Der Notarzt 508 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 508 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

"Es gibt keine hoffnungslosen Fälle - jedenfalls nicht für mich!" Mit diesen Worten tritt Notarzt Dr. Peter Kersten in das Leben der gefeierten Pianistin Clarissa Schubert, die am Ende ihrer Kräfte steht. Tablettensucht, Nierenversagen und ein zerstörter Lebenswille - die einst glanzvolle Künstlerin sieht nur noch Dunkelheit. Doch was hat Clarissa so tief fallen lassen? Warum versagt ihr Ehemann und ist nicht an ihrer Seite? Und wer ist der geheimnisvolle Besucher, der Tag für Tag an ihrem Krankenbett erscheint? Dr. Kersten begnügt sich nicht mit medizinischer Routine. Er stellt bei seinen Visiten unbequeme Fragen, legt Wunden offen und kämpft mit aller Kraft gegen das seelische Zerbrechen seiner Patientin. Doch der Weg zurück ins Leben ist steinig - und voller Überraschungen ...

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

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Verbotene Visite

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Verbotene Visite

Ihre Liebe verstößt gegen alle Regeln – doch das Herz hält sich nicht an Vorschriften

Karin Graf

»Es gibt keine hoffnungslosen Fälle – jedenfalls nicht für mich!« Mit diesen Worten tritt Notarzt Dr. Peter Kersten in das Leben der gefeierten Pianistin Clarissa Schubert, die am Ende ihrer Kräfte steht. Tablettensucht, Nierenversagen und ein zerstörter Lebenswille – die einst glanzvolle Künstlerin sieht nur noch Dunkelheit.

Doch was hat Clarissa so tief fallen lassen? Warum versagt ihr Ehemann und ist nicht an ihrer Seite? Und wer ist der geheimnisvolle Besucher, der Tag für Tag an ihrem Krankenbett erscheint?

Dr. Kersten begnügt sich nicht mit medizinischer Routine. Er stellt bei seinen Visiten unbequeme Fragen, legt Wunden offen und kämpft mit aller Kraft gegen das seelische Zerbrechen seiner Patientin. Doch der Weg zurück ins Leben ist steinig – und voller überraschender Wendungen ...

»Du bist ungewöhnlich pünktlich.« Lea König lächelte, als Dr. Peter Kersten sie zur Begrüßung zärtlich küsste und ihr einen kleinen Strauß lila Astern in die Hand drückte. »Und zudem noch ungewöhnlich galant. Hoffentlich sollen diese Blumen mich nicht schonend darauf vorbereiten, dass du heute Abend doch keine Zeit für einen Konzertbesuch hast.«

»Im Gegenteil.« Hand in Hand betraten sie die schöne alte Villa, die die Psychologin bewohnte. »Ich hatte das Bedürfnis, dir eine kleine Freude zu machen, das war wirklich alles.«

»Wirklich?« Lea lachte, als Peter treuherzig blickend nickte.

»Es riecht so gut hier. Bist du das oder das Essen?«

»Worauf hast du denn mehr Appetit?«, neckte sie ihn und legte die Arme um seinen Nacken. »Na, wie sieht es aus?«

Der Mediziner lächelte ihr verschmitzt zu. »Mein Magen knurrt. Genügt dir die Antwort, mein Schatz?«

»Hm, hätte ich mir denken können. Es gibt aber nur eine Pizza für jeden, aus der Tiefkühltruhe.«

»Der Geruch ist schon mal annehmbar.« Peter warf einen Blick auf die Flasche Wein, die Lea bereits entkorkt hatte. »Und wenn man das Ganze mit einem dermaßen guten Tropfen herunterspült, wird es vielleicht sogar zum Genuss ...«

Sie schüttelte tadelnd den Kopf. »Von herunterspülen kann hier keine Rede sein. Das ist eine Flasche aus Marios Weinkeller. Den genießt man, verstanden?«

»Ich will mich bemühen«, versprach er, wobei sein Blick ernst wurde.

Leas verstorbener Mann war ihre große Liebe gewesen. Der bekannte Kinderbuchautor Mario König war für Peter lange wie ein unerreichbares Ideal auf einem Sockel gewesen. Im Stillen hatte er sich oft gefragt, ob er wohl die zärtliche Erinnerung Leas an ihren Mann jemals würde akzeptieren können. Der Verstorbene war wie ein unangreifbarer Konkurrent um ihre Gunst, der den Arzt zu einem sinnlosen Schattenboxen verleitet hatte.

Doch es dauerte gar nicht lange, bis Peter schließlich begriffen hatte, dass seine Gefühle von Unsicherheit und Eifersucht ganz unbegründet waren. Lea würde immer ein Eckchen in ihrem Herzen für Mario freihalten, er war und blieb ein Teil ihres Lebens. Mit ihm hatte sie gelebt, mit ihm sich verändert und entwickelt. Aber er war Vergangenheit. Und Peter war nicht nur die Gegenwart – er hoffte, für Lea auch die Zukunft zu sein.

Wenig später saßen sie an dem gemütlichen Esstisch aus unbehandeltem Holz, aßen, tranken und plauderten. Draußen war es längst dunkel, obwohl der Abend erst kam. Peter genoss die heimelige Gemütlichkeit in dem alten Haus, in dem er sich schon ein Stück weit daheim fühlte.

»Dass wir beide mal gemeinsam ein freies Wochenende haben, ist kaum zu fassen«, stellte er lächelnd fest. »Es hat zwar lange gedauert, es zu koordinieren, aber ich wundere mich trotzdem, dass es tatsächlich geklappt hat.«

»Bist du eigentlich nicht abergläubisch?«, fragte sie und musste schmunzeln, weil er sie gar so verständnislos musterte. »So was nennt man Beschreien. Wenn gleich dein Handy klingelt – oder meins – dann ist es allein deine Schuld.«

»Ich dachte, wir wären beide Menschen der Wissenschaft«, hielt er ihr entgegen und lehnte sich zurück.

»Na und? Ausnahmen bestätigen die Regel. Schließlich können wir ja auch beide nicht kochen und sind jetzt trotzdem satt.«

Peter lachte und langte nach dem Programm, das auf dem Tisch lag.

»Clarissa und Ulrich Schubert sind ein attraktives Paar. Ob sie auch noch so verliebt ineinander sind wie wir beide?«, sinnierte er und musste lächeln, als Lea ihm das Programm aus der Hand nahm und sich kurzerhand auf seinen Schoß setzte.

»Wer ist hier verliebt? Gibt es dafür denn schlagende Beweise?«

»Soll ich gewalttätig werden?«, neckte er sie und küsste sie innig. »Beweise genug?«

»Nicht schlecht für den Anfang.« Lea füllte ihre Gläser noch mal mit Wein, und sie machten es sich auf dem Sofa gemütlich. »Die Schuberts sind so was wie ein Phänomen«, erzählte sie ihm. »Sie steht schon seit über zwanzig Jahren auf der Bühne, hatte mit zwölf ihren Durchbruch.«

»Ein Wunderkind?«

»Könnte man fast sagen. Mit achtzehn konnte sie sich bereits mit den ganz Großen ihrer Kunst messen. Er war vor der Ehe eigentlich nicht bekannt, vielleicht nur Insidern. Aber so ein großer Kenner klassischer Musik bin ich auch wieder nicht. Seit sie zusammen spielen, interessiert die Presse sich für sie. Klar, schöne Menschen mit besonderem Talent, dazu noch glücklich verheiratet, wer liebt nicht solche Märchen?«

»Ich.« Peter hob die Schultern. »Nur, wenn es keine Märchen sind. Ich stelle mir das nicht ganz einfach vor, unter ständiger öffentlicher Beobachtung eine gute Ehe zu führen, ein ganz normales Privatleben zu haben.«

»Du meinst, es muss für Ulrich Schubert schwer sein, im Schatten seiner Frau zu stehen? Sie war immer das Zugpferd, er sozusagen nur ihr Begleiter, die Beigabe also.«

»Das habe ich damit nicht sagen wollen. Keine Sorge, ich habe kein Problem mit starken Frauen. Ich glaube, ich kenne sogar eine ziemlich gut. Oder ist dir der alte hessische Spruch noch nicht untergekommen: Hessen, wo die Männer schön und die Frauen stark sind?«

Lea lachte schallend. »Die Schuberts stammen aus dem Norden.«

»Vielleicht hat sie hessische Wurzeln?« Er stimmte in ihr Lachen ein, als sie wissen wollte:

»Und was fangen wir nun mit dem Rest des Nachmittags an, du schöner Mann?«

»Ich glaube, da fällt mir was ein«, meinte er und küsste sie, dass ihr die Luft wegblieb. Lea revanchierte sich, sie alberten herum wie Teenager und lagen sich bald mit Leidenschaft in den Armen. Es wurde ein kurzweiliger Nachmittag ...

***

Clarissa Schubert ließ ihren Blick über die Menge der anwesenden Journalisten schweifen, während ihr Mann gerade Einzelheiten zu ihrer anstehenden Tournee erläuterte.

Das Eröffnungskonzert sollte am Abend hier in Frankfurt stattfinden. Clarissa lächelte verhalten, ihr makellos schönes Gesicht blieb ansonsten unbewegt. Sie war etwas blass, kleine Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn. Nur wer ihr wirklich nah kam, konnte erkennen, wie klein ihre Pupillen waren. Unnatürlich klein. Doch das sah niemand, denn die Schuberts blendeten die Öffentlichkeit einmal mehr als glückliches Paar.

»Frau Schubert, denken Sie mit Mitte dreißig allmählich an Kinder?« Das war eine dickliche Journalistin jenseits der fünfzig, deren Blick hinter den schmalen Brillengläsern die ganze Zeit sehr prüfend auf Clarissa geruht hatte.

Sie kannte diesen Ausdruck. Er bedeutete: Ich beneide dich, aber ich möchte nicht mit dir tauschen. Und schon gar nicht deine Freundin sein. Es war schwierig, immer in der Öffentlichkeit zu stehen. Man traf nur wenige Menschen, die ehrlich waren. Und noch weniger, zu denen man selbst ehrlich sein konnte. Ulrich hatte sie zu einer öffentlichen Person gemacht. Und er trieb sie auf dieser Spur erbarmungslos voran.

»Wir wünschen uns selbstverständlich Kinder«, nahm er ihr da auch schon die Antwort ab. »Sie gehören einfach zu einer glücklichen Ehe und krönen diese. Sobald Clarissa schwanger wird, ändert sich unser Leben natürlich.« Er lächelte – wie immer – liebenswürdig. »Wir freuen uns bereits darauf.«

Hätte auch nur einer der Journalisten auch nur einmal erlebt, wie viel ödes Land hinter diesem dünn aufgetragenen Lächeln lag, wie viel Kälte und Boshaftigkeit ...

Clarissa klinkte sich aus. Weitere Fragen drangen auf sie ein, doch sie überließ es Ulrich, diese zu beantworten. Sie lächelte wie die Mona Lisa und war in Gedanken ganz weit fort. Es hatte lange gedauert, dies zu beherrschen, doch sie hatte es perfektioniert. Wie alle ihre Überlebensstrategien.

Zum Schluss noch ein Blitzlichtgewitter, Ulrichs Arm um ihre Schultern und ein Gefühl, wie in der Zange zu stecken. Sie erhielt ihr Lächeln mit eisernem Willen aufrecht, schaffte es sogar, sich ein wenig an den Mann zu lehnen, der vorgab, sie zu lieben. In Wahrheit war seit Langem nichts mehr zwischen ihnen, nichts außer Kälte und Gleichgültigkeit. Und auf Clarissas Seite ein tief sitzender Widerwille. Seit damals, seit Warschau ...

Als sie im Lift verschwunden waren, zu ihrer Hotelsuite hinauffuhren, telefonierte er, sie hörte nicht mal hin. Beinahe, als wären sie nur zufällig im gleichen Aufzug. Und einen irrationalen Moment lang wünschte Clarissa sich, Ulrich würde ein Stockwerk unter ihr aussteigen und für immer aus ihrem Leben verschwinden. Ein blasses Lächeln erhellte für ein paar Sekunden ihr Gesicht, erlosch aber, als er das Wort an sie richtete.

»Wenn du beim nächsten Mal auch wie ein Ölgötze dasitzt, dann lasse ich dich mal gegen die Wand laufen«, griff er sie an. »So war das nicht abgemacht. Außerdem siehst du aus wie ein syphilitisches Teichhuhn. Kannst du deinen Konsum nicht wenigstens vor den Konzerten ein klein wenig einschränken? Bald wird es auch der letzte Hinterwaldschmierer gemerkt haben. Und ich habe keine Lust, mir eine herzige Story über eine tückische Erkrankung auszudenken, die deinen Pillentrip rechtfertigt.«

Clarissa sagte nichts, sie war derlei ausgesuchte Beschimpfungen seit Jahren gewöhnt. Und sie wusste aus Erfahrung, dass Ulrich sich irgendwann leer lief. Gab sie ihm Kontra, würde er sich in seine Wut hineinsteigern wie ein Verrückter. Sie hatte das bereits mit einem gebrochenen Arm und unzähligen blauen Flecken bezahlt.

»Was ist los mit dir? Zu viel oder zu wenig?«, stänkerte er, verstummte aber augenblicklich, als die Lifttüren sich auf der Etage öffneten, wo ihre Suite lag.

Clarissa murmelte: »Ich bin sehr müde und muss mich hinlegen. Bitte, weck mich rechtzeitig.«

Er zog die Zimmerkarte durch den Scanner und ließ ihr den Vortritt. Nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, warnte er sie:

»Übertreib es nicht, mein Schatz.« Das letzte Wort klang aus seinem Mund wie eine üble Beleidigung und war wohl auch so gemeint.

»Keine Angst.« Sie lächelte schwach, bevor sie im Badezimmer verschwand. »Ich habe viel Übung. Schon vergessen?«

Sie tauschten einen kurzen, ausdrucksvollen Blick, dann murmelte er: »Ich geh' noch auf einen Sprung in die Hotelbar.«

Clarissa atmete auf, als sie allein war. Zum ersten Mal an diesem Tag entspannte sie sich ein klein wenig. Aber nicht genug, der ziehende Schmerz in ihrem Rücken setzte wieder ein. Und ihre Hände fingen an zu zittern.

Es wurde Zeit, etwas einzunehmen. Auf wackligen Beinen betrat sie das Bad und hasste das grelle Licht, in dem sie aussah wie ein Gespenst. Bleich, dürr, mit tief in den Höhlen liegenden Augen. Nur noch ein Schatten der Frau, die einmal glücklich gewesen war. Glücklich, dieses Wort bedeutete Clarissa nichts mehr, sein Klang war ihr fremd geworden. Sie sprach es mehrere Male hintereinander aus und lachte dann hysterisch. Sie starrte sich im Spiegel an und fing an zu weinen. Es wurde Zeit, bevor sie ganz durchdrehte ...

Als Ulrich Schubert eine Stunde später die Suite wieder betrat, lag seine Frau auf dem Bett und schlief scheinbar friedlich. Er blieb eine Weile neben ihr stehen und blickte mit ausdrucksloser Miene auf sie herab. Bilder gingen ihm durch den Sinn, Erinnerungen an eine glückliche Zeit.

Sie waren mal glücklich miteinander gewesen, doch der Erfolg hatte alles zwischen ihnen verändert. Clarissas Erfolg. Ulrich hatte sich stets als passablen Musiker betrachtet, der mit seiner Anstellung im Orchester durchaus zufrieden gewesen war. Dann hatte er Clarissa kennengelernt und sich in sie verliebt. Er war verrückt nach ihr gewesen, bereit, alles aufzugeben, um bei ihr zu sein, sein Leben mit ihr zu teilen.

Clarissa hatte nichts gefordert, die Karriere hatte ihr weniger bedeutet als ihre Ehe. Aber er hatte die süße Droge Erfolg gekostet und danach nicht mehr aufhören können. Sie waren ja auch erfolgreich, schön und glücklich. Das strahlende, umjubelte Paar, zu Hause auf allen Bühnen der Welt.

Es hatte nicht lange gedauert, bis Ulrich klar geworden war, dass es nur Clarissa war, die die Leute sehen wollten. Er war ihr Mann, ihr Begleiter. Aus. Für ihn wäre kein einziger Scheinwerfer auf der Bühne eingeschaltet worden. Niemand drehte sich auf der Straße neugierig nach ihm um, keiner wollte ein Autogramm nur von ihm. Seine Frau war der Star, damit musste er sich abfinden.

Es war ihm eine Weile gelungen, sich das einzureden. Er konnte es, denn er liebte Clarissa genug, um auch dieses Opfer zu bringen. Irgendwann aber hatte er einsehen müssen, dass er sie eben nicht genug liebte. Er fing an, neidisch zu werden, eifersüchtig. Er missgönnte ihr den Erfolg und er hasste sich selbst für seine kleinliche Haltung. Aber er konnte nicht anders. Und dann war Warschau passiert ...

Mit einer sachten Geste strich er der Schlafenden übers Haar, doch sie drehte den Kopf weg. Nicht mal in ihrem eingelullten Zustand schien sie seine Nähe noch ertragen zu können. Sie nuschelte etwas, das er nicht verstehen konnte. Doch er meinte, einen Namen zu hören, der wie ein rotes Tuch für ihn war. Wütend und angeekelt wandte Ulrich Schubert sich von seiner Frau ab.

***

Peter Kersten hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und betrachtete Lea aus halb zusammengekniffenen Augen. Sie drehte sich in ihrem nachtblauen Abendkleid vor ihm und fragte ungeduldig: »Wie findest du es denn nun? Gut oder nicht?«

»Perfekt!«, dehnte er genüsslich und erhob sich. »Du bist wunderschön, mein Schatz.«

»Danke.« Sie band ihm die Fliege und nickte. »Du bist auch annehmbar. Nicht ganz hessisch, aber immerhin ...«

Peter lachte und stahl ihr einen verliebten Kuss.

»Dann komm, mein starkes Weib, geben wir uns dem Kunstgenuss hin.«

Die Alte Oper war an diesem Abend gut besucht, das Konzert der Schuberts seit Wochen ausverkauft. Lea staunte, als sie feststellte, dass sie sogar Karten für eine Loge hatten.

»Du hast dich ganz schön in Unkosten gestürzt, mein Lieber.«

Er grinste. »Für dich ist mir doch nichts zu teuer ...«

»So, so. Schade, dass ich kein Opernglas habe, das würde sich jetzt rentieren. Ich möchte zu gern wissen, ob die Plakate am Eingang geschönt sind. Clarissa Schubert sieht darauf so unverschämt jung und schön aus.«

»Mit dir kann sie bestimmt nicht mithalten«, schmeichelte er.

»Meinst du? Ich spiele miserabel Klavier«, neckte sie ihn.

Wenig später wurde das Licht heruntergefahren, nur die Bühne war noch erhellt, um die beiden Stars ins rechte Licht zu rücken. Tosender Applaus empfing das Künstlerpaar. Nachdem sie an ihren zwei Flügeln Platz genommen hatten, die sich gegenüberstanden, fragte Peter Lea leise: »Na, wie lautet dein Urteil?«

»Ich weiß nicht recht. Sie ist schön, aber so blass. Findest du nicht, dass sie irgendwie ungesund aussieht?«

Bevor der Mediziner seiner Freundin antworten konnte, erklangen die ersten Akkorde eines Klavierkonzerts von Beethoven. Die Schuberts spielten Stücke verschiedener Komponisten, denn es gab nicht sehr viel Musik für zwei Klaviere.