Mister Miracle - Der fantastische Lebensberater - Gudrun Anders - E-Book

Mister Miracle - Der fantastische Lebensberater E-Book

Gudrun Anders

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Beschreibung

Hast du dir auch schon einmal einen Berater an deiner Seite gewünscht, der jeden Tag rund um die Uhr für dich da ist? Den du immer fragen kannst und der dich bei allen anstehenden Entscheidungen wohlwollend unterstützt? Der immer einen Rat weiß und 100% ehrlich zu dir ist – und das dann auch noch vollkommen kostenlos? Zu viel des Guten? Nein! Diesen fantastischen Lebensberater gibt es tatsächlich! Und er wohnt gar nicht weit weg, denn er lebt in deinem Inneren und hilft dir jederzeit, anstehende Fragen und Probleme zu klären. Ob du unzufrieden oder unglücklich bist, deinen Weg nicht findest oder dich mit jemandem gestritten hast – dein innerer Berater gibt dir garantiert Auskunft! Mein innerer Berater heißt Mister Miracle und er ist gütig, aufrichtig und immer wohlwollend. Er ist für mich da, wenn Herz und Bauch mal nicht einer Meinung sind und eine Lösung her muss, um wieder glücklich zu sein. Einige dieser Geschichten von Mister Miracle, habe ich in diesem Buch für dich niedergeschrieben, damit sie dir Impulse für dein Leben geben. Lass dich von Mister Miracle in das Land deiner Phantasie, wo Wunder und wunderbare Lösungen möglich sind, mitnehmen. Er zeigt dir den Ort, an dem dein wahres Wesen Zuhause ist. Denn der beste Lebensberater liegt in uns selbst verborgen und wartet nur darauf entdeckt zu werden.

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Gudrun Anders

Mister Miracle - Der fantastische Lebensberater

Märchenhafte Lebenshilfe für Erwachsene

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Der See ist der See

Mister Miracle schlichtet einen Streit

Alfons, der Märchenerzähler

Der Duft der Veilchen

Ruvena und die Geld- und Gewichtsprobleme

Ein Haus für die Natur

Die falsche Prinzessin

Der Mann in der Fallgrube

Der Rat des Turban-Mannes

Pegasus und die Goldkette

Hallo ist kein leichtes Wort

Der Gnom sucht seinen Weg

Wie man den eigenen Mister Miracle findet

Life is a story – Storytelling

Autoren-Vita

Märchen helfen heilen

Legenden am Lagerfeuer

101 Diamanten

Impressum neobooks

Vorwort

Mister Miracle

Der fantastische Lebensberater

Märchenhafte Lebenshilfe für Erwachsene

Gudrun Anders

Motibooks

Komm mit mir ins Abenteuerland …

Auf deine eigene Reise …

Der Eintritt kostet den Verstand …

Und tu's auf deine Weise …

Deine Phantasie schenkt dir ein Land …

Das Abenteuerland …

aus dem Songtext „Abenteuerland" der Gruppe PUR

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ich danke Ihnen, dass Sie zu diesem Buch gegriffen haben und sich damit auf den Weg in das wunderbarste Land der Welt machen – ihr innerstes Paradies, ihr eigenes Abenteuerland.

Wenn Sie diese Märchen lesen, hoffe ich, dass ein Teil in Ihnen angerührt wird, den Sie vielleicht schon eine Weile nicht oder zu wenig beachtet haben.

Unsere heutige, sehr schnelllebige Welt ist oft nicht dazu geeignet, noch innezuhalten, nach innen zu schauen. Äußere Faktoren drängen und hetzen uns immer mehr und mehr leisten und tun zu müssen. Uns wird immer mehr abverlangt, wir müssen immer mehr in immer kürzerer Zeit lernen und zustande bringen, um am Ball zu bleiben und weiterhin mithalten zu können.

Unser wahres Wesen jammert, das kleine Kind, das in jedem von uns noch latent vorhanden ist, kommt zu kurz. Spaß und Freude treten zugunsten von Erfolg, Geld und Macht sehr, sehr oft zurück. Dabei kommt unser wahres Sein zu kurz.

Ich glaube, dass wir alle eigentlich – oder zumindest die meisten von uns – kein „mehr-mehr-mehr“ haben wollen. Viele merken das aber erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wenn ein geliebter Mensch urplötzlich aus unserem Leben verschwindet, wenn wir einen Unfall haben oder ernstlich krank geworden sind.

Ich finde, wir müssen viel, viel eher anfangen, unser Leben wieder zu entschleunigen und auf uns selbst zu hören. Uns die Frage stellen: „Was wollen wir eigentlich wirklich in unserem Leben?“

Und vielleicht sollten wir uns auch fragen, ob wir weiterhin dem Massenglauben blind hinterherlaufen wollen oder ob wir dazu beitragen wollen, diese Welt für uns und alle jetzigen und zukünftigen Bewohner dieses Planeten verbessern und erhalten wollen, so dass das Leben hier auch noch zu einem späteren Zeitpunkt lebenswert ist.

Wenn ich mit Freunden zusammen sitze und mir ihre Geschichten aus Arbeit, Leben und Familie anhöre, dann möchte ich mir manchmal die Ohren zuhalten, denn die Alltagsgeschichten sind kaum noch erträglich. Oberdreiste Kinder, flegelhafte Jugendliche, Erwachsene mit erheblichen Defiziten, Sorgen, Ängsten und Nöten. Von der Zunahme von Umweltkatastrophen und schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situationen einmal ganz abgesehen.

Wir sollten uns wieder Ruhe und Entspannung gönnen, wir sollten die Natur genießen und nicht Raubbau betreiben. Wir sollten unsere Sinne schärfen, den Geist schulen und vor allem das Leben mehr genießen können – mit mehr Freizeit, Spaß und Miteinander.

Manchmal sind dafür nur Kleinigkeiten nötig: Ein klares „Nein!“ zur rechten Zeit, ein Treffen mit einem Freund, ein Spaziergang im Wald oder am Strand, eine Entscheidung oder auch nur die Veränderung eines negativen Gedankens über uns selbst oder die Situation, in der wir gerade stecken.

1988 haben mir selbst geschriebene Märchen das Leben gerettet. Ich war damals 26 Jahre alt, depressiv und schwer krank. Von meinem damaligen Partner in einer schwierigen Situation sitzen gelassen flüchtete ich mich in Tabletten und wilde Affären, um dem ansonsten tristen Alltag zu entfliehen. Und eines Tages saß ich an der Schreibmaschine und sah einen Engel am Fenster entlang fliegen! Seltsame Dinge geschahen damals und die Umstände trieben mich dazu, meine ersten Märchen zu schreiben.

Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, dann lege ich Ihnen mein Buch „Märchen helfen heilen“ sehr ans Herz. In diesem Buch erzähle ich Ihnen meine eigene märchenhafte Story und gebe Ihnen eine ausführliche Anleitung zum kreativen Märchenschreiben mit vielen Informationen und Einblicken.

Ja, die Märchen und das Hinblicken in mein Innerstes haben mir geholfen zu mir zu finden. Im Laufe der Jahre schrieb ich Hunderte von Märchen. Ich kann mich gar nicht an alle erinnern und bin so manches Mal, wenn ich mir eines meiner Märchenbücher zur Hand nehme, erstaunt, welche enorme innere Weisheit da aus mir herausgeflossen ist und mir half, situative Probleme zu lösen.

Märchenschreiben ist übrigens etwas, was jeder sehr schnell lernen kann.

Märchen sind Heiler und mit diesem neuen Märchenband – einem ganz besonderen Band für mich - betreten Sie mein Inneres.

Diese Märchen hier erzählen von meinen Problemen, die durchaus auch ihre sein könnten, denn die Grundlagen von Konflikten aller Art sind immer gleich, nur Menschen, Orte und Umstände ändern sich.

Der Ursprung aber wohnt uns allen inne: ein Gedanke. Und so sind die Symbole in diesen Märchen nicht nur meine Konflikte und meine Lösungen. Vielleicht stehen sie sinnbildlich auch für ihre Fragen und Konflikte im Leben.

Und damit haben diese Märchen nicht nur meine Lebensfragen geklärt, sondern können auch ihnen helfen, ihre Lebensumstände und -fragen und auch andere Menschen besser zu verstehen.

Märchen sind universell, sie veranschaulichen in der Bildersprache unsere archetypischen Grundmuster und tragen somit auch zur Veränderung der Sichtweise bei.

Die hier vorliegenden Märchen habe ich geschrieben, weil ich Fragen an das Leben hatte. Weil Herz und Bauch manchmal eben nicht einer Meinung sind und eine Lösung her muss, damit wieder Frieden einkehren kann.

Und diese Lösungen sind nicht im Außen zu finden. Die Lösung für unsere Probleme ist nur und ausschließlich in uns selbst gelegen. Nur wir selbst kennen uns und unsere geheimsten Gedanken, Wünsche, Ideen und Vorlieben. Und nur wir selbst können uns ein glückliches und zufriedenes Leben bescheren, wenn wir bereit sind, auf unsere innere Stimme zu hören, die uns sicher und zuverlässig dort hintragen wird.

Mein „Mister Miracle“ ist ein Symbol für diese innere Stimme. Manche nennen sie auch „höheres Selbst“ oder „innere Weisheit“.

Ich nenne sie Mister Miracle, denn die innere Stimme ist – einem kleinen Wunder gleich – immer da, wenn ich ihr wirklich zuhören möchte. Sie ist immer liebend, gütig und aufrichtig. Sie ist wahrhaftig, gnadenlos ehrlich und immer wohlwollend zu uns selbst und anderen. Sie ist leise, zärtlich, liebevoll, wärmend und erlösend für alles, was in uns nicht demgemäß ist.

Lassen Sie sich bitte von meinem Mister Miracle in das Land ihrer Phantasie, wo Wunder möglich werden, begleiten.

Mister Miracle ist ein weiser Führer zurück in die Liebe. Liebe, die wir alle SIND, nur vergessen wir es leider allzu oft.

Mister Miracle nimmt sie ein Stückchen an die Hand und zeigt ihnen wieder den Ort, an dem ihr wahres Wesen, das liebende Sein wirklich Zuhause ist: in Ihnen!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie mich doch einfach mal an. Gern höre ich auch ihre Erlebnisse von Ihrem „Mister Miracle“, dem fantastischsten Lebensberater, den die Welt je gesehen hat.

Ihre

Gudrun Anders

Aachen, im Oktober 2017

Der See ist der See

An einem wunderschönen Sonntagmorgen irgendwann im Mai eines unbenannten Jahres wurde Mister Miracle von den Sonnenstrahlen, die durch das Fenster seiner kleinen Hütte herein fielen, geweckt.

Er reckte sich und streckte sich und schon kam auch sein kleiner, schwarzer Mischlingshund auf sein Bett gesprungen um ihm freudig ‚guten Morgen‘ zu sagen.

„Guten Morgen, Hundchen, da bist du ja. Hast du gut geschlafen, mein Kleiner?“, rief Mister Miracle laut aus und streichelte das kleine Wesen, das aufgeregt mit seinem kleinen Stummelschwänzchen wedelte.

Nach der Begrüßungszeremonie schwang Mister Miracle seine Beine aus dem Bett, zog die Pantoffeln an, die unter dem Bett standen, und schlurfte dann zu seinem kleinen Kleiderschrank, wo er sich seine bequemen Hosen, ein T-Shirt und sein langes Gewand, das ihm als Schutz gegen Wind und Wetter diente, überzog. Sein Hundchen folgte ihm dann zur Miniküche, wo er ein Glas Wasser trank und dem Hund ein kleines Stückchen Fleisch vom Vortag zuwarf, was sofort verschlungen wurde. Dann wandte er sich zur Haustür um, zog seine selbstgemachten Lederschuhe an und fragte den Hund, ob er mitkommen wolle. Der meinte nur „wuff“ und stand schon abmarschbereit an der Tür.

Sie gingen los, zunächst durch den kleinen Garten, dann auch den Sandweg aus dem kleinen Wäldchen hinter sich lassend in Richtung Küste. Für Mai war es an diesem Morgen schon sehr warm und Mister Miracle öffnete sein Gewand, um ein wenig mehr Luft an seinen Körper zu lassen. Tief atmete er die Frühjahrsluft in seine Lungen, schloss für einen Moment die Augen und lächelte die Sonne an.

„Was für ein herrlicher Morgen!“, rief Miracle aus und schaute sich zu seinem Hund um, der schnüffelnd von Baum zu Baum lief und den Spaziergang sichtlich ebenso genoss wie sein Herrchen.

Schon sehr bald kamen sie an den nahegelegenen See, der glatt inmitten des Wäldchens ruhte. Nur leicht kräuselte sich die Wasseroberfläche, ansonsten war alles still. Aber dem aufmerksamen Miracle entging nicht, das linksseitig in einiger Entfernung etwas anders war als sonst. Pink leuchtete es am Wasser sonst nicht, wo sich sonst nur Bäume und der weite Himmel im Wasser spiegelten.

Mister Miracle schloss die Augen ein bisschen, um die Sehschärfe einzustellen und entdeckte eine junge Frau am Rande des Sees sitzen. Sie saß auf einer grasbewachsenen Uferkante, hatte einen leuchtend pinken Jogginganzug an und die Arme um ihre Beine geschlungen. Ihren Kopf hatte sie zwischen den Beinen versteckt und ihre langen, braunen Haare fielen locker um ihren Kopf herum.

„Da stimmt etwas nicht“, meinte Mister Miracle zu seinem Hund Charly und war mit diesem schon auf dem Weg in Richtung der jungen Frau, die er auch bald erreichte.

Schon von weitem rief er „hallo“ und machte damit auf sich aufmerksam, aber der Kopf der jungen Frau bewegte sich nicht. So trat Mister Miracle näher heran, versuchte es noch mehrfach mit einem freundlichen „hallo“, bekam aber keine Antwort.

Einige Meter von der Frau entfernt, blieb er stehen und wartete einen Moment. Er schloss die Augen, atmete langsam tief ein und aus und nutzte seine Gabe der Hellfühligkeit, um die Energie der Frau zu spüren. Sogleich machte sich eine tiefe Traurigkeit in ihm breit, die selbst den gestandenen Mann in Bruchteilen von Sekunden zu Tränen rührte.

Nochmal atme er durch, ließ in seiner Vorstellung an seinen Füßen imaginäre Wurzeln entstehen und ließ beim nächsten tiefen Ausatmen die Traurigkeit durch die Wurzeln in Mutter Erde entweichen. Er verharrte noch einige Sekunden in Stille und setzte sich dann neben die Frau ans Ufer.

„Bitte lassen Sie mich in Ruhe“, drang es da schniefend aus den Haaren hervor. Die Frau hatte eine angenehme, warme Stimme, sie musste jedoch schon in mittleren Jahren sein.

„Ich bin hier, um dir zu helfen“, meinte Mister Miracle dann seelenruhig während er gedankenverloren auf das ruhige Wasser des Sees blickte.

„Wie sollten sie mir wohl helfen?“, meinte die Frau leicht trotzig, blickte aber dennoch erstmals hoch, um mehr über den Mann zu erfahren, der da plötzlich an ihrer Seite saß.

„Das weiß ich noch nicht“, meinte Miracle ehrlich, „aber wir können es ja herausfinden.“ Er korrigierte seine kerzengrade Haltung ein wenig, legte seine Hände ineinander und öffnete die Handflächen nach oben. Er atme langsam und bedächtig durch seine Nase ein und schloss erneut die Augen, nahm das Bild des ruhenden Sees mit in seine Innenwelt.

Die Frau war ein wenig irritiert. Sie verstand nicht, was der mittelalterliche Mann jetzt vorhatte. Sie spürte aber die seltsame Ruhe, die von ihm ausging und konnte sich nicht dagegen wehren, selbst ruhiger zu werden und zum ersten Mal an diesem Tag nahm sie das zauberhafte Bild, das sich ihren Augen bot, richtig wahr.

Durch den weit geöffneten Mund atmete sie tief ein und durch die Nase langsam wieder aus. Tränen des Loslassens liefen auf ihren Wangen herunter und der ureigene Atemrhythmus stellte sich nach und nach ein. Mit dem Einatmen tankte sie jetzt Energie, mit dem Ausatmen entließ sie die Gefühle der Wut, der Trauer und der Enttäuschung. Mit jedem Atemzug immer mehr.

Nach einer Weile sagte sie ruhig, während ihr noch immer Lösungstränen die Wangen herunter liefen: „Ich … Ich weiß eigentlich nicht weiter. … Ich …“, sie seufzte laut. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich habe keinen Plan von meiner Zukunft. … Was soll ich bloß tun?“

„Atmen“, meinte Mister Miracle ernst und seelenruhig. „Der See gibt dir die Antwort.“

Die Frau blickte verdutzt den meditierenden Mann neben sich an. „Das ist alles?“

„Ja.“ Der Hund von Mister Miracle kam in diesem Moment näher heran und setzte sich ruhig zu ihm. „Alles kommt zu seiner Zeit.“

„Na, Sie sind ja gut“, meinte die Frau und warf stürmisch und vielleicht auch ein wenig trotzig ihre langen Haare nach hinten. „Als wenn das alles so einfach wäre!“

„Das Leben ist so einfach wie das Ein- und Ausatmen, das wir in jeder Sekunde erleben. Schau auf den See, der ruhig vor dir liegt. Er fragt nicht, was morgen wird. Er ist einfach da. Er macht sich keine Sorgen, dass vielleicht ein Sturm kommen könnte oder Regen oder Kälte. Der See ist der See ist der See … Nur wir Menschen haben einen Verstand, der den Sturm an den See holt, obwohl die Sonne scheint.“

Die Frau runzelte die Stirn und blickte erst den unbeweglichen Mann an, dann den stillen Hund neben ihm, der es sich inzwischen gemütlich gemacht hatte und ebenfalls auf den See rausschaute, den Kopf auf den Pfoten.

Da schaute die Frau hinaus auf den See und versank in seinem ruhigen Anblick. Und je länger sie schaute, desto ruhiger wurden ihre Gedanken, desto ruhiger wurde ihr Atem. Der seichte Wind trocknete die Tränen und der Moment versank komplett im jetzigen Augenblick.

Plötzlich war sie nur noch Energie, sie spürte die Grenzen von sich und ihrer Umwelt zerfließen. Alles wurde eins. Alles war ein einziger, gigantischer Kreislauf von Kommen und Gehen, ein stetiger Wandel, der ganz von selbst ablief ohne Dazutun von sorgenvollen Gedanken.

Die Frau schloss die Augen, um dieses Gefühl noch tiefer erleben und die Idee der Sorglosigkeit in den Tag mitnehmen zu können. Dann sah sie auch vor ihrem inneren Auge den ruhenden See und spürte in ihrem ganzen Körper eine nie dagewesene Leichtigkeit. Alle Schwere des trüben Morgens war dahin, wie vom Winde verweht, und ihr Geist war so ruhig und unberührt wie der See, der vor ihr lag und gänzlich ungerührt den Sonnenschein des Tageslichtes reflektierte.

Plötzlich tauchte aus dem See in einem Wirbel etwas auf. Die Frau sah genauer hin: Eine alte Truhe wirbelte in einem Strudel, stieg empor und der Deckel sprang auf. Tausende Goldstücke ergossen sich in den See und sanken auf den Grund. Dann schloss sich der Deckel wieder und die Truhe versank im Strudel, das Wasser glättete sich wieder und beruhigte sich.

Die Frau dachte einen Moment nach und sagte dann laut: „Alles geschieht zu seiner Zeit, nicht wahr?“

„Ja“, war die knappe Antwort von Mister Miracle.

„Alles regelt sich im Kreislauf des Lebens – früher oder später. Ich muss nur weitermachen und meine Gedanken beruhigen. Richtig?“

Und wiederum war die Antwort nur ein schlichtes „Ja“. Die Frau schloss noch einmal die Augen und versuchte die Erinnerung an diesen Moment zu speichern.

„Wenn alles zu seiner Zeit kommt, dann wird auch für mich gesorgt, richtig? Dann kommt das Geld, das ich für Miete und Essen brauche, auch zu mir, richtig?“

Und wieder war die Antwort schlicht „Ja“.

Als sie einige Zeit später die Augen wieder öffnete, waren Mister Miracle und sein kleiner Hund schon ein Stück des Weges weiter gegangen. Sie wollte ihm nachrufen, sich bei ihm für diesen Moment bedanken, aber es kam vor Rührung kein Ton aus ihr heraus.

Sie wusste auch, dass das nicht nötig war, denn dieser Mann verstand etwas vom Kreislauf des Lebens. Er hatte ihn ihr gezeigt.

Dankbar blieb sie noch eine Weile sitzen und schaute ihm nach, wie er im Wäldchen verschwand. Dann stand sie auf und ging mit einem ruhigeren Geist nach Hause, um dort zu tun, was endlich getan werden wollte.

Mister Miracle schlichtet einen Streit

Eines schönen Abends war Mister Miracle auf dem Weg nach Hause. Es war schon etwas sehr spät für die nächtliche Wanderung, denn es war sehr wolkig und der Mond spendete kaum Licht um den Weg vor den Füßen sehen zu können.