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Frankreich, 1954: Die kleine Madelaine ist ein besonderes Kind. Sie lebt im Kinderheim in Coeur de Jolie, einem kleinen Dorf vor Dijon. Seitdem sie denken kann, weiß sie, dass sie ein gewolltes Kind ist. Sie gibt die Hoffnung nicht auf und wartet jeden Tag darauf, dass ihre Eltern zu ihr finden. Als sie in eine Pflegefamilie kommen soll, erbittet sie sich ein wenig Zeit und sendet einen Hilferuf, in Form einer Flaschenpost, auf die Reise.
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Seitenzahl: 16
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Susanna Ernst
Post von Madelaine
Eine Geschichte um besondere Worte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Post von Madelaine
Impressum neobooks
Post von Madelaine
An Tagen wie diesem – wenn die Sonne nichts gegen die dichte, graue Wolkendecke auszurichten vermochte und der Wind so energisch durch das Weizenfeld vor dem alten Natursteinhaus peitschte, dass die Vögel nicht mehr zu zwitschern wagten – spürte Madelaine es deutlich: Genau so musste das Wetter am Tag ihrer Geburt gewesen sein. Und dieser Gedanke, der eigentlich nur eine Vermutung sein konnte, eigenartigerweise jedoch einer Gewissheit glich, führte unwillkürlich zu dem einzigen, alles entscheidenden Trost ihres Lebens: Ihre Eltern – wo auch immer sie sein mochten – dachten auch an diesen Tag zurück, wenn der Wind um ihre Wände pfiff. Das wusste Madelaine! Sie war eines von 24 Kindern, die im Saint-Teresien-Kinderheim in Cœur de Jolie, einem winzigen Dorf, weit vor Dijon, lebten. Das Mädchen hatte seine Eltern nie kennengelernt. Es wusste weder, wie sie aussahen, noch, wie alt sie waren oder wie sie hießen. Madelaine wusste nicht einmal, ob sie ihren eigenen Namen von den beiden erhalten hatte. Sie war zehn Jahre, einen Monat und neun Tage alt. Und beinahe genauso lange lebte sie in dem großen Haus, mitten im Nichts. Es war ein alter Bauernhof, der gemeinschaftlich von den Glaubensschwestern des nahe gelegenen Klosters geführt wurde. Sie waren Selbstversorger, was bedeutete, dass die Kinder bei der Bestellung der Felder und der Verpflegung der Tiere kräftig mit anpacken mussten.