Blutzauber - Kim Harrison - E-Book

Blutzauber E-Book

Kim Harrison

0,0
13,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Was macht man eigentlich, nachdem man die Welt gerettet hat? Wenn man Rachel Morgan heißt und eine hexengeborene Dämonin ist, bedeutet das, dass man erst mal die katastrophalen Folgen, die diese heroische Rettungsaktion nach sich gezogen hat, beseitigen muss. Denn in dem Moment, in dem Rachel den seelenraubenden Fluch, der auf den Vampiren lastete, gebrochen hat, wurde eine uralte Kraft des Bösen entfesselt. Und so bekommen es Rachel, Ivy und Jenks mit einem neuen Dämon zu tun, der eine Spur des Todes und der Verwüstung in Cincinnati hinterlässt ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 924

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Was macht man eigentlich, nachdem man die Welt gerettet hat? Wenn man Rachel Morgan heißt und eine hexengeborene Dämonin ist, bedeutet das, dass man erst mal die katastrophalen Folgen, die diese heroische Rettungsaktion nach sich gezogen hat, beseitigen muss. Denn in dem Moment, in dem Rachel den seelenraubenden Fluch, der auf den Vampiren lastete, gebrochen hat, wurde eine uralte Kraft des Bösen entfesselt. Und so bekommen es Rachel, Ivy und Jenks mit einem neuen Dämon zu tun, der eine Spur des Todes und der Verwüstung in Cincinnati hinterlässt …

Die Autorin

Kim Harrison, geboren im Mittleren Westen der USA, wurde schon des Öfteren als Hexe bezeichnet, ist aber – soweit sie sich erinnern kann – noch nie einem Vampir begegnet. Als einziges Mädchen in einer Großfamilie lernte sie rasch, ihre Barbies zur Selbstverteidigung einzusetzen. Sie spielt schlecht Billard und hat beim Würfeln meist Glück. Kim mag Actionfilme und Popcorn, hegt eine Vorliebe für Friedhöfe, Midnight Jazz und schwarze Kleidung und ist bei Neumond meist nicht auffindbar. Ihre Bestseller-Serie um die Abenteuer der schönen und tollkühnen Hexe Rachel Morgan ist längst Kult. Mehr Informationen unter: www.kimharrison.net

Einen ausführlichen Überblick über die Rachel-Morgan-Reihe finden Sie am Ende des Bandes.

KIM HARRISON

BLUTZAUBER

ROMAN

Deutsche Erstausgabe

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Titel der amerikanischen Originalausgabe

AMERICANDEMON

Deutsche Übersetzung von Antonia Zauner

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Deutsche Erstausgabe 06/2021

Redaktion: Sabine Thiele

Copyright © 2020 by Kim Harrison

Copyright © 2021 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-26107-8V001

www.heyne.de

Für Tim

Einführung

INDERLANDSECURITY

Internes Dokument DOX: W 143.1739

Datenblatt: Rachel Morgan 2000 bis heute

Verantwortlicher: Jeffory Gradenko

EINLEITUNG: Im Jahr 2006 gelang es Rachel Morgan, erfolgreich ihren Vertrag mit der I.S. zu beenden. Sie kaufte sich frei, indem sie Trent Kalamack Jr. des illegalen Handels mit Biodrogen überführte. Mehrere Jahre Feindschaft zwischen den beiden lösten sich in Luft auf, als Rachel ihm 2008 half, das alleinige Sorgerecht für seine uneheliche Tochter Lucy von seiner Ex-Verlobten Ellasbeth Withon zurückzugewinnen. Aktuell arbeitet Morgan als unabhängige Sicherheitskraft auf Abruf für Trent.

SPEZIES: Von Hexen geborene Dämonin. Morgan erreichte nur deshalb das Erwachsenenalter, weil es Trent »Kal« Kalamack Sr. mithilfe von illegalen genetischen Experimenten gelang, die Letalität des Rosewood-Syndroms zu umgehen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von tödlichen Genen, mit denen die alten Elfen die Dämonen verfluchten, um die magischen Fähigkeiten ihrer Kinder verkümmern zu lassen und einen schleichenden Genozid herbeizuführen. Niemand weiß, ob Morgans Überleben Kalamack Sr.s Absicht war oder ob es sich um einen Zufall handelte. Bedenkt man jedoch die andauernde Fehde zwischen Dämonen und Elfen, ist davon auszugehen, dass es ein Versehen war.

ANMERKUNG: Kalamack Jr. scheint die Arbeit seines Vaters fortzusetzen, da es im Moment mehr als ein Dutzend Kinder gibt, die das Rosewood-Syndrom überlebt haben. Man nennt sie Rosewood-Babys, und sie stehen unter strenger Beobachtung der I.S., da die Gefahr besteht, dass sie die Wiedergeburt der Dämonen einläuten.

AUFENTHALTSORT: Lebt derzeit auf einer Jacht (der Solar), die auf dem Ohio River bei Pizza Piscary in den Hollows, KY vor Anker liegt. Ihre vorhergehende Wohnstätte ist abbruchreif, nachdem ein Vampir-Mob aus mehreren Camarillas den hinteren Teil der Kirche zerstörte, weil sie fälschlicherweise glaubten, Morgan sei dafür verantwortlich, dass die Seelen der Untoten aus dem Jenseits zurückgeholt wurden. Weiterer Schaden entstand bei einem davon unabhängigen Angriff durch die Elfengöttin.

POLITISCHEVERBINDUNGEN: Morgan hat eine erstaunliche Reihe von politischen Kontakten, von denen ihr manche wohlgesonnen sind, andere nicht.

Das Federal Inderland Bureau: Morgan hat einen guten Stand bei dem von Menschen geführten FIB durch ihre Beziehungen zu CAPTAINEDDEN und seinem Sohn MATHEWGLENN. Edden hatte dafür gesorgt, dass Rachel sich von ihrem Vertrag mit der I.S. freikaufen konnte.

Dämonen: Obwohl Morgan derzeit der einzige erwachsene weibliche Dämon ist, bleibt ihr Verhältnis zu ihrer »Art« angespannt. Das liegt zum einen an ihren Interaktionen mit der Elfengöttin in der Vergangenheit sowie ihrem gelegentlichen Einsatz von Elfenmagie und zum anderen an ihrer andauernden Beziehung zu dem Elfen TRENTKALAMACK. Das Dämonenkollektiv sieht über ihre Nichtkonformität hinweg, weil sie und ihr Gargoyle (BIS) ein neues Jenseits geschaffen und damit den Fortbestand der Magie gesichert haben, als das ursprüngliche Jenseits von den Elfen in einem weiteren Versuch, die Dämonen auszulöschen, zerstört wurde. Dämonen stehen ihr neutral bis feindlich gegenüber, mit Ausnahme ihres Mentors AL und möglicherweise des selbst ernannten Anführers der Dämonen, DALI.

Anmerkung: Es war eine Fehlkalkulation der Elfen, nicht Morgans, die die Dämonen befreite, sodass sie sich jetzt frei in der Realität bewegen können, aber die I.S. sieht keinen Grund, dieses Missverständnis aufzuklären.

Elfen: Trents andauernde Beziehung zu Rachel hat zu einem tiefen Graben zwischen Trent und sowohl der politischen Organisation der Elfen, der ENKLAVE, als auch ihrem religiösen Orden, dem DEWAR, geführt. Seine Weigerung, zu ELLASBETHWITHON zurückzukehren und seine Beziehung zu Morgan haben ihn einen guten Teil seines politischen Einflusses gekostet, indem sie ihn von einem Prinzen zu einem Ausgestoßenen machten. Sein Einkommen aus illegalen Biodrogen ist weggefallen, und Trent wendet viel seiner Zeit und seines verbliebenen Vermögens dafür auf, Erpressungsversuche ehemaliger Kunden abzuwehren. Ohne seine politischen Verpflichtungen arbeitet Trent intensiv daran, seine magischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Seine Mutter (FELICIA »TRISK« CAMBRI-KALAMACK) verfügte über bemerkenswertes Talent für Magie, und obwohl er schnelle Fortschritte macht, sieht die I.S. abgesehen von seiner Verbindung zu Morgan keine Gefahr in ihm.

Die Göttin: Obwohl sie aktuell nicht mehr verfolgt wird, muss Rachel den Angriff der Elfengöttin, eines zur Gottheit erklärten Energiewesens, fürchten. Sie ist die Quelle aller Magie, denn ihre Mythen versorgen die Kraftlinien mit Energie, wenn sie Bilder und elfische Gebete aus der Realität zurück zu der Göttin transportieren, die im Raum zwischen Massepartikeln existiert.

Sowohl Dämonen als auch Elfen können die Kraftlinien umgehen und sich die Macht der Göttin direkt durch Gebete zunutze machen. Das tun allerdings nur die Elfen, seit die Göttin vor Tausenden Jahren die Dämonen verriet und damit deren Versklavung ermöglichte. Rachels Einsatz von Elfenmagie wäre ein Grund für eine strenge Bestrafung, doch wie gesagt, die Dämonen sehen darüber hinweg, weil sie nicht nur ihre Ausrottung verhindert, sondern auch die moderne Gesellschaft dazu gezwungen hat, ihnen Bürgerrechte zuzugestehen.

Bevor sie nach einem Kampf um die Vorherrschaft zur Göttin wurde, veränderte die Dämonin NEWT Rachels Seelenresonanz, um ihre Aura vor den Mythen zu verbergen, die Rachel sonst umschwärmen und sie zwingen würden, sich der Göttin anzuschließen, was sie zerstören würde. Man vermutet, dass Elfenmagie im Moment nicht gut funktioniert, weil Newt nun die vorherrschende Macht in der Göttin ist.

Vampire: Im Augenblick ist Rachels Verhältnis zu den Vampiren ausgeglichen bis gut, nachdem sie den jüngsten Versuch der Elfen, die Weltherrschaft an sich zu reißen, vereitelt hat. Der elfische Dewar und die Enklave versuchten unter der Führung LANDONs die Seelen der Untoten aus ihrem »Lager« im Jenseits zu holen, sodass sie sich frei in der Realität bewegen konnten, bis sie ihre ursprünglichen Körper fanden und sich in die Sonne begaben, um Selbstmord zu begehen.

Die I.S. sollte Morgan weiterhin im Auge behalten, da es ihr erfolgreich gelungen ist, die Seele einer lebenden Vampirin (NINALEDESMA) bei ihrem ersten Tod einzufangen und sie in den Körper der lebenden Vampirin IVYTAMWOOD einzusetzen. Das Ergebnis ist eine überraschend stabile Vampirin, die anders als ihre untoten Artgenossen noch weiß, wie man liebt, und deshalb ein verringertes Bedürfnis verspürt, sich zu nähren. Ivy und Nina stehen weiterhin unter Beobachtung, da diese neue Art von Verbindung zwischen einem Meistervampir und seinem Nachkommen das Potenzial hat, den Vampirfluch zu beenden. Sie bringt allerdings ihre ganz eigenen Komplikationen mit sich, und der Widerstand vonseiten der alten Untoten ist groß.

Der ursprüngliche Fluch sorgt dafür, dass lebende Vampire schon vor ihrer Geburt von dem Vampirvirus verändert werden, sodass sie mit erhöhter Körperkraft und scharfen, normal langen Reißzähnen aufwachsen, nützliche Eigenschaften, um mit Untoten zu verkehren und als ihre Hauptquelle für Blut zu dienen. Lebende Vampire sind nicht durch Lichtverhältnisse oder religiöse Gegenstände eingeschränkt und es gewohnt, bei Tag die Geschäfte der Untoten zu verrichten, wie es von ihnen erwartet wird. Der Favorit eines Untoten, sein Nachkomme, besitzt besondere Privilegien und darüber hinaus größere Körperkraft und feinere Sinne, aber auch einen erhöhten Blutdurst, da er regelmäßig Blut mit seinem Meister austauscht.

Nach ihrem ersten Tod werden lebende Vampire zu wahren Untoten. Selbst die Reflexion von Licht sorgt für ihren zweiten Tod, und sie müssen sich von Lebenden nähren, wobei sie nicht nur ihr Blut brauchen, sondern, um emotional stabil zu bleiben, auch deren Auren. Obwohl sie keine moralischen Grundsätze haben, stellen sie Regeln für ihr Zusammenleben auf und verbergen viel von ihrer Abscheulichkeit vor den Menschen, damit die Allgemeinheit sie nicht fürchtet und womöglich gegen sie vorgeht.

Da Ivy nicht nur ihre eigene Seele, sondern auch die Ninas besitzt, ist Nina in der besonderen Lage, ihre eigene Aura aufzunehmen, während sie sich von Ivy nährt, was zu einem beinahe ausgeglichenen emotionalen Grundzustand führt. Auffällig ist, dass Nina, obwohl sie viele der verführerischen, mächtigen Eigenschaften der Untoten zeigt, Ivy folgt und nicht umgekehrt. Einfach ausgedrückt, ist Nina wegen ihrer Aura abhängig von Ivy, Nina ist rezessiv und Ivy dominant. Das muss genauer erforscht werden, ehe man weitere Meister/Nachkomme-Verbindungen entstehen lässt, denn mit der Zeit könnte es dazu führen, dass die Lebenden die Toten und nicht die Toten die Lebenden kontrollieren.

Anmerkung: Da die Vorstellung, seine Seele zurückzuerhalten, RYNNCORMELemotional geschädigt hat, ist er nicht länger der Meistervampir Cincinnatis. Nachfolger sind bereits im Gespräch, und in der Zwischenzeit erfüllt die Meister/Nachkomme-Verbindung Nina Ledesma und Ivy Tamwood diese Aufgabe mit überraschender Effizienz.

Werwölfe: Rachel hat keine vertraglichen Verbindungen mit den Werwölfen mehr, nachdem sie ihre Alphaposition in DAVIDHUEs Rudel aufgegeben hat. Nur wenige wissen, dass Hue sich noch immer im Besitz des Fokus-Artefakts befindet, das Morgan ihm gegeben hat, sodass er mehrere Werwolfrudel seinem Willen unterwerfen und befehligen kann. Hue ist clever genug, sich unauffällig zu verhalten, sollte jedoch weiterhin im Auge behalten werden, für den Fall, dass es in Zukunft zu Problemen kommt.

Der Orden: Morgan ist derzeit ein mögliches Ziel dieser rein menschlichen, mit beträchtlichen Mitteln ausgestatteten Bürgerwehr, die unrechtmäßig Inderlander gefangen genommen, vor ein Gericht gestellt und eingesperrt hat.

Der Dewar: Der elfische religiöse Orden befindet sich nach dem von Mythen ausgelösten Selbstmord BANCROFTs derzeit unter Landons Leitung. Der Dewar versucht aktiv, Morgan zu diskreditieren, um politische Sicherheit zu gewinnen. Auf Kalamack, der einst ein recht ausgeglichenes Verhältnis zu ihm hatte, ist der Dewar aufgrund seiner Verbindung zu Morgan im Moment schlecht zu sprechen.

Die Enklave: Auch diese politische Vereinigung der Elfen positioniert sich derzeit gegen Morgan, obwohl ihre Haltung allmählich ins Neutrale driftet, während Kalamack daran arbeitet, seinen ehemals enormen Einfluss auf sie wiederherzustellen und seinen Sa’han-Status zurückzugewinnen. Es ist unwahrscheinlich, dass Kalamack je wieder zu alter Stärke findet, wenn er weiterhin seinen Verpflichtungen Ellasbeth Withon gegenüber aus dem Weg geht, um ein gutes Verhältnis zu den Dämonen zu wahren, etwas, woran weder Elfen noch Dämonen interessiert sind.

MegPaG (»Menschen gegen Paranormale«-Gesellschaft): Morgan hat für Aufruhr in der MegPaG gesorgt, indem sie ihre Anführerin/ihren Maulwurf im FIB enttarnt und dem Orden geholfen hat, sie zu fangen und einzusperren. Man vermutet noch einige weitere Schläfer in den Reihen des FIB.

Zusatz: Obwohl Morgan keine Macht über irgendeine Subspezies von Inderlandern hat, ist anzumerken, dass ihr Verhältnis zu einem bestimmten Pixie, JENKS, einiges Aufsehen verursacht, das langfristig gesellschaftliche Auswirkungen haben könnte. Durch einen Fluch, der seine Lebensspanne verlängert, ist Jenks nicht nur der erste Pixie mit Grundbesitz (1597 Oak Staff, Hollows, KY), sondern auch der erste, der nach dem Tod seiner Frau noch am Leben ist. Mit zwanzig Jahren ist er derzeit der älteste noch lebende Pixie, und er findet kreative Wege, in einer Welt zu existieren, die ihm noch immer wenige Rechte oder Verantwortungen zugesteht.

Außerdem konnten dank Morgan Geiseln der Dämonen, die über Tausende Jahre hinweg festgehalten worden waren, um als Vertraute zu dienen, freikommen. Obwohl sie sich im Moment unauffällig verhalten und viele noch unter dem Kulturschock leiden, stellen sie eine mögliche Gefahr dar, da sie Rachel als ihre Retterin ansehen und im Fall eines Angriffs auf sie aktiv werden könnten. Das hat zu dem Beschluss des oberen Managements geführt, Morgan in Ruhe zu lassen.

BEKANNTEVERBÜNDETE:

IVYTAMWOOD – Lebende Vampirin. Rachels ehemalige Mitbewohnerin, jetzt Ninas Nachkomme.

JENKSPIXIE – Städtischer Pixie, der Rachel unterstützt, wenn er gebraucht wird. Bedingungslos loyal.

TRENTKALAMACK – Elf. Verlor kürzlich einen Großteil seines finanziellen und politischen Kapitals aufgrund seiner andauernden Verbindung zu Rachel Morgan und seiner Weigerung, Dämonen zu verdammen.

AL (GALLY) – Dämon. Einst Morgans Widersacher, heute ihr Lehrmeister und eine Nervensäge.

DALI – Dämon. Als »Bewährungshelfer« und Anführer der wenigen verbliebenen Dämonen.

NEWT – Ehemals der einzige weibliche Dämon, hat den Verstand verloren, weil sie zu viel wusste. Jetzt mutwillig Unheil stiftender Teil der Elfengöttin.

SAMUELEDDEN – Mensch. Captain im Federal Inderland Bureau (FIB). Von Beginn an Freund und Unterstützer Rachels, der für einen besseren Austausch und ein besseres Verhältnis zwischen den Spezies kämpft.

MATHEWGLENN – Mensch. Eddens Adoptivsohn. Arbeitete früher für das FIB, wurde aber vermutlich vom Orden abgeworben.

QUENHANSEN – Elf. Kalamacks oberster Sicherheitsbeauftragter und Vertrauter.

JONATHANDAVAROS (JON) – Elf. Kalamacks PR-Berater und persönlicher Assistent.

LUCYKALAMACK – Elfe. Uneheliche Tochter Trent Kalamacks und Ellasbeth Withons.

RAYHANSEN – Elfe. Tochter von Quen Hansen und Ceri Dulcet. Uneheliches Kind.

BIS – Gargoyle. Jugendlicher Gargoyle (fünfzig Jahre alt), der sich an Morgan gebunden hat.

MARK (JUNIOR) – Hexe. Einst Angestellter in dem Café, in dem Morgan verkehrt, mittlerweile der Besitzer.

ELLASBETHWITHON – Elfe. Ehemalige Verlobte Kalamacks, versucht aktuell einen Weg zurück in das Leben von Trent und Lucy Kalamack zu finden.

LANDON – Elf. Gegenwärtiger Anführer der religiösen Vereinigung der Elfen, des Dewar.

ZACHARIAHOBORNA (ZACK) – Jugendlicher Elf. Zukünftiger Anführer der religiösen Vereinigung der Elfen, des Dewar.

BENNY – Elf. Bis vor Kurzem der einzige Repräsentant des Dewar in Cincinnati.

WEAST – Mensch. Anführer des Ordens.

MATTIE – Pixie. Jenks’ verstorbene Frau.

BELLE – Fairy. Eine flügellose Fairykriegerin, die für Mattie einige der traditionellen Pflichten einer Pixieehefrau übernommen hat.

KU’SOXSHA-KU’RU – Dämon. Ein psychotisches fehlgeschlagenes Experiment, eine Lösung für das Unfruchtbarkeitsproblem der Dämonen zu finden. Wurde ursprünglich von Kalamack Jr. aus seinem Gefängnis befreit und später von einem Bündnis aus Kalamack und den übrigen Dämonen getötet, um ein zukünftiges gutes Verhältnis zu sichern.

MIA – Banshee. Hinter Gittern, nachdem sie es ihrem Kleinkind erlaubt hat, sich zu unkontrolliert von der Aura mehrerer Menschen und Inderlander zu nähren, bis hin zum Tod.

CERIDWENDULCET (CERI) – Alte Elfe. Langjährige Vertraute von Al, bis sie von Morgan gerettet wurde. Rays leibliche Mutter. Starb, als sie versuchte, Ku’Sox zu töten, um Lucy zu retten.

NICKSPARAGMOS – Mensch. Morgans Ex-Freund, der in Newts Kerker starb, nachdem er sich Ku’Sox anschloss.

PISCARY – Untoter Vampir. Ehemaliger Meistervampir der Stadt und Besitzer von Pizza Piscary. Beherrschte die Stadt durch seine Kontakte zur I.S. Starb seinen zweiten Tod, als DOROTHYCLAYMORE ihn aus Eifersucht auf Ivy Tamwood tötete.

KISTENFELPS – Lebender Vampir. Ehemaliger Nachkomme Piscarys und Manager seines Restaurants. Sowohl Ivy Tamwoods als auch Rachel Morgans fester Freund, wenn auch nicht zur gleichen Zeit. Starb seinen ersten Tod, als Piscary ihn als Blutgeschenk einem untoten Vampir übergab, weil er sich weigerte, Morgan zu töten, und starb schließlich seinen endgültigen Tod, um Tamwood und Morgan zu schützen.

RYNNCORMEL – Untoter Vampir. War während des Wandels Präsident der USA; später Meistervampir Cincinnatis. Autor des Untergrund-Bestsellers Das Vampir-Dating-Handbuch. Emotional geschädigt von der Vorstellung, seine Seele zurückzuerhalten.

STANLEYSALADAN (LEE) – Hexe. Der einzige andere bekannte Fall einer Hexe, die von Kalamack Sr. als Zeichen guten Willens vor dem Rosewood-Syndrom gerettet wurde. Betreibt das Drogenkartell westlich des Mississippi und steht in freundlicher/nicht ganz so freundlicher Konkurrenz zu Kalamack Jr.

Vertraulichkeitsklausel:Dieses Dokument gehört in seiner Gesamtheit der Inderland Security Inc.; alle Rechte sind vorbehalten. Es wurde lediglich für den internen Gebrauch erstellt. Jegliche andere Verwendung stellt eine Rechtsverletzung dar und wird strafrechtlich verfolgt. Falls Sie fälschlicherweise in den Besitz dieses Dokuments gelangt sein sollten, das Dokument bitte vernichten oder an die Abteilung für interne Dokumente zurücksenden: Postfach IDOIS, Cincinnati, OH, 45202.

1

»Das ist leider ein weitverbreiteter Irrglaube, den wir gern aus der Welt schaffen wollen«, sagte Landon, und ich starrte das Radio an. Es gefiel mir nicht, dass die geschulte Stimme des Priesters auch durch die Lautsprecher nichts von ihrer elfischen Überzeugungskraft verloren hatte. Ich stand am Randstein vor der Kirche und wartete auf Ivy und Jenks, die zu spät dran waren. Spät genug, dass mein Kaffee to go bereits leer war und mir nur noch das Radio blieb, um mich wach zu halten. Landon, der in Cincys Funknetz Lügen verbreitete, wirkte besser als ein doppelter Espresso.

»Sie behaupten also, dass es keine schlecht gewirkten Zauber waren, die die geretteten Seelen der Untoten zurück ins Jenseits befördert haben, sondern Mr. Kalamack?«, fragte der Moderator, und ich trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad, wobei ich mir Landons schöne Gesichtszüge und seine dünnen Lippen vorstellte, die sich zu einem bestätigenden und falschen Lächeln verzogen.

»Das stimmt.« Landon brachte seine Lügen mit absoluter Selbstsicherheit vor. »Der Zauber, der den Untoten ihre Seelen zurückgeben sollte, wurde von dem gesamten religiösen Dewar der Elfen und unserer politischen Enklave gewirkt. Kalamacks Einmischung hat ihn zusammenbrechen lassen. Deshalb haben sich die Hexen unserem zweiten Versuch angeschlossen.«

»Ha!«, rief ich, und meine Stimme dröhnte in dem winzigen Auto. »Trent hat nicht an eurem lausigen Zauber herumgepfuscht. Er war einfach schlecht gewirkt. Stümper.« Wütend wechselte ich den Sender.

»… dass möglicherweise eine Nahrungsmittelverunreinigung im Zusammenhang mit der aktuellen Flut häuslicher Gewalt im Großraum Cincinnati und den Hollows steht, die heute Morgen ihr erstes menschliches Todesopfer gefordert hat.«

Ich stellte das Radio aus. Lebensmittelverunreinigung war nicht der Auslöser von Gewalt, es sei denn, es handelte sich um die T4-Angel-Tomate, die mittlerweile ausgerottet war.

Ich lehnte mich zurück, starrte an die Wagendecke und versuchte »loszulassen«, wie Jenks sagen würde. Landon ging jetzt schon seit Monaten mit seiner alternativen Version der Wahrheit hausieren. Es frustrierte mich, dass niemand – weder Al noch Dali oder Trent – sich zu Wort gemeldet hatte, um seine Darstellung zu widerlegen. Jedes Mal, wenn ich die Sache ansprechen wollte, nahm Trent mich in den Arm und sagte mir, dass über diese Dinge hinter verschlossenen Türen gesprochen wurde und am Ende ich der Sündenbock wäre, wenn etwas davon bekannt würde.

Nervös schob ich mir eine kitzelnde Strähne meiner roten Locken hinters Ohr und spielte mit dem leeren Kaffeebecher herum. Es war mehr als wahrscheinlich, dass Trent und Landon übereingekommen waren, meinen Namen aus den Nachrichten herauszuhalten. Mein Name war bei der ganzen Sache tatsächlich verdächtig abwesend gewesen. Nicht, dass ich mich darüber beschweren wollte. Ich wusste nicht, ob mein Leben noch mehr Kollateralschäden überstehen konnte.

Ich ließ den leeren Becher in den Getränkehalter fallen und lehnte mich zurück, um zu warten. Der Motor meines glänzenden roten Minis kühlte in der Morgensonne ab, und das Ticken folgte einem sanften, stetig langsamer werdenden Rhythmus. Ich spürte, wie ich mich trotz Landons Lügen zu entspannen begann. Sich ohne Ivy und Jenks in die Stille zu begeben, die die Kirche fest im Griff hatte, war ungefähr so verlockend, wie geröstete Schmetterlingsflügel zu essen. Außerdem war es warm im Auto, und ich bezweifelte, dass die Kirche schon beheizt war.

Ende November war es kalt in Cincinnati, und ich spähte mit zusammengekniffenen Augen durch den getönten Teil der Windschutzscheibe nach oben, bis ich Bis’ plumpe Gestalt entdeckte, die neben dem Kirchturm schlief. Neue graue Schindeln waren dort zu sehen, wo die Elfengöttin aus Wut ein Loch in das Dach gerissen hatte, aber die Küche und das Wohnzimmer waren noch nicht erneuert worden, und die zersprungenen Fenster waren immer noch vernagelt. Das Buntglas, auf das Jenks so stolz gewesen war, glitzerte wie Juwelen zwischen hohem Gras und gefallenem Laub. »Bitte bringt Kaffee mit«, flüsterte ich, ließ den Kopf gegen die Kopfstütze fallen und schloss die Augen.

Ich war viel zu früh für das hier aufgestanden, aber Ivy kam direkt von der dritten Schicht in der I.S., und David hatte Zeit gehabt. Jenks war natürlich wach. Aber mein Schlaf war ruhelos gewesen, und in meinen wilden Träumen hatte eine erwachsene Ray ein Rosewood-Baby geheiratet, und ich war in einer Irrenanstalt eingesperrt gewesen, wo Trent mich besuchte. Ich war müde, und mir fielen die Augen zu. Die vertrauten Geräusche meiner Straße wirkten beruhigend nach den zwei Monaten, die ich auf Kistens Boot, der Solar, verbracht hatte, die jetzt neben Piscarys altem Restaurant angedockt lag.

Meine Augen begannen zu zucken, und ich glitt unheimlich schnell in die REM-Phase. Einzelne Erinnerungen blitzten auf: Ivy und ich, wie wir in Piscarys schmuckloser Küche Kaffee tranken; wie ich neben Trent aufwachte, der lächelnd zusah, wie ich die Augen öffnete; Jenks und ich in einem stillen Moment, ich in meinem Morgenmantel und er auf der Kaffeekanne, wo er versuchte, sich so weit aufzuwärmen, um fliegen zu können. Fetzen von Unterhaltungen, die niemals stattgefunden hatten, wurden langsam zu Taten, die nie begangen worden waren, und ich träumte.

»Einer von uns wird es nicht von diesem Boot schaffen«, sagte Traum-Jenks, und schwarzer Staub wirbelte auf, als er sein Schwert zog und auf mich zuflog.

Mein Körper zuckte, als ich mich im Traum nach hinten auf die Bodendielen aus Teakholz warf. Ich zapfte eine Kraftlinie an und ließ Jenks zu tausend Spinnen zerspringen, die auf mich herabregneten.

Prustend wachte ich auf und schnappte nach Luft, mein Herz raste, während meine kribbelnden Finger die imaginären Spinnen von meinen Beinen wischten. Jenks …, dachte ich, entsetzt darüber, dass ich ihm wehgetan hatte, selbst wenn es nur im Traum gewesen war. Jenks war mein Fels in der Brandung, derjenige, auf den ich am meisten angewiesen war, und er war darauf angewiesen, dass ich ihn im Winter am Leben hielt. Warum sollte ich träumen, dass er mich angreifen würde, sodass ich gezwungen war, mich zur Wehr zu setzen?

»Verdammt«, flüsterte ich, während ich meine kribbelnden Hände zu Fäusten ballte. Hatte ich im Schlaf nach einer Kraftlinie gegriffen? Erschüttert öffnete ich die Tür und stieg aus dem Wagen, um etwas Abstand von dem Albtraum zu gewinnen.

Die späte Novemberluft war eisig nach dem stickigen Wageninneren, und ich vergrub mich tiefer in meinem dunkelgrünen Ledermantel. Eigentlich war er beinahe schwarz, und der ölige Glanz passte gut zu meinem oft krisseligen roten Haar, meinem hellen Teint und meinem gelegentlich toughen Auftreten. Und doch … Mit der Hüfte schob ich behutsam die Tür des Wagens zu, sodass nur ein leises Klicken zu hören war, als das Schloss einrastete, und die Stille dieser Mittel- bis Unterschichtgegend nicht gestört wurde. Es war noch vor neun Uhr, und das bedeutete, dass die wenigen Menschen auf den Straßen unterwegs zur Arbeit oder in die Schule waren und die meisten Inderlander noch nicht im Traum daran dachten aufzustehen.

Mit den Händen in den Taschen folgte ich dem rissigen Asphalt des Bürgersteigs bis zur breiten Treppe vor der Kirche. Meine von Vampiren gefertigten Stiefel verursachten kaum ein Geräusch unter dem fleckigen Sonnenlicht, das durch die kahlen Zweige drang. Eine zerzauste Krähe saß unheilvoll zwischen den Blumen und den Tellern mit Essen, die die Betonstufen zierten, und ich runzelte die Stirn. Es waren Gaben von dankbaren ehemaligen Vertrauten, die freigekommen waren, als die Dämonen die Fähigkeit zurückerlangten, sich in der Realität zu bewegen. Das lag zwei Monate zurück, aber der Haufen war nur noch größer geworden, und ihn hier zu sehen erinnerte mich an die Zeit, als ganz Cincinnati glaubte, ich wäre bei der Explosion gestorben, die den hinteren Teil der Kirche weggerissen und ihn über den Garten und den angrenzenden Friedhof verteilt hatte.

Der September war schlimm gewesen.

»Kusch«, sagte ich und wedelte mit der Hand, und der schmuddelige Vogel verzog sich auf den nächsten Baum, wo er still und unbeeindruckt wartete, bis ich weg war und er sich nehmen konnte, was er wollte.

Die Tür war nicht abgeschlossen, und Wehmut überkam mich, als ich zu der glänzenden Metallplakette aufblickte. VAMPIRISCHEHEXENKUNST; TAMWOOD, JENKSUNDMORGANGMBH. Meine Lippe zuckte, als ich die Tür aufstieß und meine Stiefel über den Boden des dunklen Vorraums scharrten, während ich die Tür hinter mir schloss und das Morgenlicht aussperrte. Ich war noch nicht bereit, das hier ziehen zu lassen, aber selbst ich konnte angesichts der Tatsache, dass wir während der Reparaturarbeiten an der Kirche in alle Winde zerstreut waren, nur schlecht die Augen vor dem Offensichtlichen verschließen.

Ich wurde langsamer, während der Frieden dieses Ortes das Unbehagen verscheuchte, das der Traum in mir zurückgelassen hatte. Auf dem Tisch neben der Tür türmten sich Post und Werbebriefe zu einem chaotischen Stapel auf. »Unkraut in Briefform«, nannte Jenks das, und ich wartete, bis meine Augen sich an das Dämmerlicht, das durch das einzige unversehrte Fenster fiel, gewöhnt hatten, ehe ich mich durch die obersten Umschläge wühlte und die Rechnungen heraussuchte, die ich in meine hintere Hosentasche schob.

Selbst jetzt konnte ich einen Hauch von Vampir, Pixie und Hexe riechen, der sich unter die dominanteren Gerüche von Sperrholz, Kanthölzern und den verschwitzten Werwölfen mischte, die das Gebäude reparierten. Kistens Billardtisch stand an der Wand, wo die Göttin ihn hingestoßen hatte, als bestünde er aus Karton. Ivys kleiner Flügel war verschont geblieben, aber mit dem Staub der Bauarbeiten bedeckt, während Kistens Billardtisch von einer Abdeckung aus PVC geschützt wurde und ein Schild darauf versprach, dass auf jeden, der ihn als Werkbank benutzte, die Ausweidung wartete.

Ich lächelte und ließ meine Arme schwingen, als ich darauf zuging. Es war schön, Freunde zu haben.

Der Gestank nach geschmolzenen Schuhen und brennendem Fleisch kitzelte in meiner Nase, und ich machte einen Bogen um die Gummiabdrücke, die dort am Boden klebten, wo die Göttin gestanden hatte. Die Mythen, ihre unzählbaren Augen, waren so zahlreich gewesen, dass die Leiche, die sie gesteuert hatte, in Flammen aufgegangen war. Eine verkohlte Linie zeigte an, wo Al einen Kreis um uns gezogen hatte. Der Schmutz der Flüche eines ganzen Jahrtausends hatte als unerwarteter Schutzfilter gegen die Wut der Göttin gewirkt. Das Loch im Boden war mit Sperrholz abgedeckt, und ich hob den Blick zu den dicken, gesprungenen Balken und noch höher, über die abgehängte Decke hinweg zum Glanz neuer Nägel.

Ich erinnerte mich an den Gestank von verbranntem Pixiestaub, an das Gefühl absoluter Hoffnungslosigkeit, dass es keinen Ausweg mehr gab. Mein Blick verschwamm, als ich mich an Ivys freudiges Schluchzen erinnerte, als Nina ihre Seele in derjenigen wiederfand, die sie liebte, und wusste, dass sie dort sicher war. Es hatte auch Gutes gegeben.

Melancholisch zog ich mit einem gleitenden Geräusch die Abdeckung vom Billardtisch.

Als ich hörte, wie jemand gedämpft nach Luft schnappte, wirbelte ich herum zu dem verlassenen Altar, an den wir die Couch, Stühle und den Wohnzimmertisch geschoben hatten. Dort war ein Jugendlicher, flachsblond und schlaksig, vielleicht sechzehn Jahre alt. Er starrte mich aus großen Augen überrascht von der mit Sägemehl bedeckten Couch an. Ein Teller mit halb aufgegessenem Essen stand auf dem niedrigen Tisch vor ihm, aber es war unverkennbar, dass er eben noch geschlafen hatte.

»Große Göttin«, sagte er und sah dabei verängstigt, aber auch entschlossen aus. »Ich habe gar nicht gehört, wie Sie reingekommen sind.«

Ich ließ die Schutzhülle fallen und stellte mich breitbeinig auf den Boden meiner Kirche. »Was machst du hier?« Mein Blick wanderte zu dem Teller, und die hellen Züge des Jungen unter dem dünnen, transparenten, fast weißen Haar röteten sich. Er war ein Elf. Ich entspannte mich. Etwas.

»Ich, ähm, dachte, dass das hier das Wartezimmer ist.« Er stand auf. Er war fast so groß wie ich, aber sein jugendliches Alter machte ihn dünner und ließ ihn in den zerrissenen Jeans und dem olivgrünen T-Shirt unbeholfen wirken. »Ich habe gewartet.«

Auf mich? »Was willst du?«, fragte ich, und mein Blick wanderte erneut zu dem Teller.

Seine Sneakers scharrten über den alten Eichenboden, und ich unterdrückte ein Schaudern bei dem Geräusch. »Ich, äh … Sie kennen Mr. Kalamack. Könnten Sie mir helfen, damit ich mit ihm sprechen kann? Es ist wichtig.«

Meine Augenbrauen hoben sich bei der Mischung aus Furcht und Stärke in seiner Stimme. Mr. Kalamack. Es war lange her, seit ich Trent in Gedanken das letzte Mal so genannt hatte. Er war, wie Jenks sagen würde, mein aktueller Macker, das Glitzern in meinem Staub, die Blume in meinem Garten, das Schwert in meiner … Äh ja. Wir waren zusammen.

»Du brauchst Hilfe? Wie heißt du?« Ich griff nach meinem Handy, aber als ich hörte, wie draußen eine Autotür zugeschlagen wurde, wurde ich abgelenkt. Als ich mich ihm wieder zuwandte, war er verschwunden.

Vollkommen geräuschlos, dachte ich. »Du bist ziemlich flatterhaft, oder?«, flüsterte ich, als ich seinen schlaksigen Schatten draußen verstohlen an dem intakten Fenster vorbeihuschen sah. Er musste durch Ivys Fenster hinausgeschlüpft sein. Gott wusste, dass Ivy diesen speziellen Ausgang mehr als einmal benutzt hatte.

Aber meine gerunzelte Stirn glättete sich, als sich das vertraute Klappern von Pixieflügeln wie ein Balsam über die Kirche legte und Jenks hereinflatterte, während er eine Spur zufriedenen Pixiestaubs hinter sich herzog. Salutierend flog er mit seinen libellenartigen Flügeln hinauf zwischen die Dachsparren, um den Fortschritt der Reparaturarbeiten am Dach zu inspizieren. Wie ein lebendiger Sonnenstrahl zog er weiteren Staub hinter sich her, der sich am Boden sammelte und schließlich von einem leichten Luftzug verweht wurde.

»Nur weil wir jetzt auf Kistens Boot wohnen, heißt das nicht, dass du dich um die Gartenarbeit drücken kannst, Rache«, schimpfte er, während er sich fallen ließ und schließlich in seiner besten Peter-Pan-Pose mit in die Hüfte gestemmten Händen vor mir schwebte. »Der Rasen sieht furchtbar aus.«

Der Spinnentraum blitzte vor meinem inneren Auge auf, und ich holte Luft, zögerte jedoch, als Ivy mit einem Teller Kekse von dem Haufen vor der Tür hereinkam. »Entspann dich mal, Jenks«, sagte sie mit einer Stimme wie Staub, grau, seidig – und ebenso ärgerlich, wenn sie die Wahrheit sagte. »Sie hatte zu tun. Wie wir alle.«

Ivy drückte auf den Lichtschalter, und ich kniff die Augen zusammen, als es flackernd hell wurde. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass wir wieder Strom hatten, aber mein Anflug von schlechtem Gewissen verschwand, als ich Ivy schnell umarmte und tief den Duft nach geöltem Stahl und Orangensaft einatmete. Der ganz eigene Geruch des I.S.-Hochhauses klebte schwer an ihr, die Massen an Hexen, Vampiren und Werwölfen vermischt mit dem Geruch nach Papierkram und schnellen Füßen auf dem Pflaster. Er verriet mir genauso eindeutig wie ihre professionelle Kleidung und die leicht geweiteten Augen, dass sie gerade von der Arbeit kam. Unter alldem befand sich eine zunehmende Note, die nach Nina roch, so unverkennbar wie ein Fingerabdruck. Dass sie gemeinsam dauerhaftes Glück gefunden hatten, machte viel von dem Mist, den mir das Leben vorsetzte, erträglicher.

»Keks?«, fragte sie, trat einen Schritt zurück und hob den Teller. Ich schüttelte den Kopf. Das Risiko, dass jemand versuchte, mich umzubringen, war zu hoch, und ich wusste nicht, wer sie gebacken hatte. Klar, es war zur Hälfte mir zu verdanken, dass die Kraftlinien – und damit auch die Magie – wieder intakt waren, aber außer mir war niemand glücklich darüber, dass die Dämonen sich frei in der Realität bewegten. Elfenmagie funktionierte nicht besonders gut, und hinter verschlossenen Türen munkelte man, es liege daran, dass ihre Göttin aus einer durchgeknallten Dämonin heraus wiedergeboren worden war. Und auch das war wieder irgendwie meine Schuld.

Ich hatte seitdem nur wenige Aufträge bekommen, und sie stammten alle von Trent. Langsam vermutete ich, dass er nach Gelegenheiten suchte, bei denen ich ihn eskortieren musste, damit ich weiterhin ein Einkommen hatte. Fester Freund oder nicht, ich würde nicht gratis für ihn arbeiten. Wenn die Gefahren echt waren – und das waren sie –, dann sollte die Bezahlung es auch sein.

»Ist David da?«, fragte Jenks, und ich schüttelte den Kopf und ging in die Hocke, um nach dem Dreieck zu suchen, weil ich ein Spiel aufbauen wollte. Als Ivy meine Absichten erkannte, presste sie den Rücken gegen die Wand und verschob den Tisch dann mit erheblicher Kraftanstrengung und dem ohrenbetäubenden Kreischen von Holz. Jenks erzitterte in einem Schauer aus kränklich grünem Staub, aber wenigstens konnten wir jetzt spielen. Es kam nicht oft vor, dass ich Zeugin der Körperkraft wurde, die ihr Status als lebender Vampir ihr verlieh. Da sie mit dem Vampirvirus geboren war, statt später im Leben damit infiziert worden zu sein, waren ihre Eckzähne ein klein wenig länger als meine und scharf. Und ja, sie hatte eine Vorliebe für Blut, aber sie brauchte es nicht zum Leben wie ihre untote Partnerin Nina.

»Passt auf das Loch auf«, sagte ich, als ich die Kugeln in dem Dreieck anordnete. »Wann reparieren sie das endlich?«

»Der Bauunternehmer meint, sie suchen noch immer nach einem alten Haus, aus dem sie die Bodendielen entnehmen können«, antwortete Jenks. Er beobachtete mich angespannt, bis ich die Kugeln so umsortierte, dass die Eins an der Spitze und die Acht in der Mitte zum Liegen kam. Der Rest kümmerte ihn nicht. »Scheinbar gab es in letzter Zeit eine Menge Bauarbeiten in Cincinnati, und ihnen geht das Material aus«, schloss er trocken.

Auch das war nicht meine Schuld, aber den spontanen Gaben auf der Eingangstreppe zum Trotz lastete man mir vermutlich auch das an.

Ivy rollte ein Queue über den Tisch, um sicherzustellen, dass er nicht verzogen war. »Hast du eine Ahnung, warum wir das hier nicht in Davids Büro besprechen konnten?«, fragte sie, und ihre tiefe Stimme hallte, obwohl der Altarraum voller Sägemehl, Elektrowerkzeuge und Bretter war.

»Ich kann dir sagen, warum.« Jenks’ Flügel klapperten verärgert. »Dieser Werschnösel-Verein von einer Versicherungsgesellschaft, für die er arbeitet, will nicht bezahlen, und er möchte nicht, dass wir ihm in seinem Büro eine Szene machen – deshalb.«

Ich hob das Dreieck, froh, dass die Billardplatte wieder glatt war. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht der Grund ist.«

»Er ist ein Schadenregulierer!« Jenks zischte zwischen Ivy und mir hin und her, und sein Staub war tiefrot, sodass der grüne Filz sich vorübergehend schwarz verfärbte. »Das ist ihr Job! Sie nehmen dein Geld, und dann, wenn du es brauchst, regulieren sie es von deiner Tasche in ihre.«

Ivy beugte sich tief über die gegenüberliegende Seite des Tisches, elegant in ihrem hochwertigen Leder. »Entspann dich, Pixie«, sagte sie, als sie zum Anstoß ansetzte. »Wenn sie es uns verweigern, dann werden wir das Geld schon auftreiben.«

Jenks verlor an Höhe, landete jedoch nicht wie üblich auf meiner Schulter. Es war keine Zurückweisung, aber es bereitete mir Sorgen. »Ich habe alles, was ich hatte, ins Dach gesteckt«, sagte er niedergeschlagen, und ich wünschte, er wäre größer, sodass ich ihn in den Arm nehmen und ihm sagen könnte, dass alles gut werden würde.

»Ich habe doch gesagt, ich helfe mit der Reparatur. Ohne mich wäre die Kirche nicht in diesem Zustand«, bot ich an.

Seine Flügel summten, als Ivy ihren ersten Stoß vollendete und die Kugeln sich verteilten; eine fiel in eine der Taschen. Schuldbewusst blickte ich zu Boden. Wenn die Kirche nicht zerstört wäre, würde es sich nicht so anfühlen, als ginge alles zu Ende.

»Ich kann meine eigenen Rechnungen bezahlen, Hexe.« Jenks stieg auf und flog aus dem Weg, als Ivy den Tisch umkreiste, die Drei anvisierte und sie verfehlte. »Aber selbst wenn wir sie wieder reparieren, was dann?«

Himmel, Jenks. Weiß du nicht, dass man schlafende Vampire nicht wecken sollte? »Dann ziehen wir wieder ein.« Ich musterte den Tisch, um seiner schlechten Laune zu entgehen. »Kistens Boot ist nur die Lösung für den Winter«, sagte ich, als Ivy mir das Queue reichte, aber nicht losließ. Ich sah sie an, und ihr Bedauern und ihre Schuldgefühle durchdrangen mich, zogen sich eng um meine Seele zusammen. Für den Winter, hatte ich gesagt, aber wir wussten alle, dass wir nicht wieder zu dritt hier einziehen würden. Nicht jetzt, da es Nina gab. Bei all den Prüfungen, die wir in den letzten drei Jahren hatten bestehen müssen, war die Kirche immer unser sicherer Hafen gewesen – selbst wenn sie gerade in die Luft gejagt wurde. Jetzt fühlte es sich an, als versuchten wir uns zurück in eine zu enge Haut zu pressen.

Als Ivy sah, dass ich verstanden hatte, ließ sie das Queue los. Mit schwerem Herzen sah ich auf die Tischplatte. »Wie läuft es im neuen Job?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.

»Ist ziemlich genau so, wie ich es in Erinnerung hatte«, erwiderte sie, doch sie lächelte, als ich mich nach einem vermasselten Stoß aufrichtete. Jenks schwebte über dem Teller, den der Elfenteenager zurückgelassen hatte, die Hände in die Hüften gestemmt, während er versuchte, das Rätsel dahinter zu lösen. »Wusstest du schon, dass Nina jetzt aushilfsweise auch dort arbeitet?«, fuhr Ivy fort, und ihre Stimme wurde lebhaft. »Da ich als Beraterin arbeite und nicht fest angestellt bin, kann ich mich ihrem Tagesablauf von der Dämmerung bis zum Morgengrauen anpassen. Alle lassen mich in Ruhe, weil ich ihre Nachkommin bin, und keiner weiß, wie er mit ihr umgehen soll. Sie ist untot, aber die Seele, die sie nährt, ist ihre eigene, und das verwirrt alle ohne Ende.«

Und obwohl sich alles falsch anfühlte, fand ich irgendwie einen Weg, meinen Frieden damit zu machen. Zu sehen, wie Ivy sich selbst und jemand anderen liebte … Das war jede verbrannte Synapse, jeden kaputten Arm, jeden Herzschmerz und jeden zerstörten Traum wert.

»Ich bin, äh, froh, dass ihr beide hier seid«, sagte Ivy, und ich erstarrte, als sie das Queue nahm, das ich ihr hinhielt, und es auf den Tisch legte, womit das Spiel praktisch beendet war. »Jenks? Nina und ich haben lange darüber nachgedacht, und wir wollen nicht, dass du unter der Kirche ein Tagesquartier ausheben lässt.«

Jenks erhob sich von dem Teller mit Essen, sein Staub hatte eine ängstliche blaue Färbung angenommen. »Und ob ich das verdammt noch mal tun werde!«

Aber Ivy lächelte, und der Schmerz war nur in ihren Augenwinkeln sichtbar. »Nina und ich kommen gut mit Piscarys alten Gewölben zurecht«, sagte sie, und ich wusste, dass es stimmte. »Cormel wohnt woanders, und es fühlt sich wie unser Zuhause an. Vor allem jetzt, da Nina alles umgestaltet.«

»Rache«, flehte Jenks mich an, etwas zu sagen, aber ich schüttelte den Kopf, ich hatte es kommen sehen. Jenks und ich waren auf Kistens große Jacht gezogen, nachdem man die Kirche für unbewohnbar erklärt hatte. Sie bei Pizza Piscary anzudocken hatte geholfen, dem unvermeidlichen Herzschmerz die Wucht zu nehmen, aber dort einzuziehen, selbst in die Wohnungen weiter oben im Gebäude, war vollkommen undenkbar gewesen. Nicht, solange Nina so reizbar war. Den Versuch zu unternehmen, alle gemeinsam zurück in die Kirche zu ziehen, war eine noch schlechtere Idee. Bei uns klopften zu oft verängstigte Personen an. Außerdem war es nicht schlau, eine Hexe mit zwei verliebten Vampirinnen zusammenwohnen zu lassen, selbst wenn ich eigentlich keine Hexe war, sondern eine Dämonin.

Jenks flatterte langsamer mit seinen Flügeln, bis sie aufhörten zu summen, als ihm klar wurde, dass ich auf Ivys Seite war. »Verschissener Fairyfurz«, murmelte er und fügte bitter hinzu: »Entschuldigt mich, David ist da.«

Ich ließ die Schultern sacken, als er eine Linie aus blauem Staub zur Eingangstür zog und dort die Flaschenzug-Mechanik bediente, die wir angebracht hatten, damit er sie öffnen konnte.

Gedämpft hörten wir Davids warme Begrüßung, und Ivy wandte der Tür den Rücken zu, die Augen schmerzerfüllt zusammengekniffen. »Das ist schwieriger, als ich dachte«, flüsterte sie. »Selbst wenn die Versicherung zahlt, wird die Kirche auf keinen Fall vor dem ersten Schneefall bewohnbar sein. Sie ist abgedichtet, und die Rohrleitungen wurden repariert, deshalb heizen wir nicht nach draußen, aber die Stadt wird uns ohne Küche keine Wohnerlaubnis geben. Ist es auf dem Boot warm genug für ihn?«

Ich schüttelte den Kopf, als ich mich erinnerte, wie langsam er heute Morgen gewesen war, als er auf meiner dampfenden Kaffeemaschine gesessen und sich aufgewärmt hatte. Eine dauerhafte Temperatur unter sechs Grad würde ihn in den Winterschlaf fallen lassen, und da er darauf nicht richtig vorbereitet war, wäre das vermutlich lebensgefährlich. »Er kommt bislang zurecht, aber es wird kälter werden.«

Ivy beugte sich näher heran. »Er sollte zu mir und Nina ziehen.«

»Ja, aber das wird er nicht«, antwortete ich, und sie nickte verstehend. »Falls es hilft, ich sehe Trent später noch«, fügte ich hinzu. »Ray und Lucy treffen sich zum Spielen mit Ellasbeth.«

»Und?«, fragte Ivy, weil ihr ganz eindeutig nicht klar war, was Jenks nun mit einem förmlichen Essen mit Lucys zugegebenermaßen ziemlich kratzbürstiger Mutter zu tun hatte.

»Es ist Freitag.« Ich sonnte mich in dem Gedanken, dass ich es durch eine weitere Woche geschafft hatte, ohne irgendeine Weltmacht gegen mich aufgebracht zu haben. »Ich werde das Wochenende mit Trent verbringen. Wie immer. Wenn ich Jenks dazu bringen kann, mit mir zu kommen, wird er über den Winter vielleicht zu Jumoke und Izzy ziehen. Was nicht nur ungewöhnlich, sondern in der Pixiekultur sogar ein echtes Wunder wäre. In Trents Gewächshaus würde er zurechtkommen.«

Beim Geräusch von Jenks’ Flügeln zuckten wir auseinander, und ich spürte, wie ich rot wurde. »Ich soll den Winter mit meinen Kindern verbringen?«, sagte Jenks aufgebracht, als Davids schmale Silhouette in die Kirche glitt und die Tür schloss. »Tink ist eine Disneyhure. Fünftes Rad am Wagen ist gar kein Ausdruck.«

»Ich finde, das ist eine gute Idee.« Ivy nickte David grüßend zu, der gerade vorsichtig in den Altarraum trat. Er hatte die Schultern unsicher hochgezogen und sah mit seinem langen, welligen schwarzen Haar, den lässigen Jeans und T-Shirt sowie einem kurzen Kaschmirschal aus wie ein junger Van Helsing. Werwölfe hatten kein Problem damit, geweihten Boden zu betreten, fühlten sich aber eindeutig unwohl dabei. »Sie brauchen alle Hilfe, die sie kriegen können, um ihre Frischlinge durch den Winter zu bekommen. Izzy hatte wie viele, fünf?«, fügte Ivy hinzu.

Jenks’ Stirn glättete sich. »Fünf«, bestätigte er, die Hände in die Hüften gestemmt. »Sie überlegen sich schon Namen.«

Aber sie würden sie nicht vor dem Frühling bekommen, wenn die frischgebackenen Eltern sicher waren, dass sie überleben würden. Ich verbarg ein Lächeln, als er sich im Schneidersitz auf die Acht setzte. Mir lag auf der Zunge, wie süß er dabei aussah, aber dann hätte er mir mit dem Schwert an seiner Hüfte eine Lobotomie verpasst. Meine Gedanken sprangen zurück zu meinem Traum, in dem ich Jenks in Spinnen verwandelt hatte, und rasch drängte ich die aufkommende Furcht zurück.

Davids markantes, leicht stoppeliges Gesicht strahlte. »Ihr habt ja keine Ahnung, wie schön es ist, euch drei zusammen zu sehen«, sagte er, und Ivy verdrehte die Augen, um ihren Schmerz darüber, dass es zu Ende war – weil ich Mist gebaut und sie sich verliebt hatte –, zu verbergen.

»Hi, David.« Meine Schritte hallten laut, als ich durch den Raum zu ihm ging und ihn in eine lange, innige Umarmung zog, wobei ich den Geruch nach grünen und wachsenden Dingen einsog, der ihn umgab.

»Das Rudel rennt am Sonntag. Du bist eingeladen«, sagte David, als wir uns voneinander lösten.

»Vielleicht im Winter«, antwortete ich, und er nickte, akzeptierte die neue Distanz, die ich zwischen uns gebracht hatte, seit seine Freundin schwanger war. Es war nicht, weil er vergeben war, sondern weil ich nicht riskieren wollte, ihn noch mehr in Gefahr zu bringen, als ich es bereits getan hatte. »Wie geht es Serena?«

Davids Lächeln wurde breiter. »Gereizt. Sie darf sich nicht mehr wandeln.«

Ich nickte, das konnte ich mir vorstellen. »Du wirst bestimmt ein toller Vater«, versicherte ich, während Jenks heransummte und goldenen Staub verlor.

»Also gut, Mr. Peabody«, sagte er und überraschte mich mit dem Spitznamen, den Kisten David gegeben hatte. »Wirst du nun in den Pott pissen oder nur an dir herumspielen? Du hast meine Schadensforderung seit sechs Wochen.«

»Jenks!«, rief ich aus, erstarrte jedoch, als David zusammenzuckte.

»Ich habe es versucht«, antwortete er, und Jenks gab ein unhöfliches Geräusch von sich. »Jeden Trick, jedes Schlupfloch. Aber die Küche und das Wohnzimmer sind bei einem Machtkampf um die Stadt zerstört worden – ein Schadensfall, den wir nicht decken müssen –, und die Schäden am Altarraum wurden von einer Dämonin verursacht.«

»Es war eine Göttin«, warf ich ein, und David sah vom Dach zu mir.

»Das stimmt, aber Newt war ursprünglich eine Dämonin. Und da Schäden durch Dämonen nicht gedeckt sind …«

»Newt war nicht Teil der Göttin, als diese den Schaden verursacht hat«, unterbrach ich ihn. Jenks schwebte neben mir, aber Ivy hatte augenscheinlich aufgegeben und ließ die Kugeln eine nach der anderen in die Taschen fallen, als wären sie ihre Wahlmöglichkeiten: für immer verloren. »Und ich habe sie nicht beschworen.«

»Trotzdem.« David zögerte, als er zum ersten Mal den verkohlten Kreis bemerkte.

Verärgert verschränkte ich die Arme vor der Brust, während Ivy das Queue gegen einen Fensterrahmen lehnte. Irgendwie würde ich das Geld schon auftreiben. Vielleicht würde ich meinen Namen ändern und hoffen, dass mich dann jemand beauftragte. »Na ja, danke, dass du es versucht hast«, sagte ich schließlich, und Davids Miene entspannte sich.

»Verschissener Fairyfurz«, fluchte Jenks und verschmähte meine Hand, die ich für ihn ausstreckte.

»Wir kriegen das Geld irgendwie zusammen«, beharrte ich, aber selbst wenn es klappte und wir wieder einziehen konnten, würde Ivy nicht mit ihren Karten und dem Laptop an dem großen Eichentisch sitzen, Orangensaft trinken und Jenks finstere Blicke zuwerfen, während sie schimpfte, er solle seinen Staub nicht auf ihrem Bildschirm verteilen. Da wären nur ich, Jenks und Bis, die in einer großen, leeren Kirche herumhingen. Selbst seine Kinder waren aus dem Haus.

»Es tut mir leid«, sagte David in die andauernde Stille hinein. »Alles geht einmal zu Ende.«

Der kränklich gelbe Staub, der von Jenks herabrieselte, brach mir beinahe das Herz. »Ja«, meinte der kleine Pixie. »Aber ich dachte, ich wäre tot, bevor es zu Ende ist.«

Mit hängendem Kopf stand Ivy neben dem Tisch. »Ich auch«, sagte sie tonlos.

Eiskalte Panik durchfuhr mich. Es wäre so leicht, einfach zu Trent zu ziehen, Teil seiner Welt zu werden, unser Leben miteinander zu verbringen. Aber ich genoss meine Unabhängigkeit zu sehr, und ich würde bestimmt nicht mein chaotisches Leben so dicht an seine Töchter herantragen. Außerdem, wer würde bis nach draußen zu seinem Anwesen fahren, um mich zu engagieren?

Aber Jenks sah aus, als würde er sich gleich übergeben. Ich musste etwas tun, um ihn abzulenken. Mit kalten Fingern berührte ich den Billardtisch und hatte das Gefühl, Kisten wäre hier und erinnerte mich daran, dass echte Liebe manchmal wehtat. »Nun, nichts zu machen«, meinte ich mit gezwungener Heiterkeit. »Wir müssen wohl das Schild ändern lassen, Jenks.«

Ivy hob alarmiert den Kopf, ihre Augen wurden pupillenschwarz. Auch David wirkte überrascht, und ich versteifte mich, stählte mich für das, was ich als Nächstes sagen würde.

»Warum?« Jenks klapperte mit den Flügeln, vermutlich dachte er, ich würde Ivy rauswerfen.

»Vielleicht brauchen wir auch neue Visitenkarten«, fügte ich mit vorgetäuschter Lockerheit hinzu. »Auf denen nur unsere beiden Namen stehen.« Ich zwang mich, den Blick von Jenks’ Entsetzen zu lösen. »Ich werde die Firma nicht aufgeben«, sagte ich leise, damit meine Stimme nicht brach. »Und ich brauche deine Hilfe, Jenks, sofern du immer noch mit mir arbeiten willst. Ivy ist nicht tot, und selbst wenn sie es wäre, wäre sie immer noch in Cincinnati. Wenn wir in einen Schlamassel geraten, dann hilft sie uns.«

Ivys Schultern waren jetzt weniger angespannt, und Jenks’ Flügelsummen wurde leiser. Ich atmete aus, und das enge Band um meine Brust lockerte sich. »Außerdem«, fuhr ich fort und rümpfte die Nase wegen des fürchterlichen Verwesungsgeruchs, der sich plötzlich in der Kirche ausbreitete, »wenn Nina und Ivy jetzt für die I.S. arbeiten, dann können sie uns vielleicht den ein oder anderen Job vermitteln. Du weißt schon, die Sachen, mit denen sie selbst nicht weiterkommen.«

Auch Ivy war der eklige Geruch aufgefallen, sie verzog angewidert das Gesicht. Neben ihr drehte David sich fragend zum hinteren Teil der Kirche. Ich musste an den Elfenteenager denken, den ich verjagt hatte, aber er hatte Trent treffen wollen. Magischen Gestank zu verursachen würde ihm da nicht weiterhelfen.

»Es macht dir nichts aus, dass Ivy weg ist?«, fragte Jenks und erinnerte mich damit daran, dass er, obwohl er geliebt und seine Liebe verloren, obwohl er Kinder aufgezogen und begraben hatte, doch erst zwanzig war.

»Natürlich macht es mir etwas aus«, erwiderte ich, und Ivy senkte den Kopf, sodass ihr das Haar vor die Augen fiel. »Es wird verdammt hart sein, ohne sie auf der anderen Seite des Flurs aufzuwachen, wie sie darüber meckert, dass ich mal wieder das heiße Wasser aufgebraucht habe, und mich anfaucht, weil ich ihre Kekse gegessen habe, aber welche Wahl haben wir? Sie ist verliebt, Jenks.«

Jenks ließ sich zu mir fallen, und ich hob die Hand, damit er landen konnte. Mir wurde dir Kehle eng, als er dort stand und sich eine Chance, einen neuen Weg einzuschlagen, vor uns auftat.

»Okay?« Er wirkte erleichtert. »Wie wäre es, wenn wir dann die Nuttensilhouette aus der Anzeige nehmen, die Ivy in die Gelben Seiten gestellt hat?«

Ich nickte mit enger Kehle, und Jenks zeigte Ivy, die verärgert knurrte, einen liebevollen Mittelfinger. »Wir designen etwas«, sagte ich. »Was stinkt hier eigentlich so?«

»Das riecht wie etwas, das vor zwei Wochen gestorben ist«, bemerkte David, während er versuchte, durch die Ritzen eines zugenagelten Fensters zu spähen.

»Das war noch nicht, als wir gekommen sind.« Jenks schoss zu ihm.

Der Pixie war weg, aber sein Staub lag warm auf mir. Ich brachte es nicht über mich, ihn wegzuwischen, und langsam verschwand er von meiner Hand. Es würde schwer werden ohne Ivy, nicht nur wegen ihrer Expertise, sondern auch weil sie unsere Freundin war. Aber wie ich gesagt hatte, sie war nicht tot, und ich musste das Gefühl abschütteln, dass sie es war, nur weil sie nicht mehr auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs schlief.

»Danke«, sagte Ivy, und ich lächelte, als sie meine Hand fest drückte.

»Du musst mir nicht danken«, erwiderte ich, als ich sie für eine Umarmung an mich zog. »Ich meine es ernst. Wir werden dich vermissen wie die Untoten die Sonne, aber so ist es nun einmal.«

»Ja, Ivy.« Jenks drehte einige Runden um uns herum, bis Ivy und ich uns voneinander lösten. »Warte nur ab«, sagte er, als er auf meiner Schulter landete. »Nach sechs Monaten im Turm wirst du darum betteln, zurückkommen zu dürfen.«

»Zurück hierher? Niemals«, antwortete Ivy über die Schulter, während sie in den hinteren Teil der Kirche ging, wobei sie einen großen Bogen um das mit Sperrholz abgedeckte Loch im Boden machte. Aber es war unübersehbar, wie schwer es ihr fiel loszulassen. Nina brauchte sie, und Jenks und ich … nicht. Und Ivy brauchte es, gebraucht werden.

»Ich denke, der Geruch kommt vom Friedhof«, meinte Ivy, und mit vampirischer Schnelligkeit ging sie den Flur hinunter zu der vernagelten unregelmäßigen Öffnung, die einst in die Küche und das hintere Wohnzimmer geführt hatte. Ich konnte ihren Frust darüber sehen, dass sie nicht sein konnte, was Nina brauchte, ohne dass sich die Dinge änderten. Doch Ivy und Nina sollten keine zwei Mitbewohner aufgebürdet bekommen, vor allem keinen Pixie und keine von Hexen geborene Dämonin mit mehr Ballast als eine ganze Rockband.

David rang unsicher die Hände. »Ähm, also, wenn ihr da draußen eine Leiche habt, sollte ich lieber gehen.«

»Wenn wir eine haben, dann ist es nicht unsere.« Ich machte mich auf den Weg nach hinten und zuckte zusammen, als ich das Quietschen von Nägeln hörte, die aus Holz gezogen wurden. »Ivy, sei vorsichtig«, rief ich. »Hinter dem Sperrholz geht es zwei Meter runter.« Jenks saß auf meiner Schulter, und zum ersten Mal seit Wochen fühlte ich mich gut. »Ist die Temperatur okay für dich, Jenks?«

»Werd nicht zu meiner Mom, Rache«, maulte er, aber er blieb bei mir.

Im engen Flur stießen Davids Schultern gegen meine, und mit einem Grinsen versuchte er vor mir dort zu sein, wo Ivy gerade an der provisorischen Tür herumwerkelte. Schließlich gab sie auf, trat drei Schritte zurück und versetzte ihr einen ordentlichen Tritt. Mit kreischenden Nägeln wurde das Sperrholz in das verkohlte Fundament dessen gestoßen, was einmal die Küche und das hintere Wohnzimmer gewesen waren.

Kühle Luft und Sonne strömten herein. Ich kniff die Augen zusammen und hielt mir angeekelt die Hand über die Nase. Jenseits der verkohlten Fundamentsteine und des überwucherten Gartens stolperte ein Zombie durch das hohe Gras des laubbedeckten Friedhofs.

»Igitt.« David wich zurück und hielt sich ebenfalls die Nase zu.

»Verdammt.« Jenks schwebte neben Ivy und mir und verlor seltsamen silbrig violetten Staub. »In den Nachrichten meinten sie, dass sie den letzten vor drei Tagen erwischt haben.«

»Scheinbar nicht.« David lehnte sich gegen die Wand im Flur, unter seinen Bartstoppeln war er blass geworden. »Er sieht aus, als wäre er schon ziemlich alt. Riecht zu schlimm, als dass es nur seine Nahrung könnte. Das ist Verwesung.«

»Meinst du?« Angeekelt spannte ich den Kiefer an. Es war ein Zombie. Ein lebender Toter. Im Lauf der letzten Monate hatte man eine Handvoll von ihnen in Cincinnati gefunden, alle in den verschiedensten Stadien von Verwesung und Alterung. Niemand wusste genau, wo sie hergekommen waren, aber das Timing ließ mich vermuten, dass die I.S. sie irgendwo interniert hatte und sie entkommen waren, als die Kraftlinien versagt hatten. Dass die I.S. schwor, nichts damit zu tun zu haben, machte es nur noch wahrscheinlicher.

»Wie ist er durch das Friedhofstor gekommen?«, fragte Ivy, die den Gestank besser zu ertragen schien als David, der mit den Armen um die Knie an der Wand kauerte, den Kopf gesenkt hielt und nur flach atmete.

»Keine Ahnung«, sagte ich, aber ich wusste aus Erfahrung, dass man durch die Kette schlüpfen konnte, die die Autozufahrt verschloss. »Weißt du, wenn er so von einem Stein zum anderen torkelt, dann sieht das gleichzeitig irgendwie ziemlich passend, aber auch verdammt verstörend aus.«

»Tinks Titten, der stinkt schlimmer als das falsche Ende von einem Werwolfklo.« Jenks’ Flügel verursachten ein schabendes Geräusch, als er auf Ivys Schulter landete. »Mach, dass er weggeht, Rache.«

Meine Güte, der stinkt vielleicht. »Warum soll das mein Problem sein?«, wehrte ich ab. Unterdessen stieß der Zombie ein einsames, gutturales Krächzen aus. Die Arme um den Körper geschlungen, beobachtete ich Mr. Z dabei, wie er gegen einen Grabstein stolperte und eine schwarze Schliere hinterließ. Wie nett. Irgendwem war sein Experiment entkommen, und jetzt hinterließ es Bröckchen auf meinem Friedhof.

»Ahhh, Rache! Er fällt auseinander. Tu was!«

»Ich melde ihn«, verkündete David hinter uns, und man hörte das leise Piepen seines Handys.

»Wegen der Sache werde ich spät nach Hause kommen«, sagte Ivy seufzend.

Eine Hand gegen die beschädigte Wand gestützt, beugte ich mich hinaus und musste wegen des Geruchs beinahe würgen. »Wie hat er es über den Fluss geschafft? Hat man nicht die meisten von ihnen in Cincy aufgegriffen?«

»Ich glaube, sie werden mittlerweile von allen ignoriert, damit niemand sich um sie kümmern muss«, meinte David, der offenbar in der Warteschleife hing.

»Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum«, kam es gedämpft von Ivy, die eine Hand auf den Mund gepresst hatte.

»Rache«, bettelte Jenks, »er lässt Bröckchen fallen. Wie soll ich die jemals wieder rauskriegen?«

Ich zuckte die Achseln und blickte auf, als plötzlich eine Schar Krähen in den Bäumen laut krächzend aufflog und sich auf etwas in der versengten Eiche im hinteren Teil des Gartens stürzte. Jenks legte die Hand auf seinen Schwertgriff, den Blick auf die kahlen Äste gerichtet, aber schließlich flogen sie alle mit heiseren Rufen davon.

»Warum soll das mein Problem sein?«, wiederholte ich und nieste, was so unerwartet kam, dass es laut und abstoßend klang.

»Das war’s«, sagte Jenks, als Mr. Z sich umdrehte und sein schmuddeliger Laborkittel flatterte, während er seltsam konzentriert auf unsere Stimmen lauschte. Zu meinen Füßen erschauderte David.

»Na toll«, sagte ich, als Mr. Z in unsere Richtung zu torkeln begann. »Glaubt ihr, jemand hat ihn hergelockt, in der Hoffnung, dass wir uns darum kümmern?« Dreck auf Toast, ich wollte nicht noch mal auf dem Boot vorbeischauen müssen, bevor ich mich im obersten Stockwerk des Carew Towers mit Trent und den Mädchen traf, damit er zu Mittag essen und ich frühstücken konnte, aber das würde ich tun müssen, wenn ich den Zombie berührte.

»Wahrscheinlich.« Ivy sprang aus dem offenen Flur und landete geräuschvoll auf dem Sperrholz. »Hast du was bei dir, das uns jetzt helfen könnte?«

Jenks sah mich an und zuckte die Achseln, und ich folgte ihr ungelenk und mit einem Seufzen. »Ich hätte mehr Leder anziehen sollen«, murrte ich und sagte dann lauter: »Etwas, das uns mit einem Zombie hilft?« Ich hievte ein Kantholz hoch, das das Aufräumkommando übersehen hatte. »Klar. Jenks, kannst du für Ablenkung sorgen?«

Jenks zischte davon, und Ivy hob eine Brechstange, von der sie das feuchte bunte Laub abwischte. Sie machte ein paar Probeschwünge. »Hübsch siehst du heute aus«, sagte sie. »Ich übernehme unten.«

»Danke«, antwortete ich erleichtert. »Ich habe mich für David schick gemacht. Neben ihm fühle ich mich immer total runtergekommen.«

»Ich weiß, was du meinst.« Sie blickte zurück zu dem gepflegten Mann. Ja, er hatte raue Kanten, und etwas von seinem langen Haar war aus der Spange in seinem Nacken gerutscht, aber seine Haltung war so elegant, dass er in Jeans und einem Ledermantel nach einer Million Dollar aussah.

»Die I.S. sagt, sie schicken niemanden«, erklärte David laut und stand auf, um sich gegen die Innenmauer zu lehnen. »Sie wollen, dass ihr ihn in den Zoo bringt.«

»Den Zoo?«, fragte ich ungläubig. Die Waffen hocherhoben, schritten Ivy und ich voran, während Jenks den langsamen Zombie umschwirrte und mühelos seinen verwirrten Schlägen auswich. »Ist das ihr Ernst?«

»Sie haben dort letzte Woche ein Gehege eingerichtet.« Ivy gab mir ein Zeichen, die rechte Seite zu übernehmen, während sie sich nach links wandte.

Meine Güte, aus der Nähe war der Gestank noch tausendmal schlimmer. »Sie zeigen diese Dinger?«, murmelte ich und atmete flach, während ich mich zwischen Grabsteinen und hohem Gras hindurchschlängelte.

Jenks zischte zu uns, während Mr. Z wimmerte und mit dem Rücken zu uns nach dem Pixie suchte. Er hinterließ einen Kreis aus flach getrampeltem Gras, der sich gut eignete, um ihn niederzustrecken. »Vermutlich sind sie die Einzigen, die einen Luftfilter haben, der stark genug ist«, sagte Jenks, dem eindeutig kalt war, als er sich in meinen Haaren niederließ. »Fairyfurz, das Ding stinkt vielleicht. Ich glaube, ich habe mir an dem Gestank die Flügel verbrannt.«

»Die Kinder finden sie super!«, rief David uns aus dem zerklüfteten Loch in der Mauer zu. »Schauen zu, wie sie gegen Sachen rennen, wie Teile von ihnen abfallen. Ihr wisst schon!«

Der Zombie befand sich jetzt zwischen mir und Ivy, und ich hob mein Kantholz. »Das Ding kommt mir nicht ins Auto«, sagte ich, und Ivy zuckte.

»Du bist diejenige mit dem Cabrio«, entgegnete sie, und Mr. Z knurrte unentschlossen, weil er sich mit seinen milchig weißen Augen auf unsere Stimmen verlassen musste, um uns zu finden.

»Na und?« Ich packte das Holz fester, als Mr. Z sich für mich entschied. »Willst du mir sagen, du hättest noch nie einen Toten im Kofferraum gehabt?«

»Keinen, der so roch.«

»Ladys«, meldete sich Jenks aus meinem Haar. »Können wir hier mal fertig werden, bevor die Sonne einen Abflug macht? Ich muss Trent heute Abend noch fragen, ob ich einen Baum in seinem Gewächshaus mieten kann.«

Jetzt schlich sich ein ehrliches Lächeln auf mein Gesicht, und mit einem Mal fühlte ich mich unbesiegbar. Jenks würde bei Trent den Winter überleben, und dieses verrottende Stück Animationsmagie würde auf keinen Fall mit meinem Wagen in Berührung kommen. Ich nickte Ivy zu, und wir setzten uns beide im Laufschritt in Bewegung. Acht Schritte, mehr brauchte es nicht, dann schlug ihm Ivy von hinten die Füße weg, während ich ihm einen Hieb gegen die Stirn versetzte.

Mit einem überraschten Wimmern fiel Mr. Z nach hinten, das Gesicht gen Himmel gerichtet und heulend, weil er die Orientie