimme klang jetzt ganz anders. So, als käme sie von weit her. Erneut verging eine Minute, dann hörte Isabell sie sagen: »Ich werde es ihr ausrichten, Baldur. Und danke, dass du so schnell gekommen bist.«

Isabells Herz schlug hart gegen die Rippen, als Manuela ihr jetzt mitteilte, sie habe ihren verstorbenen Mann gerufen, und Baldur habe ihr versichert, dass Sabrina bald wieder ganz gesund sein würde.

»Gott sei Dank!«, stieß Isabell hervor.

Sie, die Manuelas Hellseherei im Grunde skeptisch gegenüberstand, war plötzlich felsenfest davon überzeugt, dass die Freundin tatsächlich mit Hilfe von Baldurs Geist in die Zukunft blicken konnte ...

♥♥♥

In dem malerischen Gebirgsdorf Oberbach nahe der österreichischen Grenze drängten sich die Menschen vor dem schmucken Haus des Heilpraktikers Egon Hammerschmidt.

Isolde Emmersdorfer, eine kräftig gebaute Vierzigjährige mit streng zurückgekämmtem dunklen Haar und einer Brille, lächelte geschmeichelt.

»Siehst du, Egon, ich habe es dir ja gleich gesagt: Die Leute werden in Scharen kommen!«

Vor einigen Wochen war in einer überregionalen Zeitung ein Artikel über ihn erschienen. Ein Artikel, der Egon als Wunderheiler darstellte und auch von seinen Fähigkeiten als Esoteriker sprach.

Das hatte er vor allem seiner Haushälterin Isolde Emmersdorfer, der Kröger-Bäuerin und einigen anderen Oberbachern zu verdanken. Allen voran der »Bärenwirtin« Hilde Reitmeyer und der uralten Frau Elisabeth Strumbl.

Die ehemalige Dorfschullehrerin hatte unter Schlaflosigkeit gelitten. Viele Medikamente hatte sie ausprobiert, und eines Tages war die Gute der Tabletten überdrüssig gewesen.

Egon hatte sie mit seiner sanften, aber fast hypnotischen Kraft davon überzeugt, dass sie »ab heute schlafen könnte«. Zudem hatte er ihr den Kaffeegenuss am Abend verboten. Und siehe da! In jener Nacht hatte die alte Frau tatsächlich ohne Medikamente geschlafen!

Die »Bärenwirtin«, langjährige Patientin von Dr. Wernitz, dem Landarzt, hatte ständig über schmerzende Beine geklagt. Der Arzt hatte keine Krankheit diagnostizieren können, hatte der guten Hilde jedoch gesagt, sie müsse ihr beträchtliches Übergewicht reduzieren. Dann würden ihre Beine sie wieder lieber tragen. Auf ihn hatte sie allerdings nicht gehört.

Als Egon ihr jedoch auf seine eigene, einschmeichelnde Art und mit seiner Begabung für Hypnose klargemacht hatte, dass zu viel Sahne, Cremetorten, Schnitzel und Braten nur den »Wurm nähre, der sich in ihren Venen eingenistet hätte«, hatte sie auf diese kalorienreichen Genüsse verzichtet. Sie hatte abgenommen, und ... die bisher überlasteten Beine hatten es ihr mit weniger Beschwerden gedankt.

Und die Kröger-Bäuerin? Ihr Baby, der kleine Franzerl, hatte nach der Geburt unter starken Blähungen gelitten. Die junge Bäuerin hatte jedoch Angst davor gehabt, das Kind zu Dr. Wernitz zu bringen, hatte die Großmutter, die sie großgezogen hatte, doch immer behauptet, »der Doktor hätte ihre Mutter auf dem Gewissen«.

Die jedoch war im Hochwasser führenden Bach ertrunken. Und kein Arzt der Welt kann Tote wieder zum Leben erwecken.

Agnes Kröger war mit ihrem Kind dann zu Egon Hammerschmidt gegangen, und der hatte das Übel ganz einfach mit Kräutertee beseitigt. Anis, Fenchel und Kamille gemischt ... fertig war die »Wundermedizin«.

Zudem schworen immer mehr Menschen auf die einfache Ringelblumensalbe, die Egon selbst herstellte und für teures Geld an die gutgläubigen Dörfler verkaufte.

Egon hatte den Leuten erzählt, er sei mit seiner »einmaligen Heilsalbe« um den halben Erdball gereist. Dass er jahrelang diverse Esoterik-Kurse abgehalten und dabei mehr schlecht als recht verdient hatte, erschien ihm zu profan.