Blutseele - Kim Harrison - E-Book

Blutseele E-Book

Kim Harrison

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Beschreibung

Die ultimative Story-Sammlung zur SPIEGEL-Bestsellerserie

Wohin sind Trent und Jenks auf ihrer Elfenqueste in "Blutdämon" verschwunden? Nun wird das Rätsel, das Tausende von Fans beschäftigt, endlich gelöst, und die beiden dürfen ein fantastisches Abenteuer bestreiten. Doch das ist nur eine von elf, zum Teil bereits erschienenen Geschichten, in denen Kim Harrison erzählt, was Rachel, Ivy, Jenks und Co. erleben, wenn sie nicht gerade gemeinsam Fälle lösen. Außerdem entführen uns vier brandneue Storys in Welten jenseits von Rachel Morgan und machen Blutseele zu einem Muss für jeden Fantasy-Fan.

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Seitenzahl: 1033

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Das Buch

Der vorlaute Pixie Jenks und der geheimnisvolle Elf Trent Kalamack haben sich schon immer misstraut. Schließlich ist Jenks der beste Freund von Rachel Morgan, und Trent gefällt sich darin, Rachel in Schwierigkeiten zu bringen. Doch nun ist Trent in einer absoluten Notlage: Seine Tochter Lucy wurde entführt, und ausgerechnet Jenks ist der Einzige, der ihm helfen kann, Lucy zu befreien …

In Blutseele, der einzigartigen Story-Sammlung rund um Rachel Morgan, erzählt Bestsellerautorin Kim Harrison, was Rachel, Ivy, Jenks und Co. erleben, wenn sie nicht gerade miteinander auf Verbrecherjagd gehen. Außerdem entführen vier brandneue Stories in die Welten jenseits der Hollows.

Die Autorin

Kim Harrison, geboren im Mittleren Westen der USA, wurde schon des Öfteren als Hexe bezeichnet, ist aber – soweit sie sich erinnern kann – noch nie einem Vampir begegnet. Sie spielt schlecht Billard und hat beim Würfeln meist Glück. Kim mag Actionfilme und Popcorn, hegt eine Vorliebe für Friedhöfe, Midnight Jazz und schwarze Kleidung und ist bei Neumond meist nicht auffindbar. Mehr Informationen unter: www.kimharrison.net

www.twitter.com/HeyneFantasySF

@HeyneFantasySF

www.heyne-fantastisch.de

KIM HARRISON

BLUTSEELE

Geschichten aus den Hollows

und darüber hinaus

Deutsche Erstausgabe

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Titel der amerikanischen Originalausgabe

INTO THE WOODS

Deutsche Übersetzung von Vanessa Lamatsch

Deutsche Erstausgabe 03/2014

Redaktion: Sabine Thiele

Copyright © 2012 by Kim Harrison

Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Satz: Leingärtner, Nabburg

ePub-ISBN:978-3-641-11804-4

Für die Leser.

Dieses Buch ist speziell für euch.

Inhalt

Die Hollows …

Die Verzauberte

Blutflüstern

Blutmagie

Schmutzige Magie

Die Brücken von Eden Park

Kraftlinienbummler

Million Dollar Baby

… und darüber hinaus

Pet Shop Boys

Das Temson-Anwesen

Spinnenseide

Grace

Die Hollows …

Die Verzauberte

Die Verzauberte

Al ist einer meiner Lieblingscharaktere in den Hollows. Ich hatte nie erwartet, dass er etwas anderes ist als der große Bösewicht – wunderbar zu hassen, aber sonst nichts. Es hat mich wirklich selbst überrascht, als Rachel anfing, ihn zu verstehen. Noch schockierter war ich, als Al darauf reagierte, indem er ihr nicht nur seine sanfteren Seiten offenbarte, sondern ihr auch Einblicke in seine Vergangenheit gewährte. Die Verzauberte wurde in Deutschland zum ersten Mal als Bonusmaterial zu Blutnacht veröffentlicht. Die Geschichte zeigt, wie Al Personen früher rein nach ihrer Nützlichkeit gesehen und wie er sie misshandelt hat. Doch das Erscheinen der blauen Schmetterlinge verrät, dass Al schon vor seiner ersten Begegnung mit Rachel anfing, gewisse Defizite an sich selbst zu entdecken und nach mehr zu suchen.

Papierkram, dachte Algaliarept resigniert, während er sanft auf den Folianten blies, damit die Tinte schneller trocknete. Tinte, die nicht wirklich Tinte ist, Papier, das niemals Holz war, dachte er, als er tief den süßlichen Geruch von Blut einatmete. Obwohl Blut unendlich bindende Dokumente schuf, lag es in seiner Natur, alles zu verlangsamen. Aber trotzdem, selbst wenn er diesen Teil seiner Arbeit an einen Untergebenen abgeben könnte, er würde es nicht tun. Das Wissen darüber, wer ihm etwas und wie viel schuldete, war in der Dämonenwelt eine Menge wert, und Vertraute waren für ihre losen Zungen bekannt, bis man sie ihnen herausschnitt. Das war eine Praxis, die Algaliarept missbilligte. Die meisten seiner Kollegen waren übler Pöbel. Die Zunge eines Vertrauten zu entfernen zerstörte die Nuancen ihres Bettelns um Gnade.

Algaliarept setzte sich an seinem kleinen, aber aufwändig geschnitzten Schreibtisch zurecht und griff nach einer kleinen Steindose, tauchte einen winzigen Silberlöffel in seinen Brimstonevorrat und ließ sich die Droge langsam auf der Zunge zergehen. Das leise Klicken, als er den Löffel zurücklegte, durchschoss ihn wie Feuer. Er schloss die Augen und sog in der rauchigen Dunkelheit Luft in seine Lungen, die hundert Gerüche mit sich brachte, weil der Brimstone seine Sinne schärfte und seinen Geist auf eine höhere Ebene hob.

Papierkram muss das Schrecklichste überhaupt sein, dachte er, als er für einen Moment in der milden Euphorie verweilte. Aber als er die Augen wieder öffnete, überblickte er seine reich ausgestattete Unterkunft – die Wände mit ihren dunklen Seidenbehängen, die mit erotischen Körpern bemalten Vasen, die reich bestückten Ecken mit Kissen und duftenden Öllampen, und auf dem Boden der Teppich, welcher einen Drachen zeigte, der einen kleineren Verwandten auffraß – und Algaliarept wusste, dass er es nicht anders haben wollte. Er würde sich selbst verlieren, wenn er für einen anderen arbeiten würde.

Der Osten war es, wo momentan die intelligente Oberschicht der Welt residierte, und er mochte die Asiaten, selbst wenn sie ihn hier Drache nannten und erwarteten, dass er Feuer spuckte. Abgesehen von den Elfen, die in den Bergen Europas den letzten Widerstand leisteten, war Asien im Moment die einzige echte Kultur der Welt – und das war größtenteils sein Verdienst. Man musste erst schaffen, was andere begehren sollen.

Er tauchte die Schreibfeder ein und beugte sich wieder über seine Arbeit. Dann runzelte er die Stirn, ohne wirklich zu wissen, warum. Er war ein Händler in Fleisch und Verführer von Seelen, geübt darin, Leute in den dunklen Künsten zu unterrichten, um ihnen einen Marktwert zu geben. Um sie dann zu entführen, wenn sie einen Fehler machten, und sie in ein Leben der Knechtschaft an seine Kollegen zu verkaufen. Er war so gut darin, dass er einen Status erlangt hatte, der mit den höchsten Richtern konkurrierte. Er hatte sich alles selbst geschaffen und schuldete niemandem etwas. Doch während seine Feder die Zinsen für eine besonders lang bestehende Schuld ausstrich, räumte er sich endlich selbst die Quelle seiner wachsenden Unzufriedenheit ein.

Wo er es einst genossen hatte, einen potenziellen Vertrauten dabei zu beobachten, wie er sich das Hirn darüber zerbrach, ob er mehr wollte, während er gleichzeitig dachte, er wäre klug genug, um dem unvermeidlichen Ausgang zu entkommen, fühlte Algaliarept jetzt nur noch ein seltsames Gefühl von Eifersucht. Obwohl er verdammt war, fühlte der Vertraute irgendetwas. Algaliarept dagegen fühlte nichts. Er hatte die Freude verloren, und die Jagd war zu einfach geworden.

Eine weitere Seite war nun ausgeglichen, und Algaliarept griff nach dem zweiten Löffel Brimstone, während die rote Tinte trocknete und langsam schwarz wurde. Als sein Silberlöffel eintauchte, erregte sein eigenes Spiegelbild seine Aufmerksamkeit, und er zögerte, während er sich in dem vergoldeten Spiegel auf seinem Schreibtisch in die Augen sah. Müde, ziegengeschlitzte Augen starrten zu ihm zurück. Sie verengten sich, und mit einem Gefühl von Traurigkeit beobachtete er sich selbst dabei, wie er die schwarze Asche zurück in die Dose rieseln ließ. Wenn er Empfindungen wollte, dann sollte er hinausgehen und sie sich holen, und sie nicht aus Staub ziehen. Vielleicht, dachte Algaliarept finster, als er die Schrift berührte, um zu sehen, ob sie trocken war, ist es Zeit, sich für eine Weile zurückzuziehen. Damit anzufangen, seinen Namen aus den Texten in der Realität zu entfernen, und nur genug zurückzulassen für eine gelegentliche Beschwörung, nicht mehr in dieser Häufigkeit, wie er sie momentan beantwortete. Er war mittelmäßige Handel leid, und die schnelle Befriedigung hinterließ nichts Dauerhaftes. Er wollte … mehr. Finster beugte er sich wieder über seine Arbeit. Das kann nicht alles sein, dachte er, als er versuchte, sich in der Schönheit von Wünschen und Bedürfnissen, Angebot und Nachfrage zu verlieren.

Voll auf seine Arbeit konzentriert, bemerkte er das sanfte Kitzeln in seiner Nase kaum, bis er nieste. Seine Hand knallte den Deckel auf die Brimstone-Dose und rettete so seine Droge. Schockiert starrte er Richtung Tür, schmeckte die Luft und versuchte zu entscheiden, ob gerade die Sonne untergegangen war. Jemand beschwor ihn. Wieder mal, dachte er mit einem Seufzen, bis ihm klar wurde, wo dieser Ruf wahrscheinlich herkam. Europa?

Algaliarepts Blick glitt zurück zum Spiegel und seine roten, ziegengeschlitzten Augen leuchteten. Langsam legte sich ein Lächeln auf sein knittriges Gesicht. Aufregung schoss durch seine Adern, schöner als Brimstone. Es musste Ceridwen sein. Sie war die Einzige, die auf diesem Kontinent seinen Namen kannte, die Einzige, die ihn dorthin rufen konnte. Drei Monate, dachte er, und seine Aufregung nahm zu, während er in den Spiegel starrte und zusah, wie sein Gesicht jünger und edler wurde und das starke Kinn entwickelte, an das sie gewöhnt war. Ich wusste, dass sie nicht widerstehen können würde.

Er summte eine Melodie, die nie niedergeschrieben worden war, und schüttelte seine Ärmel aus. Er beobachtete, wie sie sich von dem lässigen Seidenkimono, den er so mochte, in einen spießigen, grünen Samtanzug verwandelten. Sein rötlicher Teint erhellte sich, und weiße Handschuhe erschienen. Er würde ihre Augen erfreuen, auch wenn er den Aufzug hässlich fand. Bis sie vor drei Monaten ohne jede Warnung damit aufgehört hatte, hatte Ceridwen Merriam Dulciate ihn sieben Jahre lang jede Woche beschworen. Er war unendlich geduldig, aber dieses Aussetzen war kein gutes Omen. Er bemerkte wohl, dass er zum ersten Mal seit Wochen aufgeregt war, aber Ceri war auch etwas Besonderes. Sie war die verschlagenste, intelligenteste, vorsichtigste Frau, die er in den letzten dreihundert Jahren zu schnappen versucht hatte, und er wusste vorher niemals, was sie tun würde.

Kunst, ging ihm plötzlich auf. Ceri war Kunst, wo alle anderen nur Arbeit waren. War das der Grund für seine Unzufriedenheit? War es Zeit, nicht mehr einfach zu arbeiten, sondern Kunst zu schaffen? Aber um das zu tun, brauchte er eine Leinwand. Es war Zeit, sie nach Hause zu holen. Wenn es ihm gelang.

Er stand auf und nieste wieder, diesmal unterdrückter. Seine Gedanken wanderten zu einem selten verwendeten Fluch, und er wand sich kurz und zermarterte sich das Hirn, bis er ihm einfiel. »Rosa flavus«, flüsterte er und schauderte, als der unübliche Fluch über ihn glitt und ihn mit einer gelben Rose in der Hand zurückließ. Das Weibsbild sei verdammt, das fühlte sich gut an. Diesmal würde er sie nach Hause bringen. Er brannte darauf anzufangen.

»Zoe!«, schrie er und wusste, dass die dreifingrige Menschenhure ihn hören konnte. »Ich bin unterwegs! Übernimm meine Anrufe!« Und ohne einen weiteren Gedanken erlaubte er der Beschwörung, ihn aus dem Tropfen verschobener Zeit, in dem er existierte, in die Realität zu ziehen.

Er reiste durch die Kraftlinien, dieselbe Naturgewalt, die den Zeittropfen, in dem er lebte, vom Verschwinden abhielt. Der Schock, von der Linie zu einem Gedanken geschmolzen zu werden, war ein vertrauter Schmerz, und mit hinterhältigem Selbstvertrauen merkte er, dass er zu einem Punkt weit entfernt in den Bergen von Europa gezogen wurde. Er wusste nie genau, wo er hinging, bevor es geschah, aber das hier? Algaliarept lächelte, als saubere Bergluft seine wieder materialisierten Lungen füllte. Der Gestank von verbranntem Bernstein, der ihm anhaftete, wurde ersetzt von dem ehrlichen Geruch von Pferden und Zierblumen. Das war angenehm.

Das Summen des bindenden Schutzkreises wurde aufdringlich, und Algaliarept fand sich in einem dämmrigen Garten wieder, umgeben von dunklen Kiefern. Der Himmel über ihm war noch erfüllt von dem verblassenden Licht des Sonnenuntergangs und flatternden blauen Schmetterlingen. Der Kreis, der ihn hielt, war festgelegt durch Halbedelsteine, die in Kies gelegt waren. Durch den Schleier der Energie, die ihn band, hörte er das Geräusch von fließendem Wasser und Vogelgezwitscher. Musik. Ein kleines Orchester. Etwas stimmte absolut nicht. Und als seine Augen sich auf den Vollmond über den duftenden Kiefern richteten, verschwand sein Lächeln in einer Welle von Sorge. Heiratet das Flittchen etwa?

Ein sanftes Räuspern ließ ihn sich umdrehen.

»Ceridwen«, sagte er und erlaubte einem Hauch seiner schlechten Stimmung, in seiner Stimme mitzuklingen. Aber dann zögerte er. Sie war absolut atemberaubend, wie sie da im Schein einer Lampe stand, umgeben von umherflatternden Schmetterlingen. »Ceri, du bist außergewöhnlich schön.« Verdammt bis die zwei Welten kollidieren, sie heiratet. Gleich. Er hatte zu lange gewartet. Also heute Nacht, oder niemals.

Die zarte Frau vor ihm ließ bescheiden eine Hand über das Kleid gleiten, das klar erkenntlich ihr Hochzeitskleid war, strahlend weiß und gesäumt in den Familienfarben Kastanienbraun und Gold. Ihr blondes Haar war auf ihrem Kopf zusammengefasst, aber ein paar einzelne Strähnen hingen kunstvoll herunter. Sie war blass und schlank, mit großen, grünen Augen und einem schmalen Kinn. Wenn schon aus keinem anderen Grund, wäre sie schon allein dadurch einmalig unter den überwiegend asiatischen Frauen, die den Dämonenvertrautenmarkt beherrschten, und deswegen würde sie einen hohen Preis erzielen. Aber das war nicht der Grund, warum er so behutsam um sie geworben hatte.

Obwohl sie ihre Augen züchtig gesenkt hatte, wusste sie, dass sie schön war, schwelgte darin und hielt das in ihrer Eitelkeit für den Grund, warum er so aufmerksam und freundlich zu ihr war. Er hatte ihr die wahren Gründe dafür verborgen, warum er ihren Beschwörungen bereitwillig folgte und ihre Forderungen nach Wissen erfüllte, wo jeder andere mit Zorn und Drohungen konfrontiert worden wäre angesichts der Dreistigkeit, zu clever zu sein, um gefangen zu werden, und deswegen für Algaliarept nur eine Zeitverschwendung darzustellen. Sie trug den Nachnamen Dulciate. Das war einer der begehrtesten Vertrautennamen im Dämonenreich. Wenn die Burg hinter ihr allerdings das Niveau war, auf das die Elfen abgesunken waren, dann gab es nicht mehr viel, an dem man Rache nehmen konnte. Selbst wenn sie hässlich wäre, könnte er mehr für sie bekommen als für sieben gut ausgebildete Vertraute. Und sie war – das war ihm zu verdanken – gut ausgebildet, und gleichzeitig ärgerlicherweise clever und vorsichtig. Hoffentlich nicht vorsichtig genug, dachte er und ballte seine Hände in ihren weißen Handschuhen.

Hinter ihr auf dem geschnittenen Gras stand ein runder Steintisch, übersät mit ihren goldenen Tarotkarten, was ein klares Zeichen dafür war, dass sie erregt war. Sie wusste, dass er wenig von ihnen hielt. Er hatte ganze Sommer damit verbracht zu versuchen, sie von ihrem Einfluss zu lösen, und hatte versagt, selbst nachdem er ihr bewiesen hatte, dass sie Falsches vorhersagten, wenn sie Ratschläge bei einer Macht suchte, an die er nicht glaubte. Hinter dem Garten erhob sich die grau ummauerte Burg ihrer Familie. Gemessen an dem asiatischen Maßstab, den er so schätzte, war sie erbärmlich, aber in dieser abergläubischen kulturellen Wüste war das der Gipfel der Gesellschaft. Wo er in Asien eine Gesellschaft der Wissenschaft aufgebaut hatte, hatten Rivalen Europa mit Aberglauben überflutet, um seinen Erfolgen nachzueifern.

Vom um die Burg herum laufenden Balkon aus beobachteten aufgetakelte Frauen alles, während die Dunkelheit über den Tag siegte und die Schmetterlinge langsam verschwanden. Als Mitglied des elfischen Königshauses war es Ceridwens Recht, Dämonen zu beschwören. Es wurde erwartet und sogar gefördert, bis sie einen Ehemann nahm. Die Tradition gebot, dass die zukünftige Herrscherin so viel wie möglich in den arkanen Künsten lernen sollte. Genauso wurde erwartet, dass ihre Stellung ihr, wann immer sie es wünschte, die Privatsphäre gewährte, die es dafür brauchte. Also warteten ihre aufgeregten Kammerfrauen im Fackelschein und hielten Ceris kleine Hunde an der Leine, die ihn aufgebracht anbellten. Sie kannten die Gefahr, und es war wunderbar ironisch, dass niemand auf sie hörte.

Algaliarept schaute genauer hin und beurteilte ihre Aura, um zu sehen, ob ein Rivale auf seinem Gebiet gewildert hatte, was die dreimonatige Pause erklären würde. Ceridwens Aura war allerdings genau so, wie er sie zum letzten Mal gesehen hatte; das ursprüngliche Blau getrübt von einer Schicht Dämonenschmutz, der nur der seine war.

Als sie die gelbe Rose in seiner Hand sah, bildete sich eine einzelne schwere Träne in ihren tiefgrünen Augen, ein ungewöhnliches Zeichen von Gefühl bei der sonst so ausgeglichenen Frau. Sie senkte den Kopf, aber ihr Stolz brachte sie dazu, ihn sofort wieder zu heben. Mit hoch erhobenem Kinn schaute sie hinter sich auf ihre Tarotkarten und weinte noch mehr. Ihre Hände hielt sie ruhig an den Seiten, zu Fäusten geballt. Sie weigerte sich, die Tränen wegzuwischen.

Hölle und Verdammnis, ich bin zu spät, dachte Algaliarept und trat einen wütenden Schritt nach vorne, nur um sofort wieder anzuhalten, als die Barriere, hinter der sie ihn beschworen hatte, ein vertrautes, warnendes, bösartiges Summen von sich gab. »Liebe, was stimmt nicht?«, fragte er und tat so, als wäre er ahnungslos, obwohl er eigentlich verzweifelt nachdachte. Er hatte nicht sieben Jahre gearbeitet, nur um jetzt eine Dulciate-Elfe an die Ehe zu verlieren! »Warum weinst du? Ich habe dir oft geraten, nicht die Karten zu befragen. Sie lügen nur.«

Niedergeschlagen wandte sich Ceri ab, aber ihre bleichen Finger, die nun kurz ihre Tarotkarten berührten, trugen noch kein goldenes Band, und Algaliarept fühlte einen Hauch von Hoffnung. »Ich bin nicht deine Liebe«, sagte sie mit schwankender Stimme, als sie die Karten mit den Liebenden mit dem Gesicht nach unten drehte. »Und du bist der Lügner.«

»Ich habe dich nie belogen«, protestierte er. Verdammt noch mal, er würde sie nicht an irgendwelche hirnverbrannten Karten verlieren! Frustriert schob Algaliarept seine Stiefelspitze gegen den Rand ihres Schutzkreises, nur um von seiner Macht zurückgewiesen zu werden. Sie hatte noch nie einen Fehler in seiner Errichtung gemacht. Das machte ihn gleichzeitig wütend und brachte ihn dazu zurückzukommen, Woche um Woche, Jahr um Jahr, und jetzt würde er sie genau deswegen verlieren.

»Ich musste mich von dir verabschieden«, fuhr sie fort, als hätte er nichts gesagt. In ihrer Stimme lag eine flehende Note, als sie die goldumrandete Karte berührte. »Sie haben mir gesagt, ich solle es nicht tun; dass ich mit der Verantwortung der Ehe alle Verbindungen zum Arkanen abbrechen muss.«

Aufgewühlt umklammerte er die Rose, bis ein Dorn seinen Handschuh durchstieß und der Schmerz seinem Zappeln ein Ende machte. »Verabschieden, meine Liebe?« Er musste sie dazu bringen, die Kontrolle zu verlieren – und sei es nur für einen Moment.

»Ich bin nicht deine Liebe«, flüsterte sie wieder, aber ihr Blick lag auf den Karten. Es waren einzigartige Exemplare. Sie waren von einem zweitklassigen italienischen Maler geschaffen worden, der sich bemüht hatte, die königliche Familie in sein Werk einzuarbeiten. Es hatte ihnen nicht gefallen festzustellen, dass Ceri auf der Teufelskarte erschien, fortgetragen von einem Dämon.

»Ceri, du bist meine unerwiderte Liebe«, sagte er ernsthaft und testete noch einmal die Stärke des Schutzkreises, bis der Geruch von schmorendem Leder ihn zum Rückzug zwang. »Sag mir, dass du nicht verheiratet bist. Noch nicht.« Er wusste, dass sie es nicht war, aber sie dazu zu bringen, die Worte auszusprechen, würde sie auch nachdenklich machen.

»Nein.« Es war nur ein leises Flüstern, und die junge Frau schniefte und streckte eine Hand nach einem winzigen blauen Schmetterling aus, der im verblassenden Tag ihre Wärme suchte. Er hatte sie erst ein Mal in dieser Fülle fliegen sehen, und es war wahrscheinlich, dass die Hochzeit um die wunderschönen, zerbrechlichen Geschöpfe herum geplant worden war. Aber Schmetterlinge mögen Aas genauso sehr wie Blumen, Schlachtfelder genauso wie Gärten.

Algaliarept schaute auf die gelbe Rose in seiner Hand. Seine Gedanken wirbelten im Takt der feierlichen Musik. Schnell. Er musste schnell sein. »Warum verletzt du mich?«, fragte er und presste seine Finger zusammen, bis ein einzelner Blutstropfen auf die Blüte fiel und die Rose in ein leuch-tendes Rot verfärbte. »Du hast mich beschworen, nur um mich zu verschmähen?« Er ließ die Rose fallen, und sie erbleichte, ihre Augen auf seinen blutigen Handschuh gerichtet. »Um dich zu verabschieden?«, beschuldigte er sie und ließ seine Wut in seine Stimme dringen. »Bedeuten dir sieben Jahre nichts? Die Fähigkeiten, die ich dir gegeben habe, die Musik, die Ideen, die ich von der anderen Seite des Ozeans mit dir geteilt habe? Das alles bedeutet dir nichts? War ich nur dein Dämon, dein Haustier? Nichts sonst?«

Verzweifelt wandte sich Ceridwen zu ihm um, der Schmetterling vergessen. »Sprich nicht zu mir von Liebe. Das sind nichts als schöne Worte, um mich zu fangen«, flüsterte sie, aber unter ihrem Leid lag ein dringendes Bedürfnis, das er noch verstehen musste. Hier versteckte sich mehr, als sie sagte. Konnte sie unglücklich sein über ihre Ehe? War das der Schlüssel, um sie dazu zu bringen, die Kontrolle zu verlieren?

»Wie du mich gefangen hast!«, rief er aus und riss seine Hand sofort zurück, nachdem er sie absichtlich an der Barriere zwischen ihnen verbrannt hatte. Erregung wallte auf, als sie die Hand ausstreckte und damit kurz Sorge um ihn zeigte. »Ceridwen«, flehte er und atmete schneller. »Ich habe beobachtet, wie du von einem scheuen, unruhigen Fohlen zu einer zu Recht stolzen Frau herangewachsen bist, feurig und bereit, Verantwortung für dein Volk zu übernehmen. Ich war da, als alle anderen sich entfernten, weil sie eifersüchtig wurden auf deine Fähigkeiten. Ich hatte nicht erwartet, dass ich dich lieb gewinnen würde. War ich kein Gentleman? Habe ich mich nicht jeder deiner Launen gebeugt?«

Ihre leiderfüllten grünen Augen blickten in seine. »Das hast du. Weil du in meinem Schutzkreis gefangen bist.«

»Ich würde es in jedem Fall tun!«, antwortete er heftig und sah dann in den dunkler werdenden Himmel, als suche er nach Worten, die er sprechen könnte, obwohl er das, was er sagen würde, schon zu unzähligen anderen gesagt hatte. Dieses Mal allerdings meinte er sie. »Ceri, du bist so selten, du kannst es dir nicht einmal vorstellen. Du bist so weit jenseits aller anderen hier, durch das, was ich mit dir geteilt habe. Der Mann, der auf dich wartet … Er kann deine intellektuellen Bedürfnisse nicht befriedigen. Wenn ich deine Beschwörung höre, dann frohlockt mein Herz, und ich komme sofort, ein williger Sklave.«

»Ich weiß.«

Es war eine matte Bestätigung, und Algaliarepts Puls raste. Das war es. Das war der Weg zu ihrem Niedergang. Sie begehrte ihren Ehemann nicht. »Und jetzt lässt du mich im Stich«, flüsterte er.

»Nein«, protestierte sie, aber sie wussten beide, dass die Tradition etwas anderes verlangte.

»Du wirst heiraten«, konstatierte er, und sie schüttelte den Kopf, verzweifelt, während ihr winziger Fuß auf die Pflastersteine klopfte. In ihrem Bedürfnis, es zu leugnen, kam sie näher.

»Dass ich heiraten werde, heißt nicht, dass ich dich nicht mehr beschwöre. Wir können uns auch weiterhin unterhalten.«

Er heuchelte Niedergeschlagenheit und wandte ihr den Rücken zu, fast ohne zu bemerken, dass der gepflegte Garten um ihn dunkel und feucht wurde. »Du wirst mich verlassen«, sagte er mit hoch erhobenem Kinn, während er ein weiteres Mal den Schutzkreis testete, nur um ihn immer noch perfekt zu finden. Obwohl er ein Dämon war und mit einem einzigen Wort eine Armee vernichten konnte, lag die Stärke einer Beschwörung darin, dass ein einfacher Kreis ihn binden konnte. Er musste sie so sehr aufregen, dass sie einen Fehler machte und er den Kreis brechen konnte. Bis dahin konnte nichts außer Geräuschen und Luft ihn durchdringen.

Er holte rau Luft und ließ den Kopf sinken, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Du wirst mit guten Absichten anfangen«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. »Aber du wirst mich in Kellerräume beschwören, wo niemand es sehen kann, und unsere Zeit zusammen, die einst offen und hochgeschätzt war, wird verkommen zu kurzen Momenten umgeben von Schuld statt von wertvollen Steinen. Bald wirst du mich seltener und seltener rufen, weil die Scham verlangt, dass dein Herz von deinem Verstand befehligt wird, von deinen Verantwortlichkeiten.« Er holte tief Luft und ließ seine Stimme dünn klingen. »Lass mich gehen. Ich kann es nicht ertragen, das, was wir geteilt haben, Stück für Stück verschwinden zu sehen. Versetze meinem Herzen sauber den Todesstoß.«

Das Knirschen von Kies unter ihren Schuhen durchdrang ihn wie ein Blitzschlag. Er biss die Zähne zusammen, um seine Vorfreude zu verbergen. Ein winziger Stein, der seinen Platz verlor, würde ausreichen. »Das würde ich nicht tun«, widersprach sie, als sie vor ihn trat, ein grauer Schatten vor der dunklen Vegetation.

Er weigerte sich, sie direkt anzusehen, weil er wusste, dass er sie dadurch verletzen konnte. So schaute er zum Mond und sah ein paar einsame Schmetterlinge, die der Dunkelheit trotzten, um einen Gefährten zu finden. Grillen zirpten, und die Musik in der Burg endete in höflichem Applaus. »Heirate ihn, wenn du willst«, meinte er stoisch. »Ich werde immer kommen, wenn du rufst, aber ich werde nur ein gebrochener Schatten sein. Du kannst meinen Körper befehligen, aber nicht mein Herz.« Jetzt sah er sie an und stellte fest, dass sie eine goldene Karte an ihr Herz drückte, das Bild verborgen. »Liebst du ihn?«, fragte er geradeheraus und las die Antwort bereits in ihrem verzweifelten Gesicht.

Sie sagte nichts, während sich Fackelschein auf ihren Tränen spiegelte.

»Lässt er dein Herz schneller schlagen?«, verlangte Algaliarept zu wissen, und ein Zittern überlief ihn, als sie schmerzerfüllt die Augen schloss. »Kann er dich zum Lachen bringen? Hat er je neue Gedanken in dir angeregt, wie ich es getan habe? Ich habe dich nie berührt, aber ich habe gesehen, wie du vor Verlangen gezittert hast … nach mir.«

Er stieß mit einer Stiefelspitze leicht gegen den Schutzkreis und riss sie bei der Stärke der Macht darin zurück. Obwohl ihr Gesicht schmerzvoll verzogen war, ihr Schutzkreis war immer noch stark, selbst als ihre Brust sich schwer hob und senkte und sie die Hand von ihrem Kleid löste, sodass in dem sonst perfekt fallenden Stoff Falten entstanden.

»Verletz mich nicht so, Algaliarept«, flüsterte sie. »Ich wollte mich nur verabschieden.«

»Du bist es, die mich verletzt«, verkündete er, heftig, wo er bis jetzt immer zurückhaltend gewesen war. »Ich bin ewig jung, und jetzt wirst du mich dabei zusehen lassen, wie du alt wirst, deine Schönheit verblasst und deine Fähigkeiten schwinden, weil du dich in eine Ehe ohne Liebe und ein kaltes Bett sperren lässt.«

»So ist der Lauf der Welt«, hauchte sie, aber die Angst in ihren Augen vertiefte sich, als sie ihr Gesicht berührte.

Ihre Vorliebe für ihr eigenes Spiegelbild war schon immer ihre Schwachstelle gewesen, und er fühlte eine neue Welle von Erregung. »Ich werde deine Schönheit betrauern, obwohl du hättest für immer jung sein können«, sagte er und suchte nach einem Riss in ihrer Entschlossenheit. »Ich wäre für immer dein Sklave gewesen.« Er spielte ihr Traurigkeit vor und ließ seine perfekte Haltung in sich zusammensinken. »Nur im Jenseits steht die Zeit still, sodass Schönheit und Liebe ewig währen. Aber, wie du sagst, es ist der Lauf der Welt.«

»Gally, sprich nicht so«, flehte sie, und er spannte sich an, als sie den Spitznamen verwendete, den sie für ihn gewählt hatte. Seine Lippen öffneten sich schockiert, als sie die Hand nach ihm ausstreckte, nur um sie dann wenige Zentimeter vor der Barriere wieder sinken zu lassen. Er holte zitternd Luft und riss die Augen auf. Hatte er die Nuss die ganze Zeit auf die falsche Art zu knacken versucht? Er hatte versucht, sie aufzurütteln, ihre Entschlossenheit zum Wanken zu bringen, damit er einen Riss in ihrem Schutzkreis finden und ihn brechen konnte, obwohl er gewusst hatte, dass ihr Wille wahrscheinlich stark bleiben würde, selbst wenn die Welt um sie herum zusammenbrach. Sie würde ihren Schutzkreis nicht schwächer werden lassen, aber was, wenn sie ihn freiwillig senkte? Ceri war von königlichem Blut, eine Dulciate. Generationen von Versuchungen, die von der Krone abgesegnet waren, hatten Frauen hervorgebracht, die keinen Fehler der Macht begehen würden. Aber sie würde vielleicht einen Fehler des Herzens begehen.

Und in dem Moment, in dem ihm aufging, warum er diese sieben Jahre lang versagt hatte, richtete sie ihren Blick an ihm vorbei auf den erleuchteten Palast, der von Freude widerhallte. Sie schloss die Augen, und Panik überfiel ihn, als er alles zusammenbrechen sah. Scheiße, sie wird gehen.

»Ceri, ich würde dich für immer lieben«, stieß er hervor und musste seine Verzweiflung nicht spielen. Nicht jetzt. Nicht jetzt, wo ich ihre Schwachstelle gefunden habe!

»Gally, nein«, schluchzte sie, während ihre Tränen fielen und winzige blaue Schmetterlinge sie umflatterten.

»Nenn mich nicht mehr so«, verlangte er, und seine Worte kamen nun ohne Nachdenken oder Plan. »Geh in dein kaltes Bett. Stirb alt und hässlich! Ich würde dir Weisheit geben über alle Weisheit der Erde hinaus, dich wunderschön halten, dir Dinge beibringen, von denen die Gelehrten, die dich unterrichtet haben, nicht einmal träumen. Ich werde allein überleben, unberührt. Mein Herz wird kalt werden, wo du mir Liebe gezeigt hast. Es wäre besser gewesen, ich hätte dich niemals getroffen.« Er schaute sie an, und ihr entkam ein Schluchzen. »Ich war glücklich, so wie es war.«

»Vergib mir«, presste sie hervor, zusammengesunken vor Kummer. »Du warst niemals nur mein Dämon.«

»Es ist geschehen«, sagte er und brachte seine Stimme dazu zu stocken. »Es ist nicht so, als hätte ich je gedacht, du würdest mir vertrauen, aber mir den Himmel zu zeigen, nur um ihn dann einem anderen Mann zu schenken … Das kann ich nicht ertragen.«

»Gally …«

Er hob eine Hand, und ihre Stimme brach in einem Schluchzen. »Das ist das dritte Mal, dass du meinen Namen gesagt hast«, sagte er und zertrat die jetzt rote Rose unter seinem Stiefel. »Lass mich gehen, oder vertrau mir. Senk die Wand zwischen uns, damit ich wenigstens die Erinnerung an deine Berührung habe, während ich in der Hölle um das weine, was ich verloren habe, oder wende dich einfach ab. Mir ist es einerlei. Ich bin bereits gebrochen.«

Mit leiderfülltem Gesicht wandte er sich wieder von ihr ab und bewegte die Schultern, als suchte er nach einer neuen Art zu stehen. Hinter sich hörte er ein einzelnes Schluchzen und dann nichts mehr, als sie den Atem anhielt. Er hörte kein Schlurfen von Pantoffeln, als sie davonrannte, und spürte keinen Machtverlust in dem Kreis, der ihn hielt, also wusste er, dass sie immer noch da war. Er betörte das klügste, entschlossenste Weib, dem er jemals einen Fluch beigebracht hatte, und er liebte sie. Oder vielmehr liebte er es, nicht zu wissen, was sie als Nächstes tun würde, und die Komplexität ihrer Gedanken, die er erst noch verstehen musste – ein Juwel in einer Welt, in der er alles hatte.

»Liebst du ihn?«, fragte er und gab damit seinem Meisterwerk den letzten Schliff.

»Nein«, flüsterte sie.

Seine Hände zitterten, als Adrenalin durch seine Adern schoss, aber er hielt sich absolut bewegungslos. Er hätte eine Menge dafür gegeben zu wissen, welche Karte sie in ihrer Hand zerknitterte. »Liebst du mich?«, fragte er und war schockiert, als ihm aufging, dass er diese Worte noch niemals zuvor verwendet hatte, um einen Vertrauten zu verführen.

Das Schweigen war lang, aber dann erklang hinter ihm ein sanftes »Ja. Gott helfe mir«.

Algaliarept schloss die Augen. Sein Atem kam zitternd, und unterdrückte Erregung durchfloss ihn brennend, wie eine lebende Kraftlinie. Würde sie ihren Schutzkreis senken? Er wusste es nicht. Und als etwas leicht seine Hand berührte, zuckte er zusammen und schaute nach unten, um einen blauen Schmetterling zu sehen, der langsam die Flügel hob und senkte.

Ein Schmetterling, dachte er überrascht, und dann verstand er. Sie hatte den Beschwörungskreis gebrochen und er hatte nicht einmal gefühlt, dass er gefallen war. Oh Gott, dachte er. Eine Welle von etwas, das fast Ekstase war, ließ seine Knie weich werden, als er sich umdrehte und sie vor sich stehen sah, gleichzeitig nervös und hoffnungsvoll. Sie hatte ihn eingelassen. Noch nie hatte er jemanden so genommen. Es war wie nichts, was er je gefühlt hatte, fast lähmend.

»Ceri«, hauchte er und sah sie zum ersten Mal ohne das Schimmern ihrer Macht zwischen sich. Ihre Augen waren wunderschön, und ihre Haut hatte einen olivfarbenen Schein, den er nie zuvor bemerkt hatte. Und ihr Gesicht … Sie weinte, und er streckte die Hand aus und konnte es kaum glauben, als er mit seinem behandschuhten Finger unter ihrem Auge entlangstrich und damit ein unsicheres Lächeln hervorrief. Es war ein Lächeln zwischen Angst und Hoffnung.

Sie sollte Angst haben.

»Gally?«, fragte sie zögernd.

»Liebst du mich wirklich?«, fragte er, während die Schmetterlinge sie umschwärmten, angezogen vom Geruch nach verbranntem Bernstein. Sie nickte und schaute zu ihm auf. Tränen glitten über ihr Gesicht, als sie zögerlich in seine Umarmung trat.

»Dann bist du ein dämliches Weibstück.«

Keuchend riss sie den Kopf hoch. Sie schob sich von ihm und versuchte zu entkommen, aber es war zu spät. Mit einem lautlosen Lachen schlang Algaliarept seinen Arm um ihren Hals, vergrub seine freie Hand in ihren Armen und zog sie durch den Garten zur nächsten Kraftlinie. »Lass mich los!«, schrie sie, riss sich zusammen und rief dann »celero inanio!«.Sie schluchzte, als sie ihm die gesamte Macht der nächsten Kraftlinie entgegenschleuderte.

Mit einem schnellen Gedanken lenkte Algaliarept den brennenden Fluch ab und lachte leise, als Funken zeigten, wo verbrannte Schmetterlinge fielen, bevor sie im taufeuchten Gras erloschen. In seinem Griff zögerte Ceri kurz in ihrem Widerstand, fassungslos, dass er ihre Magie dazu verwendet hatte, etwas zu töten, das sie liebte. »Mach das noch mal und ich fackle alles ab, was um diese Kurve kommt«, meinte er und grub seine Faust tiefer in ihre Haare, bis sie anfing, ihn mit ihren winzigen Fäusten zu schlagen.

»Du hast gelogen! Du hast mich angelogen!«, wütete sie.

»Ich habe nichts Derartiges getan«, widersprach er, hielt sie nah an sich und zog sie aus dem Kreis, damit die Leute, die auf ihre Schreie reagierten, ihn nicht so einfach einsperren konnten. »Ich werde dich für immer jung halten und dir alles beibringen, was ich weiß, genau wie versprochen.« Sie keuchte und ließ in ihrem Kampf ein wenig nach, während sie auf Hilfe wartete, die nicht fähig sein würde, sie zu befreien. Er schloss die Augen und sog den Duft ihrer Haare in sich ein. »Und ich werde dich lieben«, flüsterte er in ihr Ohr, während sie anfing, zu einem gleichgültigen Gott zu beten, an den nicht zu glauben er ihr noch beibringen würde. »Ich werde dich lieben, bis du fast stirbst, und dann noch ein wenig mehr.«

Voller Vorfreude griff er nach der Innenseite ihres Schenkels. In dem Moment, in dem seine Finger sie berührten, schrie sie und kämpfte wieder darum zu entkommen. Ein wildes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und das Blut pulsierte in seinen Lenden. Das würde alles werden, was er sich wünschte. Eine Ablenkung, so lange es ihm Freude machen würde.

»Lass mich in mein Bett springen, damit wir mit der Ausbildung beginnen können«, sagte er. Die laufenden Fackeln kamen näher.

»Nein!«, schrie sie und wand sich. Ihre Frisur löste sich und ihre Haare fielen ihr ins Gesicht. Sie sah so viel attraktiver aus, mit rotem Gesicht und einem wütenden Funkeln in den Augen.

»Falsche Antwort«, sagte er und überschwemmte sie mit der Macht der Kraftlinie.

Sie riss die Augen auf, und ihre Lippen öffneten sich, um perfekte Zähne zu zeigen. Keuchend biss sie sich auf die Lippe in dem Versuch, nicht zu schreien. Sie fiel fast in Ohnmacht, aber genau in dem Moment, als sie schlaff wurde, hielt er inne. Dass sie nicht schreien wollte, erheiterte ihn. Sie würde schreien, bevor das alles vorbei war, und den Punkt zu finden, an dem sie brach, würde … wunderbar werden.

»Ich gebe dir alles, was du willst«, hauchte er in ihr Ohr, als sie wieder denken konnte und keuchend in seinem Griff hing. »Alles und noch mehr, Ceri. Lass mich dich nehmen.« Er konnte sie bewusstlos machen und gewaltsam nehmen, aber wenn sie sich ihm vollkommen ergab … das wäre jenseits von allem, was er bislang erreicht hatte.

Die auf und ab hüpfenden Fackeln kamen um die Ecke, und kleine Hunde kläfften in den Armen von aufgetakelten Frauen.

»Stopp! Bei der Liebe Gottes, stopp!«, schrie sie, und Algaliarept fühlte tiefe Befriedigung aufbranden. Ihren Willen zu brechen würde jedes seiner Bedürfnisse stillen.

Ein junger Mann in Weiß und Gold schob sich an den Frauen vorbei und kam stolpernd zum Stehen. Sein perfektes Gesicht zeigte Entsetzen. Die Edlen hinter ihm fingen an, klagend zu schreien. Mehrere drehten sich um und rannten weg.

Ceris Bräutigam war perfekt, entschied Algaliarept bitter, und er packte sie fester. Der Mann, der nun vor ihm stand, entsprach ihr in allem. Er war schlank und hell – alles, was Algaliarept nicht war. Und dann lächelte Algaliarept – sie hatte die elfische Perfektion gescheut, um bei ihm zu sein.

Dem Mann entgleiste entsetzt das Gesicht, als Algaliarept seine Finger tiefer in ihre Haare grub und ihren Kopf hochriss, sodass ihr langer Hals sichtbar wurde. Und immer noch starrte Ceri ihren Bräutigam an, ihre Wangen gerötet, während sie stoßweise atmete. Der Prinz drehte sich um und rief nach Magiern.

Beim Anblick seines Rückens öffnete Ceri ihre Hand, und die Karte, die sie darin hielt, fiel zu Boden. Etwas in Algaliarept fing Feuer, als die Teufelskarte auf den Rasen fiel. Das zerknitterte Gold glitzerte im Fackelschein, aber es war einfach, die wunderschöne Jungfrau zu erkennen, die von einem hässlichen, rothäutigen Dämon davongeschleppt wurde. »Nimm mich«, flüsterte sie, als drei Magier auf die Lichtung stolperten, verängstigt, aber entschlossen. »Ich will nicht altern. Du bist mein Dämon.«

Mit ihrer Zustimmung war es vollbracht. Sieben Jahre Arbeit gipfelten in einem befriedigten Lachen, das den jungen, weiß gekleideten Mann erblassen ließ. Aber er rührte keinen Finger, um sie zu retten.

»Du verdienst sie nicht«, sagte Algaliarept, und dann, als die Magier sich bewegten, verschob er seine Gedanken, um zu verschwinden. Die kläffenden Hunde, die jammernden Frauen, alles verschwand in der sauberen Schwärze der Gedanken. Und als sie die Linien zurück zu dem Tropfen Zeit durchquerten, der aus dem Raum selbst herausgerissen worden war, berührte Algaliarept ihre Seele, ließ seine Finger durch ihre Aura gleiten und fühlte, wie sie sich wand. Sie hatte es gewollt. Trotz ihres Leugnens und ihrer Schreie hatte sie es gewollt. Hatte ihn gewollt. Sie war sein kleiner blauer Schmetterling, der zum Aas flog.

Weine nicht, Ceri, dachte er und wusste, dass sie ihn gehört hatte, als ihr Geist bebte.

Diese würde er für sich selbst behalten. Die Dulciate-Elfe in ein Vorzeigeprojekt seiner Fähigkeiten verwandeln. Niemand war jemals zuvor freiwillig gekommen. Er war ein Künstler, und sie zu zerstören, um sie zu dem zu machen, was er wollte, würde sein größtes Kunstwerk werden.

Zumindest bis ich jemanden finde, der ein bisschen mehr kann, dachte er und wusste, dass das wahrscheinlich nicht … nun ja, in den nächsten tausend Jahren geschehen würde.

Blutflüstern

Blutflüstern

Blutflüstern erschien in Deutschland zum ersten Mal als eigener Novellenband. In der Hollows-Reihe wurde ungefähr zu diesem Zeitpunkt für Rachel die Familie immer wichtiger. Der Zeitsprung in ihre Jugend, als sie noch zu Hause wohnte und heftig um ihre schwer erkämpfte Unabhängigkeit rang, ermöglichte mir verschiedene Dinge. Ich konnte dem Leser nicht nur zeigen, wie Rachel ihr Durchhaltevermögen entwickelt hat, sondern so auch erklären, warum sie niemals aufgibt, egal, wie schlecht die Chancen stehen. Ich fand es wichtig, dass der Leser Rachel einmal mit anderen Augen sieht – nicht nur als die zähe, kompetente, nicht unterzukriegende junge Frau, auf die ich mich normalerweise konzentriere, sondern auch als das zerbrechliche, schwache, dem Tod knapp entronnene Mädchen. So kann man Rachels Lebensentscheidungen leichter verstehen.

1

Ich kaute auf dem Bleistiftende herum, wischte die Radiergummikrümel vom Papier und dachte darüber nach, wie ich meine Bewerbung am besten formulieren sollte. Welche einzigartigen Fähigkeiten befähigen Sie für eine Anstellung in der Inderland Security?

Sprühender Witz?, dachte ich, klemmte meinen Fuß hinter dem Stuhlbein ein und fühlte mich dumm. Ein hübsches Lächeln? Das Bedürfnis, mit Verbrechern den Boden zu wischen?

Ich sackte seufzend in mich zusammen und schob mir eine Strähne hinter das Ohr. Dann glitten meine Augen zu der Uhr über der Spüle, weil die Zeit unaufhaltsam verging. Ich wollte mein Leben nicht verschwenden. Achtzehn war zu jung, um ohne die Unterschrift eines Elternteils bei der I.S. angenommen zu werden, aber wenn ich mich schon jetzt bewarb, stand ich laut meinem Berufsberater auf der Warteliste ganz oben, sobald ich alt genug war. Der Personalvermittler hatte auch gesagt, dass nichts falsch daran sei, direkt nach dem College zur I.S. zu gehen, wenn man sich sicher war, dass man das wollte. Die Überholspur eben.

Als sich die Eingangstür öffnete, riss ich den Kopf hoch und warf einen schnellen Blick zum Fenster. Sonnenuntergang. Schnell schob ich meine Bewerbung unter die Servietten und schrie: »Hi, Mom! Ich dachte, du wolltest nicht vor acht zurück sein.«

Verdammt, wie soll ich mit diesem Ding jemals fertig werden, wenn sie ständig zurückkommt?

Aber mein Entsetzen verwandelte sich in reine Freude, als jemand mit aufgesetzt hoher Stimme antwortete: »In Buenos Aires ist es acht, Liebes. Bist du so nett und suchst meine Schuhe für mich? Es schneit.«

»Robbie?« Ich stand so schnell auf, dass der Stuhl fast nach hinten umgekippt wäre. Mit pochendem Herzen raste ich aus der Küche und in den grünen Flur. Und dort am Ende, hinter der Fliegengittertür, stand mein Bruder Robbie und klopfte sich den Schnee von der Kleidung. Er war so groß, dass er fast an die Decke stieß, und seine roten Haare leuchteten im Schein der Verandalampe. Unter seinen Jeans lugten nasse Turnschuhe hervor, die absolut nicht für die momentane Wetterlage geeignet waren. Ein Taxifahrer stellte hinter ihm zwei Koffer auf die Veranda.

»Hey!«, rief ich. Er hob den Kopf, und seine grünen Augen funkelten mich schelmisch an. »Du solltest doch den Vamp-Flug nehmen. Warum hast du nicht angerufen? Ich hätte dich doch abgeholt.«

Robbie drückte dem Taxifahrer ein paar Scheine in die Hand. Dann breitete er noch in der offenen Tür die Arme aus, und ich landete an seiner Brust. Ich drückte mein Gesicht jetzt nicht mehr an seinen Bauch, wie ich es getan hatte, als wir uns verabschiedet hatten. Er umarmte mich, und ich atmete den Geruch nach Brimstone ein, der in seiner Kleidung hing, weil er in Kneipen arbeitete. Tränen traten mir in die Augen, und ich hielt die Luft an, um nicht zu weinen. Es war über viereinhalb Jahre her. Der rücksichtslose Trottel war die ganze Zeit an der Westküste gewesen und hatte mich allein zurückgelassen, um mit Mom klarzukommen. Aber dieses Jahr war er zur Sonnenwende zu Hause. Ich schluckte einmal, dann lächelte ich zu ihm hoch.

»Hey, Glühwürmchen«, sagte er. So hatte mich mein Dad immer genannt. Dann grinste er, als er sich ansah, wie lang meine Haare inzwischen geworden waren.

»Du bist groß geworden. Und hey, Haare bis zu den Hüften? Was hast du vor? Den Weltrekord brechen?«

Er wirkte zufrieden und glücklich. Ich zog mich einen Schritt zurück und fühlte mich plötzlich unwohl. »Na ja, es ist fast fünf Jahre her«, beschuldigte ich ihn. Hinter ihm fuhr das Taxi langsam an und verschwand im Schneetreiben.

Robbie seufzte. »Fang nicht damit an«, flehte er. »Mom nervt mich schon ständig damit. Lässt du mich rein?« Er warf einen Blick hinter sich in den Schnee. »Hier draußen ist es kalt.«

»Waschlappen«, sagte ich, dann nahm ich einen seiner Koffer. »Hast du jemals von einem magischen Gegenstand namens Mantel gehört?«

Er schnaubte nur, packte das verbliebene Gepäckstück und folgte mir ins Haus. Die Tür fiel ins Schloss, und ich bog in den zweiten, längeren Flur ab, der zu seinem Zimmer führte. Ich wollte, dass er ankam und damit wieder zu einem Teil unserer kleinen Familie wurde. »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte ich. Ich fühlte, wie sich mein Puls beschleunigte, weil ich den Koffer trug. Ich war schon seit Jahren nicht mehr im Krankenhaus gewesen, aber trotzdem wurde ich immer noch schnell müde. »Mom wird dir die Haut abziehen, wenn sie zurückkommt.«

»Wahrscheinlich, aber ich wollte zuerst mit dir allein sprechen.«

Ich drückte mit dem Ellbogen auf den Lichtschalter und schleppte seinen Koffer in sein altes Zimmer. Jetzt war ich froh, dass ich schon gestaubsaugt hatte. Dann drehte ich mich um und verschränkte die Arme, damit er nicht sah, wie angestrengt ich nach Luft schnappte. »Worüber?«

Robbie hörte mir gar nicht zu. Er hatte seine Jacke ausgezogen und stand jetzt in einem schicken Nadelstreifenhemd mit Krawatte vor mir. Lächelnd drehte er sich langsam einmal im Kreis. »Es ist genauso wie früher.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Du kennst doch Mom.«

Er sah mich an. »Wie geht es ihr?«

Ich starrte auf den Boden. »Wie immer. Willst du einen Kaffee?«

Scheinbar ohne Anstrengung warf er den Koffer, den ich getragen hatte, auf das Bett. »Erzähl mir nicht, du trinkst schon Kaffee.«

Einer meiner Mundwinkel wanderte nach oben. »Schweiß der Götter«, scherzte ich und trat näher, als er eine Seitentasche öffnete und eine offensichtlich teure Packung Kaffee hervorzog. Selbst wenn ich es nicht an der einfachen, umweltverträglichen Verpackung erkannt hätte, der himmlische Duft gemahlener Kaffeebohnen sagte alles. »Wie hast du das durch den Zoll bekommen?«, fragte ich, und er lächelte.

»Ich habe es angegeben.«

Er schlang einen Arm um meine Schultern, und zusammen schoben wir uns durch den schmalen Flur Richtung Küche. Robbie war acht Jahre älter als ich. Der einst unwillige Babysitter hatte sich zu einem überfürsorglichen Bruder entwickelt, der dann vor über vier Jahren verschwunden war, um vor dem Schmerz zu fliehen, den der Tod unseres Dads hinterlassen hatte. Lange Zeit hatte ich ihn dafür gehasst und war neidisch darauf gewesen, dass er fliehen konnte, während ich zurückblieb und mich um Mom kümmern musste. Aber dann hatte ich rausgefunden, dass er Moms Psychiater bezahlt hatte. Plus einige meiner Krankenhausrechnungen. Jeder von uns half auf seine eigene Weise. Und es war ja nicht so, als hätte er hier in Cincinnati dasselbe Geld verdienen können.

Robbie wurde langsamer, als wir die Küche betraten, und betrachtete schweigend die Veränderungen im Raum. Das Hängeregal mit den Kräutern war verschwunden, ebenso wie das Regalbrett voller eselsohriger Zauberbücher, die verschiedenen Keramiklöffel und die kupfernen Zauberkessel. Es war eine ganz normale Küche, und das war für Mom vollkommen anormal.

»Wann ist das passiert?«, fragte Robbie, als er sich in Richtung der Kaffeemaschine in Bewegung setzte. Mit ihrem Milchschäumer, den speziellen Löffeln, dem Zucker und den drei verschiedenen Arten Kaffeepulver darauf wirkte sie wie ein Schrein.

Ich setzte mich an den Tisch und scharrte mit den Füßen. Nach Dads Tod, dachte ich, sprach es aber nicht laut aus. Musste ich nicht.

Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Ich hätte gerne gesagt, dass Robbie unserem Dad ähnelte, aber abgesehen von seiner Körpergröße und seinem schmalen Körperbau hatte er nicht viel von Dad. Unsere roten Haare und grünen Augen kamen von Mom. Die Erdmagie-Fähigkeiten, die ich hatte, kamen ebenfalls von Mom. Robbie war besser in Kraftlinienmagie. Darin war Dad fantastisch gewesen, er hatte in der Arkanen Abteilung der Inderland Security gearbeitet, kurz I.S.

Schuldgefühle überschwemmten mich, und ich warf einen kurzen Blick zu der Bewerbung, die unter dem Serviettenstapel hervorlugte.

»Also«, sagte Robbie gedehnt, nachdem er die Kanne ausgespült und das alte Kaffeepulver weggeworfen hatte. »Willst du zur Sonnenwende auf den Fountain Square? Ich habe schon seit Jahren nicht mehr gesehen, wie der Kreis geschlossen wurde.«

Ich kämpfte darum, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen – er hatte versucht, Karten für das Ta-kata-Konzert zu bekommen. Dreck. »Sicher«, meinte ich mit einem Lächeln. »Aber dann müssen wir einen Mantel für dich finden.«

»Vielleicht hast du recht«, antwortete er, während er vier Löffel Kaffeepulver abmaß, bevor er den letzten Löffel nach einem kurzen Blick zu mir wieder in die Tüte zurückschüttete. »Willst du stattdessen zum Konzert?«

Ich richtete mich im Stuhl auf. »Du hast sie!«, quietschte ich, und er grinste.

»Jau«, sagte er, schlug sich gegen die Brust und fing dann an, in einer Tasche zu graben. Plötzlich wurde seine Miene besorgt. Ich hielt den Atem an, bis er zwei Karten aus der hinteren Hosentasche zog. Er hatte mich nur auf den Arm nehmen wollen.

»Dämlack«, sagte ich und ließ mich in meinem Stuhl zurückfallen.

»Rotzgöre«, schoss er zurück.

Ich war zu gut gelaunt, um mich aufziehen zu lassen. Gott, ich würde während der Sonnenwende Takata lauschen. Wie cool war das? Voller Vorfreude zappelte ich herum und starrte auf das Telefon. Ich musste Julie anrufen. Sie würde sterben. Sie würde sofort tot umfallen.

»Wie liefen deine Kurse?«, fragte Robbie plötzlich. Er hatte mir den Rücken zugewandt und schaltete die Kaffeemaschine ein. Ich lief rot an. Warum war das immer das Zweite, was ihnen einfiel, nachdem sie kommentiert hatten, wie groß man geworden war? »Du hast deinen Abschluss, oder?«

»Was denn sonst.« Ich bewegte unruhig die Füße und schob mir eine Strähne hinters Ohr. Ich hatte meinen Abschluss, aber zugeben zu müssen, dass ich durch jeden Kraftlinien-Kurs geflogen war, den ich belegt hatte, war nicht gerade mein größter Traum.

»Hast du schon einen Job?«

Meine Augen schossen zu der Bewerbung. »Ich arbeite daran.« Zu Hause zu wohnen, während ich aufs College ging, war nicht meine Idee gewesen, aber ich hing hier fest, bis ich mir die Miete würde leisten können, ob ich jetzt einen Abschluss hatte, oder nicht.

Robbie schenkte mir ein irritierend verständnisvolles Lächeln und setzte sich mir gegenüber. Seine langen Beine reichten fast unter dem Tisch hindurch. »Wo ist die Berlinetta? Sie stand nicht in der Einfahrt.«

Oh … Dreck. Ich sprang auf und ging zur Kaffeemaschine. »Wow, das riecht toll«, sagte ich, während ich zwei Tassen aus dem Schrank holte. »Was ist das? Espresso?« Als hätte ich irgendeine Ahnung. Aber irgendwas musste ich sagen.

Robbie kannte mich besser als ich mich selbst, nachdem er mich quasi aufgezogen hatte. Es war schwer gewesen, einen Babysitter zu finden, der sich um ein Kind kümmern wollte, das regelmäßig zusammenklappte und dann Spritzen brauchte, um seine Lungen wieder zum Laufen zu bringen. Ich konnte seinen Blick auf meinem Rücken fühlen. Ich drehte mich um, verschränkte die Arme und lehnte mich gegen die Arbeitsfläche.

»Rachel …«, sagte er, dann huschte ein panischer Ausdruck über sein Gesicht. »Du hast doch deinen Führerschein gemacht, oder? Oh, mein Gott. Du hast sie geschrottet. Du hast mein Auto geschrottet!«

»Ich habe es nicht geschrottet«, verteidigte ich mich, während ich mit einer Haarsträhne spielte. »Und es war mein Auto. Du hast es mir geschenkt.«

»Was?«, jaulte er und setzte sich auf. »Rache, was hast du getan?«

»Ich habe es verkauft«, gab ich zu und wurde rot.

»Du hast was?«

»Ich habe es verkauft.« Ich wandte ihm wieder den Rücken zu, zog vorsichtig die Kanne von der heißen Platte und füllte die zwei Tassen. Sicher, der Kaffee roch toll, aber wahrscheinlich schmeckte er genauso übel wie das Zeug, das Mom immer kaufte.

»Rachel, das war ein Oldtimer!«

»Weswegen ich auch genug dafür bekommen habe, um meinen schwarzen Gürtel zu finanzieren«, sagte ich. Er ließ sich wütend im Stuhl zurückfallen.

»Schau«, sagte ich, stellte die Tasse vor ihn und setzte mich wieder. »Ich konnte sie nicht fahren, und Mom behält keinen Job lang genug, um regelmäßig Geld zu bekommen. Sie hat nur Platz weggenommen.«

»Ich kann nicht glauben, dass du mein Auto verkauft hast.« Er starrte mich entgeistert an. »Und wofür? Um tanzen zu lernen wie Jackie Chan.«

Ich presste die Lippen zusammen. »Ich war wütend auf dich, okay?«, rief ich, und er riss die Augen auf. »Du bist nach Dads Beerdigung verschwunden und nicht wiedergekommen. Ich durfte dableiben und versuchen, Mom aufrecht zu halten. Und dann haben es alle in der Schule mitbekommen und haben angefangen, mich rumzuschubsen. Ich fühle mich gerne stark, okay? Ein Auto, das ich nicht mal fahren konnte, half da nichts, aber der Kampfsport schon. Ich brauchte das Geld, um meinen schwarzen Gürtel zu machen, also habe ich die Karre verkauft!«

Er sah mich lange an, und in seinen Augen standen Schuldgefühle.

»Willst du, ähm, mal sehen, was ich alles kann?«, fragte ich zögerlich.

Robbie atmete tief durch und schüttelte sich. »Nein«, sagte er und starrte auf die Tischplatte. »Du hast das Richtige getan. Ich war nicht hier, um dich zu beschützen. Es ist mein Fehler.«

»Robbie …«, jaulte ich. »Niemand ist schuld. Ich will nicht beschützt werden. Ich bin schon viel stärker. Ich kann mich selbst beschützen. Eigentlich …« Ich schaute zu der Bewerbung, dann griff ich mit klammen Fingern danach. Ich wusste, dass er es nicht gutheißen würde, aber wenn ich ihn überzeugen konnte, könnte er vielleicht Mom überzeugen – und dann musste ich nicht warten. »Eigentlich würde ich gerne mehr tun als nur das.«

Er schwieg, während ich die Papiere aus ihrem Versteck zog und über den Tisch schob. Meine Knie wurden weich, und ich fühlte, wie mir leicht schwindlig wurde. Gott, wie sollte ich je ein Runner werden, wenn ich nicht mal den Mut hatte, mit meinem Bruder darüber zu reden?

Das Rascheln des Papiers klang laut in meinen Ohren. Die Heizung schaltete sich ein, und die warme Luft bewegte meine Haare, während ich beobachtete, wie seine Augen über das Papier glitten. Dann sah er mich mit zusammengebissenen Zähnen an. »Nein!«

Er wollte das Papier zu einem Ball zerknüllen, aber ich riss es ihm aus der Hand. »Ich werde das tun.«

»Die I.S.?« Robbies Stimme war laut. »Bist du verrückt? Das hat Dad umgebracht!«

»Hat es nicht. Ich war da. Er hat es mir gesagt. Wo warst du?«

Betroffen sank er im Stuhl zurück. »Das ist nicht fair.«

»Genauso wenig, wie es fair ist, dass du mir erklärst, ich dürfte etwas nicht tun, nur weil es dir Angst macht.«

Er runzelte die Stirn, und ich schnappte mir meine Kaffeetasse, um mich an etwas festzuhalten. »Ist das der Grund, warum du so scharf auf diese Karatekurse bist?«, fragte er bitter.

»Es ist nicht Karate«, antwortete ich. »Und ja, so habe ich einen Vorsprung vor allen anderen. Mit meinem verkürzten Collegeabschluss kann ich in vier Jahren schon ein vollwertiger Runner sein. Vier Jahre, Robbie!«

»Ich kann es nicht glauben.« Robbie verschränkte die Arme. »Und Mom lässt dich das tatsächlich tun.«

Ich schwieg genervt.

Robbie gab ein abfälliges Geräusch von sich. »Sie weiß es nicht!«, beschuldigte er mich, und ich sah ihn an. Mein Blick war verschwommen, aber verdammt noch mal, ich würde mir nicht über die Augen wischen.

»Rachel«, flehte er, als er meinen Frust sah. »Hast du den Vertrag überhaupt gelesen? Sie beanspruchen dich für immer. Kein Ausweg. Du bist noch nicht mal zwanzig und wirfst dein Leben weg!«

»Tue ich nicht!«, schrie ich mit zitternder Stimme. »Wofür bin ich sonst gut? Ich werde in Erdmagie nie so gut sein wie Mom. Ich habe schon Burger gewendet und Schuhe verkauft, und ich habe es gehasst. Ich hasse es!«, schrie ich fast.

Robbie starrte mich erstaunt an. »Dann helfe ich dir, einen richtigen Abschluss zu bekommen. Du brauchst nur die richtigen Kurse.«

Ich biss die Zähne zusammen. »Ich habe die richtigen Kurse belegt, und ich habe einen richtigen Abschluss«, erklärte ich wütend. »Das ist, was ich machen will.«

»Im Dunkeln rumrennen und Verbrecher verhaften? Rachel, sei ehrlich: Du wirst nie die nötige Ausdauer haben.« Plötzlich wurde seine Miene ausdruckslos. »Du tust das wegen Dad.«

»Nein«, antwortete ich missmutig, aber ich senkte den Blick, und es war klar ersichtlich, dass das zu meiner Entscheidung beigetragen hatte.

Robbie seufzte. Dann lehnte er sich vor, um über den Tisch hinweg meine Hand zu ergreifen. Ich riss sie zurück. »Rachel«, sagte er leise. »Tu es nicht! Wäre Dad hier, würde er dir dasselbe sagen.«

»Wäre Dad hier, würde er mich persönlich zum I.S.-Büro fahren«, antwortete ich. »Dad hat an das geglaubt, was er gemacht hat. Er hat sich nicht von der Gefahr abhalten lassen; er hat sich nur darauf vorbereitet.«

»Warum hat er sich dann umbringen lassen?« In Robbies zusammengekniffenen Augen stand alter Schmerz. »Er würde dir raten, dein Erdmagie-Diplom zu vertiefen und etwas Sicheres zu finden.«

»Sicher!«, blaffte ich und schob den Stuhl ein Stück zurück. Verdammt, jetzt würde ich Mom nie überzeugen. Ich brauchte ihre Unterschrift auf der Bewerbung, oder ich musste warten, bis ich neunzehn war. Und das bedeutete, dass ich dreiundzwanzig sein würde, bevor ich endlich Geld damit verdienen konnte. Ich liebte meine Mom, aber ich musste raus aus diesem Haus. »Wäre Dad hier, würde er mich lassen«, murmelte ich verstockt.

»Glaubst du wirklich?«, schoss Robbie zurück.

»Ich weiß es.«

Schweigen breitete sich aus, nur unterbrochen von meinem wippenden Fuß und dem Ticken der Uhr. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee und bemühte mich, aufgrund des bitteren Geschmacks nicht das Gesicht zu verziehen. Mir war egal, wie toll er roch, er schmeckte fürchterlich. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Leute dieses Zeug tatsächlich gerne tranken.

Robbie stand abrupt auf. »Wo gehst du hin?«, fragte ich. Er ist noch nicht mal fünf Minuten zu Hause, und schon streiten wir uns.

»Ich hole etwas«, sagte er und ging. Ich konnte hören, wie er vor sich hinmurmelte, gefolgt vom Öffnen des Reißverschlusses an seinem Koffer. Dann knallte seine Schlafzimmertür zu, und er kam mit lauten Schritten zurückgestampft.

Ich wusste, dass ich genau denselben unzufriedenen Gesichtsausdruck zur Schau trug wie er, als er ein schweres Buch vor mir auf den Tisch fallen ließ. »Fröhliche Sonnenwende«, sagte er und ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen.

Ich wartete, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. »Was ist das?«

»Ein Buch«, erklärte er kurz angebunden. »Mach es auf.«

Ich rutschte näher an den Tisch und schob mir eine Strähne hinter das Ohr. Es war so groß wie ein Lexikon, aber die Seiten bestanden aus dickem Papier, nicht aus dünnem. Das gleißende Weiß verriet mir, dass es neu war, aber die Zauber darin … ich hatte noch nie von ihnen gehört.

»Das ist ein Buch mit Erdmagie-Zaubern der achthundertsten Ebene aus dem Universitätsbuchladen in Portland«, erklärte er mit rauer Stimme. »Jetzt, wo du deinen ersten Abschluss hast, wollte ich dich fragen, ob du mitkommen und Kurse belegen willst.«

Ich riss den Kopf hoch. Er wollte, dass ich mit ihm an die Westküste kam?

»Mom auch«, fügte er hinzu, dann wurde seine Miene flehend. »Schau dir diese Zauber an, Rachel. Schau dir an, was du tun kannst, wenn du dich bemühst und ein wenig Zeit investierst. Wenn du zur I.S. gehst, wirst du solche Zauber niemals können. Ist das wirklich, was du willst?«

Ich starrte auf die Seiten. Ich war nicht schlecht in Erdmagie, aber diese Zauber sahen wirklich schwierig aus. »Robbie, ich …«

Ich brach ab und starrte auf die Seiten. »Oh, wow«, hauchte ich dann und las mir einen Zauber durch.

»Siehst du«, flötete Robbie eifrig. »Schau es dir an. All das kannst du haben, wenn du willst. Du musst nur daran arbeiten.«

»Nein, schau!«, sagte ich, schob das Buch über den Tisch und stand auf, um auf seine Seite zu wechseln. »Siehst du? Hier ist ein Zauber, um die fälschlicherweise Gestorbenen zu beschwören. Ich kann Dad fragen. Ich kann Dad fragen, was er denkt, was ich tun sollte.«

Robbie fiel die Kinnlade runter. »Lass mich schauen«, sagte er und beugte sich über das Buch. »Heilige Scheiße«, hauchte er, und seine Finger auf der Seite zitterten. »Du hast recht.« Er lächelte, als er wieder aufsah. »Ich sage dir was«, meinte er dann und lehnte sich mit einem Gesichtsausdruck zurück, den ich kannte – den hatte er immer, wenn er kurz davor war, mich in Schwierigkeiten zu bringen. »Du wirkst diesen Zauber, um Dad zu beschwören, und dann fragst du ihn. Wenn es funktioniert, tust du, was er sagt.«

Mein Puls beschleunigte sich. »Du hast gesagt, es ist ein Zauber der achthundertsten Ebene.«

»Ja. Und?«

Ich dachte eine Minute lang nach. »Und wenn er sagt, dass ich zur I.S. gehen soll?«

»Dann unterschreibe ich deine Bewerbung höchstpersönlich. Mom hat mir direkt nach Dads Tod die Vormundschaft für dich übertragen.«

Ich schien nicht genug Luft zu bekommen. Das war ein Ausweg. »Und wenn ich es nicht schaffe? Was dann?«

»Dann kommst du mit mir nach Portland und machst deinen Master, um jeden einzelnen Zauber in diesem Buch zu beherrschen. Aber du musst den Zauber selbst wirken. Von Anfang bis Ende. Von vorne bis hinten.«

Ich atmete tief durch und las mir die Seite noch einmal durch. Zumindest war er nicht auf Lateinisch geschrieben. Wie schwer konnte es schon sein?

»Abgemacht«, sagte ich und streckte die Hand aus.

»Abgemacht«, wiederholte er. Und dann gaben wir uns die Hand drauf.

2

Ich kniff die Augen zusammen und ging in die Knie, um auf die Höhe des Messbechers zu kommen. Meine Knie protestierten mit dem vertrauten Schmerz, als ich drei Zentiliter Weißwein abmaß. Es war neuer Wein, aber das spielte keine Rolle, solange die Trauben hier in Cincinnati gewachsen waren und so die Essenz des Landes in sich trugen, auf dem mein Dad gelebt hatte und gestorben war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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