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Eine verheerende Feuersbrunst, die das hübsche Schloss und alle Nebengebäude bis auf die Grundmauern niederbrennt, zerstört das glückliche Leben der von Lindströms mit einem Schlage. Durch ein tragisches Versehen blieb die Versicherungsprämie unbezahlt, und finanzielle Rücklagen besitzt die Grafenfamilie nicht. Der Schock des Unglücks reißt die Eltern aus dem Leben, und die beiden verwaisten Kinder stehen vor dem Nichts. Gut Lindström kommt unter den Hammer. Ein Bankier kauft es für einen Spottpreis. Thorwald, der Grafensohn, ist fortan nur noch von dem einen Wunsch beseelt, Gut Lindström eines Tages wieder in seinen Besitz zu bringen. Tatsächlich kehrt er nach vielen Jahren in der Fremde als reicher Mann in die Heimat zurück, doch er erlebt eine bitterböse Enttäuschung ...
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Heimkehr nach Lindström
Vorschau
Impressum
Heimkehr nach Lindström
Sie kaufte das Schloss der Väter
Eine verheerende Feuersbrunst, die das hübsche Schloss und alle Nebengebäude bis auf die Grundmauern niederbrennt, zerstört das glückliche Leben der von Lindströms mit einem Schlage. Durch ein tragisches Versehen blieb die Versicherungsprämie unbezahlt, und finanzielle Rücklagen besitzt die Grafenfamilie nicht. Der Schock des Unglücks reißt die Eltern aus dem Leben, und die beiden verwaisten Kinder stehen vor dem Nichts. Gut Lindström kommt unter den Hammer. Ein Bankier kauft es für einen Spottpreis. Thorwald, der Grafensohn, ist fortan nur noch von dem einen Wunsch beseelt, Gut Lindström eines Tages wieder in seinen Besitz zu bringen. Tatsächlich kehrt er nach vielen Jahren in der Fremde als reicher Mann in die Heimat zurück, doch er erlebt eine bitterböse Enttäuschung ...
Gräfin Christa bestrich ihrem Mann ein Brötchen dick mit Butter und legte eine Scheibe Schinken darauf. Dabei warf sie einen Blick auf die Post, die fein säuberlich aufgeschichtet vor ihrem Platz lag.
»Etwas Wichtiges dabei?«, fragte Graf von Lindström, bevor er seine Tasse zum Mund führte.
»Nein, alles Reklame. Möchtest du selbst sehen, Konrad?«
»Nein. Wirf alles in den Papierkorb. Da gehört es hin.«
Gräfin Christa lächelte. Ihr Mann pflegte sich stets sehr präzise auszudrücken. Für Schnickschnack hatte er nichts übrig. Ihn interessierte nur Lindström, das weite, herrliche Gut, das Erbe seiner Väter.
Das Ehepaar frühstückte in aller Ruhe und erfreute sich an dem Sonnenschein, der auf den weiten Feldern lag.
»Wo sind eigentlich die Kinder, Christa?«, fragte Graf Konrad nach einer Weile.
»Thorwald ist auf den Feldern«, erwiderte seine Frau lächelnd. »Bitte, vergib ihm, wenn er das zweite Frühstück versäumt hat. Er ist schon jetzt ein richtiger Landwirt.«
»Und Ursula?«
»Uschi ist schon da!«, rief ein bildschönes Mädchen mit strahlenden tiefblauen Augen. »Bitte, entschuldige die Verspätung, Paps.« Sie rieb ihre Wange flüchtig an der des Grafen und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ich habe einen Mordshunger.«
»Mordshunger? Welch ein Ausdruck, Kind.« Die Gräfin schüttelte den Kopf. »Wann wird aus dir eine junge Dame?«
»Nie«, sagte die Komtess mit Überzeugung und biss herzhaft in ein knuspriges Brötchen.
Nun lächelte Gräfin Christa. Sie wusste ihr Glück zu schätzen. Sie alle lebten glücklich und zufrieden auf ihrem herrlichen Besitz. Nur das Bargeld war ein bisschen knapp. Ihr Gatte steckte eben alles in den Betrieb, aus dem er ein Mustergut machen wollte.
»Entschuldigt mich«, sagte Graf Konrad da auch schon zu Frau und Tochter. »Ich muss aufs Feld. Die Arbeit brennt mir unter den Nägeln.«
♥♥♥
Graf von Lindström sah das Wachsen des riesigen Schuppens für seine landwirtschaftlichen Maschinen mit zwiespältigen Gefühlen.
Er hatte sich nach inneren Kämpfen entschlossen, für die Zukunft zu bauen und großzügig zu planen. Die Kosten waren hoch, aber Herr Wenzel, der Chef des gleichnamigen Bankhauses, hatte ihm die erbetene Hypothek ohne Zögern zugesagt.
Die Kinder waren seit über einem Monat wieder im Internat. Es war ein Jammer, dass in der Umgebung keine Schule war, die sie besuchen konnten. Sie schrieben oft, und aus jedem ihrer Briefe klang die Sehnsucht nach Lindström.
Der größte Teil des Getreides war schon eingebracht, die Kartoffelernte in vollem Gang. Es lief im Grunde alles bestens, aber dennoch bedrückte den Grafen das geliehene Geld.
Thorwald wird Augen machen, wenn er die große, solide gebaute Scheune sieht, dachte Graf Konrad.
Er riss sich von dem Anblick los und wendete sein Pferd, um nach Lindström zurückzureiten. Unterwegs tauchte plötzlich ein Mann in einem modern geschnittenen Anzug und mit einem breitkrempigen Hut, der sein Gesicht beschattete, auf dem Weg auf.
Graf von Lindström mochte es nicht, wenn sich Fremde auf seinem Grund und Boden herumtrieben und Gras und Getreide niedertrampelten.
Erst als er dicht vor dem jungen Mann sein Pferd zügelte, erkannte Graf Konrad ihn, und seine Züge verdunkelten sich.
»Was machst du denn hier, Bruno?«, fragte er scharf.
»Sehen Sie doch. Ich gehe spazieren. Oder haben Sie was dagegen?«, erwiderte der Bursche frech.
»Allerdings! Liegst du deiner Mutter wieder mal auf der Tasche? Du solltest dich schämen, ihr Brot zu essen!«
»Gut, ich schäme mich. Jetzt zufrieden?«
Der junge Mann stand nicht ganz sicher auf den Beinen, und Graf Konrad sah den Hals einer Schnapsflasche aus der Tasche seines Jacketts ragen.
»Warum arbeitest du nicht?«, fragte Graf von Lindström aufgebracht.
Bruno war der Sohn einer Magd, die er, Graf Konrad, ihrer Tüchtigkeit wegen schätzte. Mit dem Jungen hatte sie Pech gehabt. Von Anfang an hatte er sich nicht in die Gemeinschaft der anderen einfügen wollen.
»Ich bin doch nicht blöd und arbeite!« Bruno grinste. »Arbeiten ist nur was für die Dummen. Prost, Herr Graf. Wollen Sie auch einen Schluck? Ich bin nicht so. Da, nehmen Sie schon.« Er reichte Graf Konrad die Schnapsflasche.
Der Graf schlug sie ihm aus der Hand.
»Am Vormittag bist du schon betrunken! Du solltest dir ein Beispiel an deiner Mutter nehmen! Sie arbeitet im Heu und lässt sich nichts zu viel werden.«
»Hoffentlich verdient sie auch genug bei Ihnen, ich brauche nämlich dringend Geld. Wie wäre es mit einem kleinen Vorschuss, Herr Graf? Können Sie mir ruhig geben, sie gibt mir das Geld ja auch. Ziehen Sie es ihr einfach vom Lohn ab.«
Sie wird ihm wirklich Geld geben, dachte der Graf. Meta war eine vernünftige Frau, aber ihrem Sohn gegenüber merkwürdig schwach. Sie konnte ihm nichts abschlagen.
»Ich will dich hier nicht länger sehen! Verschwinde aus der Gegend, Bruno! Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist.«
»Ins Gefängnis?«
»Du hast gesessen?« Das hatte der Graf nicht gewusst.
»Nur ein Jährchen. Nächstes Mal lasse ich mich nicht erwischen. Jetzt will ich erst mal ein bisschen ausspannen, mein lieber Herr Graf, und dann werden wir sehen.«
Er schob seinen Hut ins Genick. An und für sich war er kein hässlicher Bursche, aber der Schnaps hatte sein Gesicht aufgedunsen, und seine Augen waren glasig.
»Du sollst hier aus der Gegend verschwinden.«
»Reden Sie keinen Blödsinn!« Bruno machte Miene, nach den Zügeln des Pferdes zu greifen. »Leute wie Sie gefallen mir nämlich nicht! Wollt immer die feinen Herren spielen, und in Wirklichkeit ...«
Graf von Lindström hob die Peitsche und schlug sie ihm ins grinsende Gesicht. Er dachte an seine Mutter, die sich für ihn abrackerte, ohne jemals auch nur eine Spur Dank dafür zu ernten.
Der Bursche taumelte zurück, die Arme schützend vor das Gesicht gehoben.
»Das wird dir noch mal leidtun!«, knirschte er wütend. »Mit dir rechne ich noch ab, du Schinder.«
»Noch ein Wort und ich prügele dich eigenhändig von meinem Grund und Boden.«
In seiner jetzigen Verfassung wäre Graf von Lindström imstande gewesen, seine Drohung auszuführen.
♥♥♥
Alle auf Lindström schliefen tief und fest. Nur der Wachhund nicht, er richtete sich auf und knurrte, als er einen Schritt hörte. Aber dann ging sein Knurren in ein Winseln über. Er hatte den Mann erkannt, der sich näherte.
Dass das Fleisch vergiftet war, das ihm zugeworfen wurde und das er in der Dunkelheit hinunterschlang, konnte er nicht ahnen. Die Tür knarrte ein wenig, als sie aufschwang. Der Mann hatte einen Dietrich, den er wohl zu benutzen verstand.
Er stieß in der Dunkelheit gegen ein Hindernis und fluchte. Beim Gehen stützte er sich mit einer Hand an der Wand ab, denn er war nicht mehr ganz sicher auf den Beinen.
In der Linken trug er einen Kanister mit Benzin. Ein satanisches Grinsen lag auf seinem Gesicht, als er die Gardinen im Salon herunterriss und damit tränkte.
»Das gibt ein feines Feuerchen, du Schinder«, murmelte er. »Brennen sollt ihr, verfluchte Bande, brennen!«
Er kannte sich im Schloss aus. Systematisch legte er seine Brände und verließ ebenso ungesehen, wie er gekommen war, das Schloss.
Der Mann hatte noch mehr zu tun. Da war die große Scheune mit dem Getreide, voll bis unters Dach. Die würde gut brennen. Und dann der Maschinenschuppen. Das Holz war frisch imprägniert, es hungerte geradezu nach einem Streichholz, fand der Mann in der Dunkelheit.
Als er den mit Benzin getränkten Lappen an die Holzwand warf, sah er hinter einigen Fenstern des Schlosses schon den rötlichen Widerschein zuckender Flammen.
Aber noch war alles still. Die Menschen schliefen tief und fest. Der Mann gab dem leeren Kanister einen Fußtritt und beförderte ihn ein paar Meter weit durch die Luft. Die Getreidescheune stand in hellen Flammen.
Dem Mann bereitete es Freude, in die knisternden Flammen zu starren, die der Nachtwind kräftig anfachte. Schade, dass mein Benzin zu Ende ist, dachte er. Aber vielleicht brennt der Wald auch so.
Er stürmte durch die immer heller werdende Nacht auf den Wald zu. Das Laub war trocken, und schon nach dem dritten Streichholz, das er angerissen hatte, fing es Feuer.
Noch immer rührte sich nichts auf dem Gutshof. Der Hund, der die schlafenden Leute normalerweise gewarnt hätte, lag tot neben seiner Hütte.
Zu Hause habe ich noch Streichhölzer, dachte der Mann. Ich zünde auch noch den anderen Wald an. Alles soll hier brennen, alles!
»Bist du es, Bruno?«, fragte die Magd Meta, als er in dem kleinen Haus gegen einen Tisch stieß und dabei lästerlich fluchte. »Was machst du in der Küche?«
»Halt den Mund, Alte!«, gab Bruno roh zurück. Verdammt, wo waren nur die Streichhölzer? In der zweiten Schublade fand er schließlich eine volle Schachtel.
Seine Mutter fuhr zusammen, als er die Tür mit einem Knall hinter sich zuschlug. Dann trieb sie die Unruhe aus dem Bett. Schnell warf sie sich einen Mantel über, trat vor das Haus und erstarrte.
Das Schloss brannte lichterloh. Ebenso die Scheune, der Schuppen und der Wald.
Einen Moment war Meta wie benommen, dann begann sie zu schreien, so laut und gellend, dass die anderen Knechte und Mägde in den Nachbarhäusern aus dem Schlaf hochfuhren.
So wie sie waren, stürzten die meisten ins Freie. Es war ein schreckliches Durcheinander, sie rannten hin und her und wussten nicht, was sie zuerst tun sollten.
»Wir müssen zuerst das Feuer im Schloss löschen!« Ein alter Knecht versuchte die Führung zu übernehmen. »Kommt mit, Leute!«
»Das Schloss löschen mit unseren Eimern?«, fragte ein anderer ungläubig. Das Gebäude war alt, das Holz teilweise Jahrhunderte hindurch ausgetrocknet. Es brannte wie Zunder.
»Aber wir müssen doch etwas tun!«
♥♥♥
»Konrad!« Gräfin Christa war von dem Knistern wach geworden und rüttelte an der Schulter ihres Mannes. »Es brennt!«
Graf von Lindström drehte sich knurrend auf die andere Seite.
»Konrad!« Die Gräfin riss ihm die Decke weg. »Lindström brennt!«
Jetzt war der Graf hellwach. Er rieb sich die Augen.
»Was sagst du da?« Er hob den Kopf. »Feuer!« Im Nachthemd lief er hinaus, prallte aber auf dem Flur zurück. Durch den Durchzug waren die Flammen auf dem Flur jäh emporgeschossen. »Wir müssen hinaus, schnell!« Er packte das Handgelenk seiner Frau. »Komm, bevor es zu spät ist!«
»Ich muss mir doch etwas überziehen! Auch du kannst doch nicht im Nachthemd ...«
Der Mann zerrte sie trotz ihres Sträubens zur Tür. Jetzt war nicht die Zeit, sie durch Worte zu überzeugen. Sie mussten hinaus, je schneller, desto besser.
»Mein Gott, mein Gott, mein Gott!«, stieß Gräfin Christa unentwegt hervor, als sie an der Seite ihres Mannes nach unten hastete. Die Treppe zur Halle war Gott sei Dank aus Marmor, sie konnte nicht brennen.
Die Rauchschwaden nahmen ihnen die Luft zum Atmen. Sie husteten und taumelten, aber Graf Konrad führte sie sicher durch den Rauch zum Portal.
Auf dem Rasen vor dem Schloss liefen die Leute hilflos hin und her.
Die meisten Schlossbediensteten waren schon draußen. Graf von Lindström genügte ein Blick, um zu sehen, wer noch fehlte.
Er selbst holte die Köchin, Mamsell Paula, unter Einsatz seines Lebens aus dem brennenden Haus. Sie hatte so fest geschlafen, dass sie ohne sein Eingreifen vermutlich bei lebendigem Leib verbrannt wäre.
»Die Ställe!«
Jetzt hörte man das entsetzliche Quieken der Schweine, das durchdringende Gackern der Hühner.
Der Brandstifter war noch einmal zurückgekommen, um sein Zerstörungswerk zu vollenden. Schweißüberströmt war sein Gesicht, in seinem Blick flackerte eine an Irrsinn grenzende Befriedigung. Er tanzte vor den Flammen des Stalles hin und her, eine Schnapsflasche in der Hand.
»Versucht das Vieh zu retten!«
Im Nachthemd bot Konrad von Lindström einen komischen Anblick, aber niemand, der ihn jetzt an der Spitze der Leute sah, wäre auf den Gedanken gekommen, über ihn zu lachen.
Bruno sah sie herankommen und lief in Richtung Wald. Er schlug einen Haken, und in der Aufregung achtete niemand auf ihn.
Die Dorffeuerwehr traf ein, doch zu löschen gab es nichts mehr. Mit ohrenbetäubendem Krach stürzte das Dach des Maschinenschuppens zusammen und begrub die teuren Maschinen unter sich.
»Das wird ein harter Brocken für die Versicherung«, meinte der Leiter der dörflichen Feuerwehr.
»Ja, aber unser schönes Lindström ...«, stöhnte der Graf.
Sicher, es würde wieder aufgebaut werden, doch es war dann nicht mehr ihr Lindström, nicht mehr das herrschaftliche Haus, in dem so viele Generationen seines Geschlechts vor ihm gelebt hatten.
»Wir sind doch versichert?«, fragte Gräfin Christa bang.
»Selbstverständlich. Der Versicherungsvertreter schickt mir jedes Jahr die Rechnung, und ich habe sie stets prompt bezahlt. Darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.«
Im Augenblick dachte der Graf nicht an das Geld, das die Versicherung ihm bezahlen würde. Verstört schaute er auf die Fassade von Lindström. Noch stand sie, während Teile des Daches schon eingestürzt waren. Gelegentlich polterten Balken, die die Decke trugen, in die Tiefe, und jedes Mal zuckte er zusammen, als fielen sie auf ihn selbst.
Da verbrannte ja mehr als ein Haus. Es war seine Heimat, die der Brandstifter ihm genommen hatte.
Irgendjemand hatte der Gräfin einen Mantel gebracht, der ihr viel zu weit war. An den Füßen trug sie ausgetretene Pantoffeln, die einer Magd gehörten.
Bruno lief unterdessen durch den Wald. Jetzt war er plötzlich wieder nüchtern und hatte Angst, erwischt zu werden. Er stolperte über eine Baumwurzel und stürzte. Sein Kopf schlug auf einen Baumstumpf, und er verlor die Besinnung.
Der Wind drehte sich ein wenig und trieb das Feuer auf ihn zu. Zuerst kam der dichte Qualm. Der Bewusstlose atmete ihn ein, während seine Glieder in Abwehrreflexen zuckten. Dann lag er ganz still.
Seine Mutter wagte nicht, nach ihm zu suchen. Wenn er ihr auch viel Kummer gemacht hatte, so war er doch ihr Sohn. Vielleicht hatte er es ja nicht getan; kein Mensch brachte es doch fertig, dachte sie, solche Brände zu legen!
Ein Fenster des Gutshauses barst mit donnerähnlichem Knall. Das Feuer schoss hinaus und leckte die Hauswand empor, umzüngelte die hölzernen Rahmen und fand neue Nahrung an den Fensterläden.
Am Morgen war ein rauchender Trümmerhaufen alles, was von dem einst so stolzen Lindström übrig geblieben war.
♥♥♥
»Das sieht ja fürchterlich aus!« Der Vertreter der Versicherung, den Graf von Lindström sofort telefonisch benachrichtigt hatte, schüttelte angesichts der Verwüstungen fassungslos den Kopf. »Hat die Polizei schon den Kerl, der dafür verantwortlich ist?«
»Nein. Kommen Sie ins Haus«, forderte Graf von Lindström den Vertreter auf. »Es geht bei uns recht einfach zu, aber eine Tasse Kaffee können wir Ihnen anbieten.«
Alle hatten ihnen etwas Hausrat abgegeben, damit sie sich erst einmal notdürftig behelfen konnten.
»Ich bin erst gestern aus dem Urlaub zurückgekommen«, erzählte der Versicherungsvertreter. »Sie haben die Prämie doch pünktlich bezahlt? Bevor ich losfuhr, habe ich Ihnen die Rechnung geschickt.«
»Dann habe ich sie auch bezahlt. Ich erinnere mich nicht mehr daran, aber Sie wissen ja, wenn eine Rechnung auf meinem Schreibtisch liegt, dann fülle ich spätestens am nächsten Tag die Banküberweisung aus.«
»Es wäre auch unangenehm, hätten Sie es diesmal vergessen. Unsere Direktoren werden lange Gesichter machen, wenn sie die Schadensmeldung bekommen. Sie werden vermutlich noch heute ein paar Sachverständige herschicken, um sich ein Bild von dem Umfang des Schadens zu machen. Sie wissen ja, unsere Gesellschaft ist großzügig bei der Regulierung solcher Schäden. Man wird Ihnen bestimmt einen Vorschuss geben, damit Sie sich rühren können.«
Gräfin Christa selbst kochte ihnen einen Kaffee, denn für ein Hausmädchen war das Tagelöhnerhaus, das sie zurzeit bewohnten, zu klein. Mamsell Paula allerdings bestand darauf, wenigstens das Mittagessen für die Herrschaften kochen zu dürfen.
Aber so weit war man noch nicht. Die Leute arbeiteten heute nicht, sie waren noch mit der Bekämpfung des Waldbrandes beschäftigt. Viel zu retten war allerdings auch da nicht.
»Der Schaden wird in die Millionen gehen«, sagte Konrad von Lindström nachdenklich.