Familie mit Herz 58 - Nora Stern - E-Book

Familie mit Herz 58 E-Book

Nora Stern

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Beschreibung

Zwei, die füreinander einstehen
Bewegender Roman um ein starkes Vater-Sohn-Team
Von Nora Stern

Der vierjährige Matteo Biegler ist eines von vielen vernachlässigten Kindern. Seine Mutter hat ihn und den Vater im Stich gelassen, und seitdem ist der kleine Junge viel zu oft allein. Niemand ist da, mit dem er über seinen Kummer sprechen kann.
Als Ralf Biegler die Not seines Kindes erkennt, ist es fast zu spät. Doch in diesem Augenblick schwört sich der alleinerziehende Vater, für seinen Sohn zu kämpfen. Und um seinen Plan zu verwirklichen, hat er schon bald eine ganz besondere Idee - eine Idee, die vielleicht auch anderen einsamen Kindern helfen kann ...

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Seitenzahl: 98

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Inhalt

Cover

Impressum

Zwei, die füreinander einstehen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: 4 PM production / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8685-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Zwei, die füreinander einstehen

Bewegender Roman um ein starkes Vater-Sohn-Team

Von Nora Stern

Der vierjährige Matteo Biegler ist eines von vielen vernachlässigten Kindern. Seine Mutter hat ihn und den Vater im Stich gelassen, und seitdem ist der kleine Junge viel zu oft allein. Niemand ist da, mit dem er über seinen Kummer sprechen kann.

Als Ralf Biegler die Not seines Kindes erkennt, ist es fast zu spät. Doch in diesem Augenblick schwört sich der alleinerziehende Vater, für seinen Sohn zu kämpfen. Und um seinen Plan zu verwirklichen, hat er schon bald eine ganz besondere Idee – eine Idee, die vielleicht auch anderen einsamen Kindern helfen kann …

Kalter Märzwind fegte durch die Straßen der Stadt. Ralf Biegler verkroch sich förmlich in seinem gefütterten Parka. Die Hände in den Taschen waren zu Fäusten geballt.

Schon wieder nichts, hämmerte es hinter seiner Stirn.

Wieder einmal war die Stelle angeblich schon besetzt gewesen, um die er sich beworben hatte …

Der schlanke Mann mit dem mittelbraunen, leicht gewellten Haar eilte weiter. Sein vierjähriger Sohn Matteo wartete sicher schon voller Ungeduld auf ihn.

Frau Pongratz, die Nachbarin, hatte sich bereit erklärt, den Jungen zu betreuen, während Ralf sich bei dem Inhaber der Installationsfirma vorstellte. Wie vielversprechend hatte dieses Stellenangebot geklungen!

Ralf seufzte. Vor zwei Monaten hatte er seinen dreißigsten Geburtstag gefeiert, doch er fühlte sich im Augenblick wie ein alter, müder Mann.

Er kam an einer tristen Kneipe vorbei, Gelächter und das Plärren der Music-Box drangen zu ihm heraus auf die Straße. Nur für einen Augenblick spielte Ralf mit dem Gedanken, hineinzugehen und sich einfach volllaufen zu lassen.

Vergessen … Seine ganze unerfreuliche Situation für ein paar Stunden vergessen …

Doch dann strafften sich Ralfs Schultern, entschlossen warf er den Kopf in den Nacken.

Nein, er konnte sich nicht einfach sinnlos betrinken! Da war schließlich Matteo, den er aus ganzem Herzen liebte. Für ihn lohnte es sich, den erbitterten Kampf gegen die Arbeitslosigkeit fortzuführen. Freilich, als Fernfahrer könnte er schon Arbeit finden, doch das würde bedeuten, seinen Sohn tagelang allein zurücklassen zu müssen …

Ralf hastete weiter, ignorierte den Wind, der ihm ins Gesicht peitschte.

„Mona!“, rief er plötzlich, als er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine junge Frau mit tief in die Stirn gezogener Kapuze erblickte. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Wie lange würde es noch dauern, bis er begriff, dass Mona ihn verlassen hatte? Ihn und ihren kleinen Sohn …

Schon im Herbst hatte das kleine Transportunternehmen, bei dem Ralf seit einigen Jahren beschäftigt gewesen war, Pleite gemacht.

Als Fernfahrer hatte Ralf nicht schlecht verdient, war aber natürlich entsprechend viel unterwegs gewesen. Seine Frau Mona hatten Matteos Erziehung und die Hausarbeit wohl nicht ausgefüllt. Wann sie den smarten Sebastian Hendrich kennengelernt hatte, wusste Ralf nicht. Doch kurz nachdem er seinen Arbeitsplatz verloren hatte, hatte sie ihm gesagt, dass sie Sebastian nach Wien folgen würde.

„Er ist Kunststofftechniker“, hatte sie erklärt. „Er besitzt eine schöne Eigentumswohnung … Ach, ich liebe ihn eben.“

„Und Matteo?“, hatte Ralf bang gefragt.

„Matteo?“ Mona hatte gekünstelt gelacht und die Schultern gezuckt. „Du hängst doch so an dem Kind. Und Sebastian hat viele gesellschaftliche Verpflichtungen, zu denen ich ihn begleiten werde …“

Erleichtert und verzagt gleichzeitig hatte sich Ralf gefühlt, denn vom ersten Augenblick an war ihm klar gewesen, dass er die Trennung von seinem Kind kaum verkraftet hätte.

Ralf Biegler bog um die Ecke und erreichte die Vorstadtsiedlung, in der seine Etagenwohnung lag.

Wie begeistert Mona gewesen war, als er sie damals, noch vor Matteos Geburt, mit dieser Wohnung überrascht hatte! Mit viel Geduld und Liebe hatte er geschickt Holzdecken eingezogen, die Möbel für Schlaf- und Kinderzimmer selbst angefertigt und auch das Badezimmer neu gestaltet.

Als er sich dem Hauseingang näherte, stürzten vier Kinder auf ihn zu.

„Onkel Ralf, wo warst du denn so lange?“, tönte es ihm entgegen. „Wir haben auf dich gewartet!“

Sofort glättete sich Ralfs sorgenumwölkte Stirn, winzige Lachfältchen bildeten sich um die Augen.

„Jetzt bin ich ja da!“, erklärte er und legte je einen Arm um die Schultern der fünfjährigen Christine Schaffer und um die des achtjährigen Markus Hegermann. „Wo ist Matteo?“, erkundigte er sich dann und sah sich nach seinem Sohn um.

„Och, der hockt bei Tante Pongratz!“, beschwerte sich der sechsjährige Philipp. „Die backt sicher Plätzchen mit ihm!“

Ralf lachte. „Na, heute ist es auch wirklich ungemütlich hier draußen!“ Er versetzte dem rothaarigen Andreas einen liebevollen Nasenstüber. „Hast du kein Taschentuch? Deine Nase läuft ja vom kalten Wind!“

Sofort zog der Junge ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich geräuschvoll.

Ralf lächelte. Er fand Kinder einfach umwerfend. Sie sagten, was sie dachten, waren ohne Falsch, herzlich und offen …

„Wisst ihr was?“ Seine grauen Augen blitzten vergnügt. „Kommt in einer halben Stunde alle zu mir und Matteo. Ich weiß, wie wir uns die Zeit vertreiben, bis es wärmer wird und ihr wieder draußen spielen könnt.“

Das allgemeine Zustimmungsgeschrei entlohnte ihn für die soeben erlittene Enttäuschung.

♥♥♥

Vierhundert Kilometer weiter im Norden saß die sechsjährige Henrike Sievers trübsinnig im Wohnzimmer. Sie langweilte sich schrecklich.

Ihre Mutter war wie jeden Tag zur Arbeit gegangen, und Oma Merten, die sie hin und wieder besuchte, litt wieder einmal unter einem ihrer arthritischen Schmerzanfälle.

„Bitte, Henrike, sei brav!“, hatte Jutta ihre Tochter gebeten und wie so oft verhalten geseufzt. „Du bist doch schon ein großes, verständiges Mädchen und weißt, dass ich dich allein lassen muss.“

Eifrig hatte Henrike genickt. Sie nahm sich ja auch immer vor, brav zu sein und keinen Blödsinn zu machen. Aber langweilig war es schon, stundenlang auf die Mami warten zu müssen …

„Alexander der Große“, Henrikes Rosetten-Meerschweinchen, hatte sich wieder einmal sattgefressen und hielt nun eines seiner ausgiebigen Nickerchen.

Henrike kramte ihren Malblock und die Farben hervor. Zeichnen und Malen, ja, das würde wenigstens ein bisschen Spaß bringen! Eifrig tauchte sie den Pinsel ein. Wieder einmal malte sie, was für das blonde, kleine Mädchen mit den großen, veilchenblauen Augen seit einem Jahr nur noch Erinnerung war: die Mami beim Kochen und sich selbst, wie sie ihr dabei half. Im Vordergrund jedoch war der Papa zu sehen, wie er am Wohnzimmertisch an einer kaputten Kaffeemaschine bastelte …

Henrike ließ den Pinsel sinken. Immer noch wollte es nicht in ihren Kopf, dass der Papa nie wieder nach Hause kommen sollte. Zwar hatte die Mami ihr schonend beigebracht, dass ein angetrunkener Autofahrer ein Stoppschild übersehen und den Papa überrollt hatte und dass er jetzt beim lieben Gott im Himmel war –, doch warum er von dort nicht wenigstens ab und zu herunterkam, um seine „kleine Prinzessin“ in den Arm zu nehmen, begriff Henrike nicht so ganz.

„Vielleicht lerne ich das im nächsten Jahr in der Schule“, sagte die Kleine laut. „Wenn es so weit ist, will ich fleißig sein, damit ich bald so klug werde, wie Papa es war.“

Henrike legte den Pinsel aus der Hand zum Fenster. Nein, es zeigte sich noch keine Spur einer hereinbrechenden Dämmerung, also würde es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis die Mami endlich nach Hause kam.

Seufzend setzte sich die Kleine wieder an den niedrigen Tisch in der Spielecke, die die Eltern ihr hier im Wohnzimmer eingerichtet hatten.

„Es geht nicht an, dass unsere Prinzessin allein in ihrem Kinderzimmer spielt“, hatte Rolf Sievers zu seiner Frau Jutta gesagt. „Henrike gehört doch zu uns.“

Dann hatte er seinem Töchterchen eine hübsche Puppenecke eingerichtet.

♥♥♥

Zur selben Zeit erstürmte eine ausgelassene Horde von sechs Kindern die Wohnung Ralf Bieglers.

Matteo half dem Papa schnell, den letzten Stuhl an die Wand des Wohnraums zu schieben, so dass keine störenden Möbelstücke die improvisierte „Spielwiese“ auf dem Teppich verkleinerten.

„Zieht euch die Jacken aus und setzt euch“, forderte Ralf fröhlich. „Ich habe mir etwas ganz Besonderes für euch ausgedacht.“

Jetzt lagen Windjacken, Mützen, Schuhe und Schals zu einem bunten Haufen aufgetürmt im Flur, doch Ralf sagte nichts. Alles ordentlich auf Haken hängen mussten die Kinder ohnehin daheim.

Gleich darauf hockten sieben Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren im Kreis um Ralf Biegler, sieben Augenpaare blickten erwartungsvoll zu ihm auf.

„So“, begann Ralf geheimnisvoll und rieb sich die Hände. „Fangen wir bei dir an, Michaela.“ Er lächelte dem pausbäckigen Mädchen mit den blonden Zöpfen zu. „Erzähle uns mal, was oder wer du sein möchtest, wenn du nicht Michaela sein willst.“

Machte das eine oder andere Kind auch ein dümmliches Gesicht, so plapperte Michaela sofort los: „Oh, ich wäre gerne eine schöne Prinzessin. Eine mit einem eigenen Schloss und einer goldenen Kutsche …“

„Na, da hätten wir also eine Prinzessin.“ Ralf lächelte. „Und jetzt du, Markus.“

„Ich wäre gern Polizist“, erklärte der Junge verträumt. „Einer, der die Leute beschützt.“

„Und ich wäre gern ein Gespenst!“

„Ich möchte eine feine Dame sein!“

So tönte es wild durcheinander.

Als sich jeder für eine Rolle entschieden hatte, brachte Ralf die Kinder mit einer Handbewegung zum Schweigen.

„Wiederholen wir noch einmal: Michaela wäre gern eine Prinzessin, Matteo ein tapferer Ritter …“

Alle nickten. „Na gut. Dann lasst uns jetzt versuchen, in diese Rollen zu schlüpfen. Aber nicht nur das! Wir werden versuchen, mit den Figuren, die wir uns ausgedacht haben, ein richtiges Märchen auf die Bühne zu bringen.“

„Ein Märchen?“

„Bühne?“

„Unsere Bühne ist das Wohnzimmer, und wenn ihr alle mitmacht und aufpasst, was die anderen sagen, wird es unser ganz persönliches Märchen“, erklärte Ralf. „Ich helfe euch, wenn ihr selber nicht mehr weiter wisst.“

Der „Polizist“ beschützte die „Prinzessin“ vor der „feinen Dame“, die ihr die schönen Kleider stehlen wollte, der „Geist“ spukte durch das Schloss und versuchte immer wieder, von der Prinzessin den Erlösungskuss zu erhaschen, während Matteo, der „tapfere Ritter“, es zu verhindern suchte.

Rasch verflog die Zeit, keiner der eifrigen Akteure bemerkte, dass es draußen längst dunkelte. Auch Ralf, der selbsternannte Regisseur, gab sich vollends seiner Aufgabe hin.

Erst als das Gelächter von Fabians Mutter, die gekommen war, um ihren Sohn abzuholen, eine „Attacke“ des frechen Schlossgespenstes übertönte, wurde Ralf bewusst, dass nicht nur die Kinder völlig von ihrem selbstgeschaffenen Märchen in den Bann geschlagen waren, sondern auch er selber Raum und Zeit um sich vergessen hatte.

„Sie sollten beruflich mit Kindern umgehen“, meinte Eva Wahring anerkennend. „Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so viel Einfühlungsvermögen für unseren Nachwuchs hat wie Sie.“

„Danke!“, sagte Ralf fast ein wenig verlegen, dann wandte er sich an seine „Schauspieler“: „Genug für heute, ihr Rasselbande! Wenn es euch Spaß macht, können wir morgen weitermachen.“

Zwar gab es „Ochs“ und manches „Schade!“ – doch die Kinder hatten gelernt, zu tun, was Ralf von ihnen verlangte. Denn wenn es um Disziplin und Ordnung ging, war mit ihm nicht zu spaßen.

So dauerte es kaum eine Viertelstunde, bis in der im Erdgeschoss gelegenen Wohnung Ruhe eingekehrt war.

„So, kleiner Mann, und wir beide wollen uns jetzt etwas zu Essen machen.“ Ralf verwuschelte Matteos dunkles Haar. „Ich habe Hunger wie ein Wolf.“

„Ich auch!“ Der Kleine grinste. „Am liebsten möchte ich Spaghetti!“

„Jetzt noch kochen?“ Gespielt entrüstet stemmte Ralf seine Hände in die Hüften. „Tut es nicht ein Stück Brot?“

„Spaghetti sind gut und billig“, deklamierte Matteo mit Grabesstimme, worauf Ralf lauthals lachte.

„Na gut, du Racker! Dann hol mir meine Schürze.“

♥♥♥

Ralf fühlte sich müde und ausgelaugt, doch einschlafen konnte er nicht. Er dachte an seinen Sohn, der längst im Land der wunderbaren Kinderträume war.