Die Tochter des Magiers - Nora Roberts - E-Book

Die Tochter des Magiers E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Magische Frauenunterhaltung

Die temperamentvolle Roxy Nouvelle ist die Tochter eines legendären Zauberkünstlers. Von ihm hat sie nicht nur ihre außergewöhnliche Begabung für Magie geerbt, sondern auch die Kunst, reiche Rummelplatzbesucher um ihre Juwelen zu erleichtern. Luke, der als kleiner Junge von der Familie aufgenommen wurde, steht ihr dabei in nichts nach. Die beiden werden Partner — in der Zauberkunst und schließlich auch in Sachen Liebe. Doch auf dem Höhepunkt seiner Karriere holt Lukes Vergangenheit ihn ein und zwingt ihn, spurlos aus dem Leben der Nouvelles zu verschwinden ...

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Seitenzahl: 773

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Über das Buch

Max Nouvelle, ein bekannter Zauberkünstler, nimmt den jungen Ausreißer Luke Callahan in sein Zuhause auf. Wie die anderen Familienmitglieder verdient sich der Junge Geld dazu und geht auf ausgedehnte Raubzüge, stiehlt Edelsteine, Schmuck, wertvolle Gemälde und erweist sich zudem als gelehriger Zauberschüler. Max’ Tochter Roxy beäugt den Neuankömmling zunächst argwöhnisch, doch mit den Jahren werden sich die beiden immer vertrauter, und bald ist klar, dass sie nicht nur ein berufliches Interesse verbindet. Gerade als ihr Glück perfekt zu sein scheint, wird Luke mit einem dunklen Kapitel seiner Vergangenheit konfrontiert und sieht sich gezwungen, seine Ziehfamilie von einem Moment auf den anderen zu verlassen.

Fünf Jahre später taucht er wieder auf, entschlossen, Roxanne zurückzugewinnen und mit demjenigen abzurechnen, der sein Leben zerstören wollte …

Über die Autorin

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren und gehört inzwischen zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt. Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von 400 Millionen Exemplaren. Mit ihren letzten Romanen Im Licht des Vergessens (Diana 2008) und Lockruf der Gefahr (Diana 2011) eroberte sie auch in Deutschland wie so viele Male die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Mann in Boonsboro, Maryland.

Inhaltsverzeichnis

Über das BuchÜber die AutorinWidmungTEIL EINS
PROLOGERSTES KAPITELZWEITES KAPITELDRITTES KAPITELVIERTES KAPITELFÜNFTES KAPITELSECHSTES KAPITELSIEBTES KAPITEL
TEIL ZWEI
ERSTES KAPITELZWEITES KAPITELDRITTES KAPITELVIERTES KAPITELFÜNFTES KAPITELSECHSTES KAPITELSIEBTES KAPITELACHTES KAPITELNEUNTES KAPITELZEHNTES KAPITELELFTES KAPITELZWÖLFTES KAPITELDREIZEHNTES KAPITELVIERZEHNTES KAPITELFÜNFZEHNTES KAPITELSECHZEHNTES KAPITELSIEBZEHNTES KAPITEL
TEIL DREI
ERSTES KAPITELZWEITES KAPITELDRITTES KAPITELVIERTES KAPITELFÜNFTES KAPITELSECHSTES KAPITELSIEBTES KAPITELACHTES KAPITELNEUNTES KAPITELZEHNTES KAPITELELFTES KAPITEL
Copyright

Für Bruce,Dan und Jason,die mein Lebenverzaubern

TEIL EINS

O schöne neue Welt,in der sich solche Menschen finden!

– WILLIAM SHAKESPEARE –

PROLOG

Plötzlich war die Frau verschwunden. Diese Nummer versetzte die Zuschauer nach wie vor in Staunen, das anspruchsvolle Publikum in Radio City ebenso wie die einfachsten Bauern auf dem Jahrmarkt.

Als Roxanne auf den gläsernen Sockel stieg, spürte sie deutlich die erwartungsvolle Spannung – eine Mischung aus Hoffnung und Skepsis.

Die Magie faszinierte alle Zuschauer gleichermaßen.

Genau das hat Max schon immer gesagt, dachte sie. Immer und immer wieder.

Umgeben von Nebelschwaden und angestrahlt von blitzenden Lichtern, stieg der glasklare Sockel zur Melodie von Gershwins Rhapsody in Blue langsam in die Höhe. Er drehte sich zweimal um die eigene Achse, so dass die Menge die darauf stehende Frau von allen Seiten betrachten konnte – und gleichzeitig von dem technischen Trick abgelenkt wurde.

In der Art der Inszenierung, so hatte sie gelernt, lag der einzige Unterschied zwischen plumper Scharlatanerie und Kunst.

Passend zur Musik trug Roxanne ein funkelndes mitternachtsblaues Kleid, das sich eng um ihre hochgewachsene schlanke Gestalt schmiegte – so eng, dass sich unter dieser glitzernden Seide kaum mehr als ihre eigene Haut verbergen konnte. In ihrem Haar, das wie ein rot gelockter Wasserfall bis zur Taille hinabfiel, funkelten Tausende von Sternen.

Vor allem die Männer im Publikum waren hingerissen vom Anblick dieser Frau, die wie aus einer anderen Welt zu sein schien. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht war zur sternenbesäten Bühnendecke erhoben.

Während sie nach oben schwebte, ließ sie die Arme im Rhythmus der Musik hin und her schwingen und hob sie zuletzt hoch über den Kopf. Dies war einerseits ein optisch reizvoller Effekt, andererseits aber auch zur Durchführung des Tricks notwendig.

Der Nebel, die Lichter, die Musik, die Frau – das alles ergab ein wunderschönes Bild, und sie genoss selbst die dramatische Wirkung.

Der Trick war eine äußerst komplizierte Angelegenheit und erforderte eine ungeheure Körperbeherrschung. Alles musste sekundengenau aufeinander abgestimmt sein. Dabei verriet ihr entspanntes Gesicht nicht einmal den Zuschauern in der ersten Reihe etwas von ihrer äußersten Konzentration. Keiner wusste, wie viele Stunden sie die Ausarbeitung dieses Tricks gekostet hatte, bevor sie ihn anschließend in der Praxis ausprobieren und dann durch beharrliches Üben perfektionieren konnte.

Langsam begann sich ihr Körper drei Meter hoch über der Bühne im Rhythmus der Musik zu bewegen. Aus dem Publikum ertönte bewunderndes Raunen und vereinzelter Applaus. Jeder konnte sie sehen, umspielt von bläulichem Nebel und blinkenden Lichtern – das glitzernde Kleid, die wilde Haarmähne, die hell schimmernde Haut.

Doch kaum einen Wimpernschlag später hielten alle den Atem an, denn dort, wo sie eben noch gestanden hatte, richtete sich ein bengalischer Tiger auf den Hinterbeinen auf und fegte fauchend mit den Pranken durch die Luft.

Einen Moment lang herrschte im Publikum vollkommene Stille – die schönste Stille, die es für einen Künstler geben konnte –, ehe donnernder Applaus erscholl. Langsam sank der Sockel wieder abwärts. Die mächtige Raubkatze sprang herunter und stolzierte zur rechten Bühnenseite. Eine Frau in der ersten Reihe schrie leise auf, als das Tier neben einer Kiste aus Ebenholz stehen blieb und ein Brüllen ausstieß.

In der nächsten Sekunde stürzten die vier Seiten der Kiste in sich zusammen – und aus den Trümmern sprang Roxanne, nicht mehr in schimmerndes Blau gekleidet, sondern in ein silbernes Trikot. Sie verbeugte sich anmutig, wie man es sie von Kindesbeinen an gelehrt hatte.

Unter donnerndem Applaus stieg sie auf den Rücken des Tigers und ritt von der Bühne.

»Fein gemacht, Oscar.« Mit einem kleinen Seufzer beugte sie sich vor und kraulte das Tier hinter den Ohren.

»Hast wirklich hübsch ausgesehen, Roxy.« Ihr großer, stämmiger Assistent befestigte eine Leine an Oscars glitzerndem Halsband.

»Danke, Mouse.« Sie stieg ab und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Hinter der Bühne herrschte geschäftiges Treiben. Einige Helfer machten sich bereits daran, ihre Ausrüstung zusammenzupacken, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen. Da sie für den folgenden Tag eine Pressekonferenz angesetzt hatte, wollte sie jetzt keinen Reportern mehr Rede und Antwort stehen. Roxanne freute sich auf eine Flasche eisgekühlten Champagner und ein heißes Bad im Whirlpool.

Ganz allein.

Geistesabwesend rieb sie ihre Hände, wobei Mouse unwillkürlich an ihren Vater denken musste, von dem sie diese Angewohnheit geerbt zu haben schien.

»Ich bin so unruhig«, lachte sie etwas unsicher. »Schon den ganzen verdammten Abend über. Mir ist, als spürte ich ständig jemanden im Nacken.«

»Also, weißt du …« Mouse tätschelte verlegen Oscars Kopf, der sich an seinem Knie rieb. Er war noch nie ein großer Redner gewesen und wusste einfach nicht, wie er es ihr sagen sollte. »Du hast Besuch, Roxy. In der Garderobe.«

»Ach ja?«, fragte sie ein wenig unwillig. »Wer denn?«

»Geh und verbeug dich nochmal, Schätzchen.« Lily, Roxannes Bühnenassistentin und Ersatzmutter, kam herangerauscht. »Das Publikum ist völlig aus dem Häuschen.« Lily tupfte sich mit einem Taschentuch die Tränen von ihren falschen Wimpern, die sie nicht nur auf der Bühne trug. »Max wäre so stolz auf dich.«

Roxanne ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie darunter litt, dass ihr Vater nicht bei ihr sein konnte. Das ging niemanden etwas an. »Wer ist denn in der Garderobe?«, rief sie über die Schulter, als sie nochmal hinausging, um sich für den anhaltenden Applaus zu bedanken. Aber Mouse war bereits mit Oscar verschwunden.

Er hatte gelernt, dass es manchmal klüger war, rechtzeitig das Weite zu suchen.

Zehn Minuten später öffnete Roxanne, vor Freude über ihren Erfolg glühend, die Tür ihrer Garderobe. Der Duft nach Rosen und Schminke war eine so vertraute Mischung, dass sie ihn gar nicht mehr wahrnahm. Aber heute lag noch etwas anderes in der Luft – der würzige Geruch französischen Tabaks.

Sie kannte nur einen einzigen Mann, den sie für alle Zeit mit diesem Duft in Verbindung bringen würde. Ihre Hand auf der Türklinke zitterte.

Er hatte es sich auf einem Stuhl bequem gemacht, rauchte wie üblich eine dieser schlanken französischen Zigarren und trank dazu ihren Champagner. Als sie das nur allzu vertraute Grinsen seines wundervollen Mundes sah und in diese unglaublich blauen Augen blickte, überlief sie ein gleichzeitig erregendes und bestürzendes Gefühl.

Er trug das Haar immer noch lang und nach hinten gekämmt. Schon als Kind hatte er mit seiner tiefschwarzen Mähne und diesen Blicken, die einem heiß und kalt werden ließen, wie ein eleganter Zigeuner gewirkt. Das Gesicht mit dem Grübchen im Kinn war in den vergangenen Jahren markanter geworden, was sein gutes Aussehen noch unterstrich. Abgesehen von der äußerlichen Erscheinung umgab ihn eine spürbar dramatische Aura.

Er war ein Mann, bei dem Frauen wohlig erschauderten und unwillkürlich auf allerlei Gedanken kamen.

Ihr war es nicht anders ergangen. O nein, auch ihr nicht.

Fünf Jahre war es her, seit sie dieses Lächeln zuletzt gesehen hatte, seit ihre Finger in diesem dichten Haar gewühlt, und sie die berauschenden Küsse dieses Mundes erwidert hatte. Fünf Jahre voller Leid, Trauer und Hass.

Sie zwang sich, die Tür zu schließen. Warum war er nicht tot? Warum hatte er nicht irgendeiner der grausamen Tragödien zum Opfer fallen können, die sie sich für ihn ausgemalt hatte?

Und warum in Gottes Namen empfand sie schon allein bei seinem Anblick wieder diese schreckliche Sehnsucht? Was sollte sie bloß dagegen machen?

»Roxanne«, grüßte Luke. Seine Stimme klang vollkommen ruhig. All die Jahre über hatte er sie beobachtet, hatte heute Abend aus den dunklen Kulissen heraus jede ihrer Bewegungen studiert, kritisch, abwägend, voller Begehren. Doch als er ihr jetzt gegenüberstand, erschien sie ihm fast unerträglich schön.

»Eine gute Show mit einem spektakulären Finale.«

»Danke.«

Scheinbar gelassen schenkte er ein Glas Champagner ein und reichte es ihr. Auch Roxanne war ihre innere Erregung nicht anzumerken. Schließlich waren beide Profis im Showgeschäft und durch die gleiche Schule gegangen, damals bei Max.

»Das mit Max tut mir leid.«

Ihre Augen wurden hart. »Ach, wirklich?«

Luke ging nicht auf ihren sarkastischen Ton ein. Er nickte nur und betrachtete gedankenverloren den perlenden Inhalt seines Glases. Plötzlich schien er sich an etwas zu erinnern und schaute lächelnd wieder auf. »Das Ding in Calais, mit den Rubinen, warst du das?«

Sie trank einen kleinen Schluck und zuckte lässig die Schultern, wobei die silbernen Sterne auf ihrem Trikot glitzerten. »Natürlich.«

»Aha.« Offenbar hat sie nichts verlernt, dachte er zufrieden, weder das Zaubern noch das Stehlen. »Ich habe außerdem Gerüchte gehört, dass eine Erstausgabe von Poes Untergang des Hauses Usher aus einem Tresor in London geklaut wurde.«

»Dein Gehör war schon immer gut, Callahan.«

Während er sie lächelnd musterte, wurde ihm erneut ihre atemberaubende Ausstrahlung bewusst. Er erinnerte sich an das aufgeweckte Kind, den übermütigen Teenager, die aufgeblühte junge Frau. Doch nun wirkte sie geradezu sündhaft verführerisch. Und er spürte wieder einmal deutlich die Anziehung, die es seit jeher zwischen ihnen gegeben hatte. Und genau diese wollte er sich, wenn auch mit Bedauern, zunutze machen.

Der Zweck heiligt das Mittel – ebenfalls eine von Maximillian Nouvelles Lebensweisheiten.

»Ich habe dir einen Vorschlag zu machen, Rox.«

»Ach ja?« Sie nahm einen letzten Schluck, ehe sie das Glas zur Seite stellte. Der Champagner schmeckte bitter.

»Geschäftlich«, erklärte er leichthin und drückte seine Zigarre aus. Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Und privat. Ich habe dich vermisst, Roxanne.« Nach all den Jahren voller Tricks, Illusionen und Täuschungen waren diese Worte das Ehrlichste, was er seit Langem gesagt hatte. Da er Mühe hatte, seine Gefühle im Zaum zu halten, entging ihm das warnende Aufblitzen in ihren Augen.

»Hast du das, Luke? Tatsächlich?«

»Mehr als ich dir sagen kann.« Überwältigt von Erinnerungen und Sehnsüchten zog er sie näher an sich heran und spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. Roxanne war immer die Einzige für ihn gewesen. Aus den Fängen dieser Frau hatte er sich nie befreien können. »Komm mit in mein Hotel«, flüsterte er, und sein Atem streichelte ihr Gesicht. »Wir können zusammen essen – und reden.«

»Reden?« Ihre Ringe blitzten, als sie die Arme um seinen Nacken schlang und die Finger in seinem Haar vergrub. Der Schminkspiegel über der Frisierkommode gab ihr Bild dreifach wieder, als zeigte er ihnen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ihre Stimme klang rauchig wie der Bühnennebel, dunkel und geheimnisvoll. »Ist das alles, was du willst, Luke?« Er vergaß, wie wichtig es war, die Kontrolle zu behalten, sah nur noch ihren Mund, kaum einen Hauch von seinen Lippen entfernt. »Nein.«

Er senkte den Kopf. Und im nächsten Moment blieb ihm die Luft weg, als sie ihm ein Knie zwischen die Beine rammte. Während er sich vor Schmerz krümmte, traf ihre Faust sein Kinn.

Sein überraschtes Grunzen und das Krachen des umstürzenden Tisches, den er mit sich zu Boden riss, bereiteten Roxanne eine enorme Befriedigung. Wasser durchweichte den Teppich, Rosen flogen durch die Luft, und ein Paar Knospen landeten auf ihm.

»Du …« Mit finsterer Miene zerrte er eine Rose aus seinem Haar. Sie war schon immer ein hinterhältiges Biest gewesen. »Du bist noch schneller als früher, Rox.«

Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und stand wie eine rachedurstige Kriegerin vor ihm. »Ich bin sehr vieles, was ich früher nicht war.« Ihre Knöchel brannten wie Feuer, doch dieser Schmerz half ihr, den anderen, der viel tiefer saß, zu vergessen. »Und jetzt, du verlogener Dreckskerl, kriech zurück in das Loch, in das du dich vor fünf Jahren vergraben hast, wo auch immer das sein mag. Ich schwöre dir, wenn du noch einmal in meine Nähe kommst, lasse ich dich endgültig verschwinden.«

Zufrieden drehte sie sich auf dem Absatz um, doch noch ehe sie einen Schritt machen konnte, hatte Luke ihre Wade gepackt. Mit einem Schrei stürzte sie zu Boden. Sie kam gar nicht dazu, sich zu wehren. Er war bereits über ihr und hielt sie fest. Sie hatte vergessen, wie stark und reaktionsschnell er war.

Eine Fehleinschätzung, hätte Max gesagt. Und Fehleinschätzungen waren die Wurzel allen Übels.

»Okay, Rox, wir können auch hier reden.« Obwohl ihm das Atmen schwerfiel und er immer noch Schmerzen hatte, grinste er. »Ganz wie du willst.«

»Scher dich zum Teufel …«

»Nur zu gerne!« Sein Grinsen verschwand. »Verdammt, Roxy, ich konnte dir noch nie widerstehen.« Als er seinen Mund auf ihre Lippen presste, versank die Gegenwart, und beide fühlten sich wieder in die Vergangenheit zurückversetzt.

ERSTES KAPITEL

1973, in der Nähe von Portland, Maine

»Nur zu, nur herbei, treten Sie näher, meine Herrschaften! Sehen und staunen Sie! Der Große Nouvelle besiegt die Naturgesetze. Für einen kleinen Dollar erleben Sie, wie er Karten in der Luft tanzen lässt und vor Ihren Augen eine wunderschöne Frau zersägt.«

Während der Ausrufer seine Nummer abzog, glitt Luke Callahan durch die Menge der Jahrmarktbesucher und betätigte sich eifrig als Taschendieb. Er hatte geschickte Hände, flinke Finger und kannte zudem keinerlei Gewissensbisse, was die wichtigste Voraussetzung in diesem Gewerbe war.

Er war zwölf Jahre alt.

Vor fast sechs Wochen war er von zu Hause abgehauen und seitdem auf der Flucht. Luke hatte große Pläne. Ehe der feuchtheiße Sommer New Englands in einen klirrenden, kalten Winter überging, wollte er im Süden sein.

Geschickt angelte er ein Portemonnaie aus der Tasche eines weiten Overalls und dachte mit einem kleinen Seufzer, dass er nicht weit kommen würde, wenn die Ausbeute so mager blieb wie bisher. Nur wenige Besucher des Rummelplatzes hatten mehr als ein paar lumpige Dollar dabei.

Aber wenn er erst mal in Miami war, würde alles anders werden. Hinter einer Bude warf er das Portemonnaie aus Kunstleder weg und zählte die Beute dieses Abends.

Achtundzwanzig jämmerliche Dollar.

In Miami, wo es Strände gab, Sonne und Spaß, würde er dagegen richtig absahnen. Er musste nur erst mal dorthin kommen. Bis jetzt hatte er fast zweihundert Dollar erbeutet. Noch ein bisschen mehr, und er konnte es sich leisten, wenigstens einen Teil der Strecke mit dem Bus zu fahren. Mit einem Greyhound, dachte er, endlich mal nicht per Anhalter mit bekifften Hippies oder fetten Perversen, die ihre Finger nicht bei sich halten konnten.

In seiner Situation konnte er nicht sehr wählerisch sein, bei wem er einstieg. Er musste jederzeit damit rechnen, dass irgendwer eine Meldung bei der Polizei machte oder ihm wenigstens – was fast genauso schlimm wäre – einen Vortrag über die Gefahren hielt, die einem Ausreißer wie ihm drohten.

Dass es zu Hause sehr viel gefährlicher war als auf der Straße, würde ihm niemand glauben.

Nachdem er zwei Eindollarscheine aussortiert hatte, verstaute Luke sorgfältig den Rest seiner Beute. Er musste unbedingt etwas essen. Der Duft, der von den Imbissbuden herüberwehte, quälte ihn schon seit fast einer Stunde. Er würde sich einen dicken Burger und Fritten gönnen und alles mit einer kalten Limonade hinunterspülen.

Wie die meisten zwölfjährigen Jungen hätte auch Luke Lust zu einer Fahrt auf der Achterbahn mit ihren bunten Lichtern gehabt, aber er verdrängte diesen Wunsch rasch wieder. Diese Idioten bildeten sich ein, sie erleben wer weiß was für ein Abenteuer, dachte er mit einem höhnischen Grinsen. Doch während er heute Nacht unter freiem Himmel schlief, würden sie sich gemütlich in ihre Betten kuscheln, um sich gleich nach dem Aufwachen wieder von Mommy und Daddy herumkommandieren zu lassen.

Ihm würde das nicht mehr passieren. Nie wieder.

Mit einem Gefühl grenzenloser Überlegenheit hakte er die Daumen in die Taschen seiner Jeans und stolzierte auf die Imbissbuden zu.

Dabei kam er wieder an dem mannshohen Plakat vorbei. Es zeigte den Großen Nouvelle mit seiner schwarzen Haartolle, dem langen Schnurrbart und diesen hypnotischen dunklen Augen. Jedes Mal wenn Luke das Bild dieses Zauberers anschaute, spürte er eine merkwürdige Anziehungskraft davon ausgehen, die er sich gar nicht erklären konnte.

Die Augen auf dem Bild schienen bis tief in seine Seele zu blicken, so als wüsste dieser Mann alles über Luke Callahan aus Bangor in Maine, der ausgerissen war und sich über alle möglichen Umwege bis hierher durchgeschlagen hatte.

Es hätte ihn nicht gewundert, wenn der gemalte Mund zu sprechen begonnen hätte, und er rechnete fast damit, dass die Hand im nächsten Moment die Spielkarten fallen ließ und hervorschoss, um ihn zu packen und geradewegs in das Plakat hineinzuziehen. Dann wäre er für immer dort gefangen und würde vergeblich gegen den Pappkarton schlagen, so wie er schon oft gegen versperrte Türen geschlagen hatte.

Es gruselte ihn richtig bei diesem Gedanken, doch obwohl sein Herz hämmerte, musterte er herausfordernd das gemalte Gesicht. »Zauberei ist Quatsch«, sagte er, aber er sagte es nur ganz leise. »Lauter alberne Mätzchen«, fuhr er mit wachsender Zuversicht fort. »Blöde Kaninchen aus einem blöden Hut ziehen und ein paar alberne Kartentricks.«

Trotzdem hätte er sich diese albernen Tricks gar zu gern einmal angesehen, viel lieber als eine Fahrt auf der Achterbahn zu machen und sogar lieber, als sich mit ketchuptriefenden Fritten vollzustopfen. Unsicher betastete Luke das Geld in seiner Tasche.

Einen Dollar wäre es schon wert, und wenn auch nur, um sich zu überzeugen, dass der Zauberer nichts taugte. Er könnte sich bequem hinsetzen und in der Dunkelheit gleich noch leicht ein paar Taschen ausräumen. Kurzentschlossen zog er einen der zerknüllten Scheine heraus und zahlte den Eintrittspreis.

Im Inneren des Zeltes war es heiß und dämmrig, der schwere Stoff dämpfte den Lärm des Jahrmarktrummels. Auf den niedrigen Holzbänken drängten sich bereits zahlreiche Zuschauer, die leise miteinander redeten und sich in der stickigen Luft etwas Kühlung zufächelten.

Luke blieb einen Moment stehen und schaute sich um. Im Laufe der letzten sechs Wochen hatte er genügend Erfahrungen im Stehlen gesammelt. So strich er von vornherein eine Gruppe Kinder von seiner Liste, ebenso einige Paare, denen er ansah, dass bei ihnen kaum etwas Nennenswertes zu holen war.

»Entschuldigen Sie, bitte«, sagte er höflich und zwängte sich hinter eine ältere Frau, die einen Jungen und ein Mädchen bei sich hatte und von den Kindern ziemlich abgelenkt zu sein schien.

Er hatte sich kaum hingesetzt, da betrat auch schon der Große Nouvelle die Bühne. Er trug einen schwarzen Smoking und ein gestärktes weißes Hemd, was in dieser Umgebung recht exotisch wirkte. Seine Schuhe glänzten frisch poliert. Am kleinen Finger der linken Hand blitzte ein goldener Ring mit einem schwarzen Stein im Scheinwerferlicht.

Vom ersten Augenblick an beherrschte diese eindrucksvolle Gestalt das Publikum.

Obwohl er noch kein Wort gesagt hatte, spürten alle im Zelt seine Präsenz. Er wirkte genauso dramatisch wie auf dem Plakat, auch wenn das schwarze Haar bereits von silbrig glitzernden Fäden durchzogen war. Der Große Nouvelle hob die Hände, und wie aus dem Nichts erschien eine Münze, dann eine weitere und noch eine, bis es überall zwischen den gespreizten Fingern golden schimmerte.

Luke beugte sich fasziniert ein Stück vor, um ganz genau hinzuschauen. Wie hatte er das gemacht? Es war natürlich ein Trick, klar. Er wusste längst, dass die Welt voll von Tricks war und fragte sich schon gar nicht mehr, warum das so war, aber das Staunen hatte er noch nicht verlernt.

Die Münzen verwandelten sich in bunte Bälle, die ihre Größe und Farbe änderten. Mal wurden es mehr, mal weniger, sie erschienen und verschwanden, während das Publikum begeistert applaudierte.

Luke konnte kaum den Blick von der Bühne abwenden. Trotzdem war es für ihn ein Kinderspiel, aus der Geldbörse der Oma sechs Dollar zu klauen. Nachdem er seine Beute verstaut hatte, wechselte er den Platz und setzte sich hinter eine Blondine, die ihre Strohtasche neben sich auf den Boden gestellt hatte.

Wenig später hatte er weitere vier Dollar erbeutet. Als Nächstes wollte er sich die dicke Frau rechts von ihm vornehmen. Doch dann war Luke nur noch ein Kind mit großen staunenden Augen. Der Zauberer hatte ein Kartenspiel aufgefächert, strich mit einer Hand darüber und löste die andere, so dass die Karten frei in der Luft schwebten und sich mit seinen Handbewegungen drehten und tanzten. Das Publikum jubelte. Alle waren ganz im Bann der Vorstellung, doch Luke kam nicht dazu, diese Gelegenheit zu nutzen.

»Du da«, ertönte plötzlich Nouvelles Stimme. Luke erstarrte, als er spürte, dass die dunklen Augen ihn anschauten. »Du siehst aus, als wärst du ein begabter Junge. Ich brauche bei meinem nächsten Trick einen geschickten … einen ehrlichen Assistenten«, verbesserte er sich augenzwinkernd. »Komm hoch.« Nouvelle sammelte die schwebenden Karten ein und winkte ihm.

»Los, Junge. Geh schon.« Jemand stieß ihm einen Ellbogen in die Rippen.

Verlegen stand Luke auf. Er wusste, dass es gefährlich war, derart die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch wenn er sich weigerte, würde er nur noch mehr auffallen.

»Zieh eine Karte«, forderte Nouvelle ihn auf, nachdem Luke auf die Bühne geklettert war. »Irgendeine.«

Er breitete das Spiel wieder fächerartig aus, damit alle sehen konnten, dass es ganz gewöhnliche Karten waren. Rasch mischte Nouvelle und legte den Stapel auf einen kleinen Tisch. »Irgendeine Karte«, wiederholte er. Luke kniff konzentriert die Augen zusammen, während er eine Karte zog. »Zeige sie unserem Publikum«, nickte Nouvelle. »Halte sie so, dass jeder sehen kann, welche Karte es ist. Gut, sehr gut. Du bist ein Naturtalent.«

Nouvelle nahm das Spiel und mischte es erneut mit seinen geschickten Fingern, ehe er es Luke hinhielt. »Und nun steck deine Karte hinein. Irgendwo. Ausgezeichnet.« Lächelnd reichte er Luke die Karten. »Misch sie, wie es dir beliebt.« Nouvelle beobachtete ihn dabei aufmerksam. »Jetzt leg sie auf den Tisch. Möchtest du gern abheben, oder soll ich das lieber machen?«

»Das mache ich schon selbst.« Luke griff nach den Karten, überzeugt davon, dass man ihn nicht hereinlegen konnte. Schließlich stand er direkt neben dem Zauberer.

»Ist deine Karte die oberste?«

Luke deckte sie auf und grinste. »Nein.«

Nouvelle schien verblüfft, während das Publikum kicherte. »Nein? Dann vielleicht die unterste?«

Selbstsicher drehte Luke den Stapel um und hielt die Karte hoch. »Nein. Da haben Sie sich anscheinend vertan, Mister.«

»Merkwürdig, wirklich merkwürdig«, murmelte Nouvelle und strich sich mit einem Finger über den Schnurrbart. »Du bist geschickter, als ich dachte. Offenbar hast du mich hereingelegt. Die Karte, die du ausgewählt hast, ist überhaupt nicht im Spiel. Weil sie nämlich … hier ist.« Er schnippte mit den Fingern und zog die Herz-Acht aus der Luft.

Luke starrte ihn sprachlos an. Da das Publikum laut applaudierte, hörte niemand, was Nouvelle leise zu ihm sagte.

»Komm nach der Vorstellung hinter die Bühne.«

Mit einem kleinen Schubs schickte Nouvelle ihn zurück auf seinen Platz.

In den nächsten zwanzig Minuten vergaß Luke neben der Zauberei alles andere. Ein kleines rothaariges Mädchen in einem glitzernden Trikot kam auf die Bühne getanzt. Grinsend beobachtete er, wie sie in einen übergroßen Zylinder stieg und sich in ein weißes Kaninchen verwandelte. Amüsiert lauschte er dem gespielten Streit zwischen ihr und dem Zauberer, ob es nicht langsam Zeit für sie sei, ins Bett zu gehen. Er fühlte sich richtig erwachsen dabei. Das Mädchen schüttelte trotzig seine roten Locken und stampfte mit den Füßen auf. Seufzend warf Nouvelle ein schwarzes Cape über sie und schwenkte seinen Zauberstab. Das Cape sank zu Boden, und das Kind war verschwunden.

»Als Vater«, erklärte Nouvelle dem Publikum ernsthaft, »muss man manchmal einfach energisch sein.«

Zum Schluss zersägte er noch eine kurvenreiche Blondine in zwei Hälften. Ihre Figur und das knappe Trikot brachten ihr zahlreiche anerkennende Pfiffe der Zuschauer ein.

Ein Mann in einem karierten Hemd und gestärkten Jeans sprang auf und rief begeistert: »Nouvelle, wenn du mit der Lady fertig bist, nehme ich eine Hälfte, ganz egal, welche.«

Die zwei Hälften der Dame wurden auseinandergeschoben. Auf Nouvelles Befehl hin wackelte sie mit Fingern und Zehen. Nachdem die Kiste wieder zusammengefügt worden war, entfernte Nouvelle die stählerne Trennscheibe, schwenkte seinen Zauberstab und riss den Deckel auf.

Unter lautem Applaus stieg die Dame, putzmunter und ohne den geringsten Kratzer, heraus.

Luke hatte die Handtasche der dicken Frau ganz vergessen, aber er fand, dass sich das Eintrittsgeld trotzdem gelohnt hatte.

Während das Publikum nach draußen strömte, um die anderen Attraktionen auf dem Rummelplatz zu genießen, wandte sich Luke zur Bühne. Er hoffte, dass Nouvelle ihm vielleicht zeigen würde, wie er die Sache mit den Karten gemacht hatte. Schließlich war er dabei ja so etwas wie sein Assistent gewesen.

»He, Junge.«

Luke schaute auf und sah einen wahren Riesen von mindestens einem Meter fünfundneunzig und zweihundertsechzig Pfund solider Muskelmasse vor sich. Das glatt rasierte Gesicht war breit wie ein Teller, die Augen wirkten winzig wie zwei Rosinen, im Mundwinkel hing eine Zigarette ohne Filter.

Hässlicher als Herbert Mouse Patrinski konnte kaum jemand sein.

Mit vorgerecktem Kinn und hochgezogenen Schultern nahm Luke instinktiv eine kampfbereite Haltung ein. »Ja?« Mouse forderte ihn mit einer Kopfbewegung auf, ihm zu folgen. Nach kurzem Zögern lief Luke hinter ihm her.

Die ganze Pracht des Jahrmarkts mit seinem billigen Flitter verblasste, als sie zum Abstellplatz der Wohnwagen kamen. Zwischen den LKWs mit ihren Anhängern wirkte Nouvelles Wohnwagen wie ein Vollblüter unter Ackergäulen. Er war lang und schmal, und auf der Seite glänzte im Mondlicht auf schwarzem Untergrund der schwungvolle silberne Schriftzug:

Der große Nouvelle,Zauberer und Meistermagier.

Mouse klopfte kurz an die Tür und öffnete, ohne auf Antwort zu warten. Luke nahm einen eigentümlichen Duft wahr, der ihn an eine Kirche erinnerte, als er nach ihm den Wagen betrat.

Der Große Nouvelle war bereits umgezogen und hatte sich in einem Morgenrock aus schwarzer Seide auf einem schmalen Sofa ausgestreckt, um ein Glas Brandy zu genießen. Von einem halben Dutzend Räucherkegel stiegen kräuselnd Rauchwölkchen in die Höhe. Aus einem Lautsprecher klang leise Sitarmusik.

Luke steckte die Hände in die Taschen. Er fühlte sich plötzlich unsicher. Fast kam es ihm so vor, als sei er in einer anderen Welt gelandet, was nicht nur an dem fremdartigen Duft lag. Kissen in lebhaften Farben lagen überall herum, kleine dicke Matten waren kunterbunt über den Boden verstreut. Vor den Fenstern hingen seidene Tücher, geheimnisvoll flackerte Kerzenlicht – das alles wirkte wie in einer exotischen Märchenhöhle.

Am beeindruckendsten war jedoch Maximillian Nouvelle selbst.

Die Lippen unter dem Schnurrbart verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln, als er dem Jungen zutrank. »Freut mich, dass Sie mir Gesellschaft leisten können.«

Um seine Nervosität zu überspielen, zuckte Luke nur lässig die mageren Schultern. »War ’ne ganz anständige Vorstellung.«

»Ihr Kompliment beschämt mich«, erwiderte Max trocken und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, sich zu setzen. »Interessieren Sie sich für Magie, Mr. …?«

»Luke Callahan. Es war mir ’nen Dollar wert, mir ein paar Tricks anzusehen.«

»Wahrlich eine fürstliche Summe.« Ohne den Blick von ihm zu wenden, nippte Max an seinem Brandy. »Aber ich denke, die Investition hat sich für Sie ausgezahlt, nicht wahr?«

»Wieso?« Misstrauisch blickte Luke zu Mouse hinüber, der an der Tür herumlungerte, als wolle er den Ausgang versperren.

»Du hattest nach der Vorstellung etliche Dollar mehr bei dir als vorher. In der Finanzwelt würde man unter solchen Umständen von einer sprunghaften Kapitalsteigerung sprechen.«

Obwohl Luke nur mit Mühe sein Erschrecken verbergen konnte, schaute er Max ruhig in die Augen. Gut, gut, dachte Max anerkennend, einschüchtern lässt er sich nicht.

»Keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich muss jetzt los.«

»Setz dich.« Max sagte nur diese beiden Worte, und Luke gehorchte ohne Widerspruch. »Sehen Sie, Mr. Callahan – oder darf ich beim Du bleiben und Luke sagen? Ein guter Name. Er kommt von Lucius, das dem lateinischen Wort für Licht entstammt. Aber ich schweife ab. Ja Luke, während du mich beobachtet hast, habe ich dich beobachtet. Es wäre nicht sehr höflich von mir, dich zu fragen, wie viel du erbeutet hast, aber ich schätze, es werden acht bis zehn Dollar gewesen sein.« Er lächelte. »Nicht übel, in dieser kurzen Zeit.«

Luke kniff die Augen zusammen. Der Schweiß lief ihm über den Rücken. »Wollen Sie mich einen Dieb nennen?«

»Nicht, wenn es dich beleidigt. Immerhin bist du mein Gast. Und ich bin ein so nachlässiger Gastgeber. Darf ich dir eine Erfrischung anbieten?«

»Was wollen Sie von mir, Mister?«

»Oh, dazu kommen wir noch. Ja, dazu kommen wir später noch. Eins nach dem anderen, wie ich immer sage. Ich kenne den Appetit eines Jungen in deinem Alter, schließlich war ich selbst mal einer.« Und dieser kleine Junge war so jämmerlich dünn, dass Max beinah die Rippen unter dem schmuddeligen T-Shirt zählen konnte. »Mouse, ich glaube, unser Gast hätte Freude an einem Hamburger mit allem, was dazugehört – oder bring besser gleich zwei.«

»Klar.«

Max stand auf, als Mouse verschwunden war. »Etwas Kaltes zu trinken?«, fragte er und öffnete einen kleinen Kühlschrank. Er ahnte, dass der Junge in diesem Moment zur Tür schaute und wusste, welche Gedanken ihm durch den Kopf schossen. »Du kannst natürlich weglaufen«, sagte er ruhig, während er eine Flasche Pepsi herausnahm. »Das Geld, das du in deinen rechten Schuh gesteckt hast, wird dich sicher nicht beim Laufen behindern. Du könntest dich allerdings auch entspannen, deine Mahlzeit genießen und dich etwas mit mir unterhalten.«

Luke dachte nach. Er merkte, wie sein Magen knurrte. Als Kompromiss rutschte er ein paar Zentimeter näher zur Tür. »Was wollen Sie von mir?«

»Deine Gesellschaft«, erklärte Max, während er Eiswürfel in ein Glas gab und Pepsi darübergoss. Das kurze Aufflackern in Lukes Augen war ihm nicht entgangen. Aha, dachte er, so schlimm ist es also gewesen. Um ihm begreiflich zu machen, dass er nichts von ihm zu befürchten hatte, rief er nach Lily. Ein Vorhang aus purpurroter Seide wurde beiseite geschoben, und Lily trippelte, umgeben von einer Wolke Chanel, herein. Wie Max trug auch sie einen Morgenrock, blassrosa und mit rötlichen Federn gesäumt, dazu hochhackige Hausschuhe in der gleichen Farbe, die ebenfalls mit Federn verziert waren.

»Wir haben Besuch«, zwitscherte sie mit einer Stimme, in der ständig ein Kichern mitzuschwingen schien.

»Ja, meine Liebe.« Max nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Darf ich dir Luke Callahan vorstellen? Luke, das ist meine unschätzbare Assistentin und angebetete Gefährtin Lily Bates.«

Luke schluckte schwer. Dieser wohlgerundete Körper, dieser Duft, die exotisch geschminkten Augen und Lippen – eine Frau wie sie hatte er noch nie zuvor gesehen. »Freut mich, dich kennenzulernen«, lächelte sie und klimperte mit ihren unglaublich langen Wimpern. Als Max einen Arm um ihre Taille legte, schmiegte sie sich dicht an ihn.

»Ma’am.«

»Luke und ich haben einiges zu besprechen. Ich wollte nicht, dass du wach bleibst und auf mich wartest.«

»Das macht mir nichts aus.«

Er küsste sie mit solcher Zartheit, dass Luke verlegen den Blick abwandte. »Je t’aime, ma belle.«

»Oh, Max.« Es ging Lily jedes Mal durch und durch, wenn Max französisch redete. »Schlaf gut«, flüsterte er.

»Okay.« Ihre Augen sagten ihm nur zu deutlich, dass sie warten würde. »War nett, dich kennenzulernen, Luke.«

»Ma’am«, wiederholte er mühsam, und sie verschwand wieder hinter dem Vorhang.

»Eine wundervolle Frau.« Max reichte Luke die Pepsi. »Roxanne und ich wären recht verloren ohne sie. Nicht wahr, ma petite?«

»Ach, Daddy.« Mit einem kleinen Seufzer kroch Roxanne unter dem Vorhang hervor und sprang auf. »Ich war doch so leise, dass nicht mal Lily mich bemerkt hat.«

»Ich habe dich gerochen.« Er tippte sich an die Nase. »Dein Shampoo. Deine Seife. Die Buntstifte, mit denen du gemalt hast.«

Roxanne schnitt eine Grimasse und kam auf bloßen Füßen näher. »Du weißt immer alles.«

»Vor allem weiß ich immer, wenn mein kleines Mädchen in der Nähe ist«, lächelte er und hob sie hoch.

Luke erkannte sie wieder. Es war das Mädchen aus der Vorstellung, nur trug sie jetzt ein langes Nachthemd mit Rüschen. Das flammend rote Haar kräuselte sich über ihren Rücken. Während Luke sein Pepsi trank, musterte sie ihn aus großen meergrünen Augen.

»Er sieht gemein aus.«

»Da irrst du dich ganz bestimmt«, lachte ihr Vater und küsste sie auf die Schläfe.

Roxanne überlegte und entschied sich für einen Kompromiss. »Er sieht aus, als könnte er gemein sein.«

»Das trifft die Sache schon eher.« Er setzte sie ab und strich ihr übers Haar. »Nun sei höflich und begrüße ihn.«

Wie eine kleine Königin, die ihm eine Audienz gewährte, neigte sie den Kopf. »Hallo.«

»Ja, hallo.« Vorlaute Rotznase, dachte Luke und errötete, als sein Magen knurrte.

»Ich glaube, du musst ihm was zu essen geben«, meinte Roxanne, fast so, als sei Luke ein streunender Hund. »Aber ich weiß nicht, ob es klug wäre, ihn zu behalten.«

Teils ärgerlich, teils amüsiert versetzte Max ihr einen leichten Klaps aufs Hinterteil. »Ins Bett, meine Dame.«

»Noch eine Stunde, Daddy. Bitte.«

Er schüttelte den Kopf und gab ihr einen Kuss. »Bonne nuit, bambine.«

Sie runzelte die Stirn, so dass eine kleine senkrechte Linie zwischen ihren Brauen entstand. »Wenn ich groß bin, bleibe ich die ganze Nacht auf.«

»Ich bin sicher, dass du das machen wirst. Mehr als nur einmal sogar. Doch bis dahin …« Er deutete auf den Vorhang. Roxanne gehorchte schmollend. Ehe sie verschwand, warf sie noch einen Blick über die Schulter. »Ich hab dich trotzdem lieb.«

»Ich dich auch.« Wieder einmal empfand Max dieses tiefe warme Glühen in seiner Brust. Sein Kind. Das Einzige, was er ohne Tricks oder Illusionen erschaffen hatte. »Sie wird langsam erwachsen«, sagte er leise zu sich selbst.

»Quatsch«, schnaufte Luke. »Sie ist bloß ein kleines Kind.«

»So erscheint es zweifellos jemandem, der über einen solch reichen Erfahrungsschatz verfügt wie du«, erwiderte Max mit leichter Ironie, was Luke jedoch entging.

»Kinder sind bloß widerliche Nervensägen.«

»Nun, widerlich sind sie ganz bestimmt nicht. Und es gibt wahrhaftig manches, was einem mehr auf die Nerven geht. Sorgen machen sie allerdings hin und wieder, das gebe ich zu.«

»Sie kosten Geld, oder?« Ein zorniger Unterton lag in seiner Stimme. »Und sie sind andauernd im Weg. Die Leute haben bloß Kinder, weil sie beim Bumsen zu scharf sind, um an die Folgen zu denken.«

Max strich sich mit einem Finger über den Schnurrbart und griff wieder nach seinem Brandy. »Ein interessanter Standpunkt. Darüber müssen wir gelegentlich einmal ausführlich diskutieren. Aber heute Abend … ah, deine Mahlzeit.«

Verwirrt schaute Luke zur Tür. Er hörte nichts. Doch Sekunden später erklangen Schritte. Es klopfte, und Mouse trat ein. Er trug eine braune Tüte, die bereits Fettflecken hatte, und aus der es duftete, dass Luke das Wasser im Mund zusammenlief.

»Vielen Dank, Mouse.« Aus den Augenwinkeln bemerkte Max, wie Luke sich zusammenriss, um sich nicht sofort auf die Tüte zu stürzen.

»Soll ich noch hierbleiben?«, fragte Mouse. »Nicht nötig. Du bist bestimmt müde.«

»Okay. Dann gute Nacht.«

»Gute Nacht. Bitte«, forderte Max den Jungen auf, als Mouse die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Bediene dich nur.«

Luke griff hastig in die Tüte und zog einen Burger heraus. Um sich nicht anmerken zu lassen, wie hungrig er war, nahm er langsam den ersten Bissen, doch dann verließ ihn die Beherrschung, und er verschlang den Rest. Max lehnte sich zurück und schwenkte mit halb geschlossenen Augen seinen Brandy.

Er frisst wie ein junger Wolf, dachte er, während Luke ausgehungert den zweiten Burger samt einem Berg Fritten in Angriff nahm. Max wusste sehr gut, wie es war, so ausgehungert zu sein – nicht nur nach Essbarem. In den Augen des Jungen sah er eine Mischung aus Trotz und Verschlagenheit, doch dahinter entdeckte er noch etwas anderes. Im Vertrauen auf seine Menschenkenntnis beschloss er, ihm eine Chance zu bieten.

»Ich betätige mich gelegentlich auch als Gedankenleser«, erklärte er ruhig, »was dir vielleicht nicht bewusst ist.«

Da er den Mund voll hatte, antwortete Luke nur mit einem Grunzen.

»Das dachte ich mir. Eine kleine Demonstration gefällig? Du bist von zu Hause ausgerissen und schon seit einiger Zeit unterwegs.«

Luke schluckte hastig. »Falsch geraten. Meine Leute haben eine Farm ein paar Meilen von hier. Ich bin bloß auf dem Jahrmarkt gewesen.«

Max öffnete die Augen. Sein Blick war merkwürdig bezwingend, doch etwas anderes verstörte Luke noch weit mehr – die schlichte Freundlichkeit in seinen Augen. »Lüg mich nicht an. Andere ja, wenn es sein muss, aber mich nicht. Du bist weggelaufen.« Luke hatte keine Chance, ihm auszuweichen, als er blitzschnell sein Handgelenk packte. »Sag mir, hast du eine Mutter, einen Vater oder Großeltern zurückgelassen, die jetzt verzweifelt nach dir suchen?«

»Ich hab doch gesagt …« Die geschickten Lügen, die ihm sonst so leichtfielen, kamen ihm einfach nicht über die Lippen. Es sind diese Augen, dachte er mit einem Anflug von Panik. Sie schienen wie die Augen auf dem Plakat direkt in ihn hineinzuschauen und alles zu sehen. »Ich weiß nicht, wer mein Vater ist«, stieß er zitternd vor Scham und Wut hervor. »Wahrscheinlich weiß sie es selbst nicht. Jedenfalls kümmert es sie nicht die Bohne, was mit mir ist. Vielleicht tut’s ihr leid, dass ich weg bin, weil jetzt niemand mehr da ist, der ihr Schnaps holt oder eine Flasche für sie klaut, wenn sie gerade pleite ist. Und dem Dreckskerl, mit dem sie lebt, tut’s vielleicht leid, weil er niemanden mehr hat, den er verprügeln kann.« Tränen brannten in seinen Augen, aber er merkte es gar nicht. Die Angst, die ihn wie mit Drachenklauen umklammerte, war viel zu groß. »Ich gehe nicht mehr zurück. Wenn Sie mich dazu zwingen wollen, bringe ich Sie um, das schwöre ich.«

Max lockerte seinen Griff. Er kannte diesen Schmerz, den der Junge empfand, nur zu gut. Den gleichen Schmerz hatte er in diesem Alter erlebt. »Der Mann hat dich also geschlagen?«

»Wenn er mich erwischen konnte«, erwiderte er voll Trotz und blinzelte die Tränen weg.

»Die Behörden?«

Luke verzog verächtlich die Lippen. »Scheiße.«

»Ja«, seufzte Max. »Und sonst hast du niemanden?«

Er reckte energisch das Kinn mit dem kleinen Grübchen. »Ich hab mich.«

Eine ausgezeichnete Antwort, dachte Max. »Und deine Pläne?«

»Ich bin unterwegs nach Süden, nach Miami.«

»Aha.« Max nahm Lukes andere Hand und drehte die Handfläche nach oben. Als er spürte, wie der Junge sich verkrampfte, zeigte er zum ersten Mal ein Zeichen von Ungeduld. »Ich habe kein sexuelles Interesse an Männern«, erklärte er schroff. »Und wenn, dann würde ich nie so tief sinken, mich an einem Jungen zu vergreifen.« Luke schaute ihn an, und Max sah in seinen Augen, dass er mehr wusste, als ein Zwölfjähriger wissen sollte. »Hat dieser Mann dich missbraucht?«

Luke schüttelte rasch den Kopf. Er war zu tief gedemütigt, um darüber sprechen zu können.

Aber jemand hat es getan, dachte Max. Oder es zumindest versucht. Doch er stellte keine Fragen. Damit würde er warten, bis der Junge ihm vertraute. »Du hast gute Hände und geschmeidige Finger, und für einen Jungen in deinem Alter weißt du sie geschickt zu gebrauchen. Ich könnte dir vielleicht helfen, diese Qualitäten zu verfeinern, wenn du dich entschließt, für mich zu arbeiten.«

»Arbeiten?« Luke wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Es war bereits lange her, seit er so etwas wie Hoffnung empfunden hatte. »Was für Arbeit?«, fragte er.

»Dies und das.« Max lehnte sich wieder zurück und lächelte. »Vielleicht würdest du gern ein paar Tricks lernen, Luke? Zufälligerweise brechen wir in einigen Wochen in Richtung Süden auf. Du kannst für Kost und Logis arbeiten und dir ein kleines Gehalt verdienen, wenn du dich geschickt anstellst. Ich muss allerdings darum bitten, dass du für einige Zeit keine Brieftaschen mehr stiehlst. Aber ich bin sicher, du wirst deine Fähigkeiten auf diesem Gebiet deswegen nicht verlernen.«

Lukes Brust schmerzte. Erst, als er tief Luft holte, merkte er, dass er den Atem angehalten hatte. »Ich wäre … ich wäre bei der Zaubershow dabei?«

Max lächelte. »Das nicht. Du würdest zunächst nur beim Auf- und Abbau helfen. Aber du könntest einiges lernen, falls du Talent für die Zauberei hast.«

Die Sache musste irgendeinen Haken haben. Es gab immer einen Haken. Luke machte dieses Angebot so misstrauisch, als habe Max ihn aufgefordert, eine schlafende Schlange zu ergreifen. »Ich kann ja mal drüber nachdenken.«

»Das ist immer klug.« Max stellte sein leeres Glas zur Seite. »Warum schläfst du nicht hier? Dann sehen wir morgen, wie du dich entschieden hast. Ich hole dir Bettwäsche.« Ohne auf seine Antwort zu warten, verschwand er hinter dem Vorhang.

Vielleicht ist das alles bloß ein Trick, dachte Luke und kaute an seinen Fingernägeln. Aber es schien keine Falle zu sein, jedenfalls konnte er keinen Haken erkennen. Es wäre herrlich, wieder einmal unter einem Dach zu schlafen. Er gähnte und streckte sich auf dem Sofa aus, nur mal zum Ausprobieren. Aber sofort wurden seine Lider schwer, und weil ihm sein Rücken immer noch zu schaffen machte, drehte er sich zur Seite. Ehe ihm endgültig die Augen zufielen, schätzte er die Entfernung zur Tür ab, für den Fall, dass er rasch verschwinden musste.

Er konnte am Morgen ja immer noch abhauen. Niemand konnte ihn zwingen zu bleiben. Niemand konnte ihn mehr zu irgendwas zwingen.

Das war sein letzter Gedanke, ehe er einschlief. Er hörte nicht, wie Max mit einem sauberen Laken und einem Kissen zurückkam. Er spürte nicht, dass er ihm die Schuhe abstreifte und sie neben das Sofa stellte. Er rührte sich nicht einmal, als Max seinen Kopf etwas anhob und sanft auf das Kissen legte, das ein wenig nach Flieder duftete.

»Ich weiß, was du hinter dir hast«, flüsterte Max. »Ich frage mich nur, was aus dir wird.«

Einen Moment lang betrachtete er die Gesichtszüge des schlafenden Jungen, die abwehrbereit geballten Fäuste, und lauschte den tiefen Atemzügen, die seine völlige Erschöpfung verrieten.

Dann wandte er sich um und ging zu Lily, die ihn sehnsüchtig erwartete.

ZWEITES KAPITEL

Leises Vogelgezwitscher weckte Luke. Er spürte die warme Sonne auf seinem Gesicht und dachte unwillkürlich an den Geschmack des Honigs. Dann bemerkte er den Duft von Kaffee und überlegte, wo er war.

Als er schließlich die Augen öffnete, sah er das Mädchen und erinnerte sich wieder.

Sie stand neben dem Sofa und musterte ihn abschätzig.

Er bemerkte, dass sie Sommersprossen auf der Nase hatte, was ihm gestern auf der Bühne und später im Kerzenlicht nicht aufgefallen war.

Luke blickte sie missmutig an und fuhr sich langsam mit der Zunge über die Zähne. Seine Zahnbürste war in dem Rucksack, den er in einem Supermarkt geklaut und unter einem Gebüsch in der Nähe versteckt hatte. Er vergaß nie, sich die Zähne zu putzen, dafür hatte er viel zu große Angst vor Zahnärzten. Seine Mutter hatte ihn vor drei Jahren zu einem geschleppt, der nach Gin stank und dessen Hände mit rauen schwarzen Haaren bedeckt waren.

Er wollte sich jetzt in Ruhe die Zähne putzen, einen heißen Kaffee trinken und allein sein.

»Was gibt es so zu glotzen?«

»Nichts.« Sie hatte eben überlegt, ob sie ihn ein bisschen kneifen sollte und war ein wenig enttäuscht, dass er schon aufgewacht war. »Du bist mager. Lily sagt, du hättest ein schönes Gesicht, aber ich finde es einfach nur gemein.«

Luke wusste nicht so recht, ob er empört oder geschmeichelt sein sollte, dass die wunderbare Lily ihn schön genannt hatte. Was er dagegen von Roxanne halten sollte, das wusste er ziemlich genau. Sie war das, was sein Stiefvater ein Miststück erster Güte genannt hätte. Aber im Grunde fand Al Cobb, jede Frau sei mehr oder weniger ein Miststück.

»Dafür bist du mager und hässlich. Und jetzt verzieh dich.«

»Ich lebe hier«, erklärte sie würdevoll. »Und wenn ich dich nicht mag, schickt mein Daddy dich bestimmt wieder weg.«

»Da pfeif ich drauf.«

»So was sagt man nicht, das ist ungezogen«, erklärte sie entrüstet.

»Quatsch.« Wenn er diese dumme Zimperliese richtig schockierte, verzog sie sich hoffentlich. »Da scheiß ich drauf, das ist ungezogen.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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