Dorian Hunter 186 - Martin Kay - E-Book

Dorian Hunter 186 E-Book

Martin Kay

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

»Schlechte Nachrichten haben uns erreicht«, ergriff Dolores Pardos das Wort. In ihrer menschlichen Gestalt war sie eine verführerische Schönheit, doch in ihrer wahren Gestalt übte die Medusa auf Salvatore Casamonte ein beklemmendes Gefühl aus. Schlangenleiber wimmelten auf ihrem Kopf. Der Anblick war für einen Menschen tödlich, und auch Dämonen waren nicht unbedingt gegen den Blick der Medusa gefeit. »Ein Botschafter von Asmodi hat die Ankunft des Fürsten in Kastilien mitgeteilt«, sprach Dolores weiter. »Er interessiert sich hierfür.« In ihrer Kristallkugel wurde ein einzelnes Objekt abgebildet - ein Stein in der Form eines menschlichen Augapfels. Das Auge des Kalifen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Inhalt

Was bisher geschah

DAS AUGE DES KALIFEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Hat Ihnen diese Ausgabe gefallen?

Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In seinem Kampf findet Dorian mächtige Verbündete – die Freimaurerloge der Magischen Bruderschaft; den Hermaphroditen Phillip, der stets in fremden Sphären zu leben scheint; den Steinzeitmenschen Unga, der einst dem legendären Weißmagier Hermes Trismegistos diente; den früheren Secret-Service-Agenten Donald Chapman, der von einem Dämon auf Puppengröße geschrumpft wurde; vor allem aber die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat und ihm einen Sohn, Martin, geboren hat. Aber die Dämonen bleiben nicht untätig: Es gelingt ihnen, mit dem Castillo Basajaun einen wichtigen Stützpunkt der Magischen Bruderschaft in Andorra zu zerstören. Damit bleibt Dorian als Rückzugsort nur noch die Jugendstilvilla in der Londoner Baring Road.

Bei Ausgrabungen in Israel wird der Angisus Nathaniel – ein »Engel« – entdeckt. Dieser will die Welt zerstören und wieder komplett neu aufbauen, doch ausgerechnet eine abtrünnige Artgenossin durchkreuzt seinen Plan. Nathaniel wird vernichtet. Einige Zeit später bringt Helena Riedberg sein Kind zur Welt: Larissa. – Nach Luguris Tod ruft Zakum potenzielle Kandidaten dazu auf, sich als neuer Fürst der Finsternis zu bewerben. Ken Harding, den die Dämonen versklavt hatten, um sich die Jugendstilvilla anzueignen, betreibt die Gründung eines eigenen Clans. Seine Angehörigen trinken das Blut von Dämonen und gewinnen dadurch magische Fähigkeiten. Der neue Clan nistet sich in der Jugendstilvilla ein.

In der Zwischenzeit wird der Fall der besessenen Janet Coughlin gelöst. John Aubrey, der Geist in ihrem Körper, hat sein Ziel erreicht. Ein magisches Tor öffnet sich, und Dorian Hunter gelangt in ein verwunschenes Dyfed. Er begegnet der Side Arianrod, die das Ritual des Feuerkusses abhält und ihrem Schwert neue magische Kraft einhaucht, um die Nereide zu vernichten. Dorian kehrt zurück in seine Welt, wo bereits ein neues Abenteuer auf ihn wartet.

DAS AUGE DES KALIFEN

von Martin Kay

Ein heftiger Ruck erschütterte den Hubschrauber und ließ die Maschine einige Meter in die Tiefe sacken. Scott Drake fühlte, wie sein Mageninhalt die Kehle hinaufwanderte. Die Welle der Übelkeit schwand, als der Pilot den Helikopter wieder unter Kontrolle brachte und in einer leichten Schräglage dicht über die Baumwipfel hinwegsteuerte.

Erneut drehte sich Drake der Magen um, als er besorgt feststellte, wie tief sie dem Blätterdach wirklich gekommen waren. Kurz darauf stabilisierte der Pilot den Bell-UH1-D ganz und brachte ihn wieder in eine horizontale Fluglage. Drake sah aus dem Seitenfenster und erkannte unmittelbar neben ihnen den Begleithelikopter, der auf eine ähnlich geringe Flughöhe heruntergedrückt worden war.

»Das ist schon das zweite Mal in der letzten Minute«, beschwerte sich Agent Palmer, der sich mit bleichem Gesicht an seinem Sitz festgekrallt hatte. »Das kann doch nicht normal sein, oder?«

Drake zuckte die Schultern. »Sicherlich nur ein paar Turbulenzen.«

Er beugte sich leicht vor und sprach in das Mikrofon, das am Kopfhörer angebracht war. »Ist es noch weit?«

1. Kapitel

»Zehn Minuten vielleicht, wenn wir die Spur nicht vorher verlieren«, ertönte die Stimme des Piloten aus den Ohrmuscheln. »Diese Turbulenzen gefallen mir nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Unsere Instrumente zeigen nicht die geringsten Luftströmungen an, und dennoch sacken wir zunehmend ab.«

»Steigen Sie doch höher«, schlug Drake vor.

Der Pilot antwortete nicht, machte aber auch keine Anstalten, den UH1-D hochzuziehen. Drake seufzte und lehnte sich in den gepolsterten Sitz zurück. Wenn man mit Militärs zusammenarbeitete, musste man sich erst an deren Gepflogenheiten gewöhnen.

Die beiden Helikopter zogen eine weite Schleife über das riesige Areal des tropischen Regenwaldes. Sie befanden sich über dem Nationalpark Canaima, einem der spektakulärsten Plätze Venezuelas. Drake war versucht, sich auf seinen Auftrag zu konzentrieren, doch auch er konnte sich gegen die umwerfende Anmut und Größe der Landschaft unter den Kufen des Hubschraubers nicht sperren. Aus dem undurchdringlichen grünen Meer des Waldes ragten die dunklen Silhouetten der tepuis – der Tafelberge – heraus, von denen hohe Wasserfälle in unergründliche Tiefen stürzten. Canaima verdankt seine Bezeichnung der gleichnamigen indianischen Gottheit – einem alten Mythos des Bösen, der die seltsame Schönheit der abgeschiedenen Gegend anscheinend Lügen strafte. Es gibt keine Straßen, die nach Canaima führen, das Gebiet ist lediglich aus der Luft zu erreichen. Aus gutem Grund existieren in der Nähe knapp fünf kleinere Flugplätze, über die Touristen ihr Abenteuer fernab jeglicher Zivilisation buchen können.

Nach Abenteuern war Scott Drake überhaupt nicht zumute. Je mehr er über seinen Auftrag nachdachte, desto mulmiger wurde ihm dabei. Seit Jahren schon war das FBI hinter dem venezolanischen Drogenbaron Salvatore Casamonte her, der seine schmutzigen Kokainlieferungen von Kolumbien aus über Puerto Rico und Florida in die Staaten schmuggelte. Doch erst vor Kurzem hatte ihnen ein Informant einen Tipp gegeben, der sie auf die heiße Spur nach Venezuela führte. Drake selbst hatte eigentlich nichts mit dem Fall zu tun gehabt, doch er war als FBI-Attaché in der amerikanischen Botschaft in Caracas stationiert und angewiesen worden, den Einsatz mit der venezolanischen Regierung und den Agenten zu koordinieren. Dass er dabei selbst Jagd auf Casamonte machen würde, hätte er sich nicht erträumt.

»Achtung!«, wurde er durch die verzerrte Stimme des Kopiloten im Kopfhörer jäh aus seinen Gedanken gerissen. Drakes Blick folgte dem ausgestreckten Arm des Soldaten, der zusammen mit seinen Kameraden und den beiden Hubschraubern von der U.S. Army dem FBI für diese Operation zugewiesen worden war.

Drake schluckte und spürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Erneut sackte der Helikopter durch und berührte diesmal die ersten Wipfel der riesigen Bäume. Direkt vor ihnen lag der Salto Hacha, einer der malerischsten Wasserfälle Venezuelas, der über mehrere Terrassen eines Tafelbergs in ein riesiges Wasserbecken donnerte. Neblige Vorhänge aus Gischt und flirrenden Farben versperrten die Sicht, doch das Tosen der Wassermassen übertönte sogar die Rotorengeräusche des Helikopters. Der atemberaubende Anblick des Salto Hacha war aber nicht der eigentliche Grund für den Ausruf des Piloten gewesen. Drake erkannte jetzt, dass die zweite Maschine sichtlich an Höhe verlor und über dem Wasserbecken in die Tiefe stürzte. Der Helikopter trudelte wie wild und schlug mit der Schwanzflosse aus wie ein wild gewordenes Tier. Bevor die Kufen das Wasser berührten, konnte der Pilot den UH1-D hochziehen, doch kurz darauf verlor sich die Maschine im dichten Nebel über dem Wasserfall.

»Mein Gott«, stöhnte Palmer. »Das wird zu einem Selbstmordkommando!«

Drake ignorierte die Worte seines Kollegen, drückte das Mikro dicht an seine Lippen und rief in der Hoffnung, das Tosen des Wassers zu übertönen, so laut wie möglich hinein: »Wo ist er hin?«

»Keine Ahnung!«, brüllte der Army-Pilot zurück. »Wir haben den Funkkontakt verloren. Alle Instrumente spielen ver...«

Seine Stimme brach ab, und Drake bekam im selben Moment am eigenen Leib zu spüren, was der Pilot hatte ausdrücken wollen. Der Hubschrauber bäumte sich auf, machte einen Satz nach vorne und wurde dann wie von unsichtbarer Hand gepackt in die Tiefe gezogen.

Palmer kreischte auf und klammerte sich an einer Querstrebe über sich fest. Der Pilot kämpfte mit Steuerknüppel und Pedalen, doch so sehr er sich auch bemühte, er schaffte es nicht, den UH1-D unter Kontrolle zu bekommen. Die Maschine schlingerte wie wild und hielt kreiselnd auf die donnernden Wassermassen des Salto Hacha zu. Drake fühlte eine Welle der Übelkeit in sich aufkeimen, als der Hubschrauber mit der Schnauze voran in den Nebel eintauchte, dann zur Seite kippte und haarscharf an einer Landmasse vorbeizog. Dabei streifte er einige Bäume, die sich auf einer kleinen Insel vor den Wasserfällen befanden. Äste brachen in die Seitenfenster ein, begleitet von kalten Gischtspritzern. Etwas streifte Drakes Schulter und presste ihn hart in die Sitze.

»Mayday, Mayday!«, hörte der FBI-Agent den Kopiloten ins Helmmikro brüllen, doch der darauffolgende Kommentar ließ ihn sämtliche Hoffnungen verlieren. »Alle Systeme sind tot!«

In diesem Moment erstarben die Motoren. Der Hauptrotor verlor an Geschwindigkeit, während der Helikopter direkt auf eine Wasserwand zuraste.

Drake hielt die Luft an und stemmte sich instinktiv mit den Füßen gegen die Wand vor ihm. Abermals wurde der Helikopter durchgerüttelt, schlingerte irrsinnig, hielt aber dennoch seine Höhe.

Dann geschah das Unfassbare!

Die Maschine trudelte zur Seite und schien genau in die Wasserwand hineinzujagen, doch plötzlich drehte sie ganz ab, berührte mit den Kufen das tosende Nass und wurde mit einem jähen Ruck, wie durch einen Aufwind, nach oben katapultiert. Der Helikopter fegte über die ersten beiden Terrassen hinweg. Ringsherum verschwamm die Sicht durch den dichten Wassernebel. Drake schloss mit dem Leben ab und wünschte nur noch, dass es bald vorbei wäre, denn der holperige Todesflug zehrte an seinen Nerven. Er sah seinen Kollegen Palmer an, der mit kreidebleichem Gesicht apathisch ins Leere starrte und vor sich hin wimmerte.

Bring es hinter dich, Satan!, raste es Drake durch den Kopf.

In diesem Moment machte der Hubschrauber einen weiteren Satz und preschte über die letzte Terrasse hinweg nach oben. Armdicke Äste bohrten sich in das Cockpit, zerfetzten das Glas und erschlugen den Piloten. Das war der Augenblick, in dem die Maschine endgültig ihre Stabilität verlor. Wie ein Stein fiel sie vom Himmel herab, brach durch das dichte Blätterdach und wurde von Erschütterungen hin und her geworfen, jedes Mal, wenn sie durch ihr Gewicht die starken Äste mit sich riss. Es krachte und polterte, und Drake prallte mit dem Kopf gegen die Seitenwand. Er hörte noch den Todesschrei Palmers, während er tief hinab in die Bewusstlosigkeit gezogen wurde. Den eigentlichen Aufschlag bekam niemand der Insassen mehr mit.

Das Kreischen und Trillern exotischer Vögel ließ ihn an einen Traum denken. Er malte sich im Geist eine atemberaubende Landschaft aus dichtem, grünen Dschungel und bunten Papageien aus, dazu leicht bekleidete Indio-Mädchen, die ihn in ihrem Stamm willkommen hießen.

Er genoss ihre Gastfreundschaft, die herrlichen Speisen und Früchte, die sie ihm darboten, die Frische des Flusses, in dem er badete. Das Paradies konnte nicht schöner sein als dieses ...

Irgendetwas schabte trocken über sein linkes Bein. Es war nicht wie das Krabbeln mit feinen Gliedmaßen, sondern eher, als würde etwas Sprödes, Raues über seine Haut gezogen.

Scott Drakes Augenlider flatterten. Er atmete die feuchtschwüle Luft des tropischen Regenwaldes ein. Sein Gesicht war gegen einen Ast gelehnt, der sich beim Absturz ins Innere des Hubschraubers gebohrt und dabei knapp Drakes Kopf verfehlt hatte. Ihm taten sämtliche Knochen weh, und schon die geringste Bewegung bereitete ihm höllische Schmerzen. Dennoch konnte er nicht ewig hier liegen bleiben. Er musste aus dem Wrack heraus, musste nach den anderen sehen. Vielleicht hatte außer ihm noch jemand überlebt und brauchte dringend Hilfe. Aber was konnte er schon tun? Sie waren mitten im Nirgendwo abgestürzt, hier gab es weit und breit keine Anzeichen von Zivilisation.

Drake wurde an das merkwürdige Gefühl an seinem Bein erinnert und sah an sich herab. Seine Augen weiteten sich, als er den lang gezogenen, sich schlängelnden Körper gewahrte, der gerade in seinem Hosenbein verschwand. Geistesgegenwärtig schüttelte er das Bein aus und schlug sich gegen den Unterschenkel. Dabei hatte er mehr Glück als Verstand, dass die kleine Schlange tatsächlich aus der Hose geschleudert wurde und durch das geborstene Seitenfenster in die Tiefe fiel. Drake atmete tief durch und richtete sich auf. Die Luft war unter dem dichten Blätterdach wesentlich drückender, als sie oben in der Luft gewesen war, und erschwerte ihm das Atmen. Er drückte den Ast beiseite und spähte aus dem Fenster. Der Helikopter war bis fast zum Boden gestürzt, ehe er an einer breit gefächerten Astgabelung hängen geblieben war. Nun schwebte er knapp drei Meter über dem moosartigen Boden des Dschungels.

Drake beugte sich zur Seite und war überrascht, wie leicht er sich bewegen konnte. Offensichtlich hatte er keine schweren Verletzungen davongetragen. Er löste den halb zerrissenen Sicherheitsgurt und drehte sich zu Palmer um, der mit weit geöffneten Augen im Sitz hing. Ein Ast hatte sich in seine Kehle gebohrt und diese zerfetzt. Der FBI-Agent hatte nicht lange gelitten.

»Verflucht«, stöhnte Drake. Er packte einen Griff, der vor ihm in die Wand eingelassen war, und zog sich bis zu den Pilotensitzen vor. Dort, wo sich der Kopf des Piloten befinden sollte, war gar nichts mehr. Angeekelt wandte Drake sich ab und unterdrückte ein Würgen. Der Kopilot sah nur wenig besser aus. Seine Gurte waren beim Aufprall gerissen und, und er war durch die Frontscheibe geschleudert worden, wobei er mit seinem Hals am scharfkantigen, gesprungenen Glas hängen geblieben war. Für die drei Männer gab es keine Rettung mehr, und es wunderte Drake, dass er selbst den Absturz – von einigen Kratzern abgesehen – fast schadlos überstanden hatte.

Der FBI-Agent zog sich an den Griffen weiter hoch und kletterte umständlich durch das Fenster aus dem Helikopter, nachdem er festgestellt hatte, dass sich die Tür auf seiner Seite verklemmt hatte und nicht öffnen ließ. Draußen fand er sofort Halt auf dem dichten und stabilen Astwerk eines riesigen Baumes. Ohne Probleme wurde das Gewicht des Hubschraubers von der Pflanze getragen, sodass keine Gefahr bestand, bis zum Boden durchzustürzen. Drake bewegte sich zum äußersten Rand eines dicken Astes, ließ sich dann in die Hocke nieder und schwang sich über den Rand zu einem tiefer gelegenen Ast. Von dort aus überwand er den letzten Meter zum Boden und landete inmitten eines Feldes aus mannshohem Farn. Der moosige Boden war weich und feucht, und Drake hatte das Gefühl, als ginge er über Watte, als er ein paar Schritte machte.

Erschrocken prallte er zurück, als direkt vor ihm eine Vogelschar kreischend aufstob. Drake entspannte sich, griff in die Innentasche seines Jacketts und holte sein Handy heraus. Obwohl äußerlich nicht beschädigt, schien das Gerät den Absturz nicht überstanden zu haben, denn das Display blieb auch nach wiederholtem Drücken der Power-Taste dunkel. Fluchend marschierte Drake einige Schritte von der Absturzstelle fort und zog das Jackett aus, als er feine Rinnsale von Schweiß spürte, die ihm über den Rücken und das Gesicht liefen. In Caracas, wo er die letzten zwei Jahre Dienst getan hatte, war es nie so schwül und heiß gewesen. Dabei hatte er gedacht, er hätte sich an das venezolanische Klima gewöhnt, doch hatte er nie zuvor Ausflüge in die subtropischen Landstriche unternommen.

Nach wenigen Metern blieb der Special Agent erschöpft stehen und rang nach Luft. Er blickte nach oben und sah vereinzelte Sonnenstrahlen durch das sonst so dichte Blattwerk dringen. Da entdeckte er die Schneise, die etwas in die Baumkronen geschlagen hatte – und sie führte von der eigenen Absturzstelle fort.

Der zweite Hubschrauber!, durchfuhr es ihn.

Neue Hoffnung, dass die Besatzung des anderen UH1-D den Absturz überlebt haben könnte, keimte in ihm auf. Er mobilisierte seine Kraftreserven und setzte sich wieder in Bewegung, immer die Schneise im Blätterdach im Auge behaltend. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der zweite Helikopter wesentlich weiter heruntergekommen war, als der, in dem er selbst gesessen hatte.