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Er ist ein Boxer, dessen Hände ihm nicht mehr gehorchen. Sie ist Physiotherapeutin und trägt ein schreckliches Geheimnis mit sich.
»Wenn aus Menschen Monster werden, ist die Menschlichkeit zerstört. Selbst beim Opfer.«
Nach einem schrecklichen Vorfall in der Silvesternacht versteckt sich die einstmals lebensfrohe Enni in ihrer Wohnung. Nur nachts wagt sie sich manchmal raus.
Als ihre Waschmaschine den Geist aufgibt, ist Enni gezwungen, einen 24h-Waschsalon aufzusuchen. Dort geschieht das Unfassbare: Sie trifft auf einen Gleichgesinnten. Jaxon ist wie sie ein Nachtschwärmer mit Kleidungsnotstand. Stück für Stück schleicht er sich in ihr Herz und lockt Enni aus ihrem Einsiedlerdasein.
Doch Jaxon war nicht ganz ehrlich zu Enni...
»Break my Silence« ist der achte Band der Sports-Romance Serie Read! Sport! Love! von Piper Gefühlvoll. Die Bände der Serie stammen von verschiedenen Autorinnen und hängen inhaltlich nicht zusammen, aber in jeder Geschichte stehen Sport und große Gefühle im Zentrum.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover & Impressum
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Danksagung
Für all jene, die sich durch schwere Zeiten kämpfen und niemals aufgeben.
Drei Tage später habe ich keine Schmutzwäsche mehr. Geschweige denn Kleingeld. Ich finde es geradezu lächerlich, in den Waschsalon zu gehen, ohne einen gefüllten Korb, der mir den passenden Vorwand liefert. Allerdings kann ich nur dort Jaxon wiedersehen. Er wird da sein. Wir haben uns immer und immer wieder verabredet und schließlich wurde daraus ein Ritual. Er spielt, ich döse. Geredet haben wir kaum, weil Jaxon die meiste Zeit mit seiner Gitarre beschäftigt war. Das stört mich nicht. Reden will ich nicht, denn das würde unweigerlich dazu führen, dass das Trauma der Silvesternacht erneut Besitz von mir ergreift. Immer dann, wenn Jaxon mich ansieht, sehe ich die Fragen in seinen Augen. Deshalb habe ich mich auch von allen Menschen in meinem Umfeld zurückgezogen. Ihre mitleidigen Blicke ertrage ich einfach nicht mehr. Jaxons Nähe akzeptiere ich nur deshalb, weil er mir das Gefühl gibt, nicht reden zu müssen. Ich kann ihm zuhören … ihm und seinem – wie er es nennt – lächerlichen Geklimper. Und alles ist gut.
Vor dem Schaufenster merke ich, wie lächerlich ich mir vorkomme – ohne Wäschekorb. Ich will mich schon auf dem Absatz umdrehen und wieder gehen, doch da entdeckt er mich und winkt mir fröhlich lächelnd zu. Erwischt.
»Ich habe keine Schmutzwäsche mehr«, gebe ich zu. »Und auch kein Kleingeld mehr.«
Jaxon stopft gerade eine Jeans in die Trommel. »Das macht doch nichts. Wir können uns trotzdem hier treffen. Niemanden stört es, weil niemand hier ist. Oder hast du in den letzten Tagen andere Menschen gesehen?«
Ich schüttele den Kopf. Nachts um zwei gehen nur die Gestörten in einen Waschsalon. Das trifft vielleicht auf mich zu, nicht auf Jaxon. »Aber wenn dir das unangenehm ist«, fährt er ungerührt fort, »können wir uns vielleicht bei dir oder mir treffen?«
Unwillkürlich versteife ich mich. Jaxons Vorschlag ist eigentlich nur die logische Konsequenz. Hat man keine Dreckwäsche, kann man sich den Besuch in einem Waschsalon sparen. Allein der Gedanke, mit Jaxon in meiner Wohnung allein zu sein, lässt mich panisch zurückweichen. Obwohl ich ihn sehr mag, bin ich noch nicht bereit, meinen Rückzugsort mit ihm zu teilen … oder in seine Wohnung zu gehen. Unmöglich, das kann ich nicht. Eine fiese Stimme in meinem Kopf erinnert mich hämisch daran, dass ich seit unzähligen Nächten mit ihm hier im Waschsalon alleine war. Doch das ist etwas vollkommen anderes …
Mit einiger Verspätung bemerkt er die Bedeutung seiner unbedachten Worte. »Sorry, natürlich willst du nicht allein mit mir sein. Ich bin schließlich ein Perverser.«
Dass er eine Bemerkung aufgreift, die bei unserem ersten Treffen gefallen ist, bringt mich so sehr zum Lachen, dass ich meine Angst vergesse. »Wir haben noch nicht geklärt, wie ein Perverser aussieht!«
Jaxon schließt die Maschine, füttert sie mit Kleingeld und startet das Programm. »Na dann schieß mal los. Wie sieht für dich ein Perverser aus?«
Unwillkürlich erscheint das Bild eines der Angreifer aus der Silvesternacht vor meinem inneren Auge. Doch die Heiterkeit steckt mir noch in den Knochen, sodass das Bild ohne Panik erscheint. Lässig beschreibe ich ihn. »Dunkle, irre Augen, schwarzer Bart. Auf jeden Fall dunkles Haar, definitiv. Nicht so strohblond wie deine Strähnchen!« Ich grinse gelöst. Dass ich damit alle Männer dieses Aussehens unter Generalverdacht stelle, fällt mir erst mit einiger Verspätung auf.
Jaxon schiebt seine Mütze etwas nach oben und deutlich mehr Haare werden sichtbar. Die Beanie ist viel zu groß und hängt ihm bis in den Nacken. »Das ist doch kein Stroh!«, beschwert er sich mit gespielter Entrüstung.
»Mehr als die paar Strähnen, die unter diesem hässlichen Ding hervorgucken, habe ich ja noch nicht gesehen. Wieso trägst du eigentlich diese Mütze? Ist dir das nicht zu warm?«
Jaxon seufzt. »Viel zu warm. Aber …«
»Was aber?« In der Zwischenzeit haben wir auf dem Sofa Platz genommen. Meine Hand schnellt nach vorne. Ausgelöst durch das Lachen lugt die alte Enni hervor – das vorwitzige Ding, das ich vor der Silvesternacht war. Mit einem Ruck ziehe ich ihm die Wollmütze vom Kopf – und starre ihn geschockt an.
Blondes Haar fällt ihm in weichen Wellen bis auf die Schulter. Es hat keineswegs Ähnlichkeit mit Stroh. Es sieht so weich aus, dass ich gar nicht anders kann, als die Hand danach auszustrecken. Strähne für Strähne fällt ihm auf die Schulter. »Bist du irre?«, flüstert er heißer, doch er blitzt mich amüsiert an, während er sich eine Strähne hinters Ohr schiebt.
»Natürlich«, murmele ich und greife nach der Strähne, die ihm erneut über die Schultern fällt, als ob sie gegen seine Anordnung aufbegehrt. Locker wickle ich mir das Haar um den Finger. Sie fühlt sich unglaublich weich an. »Wieso versteckst du das denn?«
»Zu auffällig«, murmelt er und beobachtet meinen Finger. Befürchtet er etwa, dass ich ihn daran zu mir ziehen würde? Keine Sorge, ich habe nicht vor, ihn zu küssen … im Leben nicht. Ich wollte nur wissen, wie sich diese eine Strähne anfühlt.
»Auffällig?« Ich hebe den Kopf und suche seinen Blick. Die blonden Wellen umrahmen sein Gesicht und lassen ihn deutlich jünger wirken. Ich weiß nicht einmal, wie alt er wirklich ist. Vielleicht dreißig? Keine Ahnung. So, wie er jetzt vor mir sitzt, gäbe er das perfekte Christkind ab. Natürlich sind seine Wellen nicht ganz so kraus, eher natürlich sanft. Ich muss mir das Lachen verkneifen, doch Jaxon entgeht es nicht.
»Was?«, mustert er mich fragend.
»Ich dachte gerade, dass du ein wirklich hübsches Christkind abgeben würdest.«
Jaxon schmunzelt. »Noch ein Wort und ich lege dich übers Knie! Genau deshalb verstecke ich es. Nicht das irgend so ein Christkind-Scout mich entdeckt und ich in ein paar Monaten im Nachthemd auf Weihnachtsmärkten trällern muss!«
Ich lasse die Strähne los und halte mir prustend den Bauch. »Du bist so ein Idiot!«
Jaxons Mundwinkel zucken, er betrachtet mich zufrieden, ohne in mein Lachen einzustimmen. »Das steht dir gut«, murmelt er leise.
Ich halte inne und sehe ihn fragend an.
»Das Lachen«, fügt er hinzu. »Seit wir uns treffen, habe ich das Gefühl, dass du häufiger lachst.«
Ich zucke mit den Schultern. »Das liegt nur an der Gesellschaft. Du bist so ein Idiot, dass ich gar nicht anders kann.«
»Gern geschehen.«
Bevor wir den Waschsalon verlassen, versteckt Jax seine Haare wieder fein säuberlich unter der Wollmütze. Zu allem Überfluss setzt er sich auch noch die Sonnenbrille auf und wirft mir ein völlig sinnfreies Grinsen zu.
»Es ist vier Uhr morgens. Kein Mensch ist auf den Straßen«, entgegne ich.
»Irrtum«, widerspricht er und deutet auf die Müllabfuhr. »Sie sind unterwegs und die Sonne geht auch bereits wieder auf. Genug Möglichkeiten …«
»Manchmal glaube ich, dass nicht ich diejenige bin, die einen gehörigen Dachschaden hat. Du bist genauso irre.«
Jaxon grinst blöde. »Ich habe nie etwas anderes behauptet. Darf ich dich nach Hause bringen?«, wirft er völlig unerwartet ein.
Meine Brust zieht sich schmerzlich zusammen und ich trete hastig den Rückzug an. Mental. Seitdem ich ihm die grässliche Mütze vom Kopf gezogen habe, ist etwas zwischen uns passiert. Ich habe ein kleines Stück seines Rätsels gelöst und das hat mich auf merkwürdige Weise mit ihm verbunden. Doch diese unbedeutende Frage drängt mich zurück. Es ist nur Jaxon, versuche ich mich zu beruhigen. Ich kenne ihn, er ist nett, er mag mich und ich mag ihn. Warum also nicht? Aber etwas hält mich mit aller Macht zurück.
Jaxon wartet geduldig. Vielleicht sieht er den inneren Kampf, den sein Vorschlag gegen meine Panik führt. Nach einer gefühlten Ewigkeit seufzt er und nickt traurig. Ich habe zu lange gezögert.
»Na vielleicht irgendwann. Ich würde mich besser fühlen, wenn ich dich nach Hause bringen dürfte.«
»Jaxon …«, entgegne ich leicht tadelnd, als ob er doch wissen müsste, dass ich nicht so einfach nachgeben kann. Er nickt verstehend.
»Die Straßen sind grässlich gefährlich«, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Doch das nimmt seinen Worten nicht die Schärfe. Wenn er wüsste, wie gefährlich. Aber es sind nicht die Straßen, es sind die Menschen, die mich zu diesem Nervenbündel gemacht haben, dass vor allem davonläuft und nur mit allergrößter Anstrengung rausgehen kann. Ich sage nichts und will mich schon zum Gehen wenden, als er plötzlich nach mir greift. Seine Hand umschließt meinen Arm und ich starre in Erwartung der nächsten Panikattacke auf seine Finger. Doch es passiert nichts. Stattdessen drehe ich mich zu ihm um und sehe ihn erwartungsvoll an.
»Kannst du mich vielleicht nach Hause bringen?«, fragt er. Seine Augen funkeln in der aufgehenden Sonne. »Die Straßen sind doch so gefährlich.«
Vollkommen durcheinander sehe ich ihn an. Er will mir doch nicht etwa weismachen, dass ein Mann von seiner Statur sich fürchten würde, alleine nach Hause zu gehen. Das Blitzen in seinen Augen ist Antwort genug. Er will mich erneut aus der Reserve locken. Ehe ich den Gedanken zu Ende geführt habe, verschießt mein Mund eine spitze Bemerkung. »Hast du etwa Angst?«
Jaxons Mundwinkel zucken amüsiert. »Schreckliche Angst«, imitiert er mich. »Bringst du mich nach Hause?« Er wackelt kokett mit den Augenbrauen. Laut lachend pruste ich los.
»Was denn? Fürchtet sich die Prinzessin etwa?«
Jaxons Miene gefriert. »Prinzessin?«