Gefahr für die Himmelpferde - Michelle Zerwas - E-Book

Gefahr für die Himmelpferde E-Book

Michelle Zerwas

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Beschreibung

Samantha und ihre drei besten Freundinnen Katharina, genannt Kath, Evelyn, genannt Eve, und Hannah halten immer zusammen. Das alles ändert sich schlagartig, als Samantha im Wald einem merkwürdigen Pferd begegnet. Das Pferd kann sprechen und bittet Samantha um ihre Hilfe. Samantha ist total erschrocken und ergreift die Flucht. Doch nach kurzer Zeit taucht das Pferd erneut auf und bittet um Hilfe, die Samantha ihm schließlich auch nicht verwehrt. Als Samantha jedoch ihren Freundinnen davon erzählt, halten die sie für total verrückt. Doch Samantha beschließt dennoch oder gerade deshalb, dem merkwürdigen Pferd namens Chicoree zu helfen. Sie soll Lugor retten. Er gilt als der Anführer der Himmelpferde. Chicoree bringt Samantha zu Lugor ins Reich der Himmelpferde. Dort versucht sie alles, um Lugor zu helfen, und bemüht sich gleichzeitig darum, die Freundschaft zu Kath, Eve und Hannah nicht zu verlieren. Noch dazu kümmert sie sich um eine kleine Hündin namens Soonee, die total verängstigt und misshandelt ins Tierheim gekommen ist. Samantha möchte der Hündin gerne ein neues Zuhause geben, doch ihre Eltern stellen sich quer. Eines Tages wird Soonee von unbekannten Menschen gestohlen und durch einen unerwarteten Unfall verletzt. Der Tierarzt stellt fest, dass Soonees Hinterbeine für immer gelähmt bleiben werden. Samantha versucht danach alles, um der Hündin zu helfen, und kämpft darum, ihr ein neues Zuhause geben zu dürfen.

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Michelle Zerwas

Gefahr für die Himmelpferde

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Märchenonkel Ralf

„Ist Vronis Schweif nicht für gewöhnlich weiß?“, witzelte Eve.

„Ha, ha, sehr witzig“, antwortete ich schlecht gelaunt. „Was kann ich dafür, dass sie sich immer in ihrer Box wälzen muss, bis sie aussieht wie ein Schwein?!“

„Du hättest sie besser erziehen müssen!“

„Das sagst du so einfach, Kath. Ich kann Vroni schließlich nicht Tag und Nacht bewachen.“

„Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen? Du bist heute so schlecht drauf, oder täusche ich mich etwa?“, stellte Hannah fest.

„Ach nichts!“

„Na komm, sag schon, was ist…“

„Ich weiß es, ich weiß es!“, unterbrach Kath Hannah. „Du hast dich in jemanden verliebt, aber er will nichts von dir wissen. Habe ich Recht?“

„Nein, schlimmer“, sagte ich.

„Er ist schwul?“

„Man Kath, kannst du immer nur an Jungs denken? Nein, ich stehe in Mathe auf fünf. Frau Kröger hat es mir heute in der Pause gesagt. Wenn meine Eltern davon erfahren, dann…“

„Das ist in der Tat schlimm, aber hallo, lass dir doch deshalb nicht die Laune verderben. Die Sonne scheint und wir reiten bestimmt heute aus.“

„Na ja, eigentlich habt ihr ja recht, aber wenn meine Mutter das raus findet, darf ich nicht mehr in den Stall.“

„So ein Quatsch“, meinte Eve. „Wer soll sich dann um Vroni kümmern. Das kann sie nicht bringen.“

„Meine Mutter ist der Meinung, dass ihr euch wahrscheinlich nur darum reißen werdet euch um Vroni kümmern zu dürfen.“

„Tja, das ist echt dumm. Da müssen wir uns dringend was einfallen lassen. Eve, Kath, habt ihr eine Idee?“, fragte Hannah.

„Klar“, meinte Eve. „Ich könnte Samantha Nachhilfe geben. Ich habe den vollen Durchblick bei unserem neuen Mathethema. Also Samantha, was meinst du? Nachhilfe bei mir?“

„Okay, von mir aus.“ Ich war Eve zwar dankbar für ihre selbstlose Hilfe, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ich absolut keinen Bock auf Mathe hatte.

 

Unser Traum von einem Ausritt wurde leider nicht erfüllt. Dafür sorgte Ralf, ein neuer Reitschüler. Markus, unser Reitlehrer, wollte seine „Reitkünste“ erstmal prüfen. Also hieß es, bei schönstem Sonnenschein, eine Runde nach der anderen in der Halle reiten.

Nach der langweiligsten Reitstunde, die man sich vorstellen kann, stellte sich heraus, dass Ralf leidenschaftlich gerne Geschichten erzählte. Am liebsten Gruselgeschichten.

Wir waren allerdings nicht gut auf ihn zu sprechen, weil er uns die Stunde in der Halle eingebrockt hatte. Wäre er nicht gewesen, wären wir ganz sicher ausgeritten bei dem schönen Wetter.

„Was haltet ihr davon, wenn wir heute Nacht im Stall schlafen?“, schlug er vor.

„Meinst du nicht, wir sind dafür inzwischen etwas zu alt?“, fragte Kath.

„Für Gruselgeschichten ist man nie zu alt.“

„Na, was meint ihr, Mädels?“, fragte ich.

„Okay…, gut…, einverstanden…, von mir aus.“

Um 20 Uhr trafen wir uns vor dem Stall. Jeder von uns hatte einen Schlafsack, eine Decke und etwas Proviant für ein nächtliches Picknick dabei.

Wenig später lagen wir auf dem Heuboden gemütlich in unseren Schlafsäcken und knabberten Chips.

Kath hatte als einzige Schokolade mitgebracht. „Wir brauchen doch Nervennahrung, falls jemand Angst kriegt“, sagte sie lachend.

Ralf sollte als Erster erzählen, schließlich hatte er auch die Idee gehabt.

„Kennt ihr eigentlich die Legende von Neuendorf?“, fragte er geheimnisvoll.

Wir schüttelten den Kopf.

„Das wundert mich aber, schließlich wohnt ihr hier. Also gut, passt auf. Ich werde euch die Legende erzählen.“

Im Wald hier ganz in der Nähe tauchte plötzlich ein Pferd auf. Ein Mädchen, in unserem Alter, begegnete diesem Pferd. Sie hatte sich nachts ein Pferd genommen und war in den Wald geritten. Das Pferd, das ihr begegnete, leuchtete wie ein Glühwürmchen. Sie war verzaubert von dem Pferd. Jede Nacht ritt sie von da an in den Wald und jede Nacht traf sie das weiße Geisterpferd und irgendwann kehrte sie von ihrem Ritt nicht mehr zurück. Wochenlang suchte man sie im Wald. Erfolglos! Seit ihrem Verschwinden spukt sie im Wald herum und einige Leute sollen ihr sogar schon begegnet sein.

So, jetzt kennt ihr die Legende.

„Die war ja überhaupt nicht gruselig“, meinte Hannah. „Und außerdem habe ich noch nie von dieser Legende gehört.“

„Ich auch nicht“, sagte Eve. „Gib´s zu, du hast dir die Geschichte bloß ausgedacht.“

„Pah, ihr werdet ja sehen. Ich bin sicher, das Mädchen aus der Legende kommt heute Nacht in den Stall und dann werdet ihr froh sein einen starken Mann an eurer Seite zu haben.“

Sofort brachen wir in prustendes Gelächter aus. „Das ich nicht lache“, brachte Eve mit Mühe heraus. „Du und stark.“

„Na wartet, euch werde ich es schon zeigen.“

Er stand auf und hob einen Heuballen hoch. Dabei wurde er ganz rot im Gesicht vor Anstrengung und es hätte nicht viel gefehlt und er wäre unter dem Heuballen begraben worden.

„Na gut, okay, dann bist du eben stark“, prustete ich. „Aber ein richtiger Mann bist du deshalb noch lange nicht.“

Die anderen fielen in mein Gelächter ein.

„Dann erzählt doch eine bessere Geschichte, ihr dummen Gänse“, sagte er beleidigt.

„Das werde ich tun“, sagte ich. „Ich werde euch jetzt die Sage vom leckenden Hund erzählen.“

„Huh, gruselig“, sagte Ralf gelangweilt.

Ich ließ mich durch ihn nicht beirren.

Eine alte Frau lebte in einem großen Haus…

„Das fängt ja gut an“, spottete Ralf.

„Jetzt lass mich doch mal erzählen“, sagte ich.

Eine alte Frau…

„Lebte in einem großen Haus. Das hattest du doch bereits“, unterbrach Ralf mich zum zweiten Mal.

„Wenn du mich jetzt noch einmal unterbrichst, drehe ich dir den Hals um.“

Kath, Eve und Hannah kicherten.

Also eine alte Frau lebte in einem großen Haus. Ihr Mann war gestorben und weil sie alleine in dem Haus Angst hatte, schaffte sie sich einen Hund an. Der Hund schlief neben ihrem Bett und immer wenn die Frau nachts Angst hatte, streckte sie dem Hund die Hand hin. Wenn er sie ableckte, war alles in Ordnung.

Eines Tages hörte sie ein Geräusch: TROPF, TROPF, TROPF. Schnell streckte sie dem Hund ihre Hand hin und als sie spürte wie er sie ableckte, war sie beruhigt. Doch sie hörte weiterhin das Geräusch.

TROPF, TROPF, TROPF.

Sie stand auf, um dem Geräusch auf den Grund zu gehen. TROPF, TROPF, TROPF… Das Geräusch kam aus dem Badezimmer. Sie öffnete die Tür zum Bad und das letzte, was sie sah, war ihr aufgeschlitzter Hund und die Schrift an der Wand.

AUCH MÖRDER KÖNNEN LECKEN!

„Wo hast du denn diese Horrorgeschichte her?“, fragte Hannah. Sie hatte sich so tief wie möglich in ihrem Schlafsack versteckt.

„Die habe ich mal im Internet gelesen. Hast du etwa Angst?“

„Nein, hab ich nicht“, log Hannah.

„Pah, mir kannst du nichts vormachen“, meinte Ralf. „Ich weiß ganz genau, dass du Angst hast.“

„Stimmt ja gar nicht. Es ist nur so kalt hier im Stall.“

Ralf lachte laut los. „Ja klar, sicher. Jetzt gebt es doch schon zu, ihr habt alle Angst und seid froh, dass ich da bin.“

„Eingebildet bist du ja überhaupt nicht“, sagte ich.

„ICH? Niemals!“

 

Mitten in der Nacht wurden wir durch ein Geräusch im Stall geweckt und schreckten aus dem Schlaf. Wir sahen uns erschrocken an.

„Was war das?“, flüsterte Hannah.

„Keine Ahnung“, erwiderte ich.

Erneut hörte man unten im Stall ein Scheppern, als wenn jemand über einen Eimer gestolpert wäre.

„Da, schon wieder“, sagte Hannah mit zitternder Stimme. Sie versuchte sich in ihrem Schlafsack zu verstecken, was nicht sehr erfolgreich war.

„Jetzt kannst du deinen Mut unter Beweis stellen“, richtete ich das Wort an Ralf.

„Du meinst, ich soll nachsehen.“

„Klar, wer sonst. Schließlich bist du doch so ein mutiger, starker Mann.“

„Wir schauen zusammen nach“, schlug er vor.

„Ohne mich“, sagte Hannah. „Vielleicht ist ein Einbrecher im Stall.“

Wieder war ein Geräusch im Stall zu hören, als ob etwas Schweres zu Boden gefallen war.

„Wir sollten echt nachsehen, bevor den Pferden etwas passiert“, meinte Kath.

Wir krochen aus unseren Schlafsäcken und schlichen hinüber zur Leiter. Sie war der einzige Weg, um vom Heuboden sicher hinunter zu kommen.

Lauschend blieben wir stehen und konnten von oben einen Teil der Stallgasse sehen. Es war niemand zu sehen, aber die Geräusche im Stall waren deutlich zu hören.

„Ich glaube, es kommt aus der Sattelkammer“, flüsterte Eve.

„Lasst uns nachsehen, Mädels“, sagte Ralf. „Ich gehe voraus.“ Flink und völlig lautlos kletterte er die Leiter hinunter. Nach und nach folgten wir ihm und schlichen zur Sattelkammer. Ralf ging voraus. Offensichtlich wollte er nun doch beweisen, dass ein ganzer Mann in ihm steckte.

An der Tür der Sattelkammer blieben wir stehen. Sie war nur angelehnt und nun hörten wir die Geräusche noch deutlicher. Sie klangen wie Schritte auf dem Boden und ein Schnaufen war zu hören. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Was war da bloß los?

Dann ging alles ganz schnell. Eve stieß die Tür auf und schaltete gleichzeitig das Licht in der Sattelkammer ein. „Hände hoch, Polizei!“, rief sie. Ich fand das echt mutig von ihr. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.

Als sich unsere Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten, sahen wir, wer für die nächtlichen Geräusche verantwortlich war. Casper, der Hofhund, tobte darin herum und ließ sich von unserer Anwesenheit nicht stören. Er war hinter den Mäusen her, die sich Nacht für Nacht den Hafer der Pferde schmecken ließen. Wir atmeten erleichtert auf.

„Es ist nur Casper“, bemerkte Eve lachend. Sie ging zu ihm, stoppte seine wilde Jagd und nahm ihn am Halsband. „Du alter Gauner. Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt. Raus mit dir!“

Während sie ihn aus dem Stall begleitete, beseitigten wir das Chaos. Ein Sattel war zu Boden gefallen und ein leerer Blecheimer lag mitten im Raum. Der Sack mit dem Hafer war umgekippt und wir schaufelten das verschüttete Futter wieder hinein.

Danach krochen wir zurück in unsere Schlafsäcke. An Schlaf war nach der Aufregung allerdings nicht zu denken. Stattdessen unterhielten wir uns, bis die Müdigkeit nach und nach zurückkehrte.

Geisterpferd oder Einbildung

Am nächsten Morgen kamen wir sehr unausgeschlafen in die Schule. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen mitten in der Woche im Stall zu übernachten.

Nachmittags hatte ich meine erste Nachhilfestunde bei Eve.

„Also Samantha, was verstehst du denn da nicht?“

„Alles“, sagte ich hilflos.

„Geht’s vielleicht etwas genauer?“

Ich zeigte ihr eine beliebige Aufgabe im Mathebuch, da für mich alle diese Aufgaben wie ein Buch mit sieben Siegeln waren.

Eve gab sich wirklich alle Mühe und erklärte mir, was ich zu tun hatte.

„Das ist ja gar nicht so schwer“, musste ich am Ende zugeben.

„Ja, wenn man es erstmal kapiert hat, ist es ganz einfach“, meinte sie.

„Danke Eve!“

„Keine Ursache“, winkte sie ab. „Ich will doch nicht, dass deine Mutter dir das Reiten verbietet. Solltest du doch noch Probleme haben, dann sagst du mir einfach Bescheid.“

„Darauf werde ich bestimmt zurückkommen, du Mathegenie“, sagte ich.

„Gut, und jetzt komm. Hannah und Kath warten auf uns. Wir wollten doch heute ausreiten.“

Es tat richtig gut mit Vroni über die Felder zu preschen. Dabei wurden ungeliebte Mathegedanken ganz schnell aus dem Kopf geblasen.

 

Am nächsten Schultag hatten wir in der ersten Stunde Mathe. Das war die perfekte Gelegenheit, um Frau Kröger zu zeigen was ich drauf hatte.

„Wer möchte denn für einen Tafeltest nach vorne kommen?“, fragte sie und ließ ihren Blick suchend durch die Klasse schweifen.

Todesmutig meldete ich mich, außer mir zeigte niemand auf, was in unserer Klasse normal war. Frau Kröger war so überrascht, dass ihr die Stimme versagte, aber sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.

„Samantha, dann komm doch mal nach vorne an die Tafel. Ich finde es toll, dass du den Mut hast dich freiwillig zu melden. So, dann nehmen wir mal eine leichte Aufgabe.“ Sie blätterte im Mathebuch herum und diktierte mir dann eine Matheaufgabe.

„Und ihr“, wandte sie sich an die ganze Klasse. „Ihr macht die Aufgabe bitte auch. Ich sammele ein paar Blätter ein und werde sie benoten.“

Die Nachhilfestunde bei Eve hatte echt etwas gebracht. Ich war selbst überrascht, dass es mir überhaupt nicht schwer fiel, die Aufgabe zu lösen. Am Ende brachte mir das eine Zwei ein.

 

Am Nachmittag fuhr ich alleine zum Stall. Eve und Hannah paukten Englischvokabeln und Kath musste auf den vierjährigen Nachbarsjungen Benjamin aufpassen. Eine Arbeit, die sie sehr ungern machte, aber was machte man nicht alles, um sich etwas Geld zu verdienen?

Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als allein zum Stall zu fahren, schließlich musste ich mich um Vroni kümmern.

Ich nutzte das schöne Wetter, um Vronis Mähne und Schweif zu waschen. Das war mal wieder dringend nötig.

Nachdem ich damit fertig war, striegelte ich sie gründlich und legte ihr den Sattel auf.

„Willst du jetzt noch ausreiten? Es wird gleich dunkel“, sagte Annika, meine Reitlehrerin.

„Oh, ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist, aber eine kleine Runde reite ich noch. Vroni hatte den ganzen Tag noch keine Bewegung.“

„In Ordnung, aber pass auf dich auf und bleib nicht so lange!“

„Klar, mit Vroni passiert mir schon nichts.“