Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 776 - Renate Busch - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 776 E-Book

Renate Busch

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Beschreibung

Die bildschöne Sissy stammt aus einfachen Verhältnissen, während Thomas Nolan aus einer der einflussreichsten und wohlhabendsten Familien New Yorks kommt - seine Eltern besitzen ein prachtvolles Sommeranwesen in Littlestone. Als sich die beiden dort begegnen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Ein unvergesslicher Sommer beginnt, erfüllt von Glück und Leichtigkeit. Jede gemeinsame Minute scheint ein Geschenk zu sein - wie ein Traum, den man für immer festhalten möchte. Doch Träume sind flüchtig. Die Familien der beiden lassen ein gemeinsames Glück nicht zu. Die Kluft zwischen ihren Welten scheint unüberwindbar. Als die Realität sie einholt, erinnert sich Sissy an ein Versprechen, das sie sich einst selbst gab: Wenn sie den Mann, den sie über alles liebt, nicht an ihrer Seite wissen darf, dann will sie berühmt werden ...

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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Die Geliebte eines Sommers

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Die Geliebte eines Sommers

Sie will lieben, ohne an morgen zu denken

Die bildschöne Sissy stammt aus einfachen Verhältnissen, während Thomas Nolan aus einer der einflussreichsten und wohlhabendsten Familien New Yorks kommt – seine Eltern besitzen ein prachtvolles Sommeranwesen in Littlestone. Als sich die beiden dort begegnen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Ein unvergesslicher Sommer beginnt, erfüllt von Glück und Leichtigkeit. Jede gemeinsame Minute scheint ein Geschenk zu sein – wie ein Traum, den man für immer festhalten möchte.

Doch Träume sind flüchtig. Die Familien der beiden lassen ein gemeinsames Glück nicht zu. Die Kluft zwischen ihren Welten scheint unüberwindbar. Als die Realität sie einholt, erinnert sich Sissy an ein Versprechen, das sie sich einst selbst gab: Wenn sie den Mann, den sie über alles liebt, nicht an ihrer Seite wissen darf, dann will sie berühmt werden ...

Die Sommer- und Wochenendhäuser am Moon Lake standen noch leer. Der Frühling war spät gekommen in diesem Jahr, und noch immer wollte es nicht Sommer werden.

Die Geschäftsleute in Littlestone stöhnten, denn ihre Existenz stand und fiel mit den Feriengästen. Eigentlich waren die Besitzer der Sommerhäuser keine Gäste, sondern Einwohner von Littlestone wie all die anderen Bürger auch, denn schließlich gehörte ihnen ein großer Teil des Grund und Bodens.

Doch gerade das war es, was sie von den übrigen Bewohnern dieser kleinen Stadt unterschied. Sie waren reich, sie hatten Besitz, aber in Littlestone war man arm, bis auf ganz wenige Ausnahmen, und die wagten es nicht, ihren Reichtum offen zur Schau zu stellen.

Einer dieser reichen Bürger war der Apotheker Jack Pearson. Sein Vater war vor einem Jahr gestorben und hatte ihm außer dem Haus und der Apotheke ein beträchtliches Vermögen hinterlassen.

Viele Mütter von unverheirateten Töchtern träumten davon, diesen gut aussehenden jungen Apotheker als Schwiegersohn zu bekommen. Er aber sah nur eine: Sissy Grey.

Sissy war irgendwo im Süden der Staaten geboren. Ihr Vater, ein Streckenwärter, war bei einem Eisenbahnunglück auf tragische Weise ums Leben gekommen. Ihre Mutter war wenige Wochen später an gebrochenem Herzen gestorben.

Tante Katie, die unverheiratete Schwester des Vaters, hatte die kleine Sissy, die damals noch kein Jahr alt gewesen war, zu sich in den Norden nach Littlestone geholt, wo sie einen kleinen Kramladen betrieb, in dem man alles kaufen konnte.

Sissy war ein lebendiges, liebenswertes Kind, und sie hing mit großer Liebe an ihrer bedächtigen, beinahe etwas pedantischen Tante Katie.

Das Kind war eine gute Schülerin und machte auch sonst der Tante wenig Kummer. Als Sissy heranwuchs, war man sich darüber einig, dass sie das schönste Mädchen von Littlestone war.

Mit ihren naturgelockten kupferfarbenen Haaren, ihren geheimnisvoll schimmernden grünen Augen, dem porzellangleichen Teint und ihrer zierlichen Figur wirkte sie wie ein hübscher Schmetterling zwischen ihren Altersgenossinnen.

Im Gegensatz zu diesen machte Sissy sich auch nichts aus kleinen Flirts, sondern sie wartete auf die große Liebe.

Gerade eben erst hatte sie George erneut eine Einladung zum Eisessen abgeschlagen, und sie musste lächeln in Gedanken daran, was dieser sehr von sich eingenommene junge Mann für ein dummes Gesicht gemacht hatte, als sie Nein gesagt hatte.

Fröhlich schlenderte Sissy weiter. Als jemand ihren Namen rief, drehte sie sich um. Da sah sie Jack Pearson, der, heftig mit beiden Armen winkend, in der Tür seiner Apotheke stand.

Sissy mochte Jack gern. Eilig überquerte sie die Fahrbahn.

»Jack, was gibt's?«, rief sie schon von Weitem.

»Hallo, Sissy«, sagte der junge Mann ein wenig verlegen. »Ich wollte dir nur sagen, dass das Sommerhaus, das früher den Sniders gehörte, wieder bewohnt ist. Vielleicht könntest du dort einmal vorsprechen.«

»Du meinst es gut, Jack, doch du weißt, dass wir unter den Sommergästen nur noch wenige Kunden haben, seitdem Shippers sich hier niedergelassen hat. Ist ja auch verständlich, denn wir haben eine viel kleinere Auswahl im Vergleich zu diesem Laden, der schon ein kleines Warenhaus ist. Und sie beliefern Kunden. Da komme ich mit meinen zwei Beinen nicht gegen an«, sagte Sissy mit einem traurigen Lächeln.

Der junge Apotheker, der den Existenzkampf Katie Greys kannte, gab so schnell nicht auf.

»Nolan heißen die Leute, die jetzt das Haus bewohnen, und ich habe den Eindruck, es sind ausgesprochen nette Menschen. Das heißt, ich kenne nur einen. Thomas Nolan heißt er. Er war vorhin hier und hat ein paar Tabletten gekauft. Wir haben ein bisschen geredet, und da fragte er mich, wo man hier am besten einkauft, und ich erwähnte euch. Du könntest ihn doch einfach mal fragen, was er braucht.«

»Ich wette, dieser Thomas Nolan ist ein scheußlicher alter Dickwanst, sonst würdest du mich niemals zu ihm schicken, stimmt's?«, erwiderte Sissy lachend.

Jack fühlte sich ertappt und bekam rote Ohren.

»Falsch geraten, Sissy. Dieser Thomas sieht verdammt gut aus. Außerdem ist er charmant und besitzt Humor. Und was der für einen Anzug trägt! Die müssen Geld haben.«

»Hör auf, hör auf!«, bat Sissy lachend. »Du hast mich besiegt! Reich, gut aussehend, humorvoll. Den muss ich mir einfach ansehen, wenn es auch gefährlich ist.«

»Gefährlich, inwiefern?«, fragte Jack.

»Nun, ich könnte doch mein Herz an ihn verlieren.«

»Das wäre möglich«, murmelte Jack und hätte sich für seine Dummheit ohrfeigen können.

Da ging Sissy schon weiter und schlug den Weg zum Mondsee ein.

***

Thomas Nolan lag faul hingestreckt im Schatten ein paar hoher Tannen und döste. Mein Gott, wie schön konnte das Leben doch sein, wenn man einmal den Lärm und das hektische Treiben von New York hinter sich ließ!

Sein Blick wanderte umher, und dann richtete er sich plötzlich mit einem Ruck auf. Was machte denn das Mädchen da auf seiner Terrasse? Jetzt ging es sogar ins Haus, solch eine Unverschämtheit! Na, warte!

Mit langen Sätzen lief er auf das Haus zu, und leise wie ein Dieb schlich er sich durch die offene Tür.

Da stand doch dieses Mädchen mitten in der großen Wohnhalle und sah sich sehr aufmerksam um. Ha, eine Einbrecherin also, dachte Thomas.

»Was willst du denn hier?«, fragte er grollend. »Du hast wohl gedacht, das Haus wäre noch unbewohnt, wie? Ich habe nicht gewusst, dass man hier am Moon Lake sein Haus abschließen muss, weil man vor Dieben nicht sicher ist.«

Langsam drehte sich das Mädchen um.

Ein einzelner Sonnenstrahl verfing sich in ihren kupferfarbenen Haaren und zauberte goldene Reflexe hinein. Ihre grünen Augen versprühten ein Feuer wie hundert Smaragde. Ihre Lippen zitterten, aber sie sprach kein Wort. Zornig und hilflos stand sie da und sah auf den Mann, der ihr wie ihr Schicksal erschien.

Auch Thomas ging es ganz eigenartig. Ihm selbst unbewusst, fast wie unter Hypnose, schritt er auf das Mädchen zu, und als er dicht vor ihm stand, nahm er es wie selbstverständlich in die Arme und küsste es. Beseligt fühlte er, wie nach einem kurzen Moment des Zauderns sein Kuss unwissend und doch ungemein innig erwidert wurde.

Auf einmal aber fing die Schöne an, wie wild mit den Fäusten auf seiner Brust herumzutrommeln. Da ließ er sie widerstrebend frei.

»Sie, Sie Schuft, Sie!«, zischte sie wütend. »Das hat noch kein Mensch gewagt, was erlauben Sie sich eigentlich? Anzeigen werde ich Sie, jawohl, anzeigen. Keine anständige Frau ist am Mondsee mehr ihres Lebens sicher, solange Sie hier sind, Sie Verführer, Sie ...«

»Wissen Sie, dass Sie noch schöner sind, wenn Sie zornig sind?«, sagte der Mann lächelnd. »Mein Kompliment, Sie haben nicht nur Katzenaugen, Sie können auch fauchen wie eine Katze ...«

Die restlichen Worte erstarben ihm auf den Lippen. Erstaunt hielt er sich seine schmerzende Wange. Donnerwetter, dieses Mädchen hatte Temperament! Es war das erste Mal in seinem Leben, dass ihn eine Frau geschlagen hatte, und er freute sich sogar darüber.

Ja, so und nicht anders musste die Frau auf seinen Überfall reagieren, die er lieben und heiraten könnte.

Thomas trat ans Fenster und sah gerade noch einen Zipfel ihres blauen Kleides zwischen den Bäumen verschwinden. Glücklich lächelte er vor sich hin.

»Ich glaube, Mom, du brauchst dich nicht mehr lange über deinen ungeratenen Sohn aufzuregen«, sagte er dann laut in den Raum hinein. »Wenn es nach ihm geht, bringt er dir die erwünschte Schwiegertochter sehr bald. Und ich weiß, du wirst sie lieben, so wie auch ich sie auf den ersten Blick liebte, diese kleine, unbekannte Wildkatze.«

***

Indessen saß Sissy mit tränenüberströmtem Gesicht auf einem Baumstamm.

Nun werde ich ihn nie wiedersehen, und dabei liebe ich ihn doch, diesen großen blonden Mann mit den strahlenden blauen Augen, die einem bis auf den Grund der Seele zu sehen scheinen, dachte sie mit unbeschreiblichem Weh im Herzen.

O Gott, könnte ich diesen Schlag doch ungeschehen machen! Ob er wohl alle Frauen immer gleich küsst? Das würde sie nie erfahren, denn sie wollte ihn nicht wiedersehen, den Mann, in den sie sich verliebt hatte.

Immer hatte sie gedacht, Liebe mache glücklich, und nun war sie so unglücklich wie nie zuvor in ihrem Leben.

Als Sissy nach Hause kam, hatte Tante Katie gerade Kunden, und so konnte sie unbemerkt in ihr kleines Zimmer flüchten. Schnell wusch sie sich die rot geweinten Augen und verdeckte die verräterischen Spuren dann noch ein bisschen mit Puder.

Erst als sie sicher war, dass man ihr nichts mehr ansah, ging sie zum Mittagessen, das man im gemeinsamen Wohnzimmer einnahm.

»Ich möchte nur mal wissen, Sissy, was du den ganzen Vormittag gemacht hast«, sagte Katie Grey statt einer Begrüßung. »Hast du mir wenigstens meine Häkelpröbchen mitgebracht?«

»Tut mir leid, Tante Katie, an die habe ich überhaupt nicht mehr gedacht«, gestand Sissy errötend. »Aber ich kann sie ja gleich nach Tisch holen gehen.«

»Nein, das geht nicht«, sagte die Tante energisch. »Du musst zum See runter, um eine Bestellung abzuliefern. Hast du übrigens gewusst, dass das Haus der Sniders verkauft ist? Der neue Besitzer, ein Mr. Nolan, scheint sehr nett zu sein und auch sehr reich. Er hat sehr viel bestellt und nicht einmal nach dem Preis gefragt.«

Die Tante schlug vor, ihm gleich einen ihrer Kalender mitzuschicken, sozusagen zur Begrüßung.

»Hoffentlich schätzt er diese Aufmerksamkeit und läuft nicht trotzdem wie all die anderen zur Konkurrenz«, sagte sie dann.

»Das tut er bestimmt, Tantchen, wenn er Shippers Laden erst einmal kennt.«

Diese herzlose Bemerkung kränkte die Tante.

»Sei nicht traurig, Tantchen, wir kommen ja auch ohne die Sommergäste aus«, fügte Sissy da schnell hinzu. »Natürlich wäre es schön, wenn sie alle wieder, wie früher, bei uns kaufen würden, und das nicht nur des Geldes wegen. Man lernt ja dadurch auch viele Menschen kennen, die ganz anders sind als wir.«

»Hör auf zu träumen, Sissy! Du wirst niemals zu den reichen New Yorkern gehören, die sich außer ihren feudalen Wohnungen in der Stadt auch noch ein Sommerhaus am Mondsee leisten können.«

»Und warum nicht?«, fragte die Nichte aufsässig. »Es könnte doch sein, dass ich mich einmal reich verheirate.«

»Dann verstehe ich nicht, warum du Jack Pearson nicht willst, er wartet doch nur darauf, dass du Ja sagst«, meinte die Tante lachend.

»Wenn ich einmal heirate«, sagte das junge Mädchen träumerisch, »dann nur aus Liebe. Und kann ich den Mann, den ich liebe, nicht kriegen, dann will ich eine berühmte Künstlerin werden. An allen Anschlagsäulen soll er ständig meinem Namen begegnen, so wird er immer wieder an mich erinnert und kann mich nicht vergessen, auch wenn er will.«

»Sag mal, Sissy, sprichst du von einem bestimmten Mann?«, fragte die Tante misstrauisch.

»Nein, natürlich nicht«, versicherte Sissy. »Das sind nur Jungmädchenträume.«

»Für die du langsam zu alt bist, meinst du nicht?«, fragte Katie Grey streng.

»Für Träume ist man nie zu alt, aber das verstehst du wohl nicht, Tante Katie. Du hast bestimmt niemals geträumt, nicht wahr?«

»Natürlich habe ich auch geträumt, oder meinst du, ich wäre gleich alt auf die Welt gekommen?«, erwiderte die Tante ungehalten. »Es gab damals auch einige Männer, die Interesse an mir zeigten, doch ich wartete immer auf einen Besseren, und so blieb ich allein, denn er kam natürlich nie. Denk daran, dass die Jugend und die Schönheit schnell vergehen, Sissy.«

Daran verschwendete Sissy, die schön und jung war, keinen Gedanken.

»Sei also so lieb und bringe Mr. Nolan die bestellten Sachen. Der Korb steht schon fertig gepackt vorn im Laden.«

»Mir ist auf einmal gar nicht gut«, sagte Sissy gequält. »Kannst du nicht den alten John schicken?«

»Nein, der ist für ein paar Tage bei seiner Schwester in Woodtown. Abgesehen davon kannst du mit Kunden doch auch viel besser umgehen als dieser halb taube, etwas dümmliche John. Doch, wenn du dich krank fühlst, dann muss ich eben gehen.«

»Nein, nein, Tantchen, lass nur, so schlimm ist es wirklich nicht.«

Der Korb war schwer, und Sissy standen viele kleine Schweißperlen auf Stirn und Nase, als sie endlich den See erreichte.

In froher Erwartung auf das Wiedersehen ging Sissy Schritt für Schritt weiter, und dann blieb sie vor dem Grundstück der Nolans stehen.

Schnell griff sie nach ihrem weiten Rock und wischte sich damit die Schweißtropfen vom Gesicht, denn wie üblich, hatte sie kein Taschentuch bei sich.

»Kommen Sie doch ins Haus, dort können Sie sich erfrischen!«, sagte da eine Stimme ganz dicht hinter ihr.

Sissy war wie vom Donner gerührt. Musste dieser ekelhafte Mensch denn auch alles sehen?

Thomas tat so, als bemerke er ihre Verlegenheit nicht. Er nahm ihr wie selbstverständlich den Korb ab und ging auf das Haus zu. Sissy folgte ihm.

***

Gemeinsam betraten sie das Sommerhaus. Wieder beeindruckte Sissy die vornehme Eleganz der großen Wohnhalle, die Geschmack und Gediegenheit des Besitzers verriet. Sie dachte an ihr winziges, altmodisch eingerichtetes Zimmer bei Tante Katie. Jäh begriff sie, dass dieser Thomas Nolan aus einer ganz anderen Welt kam als sie, dass er zu den Menschen gehörte, die sie insgeheim immer schon ein wenig beneidet hatte.

»Würden Sie wohl bitte den Korb auspacken?«, bat sie unsicher. »Ich möchte ihn gern wieder mitnehmen.«

Langsam drehte sich Thomas zu ihr um und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

»Natürlich. Aber sagen Sie, haben Sie sich gar nicht gewundert, dass ich Sie so schnell gefunden habe?«, fragte er.

»Wieso? Ich verstehe nicht«, stammelte das Mädchen.

Thomas trat dicht an sie heran.

»Verstehen Sie es wirklich nicht?«, sagte er streng. »Schließlich haben Sie mich heute tätlich angegriffen, das kann ich doch nicht einfach so auf sich beruhen lassen. Der nette junge Apotheker hat mir geholfen, Sie zu finden. Er wusste sofort, um wen es sich handelt, als ich Sie beschrieb. In Littlestone gibt es offenbar nicht viele Wildkatzen ...«

»Ja, was wollen Sie denn von mir?«, unterbrach Sissy ihn aufgeregt.

»Eine Entschuldigung. Wenn nicht, muss ich Sie anzeigen«, sagte der Mann lässig.

»Das könnte Ihnen so passen«, fauchte Sissy. »Erst überfallen Sie eine wehrlose Frau, und dann drohen Sie auch noch mit einer Anzeige, Sie Wüstling, Sie!«

»Ah«, sagte Thomas, »erst war ich ein Schuft und Verführer, und nun bin ich sogar schon ein Wüstling. Seien Sie vorsichtig mit Ihren Ausdrücken, sonst muss ich Sie noch wegen Beleidigung verklagen.«

»Dass ich nicht lache!«, fuhr Sissy ihn an.

»Jedenfalls sind Sie in meiner Abwesenheit in mein Haus eingedrungen. Das ist Hausfriedensbruch, wie Sie wohl wissen, und dann ...«

»Bitte, sprechen Sie nicht weiter«, sagte Sissy plötzlich lammfromm. »Ich wollte wirklich nichts stehlen, das müssen Sie mir glauben. Jack Pearson, der Apotheker, sagte mir, dass das Haus der Sniders wieder bewohnt wäre, und da kam ich her, um Sie zu fragen, ob wir, das heißt, meine Tante, Sie nicht vielleicht mit notwendigen Lebensmitteln versorgen dürfen und allem anderen, was Sie brauchen.«

Sie klagte ihm ihr Leid und erzählte, dass der Laden der Tante nicht mehr so gut laufe, seitdem der moderne Laden von Shippers eröffnet worden sei. Alle Sommergäste, die früher bei ihnen eingekauft hätten, bestellten jetzt bei ihm.

»Ich habe geklopft«, versicherte Sissy ihm dann, »und da niemand antwortete und die Tür auf war, ging ich einfach hinein und rief, aber Sie waren nicht da. Ja, und dann sah ich mich ein wenig um. Dieses Haus ist nämlich das größte und schönste hier am See, und ich war immer schon neugierig, wie es wohl von innen aussieht. Bitte, verzeihen Sie!«

»Und die Backpfeife?«, fragte der Mann drohend. »Wie wollen Sie die wiedergutmachen?«

»Genügt es nicht, wenn ich Ihnen sage, dass es mir leidtut?«, fragte Sissy verlegen.

»Nein«, brummte Thomas. »Strafe muss sein. Ich werde eben in Zukunft auch bei Shippers kaufen.«

»Bitte«, flehte Sissy, »lassen Sie Tante Katie nicht entgelten, was ich getan habe. Sie freute sich so über den neuen Kunden. Sie hat Ihnen sogar einen Kalender als Willkommensgruß mitgegeben.«