DIE TERRANAUTEN, Band 37: STERNENLEGENDE - Andreas Weiler - E-Book

DIE TERRANAUTEN, Band 37: STERNENLEGENDE E-Book

Andreas Weiler

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Beschreibung

Man schreibt das Jahr 2500 irdischer Zeitrechnung. Zoe ist dem Untergang geweiht. Die Treiber fliehen - doch nur den wenigen um David terGorden und Asen-Ger gelingt nicht nur die Flucht von dem untergehenden Planeten, sondern auch vor Max von Valdecs Schergen. Narda, Rolly, Greeny und Whity werden von den Grauen wie die meisten anderen Treiber festgenommen. Und sie werden operiert, ihrer Treiberkräfte beraubt... DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

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ANDREAS WEILER

DIE TERRANAUTEN, Band 37:

Sternenlegende

Science-Fiction-Roman

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

STERNENLEGENDE von Andreas Weiler 

1. 

2. 

3. 

 

Das Buch

Man schreibt das Jahr 2500 irdischer Zeitrechnung.

Zoe ist dem Untergang geweiht. Die Treiber fliehen - doch nur den wenigen um David terGorden und Asen-Ger gelingt nicht nur die Flucht von dem untergehenden Planeten, sondern auch vor Max von Valdecs Schergen.

Narda, Rolly, Greeny und Whity werden von den Grauen wie die meisten anderen Treiber festgenommen.

Und sie werden operiert, ihrer Treiberkräfte beraubt...

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag.

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

STERNENLEGENDEvon Andreas Weiler

  1.

 

 

  …kann davon ausgegangen werden, dass der Ursprung der Legende um Narda und David in der Endperiode der Ersten Treiberraumfahrt anzusiedeln ist. Angeblich ist Narda, jenes Mädchen mit dem ungewöhnlich hohen Psi-Potential, zu der Zeit gut zehn Jahre alt gewesen. Ihre Eltern waren schon seit Jahren tot, und ihr besonders ausgeprägter romantischer Charakter ist sicherlich von den vielfältigen Erlebnissen unzähliger Raumflüge bestimmt worden. 

Besonderes Gewicht im Verständnis dieser Legende kommt dem Untergang des Planeten Zoe zu, der anno 2500 auseinanderbrach. Hier trennten sich die Wege von Narda und David terGorden, dessen Existenz verbürgt ist. Und während all jene, die zusammen mit Narda in die Hände der Grauen Garden fielen, annahmen, David sei bei seiner Flucht umgekommen, war Nardas Glaube an das Überleben Davids nicht zu erschüttern. Vielleicht war es gerade dieser Umstand, der nachhaltig dazu beitrug, dass das Kind Narda die entbehrungsreiche Zeit in einem Internierungslager auf einer Welt, deren Name leider verloren gegangen ist, überstand …

 

(Aus: Legenden aus der Dunklen Zeit, Kommentar und Anhang, Neu-Sarym, 3112 A. D.)

 

*

 

Zoe, einziger Planet der Sonne Spilter, zu Beginn des Jahres 2500 Terra-Normalzeit.

 

Zoe starb.

Der Glutodem des Untergangs zerrte an den Menschen, die aus den Grotten von B’ai Ching flohen, hinaus auf die Ebene. Unter ihren Füßen knirschte und rumpelte es. Klaffende Spalten entstanden, wo Sekunden vorher nichts als feiner Sand gewesen war. Und heraus quoll die Glut des Magma-Kerns. Über den hustenden, stolpernden, hoffnungslosen Treibern und Logenmeistern glommen bizarre Leuchterscheinungen auf.

Narda taumelte. Die voluminöse, in ein weites, wallendes Gewand gekleidete Gestalt in ihrer Nähe ergriff ihren rechten Arm.

»Komm! Weiter!«, schrie Rollo.

Etwas Dunkles schien nach den Gedanken des Psi-Mädchens zu greifen, etwas, das ihr die Orientierung zu rauben drohte.

Kaiserkraft.

Es waren nicht die Kanonen der Grauen Garden, die diese Welt in den Untergang getrieben hatten. Es waren die unsagbar fremdartigen Kräfte des Weltraums II, die, jeder Kontrolle entglitten, sich einen Tunnel zum Diesseits geschaffen hatten. Der Transmitter Valdecs, das künstliche Triadische Monochord, war längst zerstört, aber der Tunnel aus dem anderen Kontinuum bestand noch immer. Zoe starb, und nichts konnte daran noch etwas ändern.

»Sieh! Da!«

Rollo blieb stehen und deutete zurück. Ein Raumschiff startete aus einem verborgenen Hangar in den Grotten von B’ai Ching und raste in den glosenden Himmel. Nicht mehr als ein dunkler Punkt auf einem dünnen, flammenden Strahl.

David.

Nein, noch war nicht alles verloren. An Bord des Schiffes waren David terGorden und einige andere Terranauten.

Eine dumpfe, grollende Detonation.

Die Grotten von B’ai Ching explodierten. Und gleichzeitig damit legte sich ein nicht fassbarer Druck auf die Hirne der Treiber. Narda stöhnte erneut.

Kaiserkraft.

Der Glutsturm zerrte an ihrer Gestalt, aber Narda und Rollo und die anderen Treiber und Logenmeister in ihrer Nähe stemmten sich dagegen. Hoch über ihnen, schon an der Grenze zum freien Weltraum, ballte sich das irisierende Leuchten zu einem einheitlichen Komplex zusammen.

»David!«, rief die Zwölfjährige.

Das Fluchtraumschiff war schon viel zu weit entfernt, um es noch mit bloßen Augen erkennen zu können. Nur der flackernde Triebwerksstrahl verriet seinen Kurs.

Etwas Eisiges strich Nardas Nacken herab, als sie sah, dass der Kurs genau in die Kaiserkraft-Zusammenballung hineinführte.

Und dann …

Chaos. Entsetzen. Panik.

Die Flut von Kaiserkraft, die sich plötzlich über die Treiber und Logenmeister ergoss, war wie ein Sog, der die Gedanken mit sich riss. Narda wehrte sich, stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Nur unbewusst nahm sie zur Kenntnis, dass rings um sie herum die Treiber zu Boden stürzten, bewusstlos durch einen Hirn-Kurzschluss.

David!, gellte es in ihr. Das kann nicht sein, das darf nicht sein. Ihre Psionischen Sinne forschten nach den vertrauten Impulsen, doch da war nichts außer jenem Fremden, dessen Sog weiter an Intensität zunahm.

»David!«

Ihre dunklen Augen waren noch immer gen Himmel gerichtet, als die Garden-Schiffe heran waren und Treiber, Terranauten und Logenmeister mit lähmenden Stürmer-Impulsen überschütteten …

 

*

 

Der intensive Impuls, der nur aus panischer Angst, entsetzlichen Schmerzen und Tod bestand, löste die Gedankenstarre. Narda war von einem Augenblick zum anderen wieder hellwach, und das Stöhnen neben ihr verriet, dass Rollo ebenfalls wieder zu sich kam.

Einige lange Sekunden war sie verwirrt, dann erkannte sie die Ursache des gedanklichen Schreis. Die Meruns starben. Jene intelligenten Eingeborenen von Zoe, die man lange Zeit nur als halbintelligente Tiere betrachtet hatte.

Das Psi-Mädchen ballte seine Hände zu Fäusten. Dann erst bemerkte es, dass sich seine Umgebung gründlich verändert hatte.

Glänzende, saubere, fast steril wirkende Wände. Männer und Frauen in weißen Kitteln. Blitzende und summende elektronische Geräte.

»Rolle, wo sind wir?«

Der Deneb-Geborene sah sich ebenfalls um. Seine Augen weiteten sich.

»Narda, ich glaube, dies ist ein …«

»He, da vorn sind zwei wach!« Ein hoch gewachsener, in einen weißen Umhang gekleideter Mann deutete auf sie. Erst jetzt wurde den beiden Terranauten bewusst, dass sie die einzigen waren, die das Bewusstsein wiedererlangt hatten. Rings um sie herum lagen ihre Freunde, bekannte und unbekannte Gesichter, mit geschlossenen Augen auf mehrstöckigen Pneumo-Liegen. Allein in diesem weitläufigen Saal mussten sich mindestens dreihundert Treiber und Logenmeister befinden, schätzte Narda.

Der Ausruf des Hochgewachsenen alarmierte seine Kollegen. Sie stürzten sich auf ein skurril anmutendes Gerät, rollten es heran.

Narda und Rollo sahen sich kurz an. Vielleicht, sandte Rollo telepathisch, haben wir nur einen Teil der beabsichtigten Lähmdosis erhalten. 

Was auch immer die Weißgekleideten hier mit ihnen vorhatten, es konnte nichts Gutes sein. Rollo und Narda sprangen fast gleichzeitig von ihren Liegen.

Narda spürte, wie Wut in ihr aufkeimte, unbeschreibliche, kaum noch zu beherrschende Wut.

»Bleibt, wo ihr seid!«, befahl einer der Männer. Sie schoben das seltsame Gerät vor sich her.

Narda lachte und konzentrierte sich. Ihre Psionischen Sinne tasteten umher, dann sammelte sie sich – und schlug zu.

Das Psi-Mädchen wusste nicht, wie ihr geschah, aber nur einen Sekundenbruchteil später hob eine unsichtbare Kraft sie an und schleuderte sie zur Seite. Eine Welle aus Entsetzen und Panik schwemmte ihr Denken hinweg und hüllte einen Mantel aus Benommenheit um ihren Geist. Sie wusste, dass sie ein außerordentlich hohes Psi-Potential besaß – rund 130 Psi –, aber derjenige, der sie auf gedanklichem Wege angegriffen hatte, musste ebenso stark sein.

Die Zwölfjährige versuchte, die Benommenheit abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht. Und dann fing sie einen Gedanken auf, einen Fetzen nur, aber das genügte, um das Entsetzen in ihr neu zu schüren.

… hat der Sarym-Schirm gewirkt, aber wir müssen …

Ein Sarym-Schirm. Und sie begriff plötzlich. Nicht ein Fremder hatte sie angegriffen; ihre eigenen Kräfte waren auf unbegreifliche Weise zu ihr zurückgeschleudert worden.

Noch immer war sie wie gelähmt. Und da war noch ein anderer Gedanke.

Endlösung des Treiber-Problems. … Endlich …

Nein!, schrie es in ihr, als die volle Bedeutung dieses Gedankens in ihr Bewusstsein drang.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie zwei der Weißgekleideten den durch die Psi-Rückschleuderung wieder bewusstlos gewordenen Rollo anhoben und mit ihm auf eine mannshohe weiße Halbkugel zusteuerten, die aus einem Stück gefertigt zu sein schien. Sie hörte seine wispernden Impulse, die durch die Bewusstlosigkeit konfus und unzusammenhängend wirkten. Und sie spürte auch, dass sich der Geist Rollos wieder erholte und anschickte, sich zur Ebene des Bewusstseins emporzukämpfen.

Rechts und links von ihr regten sich jetzt die ersten erwachenden Treiber, aber Narda konzentrierte sich nur auf Rollo.

Zwei andere Weißgekleidete näherten sich der bewegungslosen Zwölfjährigen und hoben auch sie an. Sie war noch immer nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Muskel zu rühren. Alles in ihr wehrte sich gegen die grauenhafte Befürchtung, die in ihr Gestalt annahm. Noch immer wisperte Rollos gedankliche Stimme in ihr.

Und dann …

Narda stieß einen gellenden telepathischen Schrei aus, als Rollo plötzlich verstummte, von einem Augenblick zum anderen. Die Zwölfjährige begriff mit all ihrem Denken, was das bedeutete.

Lobotomie.

Ein kurzer, schmerzloser Eingriff ins Gehirn, die Trennung von einigen bestimmten Nervenzellen-Verbindungen, die Zerstörung des Faktors Psi.

Rollo wurde wieder aus der Halbkugel herausgetragen. Sein Kopf drehte sich von der einen zur anderen Seite; er war bei Bewusstsein, tief verwirrt. Noch verstand er nicht ganz, was mit ihm geschehen war. Narda sah ihn, aber sie hörte ihn nicht mehr. Sie wollte ihm etwas zurufen, aber noch immer hielt die Lähmung an. Dann geriet die voluminöse Gestalt außer Sicht, als die zwei Männer mit ihr in die Halbkugel eintraten.

Narda spürte nur undeutlich, wie sie an mehrere Geräte angeschlossen wurde. Etwas Kaltes strich über ihre Haut; ihr Denken zog sich zurück.

Als sie wieder herausgetragen wurde, war alles stumm. Die zwei Weißgekleideten betteten sie auf eine andere Liege. Einige Minuten lang waren ihre Augen starr auf die Decke über ihr gerichtet, dann krümmte sich ihre zierliche Gestalt plötzlich zusammen, und sie stieß einen wimmernden Laut aus. Tränen entstanden in ihren Augenwinkeln, flössen über die geröteten Wangen, tropften auf den braunen Haarschopf. Eine breite Hand strich über ihre Stirn.

»Es tut mir so leid«, hauchte Rollo. Er schaute hinab auf die verkrümmte Gestalt der Zwölfjährigen, die ihn gar nicht zu bemerken schien. »Es tut mir so Leid.«

Er sah auf, und sein Blick traf auf Greeny und Whity, die in die Halbkugel geführt wurden. Sie hielten sich an den Händen, so, als wenn dann alles leichter zu ertragen wäre. Rollo bewunderte die Zwillinge einen Augenblick lang. In wenigen Augenblicken würden auch sie stumm sein. Kalte Instrumente warteten auf sie, die den Faktor Psi ausmerzten. Für immer.

Rollo kämpfte die Verzweiflung in sich nieder und sah wieder hinab auf die leise schluchzende Narda. Alles, was sie je getobt hatte, waren ihre Psi-Fähigkeiten gewesen. Ein Mädchen, dessen Eltern vor Jahren umgekommen waren. Ein Mädchen, das jahrelang mit Asen-Gers Loge durch die Weiten der Sternenräume gezogen war, eine der besten und begabtesten Treiberinnen überhaupt.

Jetzt war sie nicht mehr als ein wimmerndes Kind, das Hilfe brauchte, jemanden, der ihr den Weg wies.

Irgendwo in der weitläufigen Halle gab es einen Zusammenstoß zwischen Treibern, die sich nicht einfach mit ihrem Schicksal abfinden wollten, und den Sicherheitskräften. Rollo nahm das nur am Rande zur Kenntnis. Er strich erneut über die Stirn des Mädchens.

»Weine nicht«, sagte er leise. Auch in ihm war jene tiefe Verzweiflung, die jeden Lebenswillen ersticken wollte.

Aber er hatte jetzt eine Aufgabe, und er verbannte alles andere in den hintersten Winkel seines Bewusstseins.

All das, dachte er dumpf, was die Schergen Valdecs noch mit uns vorhaben, kann nicht annähernd so schlimm werden wie das, was man uns hier angetan hat.

 

*

 

Taschkanur, vierter Planet der Doppelsonne Reshnan, 1907 Lichtjahre von der Erde entfernt; Mitte des Jahres 2501 Terra-Normalzeit. 

 

Turg al Togman, der Wanderer, stieß einen für menschliche Ohren unhörbaren Laut aus, und der Begleiter, dessen vertraute Wärme er unter sich spürte, verharrte. Das monströse, krötenähnliche Geschöpf warf den Kopf hin und her. Turg berührte schnell einen bestimmten Nervenpunkt; der Begleiter schnaufte schwer und wurde dann ruhiger.

Der Wanderer zog die Kapuze seines kuttenähnlichen Gewandes, das ihn vor Auszehrung schützte, ein wenig aus der Stirn und sah sich um. Sein Blick fiel auf die leise gluckernde schwarzbraune Masse von Die-Alles-Schufen. Seine breiten Nasenflügel bebten, als das so lange entbehrte und doch sofort wieder vertraute Konglomerat des Heimatduftes an seine Geruchspollen drang. Ein Zittern durchlief seinen Körper, und sein Geist war von Frohlocken erfüllt.

Ich bin wieder da.