Submariner - Klaus Hartung - E-Book

Submariner E-Book

Klaus Hartung

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Beschreibung

Auf der Erde in nicht allzu ferner Zukunft: Durch globale Erwärmung und dem Abschmelzen der Polkappen hat sich der Meeresspiegel um mittlerweile 300 Meter angehoben. Millionen Menschen und Tiere starben in den Fluten. Städte und ganze Länder gingen verloren. Und der Meeresspiegel steigt weiter. Um ein Überleben der Menschheit sicherzustellen, sucht eine kleine Gruppe, nach dem Schlüssel zur Veränderung des menschlichen Genoms, um ein Leben auch unter Wasser möglich zu machen. Aber nicht jeder ist mit dem Überleben-um-jeden-Preis einverstanden.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Klaus Hartung

Submariner

eine dystopische Utopie

Inhaltsverzeichnis

Hinweis:

Personen in der Reihenfolge ihres Auftretens:

These:

Prolog

Prolog 1 - Alles fing an,

Prolog 2 - Anstieg um 300 Meter…

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf - Zehn Jahre später

Sechs - Sub Kuba

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Dreiundzwanzig

Vierundzwanzig

Epilog

Fünfundzwanzig

Sechsundzwanzig

Weitere Romane und Kurzgeschichten:

Der Autor

Impressum

SUBMARINER

Eine dystopische Utopie

von

Klaus Hartung

Hinweis:

Diese Geschichte ist fiktiv. Der Ort und die Handlung sind ausgedacht. Die handelnden Personen sind erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen oder Orten oder Örtlichen Gegebenheiten sind ungewollt und rein zufällig.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen elektronischen oder mechanischen Mitteln, einschließlich Informationsspeicher- und -abrufsystemen, ohne schriftliche Genehmigung des Autors vervielfältigt werden, mit Ausnahme der Verwendung von kurzen Zitaten in Rezensionen.

Personen in der Reihenfolge ihres Auftretens:

Giselle – Retter von Kunstgegenständen

George - Retter von Kunstgegenständen

Tyson MacNoise – Hybrid

Ranruk Gulbrandsson – Obst und Gemüsehändler

Gabriel Fronteira – Kapitän der Nautilus

Frank und Carol MacNoise – Tysons Eltern

Gonzales Gonzo Almeida – Sergeant an Bord der Nautilus

Ralwf Seain – Kapitän der Alice

Zane Grey – Bürgermeister von Hamilton

Bucket – Sein Assistent

Vize-Admiral Carlos Ramirez

Kapitän Francesco Murano

Kapitän Giulio Vaporati

Alvaro Walker – Kapitän der Swordfish

Malcolm Calhoun - Signalgast der Swordfish

Pedro Coragious – 1.Offizier der Swordfish

Cornelius van Wyck – Bürgermeister von New York

Kenny O´Connor – Bürgermeister von Dublin

Padraig Brennan – sein Assistent

Clardon – Funker der Swordfish

Francis, Reyson, Roberto, José Maria – Spezial-Taucher / Tauchbegleiter

Rodrigo Valpoticelli - Führer der katholischen Kirche in Nuova Città del Vaticano

Matteo Vicario – Sein Assistent

Marcello Abelardo – Richter in Nuova Città del Vaticano

Antonio Burano – Neuer Assistent des Bürgermeisters von Nuova Città del Vaticano

Amir Sharif Fayed – Scheich von Dubai

Feysal – sein Assistent

These:

Mein Großvater ritt auf einem Kamel,

mein Vater tat dasselbe,

ich fahre einen Mercedes,

mein Sohn fährt einen Land-Rover,

mein Enkel wird auch einen Land-Rover fahren,

aber mein Ur-Enkel wird wieder auf einem Kamel reiten.

Warum?

Harte Zeiten formen starke Menschen,

starke Menschen schaffen gute Zeiten,

gute Zeiten gebären schwache Menschen,

und schwache Menschen schaffen harte Zeiten!

Quelle: wahrscheinlich Scheich Rashid von Dubai

Prolog

Prolog 1 - Alles fing an,

als der Thwaites-Gletscher, den die Öffentlichkeit auch Doomsday-Gletscher nannte, endgültig schmolz.

Natürlich geschah das nicht von jetzt auf gleich. Es war ein schleichender Prozess der sich über viele, viele Jahre hinzog. Insofern waren auch die Konsequenzen daraus, nämlich der ständig ansteigende Meeresspiegel, kaum bis gar nicht spürbar.

Langsam, aber beständig, hob sich der Meeresspiegel an. Bemerkt wurde es an solchen Orten, wie zum Beispiel in Venedig. Immer öfter trat dort das Lagunenwasser über die Ufer und irgendwann floss es nicht wieder zurück.

Aber die Venezianer waren solchen Kummer gewöhnt. Nun, dann stand eben permanent ein halber Meter Wasser in der Stadt. Die Lokale reagierten relativ schnell darauf, dass sie ihren Gästen Gummistiefel zum Cocktail reichten. Die Bar höher setzten. Die Tischbeine verlängerten, oder einfach Bänke darunter schoben.

Die Sehenswürdigkeiten dichteten, soweit es möglich war, ihre normalen Zugänge ab und verlegten den Haupteingang zwei Meter nach oben.

Um die Campanile wurde eine wasserdichte Mauer gezogen, damit die Touristen noch weiter mit dem Fahrstuhl den Glockenturm hochfahren konnten.

An den Anlegeplätzen der Vaporettos wurden ebenfalls Mauerns hochgezogen, damit die Fahrgäste noch eine Möglichkeiten hatte, trockenen Fußes ein und aussteigen zu können. Das ganze wurde dann durch Brücken mit den hinteren Bereichen, dort, wo die Lokale und die Souvenir-Shops waren, verbunden.

Hamburg kriegte es dahingehend zu spüren, das der Fischmarkt, eines der größeren Touristenmagneten in der Stadt, nun noch in flachen Booten stattfand und damit den schwimmenden Märkten in Asien folgte. Die Fischauktionshalle, eine markanter Platz für Konzerte, der schon zu normalen Zeiten immer wieder durchflutet wurde, verlegte kurzer Hand die Bühne und die Plätze für das Publikum einen guten Meter nach oben. Auch diese Lokalität konnte man bald darauf nur noch mit einem flachen Boot betreten.

Der Anstieg war schleichend. Bei einem Meter regte sich kaum jemand darüber auf, sondern passte sich an die neuen Gegebenheiten an.

Bei zwei Meter wurde es schon schwieriger, nachdem man alles für viel Geld um einen Meter angehoben hatte.

Drei Meter überlebten nur noch die ohnehin gutsituierten Lokalitäten.

Die Bevölkerung, in Ermangelung anderer Möglichkeiten, versuchte entweder ihre Wohnungen wasserdicht zu bekommen, oder sie packten ihre Sachen und versuchten im Hinterland, in kleinen Dörfern und Gemeinden ohne nennenswerten Wasserzugang, sich etwas Neues aufzubauen.

Innovative Hafenstädte fingen an, große Pontons, wie man sie als Schiffsanleger kannte, zu produzieren. Die ersten waren gerade mal 20 Meter mal 20 Meter in den Abmessungen und waren zwei Meter dick. Die nächste Generation an Pontons, die sich dann letztlich auch durchsetzen sollte, hatte eine Seitenlänge von fünfzig mal fünfzig Metern und war ebenfalls gute fünf Meter dick. Diese Pontons gab es in der gehobenen Ausführung schon mit eigener Stromversorgung. Mit einer Trinkwassergewinnungsanlage und entsprechender Abwasseranlage.

Und wenn so einzelner Ponton zu klein war, wurden mehrere fest miteinander verbunden.

So begann es mit den schwimmenden Städten.

Der Vorteil, den die schwimmenden Städte hatten, war der, das es, nachdem das weltweite Eis immer abschmolz, und die starken Temperaturunterscheide immer weniger wurden, es die wütenden Stürme über dem Meer kaum noch gab. Tornados, Hurrikan, Zyklone verringerten sich auf nahezu null.

Dass man sich auf dem Meer befand, merkten nur noch die Bewohner, die am Stadtrand wohnten. Je weiter es sie zur Mitte zog, desto weniger gab es noch so etwas wie spürbare Wellenbewegungen. Die großen, modernen Städte hatten schon Durchmesser von bis zu zehn Kilometern. Die Bebauung hingen war flach. Zwei Stockwerke, maximal, wurden genehmigt. Über die Stadt verteilt gab es sogenannte Brunnen. Lücken zwischen vier Pontons, über die man schnell Zugang zum Meer bekam. Üblicherweise wurden diese Zugänge genutzt, sofern Kontrollarbeiten oder Reparaturen anstanden.

In den freien Landstrichen, im mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika, der russischen Tundra und weiten Landstrichen in Zentralafrika, beschritt man einen anderen Weg.

Nachdem man es ausreichend in einer Vielzahl von Gremien besprochen hatte wurden zusätzliche Flächen gerodet. Man hob zehn Meter tiefe Fundamente aus und sorgte dort für einen entsprechenden Einbau an Zu- und Ableitungsrohren, auch für Strom und jegliche Kommunikationswege.

Nachdem das Fundament dann bereitet war, wurden meterdicke, leicht gebogene Acrylglasplatte übereinander gebaut, bis man eine knappe fünfzig Meter hohe Kuppel hatte. Natürlich gab es auch kleinere und größere Zugangsschleusen, um für zukünftige Lieferungen oder Exkursionen bereit zu sein.

Nachdem die erste Kuppel fertig war, wurden auf vielen freien Flächen weitere Kuppeln errichtet. In den großen Einöden in den USA wurden die Kuppeln zwei bis dreimal so groß. Ebenso in den Weiten der Tundra oder in den chinesischen Wüstengebieten. In Zentralaustralien erschuf man eine Kuppel mit einer Scheitelhöhe von dreihundert Meter und mehreren Ebenen in denen es dann auch Schleusen gab. Und als die Kuppel stand, baute man um sie herum sechs kleinere Kuppeln, die alle via Tunnel mit der Hauptkuppel verbunden waren.

In den Küstenregionen boomte der Bau von schwimmenden Städten. Auch hier versuchten die Länder sich gegenseitig zu übertreffen.

Währenddessen stieg der Meeresspiegel rapide weiter.

Die alte Welt, bzw. die alten Städte verlagerten sich immer weiter in Kuppelstädte oder wichen auf die schwimmenden Städte aus.

Als der Meeresspiegel sich um dreißig Meter angehoben hatte, bestand Dänemark nur noch aus einer Ansammlung schwimmender Inseln. Das Land als solches, war untergegangen. Dies war nicht die einzige, gravierende Änderung, aber die, die auf der Landkarte am meistens auffiel. Ansonsten nahmen in den Küstenregionen weltweit die Anzahl und Tiefe der Fjorde zu. Sei es am Eismeer oder oberhalb der kanadischen Seen. In der Karibik und im pazifischen Ozean verschwanden Inseln, dessen Namen kaum einer vorher gehört hatte. Natürlich auch solche Inseln und Halbinseln wie die Bahamas und Florida.

Afrika, das gerade in der Mitte um viel ungenutztes Land verfügte, wurde zum Schauplatz eines kurzen, aber heftigen Landkrieges. Die USA, Russland und China fielen wie die Heuschrecken über das Land her. Jeder Widerstand wurde schon im Keim erstickt. Jegliche Hemmungen, ganze Dörfer niederzumachen, fielen, schon bevor die Flugzeuge landeten.

Bei sechzig Metern war Nordeuropa nur noch eine Erinnerung. Kanada, Großbritannien, Italien, Mittelamerika, weite Teile um das Schwarze Meer, gingen unter. Selbst Brasilien lernte, in schwimmende Städte und Kuppeln zu investieren.

Und die ersten, früh gebauten Kuppeln, verschwanden unter Wasser. Und jeder wusste, dass am Ende nur die Bergketten übrigbleiben würden. Zu mindestens hoffte man das.

Die Unterseeischen Städte standen durch einen anfangs zögerlichen, später aber regen U-Boot Verkehr in Kontakt. Der Kontakt mit den schwimmenden Städten nahm mit steigendem Meeresspiegel ab. Probleme traten in erster Linie durch den vorzunehmenden Druckausgleich auf, der immer mehr Zeit in Anspruch nahm und somit auf die Energieressourcen der U-Boote einwirkte.

So kam es, dass sich im Laufe der Zeit und mit steigendem Meeresspiegel die Städte auf der Oberfläche und die auf dem Meeresgrund auseinanderlebten.

Aber es gab auch Ausnahmen…

Prolog 2 - Anstieg um 300 Meter…

„Hat der Louvre eigentlich seine Ausstellungsstücke auf einer schwimmenden Insel untergebracht?“ fragte Giselle ihren Kollegen George von der Sicherheit. Der zuckte mit den Schultern.

„Soweit ich weiß, wurden die per U-Boot in eine Unterwasser-Stadt gebracht. Ich glaube nach Sub-Paris…!“ lachte er.

Giselle lachte ebenfalls. „Du bist böse! Ist doch nun schon wirklich ärgerlich, das Paris es nicht geschafft hat, rechtzeitig eine gleichwertige Stadt fertig zu stellen!“ George schnaufte. „Weil der Anstieg des Meeresspiegels auch so überraschend kam… Aber die Verzehr der verschiedensten Rotweine und Weißweine war ja wichtiger!“ Er schüttelte den Kopf. „Und als es dann doch feucht wurde, musste alles hopp-la-hopp gehen. Zum Glück hatten die Deutschen vorgesorgt und genug Platz, um die wertvollsten Stücke unterzubringen. Und die Briten natürlich auch. Und die Italiener…“

Giselle winkte ab. „Ja, ja, ja…“ Sie schob sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. „Eigentlich hat jeder Besser reagiert, als die, die es eigentlich anging. Nun denn. Hauptsache, die Ausstellungsstücke sind in Sicherheit!“

George löste die Magnetklammern, die ihr kleines U-Boot an dem Dach des Gebäudes festhielt. Hin und wieder ächzte das Boot in den Scharnieren und Querspannten. Der Druck der guten zweihundert Meter über ihnen machte sich schon bemerkbar. Zum Glück waren sie nur auf einer kurzen Kontrollfahrt. Ein längerer Aufenthalt, oder eine etwas größere Tiefe, hätte ihnen schon Probleme bereiten können.

Paris war mittlerweile unter einer großen Wasserfläche verschwunden. Nicht einmal mehr der Eifelturm ragte heraus. Wenn man die Gegend so als Unbeteiligter sah, hätte man glauben können, einfach nur auf einen großen See hinunter zu schauen.

George lenkte das Boot in nördlicher Richtung. Er würde den See verlassen und die, mittlerweile kräftig angeschwollene, Seine hinauffahren. Und schließlich so in den Atlantik gelangen.

Natürlich hätte er auch in die andere Richtung fahren können. Dann den Fluss entlang durch die Cevennen hindurch. Aber leider konnte man sich nicht sicher sein, das es wirklich einen Durchgang zum Mittelmeer gab, oder ob nicht vielleicht dort der eine oder andere Berg nachgegeben und den Fluss versperrt hatte.

Also fuhr er auf Sicherheit, auch wenn der Weg dadurch länger war. Das Boot hatte genug Energie um sie sicher nach Hause zu bringen. Ihre Unterwasserstadt lag vorgelagert der ehemaligen belgischen Küste. Betrieben wurde sie allerdings überwiegend von Deutschen und Briten.

Die beiden Parteien waren sich relativ schnell übereingekommen, ihre innovativen Ideen und technischen Möglichkeiten zusammenzuwerfen und so etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Und die Stadt funktionierte. In ihr lebten und arbeiten mittlerweile knapp über zweihundertfünfzigtausend Menschen.

*

Nächste Seite: Ansicht der Welt, wenn der Meeresspiegel um dreihundert Meter gestiegen ist.

Eins

„Da vorne läuft er!“ kreischte eine helle Stimme. „Fang diese abartige Kreatur! Tötet sie!“

Tyson zog den Kopf ein und drückte sich zwischen zwei Passanten durch. Zum Glück war es hier auf dem Markt voller Menschen. Er warf sich nach vorne und rollte sich unter einem Gemüsestand unter durch, sprang hinter dem Händler hoch und hetzte weiter.

Das war aber auch so etwas von blöd gelaufen in der Schule, dachte er. Die ersten drei Stunden im Unterricht liefen wie immer. Gut, er hatte vielleicht etwa Schwierigkeiten, sich die Geschichte der Oberwelt wirklich bildhaft vorzustellen, aber da war er ja auch nicht der einzige mit. Was interessierte es heute die Leute noch, was irgendwelchen Griechen oder Persern vor über tausend Jahren passiert war? Die Orte, von denen dort erzählt wurde, lagen heute alle hunderte von Metern unter Wasser!

Auch die Pause auf dem Schulhof war völlig normal gewesen. Sie hatten am Brunnen zusammengestanden und darüber Vermutungen angestellt, wie wohl die Mathematikarbeit sein würde, die in der kommenden Schulstunde auf sie wartete. Die meisten der Schüler vermuteten, dass es wohl um die allseits unbeliebten Berechnungen einer ballistischen Flugbahn handeln würde. Als ob man das heute noch brauchte? Früher, als es noch trockenes Land gab, ja, da war es vielleicht sinnvoll gewesen zu berechnen, wo ein abgeschossener Flugkörper den landen würde … aber heute? Die schwimmende Stadt hatte keine Raketen oder ähnliches, das man abschießen könnte und dessen ballistische Flugbahn man berechnen müsste!

Und dann war Marija irgendwie gestolpert und die Umhängetasche war ihr von der Schulter gerutscht und in den Brunnen gefallen. Und alle waren erschrocken einen Schritt zurückgetreten. Außer Tyson. Er hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als in den Brunnen zu springen und der Marijas Tasche hinterher zu tauchen.

Natürlich war es gar kein echter Brunnen gewesen. Brunnen gab es auch seit vielen Jahren nicht mehr. Vielmehr es ein offener Bereich in einer Bodenplatte gewesen, den man, der Optik halber, mit einer flachen Mauer eingefasst hatte.

Das Wasser im Brunnen nannte man ganz einfach bei seinen wirklichen Namen… Ozean!

Tyson war also hineingesprungen. Es hatte nur weniger Schwimmbewegungen bedurft, um zehn, fünfzehn Meter tiefer unter die fünf Meter dicke Bodenplatte zu kommen und Marijas Tasche zu greifen, bevor sie außer Reichweite gewesen wäre. Dann war er umgekehrt. Er hatte nur einen Moment nach der Öffnung im schwimmenden Ponton gesucht, war dann den Schacht hinauf geschwommen und dann wieder auf dem Schulhof aus dem Brunnen gekrabbelt.

Mit einem Lächeln wollte er Marija ihre Tasche reichen, doch dann sah er ihre Gesichter. Sah ihren angewiderten Blick, als sie sein nasses Shirt ansahen. Ohne groß selber nachzuschauen, wusste er, was sie sahen. Unter seinem Shirt zeichneten sich zwei Einschnitte unterhalb seiner Rippen ab, die an den Rändern wie verkrustet aussahen, und selbst jetzt noch immer leicht auf und zugingen.

Sie sahen seine Kiemen!

„Igitt!“ rief das erste Mädchen und zeigte dabei mit dem Finger auf ihn. „Er ist ein Hybrid! Das ist ja widerlich!“

Für einen Moment war er am überlegen, einfach wieder in den Brunnen zu springen, aber auf die Schnelle fiel ihm keine Stelle ein, wo er den Ozean wieder verlassen könnte. Und er war sich ziemlich sicher, dass alle offiziellen Öffnungen in Kürze alle überwacht werden würden.

Also lief er weg!

„Psst!“ machte einer der Händler, der seinen Stand mehr am äußeren Rand des Marktes hatte, und hob die Abdeckung seines Marktstandes hoch. Tyson überlegte einen Moment, aber nachdem er ziemlich sicher war, dass es keiner der anderen Händler mitbekommen würde, rutschte er zügig darunter.

Der Händler ordnete die Abdeckung und sortierte ein paar von seinen Früchten aus. Dann drehte er sich um und schleuderte sie durch ein nahegelegenes Tor. „Dreckiger Hybrid!“ rief er in das Tor hinein.

Seine Verfolgermeute hetzte an dem Stand vorbei und in das Tor hinein. „Ganz ruhig!“ murmelte der Händler. „Es kommen noch mehr!“

„Wo ist das Monster hin!“ brüllte einer. Der Händler wies auf das Tor. „Da ist die Missgeburt durch!“

Die Meute hetzte brüllend durch das Tor. Mittlerweile hatten sie irgendwo Knüppel aufgetrieben, die sie wild durch die Gegend schwangen. Es dauerte ein paar Minuten, aber schließlich verklang ihr Gebrüll in der Ferne.

Der Händler drehte sich um und wühlte in einer Kiste hinter sich. Er zog einen schäbigen Kittel heraus, den er Tyson unter den Stand reichte. Und eine zerschlissene Mütze reichte er ihm auch noch.

„Zieh das über!“ murmelte er und kümmerte sich dann wieder um seine Auslegewaren.

Als weitere zehn Minuten vergangen waren, ohne das die Meute wieder aufgetaucht war, hieß der Händler ihn unter dem Stand herauszukommen.

Tyson kroch hervor und tat dabei so, als ob er heruntergefallenes Gemüse aufgehoben hätte. Wachsam stellte er sich neben den Händler.

„Warum helfen Sie mir?“ Fragte er vorsichtig. Der Händler senkte den Kopf und strich sich langsam über seine unteren Rippen.

„Ich mag es nicht, wie hier mit andersartigen umgegangen wird. Wie heisst du?“

„Tyson!“ „Tyson?“ „Ja!“ „Nur Tyson?“ „Tyson McNoise!“ „Ah… geht doch! Mein Name ist Ranruk Gulbrandsson.“

„Gulbrandsson? Du kommst irgendwo aus dem Norden?“

„Ach, Junge, das ist gefühlt schon so lange her. Geboren wurde ich in einem Land, das man mal Norwegen nannte. Aber meine Heimatstadt ist mittlerweile im Wasser verschwunden. Ich lebe hier schon seit dreißig Jahren auf … in dieser Stadt!“

„Du hast mal auf festem Land gelebt? So richtig? Auf festem Boden? Wie war das?“

Der Händler schnaufte. „Ach, Junge. Das ist ein unglaubliches Gefühl gewesen. Das könnt ihr Jungen euch heute gar nicht mehr vorstellen. Du konntest mit deinen Händen Löcher in die Erde graben!“

„Warum sollte ich ein Loch in den Boden machen?“ „Um etwas einzupflanzen! Eine Blume oder ein paar Sträucher!“ „Und warum?“

„Nun, die verbinden sich dann mit dem Boden, ziehen dort Nahrung für sich heraus und wachsen! Blumen fangen irgendwann an zu blühen. Sie werden größer und bunter. Sie duften! Bienen fliegen zu den Blumen und sammle dort ihren Nektar aus den Stempeln und Staubblättern!“ Als er den verständnislosen Gesichtsausdruck des Jungen sah, ergänzte er: „Die findest du in der Blüte!“

Er schüttelte den Kopf. „So etwas bringt man euch in der Schule nicht mehr bei, nicht wahr?“ Der Jungen schüttelte den Kopf. „Eher etwas über Algenfelder und Plankton. Und wie man daraus Nahrung generieren kann!“ Er legte den Kopf schräg. „Was sind Bienen?“

Der Händler lächelte. „Kleine fliegende Insekten. Sie sammeln Nektar aus den Blumen. Und während sie das tun, bleiben Blumensamen an ihrem … ja, ich denke Fell passt, hängen. Und das tragen sie dann zu einer anderen Blume und so vermischen sich die Arten und es werden neue erschaffen. Den Nektar tragen sie in ihren Stock - das ist so etwas, wie deren Dorf - und dort wird dann irgendwie daraus Honig. Eine süße, klebrige und für Menschen sehr nahrhafte Masse. Früher gab es Menschen, die haben mit dem Ansammeln des Honigs aus den Bienenstöcken ihren Lebensunterhalt bestritten!“

„Du nimmst mich jetzt aber auf dem Arm!“ grinste der Junge. „Davon kann man doch nicht leben!“ „Ach, Tyson, das waren teilweise sehr große Felder, auf denen aus den Bienenstöcken der Honig angesammelt wurde. Davon konnte man schon leben. Das weiß nur heutzutage keiner mehr!“

Er sah sich um. „Was meinst du? Kannst du nach Hause gehen, oder lauern sie dir dort auf?“ Tyson winkte ab. „Ich habe nie wirklich erzählt, in welche Herberge ich unterkomme! Mach dir keine Sorgen!“

Gulbrandsson stutzte. „Keine Eltern?“ Tyson schüttelte den Kopf. „Sind beide tot. Wir haben damals, bei dem großen Sturm vor fünf Jahren, zu dicht am Stadtrand gewohnt. Und seitdem lebe ich in Herbergen. Und für essen und Unterkunft putze ich. Zieh nicht so ein Gesicht. Mir geht es gut!“

„Willst du heute Nacht bei mir übernachten? Nur zur Sicherheit! Meine Frau hätte da sicher nichts dagegen!“

Tyson sah Gulbrandsson nachdenklich an. Eigentlich sah er soweit ganz vernünftig aus. „Warum helfen Sie mir?“

Ranruk Gulbrandsson zuckte mit den Schultern. „Wie ich bereits sagte: ich mag es nicht, wie hier mit Andersartigen umgegangen wird!“ „Hier? Ist das nicht überall so?“

Gulbrandsson schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht! Gut, es gibt in jeder Stadt Menschen, die die Andersartigen verachten. Ja, sogar hassen, obwohl sie dafür gar keinen Grund haben! Wie du sicher weißt, hält sich seit Jahrzehnten das Gerücht, dass es Lebewesen auf dem Grund des Meeres geben soll, die dafür gesorgt haben, dass das Wasser steigt. Natürlich ist das völliger Blödsinn, aber hast du eine mögliche Verschwörung, findest du auch eine Vielzahl von Kleingläubigen, die diesen Quatsch auch glauben.

---ENDE DER LESEPROBE---