Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 764 - Renate Busch - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 764 E-Book

Renate Busch

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Beschreibung

Während ihres Urlaubs am Wörthersee verliebt Bianca sich unsterblich in den attraktiven Ingenieur Hans-Ulrich. Jede Minute verbringen die Verliebten miteinander. Das Leben könnte nicht schöner sein. Doch dann wird Hans-Ulrich von seiner Firma in einer dringenden Angelegenheit zurückgerufen. Bianca weiß, dass der Mann meistens im Ausland Brücken baut und - wie sie einem kurzen Telegramm entnimmt - nun in den Iran gesandt wurde. Dennoch besteht für sie nicht der geringste Zweifel an einer gemeinsamen Zukunft mit Hans-Ulrich. Als aber Wochen ins Land ziehen, ohne dass Bianca ein einziges Wort von ihm hört, schließt sie mit diesem Kapitel ihres Lebens ab. Schließlich wendet sie sich einem anderen Mann zu und heiratet ihn, da steht der über alles geliebte Hans-Ulrich plötzlich vor ihr ...

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Sommerträume am Wörthersee

Vorschau

Impressum

Sommerträume am Wörthersee

Ein Ort, der Sensüchte weckt – und ein Frauenherz verzaubert

Während ihres Urlaubs am Wörthersee verliebt Bianca sich unsterblich in den attraktiven Ingenieur Hans-Ulrich. Jede Minute verbringen die Verliebten miteinander. Das Leben könnte nicht schöner sein. Doch dann wird Hans-Ulrich von seiner Firma in einer dringenden Angelegenheit zurückgerufen. Bianca weiß, dass der Mann meistens im Ausland Brücken baut und – wie sie einem kurzen Telegramm entnimmt – nun in den Iran gesandt wurde. Dennoch besteht für sie nicht der geringste Zweifel an einer gemeinsamen Zukunft mit Hans-Ulrich. Als aber Wochen ins Land ziehen, ohne dass Bianca ein einziges Wort von ihm hört, schließt sie traurig mit diesem Kapitel ihres Lebens ab. Schließlich wendet sie sich einem anderen Mann zu und heiratet ihn, da steht der über alles geliebte Hans-Ulrich plötzlich vor ihr ...

»Gib auf dich acht, Kind!«

Die kleine, zierliche, weißhaarige Dame stand an dem zur Abfahrt bereiten Zug. Sie zerknüllte ihr Spitzentaschentuch, das sie hervorgeholt hatte, um Bianca nachzuwinken.

»Aber ja doch, Mutsch, was soll mir denn schon passieren?« Bianca Kerkow hatte gottlob einen Fensterplatz in dem Abteil erwischt, sodass sie bis zur Abfahrt des Zuges noch mit ihrer Mutter plaudern konnte. Aber im Grunde genommen sehnte sie den Abschied herbei.

Dann war es so weit. Die Türen wurden zugeschlagen, ein Pfiff ertönte, und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.

»Schreib uns sofort!«, legte Frau Louise ihrem Kind nochmals ans Herz.

»Ja!«, rief Bianca zurück.

Auch sie ließ ein weißes Taschentüchlein flattern und sah wenig später nur noch das wedelnde Spitzentuch ihrer Mutter. Da schloss sie das Fenster und setzte sich in die Ecke.

Biancas Augen wanderten über die weite Landschaft, die sie jetzt durchfuhren. Ihre Heimat. Sie liebte die endlose Ebene, die friedlich grasenden schwarz-weißen Kühe, den Schäfer, der mit seiner Herde gemächlich dahinzog. Dennoch freute sie sich auf die Ferien, die Entspannung und auf die Fremde.

Drei Wochen Ferien am Wörthersee. Himmlisch war das. Sie kannte diese schöne Landschaft bereits aus Prospekten und Reiseführern, die sie gewälzt hatte, und brannte darauf, sie kennenzulernen.

Die ersten Ferien ohne ihre Eltern, die sie immer noch wie ein Kind behüteten. Fürchtete sie sich etwa? Unsinn. Bianca war voller Erwartung und freute sich.

Und am anderen Tag gegen Mittag erreichte sie mit vielen anderen Reisenden ihr Ziel.

Sie bemerkte den Herrn nicht, der sie, hinter einer Zeitung verschanzt, beobachtete. Eine Landsmännin, sogar eine sentimentale, überlegte er. Aber wenn Sentimentalität mit so viel aparter Schönheit gepaart war, konnte man sie ertragen.

Bianca bemerkte auch nicht, dass der Herr langsam die Zeitung zusammenfaltete und ihr folgte. Er war neugierig, wo dieses Mädchen wohl wohnte. Vielleicht konnte man ja dem Zufall ein bisschen nachhelfen, damit man ihm bald wieder einmal begegnete.

Jetzt hatte Bianca das Hotel am See erreicht. Es sah gepflegt, solide aus und gefiel ihr. Und dieser Eindruck verstärkte sich noch, als sie ihr Zimmer betrat. Es lang zum See hinaus und besaß einen Balkon, auf dem man sich herrlich aalen konnte.

Früh am Nachmittag startete sie zu einem Erkundungsbummel. Sie hatte eines ihrer geschmackvollen neuen Kleider angezogen, die sie sich vor der Reise gekauft hatte. Sie war jung und eine Frau. Sie freute sich, dass ihr verstohlene Blicke folgten.

Ihr Leben verlief bisher stets in geregelten Bahnen, ein Tag war wie der andere, und jeder kam ihr ausgefüllt und schön vor.

♥♥♥

Nach einem ausgedehnten Bummel suchte Bianca ein Gartencafé auf, das direkt am Wasser lag.

Die Plätze waren durch hübsche bunte Sonnenschirme gegen allzu heiße Sonnenstrahlen geschützt. Eine kleine, aber vorzügliche Kapelle spielte zum Tanz auf. Auch die Tanzfläche befand sich im Freien, unter großen, weit ausladenden Kastanienbäumen, die mit ihrem Blätterdach wundervollen Schatten spendeten.

Als Bianca einen Platz suchte, fühlte sie sich ein kleines bisschen unsicher. Sie war es nicht gewohnt, sich allein in der Öffentlichkeit zu bewegen. Gretl neckte sie deswegen häufig genug, und Gretl hatte nicht ganz unrecht.

Bianca war von Natur aus zurückhaltend, ja scheu. Niemand merkte es ihr an. Sie zeigte diese Hemmungen nicht, hatte sich auch jetzt so weit in der Gewalt, äußerlich ruhig und beherrscht auf einen noch freien Tisch zuzugehen. Aber sie war froh, als sie saß.

»Darf ich bitten?«, fragte nach einer kurzen Weile eine tiefe, volle Männerstimme. Bianca zuckte leicht zusammen. An die Möglichkeit zu tanzen hatte sie nicht im Entferntesten gedacht.

Sie erhob sich und schaute in ein schmales, interessantes tief gebräuntes Männergesicht. Lag es an ihrer lebhaften Fantasie, dass sie augenblicklich an einen kühnen Seefahrer erinnert wurde?

Plötzlich stockte Bianca der Atem. Sie erreichten die Tanzfläche. Der große, interessante Fremde verbeugte sich abermals. Dann spürte Bianca seine Hand leicht und doch bestimmt auf ihrer Hüfte. Sie machte die ersten Schritte nur zögernd.

Seit der Tanzstunde, die sie als Sechzehnjährige besucht hatte, war sie selten dazu gekommen, das Gelernte auch praktisch anzuwenden. Würde sie sich blamieren?

Bianca ahnte nicht, wie reizend, wie anziehend und durch und durch weiblich sie in ihrer leichten Unsicherheit wirkte.

Hans-Ulrich Ohlen fragte sich, ob dieses schöne Geschöpf gekonnt Theater spielte oder ob ihre Verwirrung echt war. Er hatte mit dem schönen Geschlecht schon mancherlei Erfahrungen gemacht.

Er pries den Zufall, der ihn heute Nachmittag hierher geführt hatte. Oder war es kein Zufall, konnte er an eine Bestimmung glauben?

Bisher hatten sie noch kein Wort miteinander gesprochen, dabei fiel es Hans-Ulrich Ohlen sonst durchaus nicht schwer, ein belangloses Gespräch in Gang zu bringen.

Die Musik schwieg, man klatschte. Dann folgte der zweite Tanz – ein Tango.

Bianca lag in den Armen des Fremden und spürte, wie schön das Leben war. Sie war glücklich und dachte nicht weiter darüber nach.

Hans-Ulrich schaute Bianca an. Dieses klare, ausdrucksvolle Frauengesicht mit den großen, verträumten braunen Augen war dicht vor ihm, diese Augen, die einen so seltsamen, wundervollen Kontrast zu dem goldenen Blond ihres Haars bildeten.

Er brachte Bianca an ihren Tisch zurück.

»Gestatten Sie, dass ich mich zu Ihnen setze?«, bat er.

Bianca nickte. Es kam ihr fast selbstverständlich vor, dass der Fremde neben ihr Platz nahm.

Der Mann stellte sich vor, und sie nannte ebenfalls ihren Namen.

Sie plauderten über das Wetter und die Gegend. Sie waren einander noch zu fremd, um ein persönliches Wort in ihr Geplauder einzuflechten.

Zwischendurch tanzten sie. Hans-Ulrich forderte keine andere Dame mehr auf.

Erst als der Tanztee beendet war, erhoben sie sich.

»Darf ich Sie begleiten?«, fragte er, aber seine Frage klang eher wie ein Befehl.

»Ja.« Bianca nickte und wunderte sich, dass sie es ihm erlaubte. Dabei fühlte sie doch in der Gegenwart dieses Mannes eine gewisse Beklemmung.

Sie spürte die starke Persönlichkeit ihres Begleiters, die Herrschernatur, und wusste nicht, ob sie sich über diese Wahrnehmung freuen oder sich fürchten sollte.

»Sie sind so nachdenklich«, sagte Hans-Ulrich lächelnd.

Bianca schrak zusammen, hob den Kopf und schenkte ihm einen Blick aus ihren großen braunen Augen. Sie schwieg. Sie konnte ihm ja nicht verraten, was sie gedacht hatte, ohne sich lächerlich zu machen.

»Ich bin froh, Ferien zu haben«, sagte sie endlich.

»Ich auch, vor allem aber, dass es mich gerade hierher verschlug!« Biancas Herz raste plötzlich, als sie seinen heißen Blick auffing.

»Wieso verschlug?«, forschte sie, um überhaupt etwas zu sagen und nicht zu verraten, wie erregt sie innerlich war.

Sie kam im Beruf mit Männern zusammen, doch noch niemals hatte sie in ihnen mehr als gute Kameraden gesehen.

»Nun, ich bin vor genau zehn Tagen aus den Tropen heimgekehrt und durch einen Zufall auf ein Werbeplakat vom Wörthersee gestoßen. Ich entschloss mich kurzerhand, hier meinen verdienten Urlaub zu verleben.«

»Aus den Tropen«, wiederholte Bianca und hatte eine Erklärung für die tiefe Bräune ihres Begleiters.

Hans-Ulrich Ohlen nickte.

»Ich bin Brückenbauingenieur und die meiste Zeit im Ausland tätig. Meine letzte Arbeit hielt mich ganze zwei Jahre in Indien fest.«

»Zwei Jahre? Das ist sehr lange.« Ein kalter Schauer lief Bianca über den Rücken.

»Wenn man seine Arbeit hat, vergeht die Zeit sehr schnell. Außerdem ist das Leben in fremden Ländern immer interessant. Man bekommt keine Langeweile.«

Hans-Ulrich schaute in die Ferne, als suche er irgendwo am Horizont Indien. Er war es gewohnt, dass die Frauen ihn wegen seiner vielen Erlebnisse in der Fremde bewunderten.

Bianca neben ihm schwieg.

Sie erreichten das Hotel. Hans-Ulrich blieb vor der Tür stehen.

»Wäre es unverschämt, Sie zu bitten, mir heute Abend noch ein Stündchen zu schenken, oder haben Sie bereits etwas anderes geplant?«

Er hielt noch immer ihre Rechte umfasst, und Bianca merkte es nicht. Sie nickte wie unter einem inneren Zwang.

An diesem Abend gingen sie spazieren. Hans-Ulrich kannte sich bereits in dem Kurort und seiner näheren Umgebung aus.

Bianca vergaß, dass sie eigentlich müde war, weil sie in der vorigen Nacht im Schlafwagen doch nicht so gut geruht hatte wie im Bett.

Die Dunkelheit brach herein, ein Sternenhimmel wölbte sich über dem Wasser. Die leicht gekräuselte Seeoberfläche gleißte im fahlen Mondlicht wie flüssiges Silber.

»Schön«, murmelte Bianca ergriffen. Ihr Begleiter nickte und legte sanft seinen Arm um ihre Schultern.

Sie zuckte leicht zusammen, aber sie wehrte ihn nicht ab. Es war schön, so nebeneinanderher zu gehen.

War sie etwa verliebt? Hatte sie sich Hals über Kopf in ein Abenteuer gestürzt? Bisher war sie doch stets der Meinung gewesen, eine echte, starke Liebe brauchte Zeit, um wachsen zu können.

Sie wusste nicht, was mit ihr geschehen war, und sie wollte auch nicht darüber nachdenken.

Zum Abschied küsste Hans-Ulrich ihre Lippen ganz zart und vorsichtig, als fürchte er, etwas zu zerstören.

Er kannte Bianca erst seit ein paar Stunden, aber er besaß so viel Erfahrung, um zu erkennen, dass ihre mädchenhafte Scheu keinesfalls gespielt war. Sie wollte sich nicht interessant machen. Diese Scheu gehörte zu ihr wie ihre wundervollen braunen Augen, in denen so häufig ein tiefer Glanz, ein verträumter Schimmer lag.

»Gute Nacht, Bianca«, flüsterte er zärtlich.

Sie nickte nur. Sie war zu glücklich, um jetzt sprechen zu können. Dann wandte sie sich ab und huschte ins Hotel.

♥♥♥

Einige Tage voller Sonnenschein, voll süßen Nichtstuns und Glückes waren vergangen.

Hans-Ulrich Ohlen war wie ein Sturmwind in Biancas Leben getreten und hatte all ihre bisherigen Vorsätze und alle Grundsätze über den Haufen geworfen.

Er kam, sah und siegte. Das musste Bianca mitunter denken und empfand dennoch keine Reue dabei.

Konnte man etwas bereuen, was einen so völlig ausfüllte und unbeschreiblich glücklich machte? Hans-Ulrich, dachte sie, wenn sie erwachte. Und sie murmelte seinen Namen, wenn sie einschlief. Ihr war es so, als kenne sie ihn schon sehr lange.

»Ich liebe dich«, hatte er gesagt.

Heute Morgen wollte er sie zum Segeln abholen.

»Ich kann aber nicht segeln«, hatte sie ihm ein wenig kläglich gestanden und war übermütig ausgelacht worden. Für Hans-Ulrich gab es keine Hindernisse, keine Schwierigkeiten.

»Du wirst es schnell lernen!«, hatte er behauptet.

Da hatte Bianca nicht gewagt, ihm zu gestehen, dass sie durchaus nicht so sportlich war, wie er vielleicht annahm. Sie fürchtete, ihn zu enttäuschen. Oder hatte sie Angst, ihn zu verlieren?

Sie dachte nicht nach, sie wollte glücklich sein. Bisher hatte sie sich stets für wunschlos glücklich gehalten, aber nun wusste sie es besser.

Als Bianca jetzt ihre lange weiße Leinenhose anzog, freute sie sich, dass ihre Mutter sie zu dem Kauf überredet hatte. Die sportliche, geschmackvolle weiße Bluse und die weißen Tennisschuhe passten wunderbar dazu.

Sie trat vor den Spiegel. Normalerweise brauchte sie nie allzu lange für ihre Toilette, doch heute widmete sie ihr eine ganze Stunde.

Schließlich ergriff sie ihre Badetasche, warf noch einen letzten Blick durch das Zimmer und ging.

Hans-Ulrich erwartete sie bereits in der Hotelhalle. Heute fiel es Bianca besonders auf, wie attraktiv er war. Die Halle war groß, viele Gäste kamen und gingen, aber der lange tief gebräunte Mann stellte alle anderen durch seine Persönlichkeit in den Schatten.

»Guten Morgen, Bia!«, sagte er zärtlich. Er reichte ihr die Hand, nahm ihr ihre Badetasche ab und hängte sie über seine Schulter.

Und wie immer, wenn Bianca Hans-Ulrich begegnete, konnte sie nicht sprechen, war sie von dem neuen, nie gekannten Gefühl überwältigt.

Sie boten ein schönes Bild, die beiden gut aussehenden jungen Menschen in ihrer weißen Sportkluft. Sie hielten sich lose bei den Händen, als sie den Weg zum See einschlugen.

Das kleine Segelboot war schon bereit. Der Verleiher begrüßte Bianca und Hans-Ulrich lächelnd. Er reichte Bianca seine schwielige Hand, als sie über die Bohle balancierte.

Sekundenlang erfasste Bianca Angst auf dem wippenden Holz.

Der Mann machte sich bereits mit ruhigen, kraftvollen Bewegungen an der Takelage und den Segeln zu schaffen.

»Das Wasser ist kaum bewegt, Sie werden eine sehr ruhige Fahrt haben!« Der alte Bootsverleiher machte sich nicht die Mühe, seine geliebte Pfeife aus dem Mund zu nehmen, während er sprach.

»Leider! Ich wollte, ein frischer Wind bewegte das Lüftchen ein bisschen mehr!« Hans-Ulrich schien sich anscheinend überall zu Hause zu fühlen, sogar auf dem Boot, das unter jedem seiner Schritte schwankte.

Bianca saß am Bug und umkrampfte mit beiden Händen das glatte Holz.

»So, Liebes, jetzt beginnt unsere Fahrt! Es tut mir leid, dass ich dich auf dieser lahmen Ente nur bei einem sehr gemäßigten Tempo über den See schaukeln kann!«

Bianca gewöhnte sich an das Schwanken des Bootes, und sie unterdrückte heldenhaft jedes Gefühl von Furcht. Allmählich machte es ihr sogar Freude, so ruhig dahinzugleiten.

Nur wenn Hans-Ulrich kreuzte, hielt sie sich noch krampfhaft fest. Mitunter begegnete ihnen ein anderes Boot.

Jetzt saßen die beiden nebeneinander. Hans-Ulrich legte den Arm um ihre Schultern und zog sie zärtlich an sich. Bianca drückte ihren Kopf an seine Brust. Ein Gefühl der Geborgenheit erfüllte sie und machte sie wunschlos glücklich.

♥♥♥

»Fünf Tage noch«, murmelte Bianca und schlug die Hände vors Gesicht. Eine nie gekannte Traurigkeit überkam sie. Ihre Ferien würden in fünf Tagen herum sein. Dann galt es, die Heimreise anzutreten.

Nein, sie wollte nicht daran denken. Jeder einzelne Tag war so unendlich schön, dass sie nichts als Dankbarkeit fühlen musste.

Sie kletterte mit Hans-Ulrich zusammen in den Bergen herum. Ganz oben waren sie allein und schauten über das Land, sahen Dörfer und Seen so winzig klein wie Spielzeuge unter sich liegen.

Hans-Ulrich zog Bianca zärtlich an sich. Ihre Lippen fanden sich zu einem Kuss, und alle Erdenschwere fiel von ihnen ab.

Müde vom Klettern, aber glücklich, stiegen sie Hand in Hand wieder herab.

Mal lagen sie am Wasser, mal segelten oder schwammen sie. Sie fuhren durch das schöne Land, stöberten verschwiegene Schlösser und romantische Winkel in alten Städten auf.

Die Ferien sind herrlich, schrieb Bianca an ihre Eltern. Sie hatte ja so wenig Zeit. Hans-Ulrich beanspruchte sie voll und ganz, und sie wollte es so. Mitunter fragte sie sich dennoch, was ihre Eltern wohl von ihren kurzen Kartengrüßen hielten.

Und Gretl hatte sie bisher auch nur eine einzige Karte geschickt.

Heute wollten sie wieder eine Bergtour unternehmen. Bianca freute sich schon darauf, sie wartete, dass Hans-Ulrich wie üblich an ihre Tür klopfte, um sie zum Frühstück abzuholen.