Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 644 - Ina von Hochried - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 644 E-Book

Ina von Hochried

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Beschreibung

Auf einer Wanderung lernt Norbert Graf von Regau eine junge Dame kennen, die ihm auf den ersten Blick sehr sympathisch ist, jedoch auch sein Misstrauen weckt. Denn die Visitenkarte, die sie ihm überreicht, gibt ihm einige Rätsel auf.

Nadine Komtess von Silberburg, steht dort geschrieben. Von einem Adelsgeschlecht dieses Namens hat Graf Norbert noch nie gehört, wohl aber kennt er das aufgeprägte Wappen, und das gehört einem anderen Herrscherhaus.

Der Zufall will es, dass sie in demselben Hotel absteigen. Und während sie den Abend und den nächsten Tag gemeinsam verbringen, fühlt der Graf der "Komtess" ordentlich auf den Zahn. Seine Vermutung, dass sie eine Betrügerin ist, wird zur Gewissheit. Doch als Graf Norbert diese Erkenntnis gewinnt, hat er sich bereits unsterblich in die liebreizende junge Dame verliebt ...

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Inhalt

Cover

Nur einmal große Dame sein

Vorschau

Impressum

Nur einmal große Dame sein

Darf man sich das Glück erschwindeln?

Auf einer Wanderung lernt Norbert Graf von Regau eine junge Dame kennen, die ihm auf den ersten Blick sehr sympathisch ist, jedoch auch sein Misstrauen weckt. Denn die Visitenkarte, die sie ihm überreicht, gibt ihm einige Rätsel auf.

Nadine Komtess von Silberburg, steht dort geschrieben. Von einem Adelsgeschlecht dieses Namens hat Graf Norbert noch nie gehört, wohl aber kennt er das aufgeprägte Wappen, und das gehört einem anderen Herrscherhaus.

Der Zufall will es, dass sie im selben Hotel logieren. Und während sie den Abend und den nächsten Tag gemeinsam verbringen, fühlt der Graf der »Komtess« ordentlich auf den Zahn. Seine Vermutung, dass sie eine Betrügerin ist, wird schließlich zur Gewissheit. Allerdings hat Graf Norbert sich da bereits unsterblich in die liebreizende junge Dame verliebt ...

Der Gasthof stand mitten im Dorf, gleich neben der Kirche. Er sah sehr alt und sehr gemütlich aus, und er besaß einen großen, mit Kastanien bestandenen Garten.

Als die beiden Wanderer in die Gaststube polterten, stand der Wirt hinter der Theke und genehmigte sich einen Korn. Er musterte die beiden Männer mit den schweren Rucksäcken mit kaum verhohlenem Misstrauen.

»Jetzt gibt es nichts zu essen«, brummte er, noch bevor die beiden den Mund auftun konnten.

Sie boten in ihrer Wanderkleidung und mit den schweren Rucksäcken auch wirklich keinen allzu vertrauenerweckenden Eindruck. Außerdem hatten sie heute Morgen darauf verzichtet, sich zu rasieren, weil sie viel zu spät wach geworden waren.

Die beiden Männer nahmen die Rucksäcke ab und ließen sie fallen. Der jüngere von ihnen sprach den Wirt an.

»Wer hat Ihnen denn gesagt, dass wir jetzt etwas zu essen haben möchten?«, fragte er.

»Getränke gibt es nur gegen Barkasse«, erklärte der Wirt.

»Soll uns auch recht sein.«

»Was wollen Sie?« Das klang äußerst unfreundlich und sehr von oben herab.

»Ein Bier«, sagte der eine und grinste schmal.

»Ich auch eines«, erklärte der andere und ließ sich auf einen Stuhl sinken.

Der Wirt rührte sich nicht.

»An Landstreicher schenke ich keinen Alkohol aus«, erklärte er. »Ich habe meine Erfahrungen. Sie sind schnell betrunken und wollen nicht gehen.«

Der jüngere lächelte so unschuldig wie ein kleiner Junge.

»Das wäre nicht weiter schlimm, Herr Wirt«, sagte er gelassen, »denn wir haben ja in Ihrem Palasthotel schon Zimmer bestellt.«

Die Augenbrauen des Wirtes ruckten in die Höhe.

»Zimmer? Sie? Das muss ja wohl ein Irrtum sein! Es kommt mir fast so vor, als hätten Sie jetzt schon zu viel getankt! Verschwinden Sie, sonst rufe ich den Gendarmen.«

Der Wanderer verlor sein Lächeln nicht.

»Das würde ich an Ihrer Stelle bleiben lassen, denn Sie wollen sich ja nicht blamieren. Ich habe vorgestern hier angerufen und zwei Zimmer bestellt. Für heute. Da sind wir nun.«

»Vorgestern? Da hat nur ...«

»Ich bin Graf Regau«, sagte der Wanderer. »Das hier ist Baron Korff. Erinnern Sie sich an unsere Namen? Oder haben Sie schon zu viel von Ihrem gepanschten Korn getrunken?«

Der Wirt wechselte die Farbe.

»Die ... die Herren wollen wirklich ... Sie wollen ...«

»Möchten Sie unsere Pässe sehen?«

Der Wirt schnappte nach Luft und breitete die Arme aus. Es war unglaublich, wie schnell er umschalten konnte. Ein breites Grinsen erschien auf seinem feisten Gesicht.

»Es war natürlich nur ein kleiner Scherz, die Herren«, sagte er, ohne dabei in den Boden zu versinken. »Selbstverständlich stehen den Herrschaften Küche und Keller offen, und die Zimmer sind auch schon gerichtet. Es ist mir eine Ehre, die Herren!«

Baron Otto und Graf Norbert wechselten einen amüsierten Blick.

»Dann bringen Sie uns endlich unser Bier«, sagte Otto Baron von Korff. »Und wenn Sie schon mal die Rucksäcke in die Zimmer tragen lassen können, wäre es nicht schlecht.«

Das Bier stand so schnell auf dem Tisch, dass es fast ein Wunder war. Der Wirt schleppte die Rucksäcke eigenhändig die steile Treppe hinauf, und als er wieder in die Gaststube zurückkehrte, hatten die beiden Herren ihre Biergläser genommen und waren in den Garten hinausgegangen.

Dort saßen sie nun im Schatten der alten Kastanienbäume, streckten die Beine weit von sich und ließen es sich gut gehen.

Der Wirt dienerte zu ihnen heran.

»Wenn die Herrschaften es wünschen, kann ich eine Schlachtplatte anrichten lassen«, erklärte er. »Ich kann aber auch ein Steak anbieten, wie die Herren es noch nie ...«

Baron von Korff winkte ab.

»Das hat Zeit bis später. Jetzt bringen Sie uns noch zwei Bier, und hinterher möchten wir gern Kaffee und etwas Kuchen.«

»Wie die Herren wünschen«, sagte der Wirt und rollte in die Gaststube zurück.

Graf Norbert grinste hinter ihm her.

»Verstehst du jetzt allmählich, warum ich gern wandere?«

»Wieso? Wie meinst du das?«

»Wenn du wanderst und dabei alles zu Hause lässt, was dich sonst umgibt, wenn du also sozusagen aus deiner Haut schlüpfst und ein ganz anderer wirst, lernst du die Menschen kennen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich mich schon über sie amüsiert habe. Und auch geärgert.«

»Doch, das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Baron Otto und nickte. »Was glaubst du wohl, wie die Zimmer hier aussehen, in denen wir übernachten werden?«

»Einfach, aber blitzsauber. Und spottbillig.«

»Das mag stimmen.« Der Baron trank den Rest seines Bieres und streckte seine schmerzenden Beine aus. »Ob ich dich noch einmal bitte, dich auf einer deiner Wanderungen zu begleiten, muss ich mir noch schwer überlegen.«

Graf von Regau musterte seinen Freund nachdenklich.

»Ich weiß immer noch nicht so recht, weshalb du auf einmal so wanderfreudig geworden bist.«

Der Baron schien sich brennend für die Amsel zu interessieren, die über den Rasen lief.

»Oder willst du es mir nicht sagen?«, bohrte der Graf.

Otto kämpfte ein paar Sekunden lang mit sich, dann aber hob er den Kopf und blickte seinen Freund an.

»Also gut, warum soll ich es dir nicht sagen: Es ist wegen Eva.«

Die Augenbrauen des Grafen stiegen in die Höhe.

»Wegen deiner Frau? Was soll das heißen?«

Otto hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.

»Sie tut in der letzten Zeit Dinge, die ich nicht verstehe.«

»Was für Dinge?«

»Sie telefoniert, und wenn ich hinzukomme, hört sie schlagartig damit auf. Wenn ich sie frage, mit wem sie gesprochen hat, sagt sie, es sei nicht so wichtig.«

»Und weiter?«

»Sie verlässt das Schloss, um zum Beispiel zum Friseur zu fahren, aber wenn ich dort anrufe, erfahre ich, dass sie nicht da gewesen ist.«

»Sonst noch etwas?«

»Sie fängt die Post ab, bevor ich sie zu Gesicht bekomme, und sie sieht sie hastig durch. Manchmal lässt sie den einen oder anderen Brief verschwinden.«

»Außerdem?«

»Sie hat Heimlichkeiten vor mir!«

»Wenn es stimmt, was du sagst.«

»Und ob es stimmt! Eine Zeit lang habe ich diesen Dingen keine größere Beachtung geschenkt, aber inzwischen ... Neulich war sie vier Tage lang unterwegs, bei einer guten Bekannten angeblich. Ich bekam heraus, dass sie sich dort überhaupt nicht blicken ließ. Als ich sie deswegen zur Rede stellte, wurde sie wütend, und sie verbat es sich, dass ich ihr nachspioniere.«

»Hat sie es dir erklärt?«

»Nein, überhaupt nicht. Sie hat ein paar Türen zugeworfen, und das war es dann auch schon.«

»Und?«

»Wie kann man nur so dumm fragen!«, entrüstete Baron Otto sich. »Kannst du dir den Rest nicht selber zusammenreimen? Das fühlt doch ein Blinder mit dem Krückstock, dass sie einen anderen hat.«

Der Wirt hatte inzwischen neues Bier gebracht. Graf Norbert trank einen langen Schluck, dann schüttelte er den Kopf.

»Tut mir leid, Otto, aber da kann ich dir nicht folgen. Deine Eva soll dich betrügen? Eher sehe ich dich in einem Zuge auf den höchsten Berg der Erde rennen, ehe ich mir Eva als Ehebrecherin vorstellen kann! Sie liebt dich doch bis zur Selbstentsagung!«

»Das habe ich bisher auch immer geglaubt, aber jetzt ... Wozu diese Heimlichkeiten? Wozu diese Lügen?«

»Sie können einen ganz anderen Grund haben. Außerdem kannst du sie dir einbilden.«

»Ich habe Augen im Kopf und Ohren! Daran, was ist herausgefunden habe, ist kein Zweifel!«

»Trotzdem kann ich es mir nicht vorstellen. Für deine Eva lege ich meine Hand ins Feuer, und ich bin sicher, dass ich sie mir nicht verbrennen werde.«

Der Baron sah so unglücklich aus, wie man es sich nur vorstellen konnte.

»Bis vor kurzer Zeit hätte ich jedem, der ein Wort gegen Eva gesagt hätte, ausgelacht. Inzwischen ist mir das Lachen aber im Halse stecken geblieben. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich noch tun und lassen und denken soll, und deswegen bin ich zu dir gekommen und habe dich gebeten, mit mir etwas zu unternehmen, damit ich auf andere Gedanken komme und mir alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen kann.«

Graf Norbert stieß die Luft aus.

»So ist das also«, brummte er. »Du schleppst nicht nur deine angeblich wunden Füße und deinen Rucksack mit dir herum, sondern auch noch deinen Kummer.«

»Jetzt hast du es endlich begriffen!«, grollte der Baron.

Der Graf holte tief Luft.

»Deine Füße sind in Ordnung, also brauche ich mich um sie nicht zu kümmern. Deinen Rucksack kann ich dir nicht abnehmen, denn ich muss ja meinen eigenen tragen. Was aber deinen Kummer anbelangt, so wiegt er überhaupt nichts, denn er hat nicht die geringste Berechtigung.«

»Du hast gut reden!«, brummte der Baron unglücklich.

»Ja, ich habe gut reden, weil ich deine Eva anscheinend besser kenne als du. Sie ist treu, sie liebt dich über alles, und sie hängt an dir fast wie eine Klette. Sie wird nie und nimmer auf die Idee kommen, sich einen Freund zuzulegen, und deswegen sage ich dir auf den Kopf zu, dass du dir ihretwegen keine Gedanken und erst recht keine Sorgen zu machen brauchst.«

»Zum Donnerwetter, warum dann aber diese Heimlichkeiten?«, fuhr der Baron auf.

»Du solltest sie fragen, und sie wird es dir erklären.«

»Das habe ich doch schon getan!«, rief Otto. »Sie hat mich kalt abfahren lassen und mir geraten, mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern!«

»Das hat sie nur so gesagt.«

»Es hörte sich aber ganz anders an! Du kannst reden, was du willst, Norbert, und ich weiß, dass du es gut mit mir meinst, aber du kannst an den Tatsachen nichts ändern. Eva hintergeht mich, und ich bin nicht gewillt, es mir gefallen zu lassen!«

»Sondern?«

Otto biss sich auf die Lippen, bevor er antwortete.

»Wenn sie nicht in der Lage ist, mir eine gründliche Erklärung zu liefern, die sie entlastet, lasse ich mich von ihr scheiden.«

»Du bist verrückt!«

»Das war ich, als ich nichts merkte, aber jetzt bin ich es nicht mehr. Ich teile meine Frau nicht mit einem anderen, auch wenn du zehnmal behauptest, dass sie zu einem Verrat gar nicht fähig ist. Ich werde mir alles gründlich durch den Kopf gehen lassen, deshalb bin ich jetzt mit dir unterwegs, und wenn ich zu einem Entschluss gekommen bin, werde ich handeln! Ich ... Moment mal, ist das nicht dein Wagen?«

♥♥♥

Ja, es war der Wagen des Grafen von Regau, der in diesem Moment vor der Gastwirtschaft auftauchte und anhielt. Es handelte sich um ein altes, hochklassiges Auto. Der Graf hatte es vor zwei Jahren von einer Tante geerbt, die ihm außerdem noch ein großes Gut und einen umfangreichen Aktienbesitz hinterlassen hatte. Obwohl Norbert für dieses altmodische Auto keine Verwendung gehabt hatte, hatte er es nicht über das Herz gebracht, es in fremde Hände zu geben.

Seitdem stand die Karosse also in seiner Garage, und ab und zu wurde sie in Bewegung gesetzt, damit ihre alten Gelenke nicht gar zu sehr steif wurden.

Dieses Auto hielt also jetzt vor der Gastwirtschaft an. Die Fahrertür öffnete sich, Hans Mahler stieg aus, der Fahrer des Grafen und seine rechte Hand für spezielle Angelegenheiten.

Der Mann stammte aus der Kreisstadt, war Kraftfahrzeugmechaniker und hatte sich leider mit ein paar schlechten Freunden eingelassen, sodass er im Gefängnis gelandet war. Nachdem er seine Strafe abgebüßt hatte, hatte er keine Anstellung mehr bekommen. Und fast wäre er endgültig auf der schiefen Bahn gelandet, wenn Graf Norbert nicht im letzten Moment von seinem Schicksal erfahren und ihm eine Stelle auf seinem Gut angeboten hätte.

Hans Mahler war unendlich dankbar gewesen, und seither hatte er mehr als einmal bewiesen, dass das Vertrauen des Grafen nicht umsonst gewesen war.

Neuerdings strahlte er, denn die Marianne, ein hübsches Mädchen, das im Schloss für Sauberkeit sorgte, hatte Gefallen an ihm gefunden, und es galt als ausgemacht, dass aus den beiden ein Paar für das ganze Leben werden würde.

Hans Mahler öffnete die Fondtür des Wagens, und im nächsten Moment schoss Senta heraus.

Senta war der Hund des Grafen, ein großes Tier, dessen Stammbaum nicht ganz rein war, nach dessen Rasse man besser nicht fragte, der aber treu wie Gold, klug wie ein Delfin und sensibel wie ein Graupapagei war.

Bellend und schwanzwedelnd sprang Senta um den Wagen und Hans Mahler herum.

Graf Norbert erhob sich langsam.

»Das hätte ich mir fast denken können«, sagte er zu seinem Freund.

Senta stutzte. Hatte sie die Stimme des Herrn vernommen? Der Kopf des Hundes flog herum, und in der nächsten Sekunde hatte er Norbert ausgemacht.

Das Tier schoss los, raste auf Norbert zu, und fast hätte es ihn umgeworfen, so stürmisch war die Wiedersehensfreude.

»Ist ja gut, ist ja gut«, sagte der Graf gerührt und drückte den Hund an sich, damit er ihm nicht noch einmal die Zunge quer über das Gesicht zog.

Hans Mahler kam hinterher. Er grinste verlegen und gerührt, bis er heran war.

»Tut mir leid, Herr Graf, aber Senta ließ sich nicht mehr halten«, sagte er. »Sie hat gebellt und gewinselt, seit Sie fort waren, Herr Graf, und sie hat noch nicht einmal mehr gefressen. Sogar den Pflaumenkuchen hat sie verschmäht, und das will bei ihr etwas heißen.«

»Was ist denn, mein Fräulein?«, sagte der Graf gerührt. »Kannst du ohne mich wirklich nicht leben?«

Hans Mahler rückte an seiner grauen Fahrermütze.

»Wir haben halt gedacht, Herr Graf, dass Sie Senta besser mitnehmen sollten auf der Wanderschaft«, erklärte er. »Sonst demoliert sie das ganze Schloss, bis Sie wieder bei uns sind.«

Dass Hans Mahler hier auftauchte, war natürlich kein Wunder.

Bevor der Graf mit seinem Freund zu der Wanderung aufgebrochen war, hatte er zu Hause einen Plan aufgestellt, auf dem sämtliche Etappenziele der Wanderung verzeichnet waren, damit man daheim stets wusste, wo man ihn erreichen konnte. Für die dringenden Fälle selbstverständlich, und Sentas Sehnsucht nach dem Herrchen war ohne Zweifel ein solch dringender Fall.

»Ich bin schon überredet«, sagte der Graf gutmütig. »Ich hätte Senta von vornherein mitnehmen sollen. Haben Sie mir wenigstens die Leine mitgebracht, Hans?«

»Habe ich, Herr Graf«, sagte der Fahrer und ging schnell zum Wagen zurück.

Der Graf setzte sich, Senta stellte sich mit den Vorderbeinen auf seine Knie und machte damit deutlich, dass sie sich auf keinen Fall abschieben lassen würde.

Norbert tätschelte ihren massigen Kopf.

»Ist ja gut, Senta, ist ja gut«, sagte er immer wieder. »Du wanderst mit uns, daran gibt es keinen Zweifel.«

Hans Mahler kam zurück und brachte die Leine. Der Graf erkundigte sich, ob es daheim etwas von Belang gegeben habe, aber das war nicht der Fall.

»Freut mich zu hören«, sagte der Graf zufrieden. »Sie können jetzt wieder heimfahren.«

Mahler nickte, aber er zögerte.

»Kann ich denn gar nichts für Sie tun, Herr Graf?«

»Überhaupt nichts. Bei uns ist alles in bester Ordnung.«

Mahler trat von einem Fuß auf den anderen.

»Haben Sie vielleicht Ihr Rasierzeug vergessen, Herr Graf?«

Norbert stutzte, dann lachte er.

»Nein, das haben wir nicht vergessen, nur hatten wir heute früh keine Zeit, unsere Bärte zu bearbeiten. Sie sehen also, dass wirklich alles in bester Ordnung ist.«

»Ja, dann fahre ich also nach Hause.«

»Tun Sie das. Im Übrigen ist meine Sehnsucht nach euch allen lange nicht so groß wie die Sentas nach mir«, erklärte er.

»Sie werden ja zu Hause auch gar nicht gebraucht, Herr Graf«, scherzte der Fahrer, deutete eine Verneigung an und ging zum Wagen zurück.

Das Fahrzeug setzte sich fast lautlos in Bewegung, und gleich darauf war es verschwunden.

»Jetzt sind wir also zu dritt«, sagte der Graf schmunzelnd. »Ich hoffe, Otto, dass du nichts dagegen hast.«

»Warum sollte ich? Deine Senta kann uns vielleicht nützlich sein, wenn wir unterwegs von ein paar Strauchdieben angefallen werden.«

Der Graf nickte. Er kraulte Sentas Hals, eine Zärtlichkeit, der sich das Tier stundenlang hingeben konnte.