Diebesfeder - Tina Alba - E-Book

Diebesfeder E-Book

Tina Alba

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Beschreibung

Der begnadete Barde Nocias hat ein Auge auf den hübschen Baron Sandrion von Sonnenfels geworfen. Wobei das beachtliche Anwesen des jungen Mannes deutlich in die Waagschale fällt. Doch auch der verarmte Freiherr Yesro ist unsterblich in Sandrion verliebt. Nichts wünscht er sich sehnlicher, als Sandrion ebenso mit Liedern zu betören, wie Nocias es tut. In seiner Verzweiflung bittet er eine Zauberin um Hilfe. Sie gibt ihm eine magische Schreibfeder - und Yesro, der eigentlich nur der Minne frönen wollte, findet sich auf einmal mitten im Spinnennetz einer finsteren Intrige, die Sandrions Leben bedroht ...

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Liebesflammen I

 

 

Diebesfeder

 

 

 

 

Tina Alba

 

 

 

 

 

Impressum:

Kristina Siers, Außer dem Beckhofstor 5, 26721 Emden

www.tina-alba.de/wordpress

 

Cover: Cover für Dich/Sylvia Ludwig

 

Motive für Cover:

Quill pen and inkwell: saltodemata/shutterstock.com

Handsome sexy young man in white shirt: Kiselev Andrey Valerevich/shutterstock.com

Set of Gold borders: Frame Art/shutterstock.com

Quill: pixabay.com

Feather: pixabay.com

Endkorrektorat und Satz: Tanja Rast

 

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Menschen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis
1 Spinnennetz
2 Verdachtsmomente
3 Liebestraum
4 Doppelspiel
5 Schreibrausch
6 Heiratsantrag
7 Diebesfeder
8 Gerechtigkeit

 

Die Autorin
Eine kleine Bitte
Lesefutter

1.

Spinnennetz

»Habe ich dir zu viel versprochen?«

Sandrion von Sonnenfels lächelte, schüttelte den Kopf und lehnte sich an den Mann, der ihm sanft die Frage ins Ohr geflüstert hatte. »Nein«, gab er zurück. Sein Blick schweifte über den mit bunten Glaslaternen geschmückten Garten, die Gruppen plaudernder Gäste, die Bediensteten, die mit Tabletts voller leckerer Häppchen und Gläsern mit Wein, Fruchtsäften und Quellwasser zwischen den Anwesenden umherhuschten. Lange hatte er sich nicht mehr so wohl gefühlt, nicht, seitdem sein Vater im Krieg gefallen war und er des Trauerjahres wegen die berühmten Sonnenheller Gartenfeste eingestellt hatte. Inzwischen war das Trauerjahr seit drei Monden vorüber, und Nocias von Hohenwald, der Mann, der ihm in Zeiten der Trauer Halt und Trost gespendet hatte, hatte ihm immer wieder geraten, die Feste von Neuem aufleben zu lassen. Sandrion hatte gezögert, sich noch nicht bereit dazu gefühlt, doch schließlich hatte er Nocias‘ liebevollem Drängen nachgegeben. »Ich merke jetzt erst, wie sehr ich das alles vermisst habe. Die Menschen, die Musik, die Gespräche. Und Vater hätte sicher gewollt, dass ich seine Gartenfeste weiterführe.«

»Ganz bestimmt, mein Liebling.« Nocias beugte sich ein wenig zu Sandrion herunter und küsste ihn zart auf die Lippen.

Sandrion erschauerte unter dem Schmetterlingskuss, fühlte, wie Hitze durch seinen Körper rieselte. Nocias hatte diese verheerende Wirkung auf ihn, seit der an den Hof gekommen war und angefangen hatte, ihm Harfenunterricht zu geben. Vom ersten Moment an hatte Sandrion sich zu dem hochgewachsenen, schlanken Mann mit dem Sonnenhaar und den Himmelsaugen hingezogen gefühlt, hatte sich in seinen hellen Tenor und sein begnadetes Harfenspiel verliebt. Doch wie sehr er Nocias brauchte, war ihm erst klar geworden, als der Bote mit den Nachrichten von der Front kam und ihm sagen musste, dass der alte Baron von Sonnenfels gefallen war. Nocias hatte ihn aufgefangen in diesem Moment, in dem der Boden unter ihm zu schwanken begann und ihm schlecht wurde, er hatte ihn festgehalten, als er endlich bereit dazu gewesen war zu weinen, und Nocias hatte ihn durch die Zeit der Trauer getragen. Der Barde war Sandrions Fels, sein Halt, der, der bei ihm war, wenn er keine Ruhe fand. Bis in die späte Nacht hinein hatte Nocias für ihn gespielt, sogar an seinem Bett. Irgendwann hatte er ihn geküsst, und von da an war es um Sandrion geschehen gewesen. Sandrion wusste, er hatte sich nicht nur verliebt - er liebte Nocias, diesen wunderbaren Harfner mit den geschickten Händen, den fordernden Lippen, den Mann, der auf seinem Körper ebenso spielte wie auf der Harfe und Saiten in ihm zum Klingen brachte, von denen Sandrion nicht gewusst hatte, dass sie in ihm schwangen. Immer wieder hatten sie einander geliebt, immer öfter. Nocias hatte sich angewöhnt, ihn in dem kleinen Gartenhaus zu verführen. Eines Tages hatte er Sandrion damit überrascht, dass er aus dem Pavillon ein Liebesnest gemacht hatte – und seitdem trafen sie sich dort jede Nacht, spielten immer wildere Spiele. Spiele, die Sandrion in den letzten Wochen zuweilen fast schon zu viel geworden waren – aber es war Nocias, mit dem er sie spielte, und er liebte diesen Mann. Nocias war wie süßer Wein für ihn, wie ein betörender Duft, von dem er nicht genug bekommen konnte. Wie Honig, von Süße triefender Kuchen, Früchte aus fernen Ländern. Am Morgen vor dem Fest hatte Sandrion in den Spiegel geblickt und die Streifen an seinen Handgelenken entdeckt, für die er keine Erklärung gefunden hatte. Wieder hatte er Kopfschmerzen gehabt, als er aufgewacht war – hatten sie wieder zu viel getrunken? Wenn das Fest vorüber war und er mit Nocias allein, dann würde er nach einer Erklärung suchen, die er nicht zu finden hoffte. Denn er liebte Nocias. Liebte ihn wie von Sinnen.

»Ja, es war eine gute Idee, die Feste wieder beginnen zu lassen.« Sandrion lehnte sich in Nocias‘ Arme.

»Dein Vater hätte es gewollt.« Nocias küsste ihn noch einmal sanft auf den Mund, dann machte er sich los. »Ich sollte jetzt auf die Bühne, die Gäste warten schon.«

»Nicht nur die Gäste, mein Liebster. Am meisten warte ich.« Er drückte Nocias‘ Hände. »Ich will dich spielen hören.«

»Und ich will mit dir spielen«, raunte Nocias ihm zu. »Ich werde auf dich warten, wenn das ganze Volk gegangen ist. Und du wirst kommen, nicht wahr?«

»Wie immer.« Sandrion nickte. »Wie jede Nacht.« Er blickte dem Barden nach, als der das Podium betrat und unter dem Applaus der Gäste seine Harfe aufnahm und zu spielen begann. Alle hatten darauf gewartet. Sandrion wusste, wie sehr ihn seine Nachbarn und Freunde um diesen Musiker beneideten, und er fühlte Stolz, als er sah, welch bewundernde Blicke die Gäste seinem Nocias zuwarfen. Und doch … er blickte auf die Hände des Barden, der die Harfensaiten streichelte, sie zum Vibrieren brachte, und musste daran denken, dass in wenigen Stunden diese Hände mit seinem Körper dasselbe tun würden, bis auch er vibrierte, bebte, zitterte, flehte.

Zum ersten Mal war Sandrion sich nicht sicher, ob er sich auf die Liebesnacht mit Nocias tatsächlich freute. In seinem Bauch flatterten Schmetterlinge. Keine leichten, fröhlich bunten Sommergeschöpfe, sondern staubschwere Nachtfalter, deren Flügel ihn streiften wie eine dunkle Ahnung.

Der Beifall war Musik in seinen Ohren, doch Sandrions Lächeln war es, worauf er es abgesehen hatte - und was er jetzt endlich zum Lohn seiner Mühen bekam. Nocias von Hohenwald verbarg sein zufriedenes Schmunzeln hinter einer Verbeugung, so tief, das sein langer blonder Pferdeschwanz nach vorn fiel und den Boden berührte. Er wusste um seine Wirkung auf Sandrions Gäste – besonders auf die Damen, doch die interessierten ihn herzlich wenig. Nocias wollte wie immer nur einem gefallen: dem jungen, hübschen Baron von Sonnenfels mit den moosgrünen Augen und dem flammenfarbenen Haar, der ihm mit Leib und Seele verfallen war. Die Harfe hielt Nocias im Arm wie einen Geliebten. Wie er am liebsten Sandrion im Arm gehalten hätte, doch nein, noch nicht. Er grub die Zähne in die Unterlippe und dachte an eisige Gebirgsbäche und Nachtwanderungen im tiefsten Winter. Sein Glück, dass gerade weit geschnittene Beinkleider in Mode waren, die sich um die Oberschenkel bauschten und erst an den Knien eng wurden und um die Waden mit farbenfrohen Stoffwickeln zusammengehalten wurden. So fiel wenigstens nicht auf, dass der Gedanke an die Stunden, die er mit Sandrion wie jede Nacht im Pavillon verbringen würde, ihm das Blut in die Lenden getrieben hatte.

»Noch ein Lied, Barde, noch ein Lied!«

Nocias richtete sich auf und lächelte in die Runde. Noch immer pries Nocias den Tag, an dem er in der kleinen Schenke unten im Dorf den Aushang gesehen hatte, unterzeichnet mit dem Namen des Barons und mit blutrot prangendem Siegel versehen – der Alte hatte einen Musiklehrer für seinen Sohn gesucht, und er hatte Nocias gefunden.

Nocias hatte sich vom Fleck weg verliebt. In den großzügigen Besitz derer von Sonnenfels, in die Burg, die über so viele Jahre immer weiter gewachsen war, dass ihre Grundmauern fast dreihundert Jahre und die neuesten Anbauten erst wenige Wochen alt waren. Umgeben von herrlichen Gärten und einer Parkanlage ruhte die Burg sicher auf einer Hügelkuppe, umschmeichelt von wogenden Wiesen, auf denen die Pferde der Sonnenfelser grasten. Bestes kräftiges Bribanner Kaltblut, Pferde, mit denen Sonnenfels reich geworden war, denn die Tiere eigneten sich sowohl als Arbeitspferde für Hof und Kutschen, als auch für den Militärdienst. Sonnenfels machte seinem Namen alle Ehre, das hatte Nocias schon bei seinem ersten Besuch bemerkt. Helle Räume, weiß gekalkte Wände, die Wandteppiche leuchteten in Sommerfarben, Licht strömte durch großzügige Fenster und ließ mit Blattgold überzogenen Stuck und kristallene Vasen in warmem Glanz erstrahlen.

Doch Gold, Pferde und Sommerfarben waren nicht der einzige Glanz von Sonnenfels. Das wahre Juwel saß am Kopf der Tafel und lächelte endlich wieder voller Freude und Leichtigkeit. Sandrions waldgrüne Augen leuchteten, die Sommerfarben des Anwesens spiegelten sich in seinem endlich wieder offenen, fröhlichen Blick, Sonnenstrahlen ließen sein Flammenhaar wie flüssiges Kupfer leuchten.

Nocias schenkte Sandrion ein Lächeln und wusste, dass der in diesem Moment unter all den Bewunderern, die seiner Einladung gefolgt waren, nur ihn sah. Den treuen Musiklehrer, der über all die Monde da gewesen und Trost gespendet hatte, in denen Sandrion über dem grausamen Kriegstod seines Vaters in tiefer Trauer versunken war. Oh, Nocias hatte Sandrion getröstet. Voller Geduld hatte er ihm zugehört. Ihn in den Armen gehalten und ihm eine Schulter zum Ausweinen geboten. Immer wieder denselben Geschichten gelauscht. Der alte Baron musste ein freundlicher, verständnisvoller Mann ohne Standesdünkel gewesen sein, der seinen Sohn zu Aufrichtigkeit, Ehrenhaftigkeit und Großzügigkeit erzogen hatte. Sandrion war nicht nur schön, er war gebildet, geschickt im Umgang mit dem Degen, besaß ein feines Gehör für Musik – und jetzt besaß er auch Sonnenfels. Das Einzige, was ihm noch fehlte, war ein Gefährte an seiner Seite, der diesen wunderbaren Besitz zusammenhielt, sollte – was die Götter verhindern mochten – auch Sandrion etwas zustoßen, wenn der eines Tages in den Krieg würde ziehen müssen wie so viele junge Männer und Frauen in diesen unruhigen Zeiten.

Nocias lächelte. Wie gern wollte er dieser Gefährte sein. Zu dumm nur, dass inzwischen so viele andere um Sandrions Gunst warben.

---ENDE DER LESEPROBE---