Aus dem Leid ins Licht - Gudrun Anders - E-Book

Aus dem Leid ins Licht E-Book

Gudrun Anders

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Beschreibung

Der Werbegrafiker Berthold Langbehn hat schwere Krisenzeiten hinter sich. In einem Traum wird ihm mitgeteilt, dass er "Leid" unter die Menschen bringen soll, dann würde es allen besser gehen. Er ist völlig verwirrt und macht sich auf die Suche nach dem Sinn dieses Traumes. Dabei begegnet er plötzlich immer mehr Menschen, die sich für verschiedene Bereiche von Esoterik und Spiritualität interessieren. So macht er unter anderem die Bekanntschaft mit Tarot und Meditation, Feuerlauf und Rebirthing. Ein Wandlungsprozess setzt ein und langsam geht es ihm besser. Die Meditationslehrerin Gina, in die er sich verliebt, hilft ihm bei den Erkenntnisprozessen entscheidend und er entdeckt, dass "Leid" etwas völlig anderes ist, als bislang vermutet. Glücklich sein und das Leben lebenswerter machen – damit befassen sich heute sehr viele Menschen. Gerade in unserem Informationszeitalter ist die Suche nach dem Sinn des eigenen Seins für viele Menschen zu einer sehr zentralen Frage geworden. Gudrun Anders hat sich lange mit Esoterik und Spiritualität beschäftigt und ist eine erfahrene spirituelle Beraterin. Sie möchte Ihnen mit dieser Erzählung einige Anregungen aus realen und teils biografischen Erlebnissen und Erfahrungen vermitteln.

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Seitenzahl: 179

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Gudrun Anders

Aus dem Leid ins Licht

Eine spirituelle Reise in das Zentrum des Lichts

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Impressum

Liebe Leser!

Die Geschichte von Berti Langbehn

Und gehe meinen Weg

Über die Autorin

Impressum neobooks

Impressum

© Alle Rechte und Copyrights bei der Autorin.

Nachdruck - auch auszugsweise - nicht gestattet.

Überarbeitete Neuauflage Oktober 2012.

Coverbild: Fotolia © Durluby

Herausgeber:

Gudrun Anders

Ferberberg 11

52070 Aachen

Telefon 0241 - 70 14 721

www.gudrun-anders.de

An alle Menschen,

Liebe Leser!

Das vorliegende Büchlein war eines der ersten etwas umfangreicheren Dinge, die ich je zusammenhängend geschrieben habe.

Es war Mitte der 90er Jahre, als es zwei Wochen in meinem Leben gab, da ich jeden Abend an meinem – damals noch sehr langsamen – Computer saß und eifrig in die Tasten haute. Ein innerer Drang wollte befreit werden und viele der Erfahrungen aus den Jahren zuvor irgendwie noch einmal verarbeiten, um ein neues Gedankengut fest in meinem Inneren zu verankern.

Ich hatte ereignisreiche Jahre hinter mir. Keine 10 Jahre zuvor hatte ich die fixe Idee in meinem Kopf wahrgenommen, meinem Leben ein Ende zu bereiten. Dann traten auf wundersame Weise selbst geschriebene Märchen in mein Leben und legten den Grundstein für die Veränderung meines ganzen Daseins.

Ich lernte alternative Heilmethoden kennen, bioenergetische Verfahren und auch Tarotkarten, um nur einige zu nennen. Alle diese Dinge veränderten mein Weltbild derart, dass ich mehrfach innerhalb weniger Jahre meinen gesamten Freundeskreis wechselte, weil viele Menschen mit meinen neuen Gedanken einfach nichts anzufangen wussten.

Nun, ich bin der neuen Lebenseinstellung treu geblieben und war, was nicht immer einfach war, stets ein Vorreiter von neuen Ansichten und Lebenseinstellungen. Und dieser Prozess, den ich durchgemacht habe, findet bei vielen Menschen noch immer und immer wieder statt. Es ist der Prozess des „sich-bewusst-Werdens“. Es ist ein Heraustreten aus alten Mustern, eine Werteverschiebung, ein Umdenken in vielerlei Hinsicht.

So wollte ich eigentlich nach so vielen Jahren, wo dieses Büchlein auf dem Markt erhältlich war, es endlich vom Markt nehmen, weil ich dachte, dass es nicht mehr gebraucht würde. Als ich das einer Freundin erzählte, meinte sie: „Spinnst du? Nur weil du weiter gekommen bist, heißt es doch nicht, dass der andere Teil der Menschheit deine Hilfe nicht mehr braucht …“

Sie lesen hier also von meinen Erfahrungen beim Verändern meiner Lebenseinstellung. Erlebnisse, die so oder ähnlich mir oder meinen Freunden wiederfahren sind und zu einer Reife und Gewissheit führen, die Wissen und Bildung niemals werden geben können: Die Erkenntnis, wer wir wirklich sind.

Wenn Sie auf der Suche nach Sinn sind oder nach sich selbst, danach sind, dann ist dieses Buch richtig für Sie. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre

Gudrun Anders Oktober 2012

Die Geschichte von Berti Langbehn

Verschlafen und ziemlich müde rieb er sich die Augen, war noch gar nicht ganz bei Bewusstsein. Erinnerungen an seinen Traum huschten durch sein Hirn, verursachten Verwirrung und eine depressive Stimmung.

Die Augen noch immer geschlossen, versuchte er, sich an Einzelheiten zu erinnern. „Leid“ hatte er im Kopf. Immer und immer wieder nur dieses eine Wort. „Leid“. Was mochte es bedeuten?

Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er auf einer großen Blumenwiese stand. Ringsherum blühten die schönsten Blumen, das Gras roch frisch und in weiter Ferne waren die Gipfel von schneebedeckten Bergen zu sehen. Eigentlich war es eine wunderschöne Stimmung, wenn da nicht immer wieder diese Worte gewesen wären, die scheinbar aus dem Nirgendwo kamen und auch wieder dorthin verschwanden.

„Du musst Leid auf die Erde bringen. Leid, verstehst du? Bringe es zu den Menschen und es wird euch allen besser gehen!“ Nein, er verstand nicht. Was für ein Widerspruch! Leid sollte er bringen und es würde allen besser gehen! Gab es nicht schon genug Leid auf der Welt? Hatte er selbst nicht genug mit Leid zu kämpfen? Er drehte sich auf die andere Seite, versuchte, nicht mehr darüber nach zu grübeln und hoffte, noch ein wenig Schlaf finden zu können. Morgen war wieder ein harter Arbeitstag und er brauchte seinen Schlaf, um wieder fit zu sein. Leid brummelte es wieder in seinem Kopf. Leid, Leid, Leid.

Das darf doch wohl nicht wahr sein, dachte er und bemühte sich weiter verzweifelt, seine Gedanken zu sortieren, was ihm nicht so recht gelang, denn das Wörtchen Leid zermarterte sein Hirn, drang in ihn hinein wie eine dieser blöden Spritzen, die er täglich injizieren musste, seit er diese verdammte Krankheit hatte. Leid. Er stand auf, machte sich eine warme Schokolade und rauchte in der Küche eine Zigarette. Diese Qualmerei trägt auch nicht gerade dazu bei, mein eigenes Leiden zu schmälern, dachte er bei sich und schaute sich missmutig die Zigarette an, deren Glut im Halbdunkel ein wenig gespenstisch wirkte.

Er ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht in der Lage war, seine Gedanken und Empfindungen zu beherrschen. Er ärgerte sich über die schlaflose Nacht und darüber, dass er zu dieser späten Stunde qualmend und frierend in der Küche saß anstatt in seinem wohlig-warmen Bett zu liegen und zu schlafen. Er ärgerte sich über sein Leben an sich und das ihm im Moment scheinbar alles, aber auch wirklich alles, zu misslingen schien. Nach einer Weile legte er sich wieder hin, wälzte sich hin und her und verfiel in einen unruhigen Schlaf, aus dem der Wecker ihn am nächsten Morgen ziemlich unsanft herausriss.

Er fühlte sich wie erschlagen, sein Kopf schmerzte und die Glieder waren schwer wie Blei. Mühsam und recht schwerfällig reckte er sich, um ein wenig mehr Leben in seinen Körper zu bringen, was an diesem Morgen offensichtlich ein mühseliges Unterfangen für ihn war. Fetzen von seinem letzten Traum wehten wie kleine Wölkchen durch seine Gedanken und waren in Windeseile wieder verschwunden. Und dann war es wieder da, dieses verhasste Wort der letzten Nacht: „Leid“.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken und schlagartig war er putzmunter. Verdammt und zugenäht. Ist mein Gehirn ein Computer, der in einem Programm jetzt eine Endlos-Schlaufe dreht. „Wie stelle ich dieses Ding in meinem Kopf wieder ab?“, dachte er voller Angst, die Kontrolle über sich, seine Gedanken und sein Leben zu verlieren.

Hastig ging er unter die Dusche, ließ das heiße Wasser über seinen Körper gleiten und spürte, wie etwas Kraft in ihn zurückkehrte und damit der Müdigkeit ein wenig den Garaus machte. Die schlechte Laune und die Angst aber blieben und sie legte sich wie ein eiserner Gürtel um seine Brust und hinderte ihn, frei zu atmen. Er dachte an seine Ex-Frau, die ihn vor etwas mehr als einem Jahr verlassen hatte und jetzt in einer anderen Stadt mit so einem dahergelaufenen Typen lebte, von dem sie selbst behauptete, dass es die große Liebe Ihres Lebens sei. Hatte sie ihn nicht geliebt?

Zum Teufel, dachte er. Ich will nicht mehr daran denken, will sie ein für alle Male aus meinem Gedächtnis streichen. Will mich nicht erinnern. Nicht an die guten Zeiten und schon gar nicht an die schlechten. Wenn das nur so einfach wäre, dachte er weiter. Immerhin habe auch ich sie geliebt - und liebe sie vielleicht noch immer, auch, wenn ich es ihr nie zeigen konnte und wahrscheinlich auch viel zu wenig gesagt habe.

Ein schlechtes Gewissen stellte sich bei ihm ein und das Gefühl, an dem Scheitern der Beziehung schuld zu sein. Er versuchte, die trüben Gedanken zu verscheuchen und sich auf den kommenden Tag zu konzentrieren, was ihm heute sehr schwer fiel. Er drehte das heiße Wasser ab und dafür ruckartig das kalte an. Ein Schrei entfuhr seiner Kehle, als das eiskalte Nass seinen Körper berührte. Schnell drehte er den Wasserhahn wieder zu und merkte, wie seine Haut prickelte und das Blut pulsierend durch seine Adern schoss.

Prustend kletterte er aus der Dusche heraus. Ein wenig härter als sonst rubbelte er seinen Körper trocken, rasierte sich anschließend, wobei er sich zwei Mal ins eigene Fleisch schnitt und fühlte sich dennoch langsam etwas wohler in seiner eigenen Haut.

Er kochte sich einen starken Kaffee, der seinen immer noch müden Magen zu beleben schien und zusammen mit seiner Morgenzigarette studierte er die Tageszeitung. Bürgerkrieg irgendwo in der Welt, ein Erdbeben forderte unzählige Menschenleben, eine Kindesentführung, ein Banküberfall ganz in der Nähe. Schlimm ist das, dachte er.

Ich möchte doch wissen, wann es endlich einmal eine Zeitung gibt, in der nur positive Dinge berichtet werden, damit man nicht jeden Tag schon schlecht gelaunt beginnt, ehe man auch nur einen Schritt vor die Haustür gesetzt hat. Aber, so dachte er weiter, die Menschen scheinen ja geradezu geil auf die letzten Misserfolge, Kriege und Schlechtigkeiten anderer zu sein, ziehen sich lieber all die Negativität rein, anstatt mal ein positives Wort über andere zu sagen.

Ich werde die Welt nicht ändern können, dachte er etwas resigniert. Was soll ein kleiner Normalsterblicher wie ich schon ausrichten gegen die Übermacht von Wirtschaftsbossen und Politikern? Die würden mich ja nicht einmal anhören, geschweige denn etwas unternehmen. Wenn überhaupt könnte ich doch nur in meinem kleinen, sehr beschränkten Umfeld etwas ändern. Wie aber könnte ich das anfangen, wenn ich es noch nicht einmal schaffe, mich zu verändern und vor meinem eigenen Leben schon anfange zu resignieren.

'Streik in der Papierfabrik' las er eine andere Überschrift. Das ist doch zu blöd, dachte er. Was soll ein Streik bewirken? Da wird doch nur böses Blut gemacht. Die Arbeitgeber werden mürrisch, weil die Arbeitnehmer Kosten und Lieferverzögerungen verursachen, was letztlich sowieso auf sie selbst zurückfällt und erreicht wird letztlich doch nichts.

Gut, überlegte er weiter, sie bekommen ihre Gehaltserhöhung und vielleicht wird die wöchentliche Arbeitszeit um eine Stunde reduziert. Aber was bringt es? Dafür verteuert sich das Papier und letztlich sind es die Arbeitnehmer, die dafür bezahlen müssen. Irgendwie kann es das nicht das richtige sein, dachte er. Es musste doch einen anderen Weg zur Zufriedenheit geben. Machte wirklich eine Gehaltserhöhung glücklicher?

Das Glück war doch nur von kurzer Dauer. Einige kurze Momente, wo ein paar Mark mehr auf den Gehaltszettel standen, falls die Steuer nicht schon den größten Teil schluckte - gut, aber die paar Märker sind dann am nächsten Tag doch wieder vergessen. „Was könnte mich wirklich glücklich und zufrieden machen?“, dachte er. Was? Ein riesiges Vermögen? Ein supertolles Auto? Eine Frau, ein Kind, Familie? Nein, nicht wirklich. Aber was sonst?

Er hörte auf die Überschriften zu lesen, blätterte nur missgestimmt die Zeitung weiter durch und suchte nach den Witzen, in der Hoffnung, dass da endlich einmal ein halbwegs guter zu finden war, der ihn für einen Augenblick seine eigenen Sorgen vergessen ließ. Plötzlich schienen seine Augen an einer Überschrift kleben zu bleiben. Er drückte sie fest zu, öffnete sie wieder, aber die Überschrift blieb die gleiche:

Die Menschheit leidet still vor sich hin!

Wie eine Umfrage des Berliner Marktforschungsinstitutes ergab, nimmt die Zufriedenheit der Bevölkerung rapide ab! Nur rund 38 % der Bevölkerung ....

Wütend klappte er die Zeitung zu und beförderte sie geradewegs in den Mülleimer. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es Zeit war zu gehen und so machte er sich eilig auf den Weg. Es war kalt draußen. Die Scheiben seines Autos waren mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Typisch, dachte er. Sogar das Wetter muss sich meiner Stimmung anpassen. Und mit ärgerlichen Bewegungen kratzte er die dünne Eisschicht fort. Am liebsten würde ich das mit der Eisschicht der Menschen genauso machen, dachte er bei sich. Aber vielleicht sollte ich dann meine zuerst beseitigen. Nur: Wie mache ich das?

Fröstelnd stieg er in den Wagen und fädelte sich in den Verkehr ein. Es ging nur langsam voran, die Menschen trauten sich nicht, mehr Gas zu geben. Er schaltete das Radio ein. „Der Verkehrsfunk: Auf allen Straßen unseres Sendegebietes kommt es durch die nächtlichen Temperatur-schwankungen zu erheblichen Behinderungen. Bitte fahren sie vorsichtig oder steigen sie auf öffentliche Verkehrsmittel um. Piep.“

Irgendwie ist es merkwürdig auf der Welt, dachte er. Das wir Menschen so abhängig vom Wetter sind. Schlechtes Wetter, schlechte Stimmung. Gutes Wetter, gute Stimmung. Ich würde auch lieber in Spanien am Strand liegen, sinnierte er, mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, die nackten Schönheiten bewundern und das ganze Leid hier vergessen.

Er schreckte von seinen eigenen Gedanken auf. Da war es wieder, dieses magische Wort, das ihn in seinen Bann gezogen hatte. Leid. Es ist zum Kotzen, dachte er. Was hat das bloß alles mit mir zu tun? Endlich war er an dem großen Bürohaus, in dem er als Werbegraphiker arbeitete, angelangt. Er parkte seinen Wagen und stürmte in das riesige Gebäude. Der Aufzug fuhr ihm direkt vor der Nase weg und so hetzte er die drei Treppen zu Fuß hoch. Mit wehendem Mantel stürmte er in das Büro und lief geradewegs seinem ständig missgelaunten Chef in die Arme.

„Sie sind spät dran, Herr Langbehn!“, sagte der etwas dickliche Herr mit einem Blick auf seine Taschenuhr. „Bitte kommen Sie nachher in mein Büro, ich habe mit Ihnen ein ernstes Wörtchen zu reden.“

Was für ein Montag, dachte er, hängte seinen Mantel auf den Kleiderhaken, grüßte Felicitas, die Sekretärin, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nur sehr knapp und setzte sich an seinen Schreibtisch, der von unbearbeiteten Papieren fast überquoll.

Sekunden später klopfte es an seiner Bürotür und Felicitas steckte ihren Wuschelkopf zur Tür herein. „Hast du einen Augenblick Zeit?“, fragte sie. „Wenn es sein muss. Ich hab' unheimlich viel zu tun, “ entgegnete Berti missgestimmt, weil er absolut keine Lust auf einen morgendlichen Smalltalk hatte.

Felicitas kam herein und schloss die Tür hinter sich. „Berti, ich beobachte dich schon seit geraumer Zeit. Und ich mache mir echte Sorgen!“, sagte sie, während sie näher trat. „Du wirst immer launischer und von deinem Humor scheint auch nicht mehr viel übrig zu sein. Was ist los mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen? Sollen wir mal reden?“, fragte sie während sie an seinen Schreibtisch kam.

„Ach was. Wie könntest du mir helfen? Lass' mich einfach in Ruhe. Das wird sich schon wieder geben. War doch immer so. Zeit heilt alle Wunden. Ich brauche etwas Zeit, dann vergeht das alles von selbst, “ murmelte Berti, während er seine Akten von einer Seite auf die andere Seite des Schreibtischs stapelte.

„Und du brauchst dir auch keine Sorgen um mich zu machen“, fuhr er fort, als er ihrem kritischen, prüfenden Blick begegnete. „Keine Angst, ich bin weiß Gott nicht Selbstmord gefährdet.“

„Darum geht es nicht, Berti. Und was du sagst, kann ja alles sein, “ sagte Felicitas, noch immer freundlich. „Aber vielleicht kann ich dir etwas auf die Sprünge helfen, damit du wieder zu dir kommst.“

„Wie willst du das denn machen? Soll ich etwa auf deinen Rat hin zum Psychiater gehen, oder was?“, pflaumte Berti sie an.

„Nein, bestimmt nicht. Aber ich könnte dir ja mal die Karten legen. Einfach nur so. Vielleicht gibt es dir ja eine Anregung, “ meinte Felicitas und griff dabei in ihre Handtasche, die sie über die Schulter gehängt hatte.

„Spökenkiekerkram!“, brauste Berti auf. „Humbug! Als wenn so ein paar simple Karten meine Probleme lösen könnten!“, rief Berti entrüstet.

„Lösen vielleicht nicht, aber einen neuen Blickwinkel aufzeigen“, sagte Felicitas, während sie sich ihm gegenüber setzte und die Karten aus einem kleinen, bunten Päckchen herausnahm.

„Ich will das nicht. Ich will nicht, dass du mir irgendwas einredest oder mir erzählst, das ich nächste Woche sterben werde oder das ich bald eine riesige Erbschaft machen werde oder sonst irgendwas Blödes!“, wehrte sich Berti verzweifelt.

„Das ist doch Quatsch, Berti. Und das weißt du auch. Ich bin keine Jahrmarktswahrsagerin und auch keine Zigeunerin, die aus der Hand liest oder so etwas. Ich beschäftige mich schon seit zwei Jahren sehr intensiv mit den Tarotkarten und sie haben mir schon viele hilfreiche Hinweise geben können. Lass' es uns probieren, ja?“, und fing an, die kleinen Karten zu mischen, während sie noch redete.

„Wenn es sein muss. Ich werde' dich ja doch nicht wieder los. Aber erzähl' mir keinen Scheiß!“, brummte er.

„Dafür müsstest du mich eigentlich besser kennen!“, entgegnete Felicitas und legte mehrere Karten in einem bestimmten System vor ihn auf den Schreibtisch.

Berti fragte sich im Stillen, worauf er sich da nun wieder eingelassen hatte und betrachte - teils neugierig, teils skeptisch - die bunten Bildchen, die nun vor ihm lagen. „Na, da bin ich ja mal gespannt...“, brummte er, aber eigentlich mehr zu sich selbst.

Felicitas überlegte einen Augenblick, atmete einmal tief durch und sagte dann zu Berti: „Nun, eigentlich hast du es gut, stehst auf einer soliden Basis. Aber dir reicht das nicht mehr ganz. Du bist etwas einsam, suchst einen Ausweg.“

„Das ist ja glorreich. Das siehst du aus den Karten, raus, ja? Ich glaube einfach, du kennst mich zu gut und willst mich hier indirekt beeinflussen“, unterbrach Berti sie.

Felicitas schaute in nur ruhig an und entgegnete: „Ich bin noch nicht fertig, Berti. Bitte, lass mich weitermachen. Es sieht ganz interessant aus bei dir.“

„Hm, na, mach' schon“, grummelte er und verzog seine Lippen zu einer Grimasse.

„Deine ganze Situation der inneren Zerrissenheit kommt daher, dass du dich vor nicht allzu langer Zeit auf den Weg gemacht hast, etwas Neues zu erkunden. Ich meine damit nicht den äußeren Weg oder eine Reise - sondern einen inneren Prozess, der in Gang gekommen ist und jetzt noch immer wirkt. Etwas in dir hat sich zu einem neuen Ufer aufgemacht.“

„Hervorragend, ganz hervorragend“, sagte Berti sarkastisch. „Und wo führt die Reise hin? Kannst du mir das auch sagen?“

„Moment, Moment, nicht so schnell, Berti. Also, ich sehe, dass du dich aufgemacht hast, etwas neues zu entdecken und ich sehe auch, dass du eine ganze Menge Energie hast, dieses Ziel weiter zu verfolgen,“ sagte Felicitas, während sie auf die quer liegende Karte in der Mitte des Bildes zeigte, unter der 'König der Stäbe' stand.

„Vielleicht kämpfst du im Moment noch etwas mit deinem Stolz, weil du nicht die Kontrolle über die Situation hast und nicht weißt, wo das alles hinführt.“

„Aha“, bemerkte Berti im leicht sarkastischen Tonfall, zog die Augenbrauen hoch und sah sie erwartungsvoll an.

Felicitas ließ sich von seinen Mätzchen nicht beirren und sprach weiter: „Ich sehe weiterhin, dass du möglicherweise das Gefühl hast, dir zu viel aufgeladen zu haben.“ Sie tippte mit dem Zeigefinger auf die oberste Karte und sagte: „Du hast an all dem eine Menge zu buckeln. Aber du weißt auch, dass das alles einmal Früchte tragen wird, auch, wenn du im Moment vielleicht noch nicht daran glaubst, denn aus deinem Unbewussten kommen Zweifel. Dein Verstand geht auf Abwehr, lässt nichts an dich ‘ran und deine Gefühle, die dir den richtigen Weg zeigen könnten, beachtest du zu wenig.“

„Ist ja wahnsinnig spannend“, meinte Berti ironisch. „Meinst du nicht, dass das vielen Menschen so geht?“

„Kann schon sein“, entgegnete Felicitas prompt, „aber hier geht es im Moment in erster Linie um dich.“

„Na schön, kann ich jetzt weiter arbeiten?“

„Nein,“ bestimmte Felicitas. „Ich habe dir noch etwas mehr zu sagen. Die Sache ist nämlich die, “ fuhr sie fort, während sie mit dem Zeigefinger auf die dritte Karte in der Reihe zeigte, „das du nicht bereit bist, Hilfe und Unterstützung von anderen Menschen anzunehmen. Du meinst, genug zu haben oder genug zu wissen, um es allein bemeistern zu können, aber vielleicht solltest du es einmal überdenken, denn Unterstützung kann für dich im Moment recht hilfreich sein.“

„Du bist ja gerade dabei“, maulte Berti und Felicitas antwortete schlagfertig: „Dann nimm doch an, was ich dir sage!“ Sie erntete aber nur einen bösen Blick von Berti.

„Du weißt genau, Berti, das es an der Zeit ist, deine inneren Fesseln zu sprengen, dich endlich zu befreien“, fuhr sie fort und zeigte auf eine der unteren Karten, die mit 'Der Teufel' tituliert war.

„Aber deine Angst vor der neuen Situation ist noch sehr groß, du magst dem Teufel, der auch in dir wohnt, noch nicht begegnen. Aber gleichzeitig weißt du, dass du deinen Ängsten begegnen musst, wenn du deine Reise zu einem neuen Ufer, einer neuen Lebenseinstellung oder einem neuen Lebensgefühl womöglich, weiter folgen willst.“

Bertis Gedanken fuhren in seinem Kopf Kreisverkehr, denn er spürte, dass an ihren Worten etwas Wahres dran war, wenn er es auch in diesem Moment zu keinem Preis der Welt hätte zugeben können. Und so sagte er lieber nichts. Ein Teil in ihm aber dachte weiter über ihre Worte nach, während der andere, etwas neugieriger als zuvor, weiter zuhörte.

„In deinem Umfeld bist du im Moment aufgefordert, Harmonie zu schaffen. Aber du musst lernen, auf deine Gefühle zu achten. Und wenn ich einmal eine vorsichtige Prognose wagen darf, so möchte ich vermuten, dass du dich entweder verliebt hast oder es vielleicht in Kürze tun wirst.“

„Ich dachte, du bist keine Jahrmarktswahrsagerin“, sagte Berti in der Hoffnung, das ganze Gerede jetzt als Quatsch hinstellen zu können, damit er sich nicht weiter damit auseinandersetzen musste. „Wie kannst du dann solche Aussagen machen?“

„Ich weiß nicht genau, Berti. Es ist einfach Intuition, ein Gefühl, es dir sagen zu müssen und deshalb sage ich dir einfach, was mir gerade beim Lesen der Karten in den Sinn kommt.“

Sie nahm die vorletzte der Karten in die Hand und hielt sie ihm unter die Nase. „Dein Problem ist eigentlich, dass du viel zu sehr zweifelst. Du bekommst deinen Verstand und deine Gefühle im Moment nicht unter einen Hut. Einerseits möchtest du viel erreichen und auf der anderen Seite weißt du eben, das es so wie bisher auf keinen Fall weitergehen kann.“

„Damit hast du Recht, aber brauchtest du dafür wirklich die Tarotkarten?“ fragte Berti, der sich nun doch etwas ertappt fühlte.