Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 784 - Renate Busch - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 784 E-Book

Renate Busch

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Beschreibung

Michaela ist zu Tode betrübt, als ihr Verlobter Alexander Heine wenige Tage vor der Hochzeit alles beendet. Unter dem Druck seiner wohlhabenden Eltern musste er sich entscheiden: zwischen ihr - und seinem Erbe. Er wählte den vermeintlich leichteren Weg. Doch anstatt sich in Verzweiflung zu verlieren, sucht Michaela, die ihre Stelle als Lehrerin bereits gekündigt hat, nach einem Neuanfang - und findet ihn. In einer idyllisch gelegenen Waldklinik lebt ein Arzt, der nach dem Tod seines Bruders die vier verwaisten Kinder zu sich genommen hat. Für sie sucht er eine Privatlehrerin und Erzieherin. Mit Herzblut stürzt Michaela sich in ihre neue Aufgabe - und findet darin mehr, als sie je erwartet hätte. Während Alexanders Bild in ihrer Erinnerung immer mehr verblasst, gibt es für ihn plötzlich nur noch das eine Ziel, sie zurückzugewinnen ...

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Vom Leben nicht geschont

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Vom Leben nicht geschont

Eine gedemütigte Frau verzeiht

Michaela ist zu Tode betrübt, als ihr Verlobter Alexander Heine wenige Tage vor der Hochzeit alles beendet. Unter dem Druck seiner wohlhabenden Eltern musste er sich entscheiden: zwischen ihr – und seinem Erbe. Er wählte den vermeintlich leichteren Weg.

Doch anstatt sich in Verzweiflung zu verlieren, sucht Michaela, die ihre Stelle als Lehrerin bereits gekündigt hat, nach einem Neuanfang – und findet ihn. In einer idyllisch gelegenen Waldklinik lebt ein Arzt, der nach dem Tod seines Bruders die vier verwaisten Kinder zu sich genommen hat. Für sie sucht er eine Privatlehrerin und Erzieherin.

Mit Herzblut stürzt Michaela sich in ihre neue Aufgabe – und findet darin mehr, als sie je erwartet hätte. Während Alexanders Bild in ihrer Erinnerung immer mehr verblasst, gibt es für ihn plötzlich nur noch das eine Ziel, sie zurückzugewinnen ...

»Du hast ja noch gar nicht gepackt«, wunderte Rosel Meiner sich. Dann fiel ihr Blick auf Michaelas erstarrte Gesichtszüge. Irgendetwas musste geschehen sein.

Morgen früh wollte Michaela zu ihrem Verlobten reisen. In wenigen Tagen sollte die Hochzeit stattfinden. Alexander Heine war sehr vermögend, doch das war nicht der Grund, warum Michaela ihn liebte.

»Ich fahre nicht«, erklärte sie mit tonloser Stimme.

Diese Nachricht traf Rosel wie ein Schlag. Sie musste sich setzen.

Erst vor einer Stunde hatte Michaela die niederschmetternde Nachricht von Alexander erhalten. Sie war noch vollkommen aufgewühlt.

»Alexander hat die Verlobung gelöst«, erzählte sie ihrer Freundin mit Tränen in den Augen.

»Das verstehe ich nicht«, sagte Rosel und schüttelte den Kopf.

»Ich auch nicht. Alexander hat mir geschrieben, dass es aus ist. Seine Eltern haben ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Wenn er mich heiratet, wird er enterbt.«

»Dieser Schuft!«, stieß Rosel empört hervor. Sie hätte Alexander jetzt gern so richtig die Meinung gegeigt. Wusste dieser Mann überhaupt, was er aufgab? So eine Frau wie Michaela fand er niemals wieder. Auf sie konnte er sich in jeder Lebenslage verlassen.

Sie war nicht nur attraktiv und intelligent, sondern sie würde seinen Kindern auch die beste Mutter und eine wundervolle Hausfrau sein.

»Seine Eltern werden ihm zugesetzt haben«, meinte Michaela müde.

»Was, du verteidigst ihn noch?«, fuhr Rosel sie an. »Liebst du ihn etwa noch?« Sie starrte die Freundin an. »Verzeih«, murmelte sie sofort zerknirscht. »Natürlich liebst du ihn, wie kann ein Gefühl von einer Stunde zur anderen sterben.«

Michaela sagte dazu nichts. In ihr war alles wie tot. Ihr Glück, ihre Liebe, ihre Zukunft lagen in Trümmern.

»Was willst du tun?«, fragte Rosel zögernd.

»Ich weiß es noch nicht«, gab Michaela gequält zurück. »Meine Stelle als Lehrerin habe ich ja schon aufgegeben.«

Rosel dachte kurz nach.

»Trübsal blasen gibt es nicht!«, erklärte sie dann. »Du ziehst dich an und kommst mit mir. Ich lasse nicht zu, dass du am Rosenmontag alleine hier herumsitzt und einem Mann nachtrauerst, der es gar nicht wert ist.«

Michaela hob abwehrend die Hände.

»Ich möchte jetzt nicht unter Menschen sein. Ich brauche Ruhe.«

»Um in die Kissen zu weinen! Das kommt gar nicht infrage, Micha. Es gibt noch andere Männer auf dieser schönen Welt. Du brauchst Ablenkung, und damit basta!«

Michaela hatte nicht die Kraft, ihrer Freundin zu widersprechen. Vielleicht hatte Rosel sogar recht.

»Wenn wir zusammen auf dieses Fest gehen, brauchst du noch ein Kostüm«, fiel Rosel ein.

»Ein Kostüm?«, fragte Michaela ungläubig. Für sie war gerade die Welt untergegangen, und jetzt sollte sie sich kostümieren?

»Nun schau mich nicht so an.« Rosel lachte. »Ich werde dir schon etwas Schönes zaubern. Pack eine Strumpfhose ein, und dann geht's los.«

♥♥♥

Kurz darauf gingen die beiden Mädchen Arm in Arm durch die belebten Straßen. Viele fröhliche und kostümierte Menschen waren unterwegs.

Michaela war nun doch froh, nicht allein zu sein. Sie und Rosel kannten sich schon seit vielen Jahren.

Sie waren zusammen in die Schule gekommen und hatten sich später nie aus den Augen verloren. Michaela hatte studiert, während Rosel nach dem Abitur gleich ins Berufsleben eingestiegen war. Sie arbeitete als Sekretärin in einem großen Konzern und war froh, so schnell auf eigenen Füßen zu stehen. Denn sie hatte nacheinander Vater und Mutter verloren.

Jetzt besaß sie eine hübsche kleine Wohnung, ein gutes Einkommen und den Willen, dem Leben stets die beste Seite abzugewinnen.

Auch Michaela stand ganz allein auf der Welt. Sie hatte keine Geschwister und keine Eltern mehr.

Als ihre Mutter vor zwei Jahren verstorben war, hatte sie Alexander kennen- und lieben gelernt. Vielleicht hätte sie ihm nicht so schnell ihr Vertrauen geschenkt, wenn sie sich damals nicht so grenzenlos einsam und verlassen gefühlt hätte.

Die beiden Mädchen erreichten das Hochhaus, in dem Rosel wohnte. Sie fuhren mit dem Aufzug in den achten Stock. Wie meistens herrschte in Rosels Wohnung nicht gerade mustergültige Ordnung.

»So, nun genehmigen wir uns erst einmal einen Drink«, sagte Rosel, als sie ihre Mäntel abgelegt hatten.

Bald entwickelte sie eine rege Geschäftigkeit. Michaela staunte, als sie Schleifen, Rüschen und Stoffreste herbeischleppte.

»Du gehst als Columbina«, erklärte Rosel.

Michaela nickte. Selbst als Rosel für sie einen unglaublich kurzen Rüschenrock und ein mehr als knapp sitzendes Mieder mit einem gewagten Dekolleté angefertigt hatte, protestierte sie nicht.

»Du siehst entzückend aus, Michaela!«, sagte Rosel. »Direkt zum Verlieben.«

Als Michaela sich in dem großen Ankleidespiegel betrachtete, riss sie entsetzt die Augen auf.

»So kann ich doch nicht ausgehen!«, rief sie bestürzt.

»Warum nicht? Bei deiner Figur kannst du alles tragen. Und schließlich ist Karneval.«

Rosel hatte recht. Warum sollte sie sich nicht ins Getümmel werfen? Ihre Verlobung war geplatzt, und ihre Arbeit als Lehrerin an einer Sonderschule hatte sie gekündigt.

Trübsal blasen brachte nichts, da war es schon besser, ihre Sorgen heute einfach zu verdrängen.

»Ich bin so froh, dass ich dich habe, Rosel«, sagte Michaela und musste nun doch schluchzen.

»Und ich bin froh, dass ich dich habe«, versicherte Rosel ihr. »Jetzt trinken wir noch ein Gläschen. Und dann muss ich mich in mein Kostüm schmeißen.«

Sie schenkte ihnen noch einen Kognak ein. Die Freundinnen prosteten sich zu, dann huschte Rosel in ihr Schlafzimmer, um sich umzuziehen.

Schnell kehrte sie als Hawaiischönheit in einem Baströckchen und mit einem neckischen Oberteil zurück. Eine knallrote Nelke im Haar vervollständigte ihr Kostüm.

»Gefalle ich dir?« Rosel drehte sich vor Michaela im Kreis.

Als diese sie verdutzt anschaute, begann Rosel zu kichern.

»Siehst du, wir gehen beide in gewagten Kostümen zum Fest«, meinte sie fröhlich. »Den Männern werden wir gefallen.«

Jetzt schminkte Rosel noch sich und ihre Freundin und sparte nicht mit der Schminke.

Michaela ließ alles mit sich geschehen. Und dann wurde es höchste Zeit für die Mädchen aufzubrechen.

♥♥♥

»Die anderen warten bestimmt schon«, sagte Rosel, als sie mit Michaela in einem Taxi saß. »Ich freue mich.«

Sie klärte ihre Freundin über die Leute auf, mit denen sie den Abend gemeinsam verbringen wollten. Es waren mehr oder weniger erfolgreiche Künstler.

An Rosels Seite betrat Michaela dann den Saal, in dem eine ausgelassene Stimmung herrschte. Eine Band spielte zum Tanz auf, und auf der Tanzfläche tummelten sich unzählige Paare.

Die Wände waren mit riesigen Postern mit Sehenswürdigkeiten der Stadt der Liebe dekoriert. Auf einem reckte der Eiffelturm seine Spitze in den blauen Himmel, auf einem anderen war Notre-Dame zu sehen.

Rosel hakte Michaela unter und zog sie mit sich. Sie wurden von den Freunden herzlich begrüßt. Es wurde gelacht und gescherzt.

»Das scheinen zwei besonders lustige Mädchen zu sein«, stellte am Nebentisch ein Mann spöttelnd fest, der ein Pelzjägerkostüm trug.

»Vermutlich«, pflichtete Fred Marschall ihm bei. »Britta und ich hatten dir ja versprochen, dir heute Abend etwas Außergewöhnliches zu bieten.«

»Da muss ich wohl noch einiges trinken, um das richtig genießen zu können«, meinte der Mann in dem Pelzjägerkostüm und schaute tiefsinnig in sein Glas.

»Prost!«, sagte Frau Britta aufgeräumt. »Seien Sie fröhlich, Herr Fellmer. Fred hat mir so oft erzählt, wie ausgelassen Sie und er als Studenten waren.«

»Du hast aus der Schule geplaudert, Fred?«

»Nur ein ganz kleines bisschen«, gab der Freund schmunzelnd zu.

»Jedenfalls sollten auch Ärzte einmal im Jahr ihre Pflichten und ihre Patienten vergessen und unbeschwert feiern«, sagte seine Frau.

»Ein kluges Wort, also befolgen wir den Rat.« Dr. Fred Marschall hob sein Glas. »Nehmen wir uns an den Schönen am Nebentisch ein Beispiel, Robert.«

Michaela wurde gerade von Arm zu Arm gereicht. Sie ließ es willenlos geschehen, nur wenn einer der Herren sie auf den Mund küssen wollte, bog sie schnell den Kopf zur Seite.

»In Künstlerkreisen nimmt man es wohl nicht so genau«, meinte Fred.

»Ich glaube, es liegt nicht jedem, eine Frau zu heiraten, die schon vor der Ehe so von Hand zu Hand gegangen ist«, spöttelte Dr. Robert Fellmer.

»Eine Sünde ist die hübsche Blonde da schon wert, das müssen Sie zugeben, Herr Fellmer.« Frau Britta schmunzelte.

»Sie ist ungewöhnlich hübsch, aber ich begreife nicht ...«

»Seien Sie doch nicht so streng«, unterbrach Frau Britta ihn, die sich als kesse Charlestondame herausgeputzt hatte. »Wahrscheinlich ist die junge Dame Künstlerin und findet eine solche Begrüßung ganz normal.«

»Da möchte ich meiner Frau beipflichten, Robert. In diesen Kreisen gelten andere Maßstäbe.«

»Trotzdem muss man doch nicht halb nackt herumlaufen«, brummte Dr. Fellmer.

»Es ist Karneval«, erinnerte sein Freund ihn.

Robert war seit zwei Tagen bei ihnen zu Gast. Endlich einmal hatte er dem Drängen seines Freundes nachgegeben, aber das auch nur, weil ihn eine Ärztetagung und ein besonderes privates Anliegen in diese Stadt geführt hatten.

Seit einem halben Jahr etwa lebten die vier Kinder seines verstorbenen Bruders und seiner verstorbenen Schwägerin in seinem Hause. Diese Nichten und Neffen waren recht außergewöhnliche und temperamentvolle Kinder. Die Frau seines älteren Bruders war Brasilianerin gewesen.

Da von der Familie seiner Schwägerin niemand mehr lebte, hatte Robert die Nichten und Neffen in sein Haus genommen. Leider konnte er sich selbst nicht so viel um die Kinder kümmern, wie er es gerne getan hätte. Nun hoffte er, eine fähige Frau zu finden, die er mit in seine Waldklinik nehmen und der er beruhigt diese wilde Schar anvertrauen konnte.

»Wie wäre es, meine Herren, wenn Sie auch einmal das Tanzbein schwingen würden?«, fragte Frau Britta in seine Gedanken hinein.

Beide Herren standen gleichzeitig auf und verbeugten sich vor ihr.

Frau Britta sah Robert Fellmer abbittend an.

»Der nächste Tanz gehört Ihnen, Robert«, versprach sie. »Versuchen Sie Ihr Heil doch einmal am Nebentisch. Sie bekommen bestimmt keinen Korb.«

Er folgte ihrem Rat und tanzte wenig später mit Rosel davon.

Das kecke Persönchen legte es darauf an, diesen Isegrim, wie sie ihren Tänzer im Stillen nannte, aufzutauen. Und es schien ihr tatsächlich zu gelingen.

♥♥♥

Inzwischen amüsierte sich auch Michaela. Zumindest nach außen hin zeigte sie ein fröhliches Gesicht. Wie es in ihrem Inneren aussah, verbarg sie.

Der gute Charly hatte sich ihrer angenommen und wirbelte sie ausgelassen herum. Jetzt zog er Michaela eng an sich heran, und sie protestierte nicht.

»Sie sind bezaubernd, Michaela«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Sie sind genau die Frau, die ich seit Langem gesucht habe. Seien Sie meine Muse.«

Michaela ertrug sein Süßholz raspeln mit Fassung und sehnte schon das Ende des Abends herbei.

»Wissen Sie, dass Sie den schönsten Mund haben, den ich je bei einer Frau gesehen habe?«, fragte Charly sie nun.

Sie tanzten eng aneinandergeschmiegt. Er raunte ihr zärtliche Worte zu. Seine Rechte ließ ihre Hand los, dafür zeichneten seine Finger nun ihre schön geschwungenen Brauen nach, glitten über den zarten Jochbogen, über den sich ihre Haut spannte.

Noch gestern wäre Michaela entsetzt zurückgeschreckt, wenn sich irgendeiner diese vertraute Zärtlichkeit herausgenommen hätte. Heute ließ sie alles mit sich geschehen.

Später tanzte sie mit Charly so ausgelassen Boogie, dass sich bald ein Kreis Zuschauer um sie herum bildete. Zum Schluss wurde ihre Darbietung mit Klatschen belohnt.

»Du bist wunderbar«, flüsterte Rosel ihrer Freundin nach dem Tanz weinselig zu und umarmte sie.

»Nichts da, Michaela gehört mir!«, rief Charly und küsste Michaela auf den Mund, bevor diese noch eine abwehrende Bewegung machen konnte.

»Temperament hat die Silberblonde«, stellte Frau Britta in dem Moment lachend fest. »Donnerwetter, wenn ich mir so die Gelenke verrenken sollte, ich könnte es nicht.«

»Den Jüngling da finde ich ehrlich gesagt ein wenig zu jung und unreif für sie«, meinte Fred Marschall lachend.

»Du willst doch wohl nicht behaupten, dass sie eine alte Dame ist?«

»Nein, aber dennoch bin ich der Meinung, dass die beiden nicht zusammenpassen.«

»Jetzt unterhalten wir uns schon wieder über diese silberblonde Columbina«, warf Robert ein. »Sie würde sich sicher sehr geschmeichelt fühlen, wenn sie wüsste, wie viel Interesse sie bei uns erregt.«

»Dessen bin ich sicher.« Frau Britta lachte vergnügt. »Wie war übrigens das Mädchen mit dem Baströckchen?«

»Netter, als ich dachte«, erwiderte Robert.

»Sehen Sie, Robert, vielleicht würden Sie bei näherem Kennenlernen über die kleine Columbina das gleiche Urteil fällen.«

»Vielleicht, aber ich glaube es nicht. Mir kommt es so vor, als würde sie sich dazu zwingen, lustig zu sein.«

»Interessant, was Sie alles feststellen«, sagte Frau Britta.

»Du hast doch nichts dagegen, wenn ich dieses interessante Wesen, das uns so viel Gesprächsstoff liefert, einmal zum Tanz hole?«, fragte Fred Marschall seine Frau. Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern stand auf und ging zum Nebentisch.

Frau Britta zuckte die Achseln und sah hinter ihrem Mann her. Da erhob Robert Fellmer sich und forderte sie zum Tanz auf.

Fast gleichzeitig kehrten sie anschließend an ihren Tisch zurück.

»Na, wie war sie?«, fragte Frau Britta ihre bessere Hälfte neckend.

»Heiß!« Fred stöhnte und öffnete noch einen Knopf seines Hemdes. »Nichts für alte Ehemänner wie mich. Man kann in ihrer Gegenwart Kopf und Kragen verlieren.«

»Wehe, du tanzt mit diesem Vamp noch einmal!«, rief Frau Britta in komischem Entsetzen und rollte die Augen. »Ich werde von jetzt an die Zügel etwas straffer halten, mein Lieber.«

»Siehst du, alter Freund, wie es einem ergeht, wenn man freiwillig auf seine Freiheit verzichtet?«, klagte Fred Marschall.

Nun herrschte auch an diesem Tisch heitere Stimmung. Die Zeit flog nur so dahin. Es war kurz nach Mitternacht, als Frau Britta sah, dass die silberblonde Columbina und ihr Begleiter den Saal verließen.

»Nun kann sie mir nicht mehr gefährlich werden«, sagte sie munter.

»Vermutlich feiern die beiden auf ihre Art irgendwo den Karneval weiter«, spöttelte Robert Fellmer.

Frau Britta wunderte sich, dass er sofort wusste, wen sie gemeint hatte. Und er sah dem Paar tatsächlich hinterher.

♥♥♥

Als Michaela am nächsten Morgen erwachte, war ihr so schlecht wie nie zuvor in ihrem Leben. Stöhnend fasste sie sich an den Kopf.

Plötzlich überkam sie brennende Scham. Dieser gute Charly hatte sich doch wahrhaftig eingebildet, ihr Herz entflammt zu haben. Und sie hatte nichts getan, um seinen Irrtum aufzuklären. So war es dann zu dieser Szene vor ihrer Haustür gekommen.

Dieser Abschied war direkt entwürdigend gewesen und hatte sie augenblicklich stocknüchtern gemacht. Sie wäre nicht gegen diesen Charly angekommen, der sich von ihr genarrt geglaubt hatte, wenn ihr nicht der Sohn ihrer Wirtin zu Hilfe gekommen wäre.

Er hatte Charly einen Stoß versetzt, sodass er ins Taumeln geraten war. So konnte sie schnell ins Haus huschen.