Das Leben in meinem Sinn 4 - Susanna Ernst - E-Book

Das Leben in meinem Sinn 4 E-Book

Susanna Ernst

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein bezaubernder Roman über eine unglückliche Liebe und die Macht des Schicksals - Teil 4 des sechsteiligen Serials! Scheinbar zufällig kreuzen sich die Lebenswege des schüchternen Schauspielers Ben Todd und seiner weitaus bekannteren Kollegin Sarah Pace beim Dreh zu einer neuen Fantasy-Serie. Während die beiden gemeinsam durch alle Phasen von der Produktion bis zur erfolgreichen Vermarktung ihrer Fernseh-Show gehen, verliebt sich Ben Hals über Kopf in Sarah. Heimlich und hoffnungslos, denn sie ist vermeintlich glücklich mit dem Vater ihrer Tochter verlobt. Da viele Dinge im Leben allerdings nicht so zufällig geschehen, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, eröffnen sich Ben und Sarah bald schon ungeahnte Wege. Ganz in ihrem Sinn... oder etwa nicht?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 77

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Susanna Ernst

Das Leben in meinem Sinn

Serial Teil 4

Knaur e-books

Über dieses Buch

[home]

Ben

Seitdem Sarah und Maggie am Nachmittag meine Wohnung verlassen haben, bin ich in Bewegung. Habe gründlich aufgeräumt, die Betten frisch bezogen und staubgesaugt. Dann bin ich endlich einkaufen gegangen und habe Randy angerufen, um ihm alles zu erzählen. Die letzte Stunde verbringe ich hibbelig und ungehalten, wie auf heißen Kohlen. Der große, runde Mond hat die Sonne schon abgelöst, als ich in Erwägung ziehe, etwas zu kochen. Da ich nicht weiß, ob die anderen schon zu Abend gegessen haben, beschließe ich, anzurufen und zu fragen, aber Maggie kommt mir zuvor. Das Handy klingelt in meiner Hand und lässt mich zusammenfahren.

Gott, bin ich ein Nervenbündel …

»Wir fahren jetzt los, Ben! Drück uns die Daumen, dass alle Blutsauger verschwunden sind. In zwanzig Minuten sind wir bei dir.«

Als Maggie nach dieser kurzen Ansage auflegt, weiß ich immer noch nicht, ob sie gegessen haben. Es vergeht nicht mal eine Viertelstunde, bis das Läuten der Türklingel durch die Wohnung schallt. Sarah tritt als Erste über die Schwelle und berichtet noch im Hereinkommen, dass Maggies Plan tatsächlich aufgegangen ist.

Nachmittags, bei ihrer Ankunft am Haus, schossen die Paparazzi ihre Fotos und stellten wie erwartet lästige, teilweise unverschämte Fragen, die Sarah nur teilweise beantwortete. Gegen Abend lichtete sich die Schar der Reporter vor ihrem Anwesen, und Maggie konnte Sarah, die Kleine und die italienische Nanny unbemerkt entführen.

Alberta hat in ihrer Verzweiflung den ganzen Tag gekocht. Und so strömt, kaum dass sich meine Eingangstür öffnet, der wunderbare Geruch von Lasagne, frittiertem Gemüse, gefüllten Artischocken und sonstigen italienischen Köstlichkeiten in meine Wohnung.

Wir lassen es uns gemeinsam an meinem Esstisch schmecken, der nur für seltene Anlässe seine Daseinsberechtigung hat.

Sarah wirkt erschöpft. Da sie vor Josie natürlich nicht von den Details ihres Nachmittages berichten will, sind wir alle bemüht, die Themen möglichst leicht und locker zu halten. Die Frauen haben der Kleinen erzählt, dass sie gemeinsam bei mir Urlaub machen wollen.

Später, als Alberta Josie bettfertig macht, berichtet Maggie schnell, wie selbstbewusst Sarah den Paparazzi entgegengetreten ist. Dass sie sogar die Ruhe bewahrt hat, als einige mit höchst intimen und provokanten Fragen versucht haben, sie aus der Fassung zu bringen.

Nichts anderes habe ich erwartet, trotzdem verspüre ich einen gewissen Stolz. Sarah ist eine starke Frau, die sich von niemandem so leicht in die Enge treiben lässt.

Sie selbst lauscht dem Bericht und wirkt dabei so teilnahmslos, als würde Maggie von einer fremden Frau erzählen. Von einer, deren Leben an diesem Tag ins Schwanken gekommen ist. In diesen Minuten begreife ich, dass sie die Geschehnisse des Tages noch nicht so recht realisiert hat. Grübelnd sitzt sie an meinem Esstisch, während Maggie und ich die Spülmaschine einräumen. Schließlich erhebt sie sich. Ihr Stuhl schabt geräuschvoll über den Holzboden, bevor sie hinter mir erscheint und mir ihr Glas reicht.

»Bist du mir böse, wenn ich in mein Zimmer gehe und kurz meine Tasche ausräume?«

Ich schüttele den Kopf. Es ist an der Zeit, etwas klarzustellen. »Ich bin dir nur böse, wenn du jetzt andauernd fragst, ob das, was du tust, in Ordnung für mich ist. Du willst doch zur Ruhe kommen, oder? Dann fühl dich hier bitte wie zu Hause! Einverstanden?«

Sie antwortet nicht. Stattdessen schenkt sie mir nur einen dankbaren und zugleich erschöpften Blick, streichelt meinen Oberarm und geht aus der Küche.

Maggie verabschiedet sich wenig später.

»Nehme Esse mit!«, befiehlt Alberta, doch Maggie winkt ab und erklärt mit einem Augenzwinkern, sie müsse noch Platz für ein ›nettes Häppchen Frischfleisch‹ lassen. Alberta kann mit dieser Metapher nichts anfangen. Sofort springt die rundliche Frau auf und beginnt freudig, die dünnen Scheiben Rindfleisch in eine der nun leeren Aluschalen zu verpacken.

»Certo, isse ganze frische, die Fleische. Könnene Sie auck essene später, Signorina.«

Für zwei Sekunden bleibt es still, dann brechen Maggie und ich in schallendes Gelächter aus. »Oh Alberta!«, ruft Mag und schlingt ihre Arme um die verdutzte Frau.

Ich begleite Maggie noch zur Tür, bedanke mich bei ihr und drücke sie fest an mich. »Du hast etwas gut bei mir«, flüstere ich ihr zu.

»Bei dir?«, flüstert sie zurück.

»Ja, weil du sofort da warst. Wie immer.«

Sie sieht mich flehend an. »Versprich mir nur, dass du nichts Unüberlegtes tust.«

Ich komme nicht mehr dazu, sie zu fragen, was sie meint. Schon ist sie aus der Tür geschlüpft.

Vorsichtig klopfe ich an die Tür des Gästezimmers, um Sarah zu fragen, ob sie noch etwas braucht, erhalte jedoch keine Antwort. Vielleicht ist sie schon eingeschlafen.

Alberta steht im Wohnzimmer und sieht ein wenig verloren aus. Ich wechsele ein paar unbeholfene Sätze mit ihr und beobachte, wie sie sich dabei mindestens dreimal das Gähnen verkneift. Auch Josie rollt sich schon auf der Couch zusammen und bringt sich in eindeutige Schlafpose. Zu ihren Füßen schnarcht Jack bereits.

»Was hältst du davon, wenn ich Josie ins Bett bringe? Dann kannst du dich schon mal fertig machen, wenn du magst«, schlage ich Alberta vor, die das Angebot dankbar annimmt. Dieser Tag, mit seinen einschneidenden Ereignissen, hat uns alle geschafft.

Ich hebe Josie auf meinen Arm und trage sie in ihr Zimmer. Sie protestiert nicht einmal, so müde ist sie. Es verstreichen stille Minuten, bis sie mir mit einer kleinen Frage zeigt, dass es nicht nur ihre Müdigkeit war, die sie so lange schweigen ließ.

»Warum ist Mommy denn so traurig?« Ihren ständigen Begleiter, den dunkelbraunen Teddy, fest an sich gedrückt, lässt die Kleine offenbar den Tag Revue passieren. Sarahs ungewohnt trübe Augen scheinen ihr dabei nicht aus dem Kopf zu gehen.

Ich habe sie auf eines der Betten in dem größeren Gästezimmer abgesetzt. Dieser Raum ist kindgerecht gestaltet, da mein Neffe manchmal für mehrere Tage zu Besuch kommt und ich möchte, dass er sich bei mir wohl fühlt. Das ist sehr ungewöhnlich, ich weiß. Aber dadurch, dass ich nicht selbst Vater bin, habe ich ein ganz besonderes Verhältnis zu Caros Sprösslingen.

Deshalb gibt es hier große Spielzeugkisten, Bauklötze, Kuscheltiere und einige Kinderbücher. Eine Leine zieht sich diagonal von der einen Ecke zur anderen, an bunten Holzklammern hängen die zweifelhaften Kunstwerke meines Neffen und seiner kleinen Freundin daran. Die Tapeten sind im unteren Drittel in einem warmen Orangeton und darüber in Hellblau gestrichen. Es gibt einen Tisch mit zwei kleinen Stühlen, und in einer Ecke ziert ein großes Gemälde die Wand. Hier ist Maggie tätig geworden. Dank ihrer geschickten Pinselführung haben sich dort Löwe, Zebra und Krokodil an einem Wasserloch unter Palmen eingefunden.

Sarah wirkte recht überrascht, als ich ihr und der Kleinen das Zimmer zeigte. Ohne Zweifel oder weitere Fragen steuerte Josie auf ihr Bett zu und plazierte ihren Teddybären auf dem Kissen. »Hier schläfst du!«, verkündete sie mit dieser Bestimmtheit, die mich immer wieder zum Schmunzeln bringt. Dann ließ sie sich auf einem der Stühle nieder und begann zu malen.

Sarah atmete neben mir tief und erleichtert durch. »Danke für alles!«, flüsterte sie, wandte sich dann wieder ihrer Tochter zu und beobachtete sie noch eine Weile, bis ihr das andere Bett auffiel. »Ist deine Nichte nicht noch ein Baby? Kann sie denn schon in einem so großen Bett schlafen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Eva ist erst fünf Monate alt. Sie war noch nie hier, aber wenn Caro das nächste Mal kommt, schläft die Kleine vermutlich bei ihr im großen Bett.«

»Und das hier ist schon für später?«, mutmaßte Sarah.

Ich kratzte mich am Nacken. »Nein. Ehrlich gesagt … Also, mein Neffe ist … ein kleiner Romantiker, befürchte ich.«

Sarah legte den Kopf schief. »Hm?«

»Er hat eine Freundin«, stellte ich klar.

»Wie alt ist er denn?«, hakte sie mit weit aufgerissenen Augen nach.

»Sechs«, erwiderte ich und beobachtete amüsiert, wie Sarahs Gesichtsausdruck endgültig entgleiste. »Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist, aber er und die Kleine sind schon immer unzertrennlich. Sie lagen schon gemeinsam auf der Krabbeldecke. Meine Schwester und ihr Mann haben es nur einmal gewagt, die beiden für die Dauer ihrer Reise zu trennen.«

»Und?«, fragte Sarah neugierig. Ich zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, das kam bisher nur einmal vor, aus gutem Grund. Wir hatten hier vier Tage lang mit einem totunglücklichen Kind zu kämpfen, bis die drei vorzeitig abreisten.«

»Oh Gott, wie süß!«

»Wenn du es sagst. Ich finde es ein wenig übertrieben. Alberta kann ihm seine Hartnäckigkeit allerdings danken, denn das ist tatsächlich der Grund für dieses zweite große Bett.«

Sarah schmunzelte und zog im Rausgehen die Tür hinter sich zu.

»Die Romantik scheint in der Familie zu liegen«, sagte sie und ließ ihre Fingerspitzen dabei für einen kurzen Moment über meinen Oberkörper gleiten.

Sie schafft es immer wieder: Mit nur einer kleinen Geste oder wenigen Worten – von denen ich nie mit Bestimmtheit sagen kann, wie bewusst sie gewählt sind – bringt sie mich jedes Mal völlig aus der Fassung.