Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 615 - Ina von Hochried - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 615 E-Book

Ina von Hochried

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Beschreibung

Seit zwei Jahren sind Marlene und Norbert Sträter nun schon geschieden, aber Norbert kann sich nicht damit abfinden. Ohne lange zu fackeln, hat Marlene damals die Scheidung aufgrund eines Seitensprungs eingereicht, den Norbert nie begangen hat. Es ist alles ein tragisches Missverständnis.
Norbert leidet entsetzlich unter der Trennung, denn er liebt Marlene noch immer über alles. Immer wieder beteuert er seine Unschuld, doch er stößt bei ihr auf taube Ohren. Die Sehnsucht nach seiner geschiedenen Frau und seiner Tochter wird für Norbert von Tag zu Tag unerträglicher. Um Marlene endlich zur Einsicht zu bringen, fasst er in seiner Seelenqual schließlich einen wahnwitzigen Plan ...


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Inhalt

Cover

Meine unsterbliche Sehnsucht

Vorschau

Impressum

Meine unsterbliche Sehnsucht

Wie ein Mann zu seiner Frau zurückfand

Seit zwei Jahren sind Marlene und Norbert Sträter nun schon geschieden, aber Norbert kann sich nicht damit abfinden. Ohne lange zu fackeln, hat Marlene damals die Scheidung aufgrund eines Seitensprungs eingereicht, den Norbert nie begangen hat. Es ist alles ein tragisches Missverständnis.

Norbert leidet entsetzlich unter der Trennung, denn er liebt Marlene noch immer über alles. Immer wieder beteuert er seine Unschuld, doch er stößt bei ihr auf taube Ohren. Die Sehnsucht nach seiner geschiedenen Frau und seiner Tochter wird für Norbert von Tag zu Tag unerträglicher. Um Marlene endlich zur Einsicht zu bringen, fasst er in seiner Seelenqual schließlich einen wahnwitzigen Plan ...

Draußen schien die Sonne, und der Himmel war so blau wie sonst nur im Süden, aber das war in diesem Jahr schon nichts Ungewöhnliches mehr. Sommerliche Wärme lag über der Siedlung, seit Wochen schon, und wenn es mal regnete, so war das eine Art Weltwunder.

Hier hatte jeder einen Garten, und die Besitzer ärgerten sich, da es viel zu wenig regnete und das Gras sich allmählich braun verfärbte.

Der Nachmittag war gekommen, die größte Tageshitze war vorüber. Monika Vorberg stand im Garten ihres Hauses, hielt einen Schlauch in der Hand und besprengte die Blumenbeete.

Sehr hübsch war Monika Vorberg anzusehen. Sie trug ein weißes Leinenkleid, ihre vorzügliche Figur kam voll zur Geltung. Das dunkle Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden, ihre Haut war glatt und sommerbraun, und ihre Augen glänzten voller Glück und Zufriedenheit.

Am Vormittag hatte Monika Frau Massner, ihre Putzhilfe, bei einer gründlichen Reinigung aller Teppiche geholfen. Über Mittag war Monika auf den Tennisplatz gefahren und hatte zu ihrer Freude Frau Senkenberg, eine etwas hochnäsige Person, besiegt. Am Nachmittag hatte Monika eingekauft, und jetzt war sie in ihrem Haus und tat dieses und jenes und wartete darauf, dass Jürgen, ihr Mann, in etwa einer halben Stunde aus dem Betrieb heimkam.

Monika freute sich jeden Abend auf die Heimkunft ihres Mannes, denn die beiden liebten sich heiß und innig. Sie führten eine wunderbare Ehe und hatten allen Grund, sich über Biggi, ihre heranwachsende Tochter, zu freuen. Biggi war inzwischen bereits eine junge Dame geworden, genauso schön und attraktiv wie ihre Mutter. Bald machte sie ihr Abitur, und an Jungen, die ihr den Hof machten, hatte sie weiß Gott keinen Mangel.

Weil das Wasser aus dem Gartenschlauch zischte, hörte Monika Vorberg erst beim dritten Mal, dass es an der Haustür klingelte. Monika drehte das Wasser ab und betrat über die Terrasse das Haus.

Vor der Tür stand Hermine Walters, eine etwas entfernter wohnende Nachbarin, mit der Monika Vorberg so etwas wie eine Freundschaft verband. Ihr Mann besaß eine Apotheke.

»Darf man mal stören?«, fragte Hermine und blickte Monika unsicher an.

»Du immer«, erwiderte Monika und ließ die Freundin eintreten.

Hermine Walters trug ein Sommerkleid mit Blumenmuster. Ihre Figur neigte ein bisschen zur Fülle, aber sie sah nicht schlecht aus, zumal sie immer sehr viel Wert auf ihr Make-up legte.

»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Hermine Walters, während sie das Haus durchquerten und der Terrasse zustrebten, »ich bleibe höchstens eine halbe Stunde.«

»Das trifft sich gut«, antwortete Monika, »denn dann kannst du Jürgen noch begrüßen, wenn er heimkommt.« Der Wink mit dem Zaunpfahl, dass Hermine sich zu diesem Zeitpunkt tunlichst zurückziehen sollte, war gut formuliert.

»Schön habt ihr es hier«, äußerte Hermine Walters und ließ sich auf einen Gartenstuhl nieder, der auf der Terrasse zusammen mit einigen anderen um einen weißen runden Tisch stand.

»Möchtest du etwas trinken?«, fragte Monika, die sich ebenfalls hingesetzt hatte.

»Danke, nein, ich habe heute schon schrecklich viel getrunken. Bei der Wärme ist das ja kein Wunder. Ist Biggi nicht zu Hause?«, fragte sie und blickte sich um.

»Natürlich nicht«, meinte Monika lachend. »Entweder ist sie hier und von einer ganzen Horde von Verehrern umringt, die sie munter nach ihrer Pfeife tanzen lässt, oder sie schwirrt irgendwo in der Gegend herum.«

»Das trifft sich gut.« Hermine seufzte schwer. »Ich möchte nämlich mal was unter vier Augen mit dir bereden.«

»Hast du Kummer?«

»Ich hatte heute Mittag mit meinem Mann einen bösen Streit.«

»Das soll vorkommen. Du darfst das nicht so tragisch nehmen. Dein Wolfgang ist ein netter Kerl, wenn er abends aus der Apotheke heimkommt, feiert er mit dir bestimmt eine romantische Versöhnung.«

»Ich weiß nicht recht, ob er es auch heute tut, Monika. Er war nämlich sehr böse, als er das Haus verließ.«

»Worum ging es denn?«

»Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Lust mehr habe, den ganzen Tag im Hause zu sitzen und Däumchen zu drehen und zu warten, bis er mittags zum Essen heimkommt oder am Abend nach Geschäftsschluss, um die Füße unter den Tisch zu strecken und sich auszuruhen.«

»Soviel ich weiß, hast du dein eigenes Auto und kannst doch fahren, wohin du willst.«

»Das meine ich nicht«, setzte Hermine dagegen. »Ich langweile mich. Weil ich keine Aufgabe habe. Ich möchte etwas tun. Irgendetwas. Und außerdem finde ich es irgendwie unerquicklich, dass ich jeden Pfennig, den ich brauche, von Wolfgangs Geld nehmen muss.«

»Von wessen Geld denn sonst?«, wunderte Monika sich.

»Von meinem eigenen!« Hermine geriet in Erregung. »Ich möchte auch mal sagen dürfen: Dieser Schein gehört mir ganz allein, ich brauche keinem Menschen Rechenschaft darüber abzulegen, was ich damit anfange.«

»Verlangt Wolfgang denn Rechenschaft darüber, was du mit seinem Geld anstellst?«

»Nein, das hat er noch nie getan.«

»Dann verstehe ich nicht ...«

»Ich möchte eigenes Geld haben«, beharrte Hermine. »Geld, das ich mir selbst verdient habe. Durch irgendeine Arbeit. Ich möchte mir eine Beschäftigung suchen, verstehst du?«

»Ich höre es, aber verstehen kann ich es nicht.«

»Du also auch nicht?«, wunderte sich Hermine Walters. »Wolfgang ist förmlich an die Decke gegangen, als ich es ihm heute Mittag sagte. Wie ein Wilder hat er getobt. Ich hätte genug, hat er gesagt, ich könnte von ihm haben, was ich wollte, und außerdem würde ich mich einfach lächerlich machen, wenn ich eine Stelle annehme. Und was die anderen Leute dazu sagen würden, das wagte er sich gar nicht erst auszudenken.«

»Was die anderen Leute dazu sagen würden«, sagte Monika, »das wäre mir vollkommen gleichgültig. Wenn die etwa meinen, ich übte eine Beschäftigung nur deswegen aus, weil Jürgen zu wenig verdient – sollen sie.«

»Siehst du, das habe ich Wolfgang auch gesagt!«, warf Hermine hastig ein. »Aber er will es einfach nicht einsehen.«

»Und wenn es darum geht, ob man sich dadurch lächerlich macht«, spann Monika ihren Faden weiter, »so bin ich geteilter Ansicht. Ich könnte mir, zum Beispiel, nicht vorstellen, dass ich den ganzen Tag in einem Laden stehen und anderen Leuten Hüte verkaufen soll. Eher schon würde ich mir eine Beschäftigung aussuchen, die ich hier zu Hause stundenweise ausüben könnte. Was, das weiß ich nicht, es ist ja auch in diesem Zusammenhang unerheblich. Man müsste sich umsehen, ob sich etwas findet.«

»Genauso stelle ich mir das vor!«, rief Hermine eifrig. »Aber Wolfgang lässt einfach nicht mit sich reden.«

»Kommen wir zum eigenen Geld«, führte Monika ihre Überlegung fort. »Jürgen sagt immer, das Geld, das er verdient, könne er gar nicht verdienen, wenn ich nicht wäre, ihm das Haus in Ordnung hielte und ihm so manchen Kleinkram abnähme. Also ist sein Geld nicht sein Geld, sondern unser Geld.« Monika lächelte verschmitzt. »Und ich finde, das ist ein sehr vernünftiger Standpunkt.«

»In meinen Augen ist es ein großer Unterschied, ob ich selbst verdientes Geld in den Fingern halte oder nicht«, widersprach Hermine.

»Das kann man so oder so sehen«, fand Monika. »Ich hätte jedenfalls Hemmungen, irgendeine Arbeit anzunehmen, nur weil ich das gerade schick finde oder mich hier zu Hause langweile. Diese Arbeit würde ich nämlich einer anderen wegnehmen, die sie dringend braucht, um sich ernähren zu können.«

»Du denkst komisch«, sagte Hermine irritiert. »Bist du denn tatsächlich der Ansicht, dass es das alleinige Vorrecht der Männer ist, einen Beruf auszuüben und Geld zu verdienen?«

»Natürlich nicht. Es gibt ja Leute, die behaupten, eine Frau sei erst dann ein vollwertiger Mensch, wenn sie einen Beruf hat. In meinen Augen ist das barer Unsinn. Aber selbstverständlich soll jede Frau berufstätig werden können, die dazu Lust hat oder die Arbeit aus zwingenden Gründen auf sich nehmen muss.«

»Und ich habe eben Lust dazu«, bekräftigte Hermine.

»Das ist deine Sache, Hermine. Ich für meinen Teil fühle mich vollkommen ausgelastet und bin glücklich in meiner Rolle. Letzten Endes ist das, so meine ich, die Hauptsache. Ich komme mir ganz und gar nicht überflüssig vor, denn Jürgen braucht mich in vielerlei Hinsicht.«

»Ja, aber was soll ich denn nun machen, wenn mein Mann von dieser Geschichte absolut nichts wissen will?«

»In Ruhe mit ihm reden und ihm Zeit lassen, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Dein Wolfgang ist ein netter Kerl, ich bin sicher, dass er einlenken wird. Er liebt dich ja. Nach meiner Meinung bist du etwas zu plötzlich mit der Tür ins Haus gefallen.«

»Das kann sein«, gab Hermine zu. »Du weißt ja, wie ich manchmal bin. Aber ich ...«

Sie verstummte, denn plötzlich trat Dr. Jürgen Vorberg auf die Terrasse – groß, männlich, eine kraftvolle, imponierende Erscheinung.

»Störe ich?«, fragte er mit einem freundlichen Lächeln.

»Nein«, antwortete Hermine, »ich wollte nämlich gerade gehen, Jürgen.«

Und zu Monikas nicht geringer Erleichterung erhob Hermine sich wirklich.

♥♥♥

Als sie aus dem Hause war und Monika auf die Terrasse zurückkehrte, hatte Jürgen bereits seine Jacke ausgezogen und den Schlips gelockert. Er streckte weit die Arme von sich, sog tief die laue Luft in seine Lungen, dann umschlang er seine hübsche Frau und küsste sie zärtlich.

»Du weißt nicht, wie ich mich auf dich gefreut habe«, sagte er verliebt. Er spürte Monikas frauliche Wärme. »Hübsch siehst du aus. Du solltest immer in Shorts herumlaufen, Liebes.«

»Immer vielleicht nicht, mein Schatz. Trotzdem danke für das Kompliment.«

»Was wollte Hermine denn?«, fragte ihr Mann. »Sie war irgendwie komisch.«

»Sie hat Krach mit Wolfgang.« Monika erzählte ihm, was Hermine ihr berichtet hatte.

Jürgen lachte nur darüber.

»Wie ich Hermine kenne, wird sie den Berufstick bald wieder vergessen und sich für einen neuen Einfall engagieren. Man sollte das nicht so tragisch nehmen.«

»Was würdest du denn sagen, wenn ich eines Tages mit einer solchen Idee ankäme?«, fragte Monika ihren Mann.

»Ich würde dich gewähren lassen.« Er streichelte ihr weiches Haar. »Und darauf warten, dass du wieder zur Vernunft kommst.«

»Zur Vernunft? Wieso?«

»Na, du wirst doch nicht so töricht sein, deine goldene Freiheit aufzugeben. Du kannst gehen, wohin du willst, du kannst tun, wozu du gerade Lust hast, und wenn du keine Lust hast, lässt du die Arbeit einfach liegen. Was kannst du dir Besseres wünschen?«

»Du hast recht«, erwiderte Monika und küsste seine Kinnspitze. »Und deswegen möchte ich auch immer nur eine kleine, unbedeutende und am Küchenherd verblödete Hausfrau bleiben.« Sie lachte fröhlich. »So, und jetzt brauchst du dein Bier, nicht wahr?«

»Du sagst es«, bestätigte Jürgen grinsend. »Ich brauche mein Bier und noch dringender dich.«

»Mich? Wozu?« Monika lächelte süß.

»Zum Zuhören. Heute ist nämlich im Werk eine unglaubliche Geschichte passiert.«

»Hat das etwas mit dir zu tun?«

»Ja. Aber ich sage nichts, bevor nicht der Bierkrug auf dem Tisch hier steht.«

Monika verschwand im Haus. Als sie wiederkam, brachte sie nicht nur das Bier, sondern auch einen Aperitif für sich selber mit.

»Vielen Dank, mein Liebes, wie käme ich ohne dich nur zu meinem Bier?«

Jürgen trank einen langen Schluck und setzte zufrieden den Krug auf den Tisch. Weit streckte er seine langen Beine von sich. Monika nahm ihm gegenüber Platz.

»So, und nun erzähle«, forderte Monika erwartungsvoll.

»Du kennst doch Direktor Großmann?«

»Natürlich. Er ist ja dein Vorgesetzter.«

»Gewesen«, erklärte der große Mann. »Heute früh war Vorstandssitzung. Er wurde hinzugerufen, und die Herren vom Vorstand teilten ihm mit, dass er ab sofort nicht mehr Chef der Entwicklungsabteilung sei, sondern Direktor für besondere Aufgaben.«

»Für besondere Aufgaben? Warum denn das?«

»Sie sagten ihm, weil sein Gesundheitszustand angegriffen sei«, erzählte Dr. Jürgen Vorberg. »In Wirklichkeit liegt der Grund ganz woanders. Du kennst ja Doktor Siemers, unseren technischen Vorstand. Er kann den Großmann nicht ausstehen, warum, weiß ich auch nicht. Deswegen musste Großmann seinen Posten räumen.«

»Und was wird nun aus ihm?«

»Frühstücksdirektor. Repräsentant des Betriebes, ohne etwas zu sagen zu haben.«

»Das ist ja schrecklich!«

»Der Meinung bin ich auch.«

»Und was sagt Großmann dazu?«

»Erst mal gar nichts. Der arme Kerl war wie vor den Kopf geschlagen. Und wenn er wieder klar denken kann, dann wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich nach einer anderen Firma umzusehen. Dieser Posten nämlich, den man ihm jetzt zugeschoben hat, ist nichts anderes als eine Aufforderung zu kündigen.«

»Das tut mir leid«, sagte Monika. »Er ist ein so netter Mensch.«

»Das finde ich auch. Wir alle waren, als wir es erfuhren, regelrecht entsetzt und konnten nicht begreifen, dass man von einem Augenblick zum anderen einem zweifellos tüchtigen Mann den Stuhl sozusagen vor die Tür setzt.«

»Das ist eine richtige Gemeinheit. Und wer wird jetzt dein neuer Chef?«

»Niemand. Denn kaum hatten die Herren Vorstandsmitglieder dem guten Großmann diesen Tiefschlag verpasst, da wurde ich in die Sitzung gerufen.«

»Du? Um Himmels willen, haben sie dich etwa auch ...?«, fragte Monika besorgt.

»Nein, sie haben mich nicht«, beruhigte Jürgen sie. »Vielmehr haben sie mir erklärt, dass ich mit sofortiger Wirkung Direktor der Entwicklungsabteilung sei. Mit einem entsprechenden Gehalt.«

»Ist das wahr?«, flüsterte Monika überrascht.

»Ja, es ist wahr. Du darfst dich jetzt Frau Direktor nennen lassen. Und ich habe das Vergnügen, im Werk als derjenige zu gelten, der erfolgreich an Großmanns Stuhl gesägt hat.«

»Das hast du nicht getan!«, fuhr die hübsche Monika auf.

»Natürlich habe ich es nicht getan«, bestätigte er. »Der Vorstand weiß das, Großmann selbst weiß es zum Glück auch, einige andere ebenso. Aber es gibt immer welche, die einen beneiden und kein gutes Haar an einem lassen. Und mit denen werde ich mich jetzt herumschlagen müssen.«

Monika stellte ihr Glas auf den Tisch, stand auf und setzte sich auf Jürgens Schoß. Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn voller Liebe.

»Ich bin stolz auf dich«, sagte sie leise. »Und trotz allem freue ich mich über deine Beförderung. Man hätte ja genauso gut einen anderen nehmen können. Du bist und bleibst eben der Beste.« Sie schmiegte sich an ihn.

»Ob ich der Beste bin«, antwortete er gerührt, »das wird sich noch herausstellen. Denn jetzt bin ich Direktor, und die Ehefrau eines Direktors hat zu diesem aufzublicken und ihn zu verehren. Wehe, wenn du das nicht tust!« Er küsste ihre schönen vollen Lippen. »Dann bekommst du keinen einzigen Kuss mehr von mir.«

»Jawohl, Herr Direktor.« Monika lächelte, und sie wusste nicht, wie reizvoll sie dabei aussah. »Ich werde künftig eine noch dümmere Hausfrau sein als bisher. Zufrieden?«

»Du fängst gut an«, erwiderte er amüsiert, und dann konnte Monika gar nichts mehr sagen, denn er verschloss ihren Mund mit einem langen Kuss.

»Was ist denn hier los?«, ließ sich plötzlich Biggis Stimme vernehmen. »Handelt es sich um meine Eltern oder um ein verträumtes Liebespaar?«

Die beiden lösten sich voneinander. Monikas Gesicht war gerötet, und ihre blanken Augen glänzten nur so.

»Du hast es mit beidem zu tun, meine liebe Tochter«, sagte ihr Vater. »Etwas dagegen?«

»Natürlich nicht.« Biggi lächelte. »Direkt neidisch kann man da werden.«

Monika glitt von Jürgens Schoß herunter und strich mit den Händen ordnend durch ihr dunkles Haar.

»Wo warst du eigentlich, Biggi?«

»Bei Sabine. Wir haben Mathematik geübt.«

»Sabine?«, überlegte Dr. Vorberg. »Ist das nicht die Tochter dieser alleinstehenden Frau?«

»Das weißt du doch, Vati. Ich hab's euch schon hundertmal erzählt.« Biggi überragte ihre Mutter fast um eine Haupteslänge. »Frau Sträter ist geschieden, und sie lebt jetzt mit Sabine allein.«

»Hat sie nicht ein Geschäft?«, fragte ihr Vater.

»Das weißt du doch auch, Vati«, antwortete Biggi mit einem leisen Vorwurf in der Stimme. »Ein Damenmodengeschäft in der Hauptstraße.«

»Du darfst deinem Vater seine Gedächtnisschwäche nicht übel nehmen, Biggi«, mischte sich Monika lächelnd ein. »Er ist nämlich heute Direktor geworden, und jetzt kann er es sich leisten, andere für sich denken zu lassen.«

»Du bist Direktor, Vati?« Biggi strahlte. »Wirklich?«

»Sieht man das nicht auf den ersten Blick?«, meinte Jürgen grinsend.

Biggi flog ihm an den Hals.

»Ich gratuliere, Vati!«, rief das hübsche Mädchen. »Muss man jetzt Sie zu dir sagen?«