Fürst Incognito - Tina Alba - E-Book

Fürst Incognito E-Book

Tina Alba

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Beschreibung

Gefangen in Einsamkeit und Sehnsucht schleicht sich Fürst Venaro Traverra Nacht für Nacht heimlich und maskiert vom Palast in die Straßen der Stadt, um dort ein Liebesabenteuer zu finden. Doch als er auf die beiden Liebesdiener Diaro und Nairan trifft, wandelt sich seine Suche nach einem flüchtigen Abenteuer in etwas anderes - denn die Gesichter der beiden schönen Männer haben sich in sein Herz gebrannt. Und auch das Gasthaus, in dem er die beiden trifft, ist mehr, als es zu sein scheint. Denn als Venaro eine mysteriöse Warnung in seiner Kleidung findet, überschlagen sich die Ereignisse, und er findet sich selbst als Opfer einer finsteren Intrige ...

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Liebesflammen II

 

 

Fürst Incognito

 

 

 

 

Tina Alba

 

 

 

 

 

 

plus Bonusgeschichte La Traverrata

 

 

 

 

 

Impressum:

Kristina Siers, Außer dem Beckhofstor 5, 26721 Emden

www.tina-alba.de/wordpress

 

Cover: Cover für Dich/Sylvia Ludwig

 

Motive für Cover:

Love and hugs: VladOrlov/shutterstock.com

Masked man at the party: Ollyy/shutterstock.com

Set of Gold borders: Frame Art/shutterstock.com

Carneval mask: pixabay.com

Mask: pixabay.com

Endkorrektorat und Satz: Tanja Rast
 

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Menschen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis
1 In die Nacht
2 Mehr als erwartet
3 Gerüchteküche
4 Die zweite Nacht
5 Pläne
6 Bekenntnisse
7 Der doppelte Fürst
Bonusgeschichte: La Traverrata - Geist des wilden Landes

 

Die Autorin
Eine kleine Bitte
Danksagung
Lesefutter
Lesefutter
Lesefutter

1.

In die Nacht

 

Du schläfst zu oft allein. Die Worte seines Beraters, erst vor wenigen Stunden mit liebevollem Spott ausgesprochen, zauberten auch in der Erinnerung noch ein Lächeln auf Venaros Lippen, während er sorgfältig seine Abendgarderobe auswählte. Allein stand er vor seinen Truhen und Schränken, ohne den prüfenden Blick und die helfenden Hände seines Kammerdieners. Für diese Nacht wollte er keine Hilfe – denn niemand im Palast sollte wissen, dass der Fürst noch vorhatte auszugehen. Auch sein Berater nicht, vor allem der nicht, denn wenn Theran wüsste, dass sein Fürst plante, die herrschaftliche Burg ohne eine Klinge als Leibwache zu verlassen, dann würde er ihm das Fell gerben. Mit Recht. Venaro schmunzelte. Keiner im Palast war so sehr auf seine Sicherheit bedacht wie Theran, auch wenn die Zeit der Angriffe und Attentate seit der von ihnen beiden angestoßenen Veränderungen in der Stadt der Vergangenheit angehörten. Inzwischen waren die Bürger Traverras zufrieden mit ihrem Fürsten und seiner rechten Hand – und ihr Fürst zufrieden und glücklich mit ihnen. Nur eines fehlte Venaro zu seinem Glück – ein Gefährte an seiner Seite, ein Mann, der ihn lieben konnte, so wie er war. Denn Theran hatte zwar Venaros Herz gestohlen, doch nie würde er ihm mehr schenken als seine Treue, seine Freundschaft und die Liebe eines Blutsbruders. Was Venaro sich wünschte, das würde er von Theran nicht bekommen, und das musste er endlich akzeptieren. Vor allem, seit er die Frau kennengelernt hatte, der Therans Liebe und sein Herz gehörten. Nein, Theran war nicht für Venaro.

Venaro warf einen Blick durch die Fensterscheiben seines Ankleidezimmers. Unter ihm, unter dem Schutz der auf den hohen Küstenfelsen errichteten Burg, lag Traverra, Hauptstadt des gleichnamigen Küstenstaates und Herz der Ansammlung kleiner Fürstentümer, die sich anschickten, sich unter Therans und Venaros diplomatischem Geschick zu einem Staatenbund zu vereinen. Unter dem klaren Sternenhimmel leuchtete und funkelte die Stadt wie ein Juwel. Einladend schien sie unsichtbare Hände nach Venaro auszustrecken, dessen Herz sich weitete beim Anblick der beleuchteten Straßen, in denen das Leben jetzt summen musste. Traverra hatte ihren ganz eigenen Herzschlag, ihre ganz eigene Stimmung. Das Land war rau und wild wie das Meer, das an die Steilküsten schlug und in der Ferne rauschte, wie der Wind, der Felsen, kurzes Gras und kleine, geduckte Bäume streichelte. Venaro öffnete das Fenster und atmete tief die frische Nachtluft ein. Seine Stadt rief ihn, und er wollte sie besuchen, ohne dass sie ihn erkannte. Nichts anderes würde er sein als ein adeliger Lebemann unter vielen, der die Vergnügungsstraßen aufsuchte, um sein Glück beim Würfel- oder Kartenspiel herauszufordern oder angenehme Stunden in den Armen einer Frau – oder eben eines Mannes – zu verbringen. Venaro wollte Ablenkung, wollte die Gedanken an Theran und dieses immer wieder an ihm nagende unerwidert bleibende Begehren vergessen. Wenigstens für einige Stunden. Und die Ablenkung, die er suchte, würde er nur finden und genießen können, wenn er allein war und niemand ihn erkannte. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete Venaro sein Spiegelbild im Fenster und wunderte sich einen Moment lang, wie sehr Farben und Schnitt von Kleidung das Aussehen eines Menschen verändern konnten. Er, der sonst dunkles Grün und Goldstickerei bevorzugte, üppige Verzierungen, auffällige Schmuckstücke und opulente Stoffe, hatte sich in eine kühl-elegante Erscheinung in Silbergrau und Schwarz verwandelt, der dezenter Silberschmuck und eine silberbestickte seidene Halbmaske geheimnisvollen Glanz verliehen. Ihm gefiel, was er sah. Immer noch lächelnd schloss er das Fenster, zog die Vorhänge zu und schlüpfte durch eine Tapetentür in den geheimen Fluchttunnel, der ihn ungesehen von Leibwachen und Berater in die Stadt führen würde. Er konnte nur hoffen, dass weder die einen noch der andere von seinem Ausflug Wind bekamen, sondern darauf vertrauten, dass er wirklich mit dem unerträglichen Kopfschmerz, den er vorgetäuscht hatte, das Bett hütete. Abenteuerlust und Aufregung ergriffen Venaro, als er im dunklen Tunnel die Laterne entzündete. Lange hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt wie in diesem Moment, in dem ihm vollkommen bewusst war, dass er etwas Verbotenes tat. Warum waren es immer die verbotenen Dinge, die das Blut in Wallungen und dieses angenehme Kribbeln im Bauch mit sich brachten? Venaro zog die Tapetentür hinter sich ins Schloss und trabte in ausgelassener Stimmung den Tunnel entlang, der sich unter der Burg in die Stadt hinunterwand und in Hafennähe in einem unscheinbaren Lagerhaus wieder aus der Unterwelt hinausführen würde. Venaro hatte sich ganz bewusst für diesen Weg entschieden, der schon halb in Vergessenheit geraten war und auch von den Traverraklingen nicht mehr benutzt wurde. Anscheinend hatte es gewirkt, dass Venaro vor einiger Zeit einige gut bezahlte Bauarbeiter das Gerücht in die Welt hatte setzen lassen, der Tunnel sei kurz unterhalb des Lagerhauses eingestürzt und die Arbeiten, ihn wieder freizulegen, zu aufwändig und gefährlich. Es gab schließlich noch genug andere, sicherere Tunnel, die Fürst und Hof würden nutzen können, sollte die Notwendigkeit dazu gegeben sein. Venaro glaubte nicht, dass er jemals wieder einen Fluchttunnel brauchen würde, es sei denn, um ungesehen auf ein nächtliches Abenteuer zu gehen. Und für den Fall, dass doch jemand nachsehen sollte, hatte Venaro vorgesorgt: Wer immer den Tunnel betrat, würde tatsächlich einen Einsturz sehen, Felsbrocken und Trümmerstücke, doch diese waren nichts als ein Illusionszauber, den Venaro im vergangenen Jahr vorbereitet hatte, gebunden an ein winziges Siegel auf einem Stein, den er an einer passenden Stelle im Gang deponiert hatte. Es war schließlich immer gut, vorbereitet zu sein. Und einsperren lassen hatte Venaro sich noch nie, auch wenn Therans Vorsichtsmaßnahmen nur seinem Schutz dienten.

Rauer Fels löste nach einiger Zeit gemauerte Wände ab. Hier deponierte Venaro den Stein mit dem Zaubersiegel und sprach die auslösenden Worte. Die Luft schimmerte leicht, so wie Trugbilder in der Wüste legte sich Zauber über Wirklichkeit. Venaro durchschaute seine Illusion, aber wenn er die Augen halb schloss und sich konzentrierte, dann sah er, was ein unbedarfter Eindringling ohne magische Begabung sehen würde: nichts als Geröll, das in beide Richtungen den Durchgang verstopfte. Venaro lächelte zufrieden und stapfte weiter. Wenig später stieß er auf die Holztreppe, an deren Ende eine Falltür wartete. Venaro entriegelte sie, stieß sie auf und hustete in der aufwallenden Staubwolke, während er sich durch die enge quadratische Öffnung zwängte. Das Licht von Straßenlaternen sickerte trüb durch staubbedeckte, vergitterte Fenster. Gestapelte Waren, Weinfässer und Stoffballen hockten entlang der Wände wie unförmige Riesen. Venaro schloss die Falltür, zog den Strohteppich wieder über die Klappe und wühlte in seiner Gürteltasche nach dem Schlüssel für die Lagerhaustür. Das Schloss quietschte wie eine getretene Ratte, widersetzte sich dem Schlüssel kurz und sprang dann doch auf. In seinen Gedanken notierte Venaro sich die unabdingbare Notwendigkeit, einen Arbeiter mit einer Ölkanne zu schicken, um das Schloss zu warten, bevor ihm der Schlüssel darin abbrach und er sich eventuell gezwungen sehen musste, den Palast durch einen der offiziellen Eingänge wieder betreten zu müssen – eine Peinlichkeit, die er sich gern ersparen wollte. Vorsichtig schloss er hinter sich wieder ab und lehnte sich einen Moment lang an die Tür. Die leichte Brise, die vom Meer herüberwehte, duftete nach Freiheit, die funkelnden Lichter der Stadt versprachen Spiel und Abenteuer. Venaro wusste genau, was er wollte, und ahnte auch bereits, wo er es finden würde. Beschwingten Schrittes machte er sich auf den Weg, ein Lied auf den Lippen und immer noch dieses erwartungsvolle Kribbeln im Bauch.

 

Das Vergnügungsviertel Traverras umfing Venaro mit einer Umarmung aus Lichtern, Farben und Düften, Musik und Stimmengewirr, lachenden Menschen und verheißungsvollen Namen auf silbernen und goldenen Gasthausschildern. Flammende Rose, Garten der Lüste, Haus des Glücks, Geheimnispalast und wie sie alle hießen. Venaro ließ die prunkvolle Vergnügungsstraße hinter sich und tauchte in eine der schmaleren Gassen hinein. Er vertraute auf Verkleidung und Maske, dennoch wollte er es vermeiden, Höflingen zu begegnen, die sich eher in den namhaften Häusern der Hauptstraße herumtreiben würden. Es reichte ihm schon, dass er den allgegenwärtigen Traverraklingen kaum ausweichen konnte. Einerseits gab es ihm Sicherheit, dass seine Stadtwache wirklich überall zu sein schien, andererseits wollte er in dieser Nacht alles sehen, nur nicht die Männer und Frauen in den charakteristischen schwarzen Uniformen mit dem silbernen Schwertabzeichen auf der Brust.

Ein lang gestrecktes, zweistöckiges Gebäude, das mit seinen Verzierungen aus ehemals weißem Stuck und abblätterndem Blattgold eher einer in die Jahre gekommenen Torte als einem Haus glich, weckte seine Neugier. Die zahlreichen bunten Laternen am Eingang versprachen jedem Gast, der mit der Sprache der Farben vertraut war, eine bunte Mischung aus einem Gasthaus und einem Glücksspielsalon, ebenso wiesen rote, roséfarbene und weiße Lampions darauf hin, dass jeder Mann und jede Frau hier die passende Gesellschaft für gewisse Stunden finden würde. Auch der Name des Hauses, der in kunstvollen Lettern aus blutrotem Lack die Hauswand zierte, versprach alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten für Körper und Herz: TraverrasJuwel der Freuden. Das Wappen des Hauses zeigte La Traverrata, die Verkörperung des Geistes des Landes Traverra – eine wilde, weder männliche noch weibliche elfenhafte Gestalt mit meergrüner Haut, Haar wie Strandgras und Augen aus grauem Fels. Venaro lächelte. Die Wappenzier erinnerte ihn an einer andere, ganz besondere Nacht, in der er dem Geist des Landes tatsächlich begegnet war. Er wusste immer noch nicht, ob diese Nacht ein Traum oder Wirklichkeit gewesen waren, aber La Traverrata bedeutete ein gutes Zeichen. Er beschleunigte seine Schritte und schlüpfte durch die sich öffnende Doppelflügeltür aus blattvergoldetem Holz, durch die in genau diesem Augenblick ein kicherndes Frauenpärchen quoll und in einer Wolke aus Parfümduft und Seidentüchern entschwand.

Goldenes Licht, Wärme und ein Duft nach Honig und Zimt empfingen Venaro, nachdem er einen nur matt erleuchteten Windfang hinter sich gelassen und die Schankstube betreten hatte. Hinter einem geschwungenen Tresen polierten einige in nichts als Seidenröckchen und Schnürmieder gehüllte Mädchen Gläser. Andere wanden sich geschickt mit beladenen Tabletts zwischen voll besetzten Tischen und Menschen auf hochbeinigen Hockern hindurch. Würfel klapperten, jemand mischte Karten, das helle Klimpern von Münzen drang an Venaros Ohren. Ein hochgewachsener Mann hinter der Theke ließ den Blick über das Treiben in seiner Gaststube schweifen, trieb hier und da eine Schankmaid zur Eile an oder sprach mit Gästen, die sich der Theke näherten. Venaro entschied sich für einen noch unbesetzten Tisch in der Nähe des Kamins, in dem ein Feuerchen knisterte und die gemütliche Atmosphäre des Raums noch heimeliger machte. Sofort wuselte eines der Mädchen auf ihn zu. »Was kann ich für Euch tun, Herr? Nenn mir deine Wünsche, und ich werde alles tun, sie zu erfüllen.«

Venaro konnte ihre neugierigen Blicke beinahe körperlich spüren, als sie wie tastende Finger über sein maskiertes Gesicht und seine Kleidung glitten. Als würde sie versuchen, ihn einzuschätzen, seinen Stand. Ihr Blick schien an seinen Juwelen hängenzubleiben, einem Ring mit Rauchtopas und Diamanten und der dazu passenden Nadel in seinem Spitzenhalstuch.

»Bring mir zum Anfang einen guten trockenen Roten. Und dann … hätte ich gern ein wenig Gesellschaft.«

Die Kleine riss sich vom Funkeln der Brillanten los und nickte. »Welche Art Gesellschaft wünschst du, Herr? Unterhaltung für den Geist oder eher … für die Sinne und den Leib?« Ihre Augen funkelten, ihr Lächeln bekam eine freche Anzüglichkeit, die Venaro gefiel.

»Mir ist nach männlicher Gesellschaft der zweiten Art«, entgegnete er mit einem Lächeln, das, wie er hoffte, ihre Miene spiegelte, »und ich möchte mich gern überraschen lassen. Gib mir etwas Besonderes. Etwas, an das ich noch lange zurückdenken werde.«

»Ich denke, da gibt es eine Möglichkeit.« Sie grinste, knickste und verschwand. Wenig später brachte ein anderes Mädchen Venaro den bestellten Rotwein, während die Kleine, mit der er gesprochen hatte, einige Worte mit dem großen Kerl hinter der Theke wechselte.

Venaro hatte gerade den ersten Becher von dem tatsächlich hervorragenden Wein geleert, als der Mann an seinen Tisch trat und sich leicht verneigte. »Seid gegrüßt, Fremder, willkommen in meinem Haus. Ich bin Troan, ich leite hier die Geschäfte. Lida sagte mir, dass du ein Erlebnis der ganz besonderen Art mit einem Mann wünschst, Fremder. Das, was ich dir anbieten kann, wird nicht ganz billig werden, aber ich verspreche dir, dass du diese Nacht so schnell nicht wieder vergessen wirst.

---ENDE DER LESEPROBE---