Das Neue Land: Seelensauger - Klaus Hartung - E-Book

Das Neue Land: Seelensauger E-Book

Klaus Hartung

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Durch einen neuartigen Virus werden nicht nur mehr als neunzig Prozent der Weltbevölkerung ausgelöscht; er sorgt gleichzeitig für eine Rückkehr der Magie in die Welt. Plötzlich erwachen Drachen, Werwölfe, Vampire, Trolle, Zwerge und andere zum Leben. Eine neue Gesellschaft ist im entstehen. Wenn da nicht die Seelensauger oder Todesboten wären, die sich von den Seelen lebender Wesen ernähren. Sie werden benutzt, um sich das neue Land zu unterwerfen, sofern sich nicht jemand findet, der dem Einhalt gebietet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Klaus Hartung

Das Neue Land: Seelensauger

Eine dystopische Fantasy

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Das Land:

Die Neue Land und ihre Führer:

Handelnde Personen

Kapitel Eins – Jetzt - In Skiffa

Kapitel Zwei – Damals – An der Grenze zu Trollok Zian

Kapitel Drei – Währenddessen - In Trollok Zian

Kapitel Vier – Jetzt - In Skiffa

Kapitel Fünf – Früher - In Yeha

Kapitel Sechs – Jetzt in Skiffa

Kapitel Sieben – Währenddessen - In Skampa

Kapitel Acht – Jetzt - In Skiffa

Kapitel Neun – Früher - An der Grenze zum Reich des Sárkány Peyn

Kapitel Zehn – Jetzt in Skiffa

Kapitel Elf – Früher - Im Reich des Sárkány Peyn

Kapitel Zwölf – Früher - Vérfarkas Dey, Skampa

Kapitel Dreizehn – Jetzt - Vor Rotland

Kapitel Vierzehn – Früher – Troich Górm

Kapitel Fünfzehn – Jetzt - Auf Rotland

Kapitel Sechzehn – Früher – Troich Górm

Kapitel Siebzehn – Jetzt - Auf Rotland

Kapitel Achtzehn – Früher - Troich Amhihúnn

Kapitel Neunzehn – Früher – In Vérfarkas Dey

Kapitel Zwanzig – Jetzt – In Rotland

Kapitel Einundzwanzig – Auf dem Weg zu Troich Górm

Kapitel Zweiundzwanzig – Jetzt – In Troich Górm

Kapitel Dreiundzwanzig – Jetzt – In Troich Amhihúnn

Kapitel Vierundzwanzig – Jetzt – In Igori

Kapitel Fünfundzwanzig – Jetzt – Im Schneckenturm

Kapitel Sechsundzwanzig - Früher am Abend - Im Turm des Mágus Tar

Kapitel Siebenundzwanzig – Jetzt - Der Turm des Mágus Tar

Kapitel Achtundzwanzig – Jetzt - In Igori

Kapitel Neunundzwanzig – Jetzt - In Igori

Kapitel Dreißig – Jetzt – Am Fluss

Kapitel Einunddreißig – Früher– Nida

Kapitel Zweiunddreißig – Jetzt – Am Fluss

Kapitel Dreiunddreißig – Jetzt – In Nida

Kapitel Vierunddreißig – Früher– In Nida

Kapitel Fünfunddreißig – Jetzt – In Skiffa

Kapitel Sechsunddreißig – Jetzt – In Igori

Kapitel Siebenunddreißig – Früher – Tisawar

Kapitel Achtunddreißig – Früher – Tisawar

Kapitel Neununddreißig – Jetzt – Igori

Kapitel Vierzig – Jetzt – Ryder

Kapitel Einundvierzig – Jetzt – Igori

Kapitel Zweiundvierzig – Jetzt – Tisawar

Kapitel Dreiundvierzig – Jetzt – Grenzgebiet Zian/Murrsha

Kapitel Vierundvierzig – Jetzt – Irgendwo zwischen Skampa und Tisawar

Kapitel Fünfundvierzig – Jetzt – Vor Flaviae

Kapitel Sechsundvierzig – Jetzt – Vor Aptera

Kapitel Siebenundvierzig – Jetzt – Vor Borbetu

Kapitel Achtundvierzig – Jetzt – Aptera

Kapitel Neunundvierzig – Jetzt – Yeha

Kapitel Fünfzig – Jetzt – Vor Borbetu

Kapitel Einundfünfzig – Jetzt – In Tisawar

Kapitel Zweiundfünfzig – Jetzt – Im Marsch auf Tisawar

Kapitel Dreiundfünfzig – Jetzt – Flaviae

Kapitel Vierundfünfzig – Früher – In Igori und Nida

Kapitel Fünfundfünfzig – Jetzt– Flaviae

Kapitel Sechsundfünfzig – Früher – Igori

Kapitel Siebenundfünfzig – Jetzt – In Flaviae

Kapitel Achtundfünfzig – Früher – Jenseits der Mauer

Kapitel Neunundfünfzig – Jetzt – In Flaviae

Kapitel Sechzig – Jetzt – Im Grenzgebiet

Kapitel Einundsechzig – Jetzt – In Igori

EPILOG

Vom gleichen Autor:

Diese Geschichte ist fiktiv. Der Ort und die Handlung sind ausgedacht. Die handelnden Personen sind erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen oder Orten oder Örtlichen Gegebenheiten sind ungewollt und rein zufällig.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen elektronischen oder mechanischen Mitteln, einschließlich Informationsspeicher- und -abrufsystemen, ohne schriftliche Genehmigung des Autors vervielfältigt werden, mit Ausnahme der Verwendung von kurzen Zitaten in Rezensionen.

Fantasie ist wichtiger als Wissen,

denn Wissen ist begrenzt.

Albert Einstein

Copyright © 2023 Klaus Hartung

Pommernstrasse 19, 25436 Tornesch

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 9783757994143

Prolog

Ich hatte mich auf das Fensterbrett gelehnt und schaute hinaus. Das tat ich gerne. Insbesondere nach einem nervigen Tag auf dem Gymnasium.

Nicht, dass die Aussicht besonders wäre. Mein Fenster ging direkt auf den Friedhof hinaus. War ein ziemlich großes Areal. Rundherum von einer Backsteinmauer eingefasst, über die ich, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle, gerade so noch drüber schauen kann.

Unser Haus, vielmehr das meiner Eltern, lag leicht schräg rechts versetzt vom Haupteingang. Die Zufahrt führt dann durch ein schmiedeeisernes Tor direkt auf die kleine Kapelle zu, in der dann die Gottesdienste veranstaltet wurden. Wo die Angehörigen und deren Freunde die Möglichkeit hatten, sich von der oder dem Verblichenen zu verabschieden.

Anfangs, nachdem wir hier gerade frisch eingezogen waren, hatte ich noch gedacht, diese Trauerfeiern werden nur an den Wochenenden veranstaltet. Aber weit gefehlt. Das ging die ganze Woche über. Mittwoch oder Donnerstag war sogar meistens mehr los, als am Wochenende.

Manchmal sah es sogar so aus, als ob sich die verschiedenen Trauergesellschaften fast schon die Klinke in die Hand gaben. Da reichte die Zeit manchmal gerade dafür, schnell die Kapelle durchzulüften und umzudekorieren, bevor schon die nächsten kamen.

Direkt hinter der Kapelle war dann das Krematorium. Gerade das boomte. Feuerbestattungen waren groß im Trend. Na ja, irgendwo verständlich, nachdem es da doch zur Erdbestattung deutliche Preisunterschiede gab. Hatte mir zu mindestens einer von den Mitarbeitern gesteckt, als ich dort mal ausgeholfen hatte. Damals brauchten sie noch jemanden, der beim Tragen mit zufasste. Einer der üblichen Sargträger hatte sich krankgemeldet und man hatte mich angesprochen, als ich gerade bei uns ins Haus wollte.

Ich fand es ja am Anfang etwas gruselig, da so mit dieser schweren Holzkiste durch die Gegend zu laufen. Zu mindestens bis wir ihn auf dem Wagen absetzen konnten. Den Wagen muss man sich wie einen massiven Tisch, nur mit Rädern vorstellen. Darauf wird der Sarg abgestellt und der lässt sich dann leicht, na ja, leichter, schieben als tragen. Hinzukam, dass einige der Träger dies auch nur machten, um sich die Rente aufzubessern. Hieß also, sie waren auch nicht mehr die Jüngsten.

Das Friedhofsgelände war sehr gepflegt angelegt. Ein halbes Dutzend Gärtner kümmerten sich darum, dass der Rasen kurz und gepflegt aussah, die Büsche und Bäume einen anständigen Schnitt erhielten und die Grabstellen einen ordentlichen Eindruck hinterließen.

Die Grabstellen waren im vorderen Teil des Friedhofs, also vom Eingangstor ausgesehen, angelegt. Die Urnen hatten im hinteren Teil, noch hinter dem Krematorium, ihren Platz. Und an der rechten Seite des Geländes wurde mittlerweile Platz für die Stehlen geschaffen. In diesen Stehlen würden dann später auch Urnen kommen. Manchmal sogar mehrere übereinander. Ich schüttelte den Kopf, als ich das damals hörte. Selbst im Tod liegt man noch im Hochhaus.

Im Moment schien da drüben nichts los zu sein. Lediglich ein Auto parkte dort. Die Fahrerin war gerade dabei, ein paar neue Blumen auf ein Grab zu pflanzen. Und hinten, neben der Kapelle, lief langsam ein großer, hagerer Mann auf den Weg in Richtung Ausgang. Er trug einen schwarzen Anzug und schwarze Schuhe. Passend dazu ein weißes Hemd mit einer dünnen, schwarzen Krawatte.

Anfangs hatte ich ihn für einen Bediensteten der Kapelle gehalten, dann fiel mir aber auf, dass dafür seine grauen Haare eigentlich zu wirr vom Kopf abstanden. Er lief auch etwas taumelig. Für einen Moment fühlte ich mich an den alten Romero-Film Die Nacht der lebenden Toten erinnert. Es fehlte dafür jetzt nur noch das Geschwisterpaar, das der Kerl dann auf dem Friedhof anfallen könnte.

Ich grinste. Ich grinste auch noch, als der Kerl abbog und auf die Frau zuhielt, die gerade an einem Grab zugange war.

Der Mann ging zielgerichtet auf die Frau zu, die gerade dabei war, an einem Grab ein paar Stiefmütterchen einzupflanzen.

Ich sah, dass sie völlig irritiert hochsah, als er neben sie trat. Sie sagte irgendetwas zu ihm, was ich aber, im Anbetracht der Entfernung, nicht hören könnte. Zu mindestens nicht deutlich.

Erschrocken zuckte ich zurück, als sich der Kerl dann völlig unvermutet auf die Frau warf. Sie versuchte ihn mit der kleinen Schaufel, die sie in der Hand hielt zu schlagen, aber er wischte ihren Arm einfach beiseite.

Einen Moment lang rangen die beiden miteinander, dann hatte der Mann es geschafft, sich auf sie zu legen und auf den Boden zu drücken.

Ich schüttelte den Kopf. Was sollte das denn werden? Vergewaltigung auf dem Friedhof? Ich sah mich um, aber weder auf dem Friedhof noch an der angrenzten Straße war irgendeine Menschenseele zu sehen.

Warum ich nicht um Hilfe rief? Ich weiß es nicht. Ich war wie gelähmt, von den Ereignissen, die sich da vor meinen Augen abspielten.

Der Mann hatte seine beiden Hände auf die Schulter der Frau gelegt und drückte sie nach unten. Er beugte sich mit dem Kopf immer weiter über sie. Nein, das wirkte nicht so, als er sie vergewaltigen wollte.

Vielmehr schob er seinen Kopf über ihren und öffnete weit seinen Mund, als ob er sie beißen wollte. Die Frau öffnete nun auch ihren Mund.

Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Der Körper der Frau schien zu erschlaffen. Und der Mann schob seinen Mund dichter über ihren.

Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Was war das? Ich glaubte, so etwas wie ein weißlich blauer Nebel aus ihrem Mund aufsteigen zu sehen, den der Mann einsaugte.

Gefühlt saugte er eine Ewigkeit. Aber es waren in der Realität nur ein oder zwei Minuten. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Der Körper der Frau schien durch das saugen abzunehmen.

Schließlich ließ er von der Frau ab und stand auf. Er klopfte einen Schmutzfleck von seinem Anzug. Nun wirkte er nicht mehr hager. Viel kräftiger kam er mir vor. Seine Haare standen auch nicht mehr wirr vom Kopf ab und waren nun wieder tiefschwarz.

Ich schüttelte den Kopf. Das träumte ich doch nur alles.

Gebannt starrte ich wieder hinüber.

Der Mann schob nun seine Krawatte zurecht und schloss sein Jackett. Die Frau am Boden rührte sich nicht mehr.

Er sah sich um. Als er seinen Kopf hob und in meine Richtung schaute, zuckte ich vom Fenster zurück. Ich spürte förmlich, dass er mich direkt ansah.

Dann grinste er und ging in Richtung Ausgang. An dem Tor blieb er kurz stehen und sah wieder zu mir hoch. Er schien einen Moment lang zu überlegen, während ich mich noch hinter einem Vorhang versteckte.

Schließlich sah er mir wieder direkt in Augen. Zu mindestens kam es mir so vor, obwohl ich hinter dem Vorhang stand und nur zwischen einer Falte hinausschaute. Er schüttelte den Kopf, wandte sich ab und ging in Richtung Stadtzentrum davon.

Als er endlich nicht mehr zu sehen war, kam ich hinter dem Vorhang wieder hervor. Ich sah zum Friedhof hinüber und stutzte.

Die Frau rappelte sich gerade vom Boden hoch. Dann klopfte sie, soweit es ging, sich die Erdflecken von ihrer Kleidung. Dabei bemerkte sie, dass sie die kleine Schaufel noch in der Hand hielt und ließ sie achtlos zu Boden fallen.

Sie warf einen Blick auf das Grab hinter sich; zuckte mit den Schultern, als ob sie damit nichts mehr anfangen könnte. Schließlich setzte sich in Bewegung und ging ebenfalls leicht taumelnd in Richtung Ausgang.

So fing es an.

Der Rest ist Geschichte…:

Mitte des 21.Jahrhunderts wurde in einem Labor ein neuartiges Virus entwickelt. Dieses Virus versprach eine Sterberate von 95%.

Keiner weiß mehr, warum so etwas überhaupt entwickelt wurde.

Noch während der Entwicklung des Gegenmittels, wurde das Virus gestohlen.

Der Konzern, der hinter dem Labor steckte, setzte horrende Belohnungen aus, um das Virus zurück zu bekommen.

Natürlich fand sich jemand, der den Dieb dem Konzern meldete.

Die konzerneigenen Sicherheitskräfte umstellten das Gelände, auf dem sich der Dieb mit ein paar Artgenossen verschanzt hatte.

Die Aufforderung, sich kampflos zu ergeben, wurde, wie nicht anders erwartet, ignoriert.

Während der darauffolgenden Kampfhandlungen kamen sowohl der Dieb, als auch seine Anhänger ums Leben.

Die Ampullen mit dem Virus hingegen wurden beschädigt. Das Virus wurde freigesetzt.

Jahre später wurde das Virus als Seelensauger bezeichnet. Das Mittel, das bei einem lebenden Wesen die Seele tötet und eine leere, aber lebende Hülle, zurücklässt, der dann künftig lebende Menschen jagt und sich von dessen Seelen ernährt.

Zu mindestens bei einigen Menschen wirkte das Virus so. Bei anderen kam es zu Mutationen. Zu sehr eigenwilligen Mutationen.

Die Geschichtsschreiber behaupten, das Virus hätte unter anderem die Magie in die Welt zurückgebracht.

So gab es Drachen, Werwölfe, Vampire, Trolle, Zauberer und die Basis für alles, die Seelensauger.

Seitdem sind weit über zweihundert Jahre vergangen.

Diese Geschichte spielt in einem Land, das früher einmal Deutschland hieß. Die ehemaligen Bundesländer wurden unter der Führung der Drachen neu aufgeteilt.

Die Welt hat sich aber nicht grundlegend geändert. Motorisierte Fahrzeuge gibt es kaum noch. Kutschen haben eine Renaissance erlebt. Flugzeuge mussten zurücktreten, um Ballons in mehreren Größen Platz zu machen. Schiffe, auch große Schiffe gab es noch. Viele von ihnen wurden allerdings auf Windkraft oder Sonnenenergie umgestellt.

Die Drachen mochten es nicht, dass über ihnen etwas flog, das größer war, als sie selber.

Die Grenzen zwischen den Ländern existieren mehr denn je. Einige zogen Mauern hoch, andere lediglich Metallzäune und einige wenige, belegten die Grenzen mit einem Zauber.

Und Drachen sind die Hüter allen Wissens… und die Mächtigsten von Ihnen sind Gestaltenwandler.

Das Land:

Handelnde Personen

Das Haus Peyn

Orlok Peyn – Sárkány Pein

Turgal – Sárkány Peyn jüngster Sohn

Ceneric – Sárkány Peyn ältester Sohn

Dalaria – Sárkány Peyns Tochter

Tarasio – Assistent des Sárkány Peyn

Das Haus Lot

Ishtvan Lot - Sárkány Lot

Mabritt Lot – älteste Tochter

Ronwyn Lot – einziger Sohn

Majgde Lot – jüngste Tochter

Das Haus Maxon

Posson Maxon – Sárkány Maxon

Ralygh Maxon – sein ältester Sohn

Johna Maxon – jüngster Sohn

Martua Maxon – älteste Tochter

Jenfyer Maxon – seine Frau

Das Haus Murrsha

Rudrik Murrsha – Anführer des Hauses Murrsha

Maya Murrsha – seine älteste Tochter

Silanay Murrsha – seine jüngere Tochter

Ruodlan Murrsha – jüngster und einziger Sohn

Ryder – Leibwächter der Familie

Vigor – der Neffe von Maya

Mateus – menschlicher Diener von Vigor

Das Haus Golkas

Ulbon Golkas – Anführer des Hauses Golkas

Doire Golkas – seine Frau

Seain Golkas – sein ältester Sohn

Oonagh Golkas – jüngster Sohn

Freiya Golkas – seine Zwillingsschester

Die Zuflucht

Amario Crispin – Anführer der Zuflucht

Kurt – ein Wächter der Zuflucht

Tranulf Trogg – Koch der Zuflucht

Troich Górm - Zwergenkönigreich

Franz Runolf - König von Górm

Samir Blauhand - ein Zwerg

Gofried Trank – ein Zwerg

Slavus - Diener des Königs

Troich Amhihúnn - Zwergenkönigreich

Markus Bierbauch - König von Amhihúnn

Theo Spreizfuß - ein Zwerg

Morag – ein Zwerg

Owein – ein Zwerg

Die Magier

Mágus Tar – Magier

Mágus Upols - Magier

Sonstige

Vérfarkas Dey – ein Clanführer der Werwölfe

Vérfarkas Eoin – neuer Clanführer der Werwölfe

Goohfy Mellen – Hauptmann der Wache in Igori

Frang - Söldner

Mathi - Söldner

Inga – Bedienung

Gregory Léschko - Schmuggler

Seelensauger aka Zero´s – davon abgeleitet, dass sie eine leere Hülle, also ohne Seele sind. Dörfler reagieren eher auf die Bezeichnung Todesbote!

Maya, Prinzessin Murrsha

Ryder, ihr Leibwächter

Kapitel Eins – Jetzt - In Skiffa

Ich stand auf der Dachterrasse und genoss das warme Sonnenlicht. Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, müsste es so gegen zwei Uhr nachmittags sein. Es ging ein milder Wind.

Noch etwa drei Stunden, bis Maya aufwachen würde.

Die Stadt sah von hier oben so ruhig und friedlich aus. Klar, die Straßen waren weitestgehend leer. Autos standen kurz und quer herum. Hier und da lag eine Leiche herum und gammelte vor sich hin, aber das war nun mal eben so.

Aber es liefen keine Menschen herum und eilten geschäftig hin und her. Niemand betrat einen der vielen Coffee-Shops um sich einen Espresso-to-go zu holen. Niemand kam heraus und hielt einen Schoko-Muffin in der Hand; biss mal kurz hinein. Niemand hetzte von einem Termin zum nächsten. Niemand stand mit der Gitarre in der Hand an einer Hausecke und sang für ein paar Münzen. Niemand bettelte.

Niemand lebte.

Und auch von den anderen war nichts zu sehen. Dachte ich in dem Moment zu mindestens.

Ich drehte einen der Liegestühle in Richtung der Sonne und setzte mich. So ein bisschen Vitamin D würde mir sicherlich guttun.

Es war gerade mal Mitte Januar, aber wir hatten schon annähernd zwanzig Grad. Ich genoss die Wärme.

In dieser Welt war es nicht mehr kalt. Frisch vielleicht mal. So für ein oder zwei Wochen. Aber das war es dann auch schon.

Ich hatte mal irgendwo gelesen – ja, ich kann lesen, auch wenn das heutzutage nicht mehr gefördert wird – dass es vor ein paar hundert Jahren eine Zeit gegeben hätte, die Winter genannt wurde.

Winter, so hieß es, war die Jahreszeit, in der die Temperaturen normalerweise unter den Gefrierpunkt fielen. Es war die Jahreszeit, in der auch Wasser gefror. Zu Eis.

Ich schüttelte den Kopf. Diese Autoren denken sich immer neue Geschichten aus, wie es früher mal auf der Welt ausgesehen haben soll. Paah! dachte ich. Riesige Saurier soll es auch gegeben haben! Ich schnaufte. Als ob wir Menschen dann noch leben würden?

Hinter mir fiel etwas um. Etwas Kleines zwar nur, aber etwas fiel. Aber nichts fiel um, wenn Maya schlief. Maya war alleine. Sollte sie zu mindestens.

Ich seufzte leise, drehte mich um und ging auf die Terrassentür zu.

Vorsichtig schob ich sie auf und schlich mich in den Raum dahinter. Ich ließ die Tür auf, während ich weiter in den Raum hineinging.

Die Tür zum Schlafzimmer stand auf. Nicht gut, dachte ich mir. Irgendetwas geht hier gerade schief. Ich schlich weiter und verhielt, als ich aus dem Raum ein grummelndes Wimmern hörte.

Ich schaute langsam und die Ecke.

Maya lag noch so da, wie ich sie vor ein paar Stunden verlassen hatte. Eine Schlafbrille über den Augen und bis unter das Kinn zugedeckt. Nun gut, die Decke war ein wenig verrutscht, aber das war wohl dem Zero zu verdanken, der vor ihrem Bett kniete.

Ich kniff die Augen zusammen. Wie war der Seelensauger, oder auch Zero, wie sie heutzutage teilweise genannt werden, hier hereingekommen? Normalerweise stiegen sie keine Treppen hoch.

Der Zero verstand sichtlich nicht, was da vor ihm lag, das sah ich ihm ganz deutlich an. Er spürte keine Seele, vermutete ich. Obwohl ich mir sicher war, dass sie eine hatte – nur eben gut versteckt.

Er stupste Maya mit einem Finger an, aber sie reagierte nicht. Er stupste vorsichtig gegen ihren Kopf, der einfach nur zur Seite fiel. Er hob die Decke an und tastete nach ihrem Oberkörper.

Ich verzog das Gesicht. Anfassen war nicht im Preis mit inbegriffen, dachte ich mir. Aber er spürte nichts. Keine Wärme, kein pulsierendes Herz, kein fließendes Blut.

Aber so langsam reichte es mir. Ich war mit wenigen Schritten heran und stieß ihn mit einem Fuß gegen die Wand.

Er sah mich aus großen, leeren Augen an und versuchte, dem Druck meines Beines auszuweichen, aber ich hielt ihn fixiert. Er griff nach meiner Wade und tat so, als ob er hineinbeißen wollte. Ich erhöhte den Druck und hörte den ersten Knochen brechen. Er zog seinen Kopf zurück und blickte mich an.

Ich zog meine Waffe und ließ ihn in den Lauf des .45´ Colt blicken. Ich zögerte einen Moment, dann steckte ich ihn wieder zurück in den rechten Holster. Ja, ich trug zwei davon. Zwölf Kugeln zur Verfügung zu haben, war mir lieber, als nur mit sechs auszukommen.

Aber wenn ich ihm auf diese kurze Distanz in den Kopf schoss, würde ich Tage brauchen, um seine Kleinteile von der Wand und aus den Teppichen zu reinigen. Von dem Schweinkram, den das herausspritzende Blut erst auf dem Bett anrichten würde, gar nicht mal zu reden.

Maya wäre sicherlich nicht begeistert in Blut und Eingeweiden aufzuwachen.

Ich drückte ein letztes Mal mit dem Fuß zu, dann löste ich ihn von seiner Brust, drehte mich um und ging zurück auf die Dachterrasse.

Ich ging die wenigen Schritte bis zur niedrigeren Brüstung und sah hinunter. Etwa sechzig Meter schätzte ich. Das sollte reichen.

Ich hörte ihn schon kommen und drehte mich um. Er stand noch an der Terrassentür und sah mich an. Was immer in seinem toten Gehirn auch vorgehen mochte, er verstand nicht, was ich hier tat.

Wimmernd und heulend kam er hinaus und lief mit stolpernden Schritten auf mich zu. Jetzt reckte er die Arme vor, als ob er mich damit umfangen wollte.

Ich sah die Gier in seinen Augen. Gier nach meiner Seele. Fünf Schritte noch. Vier Schritte noch. Drei … ich trat schnell zwei Schritte beiseite, während er sich auf mich werfen wollte. Ich war heute nicht in Stimmung, jemandem mit meiner Seele als Mahlzeit zu dienen.

Mit gerade vorgestreckten Armen lief er an mir vorbei. Als seine Füße an der niedrigen Brüstung hängen blieben und er von seinem Schwung nach vorne getragen wurde, drehte er den Kopf zur Seite und sah mich an.

Während er schon fiel, nahm sein Gesicht diesen Heute-ist-nicht-mein-Tag-Ausdruck an.

Ich blieb an der Brüstung stehen und sah ihm nach, bis er unten auf dem Straßenpflaster einen matschigen Fleck hinterließ, dann drehte ich mich um, um nach Maya zu schauen.

Nach einer kurzen Untersuchung sah ich schon, dass mit Maya alles in Ordnung war. Ich deckte sie wieder zu und kontrollierte den richtigen Sitz ihrer Schlafbrille. Nichts war unangenehmer, als wenn sie vorzeitigt durch hereinfallendes Sonnenlicht geweckt werden würde. Sie war dann immer so ungnädig.

Danach sah ich mich in der Wohnung um, nur um festzustellen, dass der Zero ganz schnöde durch die Wohnungstür gekommen war. Scheinbar war das blöde Türschloss nicht richtig eigerastet gewesen. Ich atmete heftig aus. Glück gehabt. Wäre ziemlich blöd geworden, wenn hier mehr als ein Zero hereingekommen wäre.

Ich trat in den Flur hinaus und sah mich um und lauschte gespannt. Nichts zu hören. Scheinbar war es nur der eine Zero gewesen, der den Weg hier heraufgefunden hatte. Der Fahrstuhl war in unserer Etage. Irgendwie musste er in den Fahrstuhl geraten sein. Bei dem Versuch, die sich schließende Tür wieder auf zu bekommen, hatte er bestimmt um sich geschlagen und dabei den Liftknopf für das oberste Geschoss erwischt. Ein blöder Zufall also. Aber ein Zufall, der mich das Leben hätte kosten können.

Ich öffnete die Fahrstuhltür und blockierte sie. Dieser Weg war damit verschlossen.

Dann ging ich zum Treppenhaus und sah über das Treppengeländer hinunter. Auch dort war alles ruhig. Keiner schleppte sich keuchend und jammernd die Treppen hinauf.

Dann verschloss ich die Tür und klemmte zwei von den rumliegenden Holzbalken zwischen Tür und der gegenüberliegenden Wand.

Leise ging ich an dem Schlafzimmer vorbei. Maya schlief ungerührt weiter. Dann durch das Wohnzimmer und wieder hinaus auf die Dachterrasse.

Ich sah mich kurz um. Meine Weste hing noch über dem Stuhl, wo ich sie hingehängt hatte. Gut so.

Die Weste war wichtig. In der doppelten Rückenhalterung steckten zwei Schmetterlingsschwerter, die im Nahkampf nicht zu verachten waren. Mit deren 45 Zentimeter langen Klingen, konnte man sich schon den Gegner vom Leib halten. An der Vorderseite der Westehatte ich zwei Tigerkrallen und ein halbes Dutzend Shuriken, also Wurfsterne, hängen.

Es war meine Aufgabe, Maya zu beschützen. Nicht, dass sie meinen Schutz wirklich nötig gehabt hätte. Außer, vielleicht, in solchen Momenten wie gerade eben. Und ich war gerne darauf vorbereitet. Ich hatte sie zu beschützen, damit sie sich voll und ganz auf die Erledigung ihres Auftrages konzentrieren konnte.

Ja, ich war ihr Leibwächter, ihr Beschützer, ihr Schutzengel. Mein Name ist Ryder. Ich bin 26 Jahre alt und habe schwarzes, halblanges Haar, das im Sonnenlicht einen leichten Blauschimmer zeigt. Einhundertneunzig Zentimeter groß und wog ungefähr einhundertzwanzig Kilo. Und falls sie glauben, dass das ganz schön schwer für meine Größe ist? Ich habe einen Bizeps von knappen fünfzig Zentimetern. Und der Rest meines Körpers passt dazu, obwohl ich dabei schlank und sportlich aussehe.

Es gibt Menschen, die sagen würden, ich wäre ziemlich muskulös. Und schnell. Und vielseitig an verschiedenen Waffen trainiert. Und sie hätten mit allem Recht.

Ich machte es mit auf der Liege bequem. Dann stellte ich den Vibrationsalarm an meiner Uhr auf neunzig Minuten und schloss die Augen. Noch während ich einschlief, dachte ich daran zurück, wie wir hierhergekommen waren.

Kapitel Zwei – Damals – An der Grenze zu Trollok Zian

Dichter Nebel lag über den Wiesen, Hügeln und Wäldern. Feuchtwarme Luft und das die Sonne langsam über den Horizont kroch, sorgte dafür, dass ihr die Kleider am Körper klebten.

Maya sah nach oben. Noch war es fast dunkel, aber sie fühlte schon, dass bald die Sonne über dem Horizont stehen würde. Dann würde sich der Nebel nach und nach auflösen und ihr das Land um sie herumzeigen.

Dichtes, grünes Gras, sanfte Hügel und dichte Wälder, die dunkelgrün schimmerten. Sie seufzte. So im Licht des Tages musste die Welt ungleich schöner, farbenfroher aussehen.

Zu mindestens glaubte sie es, oder, vielmehr, so stellte sie es sich vor.

Maya war ein Vámpir. Sie war die Tochter des Vámpirfürsten Murrsha. Und, üblicherweise, schlief sie tagsüber an irgendeinen abgedunkelten Ort.

Sie liebte das Sonnenlicht. Hatte es natürlich schon einige Male ausprobiert, sich dem Sonnenlicht auszusetzen. Aber ihre Haut mochte das Sonnenlicht nicht besonders, weswegen sie sich dann auch mehr überzog. Ihre Haut wurde dann irgendwann rot und fing an zu jucken. Ihre Sehkraft war auch schlechter und insgesamt fühlte sie sich schwächer.

Aber trotzdem. Irgendwann würde jemand von der magischen Bruderschaft ein Mittel erfinden, das es Vámpiren ermöglichen würde, auch tagsüber sich des Lebens zu erfreuen.

Es war nun nicht so, dass sie gleich würde fliehen müssen, nur weil da das Sonnenlicht auftauchen würde, aber in absehbarer Zeit würde sie sich nach einer Unterkunft umsehen.

Dort würde sie sich dann verkriechen und ein paar Stunden schlafen. Insbesondere würde sie darauf achten die Zeit um die Mittagsstunde zu verschlafen. Währenddessen war die Sonnen am Stärksten und sie, im Gegenzug, am Schwächsten.

Damit sie auch während dessen sicher war, hatte sie Ryder. Sie sah zu ihm hinüber der sich nur wenige Schritte neben ihr befand und seufzte leise.

Ryder war ein Bild von einem Mann. Fast zwei Meter groß mit pechschwarzen Haaren, die manchmal, das behauptete er jedenfalls, wenn die Sonne darauf schien einen bläulichen Schimmer hatten. Das konnte sie, aus verständlichen Gründen, nicht beurteilen.

Ryder hatte einen tollen Körper. Sehr durchtrainiert und muskulös, auch wenn sie seine dicken Oberarme schon fast etwas zu viel fand.

Aber sie wusste ganz genau, dass er sie mit seinem Leben bewachen würde. Und ihr tat nur jeder leid, der versuchte an ihm vorbeizukommen.

Er zeigte mit einem Arm nach vorne. Seine Lippen formten die Worte „Da kommen sie!“. Wie passend, dachte sie, dass sich der Nebel schon auflöst.

Maya duckte sich tiefer in das Gras. Sie spürte die Erschütterungen laufender Wesen durch den Boden. Sechzig Meter, schätzte sie, dürften sie noch entfernt sein. Noch fünfzig. Vierzig.

Sie sprang auf. „Holt sie euch!“ rief sie und wies nach vorne. „Feuer!“ Sofort duckte sie sich wieder. Zwei, drei Dutzend Pfeile flogen über sie hinweg. Die ersten Schreie der Getroffen erklangen.

Maya sah auf. Etwa achtzig Trolle waren noch übrig. Nichts, was nicht zu schaffen war.

Sie sprang wieder hoch, riss ihr Schwert und ein kurzes Messer heraus und stürmte nach vorne. Ryder war natürlich schneller gewesen und traf schon auf die Gegner. Er lachte, als er dem ersten ein Schwert in die Brust rammte.

„Endlich mal ein Gegner in meiner Größe!“ rief er. Maya nickte. Dem war wohl so.

Trolle, und nichts anderes stürmte ihnen da entgegen, waren zwischen zwei und zweieinhalb Meter groß, zwar hässlich wie die Nacht finster, mit ihren langen Hauern, den dünnen Haaren und den breiten Wangenknochen, aber kräftig und unnachgiebig im Kampf.

*

Ich weiß noch, das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich den Trollen entgegenstürmte. Sie trugen am Oberkörper irgendwelche Kleidungsfetzen und untenrum etwas, das wohl ein Lendenschurz sein sollte.

War ja ekelig, deren Gehänge da rumschlenkern zu sehen. Die Muskulatur war ganz gut ausgebildet, auch wenn die knochigen Ellenbogen und Schultern, das deutlich abschwächten.

Der Troll, der mir entgegenkam verzog sein grobschlächtiges Gesicht und schwang seine Axt. „Stirb, du Vámpirliebling!“ brüllte er.

„Du zuerst!“ lachte ich und stieß ihm mein Schwert in die Brust. Ich riss die Klinge seitlich aus seinem Brustkorb, sprang über den Fallenden hinweg und stürmte weiter. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte mir, dass Maya aufholte.

Sie enthauptete im Vorbeilaufen zwei Trolle, ließ sich dann fallen, rollte ab und stieß gleichzeitig die Klinge einem dritten von unten in den Schädel.

Ich nickte. Okay, sie kam alleine klar. Ich steckte mein Schwert weg und zog dafür meine Colts. Zwölfmal sangen sie das hohe Lied vom schnellen Tod.

Ich blieb stehen und sah mich um. Vereinzelt sah ich noch Trolle rennen. Aber sie liefen vom Kampf weg. Auch meine Mitstreiter blieben stehen und waren verwirrt, dass die Trolle so schnell aufgaben. Dabei hatten wir gerade mal etwas mehr als die Hälfte von ihnen abgeschlachtet. Ich war ja kaum warm geworden.

„Hey? Was ist los? Sind wir schon fertig? Kommt zurück!“

*

Maya sah sich suchend um. Die Trolle hatten scheinbar wirklich aufgegeben und den Rückzug angetreten. Sie winkte ihren Leuten zu, die irritiert herumstanden und sich wunderten, dass plötzlich nun alles vorbei war.

Sie deutete in Richtung des Waldes hinter ihnen. „Ziehen wir uns dahin zurück!“ Sie wies zum Horizont. „Etwas schneller, vielleicht!“

Sie nahm einen leichten Trab an und lief auf den Wald zu. Ryder lief ihr hinterher und lud währenddessen seine Colts wieder auf. War schon kurios, dass er so an diesen alten Waffen hing, dabei hätte er jede moderne Waffe haben können.

Sie lief gute fünfzig Meter in den Wald hinein, blieb dann stehen und wandte sich um. Ihre Leute folgten ihr in den Wald hinein. Soweit sie es überschauen konnte, hatte sie niemanden verloren. Es hatte nichts gegeben, außer den üblichen Kratzern und Schnitten. Die waren kein Problem. Vámpirfleisch heilt gut und schnell.

Vigor blieb neben ihr stehen. „Mateus fehlt noch. Hast du ihn gesehen?“ Maya verneinte und sah sofort wieder hinaus auf das Schlachtfeld.

War Mateus gefallen? Nein, das konnte nicht sein! Sie hätte es gespürt, wenn ein Anverwandter oder ein Mitglied ihrer Truppe gestorben wäre.

Ryder trat auf die andere Seite neben sie. Er musterte sie von oben bis unten. „Alles gut bei dir?“

Sie nickte. „Bei mir ja, aber Mateus fehlt!“ Ryder blickte auf. Auch er musterte das Schlachtfeld.

„Ich geh mal nachschauen!“ sagte er und rannte schon los.

*

Innerlich schüttelte ich den Kopf. Mateus war nichts passiert. Mateus war zwar ein Mensch, aber er stand mir in nichts nach. Na ja, dachte ich so bei mir, wenn ich mal ehrlich bin, lässt er in letzter Zeit doch etwas nach. Kommt wohl in die Jahre.

In einem gemächlichen Schritttempo lief ich über das Schlachtfeld. Schaute nach links und rechts, konnte aber Mateus nirgends entdecken. Nur tote Trolle. Mal mit Kopf, mal ohne. Ein, zwei hatten ihren Kopf noch, aber die Beine oberhalb der Knie verloren. Sie waren schlicht verblutet.

Ich blieb stehen. Kein Mateus. Nur Gras und Hügel, wohin man blickte. Das nächste Wäldchen vor mir, war mindestens hundert Meter entfernt. War er soweit gelaufen? Im Gefecht?

Ich sprintete los. Das Wäldchen hatte ich schnell erreicht. Die Bäume standen hier sehr eng. Keine Fleckchen, durch das man schnell durchlaufen konnte.

„Mateus?“ rief ich. Ich machte mir keine Sorgen wegen der Lautstärke. Wenn hier noch Trolle lauerten, würden sie dafür sehr schnell die Konsequenzen tragen müssen.

„Hier drüben!“ hörte ich ihn antworten. Ich ging in die besagte Richtung.

Mateus blutete aus einer Stichwunde an der Schulter. Er hockte am Boden. Nein, vielmehr hockte er auf einem Menschen, der am Boden lag.

Mateus stand auf als ich mich ihm näherte. Als seine Sitzgelegenheit ebenfalls aufstehen wollte, drückte er ihn mit einem Fuß nach unten. „Liegenbleiben!“ schnauzte er.

Ich wies auf den Menschen. „Was ist denn das? Bringst du dir jetzt Andenken mit?“ Mateus stieß den am Boden liegenden wieder mit dem Fuß an. „Das ist ein Mensch!“

„Was macht ein Mensch auf der Seite der Trolle? Normalerweise fressen sie sowas!“

„Soweit ich es verstanden habe, ist er ein Abgesandter. Ein Bote!“ „Ein Bote?“

Mateus nickte. „Ja, das ist jemand, der eine Nachricht überbringt!“ grinste er. Ich zog einen Colt und drückte ihn den Lauf gegen die Stirn.

„Es tut mir leid, aber ich muss wohl Maya von deinem Ableben berichten!“ Ich spannte den Hahn und fing an den Finger zu krümmen.

Hektisch zog er den Kopf weg. „Moment! So war das nicht gemeint! Er hat einen Brief für den Trollkönig Zian bei sich. Von Mágus Tar!“

Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Was hat ein Mágus mit den Trollen zu tun?“

Mateus bückte sich, packte den Menschen am Kragen und zog ihn hoch. „Fragen wir ihn doch!“

Ich holte aus und schlug dem Menschen eine Faust gegen das Kinn. Sofort sackte er zusammen.

„So ist er einfacher zu transportieren!“

*

Maya befand sich in ihrem Zelt und hatte es sich auf einigen Kissen gemütlich gemacht. Der Boden war mit Teppichen abgedeckt.

Natürlich war es ein schwarzes Zelt. Sie wusste, was sie ihrem Ruf schuldig war. Der Stoff war nahezu lichtundurchlässig und sorgte für eine diffuse Beleuchtung. In der Mitte des Raumes brannte ein kleines Feuer über dem sich Wildbret drehte und für zusätzliche Helligkeit sorgte. Auch wenn das zusätzliche Licht eher ihren menschlichen Besuchern gewidmet war.

Natürlich, sie war ein Vámpir und konnte selbst in tiefster Nacht genauso gut sehen, wie andere im hellen Sonnenschein. Und wie alle Vámpire ernährte sie sich auch von Blut. Bevorzugt von Menschenblut. Was aber nicht hieß, dass sie ein gutes Stück Fleisch einfach ignorierte. Und nach dem kleinen Scharmützel hatte sie Lust ihre Zähne in ein Stück Fleisch zu schlagen. Gebratenes Fleisch in diesem Fall.

Ein Teil des Zelteinganges wurde aufgeschlagen und Vigor steckte seinen Kopf herein. Er trug eine Kapuze, die sich etwas zurückschob, als er hineinblickte. „Darf ich?“

Vigor war der Sohn ihrer Schwester, die in das Fürstentum Golgás eingeheiratet hatte und damit dem Irrglauben, Vámpire würden sich nur durch Beißen und Aussaugen fortpflanzen, als Märchen entlarvte.

Natürlich kam es vor, dass sich ein Vámpir mal zu heftig an seiner oder seinem Auserwählten bediente und der dann verstarb… und als Vámpir wiedergeboren wurde. Aber das war eher die Ausnahme. Auch sie pflanzten sich fort, wie es die normalen Menschen taten.

Sie winkte ihn herein. Er huschte durch die beiden Zeltseiten, um so wenig Sonnenlicht wie möglich herein zu lassen. Dann ging er schnüffelnd an dem bratenden Fleisch vorbei und lies sich ihr gegenüber in die Kissen fallen.

„Das lief ja erstaunlich gut!“ konstatierte er und wies dabei wage nach draußen. Maya wiegte den Kopf. „Dieses Scharmützelchen? Das war doch niemals ein ernstgemeinter Versuch der Trolle unsere Grenze nachhaltig zu überschreiten. Was immer sie vorhatten, sie sind dabei gestört worden!“

„Aber wodurch? Oder durch wen?“

„Mateus hat einen menschlichen Boten festgesetzt, der einen Brief für den Trollkönig bei sich führte. Einen Brief von Mágus Tar!“

„Was hat Mágus Tar mit dem Trollkönig zu tun? Vielmehr, was will ein Zauberer von einem Troll?“

„Ryder und Mateus befragen ihn gerade. Dann bringen sie ihn hierher!“

„Hatte er den Brief noch bei sich?“ „Soweit ich weiß, ja!“ „Wie unvorsichtig!“ Maya lachte.

„Wahrscheinlich ging er davon aus, dass die Trolle uns den Garaus machen würden!“

Sie sah auf, als sie eine Bewegung am Zelteingang wahrnahm. Ryder steckte seinen Kopf zwischen die Zeltbahnen und sah sie fragend an. Sie winkte ihn herein.

Ryder schob das Zelt schnell auseinander und warf einen Menschenkörper hinein. Dann schlüpfte er schnell hinterher und dichtete den Eingang gründlich ab.

Er sah sich mit zusammengekniffenen Augen um. „Machst du es ein wenig heller? Ich habe nicht deine Augen!“

Maya griff hinter sich in eine Tasche und wühlte kurz darin herum. Sie warf zwei Leuchtsteine in die Luft, die eine Handbreit unter der Zeltdecke verhielten und begannen ein helles Licht abzusondern.

„Besser?“ fragte sie mit einem leicht ironischen Unterton. Ryder nickte kurz und wies dann auf das Häufchen Menschlein.

„Er war sehr entgegenkommend. Wir mussten ihm kaum wehtun!“ Der Mensch am Boden sah hoch zu Maya. „Vier Finger hat er mir gebrochen, bevor er mich gefragt hat. Vier Finger!“ nörgelte er in einem weinerlichen Ton.

„Schweig, Blutbeutel!“ zischte Vigor ihn an und bleckte dabei die Zähne. Das Menschlein starrte erschüttert auf die beiden spitzen Eckzähne in dessen Mundwinkel und erbleichte.

„Ihr seid Vámpire! Bei Sárkányes Schuppen! Wo bin ich hier reingeraten?“

Maya sah ihn einen Moment lang tief in die Augen, dann verdrehte er seine und sackte in sich zusammen.

„Genießen wir die Ruhe, so lange er weggetreten ist! Hast du den Brief?“

Ryder nickte, griff in eine Hosentasche und zog ein sehr klein zusammengefaltetes Stück Papier heraus.

Vigor schnaufte, als er das zerknüllte Papier sah. „Hast du dir damit auch noch die Nase abgeputzt, oder? Der Brief ist vielleicht wichtig! Oder ist das zu hoch für dich?“

Ryder sah ihn milde lächelnd an. „Hat dir dein Vater erlaubt, so mit mir zu sprechen?“ Vigor riss die Augen auf, holte tief Luft und stand auf.

„Ruhe!“ befahl ihm Maya und wies auf die Kissen. „Setz dich!“ Vigor sah sie wütend an. „Oder geh raus!“ ergänzte sie und wies auf den Eingang.

Ryder sah auf den zerknüllten Zettel, zuckte mit den Schultern und warf ihn in die Flammen unter das drehende Wildbret.

Vigor schnappte nach Luft. Ryder grinste, griff in seine Weste und zog eine Pergamentrolle aus dessen Innentasche.

Mit einer angedeuteten Verbeugung überreichte er ihn Maya.

„Männer!“ schüttelte Maya den Kopf. Sie nahm das Pergament und rollte sie auseinander. Sie überflog den Inhalt und reichte es dann Vigor.

„Würdest du es bitte vorlesen? Allein um der Wirkung willen!“

Vigor nahm das Pergament, sah kurz darauf und nickte Maya dann zu.

„Hochgeschätzter König Zian. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich Unwürdiger Ihre königliche Zeit vergeude…“

„Ich kotz doch gleich…!“ Maya winkte Vigor auffordernd zu. „Weiterlesen!“

„… nach langjährigen Studien ist es mir gelungen, ein Mittel zu entwickeln, mit dem ich mir die Seelensauger unterwerfen kann!“

Vigor holte tief Luft. „Damit ist der Besitzer des Serums in der Lage, im Zweifel über ein Heer von Hunderttausenden von willigen Soldaten zu befehligen! Ich schlage daher vor, dass wir uns in zwei Monaten, genauer gesagt am ersten Tag im Monat des Eichhörnchens, in meinem Schloss treffen und eingehend darüber beraten, wie wir diese Möglichkeit zu unserem Vorteil umsetzen! Die anderen Oberhäupter, ausgenommen die Sárkány, wurden von mir gleichzeitig eigeladen! Ich freue mich auf unser Treffen und einen regen Erfahrungsaustausch! Ihr sehr ergebener Mágus Tar!“

Maya schnippte mit einer Hand und fragte den wieder zu sich gekommenen Boten: „Hat diese Botschaft den König Zian überhaupt erreicht? Wohl kaum, wenn du das Pergament bei dir führst, oder?“

Der Bote versuchte sich notdürftig aufzurichten, ohne sich dabei auf seine kaputte Hand abzustützen. Er nickte. „Selbstverständlich! Wenn ihr das Pergament umdreht, werden ihr sehen, das König Zian den Empfang und den Inhalt bestätigt hat! Ich war bereits auf dem Rückweg, als mich dieser Barbar zu Boden riss und dann diesem Untier aushändigte!“

Vigor sah auf die Rückseite und bestätigte, dass dort das Zeichen von König Zian war.

„Hm, und wie lange ist das noch hin? Oder, vielmehr gefragt, wie lange warst du bei den Trollen?“

„In 58 Tagen beginnt der Monat des Eichhörnchens! Ich war nur zwei Tage bei den Trollen. So gastlich ist es da nun auch nicht!“

Maya winkte nachlässig mit einer Hand. „Schaff ihn weg!“ Ryder packte den Boten am Nacken und schleppte ihn aus dem Zelt.

Vigor sah Maya fragend an. „Wie gehen wir weiter vor? Die Sárkány informieren?“ Maya schüttelte den Kopf. „Zu allererst informiere ich erst einmal meinen Vater. Der wird dann über das Clan-Netzwerk deinen Vater und die anderen informieren.“

„Aber“, wandte Vigor ein, „wenn der Bote, oder vielmehr der Brief, die Wahrheit sagt, sind unsere Väter auch eingeladen!“

Maya schnaufte. „Glaubst du das wirklich? Das der Mágus Tar die Sárkány außen vor lässt, aber uns informiert? Ich bezweifele da. Aber wir werden es ja schnell herausbekommen!“ Sie stand auf. „Wir brechen unser Lager hier ab und zeihen an Aptera vorbei nach Yeha! Wir brechen in einer Stunde auf!“

Vigor sprang auf. „Jetzt? Bei Tageslicht?“ „Die Planen unserer Wagen und Kutschen lassen kein oder kaum Sonnenlicht durch. Und gefahren werden sie von den Menschen. Und auch die Menschen werden vorweg reiten und dafür sorgen, dass unsere Reise sicher ist!“

„Und der Bote?“ „Den teilen wir unter uns auf. Ist zwar für jeden nur ein Snack, aber wir wollen ja nichts verkommen lassen.“ Sie winkte ihm zu. „Kümmere dich darum!“

Kapitel Drei – Währenddessen - In Trollok Zian

„Warum, bei allen Sárkánies, sollte ich meine Leute zurückrufen? Wir hätten sie alle getötet!“

Trollkönig Zian lief vor Wut schäumend vor seinem Thron auf und ab. Ein Diener, der ihm zufällig im Weg stand, erhielt einen Faustschlag, der ihn viele Meter über den Boden schliddern ließ.

Zian blieb stehen und starrte auf die silberne Scheibe, die von zwei Dienern an den Seiten gehalten wurde. Er schob seinen Unterkiefer vor, so dass seine vier Hauer, die ohnehin über die Lippen oben und unten hinausragten, besonders zur Geltung kamen.

„Warum, frage ich Dich?“ Er stieß mit einer Faust in Richtung der silbernen Scheibe.

„Das gehört alles zu meinem Plan, Edler König!“ versicherte ihm die Gestalt, die man in der silbernen Scheibe sehen konnte.

Zian blieb stehen und reckte sich. Edler König hatte man ihn genannt! Er lächelte, auch wenn das an seinem verunstalteten Gesicht nicht weiter auffiel. Edler König!

Er nickte langsam und ließ sich auf seinen Thron fallen. „Wein!“ winkte er einem Diener heran.

Zian schüttete den vollen Becher ohne zu zögern seine Kehle hinunter und wischte sich danach über den Mund.

„Nun gut! Dein Plan, sagst Du? Und? Wie ist Dein Plan? Sprich, Mágus Upols!“ Er beugte sich vor und fixierte die silberne Scheibe, bei der es sich um ein magisches Gerät handelte, mit dem man mit anderen Wesen über größere Entfernung reden konnte! Und sich dabei in die Augen sehen konnte!

Ein Abgesandter des Mágus Tar hatte es ihm vor einigen Wochen gebracht und ihm in der Anwendung unterwiesen.

„Haltet still!“ fuhr er die beiden Diener an, als die Scheibe ins Schwanken kam und das Bild unscharf wurde.

Mágus Upols hob eine Hand. „Wenn deine Diener zu schwach sind, stell die Scheibe gegen eine Wand! Auch da können sie sie noch seitlich stützen, edler König! Oder“, Upols zuckte mit den Schultern. „such dir stärkere Diener!“ Er grinste den Trollkönig an.

„Stellt die Scheibe dort an die Wand!“ wies Zian seine beiden Diener an. „Los! Wer nochmal Schwäche zeigt, stirbt!“

Die beiden Diener zuckten zusammen und sahen sich ängstlich an. Dann packten sie mit vereinten Kräften die Scheibe, hoben sie an und trugen sie, ihr ächzen unterdrückend, an die nächste Wand, um sie dort abzustellen. Sie stellten sich selber seitlich daneben und stützten sie mit ihrem Körper.

„Nun“, Zian sah ihn neugierig an, „und wie ist nun dein Plan, Mágus?“

Upols winkte ab. „So weit sind wir noch nicht! In unseren eigentlichen Plan, wird dich Mágus Tar selber einweihen! Wenn Du soweit bist!“

Mágus Upols hatte sich auf seiner Seite der Scheibe aus seinem Sitz erhoben und lief nun vor ihr auf und ab. „Die Vámpire haben den Boten von Mágus Tar abgefangen und wissen insofern um die näheren Umstände!“

Trollkönig Zian holte tief Luft. „Das ist nicht gut! Das ist nicht gut!“ Aber Mágus Upols winkte wieder ab.

„Das ist völlig egal! Es spielt uns sogar gut in unsere Pläne!“ Upols setzte sich jetzt wieder hin. „Ich gehe davon aus, dass die Vámpirin schnellstens ihren Vater informieren wird! Und der, da bin ich mir ziemlich sicher, wird sie beauftragen, Sárkány Peyn darüber zu informieren und das weitere Vorgehen abzustimmen!“

Nun war es an Zian den Kopf zu schütteln. „Was aber, wenn der Vámpir Murrsha auch über so eine Scheibe verfügt? Dann informiert er darüber den Drachen viel schneller!“

Mágus Upols lachte laut auf. „Diese Scheiben werden von uns, den Mágus´, hergestellt! Kein Vámpir ist dazu in der Lage, einen Zauber zu weben, der dies vermag! Keiner! Nicht einmal ein Drache hat dafür die Macht!“ Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und lachte laut und hämisch.

Trollkönig Zian schloß sich dem Lachen an, auch wenn ihm nicht ganz klar war, was so erheiternd war. Dann stutzte er, hörte auf zu lachen und sah den Mágus fragend an.

„Dann sind wir sicher?“ Der Mágus klatschte ihn die Hände. „Ja, Edler König, wir sind sicher! So sicher, dass wir der Vámpirin Leute hinterherschicken, die sie aufhalten, oder sogar töten werden!“

Nun war es an Zian, prustend zu lachen. „Großartig, Mágus, und wie wollt ihr das tun?“ er griff sich einen neuen Becher Wein.

Mágus Upols wies nun auf den Trollkönig. „Nicht ich! Ihr, werdet dafür Sorgen! Nicht wahr, Edler König?“

Trollkönig Zian verschluckte sich vor Schreck und spuckte einen Schwall Wein aus. „Ich, Mágus?“

Kapitel Vier – Jetzt - In Skiffa

Ich wachte auf, als mich jemand an der Schulter rüttelte. Sofort warf ich mich auf der anderen Seite von dem Liegestuhl zu Boden, rollte mich ab, sprang auf und zog meine Colts.

Aber ich hatte kaum die Hähne zurückgezogen, da stand sie auch schon vor mir in der Dämmerung. Maya!

Knapp einen Meter fünfundsiebzig groß. Schlank. Durchtrainiert. Wohlproportioniert. Lange schwarze Haare, mit grünen Augen. Hohe Wangenknochen neben einer geraden Nase.

„Ich bin aufgewacht… ich war alleine… es roch nach Zero… ich habe mir Sorgen gemacht… mir ist langweilig…“

„Maya… der Zero kam nur zu Besuch… nahm den kurzen Ausgang über das Geländer…“ Ich bemerkte, dass ihre Augen anfingen zu funkeln.

„Wirke ich so, als ob mich das Interessiert?“ Ihre Stimme war so herrlich rauh. „Deine Hose ist immer noch nicht auf…?“

„Hier auf dem Dach?“ „Hose…?“

Falls ich es noch nicht erwähnt habe… ich bin nicht nur der Leibwächter Mayas. Ich helfen ihr auch beim Entspannen.

Sie ist zwar nicht so begeistert von meinen Oberarmen, aber das gleiche ich mit einem anderen, gut ausgebildeten Körperteil aus.

Und wir hatten festgestellt, dass der Sex um ein Vielfaches explosiver war, wenn sie mir dabei auch noch die Zähne in den Hals schlug. Auch wenn ich anfangs mir nicht so ganz sicher war, dass sie noch etwas Lebenssaft in mir drin lässt. Jeglichen Lebenssaft.

*

„Ich brauche jetzt dringend etwas zu essen!“ sagte ich, während ich versuchte stehend in meine Hose zu kommen. Ohne dabei umzufallen, meine ich.

„Wir sind doch bei Tarosio angemeldet. Er wird uns sicher bewirten!“

Ich schnaufte. „Na gut! So lange halte ich wohl noch durch!“

Wir waren in Skiffa, der Stadt in der normalerweise der Sárkány Peyn seinen Sitz hatte. Tarosio war sein persönlicher Assistent, der sich auch um Gesprächstermine und ähnliches kümmerte.

Maya stand auf. Komplett angezogen, natürlich. Sie hatte wieder eine ihrer Kräfte verwendet und für sich die Zeit etwas verlangsamt. Was sie im Übrigen auch gerne mal beim Sex machte. Mal für sich, mal für mich.

Ich grinste sie an. „Wir sehen uns unten?“ Sie nickte und sprang ohne viele Worte über die Brüstung.

Als ich mich etwas vorbeugte, konnte ich sehen, wie sie ihren Körper langsam nach unten sinken ließ. Fahrstühle und Treppensteigen war nicht so das ihre.

Ich sprinte also in die Wohnung, raffte unsere paar Sachen zusammen und bestieg den Fahrstuhl. Während er noch nach unten fuhr, zog ich vorsorglich einen Colt und richtete ihn auf die Tür. Wo ein Zero war, konnten auch weitere sein. Und ich bin gerne auf Überraschungen vorbereitet.

Die Fahrstuhltür fuhr im Erdgeschoß auf. Vor mir lag eine leere Halle. Hier sah es noch genauso aus, wie gestern, als wir hier ankamen. Ein paar umgeworfene Bänke lagen herum und die Überreste einiger Verstorbener. Aber schon lange Verstorbener.

Ich steckte den Colt wieder weg, durchschritt die Halle und ging hinaus in den Abend.

Maya stand an der Straße neben dem Wagen, den wir vor der Stadt am Straßenrand gefunden hatten. Es war eines von den Modellen, die Solarpaneele auf dem Dach hatten. Wenn die Sonne schien, und das tat sie jeden Tag, wurden darüber die Batterien aufgeladen, die den Wagen vorantrieben.

Natürlich hatte der Wagen einen Besitzer gehabt. Aber der lag halb angefressen neben dem Wagen auf dem Boden und stank sogar noch.

Was auch immer ihn erwischt hatte, es war nicht im Auto geschehen. Sonst wäre der damit für uns erledigt gewesen. Wer sitzt schon gerne in Blut und Eingeweiden?

Maya ging um den Wagen herum, warf einen Blick auf die Rückbank, grinste mich an und schwang sich dann auf den Beifahrersitz.

Ich nahm auf dem Fahrersitz Platz und sah zu ihr hinüber. „Können wir los, oder willst du erst nach hinten?“

Sie überlegte einen Augenblick lang, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich denke, wir fahren los. Außerdem brauchst du ja deine Kraft für später!“

Ich legte den Kopf schräg. „Du rechnest mit Ärger?“ Sie grinste. „Wer weiß, wer weiß?“ antwortete sie kryptisch und wies nach vorne. „Darunter!“

Ich ließ den Wagen an und fuhr in die besagte Richtung. Sogar die Scheinwerfer schaltete ich ein. Es lang zu viel Schutt, Geröll und anderes Zeug auf der Straße herum, dass mir den Weg versperren würde, wenn ich es nicht rechtzeitig zu sehen bekäme.

Die Stadt Skiffa, keiner wusste mehr, wie sie früher mal geheißen hatte, damals, bevor das alles anfing, war dem Verfall anheimgegeben. Immer wieder fiel ein Gebäude einfach in sich zusammen. Das Material, die Steine, der Beton der mal zum Bauen verwendet worden war, trocknete einfach im Laufe der Jahrzehnte aus. Und verlor dann irgendwann seine Tragfähigkeit. Und ehe man sich versah, lag man darunter und verfluchte sein Glück.

Das Haus, das sich Maya für uns ausgesucht hatte, war vorher von ihr kontrolliert worden. Irgendwie konnte sie in die Materie des Gebäudes schauen und dort sehen, ob es noch tauglich war, oder eben nicht. Und nachdem sie herausgefunden hatte, dass selbst der Fahrstuhl noch funktionierte und sogar genug Energie durch Solarpaneele vorhanden war, hatten wir das Haus in Besitz genommen. Na ja, zu mindestens die obere Etage.

Die Stadt stank. Natürlich. Die Kanalisation funktionierte schon seit ewiger Zeit nicht mehr. Und die Leute, sofern sie noch soweit beieinander waren, schissen einfach irgendwo hin. Gerade da, wo ihnen danach war.

Und die Toten blieben einfach da liegen, wo sie gefallen waren. Auch darum kümmerte sich niemand mehr. Und die müffelten und verfielen vor sich hin. Dann gab es rostende Fahrzeuge, gerissene Tankanlagen, die ihren Inhalt einfach so verteilten.

Irgendwann würde der Punkt kommen, wo dem Herrscher über dieses Land, Sárkány Peyn, das alles zu viel werden wird. Dann würde er seine Flügel ausbreiten und sich in die Luft erheben. Ein paar Runden über der Stadt drehen und da, wo es ihm zu sehr stank, seinen Feueratem hinrotzen. Und eine riesige Feuerwand würde sich durch die Straßen wälzen und alles verbrennen. Exkremente, Leichen, Abfall und natürlich Seelensauger.

Und natürlich alles andere, was sich zu der zufällig dort befand. Es würde ohne Vorwarnung geschehen. Lebewesen, die sich dort gerade aufhielten, hatten Pech.

Sárkány Peyn war das egal. Er war groß genug, dass man ihn kommen sah.

*

„Seelensauger!“ Maya wies auf die Frontscheibe. „Da vorne. Hinter der Hauswand. Sechs Stück!“ Ihr Lachen hörte sich wie ein Keuchen an. „Sie wollen uns auflauern. Halt mal an!“

„Bist du sicher?“ wollte ich sie fragend, aber da hatte sie schon ihre Tür geöffnet und war herausgesprungen.

Ich ließ den Motor laufen und verfolgte, wie Maya hüftenschwingend vor dem Auto herlief. Wie so oft, ging sie unbewaffnet. Obwohl, wenn ich es genau betrachtete, war sie nie unbewaffnet. Nur manchmal schwang sie gerne nebenbei noch ein Schwert, oder schoss mit Pfeil und Bogen, oder mit einer Armbrust. Auch meinen Sechsschüssern war sie nicht abgeneigt.

Aber, heute, brauchte sie es wohl mal wieder pur.

Etwa fünf Meter vor der besagten Hauswand blieb sie stehen. Sie legte die Hände an die Mundwinkel.

„Hu Hu! Holt mich!“ Die ersten beiden Seelensauger kamen langsam um die Ecke getaumelt. Vorsichtig sahen sie sich um.

Ich schnaufte, sie waren zwar hungrig, aber nicht dumm. Noch einen Schritt kamen sie näher auf Maya zu. Schon kamen zwei weitere um die Ecke. Und noch zwei.

Die ersten beiden wurden schneller und fingen leise zu heulen an.

Maya schwang ihren rechten Fuß leicht nach vorne. Dann nach hinten, wobei sie sich etwas vorbeugte. Dabei knickte sie leicht ein und vollführte eine halbe Drehung.

Ich schnaufte. Sense, nannte sie den Tritt. Und der war wörtlich zu verstehen.

Ihr Stiefel traf den ersten Seelensauger seitlich am Hals mit einer Wucht, die ausreichte, ihm den Kopf abzutrennen. Dem zweiten daneben erging es nicht besser.

Mit einem Jubelschrei sprang sie auf den nächsten los. Ihn am Hals packen und den Kopf abreißen, war eine Bewegung. Den Schädel warf sie einem weiteren mitten ins Gesicht, der daraufhin erst einmal zu Boden ging.

Als ich sah, dass sie ein Seelensauger von hinten packte, war ich fasst soweit, aus dem Auto zu springen. Aber dann sah ich, wie der Zero verhielt und an ihr schnüffelte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ein typischer Geruch fehlte. Er wich einen Schritt zurück und wirkte verwirrt.

Maya erleichterte ihm den Denkprozess in dem sie ihn seines Kopfes entledigte.

Der letzte Seelensauger auf den Beinen lernte dann wieder die Sense kennen.

Schließlich stand Maya neben dem, der zu Boden gegangen war. Er wirkte immer noch verwirrt und sah sie mit einem leicht glasigen Blick an.

Sie sah sich kurz um und hob dann einen passenden Stein vom Boden auf, den dann auf den Kopf des letzten Seelensaugers fallen ließ. Sein Schädel platzte auseinander.

Maya legte den Kopf in den Nacken und lachte silberhell. Freudestrahlend und in die Hände klatschend kam sie zum Wagen zurück.

„Das hat Spaß gemacht!“ jubelte sie und wies auf den Rücksitz. „Komm mit nach hinten!“

Da ich sie kann und wusste, dass immer Spitz wurde, wenn sie so Auge in Auge töten konnte, hatte ich bereits meine Hose geöffnet und weit genug heruntergezogen.

Ich schüttelte den Kopf, schaltete den Motor aus und wies nach unten. „Was willst du da hinten, wenn der Steuerknüppel hier wartet?“

Maya schmatzte kurz und nickte und dann lernte ich erneut, wie schnell sie sein konnte. Insbesondere beim Ausziehen.

Kapitel Fünf – Früher - In Yeha

Maya ging mit fordernden Schritten den Korridor hinunter. Ryder hielt aber problemlos mit ihrem Tempo mit.

Sie ging direkt auf die hohe Doppeltür zu, die zu den Gemächern ihres Vaters, dem Fürsten Murrsha, führten. Die beiden Wachen vor der Tür scheuchte sie mit einer Handbewegung beiseite.

Ryder sprang vor und öffnete die Türhälften für sie. Mit einem Lächeln hieß er sie einzutreten. Er folgte ihr, schloss die Türhälften hinter sich und stellte sich davor.

Maya wollte ungestört mit ihrem Vater sprechen.

Fürst Murrsha saß hinter einem sehr großen Schreibtisch aus Rotbuche und las in irgendwelchen Pergamenten. Zwischendurch war er einen Blick in dem aufgeklappten Laptop neben sich und kontrollierte dort etwas.

Schließlich zog er einen kleinen Stick ab, der an der einen Seite im Laptop steckte. Er warf den Stick einem Diener zielsicher zu, obwohl der beinahe zwanzig Meter entfernt stand.

„Abschreiben und archivieren!“ Der Diener fing sicher den Stick, nickte und verließ den Raum.

Ulbon Murrsha sah zu seiner Tochter hoch.

---ENDE DER LESEPROBE---