Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 792 - Renate Busch - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 792 E-Book

Renate Busch

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Mit den neuen Besitzern des Bausenhofes will niemand etwas zu tun haben. Man sagt, der Vater sei ein Taugenichts, zu faul zum Arbeiten und dem Alkohol zu sehr zugeneigt. Und ausgerechnet dessen ältesten Sohn, Gerhard Hammer, möchte Renate zu ihrem Geburtstag einladen. Ihre Mutter ist alles andere als begeistert, aber es gelingt ihr einfach nicht, den flehenden Wunsch der Tochter abzulehnen. Zwar haben sich Renate und Gerhard bisher nur einmal gesehen, doch sofort war da dieses leise, unausgesprochene Band zwischen ihnen. In den nächsten Jahren kreuzen sich ihre Wege immer wieder einmal, und allmählich wächst aus der anfänglichen Sympathie etwas Tieferes: Liebe. Doch diese Liebe steht unter einem dunklen Stern. Denn Renate ist die Tochter des angesehenen Kommerzienrats Grote - und Gerhard der Sohn des Trinkers vom Bausenhof. Eine Verbindung zwischen ihnen scheint undenkbar ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Inhalt

Welten trennten sie

Vorschau

Hat Ihnen diese Ausgabe gefallen?

Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Welten trennten sie

Doch ihre Herzen schlugen nur füreinander

Mit den neuen Besitzern des Bausenhofes will niemand etwas zu tun haben. Man sagt, der Vater sei ein Taugenichts, zu faul zum Arbeiten und dem Alkohol zu sehr zugeneigt. Und ausgerechnet dessen ältesten Sohn, Gerhard Hammer, möchte Renate zu ihrem Geburtstag einladen. Ihre Mutter ist alles andere als begeistert, aber es gelingt ihr einfach nicht, den flehenden Wunsch der Tochter abzulehnen.

Zwar haben sich Renate und Gerhard bisher nur einmal gesehen, doch sofort war da dieses leise, unausgesprochene Band zwischen ihnen. In den nächsten Jahren kreuzen sich ihre Wege immer wieder einmal, und allmählich wächst aus der anfänglichen Sympathie etwas Tieferes: Liebe. Doch diese Liebe steht unter einem dunklen Stern. Denn Renate ist die Tochter des angesehenen Kommerzienrats Grote – und Gerhard der Sohn des Trinkers vom Bausenhof. Eine Verbindung zwischen ihnen scheint undenkbar ...

»Nun müssen wir uns aber Gedanken darüber machen, wen wir zu deinem Geburtstag alles einladen wollen«, sagte Frau Waltraud und blickte zu ihrer Tochter hin, die gerade in einem spannenden Buch las.

»Ja, Mama.« Renate ging näher zu ihrer Mutter heran.

Frau Waltraud legte einen Bogen vor sich hin und blickte Renate fragend an.

»Auf diesen Bogen werden wir alle Namen schreiben. Dann merken wir schon, wen wir vergessen haben. Also, fang am besten mit deinen Schulkameradinnen an.«

Es dauerte nicht lange, dann war die Arbeit getan, und Renate konnte eigentlich zu ihrem Buch zurückkehren. Aber sie zögerte noch. Frau Waltraud merkte, dass sie einen Wunsch hatte, den sie nicht aussprechen mochte.

»Na, wer fehlt denn noch in deiner Sammlung?«, fragte sie.

»Darf ich Gerhard Hammer einladen? Bitte, Muttchen, sag doch Ja!«

»Gerhard Hammer? Ich weiß nicht, Renate, ob er in deine Gesellschaft passt«, gab Frau Waltraud zu bedenken. Sie wunderte sich über Renates ausgefallenen Wunsch.

Sicher, sie hatte nichts gegen Gerhard, und wenn man den Leuten glauben durfte, so war Gerhard nichts Schlechtes nachzusagen. Aber dann dachte sie daran, was man sich so alles über den neuen Besitzer des Bausenhofs zu erzählen wusste.

Er sollte trinken, arbeitsscheu sein und nicht für seine Familie sorgen. Seine arme Frau und Gerhard, sein Ältester, hielten das Anwesen zusammen und sorgten dafür, dass die vielen Mäuler immer satt wurden. Frau Waltraud konnte sich noch genau daran erinnern, wie sich Paul Hammer damals benommen hatte, als er seinen Anstandsbesuch auf Ilgen gemacht hatte.

Nun wollte Renate ein Mitglied dieser Familie, von der sich die ordentlichen Bewohner des Landstriches längst zurückgezogen hatten, zu ihrem Geburtstag einladen. Sie wollte ihrer Tochter den Wunsch gerade abschlagen, als sich ein dunkles Köpfchen an ihre Brust schmiegte und zwei schlanke Arme ihren Nacken umschlangen.

»Bitte, Muttilein, sag doch Ja! Außerdem habe ich doch auch noch einen Wunsch für meine letzte Eins in Englisch frei«, bettelte Renate so flehentlich, dass Frau Waltraud gar nicht anders konnte, als Ja zu sagen.

♥♥♥

Und dann war der Tag herangekommen ...

Der Wind strich über die Felder, die Straße lag einsam und verlassen da. In der Ferne tauchte das rote Dach des Herrenhauses auf. Bald würde Gerhard Renate Grote wiedersehen, der er damals, als seine Eltern ihren Anstandsbesuch auf Ilgen gemacht hatten, das erste Mal begegnet war. Beide hatten sofort Gefallen aneinander gefunden.

Dann stand er vor ihr und bekam einen roten Kopf, als sie ihn mit ihren strahlenden blauen Augen anschaute. Renate lächelte kokett, sie kam ihm unbeschreiblich schön vor. Verlegen reichte ihr Gerhard ein in buntes Seidenpapier eingewickeltes Buch.

»Das möchte ich dir schenken«, sagte er.

»Vielen Dank! Ich will gleich mal sehen, was es ist!« Sie begann vorsichtig das Seidenpapier zu lösen.

»Bitte nicht jetzt.« Gerhard hatte es kaum hörbar gemurmelt.

Renate musste es verstanden haben. Einen Augenblick zögerte sie, dann legte sie das Buch lächelnd auf den Gabentisch.

Die Hausfrau hatte das kleine Intermezzo still beobachtet. Ihre Augen ruhten gleichzeitig wohlgefällig und mitleidig auf der mageren, hohen Jünglingsgestalt. Als Renate Gerhard unbefangen bei der Hand ergriff und ihn mit den anderen Gästen bekannt machen wollte, trat Frau Waltraud an den Gabentisch heran. Mit ihren schlanken, gepflegten Fingern löste sie das Papier und schlug das Buch auf.

Zur Erinnerung an Deinen Geburtstag und an unsere erste Begegnung, las sie. In ihren Zügen lag ein gewisser Ernst, als sie das Buch wieder zuschlug. Sie blickte zu ihrer Tochter und zu dem von ihr eingeladenen Gast hin. War es richtig gewesen, diesen Gerhard herzubitten?

Konnte er sich in diesem Kreis überhaupt wohlfühlen? Rein äußerlich gesehen passte er doch nicht in diese Gesellschaft. Sicher, sein Anzug war sauber und gut gebügelt. Aber er war ihm zu klein, Gerhard war herausgewachsen.

Inzwischen hatte er viele Mädchenhände und die junger Herren geschüttelt. Zum Teil musterte man ihn überlegen, zum Teil aber auch scheu.

Bald forderte die Hausfrau das junge Völkchen auf, Platz zu nehmen. Gerhard bekam als der älteste der männlichen Gäste Renate als Tischdame.

»Nun, meine Herren, immer wie es sich gehört!«, rief die Hausfrau lachend. »Die Herren reichen ihren Damen selbstverständlich den Arm.«

Frau Waltraud ging umher, achtete darauf, dass jeder das bekam, was er sich wünschte. Einige dienstbare Geister gehorchten dem kleinsten Wink.

»Na, Gerhard, schmeckt es dir?«, fragte die Hausfrau lächelnd.

Gerhard nickte stumm. Er fühlte sich wie im Märchen. Bald schlug Renates Mutter vor, ein Pfänderspiel zu veranstalten.

Pfänderspiel? Au fein, dabei gab es immer viel Spaß! Schnell war ein Kreis gebildet, das Spiel begann.

Die Pfänder prasselten nur so herein, schon hatte man genug, um sie wieder einzulösen. Und das machte immer den Hauptspaß an diesem Spiel.

Gerhard hatte kein Pfand abzugeben brauchen. Er hatte aufgepasst, stets eine Antwort gewusst, sich nicht versprochen und alles richtig gemacht. Renate hatte ihren Ring vom Finger ziehen müssen.

Und nun kam dieser Ring an die Reihe.

»Was soll der tun, dem dieses Pfand gehört?« Erwartungsvolle Stille.

Wie von einer geheimen Macht gezogen, trafen sich Gerhards und Renates Augen. Schnell blickten beide wieder fort.

»Er soll sich dem auf den Schoß setzen, den er hier am liebsten hat, ihm die Arme um den Hals legen und sagen: Ich habe dich gern!«

Renate hatte sich erhoben. Sie wurde abwechselnd rot und blass. Dann hob sie den feinen Kopf, reckte das kleine Näschen hoch in die Luft. Mit sicheren Schritten ging sie auf ihre Mutter zu, schadenfreudig lächelnd.

»Das gilt nicht, Renate, das gilt nicht! Deine Mutter spielt nicht mit!«

Renate schaute ihre Mutter flehend an, doch Frau Waltraud schüttelte den Kopf.

Gerhard ließ sie nicht aus den Augen, wie sie da so seltsam verlegen stand. Auch Frau Waltraud war gespannt. Gerade bei solchen Spielen verrät man mehr von seinen geheimsten Gedanken, als Eltern und Erzieher sonst erfahren.

Dann setzte Renate sich wieder in Bewegung. Sie schien zu einer Entscheidung gekommen zu sein. Erst langsam und zögernd, dann immer schneller ging sie auf Gerhard zu. Gerhard merkte es nicht, denn jetzt hielt er den Kopf gesenkt.

»Gerhard ...«

Da saß sie auch schon auf seinem Schoß, legte ihre Arme um seinen Hals. Sie zog seinen Kopf weit zu sich herunter. Gerhard spürte ihre Lippen an seinem Ohr.

»Ich habe dich gern«, flüsterte sie.

♥♥♥

Eine lange Zeit war vergangen. Renate und Gerhard hatten sich kaum einmal gesehen. Renate konnte Gerhard nicht vergessen. Sicher, jetzt würde sie sich nicht mehr auf seinen Schoß setzen, egal, um was es ging, aber sie dachte oft daran, wie schön es an jenem Nachmittag gewesen war.

Sie saß in ihrem Zimmer und überlegte, ob ihr Plan wohl gelingen würde. Sie hatte erfahren, dass Gerhard Soldat geworden war, und auch herausbekommen, in welchem Regiment er diente. Würde sie ihn jetzt bald wiedersehen?

Als sie so weit mit ihren Gedanken gekommen war, wurde die Tür geöffnet, und ihre Mutter trat ins Zimmer.

»Was meinst du, Renate, was in diesem Brief steht? Du errätst es nie!«

Renate errötete und wagte kaum, ihre Mutter anzusehen.

»Von wem ist der Brief denn?«, fragte sie, und auch ihre Stimme klang eigenartig befangen. Sie ärgerte sich, dass sie sich nicht besser beherrschen konnte. Ihre Mutter ahnte ja nicht, mit welcher Sehnsucht sie auf diesen Brief gewartet hatte!

»Gut, ich will es dir verraten«, sagte Frau Waltraud lebhaft. Renate atmete auf. Ihre Mutter war also völlig ahnungslos! Sie war ihrem Onkel, denn von ihm stammte der Brief, für seine schnelle Antwort so dankbar.

Sie hatte dem alten Oberst, einem Bruder ihrer Mutter, geschrieben, dass sie gern einmal einige Wochen bei ihm verbringen würde. Er solle sie doch einladen, aber nichts von ihrem Brief erwähnen.

»Dein Onkel, der Oberst, hat geschrieben«, sagte ihre Mutter und lächelte spitzbübisch. »Stell dir vor, der alte Hagestolz lädt dich ein, ein paar Wochen in seiner Garnison zu verbringen. Was sagst du nun? Wenn das keine Überraschung ist!«

»O Mutti, ist das wirklich wahr?« Mit diesen Worten sprang Renate auf und flog Frau Waltraud um den Hals. »Du glaubst ja nicht, wie sehr ich mich freue!«

♥♥♥

Renate war nun schon eine ganze Zeit in der Garnison. Dass es so schwer sein sollte, Gerhard zu finden, hatte sie nicht gedacht. Hier wimmelte es von Soldaten, auf Schritt und Tritt begegnete man ihnen.

Wieder einmal ging Renate neben ihrem Onkel her und hielt eifrig Ausschau.

»Kennst du deine Soldaten eigentlich alle mit Namen?«, fragte sie hoffnungsvoll. Sie wollte Gerhard endlich wiedersehen. Ihr war inzwischen klar geworden, dass es ein toller Zufall sein musste, ihm einmal zu begegnen.

Ihr Onkel schaute sie erheitert an.

»Ein bisschen viel verlangt, meinst du nicht auch? Willst du deinen alten Onkel nicht ins Vertrauen ziehen? Du verbirgst etwas, ich merke es doch. Meinst du, ich bin blind, und es fällt mir nicht auf, dass du alle Soldaten, denen wir begegnen, so seltsam anschaust? Heraus mit der Sprache!«

Wie würde ihr Onkel reagieren, wenn sie ihm sagte, dass sie, die Tochter des Kommerzienrats Grote, einen einfachen Soldaten zu sprechen wünschte? Nein, das ist unmöglich, beantwortete sie sich diese Frage selbst.

»Teilweise hast du tatsächlich recht, Onkelchen, aber nur teilweise«, sagte sie mit einem unschuldigen Lächeln. »Wie gut du doch zu beobachten verstehst.«

Blitzschnell dachte sie sich eine Geschichte aus.

»Also, ich habe einer Magd von unserem Gut versprochen, ihren Schatz aufzusuchen und ihn von ihr zu grüßen. Zwischen den beiden muss es Krach gegeben haben, bevor der junge Mann einrücken musste, und du weißt ja, wie es mit den Leuten vom Lande ist. Schreiben ist nicht ihre starke Seite. Das Mädchen hat mich nun so flehentlich gebeten, dass ich nicht Nein sagen konnte.«

»Na, wenn es so liegt, dann kann der Dorfschönen und dir geholfen werden! Warum hast du dich denn nicht gleich an mich gewandt?«, meinte er und beobachtete sie scharf von der Seite, denn die Geschichte kam ihm nicht ganz geheuer vor.

Renate schaute aber gerade in eine andere Richtung, und er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Er versprach ihr, gleich feststellen zu lassen, in welcher Kompanie ein Gerhard Hammer diente.

»Dann kannst du deinen Auftrag an den Mann bringen«, scherzte er, und da er gerade jemanden grüßen musste, entging ihm das freudige Aufleuchten in Renates Augen.

♥♥♥

Nun war Gerhard schon eine ganze Zeit Soldat. Die Wochen waren ihm wie im Fluge vergangen. Er war nur einmal daheim gewesen. Der junge Mann sparte jeden Pfennig und schickte alles seiner Mutter. Die Mutter brauchte auch jeden Pfennig, der Hof kam immer mehr herunter.

Seine Vorgesetzten achteten Gerhard, seine Kameraden ließen ihn in Ruhe. Er galt bei ihnen als so etwas wie ein komischer Kauz. Er ging nicht aus, hatte nichts mit den Mädchen vor, was war da schon mit ihm anzufangen?

Gerhard war es recht so. Langeweile kannte er nicht. Er las unaufhörlich. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Gelegenheit, zu lesen und sich weiterzubilden.

Auch an diesem Abend waren all seine Stubenkameraden ausgeflogen, nur er allein war zurückgeblieben. Er hatte einen Stuhl dicht ans Fenster gerückt, ein Buch lag vor ihm auf dem Tisch. Er ackerte seine Grammatik durch. Mein Gott, was hatte er nur immer für ein Deutsch gesprochen!

Als es klopfte, rief er: »Herein!«, und blickte neugierig auf. Wer mochte es sein?

Die Tür öffnete sich, ein Mädchenkopf erschien. Die lustigen Augen huschten schnell durch den Raum, jetzt trat ein etwas enttäuschter Schimmer in sie.

»Ach, ist Bernhard Wilken denn nicht da?«

Gerhard hatte sich erhoben.

»Bernhard ist vor Kurzem ausgegangen«, gab er freundlich Auskunft. »Kann ich ihm etwas ausrichten?«

Das junge Fräulein war inzwischen ganz eingetreten und blickte Gerhard interessiert an. Was sie sah, gefiel ihr.

»Vielleicht kommt er ja bald wieder. Was meinen Sie, wenn ich hier auf ihn warte?«

»Ich fürchte, das wird wenig Sinn haben. Es ist kaum anzunehmen, dass Bernhard vor dem Zapfenstreich wieder auftaucht.«

Das kleine Fräulein schien mit dieser Antwort nicht gerechnet zu haben. Sie zog einen Schmollmund.

»Sie machen sich wohl nichts aus Mädchen?«, meinte sie.

»Wieso?«, fragte Gerhard verblüfft. Er machte ein so verdutztes Gesicht, dass die junge Dame zu lachen begann.

»Mein Gott, Sie scheinen tatsächlich keine Erfahrung zu haben! Merken Sie denn nicht, dass es mir nicht leidtut, Bernhard nicht angetroffen zu haben?«

Gerhard wusste für einen Augenblick nichts zu antworten. Verlegen schlug er die deutsche Grammatik zu.

»Ich hatte mich so gefreut, heute ins Kino gehen zu können. Es gibt einen schönen Film. Einen Liebesfilm.«

Der junge Soldat räusperte sich.

»Wenn Sie nichts dagegen hätten, ich meine ...« Himmel, war es schwer, vor diesen lachenden Augen zu sprechen! »Ich würde gern mit Ihnen ins Kino gehen!«, platzte er endlich heraus. »Ich müsste mich nur noch umziehen. Wenn Sie in der Kantine auf mich warten wollen. Es geht ganz schnell.«

Das Fräulein mit den blanken Augen nickte ihm lächelnd zu und ging zur Tür.

»Ich heiße übrigens Hilde, Hilde Weber. Man muss sich ja zumindest miteinander bekannt machen, wenn man zusammen ins Kino gehen will!« Und schon schlug die Tür hinter ihr ins Schloss.

Sie kamen etwas zu spät ins Kino. Gerhard musste teure Plätze nehmen, die billigen und mittleren waren ausverkauft.

Der Film war ungeheuer fesselnd, so gab Gerhard sich ganz dem auf der Leinwand abrollenden Geschehen hin. Er war noch nicht oft im Kino gewesen.

Seine kleine Begleiterin blickte ihn einige Male verstohlen von der Seite an. Sie schien wohl etwas mehr von diesem Kinobesuch erwartet zu haben. Und dann war der Film aus, und das Licht ging an. Die Liebenden auf der Leinwand hatten sich gefunden und waren sich in die Arme gesunken.

Gerhard blickte nach rechts, wo seine kleine Begleiterin saß. Er hatte sich erhoben und wollte sie gerade fragen, ob es ihr gefallen habe. Doch die Frage blieb ihm in der Kehle stecken.

Er schaute in zwei himmelblaue Augen, die ihn wie einen Geist anstarrten. Auch er war einen Moment wie erstarrt, dann nahm er stramme Haltung an. Vor Renate schob sich ein junger Oberleutnant durch die Reihen, hinter ihr wurde der Oberst, sein Regimentskommandeur, sichtbar.

Renate Grote war hier in dieser Garnisonsstadt! Sie hatten dicht nebeneinander im Kino gesessen, und keiner von ihnen hatte es gewusst.

Schweigend trat Gerhard zur Seite, ließ den Oberleutnant, Renate und dann den Oberst an sich vorbeigehen. Für einen kurzen Moment stieg ein leichter Veilchenduft in seine Nase. In seinem Gesicht regte sich kein Muskel, er blickte starr geradeaus.

Renate drehte sich noch einmal verstohlen um. Ihr Blick streifte ihn, blieb dann an seiner braunhaarigen Begleiterin hängen. Sie lächelte etwas verkrampft.

Gerhard blickte der kleinen Gruppe nach. Der Oberleutnant hatte Renates Arm ergriffen und führte sie sicher durch die Gasse, die sich gebildet hatte. Die beiden schienen sich gut zu kennen.

Nur ganz dunkel erinnerte Gerhard sich. Ein Onkel Renates sollte Oberst und irgendwo Regimentskommandeur sein. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Dieser Onkel musste sein Regimentskommandeur sein! Renate war sicher zu Besuch bei ihm. Dieser hohe Offizier war ein Bruder ihrer Mutter.