Alpengold 343 - Monika Leitner - E-Book

Alpengold 343 E-Book

Monika Leitner

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Beschreibung

Erschrocken schreit Gerti auf, als der Fremde so unvermutet auf sie zutritt. Er sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus. Sein Gesicht ist mit Blut verschmiert, sein Haar zerzaust und seine Kleidung schmutzig. Es kostet das Dirndl große Kraft, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Der Mann sagt nichts, blickt sie nur an. Er hat gute Augen - Augen, in denen kein Falsch ist.
Gerti atmet auf. »Wer sind Sie? Und was ist Ihnen geschehen?«, fragt sie behutsam.
Es scheint, als brauche der Fremde Zeit, um über diese simplen Fragen nachzudenken.
»Ich weiß es nicht«, antwortet er schließlich, und Gerti hört die große Verzweiflung aus seiner Stimme heraus. »Ich weiß nicht, wer ich bin und woher ich komme ...«


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Inhalt

Cover

Liebesglück im Gnadenhäusl

Vorschau

Impressum

Liebesglück im Gnadenhäusl

Zwei tapfere Herzen lassen sich vom Schicksal nicht unterkriegen

Von Monika Leitner

Erschrocken schreit Gerti auf, als der Fremde so unvermutet auf sie zutritt. Er sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus. Sein Gesicht ist mit Blut verschmiert, sein Haar zerzaust und seine Kleidung schmutzig. Es kostet das Dirndl große Kraft, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Der Mann sagt nichts, blickt sie nur an. Er hat gute Augen – Augen, in denen kein Falsch ist.

Gerti atmet auf. »Wer sind Sie? Und was ist Ihnen geschehen?«, fragt sie behutsam.

Es scheint, als brauche der Fremde Zeit, um über diese simplen Fragen nachzudenken.

»Ich weiß es nicht«, antwortet er schließlich, und Gerti hört die große Verzweiflung aus seiner Stimme heraus. »Ich weiß nicht, wer ich bin und woher ich komme ...«

Der Weg vom Mahnbach-Hof bis hinauf zur Waldwiese war steil, ausgewaschen und abschüssig.

Über der Schrattenwand stand eine Wolkenbank, die einem Angst einjagen konnte. Die Wolken leuchteten in allen Farben des Regenbogens.

Der Heuwagen war vollgeladen. Der Bauer vom Mahnbach-Hof schwang sich auf den Sitz des Traktors.

»Vater, lass mich heimfahren!«, rief Moritz.

Moritz war der einzige Sohn des Ehepaares Mahnbach, gerade vierundzwanzig Jahre alt geworden und Hoferbe. Er war ein fescher Bursch, der sich überall sehen lassen konnte. Und er war auch überall gern gesehen. Schließlich war der Mahnbach-Hof einer der größten in der Gegend von Rettenstein, wo es viele große Höfe gab.

»Nein, Moritz, bleib du nur da und schau, dass das restliche Heu zum Aufladen bereit ist, wenn ich wiederkomm'.«

Lorenz Mahnbach hatte das laut und befehlsgewohnt gerufen, und Moritz wagte keinen Widerspruch mehr. Als er sah, dass sich auch seine Mutter auf den Traktor schwingen wollte, griff Moritz noch einmal ein.

»Mama, bleib doch da!«, schrie er in den aufkommenden Sturm hinein.

»Nein, Moritz, ich fahre mit dem Vater!«, rief die Mutter zurück.

Dann setzte sich das Gefährt in Bewegung. Es tuckerte den ausgewaschenen Weg entlang, von einer zur anderen Seite schwankend. Moritz schaute dem Heuwagen nach.

Hoffentlich kommen die beiden gut heim, dachte er dabei.

Und da geschah es schon. Der Vater war mit dem Traktor zu weit nach rechts geraten, der Heuwagen und der Anhänger gerieten mit den rechten Rädern auf die Böschung.

Es ging alles sehr schnell. Der vollbeladene Anhänger kippte und stürzte den steilen Abhang zum Lärchenwald hinunter. Die Wiese war steil, und kein Hindernis gebot dem sich überschlagenden Heuwagen Einhalt. Der Traktor wurde mitgerissen und überschlug sich ebenfalls mehrere Male.

Moritz stand da und starrte ungläubig. Er glaubte, im Kino zu sitzen, und das, was vor seinen Augen ablief, sei nur eine gespielte Szene.

Aber es war die Wirklichkeit. Er sah, wie seine Mutter vom Notsitz des Traktors auf die Erde geschleudert wurde, sah, wie auch sein Vater unter die Zugmaschine geriet. Da begann Moritz zu schreien, angstvoll und mit der Kraft seiner ganzen Lunge.

»Leute, helft mir, ein Unglück! Drunten beim Lärchenwald.«

Die beiden Mägde und die Knechte erkannten, dass ein furchtbares Unglück geschehen sein musste, denn vom Heuwagen und auch vom Traktor war nichts mehr zu sehen.

Die beiden Knechte stürmten schon auf den Waldrand zu. Moritz folgte ihnen.

Es war kein schöner Anblick, der sie unten erwartete. Die Mutter, die schon früher vom Traktor gestürzt sein musste, war unter den Anhänger geraten. Sie gab kein Lebenszeichen mehr von sich.

Moritz rannte weiter hinunter zum Waldrand. Bald hatte er den Traktor erreicht. Zwischen den Trümmern lag der Vater und wimmerte. Er war zwischen einer uralten, großen Lärche und dem Motorblock des schweren Traktors eingeklemmt worden. Sprechen konnte er nicht mehr, er wimmerte nur noch unverständliches Zeug.

»Komm her«, verstand Moritz endlich, und er beugte sich zum Mund seines Vaters hinunter.

»Ja, Vater?«

»Das Testament, Moritz, es liegt beim Notar in der Stadt. Mach's gut, Bub!«

Der Kopf des Vaters fiel zur Seite.

Als der Gemeindearzt von Rettenstein eintraf, konnte er nur noch den Tod von Lorenz Mahnbach und seiner Ehefrau Katrin feststellen.

Moritz Mahnbach stand auf einmal allein auf der Welt. Seine sorglose Jugend war dahin, die raue Wirklichkeit streckte die Hand nach ihm aus.

***

Das sollte er bei der Testamentseröffnung erfahren, wo ihm mitgeteilt wurde, dass er zwar Alleinerbe sei, aber der Bruder seines Vaters, der Onkel Karl, ein Wohnrecht auf Lebenszeit auf dem Mahnbach-Hof überschrieben bekommen hätte.

Hämisch grinsend redete der Onkel seinen Neffen an, als sie gemeinsam die Notariatskanzlei verließen.

»Moritz, vergiss nie, dass ich dein Onkel und viel älter und erfahrener als du bin. Zeit meines Lebens werde ich auf dem Mahnbach-Hof bleiben. Du kannst um Rat und Hilfe zu mir kommen. Ich stehe dir immer zur Verfügung. Du musst aber nicht zu mir kommen, wenn du glaubst, dass du selber mit dem Erbe deiner Väter, an dem ich seit meiner Schulzeit mitgearbeitet hab, fertig werden kannst.«

Moritz hörte die Drohung heraus, und ein ungutes Gefühl beschlich ihn.

»Ich glaub, Onkel Karl, wenn wir zusammenarbeiten, dann wird es schon irgendwie weitergehen.«

Die Beisetzung der Eheleute Mahnbach war feierlich, und die Bevölkerung des ganzen Dorfes gab den Verstorbenen das letzte Geleit. Anschließend traf man sich beim Kirchenwirt, der schon alles für das Traueressen vorbereitet hatte. Die Leute schauten zu dem Tisch hin, wo Moritz und der Onkel Platz genommen hatten. Der Pfarrer hatte sich auch an diesen Tisch gesetzt, sonst niemand.

Onkel Karl grüßte nach allen Seiten, dann stand er auf und sagte mit schwingender Stimme: »Unser Herrgott lasse die Verstorbenen selig ruhen. Wir Lebenden wollen ihnen ein treues Andenken bewahren, und darum wollen wir heute schon damit anfangen, indem wir auf die Toten anstoßen.«

Er hob sein Weinglas, und die anderen folgten seinem Beispiel.

»Aber Herr Mahnbach«, merkte der Pfarrer an, »das ist nicht die richtige Rede nach einer Beerdigung.«

»Ich bin der nächste Verwandte«, entgegnete der Mahnbach-Karl, »und wenn es Ihnen nicht gefällt bei mir, dann können Sie ja gehen, Herr Pfarrer.«

Moritz war bei den Worten seines Onkels rot geworden.

»Wer zahlt eigentlich das Leichenessen?«, fragte er, indem er sich zum Onkel hinüberbeugte.

»Du natürlich als Universalerbe, wer denn sonst?«

»Wenn ich bezahle, was ich ja gerne tu, dann bitte ich dich, Onkel, dich zu mäßigen und meine Gäste nicht zu beleidigen.«

Der Onkel starrte seinen Neffen an.

»Ah, da schau her, frech möcht' es auch noch werden, das Bürschl, das blutarme! Na, du wirst dich noch wundern. Damit du es weißt, Bub, von morgen an werde ich nicht mehr geweckt! Aufstehen werde ich, wenn ich will und wenn es mir recht ist. Die Arbeit kannst du einteilen, aber mich vergiss dabei. Wenn ich will, werde ich schon irgendwie mit anpacken, wenn nicht, so ist das meine Sach'. Jedenfalls nehm ich von dir keine Anordnungen entgegen.«

Moritz war blass geworden. Er starrte seinen Onkel vollkommen entgeistert an.

»Brauchst gar nicht so zu glotzen, Moritz! Ich wollt' halt gleich reinen Tisch machen, verstehst du?«

»Ja, Onkel Karl, an dem reinen Tisch liegt mir auch sehr viel, darum sage ich jetzt, dass ich dich nie wecken werde, weil du nie auf dem Mahnbach-Hof arbeiten sollst, aber verschwinden sollst du, und das so schnell wie möglich. Lieber heut als morgen.«

Karl Mahnbach war es, der jetzt vor Verblüffung den Mund kaum mehr zubrachte.

»Vergiss nicht, Bürscherl«, zischte er scharf, »dass ich das Wohnrecht auf Lebenszeit hab. Damit kann ich dich fertigmachen.«

An diese bedrohlichen Worte sollte Moritz in der Zukunft noch oft denken müssen. Sein Onkel hatte einen teuflischen Plan entworfen und ging daran, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

***

Moritz' Vater war ein kleiner, schmächtiger Mann gewesen, aber voll Tatkraft und Unternehmungsgeist. Seine fehlende Körpergröße hatte er stets durch Härte seinen Leuten gegenüber zu ersetzen versucht. Kein Wunder, dass er bei seinen Dienstboten nicht beliebt gewesen war.

Diese Tatsache hatte sich der Onkel Karl, wie dieser schon immer genannt worden war, zugute gemacht. Er biederte sich bei den Knechten und bei den Mägden an, und wenn es wieder einmal ein Donnerwetter des Bauern gesetzt hatte, dann war es Karl gewesen, der die Betroffenen getröstet und wieder aufgeheitert hatte.

Was er damit bezweckte, lag zwar klar auf der Hand, doch die Dienstboten durchschauten ihn nicht. Sie sahen in ihm den guten Geist des Mahnbach-Hofes, nicht ahnend, dass er sie eines Tages für sich ausnutzen wollte.

Dieser Zeitpunkt war nun gekommen.

Moritz litt es nicht mehr in der Runde der Trauergäste. Er entschuldigte sich beim Herrn Pfarrer, sandte dem Onkel einen Gruß zu und verließ das Gasthaus. Er ging noch einmal hinüber zum Friedhof und wenig später stand er vor den frischen Grabhügeln seiner Eltern. Er konnte es nicht verhindern, dass sich seine graublauen Augen mit Tränen füllten. Blind starrte Moritz auf die Kränze und die frischen Blumen.

»Warum habt ihr mich schon so früh verlassen müssen?«, schluchzte er, und tiefste Verzweiflung lag in diesen Worten.

Ja, er war verzweifelt, weil er spürte, dass er einer sehr schweren Zeit entgegenging. Der Onkel würde seine Drohung wahrmachen und versuchen, die Macht auf dem Hof in seine Hände zu bekommen.

***

Es stellte sich schnell heraus, dass der Moritz mit seinen Befürchtungen recht gehabt hatte. Der Onkel machte ihm überall das Leben schwer, und die Dienstboten wussten kaum, auf welche Seite sie sich stellen sollten. Also hörten sie sowohl auf Moritz als auch auf den Onkel Karl.

Moritz war todunglücklich. Ihn freute keine Arbeit mehr, nichts! Am liebsten hätte er seine Sachen gepackt und wäre verschwunden. Aber wohin hätte er gehen sollen? Nahe Verwandte gab es keine mehr, und außer der Landwirtschaft hatte er nichts gelernt.

Moritz war in einer scheußlichen Situation, und der Onkel hetzte offen und versteckt gegen ihn. Ordnete Moritz irgendetwas an, was getan werden sollte, traf Karl Mahnbach sofort andere Weisungen.

Moritz war nur glücklich, wenn er irgendwo allein arbeiten konnte und nicht dauernd das Genörgel seines Onkels hören musste, der nichts gelten ließ, was Moritz tat oder haben wollte.

Es war daher kein Wunder, dass Moritz jede Gelegenheit wahrnahm, um vom Mahnbach-Hof zu verschwinden. Dann streifte der Jungbauer oft stundenlang durch die Wälder, oder er stieg in die Berge, für die er in diesen Tagen seine große Liebe entdeckte. Dort konnte er seinen Gedanken nachhängen, und dort hatte er seine Ruhe. Außerdem schauten alle Probleme, wenn man sie vom Gipfel eines Berges betrachtete, unbedeutend und geringfügig aus.

Moritz war kein guter oder gar trainierter Bergsteiger. Er hatte halt wie alle Bewohner der Gebirgsorte eine gewisse Begabung mitbekommen, sich am Berg einigermaßen sicher zu bewegen.

Je einsamer es war, desto lieber war es dem Moritz. Daheim wurde es von Tag zu Tag unerträglicher, weil der Onkel Karl immer dreister hervorkehrte, dass der eigentliche Herr auf dem Mahnbach-Hof er – der Onkel Karl – sei. Und Moritz hatte diesen Hetzereien und Intrigen nichts entgegenzusetzen.

Er war den Gemeinheiten des Onkels einfach nicht gewachsen. Als es ihm einmal zu dumm wurde, setzte er sich ins Auto und fuhr in die Stadt, wo er den Notar um Rat fragen wollte.

Was er dort zu hören bekam, war nicht gerade ermutigend: Ja, das Wohnrecht auf Lebenszeit gab dem Hoferben keine Möglichkeit, den Onkel vom Hof zu vertreiben.

»Dann kann er also praktisch gegen mich hetzen und mich vor allen Leuten unmöglich machen, und ich kann nichts dagegen tun?«, fragte Moritz den Notar verzagt.

Der Notar, dem Moritz recht sympathisch war, wollte ihm helfen.

»Nein, ganz so ist es nicht, Herr Mahnbach. Das Wohnrecht erlischt nämlich, wenn ein Zusammenleben mit dem Begünstigten dem Besitzer nicht mehr zugemutet werden kann.«

Moritz horchte auf.

»Und wann ist ein Zusammenleben nicht mehr zumutbar?«, wollte er wissen.

Der Notar überlegte. »Streitereien, wie sie auf jedem Hof vorkommen, reichen als Grund natürlich nicht aus, nein, da müssen schon sehr triftige Anschuldigen vorliegen. Ein Grund sind Schlägereien, schwere Verleumdungen und auch unterlassene Hilfeleistung.«

»Was ist darunter zu verstehen?«, erkundigte sich Moritz sofort.

»Zum Beispiel, wenn Sie durch ein Vieh oder einen Menschen bedroht werden würden, und Ihr Onkel würde Ihnen nicht zur Hilfe eilen, dann könnte man davon ausgehen, dass Ihnen ein Zusammenleben unter einem Dach nicht mehr zugemutet werden kann.«

»Onkel Karl wird sich hüten«, seufzte Moritz, und mit einem unguten Gefühl fuhr er nach Rettenstein und auf seinen Hof zurück.

Gerade angekommen gab es schon wieder Krach.

***

»Wenn du das nächste Mal in die Stadt fährst, dann sag mir gefälligst vorher Bescheid. Schließlich muss ich doch wissen, wo du steckst«, polterte Karl Mahnbach.

»Warum?«, fragte Moritz schlicht.

Onkel Karl geriet ins Stottern, darum ließ er den Neffen einfach stehen und ging in seine Kammer, um sich an diesem Tag nicht mehr blicken zu lassen.

Mit dem Großknecht Bertl besprach Moritz die anfallenden Arbeiten. Der verstorbene Bauer hatte zu seinen Lebzeiten alle nur denkbaren Maschinen angeschafft, die die Arbeit auf dem großen Anwesen erleichtern sollten. So war es möglich, dass die anfallenden Arbeiten auch nur von zwei Mann, dem Bertl und dem Jungknecht Gustl, bewältigt werden konnten.

Die Ernte war bereits eingebracht, nun stand den Leuten auf dem Mahnbach-Hof eine ruhigere Zeit bevor.

Bertl, der Großknecht, verhielt sich dabei streng neutral. Er hörte auf Moritz ebenso wie auf Karl Mahnbach, ohne sich in die Probleme der beiden einzumischen.

Liesl, die Altmagd und Hauserin in einer Person war, stand eindeutig auf der Seite von Moritz. Sie hatte den Onkel Karl nie gemocht, seit er sie, allerdings vor Jahrzehnten, sitzen gelassen hatte, nachdem er über ein Jahr lang mit ihr gegangen war und ihr sogar die Ehe versprochen hatte. Im letzten Augenblick hatte Karl einen Rückzieher gemacht.

Zenzi, die Jungmagd, hatte noch keine eigene Meinung. Sie hielt sich aus den Streitereien auf dem Hof möglichst heraus, stand aber insgeheim auf der Seite ihrer unmittelbaren Vorgesetzten, der Hauserin Liesl.

Gustl, der Jungknecht hingegen, stand ganz offensichtlich auf der Seite von Moritz, und das wussten auch alle auf dem Hof. Moritz war darüber erfreut, fürchtete aber gleichzeitig, dass sich der Onkel an dem Jungknecht einmal fürchterlich rächen würde.

»Was wirst du denn heute tun?«, fragte Bertl den Jungbauern, als sie die Arbeitseinteilung durchgesprochen hatten.

»Ich weiß es noch nicht genau, Bertl. Der Tag ist so schön, dass ich gern einen Ausflug machen würde, um auf andere Gedanken zu kommen. Mit der Arbeit wirst du ja mit deinen Leuten leicht fertig, oder nicht?«

»Aber ja, Bauer! Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Geh nur, und vergiss den Ärger, der ständiger Gast auf deinem Hof geworden ist.«