Das Leben in meinem Sinn 5 - Susanna Ernst - E-Book

Das Leben in meinem Sinn 5 E-Book

Susanna Ernst

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Beschreibung

Ein bezaubernder Roman über eine unglückliche Liebe und die Macht des Schicksals - Teil 5 des sechsteiligen Serials! Scheinbar zufällig kreuzen sich die Lebenswege des schüchternen Schauspielers Ben Todd und seiner weitaus bekannteren Kollegin Sarah Pace beim Dreh zu einer neuen Fantasy-Serie. Während die beiden gemeinsam durch alle Phasen von der Produktion bis zur erfolgreichen Vermarktung ihrer Fernseh-Show gehen, verliebt sich Ben Hals über Kopf in Sarah. Heimlich und hoffnungslos, denn sie ist vermeintlich glücklich mit dem Vater ihrer Tochter verlobt. Da viele Dinge im Leben allerdings nicht so zufällig geschehen, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, eröffnen sich Ben und Sarah bald schon ungeahnte Wege. Ganz in ihrem Sinn... oder etwa nicht?

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Seitenzahl: 82

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Susanna Ernst

Das Leben in meinem Sinn

Serial Teil 5

Knaur e-books

Über dieses Buch

[home]

Wie betäubt trinke ich meinen Kaffee. Als mich Jacks Gewimmer erreicht, ist es schon fast Mittag. Ich fahre mit ihm zu der kleinen Bucht, zu der ich auch Sarah nur zwei Tage zuvor gebracht habe. Im Nachhinein betrachtet – jetzt, wo ich weiß, welchen Ausgang Sarahs und meine Geschichte offenbar gefunden hat – komme ich mir so vor, als hätte ich Shirleys und meinen geheimen Platz entehrt. Diese Bucht war unser Rückzugsort; bis heute kann ich hier ihre Nähe spüren, wenn ich auf den Klippen sitze, die Augen schließe und meine Sinne auf das Rauschen des Ozeans fixiere. Doch an diesem Morgen kann nicht einmal der unendliche Rhythmus der heranrollenden Wellen die gewünschte Erleichterung meines Herzens bewirken.

Ich hole meine alte Gitarre aus dem Wagen, setze mich in den weichen Sand und spiele seit langer Zeit wieder.

Der Wind raschelt über meinem Kopf durch die Wedel der einsamen Palme. Er scheint mir etwas zuflüstern zu wollen. Etwas, das ich nicht verstehe. Dabei sehne ich mich so sehr nach einem Zeichen. Irgendetwas, das mir den richtigen Weg weist und mich wieder hoffen lässt.

Am Abend schlafe ich auf dem Bett in meinem Gästezimmer ein – auf Sarahs Bett –, nachdem ich bei dem Versuch, die Bettwäsche zu wechseln, kläglich gescheitert bin. Alles roch noch nach ihr, und so konnte ich mich einfach nicht dazu bringen, den Raum zu verlassen.

 

Es gibt keinen weiteren Kontakt, bis wir drei Tage später erneut am Set zusammenkommen.

Sarah begrüßt mich nüchtern, mit einem Lächeln, das so steif und aufgesetzt ausfällt, dass ich nicht einmal versuche, es zu erwidern. Ich murre nur eine kurze Begrüßung und verschwinde dann auf direktem Weg in meiner Garderobe.

Maggie umarmt mich, merkt aber sofort, dass es mir nicht gutgeht. Ich übe mich weiterhin im Schweigen, und sie akzeptiert das so ergeben, dass ich mich frage, ob sie etwas weiß. Zumindest bin ich mir sicher, dass sie eine Ahnung hat. Sie hakt nur nicht nach, und ich bin froh darüber, denn auf Kommentare wie »Habe ich es dir nicht gesagt?« kann ich momentan wirklich verzichten.

Wie an jedem Morgen liegt eine Zeitschrift auf der Ablage unter meinem Spiegel. Ich nehme sie und lege sie erleichtert wieder weg, als mich weder Sarahs noch Daniels Gesicht von der Titelseite aus ansieht.

Die Magazine haben inzwischen ausgiebig über Daniels Treuebruch mit Madelaine und den anschließenden Unfall berichtet. Momentan vergeht keine Stunde, ohne dass sich neue Gerüchte zu all den bislang geschriebenen gesellen, aber schon bald werden sich die Medien wieder auf ein neues Thema stürzen. Kein anderes Geschäft ist so schnelllebig wie das unsere.

Außerdem haben es Daniels und Sarahs Manager geschafft, den Unfall komplett herunterzuspielen. Dass Madelaine in L. A. ist, konnte durch Fotos bislang nicht bewiesen werden, und das ehemalige Traumpaar Hollywoods scheint sich sogar während seiner Trennung noch einig zu sein. Wie langweilig! Nein, es gibt Drogenexzesse und Sexskandale unter den Promis, die sich weitaus besser verkaufen lassen.

Randy ist über die Fakten, die Daniel, Sarah und Madelaine betreffen, aufgeklärt, aber vermutlich hat Sarah im Vorfeld klargestellt, dass sie am Set nicht über ihr Privatleben sprechen will. Zumindest ist Randy wieder der Alte. Zurück in seiner Rolle als Regisseur und weniger in der des guten Freundes hastet er nun seinem eigenen Zeitplan hinterher. Irgendetwas scheint ihn momentan besonders zu drängen – und das hat nichts mit dem Versäumnis der vergangenen Tage zu tun.

Randy weiß noch nicht, was zwischen Sarah und mir geschehen ist, aber ich wäre verrückt zu glauben, dass er die Stimmungswandlung zwischen uns nicht bemerkt. Sarah und ich sehen einander kaum noch an und halten immer so viel Abstand zueinander, wie es der Raum und die jeweiligen Umstände gerade zulassen. Das ist für alle ungewohnt, aber niemand sagt etwas.

Vom ersten Drehtag an waren wir stets Seite an Seite, egal ob vor oder hinter der Kamera. Der Gedanke, das nun verloren zu haben, schmerzt unglaublich.

Emotional völlig verwirrt, begeben Sarah und ich uns zurück an die gemeinsame Arbeit. Gerade heute ist der Dreh besonders anstrengend.

Denn da der Sender bereits eine zweite Staffel der Serie gekauft hat, erklärt Randy in einer allgemeinen Teamrunde, er wolle nun schnellstmöglich die letzten drei Folgen der ersten Staffel abdrehen.

Dann gibt er uns einen inhaltlichen Überblick darüber, was unsere Charaktere in der zweiten Staffel erwartet: »Wir machen einen Zeitsprung von etwa einem halben Jahr. Es wird bedeutend ernster zwischen Ron und Lea, das läuten wir ja bereits in der letzten Folge der ersten Staffel ein. Nachdem die beiden sich so unsterblich ineinander verliebt haben und in ihrem frischen Enthusiasmus zunächst noch bereit waren, alle Schwierigkeiten ihrer Beziehung in Kauf zu nehmen, wird das Verlangen zwischen ihnen nun immer größer und nimmt langsam richtig qualvolle Ausmaße an. Für euch, Sarah und Ben, heißt das, ihr könnt eure Gesichtsmuskeln erst einmal entspannen. Das ewige Grinsen ist bald schon passé.«

Wie passend, denke ich bitter und sehe mit einem schnellen Seitenblick auf Sarah, dass auch sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlt. So enttäuscht ich auch bin, im Grunde will ich nichts mehr, als meine Arme um sie schließen und ihr versichern, dass alles wieder gut wird.

»Ben? Alles klar?«

Erst, als Randy mich anspricht, erwache ich wieder aus meinen Gedanken. Alle anderen um uns herum sind aufgestanden und bereits unterwegs zu ihren Plätzen. Nur ich sitze noch mitten in dem großen Raum und starre gedankenverloren durch die Gegend.

Randy fuchtelt mit dem zusammengerollten Skript vor meinem Gesicht herum.

»Ben, hallo? Bitte sag mir jetzt nicht, dass du dich nicht wohl fühlst. … Oder doch, warte! Wenn es so ist, dann sag es mir, damit ich dir besser jetzt als gleich so viel Aspirin in den Hintern schießen kann, dass du hier durchhältst. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns, also bitte mach jetzt nicht schlapp, verdammt!«

»Nein, es ist alles okay. Mir fehlt nichts«, versichere ich ihm.

»Na, dann beweg dich endlich!«, erwidert Randy und schüttelt genervt den Kopf.

 

Sarah und ich finden uns schließlich auf unseren Plätzen ein. Unbeholfen stehen wir einander gegenüber und schaffen es nicht, uns in die Augen zu schauen.

Requisiteure wirbeln um uns herum und rücken riesige Bücherregale an ihre Plätze. Randy nutzt die Zeit des Umbaus, um uns noch einmal zu erklären, wie er sich die nächste Sequenz vorstellt.

»Also, Sarah, du bist in der Stadtbücherei, auf der Suche nach Hinweisen zu deinem Stalker. Du drehst dich um, blickst auf deine Notizen … Hallo, Notizen? … Requisite, wo ist der verdammte blaue Zettel? … Aha, danke! … Jedenfalls guckst du auf deine Notizen und läufst dabei gedankenverloren mit dem rechten Fuß gegen das Bücherregal. An dieser Stelle wechseln wir die Kameraperspektive. Weitwinkel, linke Seite, Froschperspektive.« Hektisch weist er Josh, den Kameramann, an, bevor er sich wieder Sarah zuwendet. »Also, du stolperst. Ben schiebt geistesgegenwärtig die lange Leiter zu dir herüber, und du schaffst es so gerade noch, dich daran aufzufangen. Und dann kommt der heißersehnte Kuss, mit dem du dich bedankst. Alles klar?«

Oh nein, der Kuss!

Mein Kopf schnellt hoch, und auch Sarahs Blick schweift kurz erschrocken zu mir, bevor sie Randy hastig zunickt. Dieser Kuss ist der erste zwischen Ron und Lea und soll den romantischen Höhepunkt der ersten Staffel darstellen. Das hat Randy uns schon lange eindringlich erklärt. Vor einer Woche noch konnte ich den Dreh dieser Szene kaum abwarten, doch jetzt möchte ich am liebsten nur noch nach Hause. Genau diese peinlichen Situationen wollte ich Sarah und mir von Anfang an ersparen.

Viel zu schnell ist die Stolper-Szene abgedreht; nun gibt es kein Zurück mehr. Randy ist bereits bei seinen letzten Anweisungen: »Eure Lippen dürfen sich nur sehr sanft berühren. Ihr wisst, wir müssen diesen digitalen Kribbeleffekt noch darüberlegen. Dafür dürfen sie auf keinen Fall aufeinandergepresst wirken, denn ihr fühlt euch ja nicht. Der Kuss ist eher ein Symbol, also auch die Arme lediglich aufeinanderlegen. Bitte alles …  ganz … behutsam.«

Er dirigiert seine letzten Worte und zieht sich im Rückwärtsgang zurück. Sarah und ich stehen einander starr gegenüber und lassen Randy nicht aus den Augen.

»Ruhe bitte! Position … und Action!«, ruft er.

Ich wende mich Sarah zu und sehe sie direkt und tief an – so, wie es das Drehbuch von Ron verlangt. Unwillkürlich muss ich schlucken. Sie erwidert meinen Blick aus diesen großen grünen Augen, die in dem grellen Licht der Scheinwerfer noch viel heller schimmern als sonst und mich innerlich dahinschmelzen lassen.

Sarah blinzelt auffällig oft. Auch ihr fällt es offensichtlich nicht leicht, mich so direkt anzusehen.

Wieso musste es bloß so kommen? Hätte ich ihr mehr Zeit lassen sollen? Hätte sie mir dann eine Chance gegeben?

Kurz flackert noch einmal die Hoffnung in mir auf, dass Sarah einfach überfordert ist. Dass es schlichtweg zu früh für eine neue Beziehung ist.

Nein!, sage ich mir dann in aller Bestimmtheit. Nein, davon hat sie nichts gesagt. Es gab kein ›erst einmal‹ oder ›vielleicht später‹ in ihrem Beschluss. Nur eine Bestimmtheit, die sich erschreckend endgültig anfühlte.

»Schnitt!«, ruft Randy und kommt wieder auf uns zu. »Hallo, Erde an Ben und Sarah! Ihr solltet euch jetzt schon irgendwie langsam mal …« Mit einer Handbewegung deutet er an, uns im Nacken zu packen und gegeneinanderzupressen.

»… küssen. Ihr wisst doch, wie das geht, oder? Also los, noch einmal. Position … und … Action!«

Sarah besinnt sich nun offenbar ihrer Professionalität. Sie strafft ihre Schultern und schaut mich, beziehungsweise Ron, lächelnd an. Dann hält sie die Luft an, stellt sich auf die Zehenspitzen, schließt ihre Augen und küsst mich.