Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 774 - Renate Busch - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 774 E-Book

Renate Busch

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als die schüchterne Hanna am Flughafen vergebens auf die Ankunft ihrer Tante aus Amerika wartet, fühlt sie sich verloren und allein in der geschäftigen Menge. Da tritt unerwartet ein Mann in ihr Leben, wie aus einem Traum entsprungen: der charmante, weltgewandte Flugkapitän Martin Egger. Mit seiner ruhigen Stimme und seinem aufrichtigen Lächeln spricht er sie an - und lädt sie, ganz selbstverständlich, zu einer Tasse Kaffee ein. Hannas Herz schlägt schneller. Noch nie hat ihr jemand in so kurzer Zeit das Gefühl gegeben, gesehen zu werden. Der attraktive Kapitän fasziniert sie, und ihre Gedanken kreisen fortan unaufhörlich um ihn. Immer wieder verliert sie sich in Tagträumen - sie sieht sich an seiner Seite, lächelt, lacht, erlebt das Wiedersehen in unzähligen Varianten, jede schöner als die andere. Auch wenn tief in ihrem Inneren eine leise Stimme flüstert: Es war nur ein flüchtiger Moment, ein Zufall, der sich nicht wiederholen wird. Aber das Schicksal geht seine eigenen Wege. Als sich ihre Wege tatsächlich noch einmal kreuzen, klammert Hanna sich an die Hoffnung auf ein neues Kapitel. Doch das Wiedersehen bringt nicht das ersehnte Glück - sondern endet in Tränen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Inhalt

Sie war viel zu bescheiden

Vorschau

Hat Ihnen diese Ausgabe gefallen?

Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Sie war viel zu bescheiden

Warum Hanna sich nicht traut, nach den Sternen zu greifen

Als die schüchterne Hanna am Flughafen vergebens auf die Ankunft ihrer Tante aus Amerika wartet, fühlt sie sich verloren und allein in der geschäftigen Menge. Da tritt unerwartet ein Mann in ihr Leben, wie aus einem Traum entsprungen: der charmante, weltgewandte Flugkapitän Martin Egger. Mit seiner ruhigen Stimme und seinem aufrichtigen Lächeln spricht er sie an – und lädt sie, ganz selbstverständlich, zu einer Tasse Kaffee ein.

Hannas Herz schlägt schneller. Noch nie hat ihr jemand in so kurzer Zeit das Gefühl gegeben, gesehen zu werden. Der attraktive Kapitän fasziniert sie, und ihre Gedanken kreisen fortan unaufhörlich um ihn. Immer wieder verliert sie sich in Tagträumen – sie sieht sich an seiner Seite, lächelt, lacht, erlebt das Wiedersehen in unzähligen Varianten, jede schöner als die andere. Auch wenn tief in ihrem Inneren eine leise Stimme flüstert: Es war nur ein flüchtiger Moment, ein Zufall, der sich nicht wiederholen wird.

Aber das Schicksal geht seine eigenen Wege. Als sich ihre Wege tatsächlich noch einmal kreuzen, klammert Hanna sich an die Hoffnung auf ein neues Kapitel. Doch das Wiedersehen bringt nicht das ersehnte Glück – sondern endet in Tränen ...

Hanna hielt ein Buch in der Hand und sah alle paar Minuten zur Uhr. Sie konnte sich heute nicht auf das Lesen konzentrieren.

Sie stand auf und eilte auf den winzigen Flur. Kurz zögerte sie, bevor sie den Mantel vom Bügel nahm. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er eigentlich recht schäbig war. Sie trug ihn freilich auch schon so manches Jahr. Aber sie besaß keinen anderen, also musste sie ihn anziehen.

Dann setzte sie noch die Baskenmütze auf ihr üppiges Blondhaar, hängte sich ihre Tasche über die Schulter und verließ die Wohnung.

Als Hanna in der Straßenbahn saß, musste sie wieder über ihre Tante nachdenken. Sie kannte sie kaum. Eigentlich hatte zwischen der Tante und ihrer verstorbenen Mutter nur immer eine lose Bindung bestanden, die Hanna in der gleichen Weise aufrechterhalten hatte. Über Kartengrüße zu den Festtagen war die Korrespondenz nicht hinausgegangen.

Und nun wollte Gertrud Smith nach Deutschland kommen und Hanna bei der Gelegenheit besuchen.

Trotz etlicher Bedenken, die Hanna wegen des geringen Komforts, den sie ihrer Tante nur bieten konnte, hegte, freute sie sich sehr auf sie. Denn Tante Gertrud war die einzig lebende Verwandte, die sie hatte.

Ich werde es ihr so gemütlich wie möglich machen, nahm sie sich vor, und leckeres Essen für sie kochen. Vielleicht mag sie Musik so gern wie ich. Dann gehen wir ins Konzert und besuchen die Oper.

Als Hanna das Flughafengebäude betrat, hatte sie Herzklopfen. Bis zur Landung des Flugzeugs dauerte es noch eine gute halbe Stunde. Sie setzte sich auf eine Bank und betrachtete das Treiben in der großen Halle.

Jetzt meldete die Stimme aus dem Lautsprecher die Ankunft einer Verkehrsmaschine aus Fernost. Bald tauchten die ersten Passagiere auf, die von Angehörigen und Freunden abgeholt wurden.

Plötzlich zuckte Hanna zusammen.

»Das Flugzeug aus New York kommend ...«, ertönte die Stimme aus dem Lautsprecher erneut.

Hastig stand sie auf und eilte zur Sperre.

Hanna war mächtig aufgeregt. Tante Gertrud hatte zwar etliche Fotografien von ihr, doch sie hatten sicherheitshalber ausgemacht, dass Hanna ein Buch vor sich halten sollte als Erkennungszeichen.

Die ersten Passagiere erschienen. Es gab wieder die üblichen Umarmungen und Begrüßungen.

Noch immer hatte Hanna Tante Gertrud nicht erblickt. Schließlich brach der Strom der Ankommenden ab.

Hanna stand immer noch da und hielt das Buch hoch. Sie war tief enttäuscht. Es schien ihr ausgeschlossen zu sein, dass sie sich verfehlt hatten. Auch sie hatte ein aktuelles Foto von ihrer Tante, und sie hatte jede ankommende Frau genau gemustert.

Die Flugzeugbesatzung erschien zuletzt, die Stewardessen und drei Herren. Einer von Ihnen überragte seine beiden Kollegen. Er hatte auch mehr Silberstreifen am Ärmel seiner Uniform.

Was Hanna dazu bewog, ausgerechnet ihn anzusprechen, wusste sie nicht. Unbewusst schätzte sie ihn wohl als Flugkapitän ein und traute ihm daher vielleicht auch am meisten Übersicht zu.

Schüchtern wandte Hanna sich an diesen Mann. Die tiefe Enttäuschung stand ihr deutlich im Gesicht geschrieben.

»Entschuldigen Sie, ich erwarte meine Tante aus New York«, sagte sie leise. »Sie war aber nicht unter den eingetroffenen Passagieren.«

Offenbar hielten die Männer sie für ein Gänschen vom Lande. Sie grinsten versteckt, nur der hochgewachsene Mann blieb ernst.

»Geht nur weiter«, sagte er zu seinen Kollegen und sah Hanna dann ein wenig mitleidig an. »Ich war zwar der Kapitän auf dem Flug von New York hierher, habe aber mit den Passagieren nichts zu tun. Es gibt eine Passagierliste«, fügte er erklärend hinzu.

»Und wo kann ich die einsehen?«

Wahrscheinlich machte Hanna auf den Flugkapitän einen recht hilflosen Eindruck.

»Kommen Sie, ich helfe Ihnen«, bot er ihr an.

Der Mann begleitete sie zur Flughafenverwaltung. Er schien hier bekannt zu sein und wurde offenbar geschätzt. Der Mitarbeiter hinter dem Schreibtisch stand sofort dienstbeflissen auf.

»Selbstverständlich haben wir die Passagierliste bereits vorliegen, Herr Egger«, sagte er eifrig und reichte sie ihm.

»Wie ist der Name Ihrer Frau Tante?«, fragte der Kapitän Hanna.

»Smith, Gertrud Smith.«

»Sehen Sie selbst, der Name ist nicht aufgeführt.« Er schob ihr die Liste hin.

»Nein«, murmelte Hanna mit tonloser Stimme. »Mein Gott, es wird ihr hoffentlich nichts passiert sein.«

»Danke, Herr Müller.« Der Flugkapitän gab dem anderen Mann die Liste zurück, legte dann sanft und entschlossen seine Hand auf Hannas Arm und zog sie mit sich. »Wer wird denn gleich mit dem Schlimmsten rechnen«, beruhigte er sie. »Wahrscheinlich hat Ihre Frau Tante das Flugzeug verpasst und kommt mit dem nächsten.«

Hanna nickte. Hoffentlich hatte der Mann recht. Als ihr bewusst wurde, dass sie einen Fremden mit ihren Angelegenheiten behelligt hatte, geriet sie in Verlegenheit.

»Vielen Dank für Ihr Hilfe«, sagte sie. »Das war sehr nett von Ihnen.«

»Machen Sie solcher Kleinigkeiten wegen nicht so viele Worte«, wehrte er ab. »Kommen Sie, ich führe Sie ins Restaurant. Eine Tasse Kaffee wird uns beiden guttun.«

♥♥♥

Kurz darauf saß Hanna neben dem Flugkapitän an einem der runden Tische in einem bequemen Sessel und wunderte sich über sich selbst. Es war eigentlich nicht ihre Art, sich von fremden Männern einladen zu lassen. Aufgrund seines Ranges und seiner Uniform hatte sie Vertrauen zu diesem Mann gefasst.

Tatsächlich tat ihr der heiße, starke Kaffee gut.

»Jetzt sehen Sie schon wieder ganz anders aus«, sagte der Kapitän schmunzelnd. Dann stand er kurz auf und verbeugte sich leicht. »Mein Name ist übrigens Egger, Martin Egger«, sagte er und betonte den Nachnamen recht seltsam. »Verzeihung, ich hätte mich längst vorstellen sollen.«

Er erinnerte Hanna mit seinem schmalen, kühn geschnittenen Gesicht, den blitzenden grauen Augen und dem dunkelblonden lockigen Haar an einen Piraten aus ihren Kinderbüchern. Verrückt, dachte sie und musste lächeln.

»Ich heiße Hanna Lohmann«, sagte sie.

»Hanna, ein hübscher Name«, erwiderte er.

»Vielen Dank.« Sofort geriet sie wieder in Verlegenheit.

Schnell trank sie noch einen Schluck Kaffee. Sie war den Kontakt mit Männern nicht gewohnt. Und eine unverbindliche Konversation lag ihr nicht. Hanna wusste, dass Männer sie nicht gerade attraktiv fanden.

»Sie haben einen interessanten Beruf«, wagte sie sich mutig vor.

»Ja, das stimmt. Ich komme viel rum. Und was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?«

»Ich bin Bibliothekarin«, antwortete Hanna und errötete leicht. Das war in den Augen eines Menschen, der in der Welt herumreiste, sicher nicht besonders interessant.

»Interessant«, erwiderte er in dem Moment, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss.

Wahrscheinlich entsprang diese Bemerkung reiner Höflichkeit, machte Hanna sich klar.

»Ich habe Sie schon viel zu lange aufgehalten«, sagte sie.

»Wollen Sie mich loswerden?«, fragte er sie lächelnd.

»Natürlich nicht«, versicherte sie ihm hastig.

»Umso besser! Erzählen Sie mir, was eine Bibliothekarin so macht«, bat er sie. Er setzte sich bequem hin und sah sie erwartungsvoll an.

»Ich habe bis vor Kurzem in der Staatsbibliothek gearbeitet«, sagte sie zögernd.

»Und jetzt nicht mehr? Wurde Ihnen gekündigt?«, fragte der Mann.

»Aber nein.« Hanna schüttelte stolz den Kopf. »Ich habe um meine Entlassung gebeten. Ich wollte nicht so angebunden sein und habe nun vor, mich als Privatbibliothekarin zu bewerben. Durch meinen ehemaligen Vorgesetzten habe ich gute Verbindungen.«

»Er hat Sie sehr geschätzt und wird Sie bei Anfragen empfehlen, meinen Sie das?« Martin Egger hatte sofort die Zusammenhänge erfasst.

»Ja«, bestätigte Hanna seine Annahme.

»Dann kommen Sie in Privathäuser und ackern sich dort durch die vielen Bücherbände?« Hanna wusste nicht, ob er sich über sie lustig machte.

»So ungefähr.«

»Und jetzt haben Sie erst einmal Besuch aus Amerika erwartet?«

»Ja.« Hanna nickte bedrückt und wunderte sich, dass sie Tante Gertrud während der letzten Viertelstunde vollkommen vergessen hatte.

»Ich bin davon überzeugt, dass Sie bald eine Nachricht erhalten, warum Ihre Tante nicht gekommen ist«, meinte er tröstend und winkte dann den Kellner herbei, um zu bezahlen.

Anschließend strebten sie dem Ausgang des Restaurants zu.

»Vielen Dank für den Kaffee. Ich fahre nun mit dem Bus in die Stadt«, sagte Hanna.

»Ich nehme Sie in meinem Wagen mit«, bestimmte Martin. »Kommen Sie.«

»Hm, ich möchte Ihnen keine Ungelegenheiten bereiten«, erwiderte Hanna.

Martin Egger blieb stehen und betrachtete sie eingehend.

»Sie sind viel zu bescheiden, eine seltene Tugend bei jungen Mädchen von heute. Können Sie sich nicht vorstellen, dass ich Sie sehr anziehend finde und das Beisammensein mit Ihnen noch ein wenig ausdehnen möchte?«, fragte er sie.

Hannas Wangen färbten sich rot. Sie schluckte.

Der Flugkapitän nickte ihr zu, dann setzten sie den Weg fort. Vor einem schnittigen, eleganten Wagen, der auf einem reservierten Parkstreifen stand, blieb er stehen.

»Hier wartet mein gutes Stück wie immer auf mich«, erklärte er lachend.

Verwirrt nahm Hanna neben ihm Platz. Es war das erste Mal, dass ein junger Mann sie im Auto mitnahm.

»So, nun müssen Sie mir Ihre Adresse verraten, damit ich Sie auch sicher nach Hause bringe«, bat er.

Hanna nannte sie ihm. Darauf startete er den Wagen und legte seine schmalen, gepflegten Hände auf das Steuer. Sie sah, dass er keinen Ring trug. Insgeheim atmete sie erleichtert auf. Sie wünschte, die Fahrt würde niemals ein Ende nehmen.

Doch es dauerte nicht lange, da hatten sie das Ziel erreicht, und er hielt vor dem Haus, in dem Hanna wohnte. Die Straße war hübsch, an einer Seite mit Bäumen bewachsen, die Häuser alle bereits alt, aber gut gepflegt.

»Hier wohnen Sie also«, sagte Martin Egger und betrachtete die verschnörkelte Fassade des Hauses.

»Ja, ganz unter dem Dach.« Hanna war es wichtig, das zu betonen, damit er sich keine falschen Vorstellungen machte. Kurz fragte sie sich, ob er etwa von ihr erwartete, dass sie ihn einlud. Im nächsten Augenblick verwarf sie diesen törichten Gedanken.

Herr Egger stieg aus, öffnete die Beifahrertür und reichte ihr höflich die Hand.

»Vielen, vielen Dank für alles«, sagte Hanna und ergriff zögernd seine Hand. Er drückte sie herzlich, sagte aber nicht das, was sie so gern gehört hätte.

»Auf Wiedersehen und alles Gute für Sie.«

»Auf Wiedersehen«, wiederholte Hanna mechanisch. Sie wusste, dass es kein Wiedersehen geben würde. Rasch wandte sie sich um und eilte dem Haus zu.

Hinter ihr heulte der Motor auf, und sie hörte den Mann davonfahren. Erst da schaute sie sich um, doch da war der Wagen schon ihrem Blick entschwunden.

Langsam stieg Hanna die vielen Stufen empor.

Können Sie sich nicht vorstellen, dass ich Sie sehr anziehend finde und das Beisammensein mit Ihnen noch ein wenig ausdehnen möchte?, hatte er tatsächlich gesagt.

Wie konnte sie nur so dumm sein, diesen Worten eine solche Bedeutung beizumessen! Sie hatte doch gemerkt, dass der junge Flugkapitän ein Meister der Konversation war.

Hanna flüchtete sich in ihre kleine Wohnung, zog ihren Mantel aus und setzte sich in einen Sessel. Ihre Schläfen pochten. Sie presste ihre Finger dagegen. Sie schämte sich vor sich selbst, dass sie so viel an Martin Egger und so wenig an ihre Tante dachte.

♥♥♥

Eine Stunde später klingelte es bei ihr. Hanna eilte zur Tür. Ein Postbote reichte ihr ein Telegramm.

»Danke«, sagte sie.

Sie ritzte den Umschlag auf und entnahm ihm das Telegramm.

Kommen unmöglich. Plötzlich erkrankt. Tante Gertrud, stand dort geschrieben. Hanna ließ das Telegramm sinken und legte es enttäuscht beiseite.

In dieser Nacht schlief sie kaum. Sie musste fortwährend an Martin Egger denken, auch an Tante Gertrud, aber vor allem an den Flugkapitän.

Am nächsten Tag verspürte Hanna zum ersten Mal in ihrem Leben Langeweile. Sie brauchte nicht zur Arbeit zu gehen. Die Wohnung blitzte, da sie ja für Tante Gertruds Besuch alles gründlich geputzt hatte. Aufs Lesen konnte sie sich heute nicht konzentrieren.

Schließlich zog Hanna ihren Mantel über und verließ die Wohnung. Es regnete leicht. Sie spazierte durch einen Park, in den sich bei dem Wetter kaum jemand verirrte.

Obwohl ihre Strümpfe von der Nässe schon ein wenig feucht waren, streifte sie noch durch etliche Kaufhäuser und kaufte Dinge, die sie im Grunde genommen gar nicht brauchte.

Erst am Nachmittag kehrte sie nach Hause zurück. Sie betrat das Haus. Die Parterrewohnung wurde vom Hauswirt bewohnt, mit dem Hanna gut auskam. Jetzt öffnete seine Frau die Tür.

»Fräulein Lohmann«, sagte sie und lächelte freundlich. »Ich sah Sie zufällig kommen. Für Sie ist etwas bei uns abgegeben worden. Warten Sie kurz.« Schon eilte sie in die Wohnung zurück.

Kurz darauf kam Frau Hase mit einem in Papier eingeschlagenen Strauß Blumen zurück.

»Ein reizender junger Mann bat mich, die Blumen für Sie aufzubewahren und sie Ihnen zu geben«, sagt sie.

»Die Blumen sind für mich?«, flüsterte Hanna fassungslos.

»Ja«, bestätigte Frau Hase. »Hier ist auch noch ein Brief.« Sie strahlte und freute sich offenbar für Hanna.

Ihr Mann und sie hatten schon des Öfteren darüber gesprochen, wie seltsam es doch sei, dass das nette Fräulein Lohmann gar keine Bekannten besaß.

»Dabei ist sie immer so nett und freundlich. Ich verstehe die jungen Männer nicht. Aber weil sie sich nicht anmalt und überkandidelt anzieht, wird sie nicht beachtet«, hatte Frau Hase so manches Mal gesagt.

Und nun war ein junger Mann aufgetaucht, dazu ein sehr höflicher, freundlicher und gut aussehender Mann!

»Danke«, murmelte Hanna und hastete sie die Treppe hinauf.

Völlig atemlos erreichte sie ihre kleine Wohnung. Die Blumen sind von ihm, dachte sie ununterbrochen. Ohne sich den Mantel auszuziehen, entfernte sie das Papier von dem Strauß, der aus halb erblühten Moosröschen und Freesien bestand.

Hanna schlug das Herz bis zum Hals, als sie ihr Gesicht in den Blüten vergrub. Dann zog sie den Brief aus dem Umschlag.

Sehr geehrtes Fräulein Lohmann, leider habe ich Sie nicht angetroffen, was ich sehr bedauere, stand dort geschrieben. Nehmen Sie die Blumen als kleinen Gruß von mir. Ich werde mir erlauben, heute Abend gegen acht Uhr wiederzukommen, um Sie zum Abendessen abzuholen. Bis dahin herzliche Grüße

Ihr Martin Egger.

Hanna las den Brief so oft, bis sie die Worte auswendig kannte, und presste ihn an ihre Lippen.

Mein Gott, wie kann man nur plötzlich so glücklich sein? Ihr fielen die Blumen ein, die ins Wasser gestellt werden mussten. Dann schaute sie erschrocken auf die Uhr und fragte sich, wie sie das schaffen sollte.

Und was sollte sie anziehen? Sie öffnete ihren Kleiderschrank. Auf Garderobe hatte sie nie viel Wert gelegt. Etwas anderes als ihr kleines Schwarzes kam nicht infrage. Sie zog es immer ins Konzert und Theater an. Mit der hübschen Goldkette ihrer Mutter sah es noch recht passabel aus.

Jetzt duschte sie, wusch sich die Haare und manikürte ihre Fingernägel. Sie freute sich unbändig auf den Abend mit Martin Egger.