Das Leben in meinem Sinn 6 - Susanna Ernst - E-Book

Das Leben in meinem Sinn 6 E-Book

Susanna Ernst

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Beschreibung

Ein bezaubernder Roman über eine unglückliche Liebe und die Macht des Schicksals - Teil 6 des sechsteiligen Serials! Scheinbar zufällig kreuzen sich die Lebenswege des schüchternen Schauspielers Ben Todd und seiner weitaus bekannteren Kollegin Sarah Pace beim Dreh zu einer neuen Fantasy-Serie. Während die beiden gemeinsam durch alle Phasen von der Produktion bis zur erfolgreichen Vermarktung ihrer Fernseh-Show gehen, verliebt sich Ben Hals über Kopf in Sarah. Heimlich und hoffnungslos, denn sie ist vermeintlich glücklich mit dem Vater ihrer Tochter verlobt. Da viele Dinge im Leben allerdings nicht so zufällig geschehen, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, eröffnen sich Ben und Sarah bald schon ungeahnte Wege. Ganz in ihrem Sinn... oder etwa nicht?

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Seitenzahl: 92

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Susanna Ernst

Das Leben in meinem Sinn

Serial Teil 6

Knaur e-books

Über dieses Buch

Auf den ersten Blick kreuzen sich die Lebenswege der Schauspieler Ben und Sarah zum Dreh einer neuen Fantasy-Serie nur zufällig. Beide merken schnell, dass sie mehr verbindet als Freundschaft, doch Sarah ist glücklich mit dem Vater ihrer Tochter verlobt. Während sie gemeinsam durch alle Produktionsphasen der Serie gehen, eröffnen sich Ben und Sarah bald schon ungeahnte Wege, und plötzlich scheinen sich die Ereignisse um sie herum zu überschlagen. Ganz in ihrem Sinn … oder?

[home]

Drei Monate und wenige Tage später

Ben

April, denke ich immer wieder. April …

Heute früh setzte ich mich auf meine Couch, die Kaffeetasse in der Hand, wie jeden Morgen, und klappte meinen Laptop auf. Und hier sitze ich noch immer und starre fassungslos auf die kleine Datumsanzeige am oberen Bildschirmrand. Sie zeigt den 1. April.

Wo sind bloß die letzten Monate geblieben?

Entschlossen trinke ich meinen Kaffee aus, streife mir auf dem Weg ins Bad den Pyjama vom Leib und stelle das Wasser der Dusche an.

»Schluss mit der Grübelei, Ben!«, befehle ich mir laut, drehe den Temperaturregler auf Blau, fast bis zum Anschlag, und stütze mich mit flachen Händen an der Wand ab, um nicht frühzeitig nachzugeben und die Temperatur wieder hochzuregeln. Ich brauche diese Abkühlung dringend. Auch noch nach Monaten ständig deprimierende Gedanken zu haben, das ist eindeutig nicht normal.

Nach dieser selbstgewählten Folter stolpere ich auf meinem Weg ins Schlafzimmer über eine auf dem Boden liegende Jeans und streife sie mir über. Schnell schlüpfe ich in ein beliebiges T-Shirt, rufe nach Jack, der im Garten unter den Lorbeerbüschen gescharrt hat und eher einem Erdferkel als einem Hund gleicht, als er Sekunden später auf mich zurast. Ich schlage eine alte Decke um den Schmutzfink, klemme ihn mir unter den Arm und hole meine Gitarre. Dann packe ich beides – Hund und Instrument – in den Mercedes und laufe noch einmal zurück, um mir eine große Flasche Wasser mitzunehmen.

Über drei Stunden wandere ich durch die Berge, verdränge erfolgreich die trüben Gedanken, sobald sie auch nur vage aufflackern, und zwinge mich, zur Mittagszeit eine vernünftige Mahlzeit in einem kleinen Restaurant einzunehmen. Danach fahre ich mit Jack zu meiner Bucht, setze mich auf die Klippen und spiele nach langer Zeit mal wieder ausgiebig Gitarre.

Dabei gestatte ich mir, auf die vergangenen Monate zurückzublicken, und beschließe, dass es nun genug ist. Dass es reicht. Dass ich mein Leben nicht in Sehnsucht und wehmütigen Erinnerungen verbringen werde. Dass es Zeit ist, etwas Neues anzugehen – wieder zu leben, mit allem, was dazugehört. Ich sehe mich immer wieder um, ertappe mich auf der Suche nach einem Zeichen, einem Wink, dem ich folgen kann, und drifte dabei doch wieder mit meinen Gedanken ab.

 

Unsere Crew von Das Leben in meinem Sinn war nach diesem Morgen, an dem ich das komplette Team nach Hause geschickt hatte, nur noch einmal zusammengekommen.

Achtundfünfzig Tage lang dauerte der Streik insgesamt. Als Randy Ende Januar einen Rundruf startete, um uns wieder zusammenzutrommeln, sah die Situation in Hollywood allgemein ziemlich chaotisch aus. Filmstarts mussten verschoben werden, Serien und Shows wurden abgesetzt, neue schienen wie Pilze aus dem Boden zu schießen. 

Da uns allen bewusst war, dass wir mit der Serie an einem Wendepunkt standen, bangten wir der Entscheidung des Senders entgegen.

Die dreizehn Folgen der ersten Staffel wurden komplett ausgestrahlt. Auch sehr erfolgreich – bis Anfang Dezember. Dann, ohne jede Ankündigung und als Auswirkung des laufenden Streiks, wurde der Sendeplatz der Serie völlig unvermittelt verschoben. Plötzlich lief sie eine Stunde später als zuvor. Die Einschaltquote sank dementsprechend … und blieb für die letzten Folgen der Staffel im Keller.

Zwei Episoden der zweiten Staffel waren zu diesem Zeitpunkt bereits im Kasten, fertig abgedreht und geschnitten. Allerdings wurden sie nicht gesendet, da man zwischen den beiden Staffeln eine Pause einbaute, die es auch ohne den Streik gegeben hätte. Wir atmeten durch und hofften, diese Unterbrechung würde uns genug Zeit einräumen, die Versäumnisse der letzten Wochen aufzuarbeiten. Vielleicht konnte Randy in der Zwischenzeit sogar wieder einen besseren Sendeplatz für die Serie aushandeln, das hofften wir wohl alle. Und so war der Stand der Dinge, als wir erneut am Set zusammenkamen. Nur ich brach an diesem Morgen mit gemischten Gefühlen auf, da ich mich wie ein mieser Verräter fühlte.

Denn was außer Mag keiner der Kollegen wissen konnte: Ungeachtet der herrschenden Umstände hatte ich Randy bereits meine Entscheidung mitgeteilt, nach der zweiten Staffel auszusteigen.

Wir saßen an diesem Abend, Mitte Januar – der Streik neigte sich spürbar seinem Ende entgegen, denn die Parteien gingen endlich schrittweise aufeinander zu –, wieder einmal im Biaggio und aßen Marios herrliche Pizza.

»Leider habe ich das bereits erwartet«, gestand Randy sehr gefasst, als ich ihm meinen Entschluss mit schwitzenden Händen und rasendem Herzen verkündete. Seine Ruhe versetzte mir einen Stich. Mit Randys Hyperaktivität konnte ich umgehen, ebenso wie mit seinem Perfektionismus und den Ansätzen einer gewissen Herrschsucht, die ihn manchmal packte. Aber diese Ruhe – das war nicht er.

»Es tut mir so leid. Ehrlich! Ich wünschte, ich könnte professioneller mit der gesamten Situation umgehen«, gestand ich entschuldigend.

»Mit Sarah?«, fragte er.

Bei ihrem Namen schüttelte ich fast automatisch den Kopf, hielt dann aber inne. »Doch, auch. Aber hauptsächlich mit dem Trubel, den wir in der Öffentlichkeit ausgelöst haben.«

»Da wird bald schon Gras drübergewachsen sein«, versicherte mir Randy.

»Vielleicht, ja. Aber mal ehrlich, so wie wir zuletzt miteinander gearbeitet haben, Sarah und ich …« Ich musste gar nicht weitersprechen.

»Das war die Hölle, ja!« Randy seufzte schwermütig. Sein Blick wirkte abwesend. »Ich hatte ständig das Gefühl, auf hauchdünnem Eis zwischen euch hin- und herzulaufen. Ohne die geringste Ahnung, wie lange es uns noch trägt.« Dann sah er mich über den Rand seiner Brille hinweg eindringlich an. »An diesem einen Morgen, als du Sarah in deine Garderobe geschleppt hast, … da hast du uns allen eine Scheißangst eingejagt, Ben! Ich hätte um ein Haar den Sicherheitsdienst gerufen.«

Ich senkte den Kopf in Scham. »Ich habe ihr nicht weh getan. Das könnte ich nie tun«, sagte ich leise.

Randy nickte. »Ja. Dieses Wissen war das Einzige, was mich davon abgehalten hat, es zu tun. Na ja, das und dann … Sarahs Lustschreie«, fügte er unter einem breiten Grinsen hinzu. Entsetzt sah ich ihn an, aber er winkte ab und griff nach seinem Bier. »Ach, komm schon, ihr wusstet doch genau, dass wir euch hören.«

Nach einer Weile, in der er schweigend über den Hals seiner Flasche gestrichen hatte, stellte er sie schulterzuckend auf den Tisch und sah mich erneut fest an. »Ohne dich macht die Serie keinen Sinn, Ben. Ich habe Ron für dich geschrieben. Du bist er.« Seine Worte verpassten mir einen tiefen Schlag. Schuldgefühle schwappten über mir zusammen wie eine große Welle. »Randy, ich …«

Wieder hob er die Hände. »Nein, Ben, ich bin dir nicht böse. Vielleicht hätte ich sogar damit rechnen müssen. Lea und Ron haben so perfekt miteinander funktioniert, dass es eigentlich vorprogrammiert war.«

Ich verstehe nicht, was er meint, aber mir bleibt auch nicht die Zeit, um nachzuhaken. Randy zuckt mit den Schultern. »Tja, c’est la vie. Es läuft eben nicht immer so, wie ich es plane, aber das ist okay. Es ist halt nicht Das Leben in meinem Sinn. Wir werden den anderen mitteilen, dass es keine dritte Staffel gibt, basta! Ich plane, wie wir die Serie auslaufen lassen. Mit einem schönen, befriedigenden Ende, das die Zuschauer verdient haben. Und dann widmen wir uns alle etwas Neuem.«

Ich wunderte mich ein wenig, dass ich keine Erleichterung verspürte, denn wann immer ich mir Randys Worte ins Gedächtnis zurückrief, klangen sie absolut schlüssig und vernünftig. Sie stellten die Idee einer sanften Beendigung von etwas dar, das eigentlich nicht mal richtig begonnen hatte – in jederlei Hinsicht.

Nur eine Woche später, an einem Mittwochmorgen Ende Januar, war der Streik endlich Geschichte, und Randy trommelte das komplette Team am Set zusammen.

Als ich das Studio betrat, sah ich bereits an seinem Blick, dass es vorbei war. Das sanfte Ende, von dem er gesprochen hatte, würde es nicht geben. Wir wechselten kaum zwei private Sätze miteinander, bis er über sein Megafon ausrief, dass alle zusammenkommen sollten.

Sarah, die ich zu diesem Zeitpunkt mehr als zwei Monate nicht gesehen hatte, kam aus ihrer Garderobe – bildschön wie immer – und setzte sich ohne ein einziges Wort des Grußes auf ihren Stuhl.

Überhaupt herrschte eine eigenartige Stimmung am Set. Wiedersehensfreude, Hoffnung und Enthusiasmus wurden von der Enttäuschung über die schlechten Quoten der letzten Folgen und von der Ungewissheit über die Zukunft der Serie verdrängt.

»Es ist so schön, euch alle wiederzusehen«, begann Randy ungewohnt sanft. »Das waren harte Wochen, die …« Er stockte. Inmitten der kompletten Runde sprang er plötzlich auf, raufte sich die Haare und sah uns an. Von einem zum anderen. Sein Kinn zuckte, so angespannt war er. »Verdammt! Es gibt einfach keinen Weg, das schonend zu verpacken«, murmelte er schließlich. »Das Leben in meinem Sinn wird abgesetzt, Leute. Der Sender hat die Serie gecancelt. Sie wollen die zweite Staffel nicht mehr. Der Streik hat uns den Hals gebrochen. Ich … habe uns den Hals gebrochen.«

Ein erschrecktes Raunen ging durch die Gruppe der Crew. Nur Sarah, Maggie und ich blieben still. Ich kannte Randy zu gut und hatte schon vor seinem kleinen Monolog gespürt, was er sagen würde.

»Werden sie die beiden fertigen Folgen noch zeigen?«, fragte Cathy, eine Stilistin, leise.

Randy schüttelte den Kopf. »Nein. Keine einzige Folge mehr.«

»Aber sie haben die zweite Staffel doch geordert«, gab John in seiner tiefen Bassstimme zu bedenken.

»Ja, nur gibt es dummerweise eine verdammte Klausel in diesem Vertrag, die Streiksituationen behandelt«, erklärte Randy.

»Das heißt im Klartext?«, hakte John nüchtern nach.

»Jeder von euch, der nicht unmittelbar vor den Kameras steht, bekommt sein Geld weiter, als würden wir drehen. So lange, bis ihr einen neuen Job findet, aber maximal für die fünf Monate, die wir zum Dreh der zweiten Staffel benötigt hätten. Findet ihr in der Zwischenzeit etwas Neues und verdient dort weniger, bekommt ihr für die verbleibende Zeit – also auch für maximal fünf Monate – den Ausgleich. Alles klar?« Die Crew-Mitglieder nickten stumm vor sich hin. Was blieb ihnen auch anderes übrig?

»Ihr …«, fuhr Randy fort und deutete dabei auf Sarah, John und mich, »… bekommt nur einen gewissen Prozentanteil eurer Gage – ich glaube, es waren fünfzig Prozent – als Abfindung. Aber natürlich seid ihr ab sofort für neue Projekte frei.«

Frei!, hallte es in meinem Kopf wider. Eigenartigerweise klang auch das keineswegs so verheißungsvoll, wie ich es mir ausgemalt hatte.

»Ich werde eine Pressekonferenz für Freitag einberufen«, sagte Randy. »Ben und Sarah, wenn ihr mir noch einmal den Gefallen tun würdet …«

Schon fühlte ich mich nicken. »Natürlich!«

Nur an Randys Blick erkannte ich, dass sich auch Sarah dazu bereit erklärt hatte, den Reportern gemeinsam mit mir Rede und Antwort zu stehen. »Gut, vielen Dank!«, sagte er nüchtern. Und dann, nach einer sekundenlangen Pause. »So, meine Lieben, das war’s dann wohl!«