Der Königsfluch - Philippa Gregory - E-Book
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Der Königsfluch E-Book

Gregory Philippa

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Beschreibung

Einst trug sie ihren Namen mit Stolz. Doch nun meidet Margaret Plantagenet aus dem Hause York jeden Hinweis auf ihre Herkunft – ihr Leben wäre sonst nicht sicher. Denn durch Verrat auf dem Schlachtfeld haben die Tudors die englische Krone an sich gerissen und fürchten alles, das an die rechtmäßige Thronfolge unter den Yorks erinnert. Im Haus ihres Gemahls wird Margaret zur Vertrauten der spanischen Prinzessin Katharina von Aragón. Als diese Tudor-König Henry VIII. heiratet, wird Margaret von ihr zur ersten Hofdame ernannt. Ungeduldig wartet Henry auf einen Erben. Aber ein Sohn nach dem anderen stirbt. Sind all seine Nachkommen verflucht? Henrys Großmütigkeit schlägt in Misstrauen um. Auch Margaret muss plötzlich seinen Zorn fürchten. Der geliebte Herrscher wird zum Tyrann, ganz England leidet unter seiner Willkür … «Eine packende und detaillierte Chronik. Wärmstens empfohlen!» (Library Journal) «Mit ihrem umfassenden Wissen erweckt die Historikerin diese berühmte Geschichte zum Leben.» (The Sun-News) «Ein erhellendes Porträt.» (Publishers Weekly) «Eine exzellente Erweiterung des Genres. Nicht nur wegen der einzigartigen Perspektive auf die Ereignisse, sondern auch wegen der wunderbar dahinfließenden Erzählung und der beeindruckend komplex dargestellten Charaktere.» (Historical Novel Society)

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Seitenzahl: 913

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Philippa Gregory

Der Königsfluch

Historischer Roman

Über dieses Buch

Einst trug sie ihren Namen mit Stolz. Doch nun meidet Margaret Plantagenet aus dem Hause York jeden Hinweis auf ihre Herkunft – ihr Leben wäre sonst nicht sicher. Denn durch Verrat auf dem Schlachtfeld haben die Tudors die englische Krone an sich gerissen und fürchten alles, das an die rechtmäßige Thronfolge unter den Yorks erinnert.

Im Haus ihres Gemahls wird Margaret zur Vertrauten der spanischen Prinzessin Katharina von Aragón. Als diese Tudor-König Henry VIII. heiratet, wird Margaret von ihr zur ersten Hofdame ernannt. Ungeduldig wartet Henry auf einen Erben. Aber ein Sohn nach dem anderen stirbt. Sind all seine Nachkommen verflucht? Henrys Großmütigkeit schlägt in Misstrauen um. Auch Margaret muss plötzlich seinen Zorn fürchten. Der geliebte Herrscher wird zum Tyrann, ganz England leidet unter seiner Willkür …

 

«Eine packende und detaillierte Chronik. Wärmstens empfohlen!» (Library Journal)

 

«Mit ihrem umfassenden Wissen erweckt die Historikerin diese berühmte Geschichte zum Leben.» (The Sun-News)

 

«Ein erhellendes Porträt.» (Publishers Weekly)

 

Über Philippa Gregory

Philippa Gregory, geboren 1954 in Kenia, studierte Geschichte in Brighton und promovierte an der University of Edinburgh über die englische Literatur des 18. Jahrhunderts. Ihre historischen Romane sind weltweit Bestseller und wurden mit Starbesetzung verfilmt, zuletzt «Die Königin der weißen Rose» in einer aufwändigen BBC-Produktion. Außerdem schreibt Philippa Gregory Kinder- und Jugendbücher, Kurzgeschichten, Reiseberichte sowie Drehbücher und arbeitet als Journalistin für Zeitung, Radio und Fernsehen. Sie lebt mit ihrer Familie in Nordengland.

 

«Philippa Gregory ist wahrlich die Meisterin des historischen Romans! Geschichte kann kaum unterhaltsamer, lebendiger oder bezaubernder erzählt werden.» (Sunday Express)

 

Weitere Veröffentlichungen:

Die Königin der Weißen Rose

Der Thron der roten Königin

Inhaltsübersicht

WidmungKarte: England in der TudorzeitKarte: London 1499Tafel: Die Häuser Tudor und Plantagenet im November 1499Westminster Palace London 29. November 1499Westminster Palace London Winter/Frühjahr 1500Stourton Castle Staffordshire Frühjahr 1500Ludlow Castle Welsh Marches Frühjahr 1500Westminster Palace London Herbst 1501Ludlow Castle Shropshire Winter 1501Stourton Castle Staffordshire Winter 1501Stourton Castle Staffordshire Frühjahr 1502Ludlow Castle Welsh Marches März 1502Ludlow Castle Welsh Marches April 1502Ludlow Castle Welsh Marches Sommer 1502Westminster Palace London Juni 1502Stourton Castle Staffordshire Herbst 1502Stourton Castle Staffordshire Februar 1503Westminster Palace London Frühjahr 1503Stourton Castle Staffordshire Herbst 1504Stourton Castle Staffordshire Frühjahr 1505Stourton Castle Staffordshire Sommer 1505Westminster Palace London Sommer 1505Stourton Castle Staffordshire Herbst 1506Syon Abbey, Brentford Westlich von London Winter 1506Syon Abbey, Brentford Westlich von London Frühjahr 1507Syon Abbey, Brentford Westlich von London Frühjahr 1508Syon Abbey, Brentford Westlich von London Frühjahr 1509Syon Abbey, Brentford Westlich von London April 1509England 1509Richmond Palace Westlich von London Frühjahr 1510Greenwich Palace London Frühjahr 1510Richmond Palace Westlich von London Januar 1511Westminster Palace London Frühjahr 1511Westminster Palace London Frühjahr 1512Westminster Palace London Sommer 1513Canterbury Kent Juni 1513Dover Castle Kent Juni 1513Richmond Palace Westlich von London Sommer 1513Westminster Palace London Herbst 1513Greenwich Palace London Frühjahr 1514England Sommer 1514Greenwich Palace London Herbst 1514Dover Castle Kent Herbst 1514Greenwich Palace London Herbst 1514Greenwich Palace London Weihnachten 1514Greenwich Palace London Frühjahr 1515Greenwich Palace London Mai 1515Richmond Palace Westlich von London Juni 1515England Sommer 1515Westminster Palace London Herbst 1515Greenwich Palace London Frühjahr 1516England Sommer 1517Bisham Manor Berkshire Sommer 1517Warblington Castle Hampshire Frühjahr 1518Bisham Manor Berkshire Ostern 1518Bisham Manor Berkshire Sommer 1518Westminster Palace London November 1518Westminster Palace London Winter 1518Greenwich Palace London Mai 1519Warblington Castle Hampshire Juni 1519Penshurst Place Kent Juni 1519Greenwich Palace London Frühjahr 1520Feld des Güldenen Tuches Frankreich Sommer 1520L’Erber London Frühjahr 1521Bisham Manor Berkshire 1521Bisham Manor Berkshire 1522Bisham Manor Berkshire Sommer 1523Bisham Manor Berkshire Mai 1524Bisham Manor Berkshire Juni 1525Thornbury Castle Gloucestershire August 1525Ludlow Castle Welsh Marches 1525 bis 1526Greenwich Palace London Mai 1527Ludlow Castle Welsh Marches Sommer 1527 bis 1528Bisham Manor Berkshire Sommer 1528Broadhurst Manor West Sussex Sommer 1528Richmond Palace Westlich von London Herbst 1528Richmond Palace Westlich von London Frühjahr 1529Richmond Palace Westlich von London Juni 1529Richmond Palace Westlich von London Sommer 1529Greenwich Palace London Weihnachten 1529Richmond Palace Westlich von London Sommer 1530Richmond Palace Westlich von London Herbst 1530Greenwich Palace London Dezember 1530Richmond Palace Westlich von London Frühjahr 1531Richmond Palace Westlich von London Sommer 1531Windsor Castle Berkshire Sommer 1531Richmond Palace Westlich von London Sommer 1531Richmond Palace Westlich von London Sommer 1531England Weihnachten 1531Richmond Palace Westlich von London Frühsommer 1532Richmond Palace Westlich von London Sommer 1532L’Erber London Sommer 1532Richmond Palace Westlich von London Sommer 1532Richmond Palace Westlich von London Herbst 1532Richmond Palace Westlich von London Winter 1532 bis Sommer 1533Richmond Palace Westlich von London Sommer 1533Beaulieu Essex August 1533Beaulieu Essex September 1533Bisham Manor Berkshire Herbst 1533Beaulieu Essex Herbst 1533Beaulieu Essex November 1533Beaulieu Essex Winter 1533Warblington Castle Hampshire Frühjahr 1534Westminster Palace London Frühjahr 1534Bisham Manor Berkshire Sommer 1534Bisham Manor Berkshire Weihnachten 1534Bisham Manor Berkshire Frühjahr 1535L’Erber London Frühjahr bis Sommer 1535Warblington Castle Hampshire Winter 1535Warblington Castle Hampshire Januar 1536L’Erber London Januar 1536Auf der Great North Road Januar 1536Peterborough Cambridgeshire Januar 1536Auf der Great North Road Januar 1536Bisham Manor Berkshire Frühjahr 1536L’Erber London April 1536Manor of the Rose St. Lawrence Pountney, London April 1536L’Erber London Mai 1536Bisham Manor Berkshire Mai 1536Greenwich Palace London Juni 1536King’s Place, Hackney London Juni 1536Sittingbourne Kent Juli 1536Bisham Manor Berkshire Juli 1536Westminster Palace London Oktober 1536L’Erber London Oktober 1536Bisham Manor Berkshire Oktober 1536L’Erber London November 1536L’Erber London Dezember 1536L’Erber London Januar bis Februar 1537Bisham Manor Berkshire Frühjahr 1537Bisham Manor Berkshire Sommer 1537L’Erber London Herbst 1537Greenwich Palace London Weihnachten 1537Warblington Castle Hampshire Sommer 1538Bockmer House Buckinghamshire Sommer 1538L’Erber London Sommer 1538L’Erber London Herbst 1538Warblington Castle Hampshire Herbst 1538Cowdray House Sussex Winter 1538Cowdray House Sussex Dezember 1538Cowdray House Sussex Frühjahr 1539Auf der Straße zum Tower Mai 1539The Tower London Sommer 1539The Tower London Winter 1539The Tower London Frühjahr 1540The Tower London Sommer 1540The Tower London Frühjahr 1541Tafel: Die Häuser Tudor und Plantagenet am 27. Mai 1541Nachwort der AutorinLiteratur

Für Anthony

Westminster Palace London29. November 1499

Im Augenblick des Erwachens bin ich unschuldig, mein Gewissen ist rein von jeglichen Missetaten. In diesem ersten benommenen Moment habe ich keinen Gedanken im Kopf; ich bin nichts als ein junger Körper mit glatter Haut, eine Frau von sechsundzwanzig Jahren, die langsam und freudig zum Leben erwacht. Ich habe kein Bewusstsein meiner unsterblichen Seele, kein Bewusstsein von Sünde oder Schuld. Ich fühle mich so wunderbar träge und schläfrig, dass ich kaum weiß, wer ich bin.

Langsam öffne ich die Augen und erkenne am Licht, das durch die Fensterläden dringt, dass es spät am Morgen sein muss. Während ich mich genüsslich rekele wie eine schläfrige Katze, fällt mir wieder ein, wie erschöpft ich zu Bett gegangen bin. Jetzt fühle ich mich erfrischt. Doch dann dringt mit einem Schlag die Realität in mein Bewusstsein: Nichts ist gut, dies ist der Morgen, von dem ich gehofft hatte, er möge nie anbrechen. Denn an diesem Morgen kann ich meinen todbringenden Namen nicht verleugnen. Ich bin die Erbin von königlichem Blut, und mein Bruder – schuldig wie ich – ist tot.

Mein Gemahl sitzt neben mir auf der Bettkante, vollständig angekleidet mit seiner roten Weste und der Jacke, in der er breit und stämmig wirkt, mit der goldenen Amtskette des Kämmerers des Prince of Wales auf der kräftigen Brust. Offenbar hat er darauf gewartet, dass ich erwache. Sein Gesicht ist sorgenvoll gefurcht. «Margaret?»

«Sag nichts», fahre ich ihn an in dem kindischen Versuch, die Tatsachen nicht an mich heranzulassen. Ich wende mich ab und vergrabe mein Gesicht im Kissen.

«Du musst jetzt tapfer sein», sagt er bedrückt und streichelt mir über die Schulter. «Sei tapfer.»

Ich wage es nicht, ihn abzuschütteln. Er ist mein Gemahl, ich darf ihn nicht vor den Kopf stoßen. Er ist meine einzige Zuflucht. Durch ihn konnte ich meinen Namen und Titel ablegen, denn mein Name ist der gefährlichste in ganz England: Plantagenet. Einst trug ich ihn mit Stolz, wie eine Krone. Einst war ich Margaret Plantagenet aus dem Hause York, Nichte zweier Könige, der Brüder Edward IV. und Richard III., und der dritte Bruder war mein Vater, George, Duke of Clarence. Meine Mutter war die reichste Frau in England, die Tochter eines Mannes, der so mächtig war, dass man ihn den «Königsmacher» nannte. Mein Bruder Teddy war von unserem Onkel, König Richard, zum Erben des englischen Throns ernannt worden, und uns beiden – Teddy und mir – gehörten die Liebe und Treue des halben Königreichs. Wir waren die edlen Warwick-Waisen, vor einem bösen Schicksal errettet, den Klauen der weißen Königin entrissen, von Königin Anne persönlich im Kindertrakt von Middleham Castle aufgezogen, und nichts auf der Welt war zu gut, zu kostbar, zu erlesen für uns.

Aber als König Richard starb, waren wir von einem Tag auf den anderen keine Thronerben mehr, sondern Prätendenten, Überlebende des alten Königsgeschlechts, während ein Usurpator den Thron bestieg. Wie war nun mit den Prinzessinnen des Hauses York zu verfahren? Die Tudors, Mutter und Sohn, hatten die Lösung parat: Wir alle sollten mit unbedeutenden Männern verheiratet werden, sodass wir unseren Namen verloren und aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwanden. So lebe ich nun in Sicherheit auf einem kleinen Landsitz mitten in England, wo Grund und Boden billig ist und niemand auf den Ruf «À Warwick!» in die Schlacht reiten würde, um ein Lächeln von mir zu erringen.

Ich bin Lady Pole. Keine Prinzessin, keine Herzogin, nicht einmal eine Gräfin, nur die Frau eines niederen Ritters, in Bedeutungslosigkeit versunken. Margaret Pole, die junge schwangere Gemahlin von Sir Richard Pole. Ich habe ihm bereits drei Kinder geboren, darunter zwei Jungen. Einen haben wir Henry genannt, um dem neuen König Henry VII. zu schmeicheln, und der andere heißt Arthur zu Ehren von dessen Sohn, Prinz Arthur. Meine Tochter trägt den Namen Ursula. Weil sie nur ein Mädchen ist, durfte ich den Namen frei wählen, und so habe ich sie nach einer Heiligen benannt, die den Tod gewählt hat, statt sich zur Heirat mit einem Fremden zwingen zu lassen und seinen Namen anzunehmen. Ich glaube und hoffe, niemand hat meine kleine Geste der Rebellion bemerkt.

Mein Bruder jedoch konnte nicht durch Heirat seinen Namen ändern. Ganz gleich, wie weit unter seinem Stand er geheiratet hätte, er wäre immer Edward Plantagenet geblieben, Earl of Warwick, der wahre Thronerbe Englands. Hätte jemand seine Standarte erhoben (was früher oder später gewiss geschehen wäre), dann wäre halb England dem Ruf seines gestickten Wappens gefolgt, der weißen Rose. So nannte man ihn: «die Weiße Rose».

Da sie ihm also nicht seinen Namen nehmen konnten, nahmen sie ihm sein Vermögen und seinen Grundbesitz. Dann raubten sie ihm auch noch seine Freiheit, sperrten ihn in den Tower of London wie einen Verräter. Aber auch ohne Gefolge, ohne Ländereien, ohne Burg und ohne Bildung war mein Bruder noch immer der Earl of Warwick, die Weiße Rose, Erbe des Throns der Plantagenets, ein lebender Vorwurf an die Tudors, die den Thron widerrechtlich in Besitz genommen haben. Als einen Knaben von elf Jahren ließen sie Teddy in dem finsteren Verlies verschwinden, und erst als ein Mann von vierundzwanzig trat er wieder heraus. Dreizehn Jahre lang hatte er kein Gras unter den Füßen gespürt. Dann schritt er aus dem Tower – vielleicht genoss er dabei den Geruch der regennassen Erde, vielleicht lauschte er den Möwen über dem Fluss, hörte von jenseits der hohen Mauern Rufe und Gelächter freier Menschen. Von zwei Wachen flankiert, ging er über die Zugbrücke und den Tower Hill hinauf, kniete vor dem Richtblock nieder und legte seinen Kopf darauf, als habe er den Tod verdient, als sei er bereit zu sterben; und sie köpften ihn.

Das geschah gestern. Es regnete den ganzen Tag in Strömen, ein Unwetter, als ob der Himmel selbst sich gegen die Grausamkeit empörte. Als ich die Nachricht bekam – ich war gerade bei meiner Cousine, der Königin, in ihren prächtigen Gemächern –, schlossen wir die Fensterläden, um den Regen nicht sehen zu müssen, der jetzt gerade auf dem Tower Hill das Blut meines Bruders fortspülte, mein Blut, königliches Blut.

«Du musst versuchen, tapfer zu sein», redet mein Gemahl mir noch einmal zu. «Denk an das Ungeborene. Du darfst keine Angst haben.»

«Ich habe keine Angst», entgegne ich über die Schulter. «Ich habe ja nichts zu befürchten. Ich weiß, dass ich bei dir sicher bin.»

Er zögert. Er mag mich nicht daran erinnern, dass ich womöglich trotz allem etwas zu fürchten habe. Vielleicht bietet nicht einmal dieser niedere Stand mir genügend Sicherheit. «Ich meine, du musst versuchen, dir deine Trauer nicht anmerken zu lassen …»

«Warum nicht?» Es klingt wie ein kindlicher Klagelaut. «Warum darf ich nicht trauern? Mein Bruder, mein einziger Bruder ist tot! Geköpft wie ein Verräter, dabei war er unschuldig wie ein Kind. Warum soll ich nicht trauern?»

«Weil es ihnen nicht gefallen wird», antwortet er schlicht.

Westminster Palace LondonWinter/Frühjahr 1500

Die Königin kommt persönlich aus ihren Gemächern im Palast die breite Treppe herunter, um uns zu verabschieden, als wir nach den Weihnachtsfeierlichkeiten von Westminster abreisen. Der König verlässt seine Räume nicht. Seine Mutter erzählt allen, es gehe ihm gut, er habe nur einen Anflug von Fieber, er sei ansonsten gesund und kräftig und verbringe die kalten Wintertage geruhsam am warmen Feuer, aber niemand glaubt ihr. Alle wissen, dass er krank ist vor Schuld wegen der Ermordung meines Bruders und des Todes des Prätendenten, der als Verräter bezeichnet wurde, weil er angeblich an derselben imaginären Verschwörung beteiligt war. Welche Ironie, denke ich: Die Königin und ich, die wir beide einen Bruder verloren haben, gehen dennoch mit bleichen Gesichtern und zusammengebissenen Zähnen weiter unseren Pflichten nach, während der Mann, der die Hinrichtungen befohlen hat, sich in sein Bett verkriecht, weil die Schuld ihm schier die Sinne raubt. Elizabeth und ich sind als Plantagenets an Verluste gewöhnt, unser beider Leben ist seit jeher von Verrat und Schicksalsschlägen geprägt. Henry Tudor hingegen, der erst seit kurzem auf dem Thron sitzt, hat seine Kämpfe nie selbst austragen müssen.

«Viel Glück», sagt Elizabeth knapp. Dann deutet sie mit einer Handbewegung auf meinen gerundeten Leib. «Willst du denn wirklich nicht bleiben? Du könntest dich hier in den rituellen Rückzug begeben. Du wärest gut versorgt, und ich würde dich besuchen. Überleg es dir doch noch einmal, Margaret.»

Ich schüttele den Kopf. Ich kann ihr nicht sagen, dass ich all das nicht länger ertrage – London, den Hof, die Herrschaft ihres Gemahls und seiner übermächtigen Mutter.

«Also gut», sagt sie, die mich auch ohne Worte versteht. «Wirst du denn, sobald du wieder auf den Beinen bist, den anderen nach Ludlow folgen?»

Auf jener entlegenen Burg lebt ihr Sohn Arthur, und mein Gemahl ist dort als Vormund des Jungen eingesetzt. Ihr ist wohler, wenn ich auch dort bin.

«Ich werde so bald wie möglich dorthin reisen», verspreche ich. «Aber du weißt ja, dein Junge ist bei Sir Richard in guten Händen. Er sorgt für ihn, als sei der Prinz aus purem Gold.»

Mein Gemahl ist ein sehr anständiger Mann, das muss ich ihm lassen. Mylady Königinmutter hat eine gute Wahl für mich getroffen, als sie mich verheiratete. Ihr ging es einzig darum, einen Mann zu finden, durch den ich aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwand, aber zufällig ist ihre Wahl auf einen gefallen, der mich liebt und ehrt. Und zudem ist sie preiswert davongekommen – es ist geradezu lachhaft, was mein Gemahl dafür bekommen hat, mich zu heiraten: zwei bescheidene Landhäuser und eine kleine, heruntergekommene Burg! Er hätte weitaus mehr verlangen können, doch er hat den Tudors immer für ein Dankeschön gedient, ist ihnen und ihrer Standarte treu gefolgt, wohin auch immer, fraglos und ohne Rücksicht auf Verluste.

Früh in seinem Leben hat er sein Vertrauen in seine Verwandte Margaret Beaufort gesetzt. Sie hat ihn – wie so viele – davon überzeugt, dass sie eine glorreiche Verbündete, aber eine gefährliche Feindin sei. Als junger Mann hat er an ihren ausgeprägten Familiensinn appelliert und sich ihrer Führung unterstellt. Sie hat ihn auf ihren Sohn eingeschworen, und er hat wie alle ihre Verbündeten sein Leben riskiert, um ihn auf den Thron zu bringen. Sie schmückte sich von da an mit dem selbst erfundenen Titel «Mylady Königinmutter». Doch noch im Triumph klammert sie sich ängstlich an ihre Verwandten und traut weder Freunden noch Fremden über den Weg, weil sie argwöhnt, sie könnten abtrünnig werden.

Mein Blick ruht auf meiner Cousine, der Königin. Sie haben sie mit Myladys Sohn, dem König Henry, verheiratet, sie jedoch erst fast zwei Jahre später, nachdem sie ihre Fruchtbarkeit und ihre Treue unter Beweis gestellt hatte, zu seiner Königin gekrönt – dabei war sie als Prinzessin geboren, er hingegen weit von der Krone entfernt. Ich wurde mit Sir Richard, dem entfernten Cousin der Königinmutter, verheiratet. Wir beide haben gehorsam unsere Abstammung verleugnet, den Namen unseres jeweiligen Gemahls angenommen und den Treueeid geleistet. Dennoch bezweifle ich, dass die Tudors uns jemals vertrauen werden.

Der Blick meiner Cousine wandert zu Arthur, dem jungen Prinzen, der darauf wartet, dass sein Pferd aus dem Stall geführt wird. «Ich wünschte, ihr würdet alle drei hier bleiben.»

«Er muss sich in seinem Fürstentum zeigen», erinnere ich sie. «Er ist Prince of Wales, er gehört nach Wales.»

«Ich meine nur …»

«Im Land herrscht Frieden. Der König und die Königin von Spanien werden in Kürze ihre Tochter zu uns schicken. Und schon bald sind wir zu Arthurs Hochzeit wieder hier.» Ich erwähne nicht, dass sie die junge Infantin erst jetzt schicken, nachdem mein Bruder tot ist. Er musste sterben, damit es keinen Rivalen um den Thron gibt; der Teppich, auf dem die Infantin zum Traualtar schreitet, wird so rot sein wie sein Blut. Und auch ich werde im Gefolge der Tudors darübergehen müssen, mit einem Lächeln.

Plötzlich zieht Elizabeth mich dicht zu sich heran und flüstert mir ins Ohr, sodass ich ihren warmen Atem an der Wange spüre: «Margaret, ich muss dir etwas erzählen. Es gibt einen Fluch.» Als sie meine Hand ergreift, bemerke ich, dass sie zittert.

«Was für einen Fluch?»

«Wer meine Brüder aus dem Tower holte und sie tötete, sollte dafür sterben.»

Entsetzt weiche ich zurück. «Wer hat das gesagt? Von wem stammt der Fluch?»

Der Schatten der Schuld, der über ihr bleiches Gesicht huscht, verrät mir die Antwort. Es muss ihre Mutter gewesen sein, die Hexe Elizabeth, eine skrupellose Frau. «Was genau hat sie gesagt?»

Meine Cousine hakt sich bei mir ein und führt mich durch den Torbogen neben den Stallungen in den Garten, wo wir ungestört sind. Ein Baum breitet seine kahlen Äste über unsere Köpfe.

«Auch ich habe den Fluch ausgesprochen», gesteht sie. «Zusammen mit meiner Mutter. Ich war noch ein Kind, aber ich hätte es besser wissen müssen … Wir haben zum Fluss gesprochen, zur Göttin … du weißt schon. Zu der Göttin, von der unser Geschlecht abstammt. Dies waren die Worte: ‹Unser Junge wurde uns genommen, bevor er zum Mann und König wurde – obwohl er doch zu beidem geboren war. Nimm also den Sohn seines Mörders, solange er ein Junge ist, bevor er zum Mann reifen, bevor er sein Erbe antreten kann. Und nimm ihm seinen Enkel. Wenn er stirbt, wissen wir, dass dies das Wirken unseres Fluches und dass der Verlust unseres Sohnes nun vergolten ist.›»

Ich schaudere und ziehe meinen Reitumhang fester um mich, als sei mit einem zustimmenden Seufzen vom Fluss her eine plötzliche Kühle in den sonnigen Garten aufgestiegen. «Das habt ihr gesagt?»

Sie nickt, und in ihren dunklen Augen steht die Angst.

«Nun, König Richard ist gestorben und sein Sohn noch vor ihm», stelle ich fest. «Ein Mann und sein Sohn. Deine Brüder sind unter seiner Obhut verschwunden. Wenn er schuldig war und der Fluch gewirkt hat, dann ist er damit vielleicht erfüllt, seine Linie ist ausgelöscht.»

Sie zuckt die Schultern. Niemand, der Richard kannte, würde auch nur für einen Augenblick glauben, er habe seine Neffen getötet. Die Vorstellung ist absurd. Er war seinem Bruder treu ergeben und hätte sein Leben für seine Neffen geopfert, auch wenn er ihre Mutter hasste. Nicht einmal die Tudors wagen es, mehr als Andeutungen darüber zu verbreiten; nicht einmal sie sind dreist genug, den Toten dieses Verbrechens zu bezichtigen.

«Wenn es dieser König war …» Meine Stimme ist nur mehr ein Flüstern, und ich ziehe meine Cousine noch dichter an mich heran, denn am Hof wimmelt es von Spionen. «Wenn der Befehl, deine Brüder zu töten, von ihm kam …»

«Oder von seiner Mutter», ergänzt sie ebenso leise. «Ihr Gemahl hatte die Schlüssel zum Tower, meine Brüder standen zwischen ihrem Sohn und dem Thron …»

Wir schaudern, die Hände fest ineinandergekrampft, als könnte die Königinmutter sich von hinten anschleichen, um uns zu belauschen. Wir beide fürchten die Macht von Margaret Beaufort, Henry Tudors Mutter.

«Einmal angenommen, es wäre so …» Ich versuche, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen, das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. «Aber Elizabeth, dann würde der Fluch ihren Sohn treffen, deinen eigenen Gemahl, und auch seinen Sohn.»

«Ich weiß», seufzt sie leise. «Seit mir der Gedanke gekommen ist, graut mir davor. Was, wenn der Enkel des Mörders mein Junge ist, Prinz Arthur? Was, wenn ich meinen eigenen Sohn verflucht habe?»

«Und was, wenn durch diesen Fluch die Linie ausstirbt?», flüstere ich. «Wenn es keine weiteren Tudor-Söhne gibt und am Ende nur unfruchtbare Mädchen bleiben?»

Wir stehen reglos, wie erstarrt in dem winterlichen Garten. Im Baum über uns stößt ein Rotkehlchen seinen Warnruf aus, dann fliegt es davon.

«Pass auf ihn auf!», sagt sie mit plötzlicher Inbrunst. «Sorge dafür, dass Arthur in Ludlow nichts zustößt, Margaret!»

Stourton Castle StaffordshireFrühjahr 1500

Ich werde auf Stourton in den rituellen Rückzug vor der Geburt gehen – einen Monat lang werde ich mein Gemach nicht verlassen, während mein Gemahl den Prince of Wales nach Ludlow Castle begleitet. Jetzt stehe ich an der großen Eingangstür unserer maroden alten Burg, um die beiden zu verabschieden. Prinz Arthur kniet vor mir nieder, um meinen Segen zu empfangen. Als er sich wieder aufrichtet, küsse ich ihn auf beide Wangen. Mit seinen dreizehn Jahren ist er bereits größer als ich, ein attraktiver Junge mit dem Charme der Yorks. Kaum etwas deutet darauf hin, dass er ein Tudor ist, bis auf sein kupferfarbenes Haar und seine gelegentlichen Anwandlungen von Angst; die Tudors sind eine ängstliche Familie.

Ich umfasse seine schmalen Schultern und drücke den Knaben fest an mich. «Sei brav», ermahne ich ihn. «Und nimm dich bei Turnieren und beim Reiten in Acht. Ich habe deiner Mutter versprochen, dass dir nichts zustoßen wird. Also sei vorsichtig.»

Er verdreht die Augen, nickt jedoch gehorsam. Dann schwingt er sich in den Sattel, ergreift die Zügel und lässt sein Ross auf der Stelle tänzeln.

«Werde nicht übermütig», befehle ich. «Und wenn es regnet, stell dich unter.»

«Ja, ja, versprochen», sagt mein Gemahl. Er lächelt freundlich auf mich herunter. «Ich passe schon auf ihn auf, das weißt du. Und du pass auf dich selbst auf, schließlich hast du in diesem Monat ein schweres Werk vor dir. Schick Nachricht, sobald das Kind geboren ist.»

Eine Hand auf meinen prallen Leib gelegt, in dem das Kind sich regt, winke ich den beiden nach und sehe zu, wie sie den Weg nach Süden einschlagen, in Richtung Kidderminster. Der Boden ist hart gefroren, sie werden gut vorankommen. Die Leibgarde des Prinzen in ihrer leuchtend bunten Livree reitet mit wehender Standarte voran. Der Prinz selbst reitet neben meinem Mann, umgeben von seinem Gefolge in dichter, schützender Formation. Hinter ihnen kommen die Lasttiere mit der persönlichen Habe des Prinzen, seinem goldenen Geschirr, der mit Email und Gravur verzierten Rüstung, seinen kostbaren Teppichen und sonstigen Schätzen, bis hin zu seiner Wäsche. Er führt ein Vermögen in Wertgegenständen mit sich, schließlich ist er der Kronprinz von England und wird gehalten wie ein Kaiser. Die Tudors untermauern ihre Herrschaft mit allen äußeren Zeichen des Reichtums, als würde sie dadurch legitimiert.

Auch die neue Leibgarde der Tudors in grün-weißer Livree begleitet den Trupp. Als die Plantagenets an der Macht waren, pflegten wir unbewaffnet auszureiten, nur von Freunden und Gefährten begleitet. Wir brauchten keine Leibgarde, denn wir fürchteten das Volk nicht. Die Tudors sind ständig auf der Hut vor Überfällen. Sie sind mit einer Armee ins Land einmarschiert, Krankheit in ihrem Gefolge, und noch heute, fast fünfzehn Jahre nach ihrem Sieg, sind sie wie Eindringlinge – sie fühlen sich im Land nicht sicher, nicht willkommen.

Ich stehe da, die Hand zum Abschiedsgruß erhoben, bis die Reiter um eine Wegbiegung verschwunden sind. Dann ziehe ich mein Umschlagtuch aus feiner Wolle fester um mich und gehe ins Haus. Ich will noch nach meinen Kindern sehen, bevor der ganze Haushalt zu Abend isst, und anschließend werde ich das Glas auf die Verwalter meines Hauses und meiner Ländereien erheben, ihnen einschärfen, während meines Rückzugs alles in guter Ordnung zu halten, und schließlich mit meinen Kammerfrauen, Hebammen und Ammen in mein Gemach gehen. Dort muss ich vier lange Wochen auf die Geburt unseres jüngsten Kindes warten.

Ich habe keine Angst vor Schmerzen, deshalb graut mir nicht vor der Geburt. Dies ist mein viertes Kindbett, und so weiß ich immerhin, was mir bevorsteht. Aber ich freue mich auch nicht darauf. Keins meiner Kinder beschert mir das Glück, das ich bei anderen Müttern sehe. Meine Söhne wecken keinen glühenden Ehrgeiz in mir, ich kann nicht darum beten, dass sie es in der Welt weit bringen werden – es wäre Irrsinn zu wünschen, dass sie die Aufmerksamkeit des Königs auf sich ziehen, denn was könnte er anderes in ihnen sehen als Jungen aus dem Geschlecht der Plantagenets, mögliche Rivalen, eine Bedrohung? Auch für meine Tochter erträume ich mir keine großartige Zukunft. Ich wünsche mir für sie nichts weiter als ein gesichertes Leben, das kein Aufsehen erregt. Eine liebende Mutter sollte zuversichtlich sein und großartige Zukunftspläne für ihre Kinder spinnen. Aber ich stamme aus dem Hause York, ich weiß besser als irgendjemand sonst, wie unsicher und gefahrvoll die Welt ist, und das Beste, was ich für meine Kinder planen kann, ist, dass sie im Schatten überleben.

Das Kind kommt verfrüht zur Welt, eine Woche eher als erwartet. Es ist ein hübscher, kräftiger Junge mit einem lustigen kleinen braunen Schopf mitten auf dem Kopf, der aussieht wie ein Hahnenkamm. Der Kleine nimmt die Milch der Amme gut an, und sie stillt ihn oft und ausgiebig. Ich schicke einen Boten mit der frohen Kunde zu seinem Vater und erhalte im Gegenzug Glückwünsche und ein Armband aus Waliser Gold. Mein Gemahl schreibt, er werde zur Taufe heimkehren, und der Junge solle Reginald heißen – Reginald der Ratgeber –, als dezenter Hinweis an den König und seine Mutter, dass dieser Junge zu einem Berater und ergebenen Diener ihres Hauses erzogen werden wird.

Manchmal legt die Amme mir meinen Sohn in die Arme, und dann wiege ich ihn und betrachte verzückt die Form seiner geschlossenen Lider, den Schwung seiner Wimpern auf den Wangen. Er erinnert mich an meinen Bruder, als er noch klein war. Ich habe sein pausbäckiges Kindergesicht mit den ängstlich blickenden dunklen Augen vor mir. Später, als er heranwuchs, habe ich ihn kaum noch gesehen. Ich kann mir nicht den Gefangenen vorstellen, wie er durch den Regen zum Schafott auf dem Tower Hill geht. Ich drücke mein Neugeborenes fest an mein Herz und denke, wie unsicher das Leben ist; vielleicht ist es besser, überhaupt nicht mehr zu lieben.

Mein Gemahl kommt rechtzeitig zur Taufe, wie versprochen, und sobald ich das Wochenbett verlassen und den Muttersegen empfangen habe, brechen wir nach Ludlow auf. Es ist eine lange, beschwerliche Reise für mich. Vormittags reite ich, nachmittags ruhe ich in einer Sänfte. Dennoch sind wir zwei Tage unterwegs, bis endlich die hohen Mauern der Stadt in Sicht kommen, der cremefarbene Putz und die schwarzen Balken der Häuser unter ihren dicken Strohdächern und dahinter, düster und alles überragend, die Burg.

Ludlow Castle Welsh MarchesFrühjahr 1500

Das große Tor wird weit aufgestoßen, und Arthur kommt herausgestürmt wie ein übermütiges Fohlen. Der schlaksige Knabe ist ganz außer sich vor Aufregung, und während er mir aus dem Sattel hilft, erkundigt er sich nach meinem Befinden und warum ich den Kleinen nicht mitgebracht habe.

«Es ist zu kalt für ihn, zu Hause bei seiner Amme ist er besser aufgehoben.» Ich umarme ihn, dann kniet er nieder, um meinen Segen als Gemahlin seines Vormunds und königliche Cousine seiner Mutter zu empfangen. Als er sich wieder erhebt, mache ich einen raschen Knicks vor ihm als dem Thronerben. So halten wir ganz beiläufig das Protokoll ein, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Er wurde von klein auf dazu erzogen, einmal König zu werden, und ich bin als eine der bedeutendsten Personen an einem von Zeremoniell geprägten Hof aufgewachsen. Bis die Tudors kamen, bis ich heiratete und die unbedeutende Lady Pole wurde.

Arthur tritt einen Schritt zurück, um mir forschend ins Gesicht zu sehen. «Wie geht es dir?», fragt er schüchtern. «Ist alles gutgegangen?»

«Ich habe alles gut überstanden», versichere ich ihm.

Er strahlt. Dieser Knabe, jetzt in seinem vierzehnten Jahr, hat das liebevolle Herz seiner Mutter; er wird ein mitfühlender König werden, und einen solchen braucht England weiß Gott, um die Wunden von dreißig langen Jahren des Krieges zu heilen.

Mein Gemahl kommt geschäftig vom Stall herbei, und er und Arthur führen mich in die große Halle, wo der ganze Hof sich vor mir verneigt und ich zwischen Hunderten Männern unseres Haushalts zu meinem Ehrenplatz an der hohen Tafel schreite, zwischen meinem Gemahl und dem Prince of Wales.

Später am Abend gehe ich zu Arthur in sein Schlafgemach, um mit anzuhören, wie er betet. Sein Kaplan kniet neben ihm am Betpult, während der Prinz gewissenhaft auf Latein die Oration des Tages und das Gebet zur Nacht rezitiert. Der Geistliche liest einen Abschnitt aus den Psalmen, dann betet Arthur mit gesenktem Kopf für das Wohlergehen seines Vaters und seiner Mutter, des Königs und der Königin von England. «Und für Mylady Königinmutter, die Countess of Richmond», fügt er hinzu – er nennt sie bei ihrem Titel, wohl damit Gott nicht vergisst, wie hoch sie aufgestiegen und wie würdig sie Seiner Aufmerksamkeit ist. Als der Junge mit «Amen» schließt, neige ich den Kopf, während der Kaplan seine Sachen einsammelt und Arthur in sein großes Bett springt.

«Lady Margaret, weißt du, ob ich noch dieses Jahr verheiratet werde?»

«Man hat mir kein Datum genannt», antworte ich, setze mich auf die Bettkante und betrachte sein strahlendes Gesicht, den weichen Flaum auf der Oberlippe, den er oft streichelt, als könnte er ihn dadurch zum Wachsen anregen. «Jedenfalls steht der Heirat jetzt nichts mehr im Wege.»

Rasch legt er seine Hand auf meine. Er weiß, dass das spanische Königspaar geschworen hat, seine Tochter erst dann als Arthurs Braut nach England zu schicken, wenn sichergestellt wäre, dass es keine Rivalen um den englischen Thron gibt. Damit war nicht nur mein Bruder Edward gemeint, sondern auch der Prätendent, der sich als Richard of York ausgab, den Bruder der Königin. Entschlossen, die Verbindung voranzutreiben, hat der König die Hinrichtung beider befohlen. Der Prätendent hatte sich einen höchst gefährlichen Namen angeeignet, hat gegen Henry zu den Waffen gegriffen und ist dafür gestorben. Mein Bruder hat seinen eigenen Namen verleugnet, niemals die Stimme erhoben, von Waffen ganz zu schweigen, und musste dennoch sterben. Ich muss versuchen, mein eigenes Leben nicht von Bitterkeit beherrschen zu lassen. Ich muss meinen Groll hinunterschlucken.

«Du weißt, ich habe das nicht gewollt», sagt Arthur sehr leise. «Dass er stirbt. Ich wollte das nicht.»

«Das weiß ich», erwidere ich. «Es hat nichts mit dir oder mir zu tun. Es lag nicht in unserer Hand. Keiner von uns hätte etwas dagegen tun können.»

«Aber etwas habe ich doch getan», sagt er mit einem schüchternen Seitenblick zu mir. «Es hat zwar nichts geholfen, aber ich habe meinen Vater um Gnade gebeten.»

«Das war gut von dir», sage ich. Ich erzähle ihm nicht, wie ich vor dem König auf den Knien gelegen habe, mir den Kopfputz heruntergerissen, wie ich mit gelöstem Haar und tränenüberströmtem Gesicht vor ihm die Hände gerungen habe, bis sie mich fortzerrten und mein Gemahl mich beschwor, nie wieder davon zu sprechen, um den König nicht daran zu erinnern, dass ich einmal den Namen Plantagenet trug und jetzt zwei Söhne habe, deren königliches Blut eine Bedrohung darstellen könnte. «Es war nicht zu verhindern. Ich bin sicher, Seine Gnaden, dein Vater, hat nur getan, was er für richtig hielt.»

«Kannst du …» Er zögert. «Kannst du ihm verzeihen?»

Er bringt es nicht über sich, mich bei dieser Frage anzusehen, sondern hält den Blick auf unsere ineinander verschränkten Hände gerichtet. Behutsam dreht er den neuen Ring, den ich am Finger trage, einen Trauerring mit einem W für Warwick, meinen Bruder.

Ich lege meine andere Hand auf seine. «Ich habe nichts zu verzeihen», erwidere ich fest. «Es war kein Akt des Zornes oder der Rache von deinem Vater gegen meinen Bruder. Er hielt es für nötig, um seinen Thron zu sichern. Ihm war klar, dass die spanischen Herrscher die Infantin nicht nach England schicken würden, solange mein Bruder am Leben war. Und er rechnete damit, dass das Volk von England sich jederzeit wieder für einen aus dem Hause Plantagenet erheben könnte. Es ist Pech, dass mein Bruder als Gefahr erschien und dein Vater ihn deshalb aus dem Weg schaffen ließ.»

«Aber er war keine Gefahr!», ruft Arthur aus.

«Nein, er selbst war keine Gefahr. Sein Name war die Gefahr.»

«Aber es ist doch auch dein Name?»

«Nein, mein Name ist Margaret Pole», erwidere ich nüchtern. «Das weißt du doch. Und ich versuche zu vergessen, dass ich jemals einen anderen Namen getragen habe.»

Westminster Palace LondonHerbst 1501

Arthurs Braut kommt nicht vor ihrem fünfzehnten Geburtstag nach England. Als der Sommer zu Ende geht, reisen wir nach London, wo Arthur, seine Mutter und ich zwei Monate damit zubringen, Kleider in Auftrag zu geben, den Schneidern Anweisungen zu erteilen, den Juwelieren, Handschuh- und Hutmachern und Näherinnen, um für den jungen Prinzen eine Garderobe und einen schmucken Anzug für seine Hochzeit zusammenzustellen.

Er ist nervös. Er hat seiner Braut regelmäßig geschrieben, förmliche Briefe auf Latein, denn das ist die einzige Sprache, die beide beherrschen. Meine Cousine, die Königin, hat darauf gedrungen, dass die Infantin in Englisch und Französisch unterrichtet wird. «Es ist barbarisch, einen Fremden zu heiraten, mit dem man sich nicht einmal unterhalten kann», raunt sie mir zu, während wir in ihrer Kammer Arthurs neue Hemden besticken. «Sollen sie sich bei Tisch vielleicht durch einen Botschafter verständigen?»

Ich lächele. Uns beiden ist bewusst, dass kaum eine Ehefrau einen liebevollen Gemahl hat, mit dem sie frei reden kann. «Sie wird die Sprache lernen», sage ich. «Sie wird sich an unsere Sitten gewöhnen müssen.»

«Der König wird hinunter an die Küste reiten, um sie zu empfangen», berichtet Elizabeth. «Ich habe ihm zugeredet, sie lieber hier in London zu erwarten, aber er besteht darauf, ihr mit Arthur entgegenzureiten und sie zu überraschen.»

«Ich bezweifle, dass die Spanier Überraschungen schätzen», bemerke ich. Es ist allgemein bekannt, dass sie ein sehr förmliches Volk sind; die Infantin hat bisher fast gänzlich von der Welt abgeschnitten gelebt, im ehemaligen Harem des Palastes von Alhambra.

«Sie ist versprochen, seit zwölf Jahren ist sie versprochen, und jetzt wird sie endlich hergeschickt», entgegnet Elizabeth sachlich. «Wen kümmert es, was ihr gefällt? Den König jedenfalls nicht, und vielleicht nicht einmal mehr ihre Mutter oder ihren Vater.»

«Armes Kind», sage ich. «Nun, aber sie könnte sich keinen hübscheren und liebenswürdigeren Bräutigam als Arthur wünschen.»

«Nicht wahr?» Das Gesicht seiner Mutter strahlt ob dieses Lobes. «Und er ist schon wieder größer geworden. Was gebt ihr ihm nur immer zu essen? Er ist mir bereits über den Kopf gewachsen, ich glaube, er wird so groß werden wie mein Vater.» Sie verstummt abrupt, als sei es Verrat, ihren Vater, König Edward, nur zu erwähnen.

«Sicher wird er so groß wie König Henry», helfe ich ihr aus der Verlegenheit. «Und so Gott will, wird sie eine ebenso gute Königin wie du.»

Elizabeth lächelt flüchtig. «Vielleicht. Und vielleicht werden wir Freundinnen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie mir ein wenig ähnlich ist. Sie wurde dazu erzogen, einmal Königin zu werden, so wie ich. Ihre Mutter ist eine entschlossene und mutige Frau, wie meine es war.»

Wir warten im Kindertrakt darauf, dass der Bräutigam und sein Vater von ihrer Mission heimkehren. Der kleine Prinz Harry, zehn Jahre alt, ist ganz aufgeregt wegen des Abenteuers. «Reitet er zu ihr und entführt sie?»

«Aber nein.» Seine Mutter hebt ihr jüngstes Kind, die fünfjährige Mary, auf den Schoß. «Sie werden sie ganz ordentlich aufsuchen und ihren Besuch anmelden. Dann machen sie der Prinzessin ihre Aufwartung, vielleicht speisen sie noch mit ihr, und am nächsten Morgen brechen sie wieder auf.»

«Ich würde hinreiten und sie entführen!», verkündet Harry großspurig und galoppiert auf einem imaginären Pferd durch den Raum, die Zügel in der Hand. «Ich würde hinreiten und sie auf der Stelle heiraten. Sie hat sich lange genug Zeit gelassen, nach England zu kommen. Ich würde keinen Aufschub dulden.»

«Keinen Aufschub dulden?», wiederhole ich. «Was sind denn das für Töne? Was in aller Welt hast du gelesen?»

«Er liest ständig», bemerkt seine Mutter liebevoll. «Er ist ein richtiger kleiner Gelehrter. Er liest Romanzen und geistliche Schriften und Gebete und Heiligenlegenden. Auf Französisch, Latein und Englisch. Mit Griechisch fängt er auch gerade an.»

«Und ich bin musikalisch», ergänzt Harry.

«Ein begabter Junge», lobe ich ihn lächelnd.

«Und ich reite auf großen Pferden, nicht nur auf kleinen Ponys, und ich kann auch mit Jagdfalken umgehen. Ich habe sogar einen eigenen, er heißt Ruby.»

Seine Mutter und ich lächeln uns über seinen kupferfarbenen Schopf hinweg zu.

«Du bist wahrhaftig ein echter Prinz», sage ich zu ihm.

«Ich sollte besser auch nach Ludlow kommen», erwidert er. «Mit dir und deinem Gemahl, damit ich lerne, wie man ein Land regiert.»

«Du wärest uns sehr willkommen.»

Er hält inne, kniet auf dem Schemel vor mir nieder und nimmt mein Gesicht in beide Hände. «Ich will ein guter Prinz werden», beteuert er ernst. «Wirklich. Ich will alles tun, was mein Vater mir aufträgt. Ob ich Irland regieren soll oder die Flotte befehligen. Wohin er mich auch schickt. Du kannst das nicht wissen, Lady Margaret, weil du keine Tudor bist, aber es ist eine göttliche Berufung, in eine Königsfamilie geboren zu sein. Wenn meine Braut nach England kommt, werde ich ihr in Verkleidung entgegenreiten, und wenn sie mich sieht, wird sie ausrufen: ‹Oh! Wer ist denn dieser schmucke Jüngling da hoch zu Ross?› Und ich werde sagen: ‹Ich bin es!› Und dann rufen alle: ‹Hurra!›»

«Es ist gar nicht gut verlaufen», berichtet Arthur bedrückt seiner Mutter, die sich gerade für die Tafel fertig macht. Ich halte ihre Krone und sehe zu, wie die Zofe ihr Haar bürstet.

«Als wir ankamen, hatte sie sich schon zurückgezogen, und sie hat ausrichten lassen, sie könne uns nicht empfangen. Aber Vater wollte sich nicht abweisen lassen und hat sich mit den Lords beraten, die uns begleiteten. Sie haben ihm zugestimmt …» Arthur schlägt die Augen nieder, und sein Widerwille ist ihm deutlich anzusehen. «Natürlich, wer würde ihm widersprechen? Also sind wir im strömenden Regen zum Dogmersfield Palace geritten und haben darauf bestanden, dass sie uns empfängt. Vater ist in ihr Privatgemach gegangen, ich glaube, es gab einen Streit, und dann ist sie wütend rausgekommen, und wir haben alle zu Abend gegessen.»

«Wie ist sie denn so?», frage ich in die Stille hinein, als niemand anderes etwas sagt.

«Woher soll ich das wissen?», fragt er niedergeschlagen zurück. «Sie hat kaum mit mir gesprochen. Mir ist das Wasser nur so aus den Kleidern gelaufen. Vater hat ihr befohlen zu tanzen, und sie hat mit drei ihrer Damen einen spanischen Tanz vorgeführt. Sie trug einen dichten Schleier über dem Kopf, sodass ich ihr Gesicht kaum sehen konnte. Ich glaube, jetzt ist sie böse auf uns, weil sie rauskommen und mit uns essen musste, obwohl sie nicht wollte. Sie hat Latein gesprochen, wir haben ein bisschen über das Wetter geredet und über ihre Reise. Sie ist entsetzlich seekrank gewesen.»

Sein düsteres Gesicht reizt mich beinahe zum Lachen. «Ach, junger Prinz, sei guten Mutes!», sage ich, lege ihm einen Arm um die Schultern und drücke ihn. «Das war erst der Anfang, die Zeit wird alles richten. Sie wird dich schon noch lieben und achten. Bald wird sie sich von ihrer Seekrankheit erholt haben und Englisch lernen.»

Er schmiegt sich Trost suchend an mich. «Meinst du? Sie sah wirklich sehr wütend aus.»

«Ihr bleibt gar nichts anderes übrig. Und du wirst sie ja auch gut behandeln.»

«Mein werter Vater ist sehr angetan von ihr», sagt er zu seiner Mutter. Es klingt wie eine Warnung.

Sie lächelt bitter. «Dein Vater hat eine Vorliebe für Prinzessinnen», erwidert sie. «Er liebt nichts mehr, als eine Frau von königlichem Blut in seiner Gewalt zu haben.»

Ich spiele gerade in der königlichen Kinderstube mit Prinzessin Mary, als Harry von seiner Reitstunde zurückkehrt. Sofort kommt er zu mir und stößt seine kleine Schwester mit dem Ellenbogen beiseite.

«Vorsichtig mit Ihrer Gnaden», ermahne ich ihn. Die Kleine kichert; sie ist eine robuste kleine Schönheit.

«Wo ist die spanische Prinzessin?», verlangt Harry zu wissen. «Warum ist sie nicht hier?»

«Sie ist noch unterwegs», erwidere ich und halte Prinzessin Mary einen bunten Ball hin. Sie nimmt ihn, wirft ihn hoch und fängt ihn wieder auf. «Prinzessin Katharina muss durchs Land reisen, um sich dem Volk zu zeigen, und dann wirst du ihr entgegenreiten, um sie in Empfang zu nehmen und nach London zu eskortieren. Dein neuer Anzug ist fertig, und dein neuer Sattel auch.»

«Hoffentlich mache ich alles richtig», sagt er ernst. «Hoffentlich benimmt mein Pferd sich gut und ich mache meine Mutter stolz.»

Ich lege einen Arm um ihn. «Ganz gewiss», versichere ich ihm. «Du reitest ausgezeichnet, du wirst fürstlich aussehen, und deine Mutter ist immer stolz auf dich.»

Ich fühle, wie er die schmalen Schultern strafft. Er sieht sich selbst im Geiste in einer Jacke aus goldenem Tuch, hoch zu Ross. «Ja, das ist sie», stimmt er mit der Selbstgewissheit eines geliebten Sohnes zu. «Ich bin zwar nicht der Thronfolger, sondern nur der zweite Sohn, aber sie ist trotzdem stolz auf mich.»

«Und was ist mit Prinzessin Mary?», ziehe ich ihn auf. «Der schönsten Prinzessin auf der Welt? Und mit deiner großen Schwester, Prinzessin Margaret?»

«Die sind nur Mädchen», entgegnet er mit brüderlicher Verachtung. «Wer interessiert sich für die?»

Ich beaufsichtige gerade, wie die neuen Gewänder der Königin gepudert, gebürstet und in den Ankleidezimmern aufgehängt werden, als Elizabeth hereinkommt und die Tür hinter sich schließt. «Lass uns allein», sagt sie kurz angebunden zur Gewandmeisterin. Ihr Ton verrät mir, dass etwas Schlimmes geschehen sein muss, denn die Königin ist sonst nie schroff zu den Frauen ihres Haushalts.

«Was ist passiert?»

«Es geht um Edmund, Cousin Edmund.»

Bei der Nennung seines Namens werden meine Knie weich, sodass Elizabeth mir helfen muss, mich auf einen Schemel zu setzen. Edmund ist der Sohn meiner Tante, der Duke of Suffolk, und steht hoch in der Gunst des Königs. Sein Bruder war ein Verräter, er führte die Aufständischen gegen den König in der Schlacht von Stoke an und fiel auf dem Schlachtfeld; doch ganz im Gegensatz zu ihm war Edmund de la Pole stets unerschütterlich treu, die rechte Hand des Tudorkönigs und sein Freund. Er ist eine Zierde des Hofes, Anführer der Lanzenreiter, ein gut aussehender, tapferer, brillanter Herzog des Hauses Plantagenet, ein strahlendes Zeichen für alle, dass Yorks und Tudors als eine einzige liebende königliche Familie miteinander leben können.

«Verhaftet?», spreche ich flüsternd meine schlimmste Befürchtung aus.

«Geflüchtet», erwidert sie knapp.

«Wohin?», frage ich entgeistert. «O mein Gott. Was hat er getan?»

«Er ist zum römisch-deutschen König Maximilian gegangen, um eine Armee gegen den König aufzustellen.» Die nächsten Worte drohen ihr in der Kehle stecken zu bleiben, doch sie muss mir die Frage stellen: «Margaret, sag mir – du hast nichts davon gewusst?»

Ich schüttele den Kopf, während ich ihre Hand ergreife und ihrem Blick begegne.

«Schwöre es», verlangt sie. «Du musst es schwören.»

«Ich schwöre. Er hat sich mir mit keinem Wort anvertraut.»

Wir beide denken schweigend daran, wer seine Vertrauten waren: der Schwager der Königin, William Courtenay; unser Cousin Thomas Grey; unser Cousin William de la Pole; mein Cousin zweiten Grades George Neville; unser Verwandter Henry Bourchier. Wir sind eine große, über ganz England verzweigte Familie aus ehrgeizigen Söhnen, kriegerischen Männern und fruchtbaren Frauen, untereinander eng durch Bluts- und Ehebande verbunden. Und uns gegenüber stehen nur vier Tudors: eine alte Dame, ihr von Ängsten geplagter Sohn und die Erben Arthur und Harry.

«Was wird geschehen?», frage ich und stehe wieder auf, denn mein Schwächeanfall ist vorüber.

Sie breitet die Arme aus, und wir halten uns einen Moment lang, wie damals als junge Mädchen, als wir mit Bangen auf Kunde aus Bosworth warteten.

«Er kann nie wieder heimkommen», stellt sie niedergeschlagen fest. «Wir werden Cousin Edmund niemals wiedersehen, außer wenn die Spione des Königs ihn aufspüren und nach England zurückbringen. Der König hat Hunderte von Spähern in seinem Dienst – wo auch immer Edmund sein mag, sie werden ihn finden …»

«Und dann werden sie alle verfolgen, mit denen er jemals darüber gesprochen hat», ergänze ich.

«Mit dir aber doch nicht?», vergewissert sie sich noch einmal. Sie senkt die Stimme zu einem Flüstern. «Margaret, sei ehrlich – mit dir nicht?»

«Nein, mit mir nicht, kein Sterbenswort. Du weißt doch, für Verrat bin ich taub und stumm.»

«Und am Ende werden sie ihn hinrichten», sagt sie tonlos. «Unseren Cousin Edmund. Wir werden mit ansehen müssen, wie er zum Schafott geht.»

Ich stöhne leise auf. Wir halten uns an den Händen. Doch in dem Schweigen, mit dem wir an unseren Cousin und das Schafott auf dem Tower Hill denken, ist uns beiden bewusst, dass wir schon Schlimmeres überlebt haben.

Ich bleibe nicht zur königlichen Hochzeit, sondern reise dem jungen Paar voraus nach Ludlow, um dafür zu sorgen, dass die Gemächer zu ihrer Ankunft warm und behaglich hergerichtet sind. Insgeheim bin ich froh, nicht am Hof sein zu müssen, wenn der König lächelnd und mit aufgesetzter Herzlichkeit all seine Verwandten aus der Plantagenet-Linie begrüßt. Ich müsste sonst fürchten, dass er mich in der Halle in ein charmantes Gespräch verwickelt, während seine Spione meine Gemächer durchsuchen. Der König ist am gefährlichsten, wenn er guter Laune scheint, seinen Hof um sich schart, amüsante Spiele ausruft, uns zum Tanzen ermuntert, sich lachend unter die Gäste mischt, während draußen, auf den düsteren Galerien und in den engen Gassen, seine Spione am Werk sind. Zwar habe ich nichts vor Henry Tudor zu verbergen, doch das heißt nicht, dass ich mich gern bespitzeln lasse.

Wie auch immer, der König hat angeordnet, dass das junge Paar nach der Hochzeit unverzüglich nach Ludlow kommen soll, und ich muss alles für sie vorbereiten. Das arme Mädchen wird sich vom größten Teil seines spanischen Gefolges verabschieden und im schlimmsten Winterwetter quer durchs Land zu einer Burg reisen müssen, die fast zweihundert Meilen von London entfernt liegt, Welten entfernt von dem Prunk und den Annehmlichkeiten des bisherigen Zuhauses. Der König will, dass Arthur seine Braut auf der Reise den Untertanen zeigt, um alle mit der nächsten Generation des Hauses Tudor zu beeindrucken. Er sucht nach Möglichkeiten, die Macht und den Glanz des neuen Herrscherhauses zu festigen, und dabei verschwendet er keinen Gedanken an eine junge Frau, die in einem fremden Land ihre Mutter vermisst.

Ludlow Castle ShropshireWinter 1501

Ich lasse die Dienerschaft auf Ludlow Castle alles gründlich auf Vordermann bringen, die Böden schrubben, die steinernen Wände abbürsten und mit prächtigen, wärmenden Wandteppichen behängen. Ich kaufe von einem Weinhändler ein riesiges neues Fass und lasse es halbieren als Badewanne für die Prinzessin. Meine Cousine, die Königin, hat mir geschrieben, dass die Infantin täglich zu baden wünscht, eine fremdländische Sitte, die sie hoffentlich aufgeben wird, wenn sie den kalten Wind spürt, der die Türme von Ludlow Castle umtost. Für ihr zukünftiges Bett – das der Prinz hoffentlich jede Nacht aufsuchen wird – lasse ich neue Vorhänge nähen und gebe bei den Tuchhändlern in London Laken aus edelstem Leinen in Auftrag. Ich streue frische Kräuter auf die Böden, damit in allen Räumen der Duft von Wiesenblumen und Mittsommerheu in der Luft liegt. Die Kamine werden gekehrt, damit die Feuer aus Apfelholz hell darin brennen, und außerdem fordere ich aus der Umgebung der Burg die köstlichsten Speisen an: den süßesten Honig, das beste Ale, das eingelagerte Obst und Gemüse von der letzten Ernte, Fässer mit gesalzenem Fisch, geräuchertes Fleisch, die großen Käselaibe, die eine besondere Spezialität dieser Gegend sind. Auch für ständigen Nachschub an Wild und anderem Fleisch ist gesorgt. Hunderte Diener stehen bereit, und dann warte ich, warten wir alle auf die Ankunft des Paares, das Englands Hoffnung ist und das hier unter meiner Fürsorge leben, sich in die Rolle des Prince und der Princess of Wales hineinfinden und so bald wie möglich einen Sohn zeugen soll.

Ich blicke gerade über die Strohdächer des kleinen Ortes hinweg nach Osten in der Hoffnung, über die schlammige Straße Männer mit den Standarten der königlichen Garde auf das Gladford-Tor zureiten zu sehen, als ich stattdessen einen einzelnen Reiter erblicke, der schnell näher kommt. Sofort ist mir klar, dass es schlechte Nachrichten gibt. Mein erster Gedanke gilt der Sicherheit meiner Plantagenet-Verwandten, während ich mir meinen Umhang überwerfe und hinunter zum Burgtor eile. Mit klopfendem Herzen stehe ich bereit, als der Reiter über den gepflasterten Weg von der Hauptstraße herantrabt und sich vor mir aus dem Sattel schwingt, um mir einen versiegelten Brief zu überreichen. Ich breche das Siegel. Meine größte Befürchtung ist, mein rebellischer Vetter Edmund de la Pole sei gefangen genommen worden und habe mich als Mitverschwörerin benannt. Vor Angst kann ich die hingekritzelte Botschaft nicht gleich entziffern. «Was gibt es?», frage ich ungeduldig. «Was bringt Ihr für Neuigkeiten?»

«Lady Margaret, ich bedaure, Euch mitteilen zu müssen, dass Eure Kinder sehr krank waren, als ich von Stourton aufbrach», erwidert der Bote.

Ich starre blinzelnd auf die krakelige Schrift und zwinge mich, die kurze Nachricht von meinem Verwalter zu lesen. Er schreibt, der neunjährige Henry sei an einem roten Ausschlag und Fieber erkrankt. Arthur, sieben Jahre alt, ist wohlauf, aber sie befürchten, dass Ursula ebenfalls krank ist. Sie weint und klagt über Kopfschmerzen, und im Augenblick, als er die Botschaft schreibt, hat sie Fieber. Sie ist erst drei Jahre alt, gerade der Wiege entwachsen, ein gefährliches Alter für ein Kind. Den Jüngsten, Reginald, erwähnt er nicht. Ich nehme an, dass er wohlbehalten bei seiner Amme ist. Mein Verwalter hätte es mir doch gewiss mitgeteilt, wenn mein Kleiner bereits tot wäre?

«Nicht die Schweißkrankheit», sage ich zu dem Boten und benenne damit die neue, gefürchtete Krankheit, die mit der Tudor-Armee ins Land kam und beinahe die Bevölkerung von London hinweggerafft hätte, die zu Henrys Empfang zusammengeströmt war. «Sagt, dass es nicht die Schweißkrankheit ist.»

Er bekreuzigt sich. «Ich hoffe nicht. Ich glaube nicht, dass sie es ist – bisher ist niemand …» Der Mann verstummt. Er wollte sagen, dass niemand gestorben ist – ein Anzeichen dafür, dass es nicht die Schweißkrankheit ist, denn sie tritt plötzlich auf und tötet einen kräftigen Mann binnen eines Tages. «Als ich ausgeschickt wurde, war der älteste Junge bereits den dritten Tag krank», berichtet der Bote. «Vielleicht hält er durch …»

«Und der kleine Reginald?»

«Ist bei seiner Amme in ihrer Hütte, in sicherer Entfernung.»

Ich sehe meine eigene Angst in seinem bleichen Gesicht gespiegelt. «Und Ihr, wie geht es Euch? Keine Anzeichen von Krankheit?»

Niemand weiß, wie sich die Krankheit verbreitet. Manche glauben, dass Boten sie an ihrer Kleidung von einem Ort zum anderen tragen, dass sie dem Papier anhaftet, auf dem die Nachrichten geschrieben sind, sodass der Überbringer einer Warnung gleichzeitig auch den Tod bringt.

«Mir geht es gut, Gott sei Dank», erwidert er. «Kein Ausschlag, kein Fieber. Sonst wäre ich nicht in Eure Nähe gekommen, Mylady.»

«Ich werde wohl heimreisen müssen», sage ich, hin- und hergerissen zwischen meiner Verpflichtung gegenüber den Tudors und meiner Angst um die eigenen Kinder. «Sagt im Stall Bescheid, dass ich binnen einer Stunde aufbrechen werde. Ich brauche eine Eskorte und ein Reservepferd.»

Er nickt und führt sein Ross durch den hallenden Torbogen in den Stallhof. Ich gehe meinen Dienerinnen Bescheid sagen, dass sie meine Kleider einpacken sollen, und eine von ihnen muss mit mir den Ritt durch das Winterwetter antreten. Während ich hastig Anweisungen erteile, erlaube ich mir keinen Gedanken an die Gefahr, die meine Kinder bedroht.

Das Leben ist ein Risiko, wer wüsste das besser als ich? Wer wüsste besser, dass Säuglinge leicht sterben, dass Kinder aus dem geringsten Anlass krank werden, dass der Tod uns Plantagenets stets auf den Fersen ist wie ein treuer schwarzer Hund?

Stourton Castle StaffordshireWinter 1501

Ich finde meinen Haushalt fast aufgelöst vor Angst. Alle drei älteren Kinder sind krank, nur der kleine Reginald hat weder Fieber noch roten Ausschlag. Ich gehe schnurstracks in die Kinderstube. Der Älteste, der neunjährige Henry, schläft unruhig in dem großen Himmelbett, sein Bruder Arthur liegt eingerollt neben ihm, und wenige Schritte entfernt schläft mein kleines Mädchen, Ursula, in ihrem Rollbett. Beim Anblick der drei beiße ich die Zähne zusammen.

Auf einen Wink von mir dreht das Kindermädchen Henry auf den Rücken und zieht sein Nachthemd hoch. Brust und Bauch sind übersät mit roten Flecken, teils so dicht, dass einer in den nächsten übergeht, sein Gesicht ist vom Ausschlag geschwollen, und hinter den Ohren und am Hals sind überhaupt keine unversehrten Stellen zu sehen. Seine ganze Haut ist rot und wund.

«Sind es die Masern?», frage ich leise.

«Oder die Pocken», antwortet sie.

Arthur, der neben Henry im Halbschlaf liegt, weint ein wenig, als er mich sieht. Ich hebe ihn aus den erhitzten Laken und nehme ihn auf den Schoß. Sein kleiner Körper glüht förmlich. «Ich habe Durst», jammert er. «Durst.» Das Kindermädchen reicht mir einen Becher Dünnbier, und er trinkt drei große Schlucke, ehe er den Becher von sich schiebt. «Meine Augen tun weh.»

«Wir halten die Fensterläden geschlossen», sagt das Kindermädchen leise zu mir. «Henry hat sich beklagt, dass das Licht ihm in den Augen schmerzt, darum haben wir den Raum abgedunkelt. Ich hoffe, das war richtig.»

«Ich denke schon», erwidere ich. Meine eigene Unwissenheit wird mir schmerzlich bewusst. Ich weiß nicht, wie den Kindern zu helfen ist, ich weiß nicht einmal, was ihnen überhaupt fehlt. «Was sagt der Arzt?»

Arthur schmiegt sich an mich. Als ich ihm einen Kuss in den Nacken drücke, spüre ich die Hitze an meinen Lippen.

«Der Arzt meint, dass es wahrscheinlich die Masern sind und dass sie alle drei wieder gesund werden, so Gott will. Wir sollen sie warm halten.»

Diese Anweisung hat sie wahrlich befolgt. Es ist erstickend heiß im Raum – im Kamin brennt ein Feuer, vor dem Fenster steht ein glühendes Kohlenbecken, und über die Betten sind zahlreiche Decken gehäuft. Alle drei Kinder sind rot und verschwitzt. Ich lege Arthur wieder hin und trete an das kleine Bettchen, in dem Ursula schlaff und reglos liegt. Sie ist erst drei und ganz winzig. Als sie mich sieht, winkt sie matt mit ihrer kleinen Hand, sagt jedoch kein Wort.

Erschrocken wende ich mich zu dem Kindermädchen um.

«Sie ist bei sich, nur benommen von der Hitze», erklärt das Mädchen rasch. «Der Arzt hat gesagt, wenn das Fieber seinen Höhepunkt überschritten hat, wird sie wieder gesund. Manchmal singt sie leise vor sich hin oder wimmert etwas im Schlaf, aber sie ist nicht von Sinnen. Jedenfalls noch nicht.»

Ich nicke, krampfhaft bemüht, ruhig und gefasst zu bleiben. «Wann kommt der Arzt wieder?»

«Er müsste gerade auf dem Weg hierher sein, Mylady. Ich sollte ihm Nachricht schicken, sobald Ihr hier seid, damit er mit Euch sprechen kann. Aber er hat versichert, dass sie wieder gesund werden.» Sie schaut mir ins Gesicht. «Wahrscheinlich», fügt sie hinzu.

«Und der übrige Haushalt?»

«Ein paar Pagen haben die Krankheit. Einer wurde bereits vor Henry krank. Und das Küchenmädchen, das die Hühner versorgt, ist gestorben. Sonst hat sich noch niemand angesteckt.»

«Was ist im Dorf?»

«Darüber weiß ich nichts.»

Ich nicke. Ich werde den Arzt danach fragen müssen, denn alle Krankheiten auf unserem Grund und Boden fallen in meine Verantwortung. Ich muss unserer Küche Anweisungen geben, den betroffenen Familien Essen zu schicken, ich muss dafür sorgen, dass der Pfarrer sie besucht, und wenn jemand stirbt, müssen die Totengräber bezahlt werden. Ist die Familie mittellos, muss ich für ein Grab und ein Holzkreuz aufkommen. Falls die Lage sich verschlimmert, muss ich Pestgruben ausheben lassen, um die Toten zu bestatten. Das sind meine Pflichten als Herrin von Stourton. Ich bin für alle Menschen auf meinem Land verantwortlich, nicht nur für meine Kinder.

«Wurde auch mein Gemahl benachrichtigt?», erkundige ich mich.

Anstelle des Kindermädchens antwortet mein Verwalter, der wartend an der Türschwelle steht. «Nein, Mylady, wir wussten zwar, dass er mit dem Prince of Wales auf Reisen ist, aber wir wussten nicht, wo sie sich gerade befinden und wohin wir die Nachricht schicken sollten.»

«Schreibt in meinem Namen und schickt den Brief nach Ludlow», ordne ich an. «Bringt die Nachricht zu mir, bevor Ihr sie versiegelt und dem Boten übergebt. Mein Gemahl wird in wenigen Tagen in Ludlow eintreffen, wenn er nicht bereits dort ist. Aber ich muss hierbleiben, bis alle wieder wohlauf sind. Ich kann nicht riskieren, die Krankheit zum Prince of Wales und seiner Braut zu tragen, ob es nun die Masern sind oder die Pocken.»

«Das verhüte Gott», sagt der Verwalter inbrünstig.

«Amen», fügt das Kindermädchen hinzu, in Gedanken bei dem Prinzen, während ihre Hand auf dem glühenden Gesicht meines Sohnes ruht. Als könnte niemand jemals wichtiger sein als ein Tudor.

Stourton Castle StaffordshireFrühjahr 1502

Ich bleibe mehr als zwei Monate lang bei meinen Kindern in Stourton, während sie allmählich von dem Fieber, dem Ausschlag und dem Schmerz in ihren Augen gesunden. Bei Ursula dauert es am längsten, und auch nachdem sie endlich genesen ist, ermüdet sie noch schnell, ist launisch und schirmt ihre Augen mit der Hand gegen das Licht ab. Im Dorf erkranken ein paar Menschen, und ein Kind stirbt. Zu Weihnachten gibt es kein Festmahl, ich verbiete den Dorfbewohnern sogar, am Vorabend von Epiphanias zur Burg zu kommen, um sich die traditionellen Gaben – Lebensmittel, Wein und kleine Geschenke – zu holen. Viele murren darüber, aber ich habe zu große Angst, diese Leute könnten die Krankheit erneut einschleppen, wenn sie in die Burg kommen.

Als endlich der letzte Kranke genesen ist und alle ihre Arbeit wieder aufnehmen, bin ich so erleichtert, dass ich für eine Messe in der Dorfkirche bezahle, zum Dank, dass dieser Kelch an uns vorübergegangen ist.