Alpengold 325 - Nora Stern - E-Book

Alpengold 325 E-Book

Nora Stern

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Beschreibung

Es war wie im Märchen: Während Priska, die bildhübsche Küchenmagd vom Postwirt, sich noch in der Küche abhetzte, um möglichst alle Gäste zufriedenzustellen, ging plötzlich die Tür auf, und ein wildfremder Mann trat ein. Er sei ihr Großvater, so stellte er sich vor, und sie müsse jetzt mit ihm kommen, mit ihrem Chef sei alles geklärt.
Das verblüffte Madl konnte noch eben seine Habseligkeiten zusammenraffen, dann ging die Reise auch schon los. Das alles war am Morgen geschehen ...
Nun steht Priska mit staunenden Augen vor einem prächtigen Anwesen, das friedlich in der Abendsonne vor ihr liegt, und hört den fremden Mann neben sich sagen: »Das ist der Strixen-Hof, deine neue Heimat - dein Erbe.«

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Seitenzahl: 105

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Inhalt

Cover

Impressum

Es war die Melodie des Sommers

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Anne von Sarosdy

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9756-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Es war die Melodie des Sommers

Im Sonnenschein träumten sie vom Glück – und sahen nicht die schwarzen Wolken

Von Nora Stern

Mit klopfendem Herzen tritt die bezaubernde Gerti ans Fenster ihrer Kammer, als Gitarrenklänge und eine weiche Männerstimme an ihr Ohr dringen: Florian singt von hohen Bergen, dunklen Tannen und einem Madel, das so schön ist wie ein Engel.

Gerti durchströmt bei diesem Lied eine nie gekannte Zärtlichkeit. Schnell läuft sie die Stiege hinunter, zur Gartentür hinaus – und stürzt sich mit einem Jubelruf direkt in Florians Arme.

In diesem Moment meinen die beiden, dass ihr Glück ewig währen wird. Wie sollen sie auch zweifeln? Schließlich deutet nichts auf die schwarzen Wolken hin, die sich am Ende des Sommers über ihrer Liebe zusammenbrauen …

Gerti Hochfellner lachte fröhlich.

»Also, ich bin sicher, dass sich die Kinder hier wohlfühlen werden.« Sie sah sich noch einmal in dem hellen Raum des Gästehauses um, der sowohl als Esszimmer als auch als Aufenthaltsraum dienen konnte. Helle Kiefernmöbel und grob gewebte Flickenteppiche atmeten Behaglichkeit, genauso wie der neue, gemauerte Kamin in der Ecke. Hier ließen sich bestimmt auch kühle, verregnete Ferienabende ertragen.

Georg, Gertis Bruder, klopfte seiner Schwester anerkennend auf die Schulter.

»Vor einem Jahr noch war ich sicher, dass es wohl das Beste ist, das alte Gesindehaus einfach niederzureißen«, meinte er.

»Wär doch jammerschad gewesen, oder?« Gerti blinzelte ihm vielsagend zu.

Georg legte ihr den Arm um die Schultern und nickte.

»Unsere Vorfahren haben sich viel Mühe gegeben, ihren Dienstboten ein ordentliches Dach über dem Kopf zu bieten«, meinte er nachdenklich. »Ohne zuverlässige Arbeitskräfte wär das Gut wohl kaum zu dem geworden, was es heute ist.«

Gerti pflichtete ihm bei. »Oft genug haben die Eltern davon gesprochen, wie schwer es unsere Ururgroßeltern damals gehabt haben mussten, als sie hier heroben den Wald rodeten, um Ackerland zu schaffen. Dazu die Viehweiden …«

»Wir können wirklich stolz sein auf unser Erbe. Aber jetzt sollten wir hinübergehen. Ich hab dem Vater versprochen, mit ihm heut noch hinaufzufahren auf die Alm. Unsere tüchtigen Krambergers brauchen schon wieder Nachschub.«

»In diesem Jahr scheinen unsere schönen Berge besonders viele Wanderer anzulocken.« Damit schloss Gerti die verglasten Türflügel, durch die man direkt auf die neu angelegte Wiese mit dem Spielplatz und dem kleinen künstlich angelegten Badeteich treten konnte.

Gemeinsam überquerten die Geschwister dann den weitläufigen Hof und steuerten direkt auf das schöne Gutshaus zu, das ihr Zuhause war.

Später, als Gerti mit der Mutter und ihrer Schwägerin Johanna in der geräumigen Küche die vom Metzger vorbereiteten Fleischstücke zum Räuchern herrichteten, kreisten Gertis Gedanken freilich vor allem um das Ziel, das sie erreicht hatte: Sie hatte immer gewusst, dass ihr Bruder Georg der künftige Erbe des Hochfellner-Gutes sein würde. Die Eltern hatten stets davon gesprochen, dass sie, ihre »kleine« Tochter, doch eines Tages einen passenden Ehemann finden und mit ihm einen eigenen Hof bewirtschaften würde.

»Und wenn er keinen Hof hat, dann baut ihr euch eben einen«, hatte der Vater gutmütig gemeint. »Mit der Mitgift, die wir dir geben, Gerti, könnt ihr euch auch was Eigenes schaffen. Außerdem schicken wir dich auf die beste Landwirtschaftsschule, die wir finden können, sodass du notfalls auch auf eigenen Füßen stehen kannst.«

Genau wie der um neun Jahre ältere Georg hatte auch Gerti auf Schloss St. Martin ihre Meisterprüfung als Landwirtin gemacht, doch sie hatte sich nie vorstellen können, eines Tages anderswo zu leben als daheim in Rading. Sie liebte ihr malerisches Heimatdorf, das eingebetet zwischen den Bergen lag, und sie hing mit jeder Faser ihres Herzens an dem Gut und allem, was dazugehörte.

Das hatte sich auch nicht geändert, als sie kurz vor ihrer Abschlussprüfung Bernhard Voggauer kennengelernt hatte. Bernhard war zwar ein lieber Kerl gewesen, und Gerti hatte für kurze Zeit geglaubt, ihn zu lieben, doch als er sie gebeten hatte, seine Frau zu werden und mit ihm im fast vierhundert Kilometer von Rading entfernten Waldenau zu leben, hatte sie abgelehnt.

Sie war zurückgekehrt auf das elterliche Gut und hatte über den Pflichten dort kaum mehr an Bernhard gedacht. Irgendwann damals war sie zu dem Entschluss gekommen, sich selbst etwas aufzubauen, das ihr ihre Zukunft sichern würde. Eine Zukunft hier in dem schönen Gebirgstal, das sie so sehr liebte.

Nur wenige Monate nach ihrer Rückkehr aus St. Martin hatte sie den Bruder und Johanna über das alte Gesindehaus sprechen gehört, das früher das nötige zahlreiche Personal beherbergt hatte.

»Unser altes Gesindehaus … es steht nun schon seit Jahren leer«, hatte Georg eines Tages beim Essen aus seinen Gedanken heraus gesagt. »Es wird langsam baufällig …«

Der Vater hatte verhalten geseufzt. »Als ich jung war, hat man noch viele helfende Hände gebraucht auf so einem Gut wie dem unseren. Aber heute machen das Meiste die Maschinen.«

»Das ist halt schon so«, hatte seine Frau Maria gemeint und ihm ihre Hand auf den Arm gelegt. »Alles ändert sich im Lauf der Jahre.«

»Es wäre vielleicht das Gescheiteste, das alte Gesindehaus abzureißen«, war Georg unbeirrt fortgefahren. »Man könnte dort ein neues Stallgebäude hinstellen. So ein modernes, wo fast alles automatisch funktioniert.«

Während Bruder und Schwägerin mit den Eltern über diese Möglichkeit diskutiert hatten, war Gerti zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass es ein Leichtes wäre, dem alten Gesindehaus wieder Leben einzuhauchen. Und sollte machbar sein, was ihr so spontan durch den Kopf ging, dann würde auch sie nie mehr fortgehen müssen …

Die Eltern und auch Georg hatten nicht lange nachgedacht, als Gerti ihnen ihren Plan erläutert hatte, aus dem Gesindehaus ein Gästehaus für Urlauber, oder besser noch, für Ferienkinder zu machen.

»Ich würde mich freuen, eine eigene Aufgabe zu haben«, hatte sie mit strahlenden Augen erklärt. »Und ich bin sicher, dass sich die Sache bestens entwickeln wird.«

»Und ich hätte meine Tochter in der Nähe.« Die Mutter hatte ihr zugelächelt, und so war es beschlossene Sache gewesen: Das Gesindehaus wurde umgestaltet und erweitert, und nun erwartete Gerti ihre ersten Gäste.

***

Sommerhitze flirrte über der Hauptstadt, und auch in den sonst luftigen Räumen der »Kindertagesstätte Josefinum« war es heiß, ja, schwül.

Die fünfzehn Kinder, die auch jetzt, während der Ferien, in der Tagesstätte untergebracht waren, hockten etwas missmutig im schattigen Garten.

Sechs von ihnen saßen im Gras hinter dem ausladenden Haselnussstrauch und steckten die Köpfe zusammen.

»Morgen geht’s endgültig los«, meinte der zehnjährige Lukas und stieß die um ein Jahr jüngere Michaela etwas unsanft in die Rippen. »Du hast doch deinen Nintendo eingepackt? Und die neuen Spiele?«

»Mach ich heute Abend«, gab Michaela zurück. »Aber damit das klar ist: Du wirst nicht die ganze Zeit damit spielen! Die Spielkonsole gehört schließlich mir!«

»Also ich weiß mir in Rading bestimmt was Besseres, als Nintendo zu spielen«, erklärte die blonde Kathrin forsch. »Elisabeth hat gesagt, es gibt einen Swimmingpool dort. Und außerdem …«

»… werde ich mich zu Tode langweilen«, fiel ihr Jenny ins Wort, die mit ihren fast dreizehn Jahren das älteste der Kinder war, das die nächsten vier Wochen in Rading verbringen würde. Schmollend zog sie die Nase kraus. »Vier Wochen in einem langweiligen Kaff zwischen stinkenden Kühen! Das verzeihe ich weder Mama noch Papa!«

»Aber du darfst nach dem Landurlaub doch noch mit deinem Vater nach Kroatien«, meinte Roland ein wenig neidisch. »Meine Mutter bekommt erst Urlaub, wenn wir wieder zur Schule müssen.«

»Lasst uns jetzt lieber noch einmal darüber nachdenken, was wir in diesem Kaff am Ende der Welt anfangen sollen«, ließ Jenny sich erneut vernehmen. Sie warf dem zwölfjährigen Jonas einen herausfordernden Blick zu. »Du wirst dir doch sicherlich auch nicht von Elisabeth vorschreiben lassen, was du tun oder lassen sollst.«

»Elisabeth ist doch in Ordnung«, verteidigte Jonas die junge Erzieherin, die sie nun schon das zweite Jahr über betreut hatte und die ihre Schützlinge nun auch in den Ferien begleiten würde. »Und zum Hausaufgabenmachen kann uns in den Ferien ohnehin keiner zwingen.«

Indessen saß Elisabeth Kronberger, die junge Pädagogin, Ernestine Naumüller, der Leiterin der Kindertagesstätte Josefinum, gegenüber. Unglücklich knetete sie ihre Finger.

»Ich konnte doch nicht ahnen, dass mir die Schwangerschaft so sehr zu schaffen macht«, meinte sie bedauernd. »Ich war sicher, dass ich trotzdem mit den Kindern …«

»Zum Glück hat mir der Direktor der Pestalozzi-Schule Florian Ritzinger empfohlen. Und erfreulicherweise hat er sich sofort bereit erklärt, unsere Kinder nach Rading zu begleiten.« Ernestine seufzte verhalten. »Mir wäre es zwar lieb gewesen, wenn ich – und natürlich auch die Kinder – Herrn Ritzinger schon vorher kennengelernt hätten, aber …«

»Wenn Direktor Svazek ihn empfohlen hat, dann kann doch nichts schiefgehen.« Elisabeth wirkte ungeheuer erleichtert. »Wie gesagt, ich wäre zu gern mit den Kindern gereist, aber …«

In diesem Augenblick klopfte es, und auf das »Herein« der Leiterin betrat ein dunkelhaariger, gut aussehender Mann das Büro.

»Herr Ritzinger! Schön, dass Sie so pünktlich sind!« Ernestine schüttelte ihm die Hand, dann stellte sie ihn und Elisabeth einander vor.

»Ich freue mich, dass Sie für mich einspringen.« Herzlich drückte nun auch die junge Frau die Hand des sympathischen Mannes. »Ich denke, Sie werden mit meiner Rasselbande bestens klarkommen.«

»Hoffentlich!« Florians breites Lächeln machte ihn noch sympathischer. »Ich mag Kinder, und solche, die es nicht ganz einfach haben im Leben, sind mir ein besonderes Anliegen.«

»Na ja, unsere Kinder teilen ihr Schicksal ja mit vielen anderen«, warf die Leiterin ein. »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, sind es vor allem Kinder berufstätiger Eltern und alleinerziehender Mütter, die wir hier aufnehmen …«

Bevor Florian sich »in die Höhle der Löwen begab«, also in die Runde der Kinder, die er für die nächsten vier Wochen betreuen und beaufsichtigen würde, erkundigte er sich noch eingehend bei Elisabeth nach den Eigenheiten jedes Einzelnen von ihnen.

Plötzlich schlug sich Ernestine vor die Stirn.

»Fast hätte ich es vergessen«, platzte sie heraus. »Es werden nicht sechs, sondern sieben Kinder sein, für die Sie die Verantwortung in Rading haben werden, Herr Ritzinger. Vor einer Woche kam eine Frau Kaiser zu mir. Sie ist vor Kurzem geschieden worden. Eine Arbeit hat sie inzwischen auch gefunden. Sie hat mir versichert, dass sie sich unglaublich freut, so schnell die Stelle im Supermarkt antreten zu können. Sie hat sich jedoch vor allem Sorgen wegen ihres Sohnes gemacht. Also habe ich ihr zugesagt, dass der neunjährige Julian erst einmal gemeinsam mit unseren Kindern nach Rading fahren kann.«

»Sechs oder sieben … So schlimm ist das doch nicht«, meinte Florian gut gelaunt. Dann bat er die Heimleiterin, ihn in den Garten zu bringen, wo sie den Kindern erklären würden, dass er sie an Elisabeths Stelle in die Ferien begleiten würde.

»Ich muss mich ja auch noch von ihnen verabschieden«, sagte Elisabeth, immer noch ein wenig bedrückt, und stand auf.

***

Die Stimmung in dem Kleinbus mit Florian Ritzinger und seinen Schützlingen war teils ausgelassen, teils aber auch bedrückt. Nicht nur Julian litt unter Abschiedsschmerz.

Florian tat das zarte blonde Bürschchen leid, war er doch besonders einsam inmitten der anderen, die sich seit Langem kannten und aneinander gewöhnt waren. Zudem hatte ihn seine Mutter bereits eine Stunde vor Abfahrt bei Ernestine Naumüller abgeliefert, weil sie zur Arbeit gemusst hatte. Und er war allein gewesen, als die Eltern der anderen Kinder sich von ihren Sprösslingen liebevoll und zärtlich verabschiedet hatten.

Mütter, Väter und Elternpaare hatten Florian die Hand geschüttelt, und die eine oder andere Bitte war an ihn herangetragen worden.

Lukas hatte, gleich nachdem sie eingestiegen waren, Michaelas Nintendo verlangt und bearbeitete nun mit hochroten Wangen die kleine Spielkonsole. Michaela sah ihm verhalten seufzend zu. Sie war zwar lange nicht so versessen auf das Spielzeug wie ihr Freund, doch auf der langen Fahrt hätte sie sich ganz gern die Zeit damit vertrieben.

Roland kaute schon an seinem dritten Wurstbrot, Jonas fühlte sich wieder einmal sehr erwachsen und erklärte den Jüngeren selbstgefällig jede Kleinigkeit, die sie wissen oder auch nicht wissen wollten.

Die sechs hatten sich rasch damit abgefunden, dass nicht Elisabeth sie begleitete, sondern Florian. Sein fröhliches Lächeln hatte sie schon am Vortag, als er sich bei ihnen vorgestellt hatte, eingenommen. Und als er ihnen dann versichert hatte, dass er sie nicht mit Schularbeiten oder ähnlich lästigem Kram behelligen würde – »Wir machen doch Ferien!«, hatte er ausgerufen –, waren sie erst einmal zufrieden gewesen.

Sogar Jenny hatte ihn angelächelt und auch gleich versucht, ihn mit ihrem »Wimpernklimpern« zu betören.