H. C. Hollister 22 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 22 E-Book

H. C. Hollister

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Derek Skymores Rückkehr in das Mescalero Valley steht unter einem unglücklichen Stern. In sieben Jahren hat sich vieles geändert. Gene Henderson hat ein hartes, erbarmungsloses Gesetz eingeführt: das Gesetz des Stärkeren. Wassermangel droht das ganze Tal zu veröden, denn Henderson hat den Lost Creek, die Lebensader des Mescalero Valleys, abgeschnitten. Doch trotz aller Not findet sich niemand, der gegen diesen Weidepiraten aufzustehen wagt.
Mit friedlichen Mitteln macht sich Derek an die Lösung dieser gefährlichen Aufgabe. Er muss einen Rückschlag nach dem anderen einstecken, bis er sich mit dem Mut der Verzweiflung in die Höhle des Löwen begibt. Dort scheint die endgültige Entscheidung zu fallen - zu seinen Ungunsten!


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 150

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Das harte Gesetz

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0665-0

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Das harte Gesetz

Derek Skymores Rückkehr in das Mescalero Valley steht unter einem unglücklichen Stern. In sieben Jahren hat sich vieles geändert. Gene Henderson hat ein hartes, erbarmungsloses Gesetz eingeführt: das Gesetz des Stärkeren. Wassermangel droht das ganze Tal zu veröden, denn Henderson hat den Lost Creek, die Lebensader des Mescalero Valleys, abgeschnitten. Doch trotz aller Not findet sich niemand, der gegen diesen Weidepiraten aufzustehen wagt.

Mit friedlichen Mitteln macht sich Derek an die Lösung dieser gefährlichen Aufgabe. Er muss einen Rückschlag nach dem anderen einstecken, bis er sich mit dem Mut der Verzweiflung in die Höhle des Löwen begibt. Dort scheint die endgültige Entscheidung zu fallen – zu seinen Ungunsten! Doch Derek gibt nicht auf ...

Die beiden Burschen am Tresen von Dick Moons' Store sehen aus wie hartgesottene Revolverschwinger. Prüfend mustern sie den großen Mann im grauen Reiseanzug. Er ist kräftig und wirkt irgendwie asketisch.

Den beiden sind bislang die beschwörenden Gesten des Storekeepers entgangen, mit denen er offenbar den Neuankömmling zur Zurückhaltung auffordern will.

Der Mann indessen hält den harten Blicken der beiden gelassen stand.

»Derek Skymore!«

Die helle Stimme kommt von der rückwärtigen Tür. Sie gehört einem schlanken Mädchen.

Der Mann zuckt herum.

»Cally!«, murmelt er und lächelt, da läuft sie auch schon mit raschen Schritten auf ihn zu, legt ihre Hände an seinen Ellenbogen und strahlt ihn von unten herauf an.

»Wahrhaftig – du bist es, Derek!«

»Ich hätte es nicht geglaubt«, grinst er übermütig.

»Was?«, kommt rasch ihre Frage.

»Dass Sie noch hübscher werden konnten, Miss Cally Moons!«, lächelt er. »Jetzt sehe ich, dass ich falsch getippt habe. Du hast es wirklich geschafft, Mädchen.«

»O du –«, versetzt sie ihm scherzhaft einen Stoß, dass er lachend zurücktaumelt.

Da sein Blick dadurch eine andere Richtung bekommt, sieht er die beiden Männer wieder vor sich, die inzwischen einige Schritte von der Theke herangekommen sind. Der eine Revolvermann grinst hohnvoll und sagt mit schiefgezogenem Mund:

»Wie hübsch! – Begrüßung zweier alter Freunde! Und unser prächtiger Dick Moons ist schon so kurzsichtig, dass er einen alten Bekannten nicht mehr erkennt.«

Dann schmunzelt sein Begleiter.

»Hast du gehört, Steve? Derek Skymore, sagte das niedliche Täubchen. Ein verlorener Sohn ist heimgekehrt. Jetzt werden wir bald feststellen, was an der Geschichte wahr ist, mit denen man hier die bösen Kinder erschreckt. – Buuh, der schwarze Mann ist wieder im Country!«

Unbewegt lässt Derek die spöttischen Worte über sich ergehen. Doch er spürt, dass er mit Steve einem zweibeinigen, mitleidlosen Raubwolf gegenübersteht.

»Ein vorsichtiger Mensch, dieser Derek Skymore«, sagt der Revolvermann mit leerem Grinsen. »Damit ihn niemand auf die Probe stellen kann, hat er sein schnelles Eisen einfach zu Hause gelassen, Spud.«

Spud murmelt mit gespielter Bedrücktheit:

»Mir läuft ein Schauer über den Rücken, Steve. Vielleicht trägt er die Kanone unter der Jacke. Ein schneller Bursche kann sich so etwas leisten. Er zaubert einfach und – peng! – sein unfehlbares Geschoss sitzt im Ziel.«

»Keine Sorge, Jungs!«, murmelt Derek sanft. »Es gibt immer einen, der schneller ist. Ich bin nicht besonders scharf darauf, das herauszufinden.«

»Yeah, das merkt man.« Steves Lächeln verschwindet, und auch seine Augen sprechen inzwischen eine andere Sprache; sie sind kalt und mitleidlos. »Wie wäre es jedoch«, fährt er fort, »wenn ein anderer es gern feststellen würde?«

Über die Bedeutung seiner Frage kann niemand im Unklaren sein. Wie eine Kralle hängt die rechte Hand des Revolvermannes über dem dunklen, glatten Coltkolben. Sie scheint ein völlig unabhängiges Leben zu beseelen. Ihr Zucken, Spreizen und Schließen spricht von Kampfesgier und Hass, ohne dass Derek den Grund dafür ahnen könnte.

»Bedaure!«, sagte er höflich. »Ich bin an solchen Dingen nicht mehr interessiert. Es wäre am besten, wenn Sie sich rasch damit abfinden würden, Gentlemen. Da Sie schon einmal so gut unterrichtet sind, werden Sie sicher auch darüber Bescheid wissen, dass ich niemals zum Spaß zur Waffe gegriffen habe. Sofern Sie scharf auf irgendwelchen Revolverruhm sein sollten: Bitte – bedienen Sie sich. Sie dürfen überall erzählen, dass Derek Skymore vor Ihnen gekniffen hat. Es macht mir nichts aus, denn ich bin ohnehin zu einem satten Bürger geworden und ziemlich aus der Übung. – Wem von Ihnen die Ehre zukommt, werden Sie jedoch untereinander austragen müssen. Da kann ich mich leider nicht einmischen. Ich kneife eben vor Ihnen beiden. Nehmen Sie's nicht tragisch!«

Als ob sie einen Schlag mit dem Holzhammer erwischt hätten, starren Spud und Steve einander an. Ihr Grinsen ist verschwunden und hat fassungslosem Erstaunen Platz gemacht.

»Du hochnäsiger Pilger!«, fährt Steve empor wie eine gereizte Schlange. »Du willst deine Feigheit hinter hochtrabenden Reden verstecken. Komm und versuche es auf die alte, ehrliche Art! Jetzt kannst du es noch mit mir allein austragen, aber wenn ich erst Gene und Alec Henderson erzählt habe, welcher Vogel ihrem Vormann über den Weg geflattert ist, wird dir eine ganze Mannschaft im Nacken sitzen. Dann werden wir uns nicht mehr mit Worten abspeisen lassen!«

Wie ein Blitz durchzuckt Derek die Erkenntnis, warum Dick Moons vorhin seine Identität vor den beiden Kerlen geheim halten wollte. Ausgerechnet auf den Vormann der H-im-Zirkel musste er hier stoßen!

Schon vor geraumer Weile hat Derek bemerkt, dass Cally erregt auf ihrer Unterlippe herumkaut. Als Steve herausfordernd einige Schritte vorwärts macht, gleitet sie ihm plötzlich behände entgegen. Ihre Stimme bebt vor Empörung, als sie sagt:

»Jetzt ist es aber genug, Steve Booth! Sie sind hier nicht unter Raufbolden und Revolverschwingern! Und außerdem stehen Sie einem waffenlosen Mann gegenüber. Schämen Sie sich!«

»Cally! – Cally – um Himmels willen!«, kommt Dick Moons händeringend hinter seiner Theke hervor.

»Hören Sie nicht auf das, was sie sagt, Mister Booth! Sie hat von jeher an dem jungen Skymore einen Narren gefressen. Sie möchte nur eine Schießerei hier im Store vermeiden, das ist alles. Verzeihen Sie!«

So hastig hat Dick Moons die Worte hervorgesprudelt, dass sogar Steve Booth das Entwürdigende seiner Entschuldigung zum Bewusstsein kommt. Er grinst verlegen auf Cally hinab, die gerade in diesem Moment auftrumpft:

»Dad! – Bist du verrückt? Ich habe es genauso gemeint, wie ich es gesagt habe, und deshalb hast du keinen Grund, dich für mich zu entschuldigen. – Aah, du möchtest vor jedem zu Kreuze kriechen und ihm am liebsten die Stiefel lecken, nur weil er dein Kunde ist und dir etwas zu verdienen gibt. Aber ich pfeife auf jeden Kunden, der nicht zugleich auch ein anständiger Mensch ist! Besonders aber auf solche, die sich einen waffenlosen Mann vornehmen wollen!«

Wie unter einem Peitschenhieb zuckt Steve Booth zusammen. Sein tückisches Grinsen scheint zu gefrieren.

»Vielen Dank für diese Aufklärung, mein Kind«, schnarrt er vor Wut kochend.

»Es soll mir niemand nachsagen, dass ich mich in Gegenwart einer Lady nicht zu benehmen weiß. Aber vielleicht werden Sie Ihre Meinung noch ändern, wenn Ihnen jeden Monat die fünfhundert Dollar der H-im-Zirkel fehlen. Sie wissen ja, wo Sie mich finden können, wenn Sie sich entschuldigen wollen. – Komm, Spud!«

Der zuletzt Angeredete kichert und zwinkert Cally zu, als ob nichts geschehen wäre. Diese plumpe Vertraulichkeit scheint Cally Moons' Zorn noch stärker zu entfachen.

»Gehen Sie zum Teufel, Steve Booth!«, sagt sie mit schlichter Ehrlichkeit und schickt dem Revolvermann einen wütenden Blick nach. Kaltblütig wendet sich dieser in der Tür noch einmal um.

»Du hast diesen Burschen sofort erkannt, als er hereinkam, nicht wahr, du Wurm?«, sagt er zum Storekeeper.

»Meine Augen!«, jammert Dick Moons, und seine fleischigen Wangen hängen in melancholischen Bäckchen herab. »Ich habe ihn wirklich nicht erkannt, Mister Booth. Glauben Sie mir, ich habe Sie nicht hintergehen wollen! Ich brauche eigentlich schon lange eine Brille.«

»Dann hast du es eben deinen schlechten Augen zu verdanken, wenn sich die H-im-Zirkel nach einem anderen Lieferanten für ihre Waren umsieht«, faucht Steve Booth mit wutglitzernden Augen, und der Storekeeper scheint bei jedem seiner Worte kleiner zu werden. Weinerlich ziehen sich seine Mundwinkel herab.

»Und du –«, fährt der Revolvermann noch mal zu Derek herum, »lass dir gesagt sein, dass Gene Henderson zur Jagd blasen wird, sobald er von deiner Anwesenheit erfahren haben wird. Du wirst es schon sehen, Junge. – So long!«

Mit unbewegtem Gesicht blickt Derek Skymore noch zur Tür hinüber, als die beiden Kerle schon längst verschwunden sind. In Dick Moons hingegen kommt plötzlich wieder Leben. Hastig rennt er zur Tür und ruft:

»Mister Booth! – Die Lieferung morgen! Was ist mit der Lieferung? Ich werde Ihnen die Sachen pünktlich schicken!«

Derek und Cally blicken sich an. Das Gesicht des Mädchens scheint um Verzeihung zu bitten. Dann fasst sie ihn entschlossen am Arm und zieht ihn nach hinten in ihr Zimmer.

Cally lässt sich auf der Kante eines Lehnstuhls nieder und blickt zu Derek auf. In seinen Augen liest sie die brennende Frage. Wortlos nimmt er einen zerknitterten Briefumschlag aus der Innentasche seiner Jacke und legt ihn auf den Tisch.

»Du musst mir jetzt die Wahrheit sagen, Cally. Warum schriebst du mir, dass ich möglichst bald hierherkommen solle? Was ist hier vorgegangen?«

Cally forscht in seinem Gesicht, angstvoll und voller Unsicherheit.

»Ich ahnte es«, sagte sie dann. »Obgleich dein Vater alle paar Monate einen Brief in den Postkasten im Store warf, hat er dir nicht die Wahrheit berichtet. Von einem dieser Briefe habe ich mir einmal deine Anschrift notiert.

Ich habe es mir lange überlegt, Derek, ob ich ohne Wissen deines Vaters an dich schreiben sollte. Vor drei Wochen fiel dann die Entscheidung. Dein Vater hatte einen Herzanfall. Völlige Erschöpfung, sagt der Doc. Wenn er sich nicht sehr schont, wird er einen weiteren Anfall nicht mehr überleben.«

Callys Stimme ist tonlos geworden. Als sie nun aufblickt, schaut sie in Dereks bleiches, verkrampftes Gesicht. Sie erschrickt.

»Ich habe es nicht gewusst«, murmelt er heiser, lässt sich auf einen Stuhl sinken und stützt die Stirn in die Hände. »Er hat mir immer nur geschrieben, dass sich nach meinem Fortgehen alles wieder eingerenkt hätte. – Aah, ich hätte wissen sollen, dass er mich nur beruhigen wollte! Immer hat er alles darangesetzt, mich aus rauen Dingen herauszuhalten. Und ich habe ihn allein gelassen!«

Mitleidvoll ruhen Callys Augen auf dem gebeugten Nacken des Mannes.

»Du darfst dich nicht mit Selbstvorwürfen quälen, Derek«, sagte sie, »Damals, als du auf Wunsch deines Vaters fortgingst, habe auch ich es für richtig gehalten. Du warst der gefährlichste Mann in der Mannschaft deines Vaters. Nachdem du Alec Henderson angeschossen, Cabrillo verwundet und einen Revolverschwinger der H-im-Zirkel getötet hattest, nahmen sie das als Beweis für Hendersons Beschuldigung. Dein Vater sah keine andere Möglichkeit, seine friedfertigen Absichten zu demonstrieren, als dich aus diesem brodelnden Hexenkessel fortzuschicken. Es wäre ein blutiger Kampf geworden, Derek, und dein Vater hat richtig gehandelt, wenn er ihn verhindern wollte.«

»Richtig gehandelt?« – Derek lacht bitter und gequält auf. – »Was hat er denn damit erreicht, dass er damals dem Kampf aus dem Weg ging? Die S-Ranch war der größte Betrieb des Beckens. Heute gibt es nur noch Dad und den alten Bill Fawcett auf der Ranch. Das ist der Erfolg seiner Friedfertigkeit. – Die S-Ranch war niemals an einem Weidekrieg interessiert. Es waren Neid und Missgunst, die Henderson dazu trieben, die Rancher gegen uns aufzuwiegeln. Die Skymores waren das einzige Bollwerk, das seinem Machtanspruch im Mescalero Valley noch im Weg stand. Zum Teufel, warum hat Dad das alles hingenommen, ohne sich zur Wehr zu setzen?«

»Du hast dir die Antwort schon selbst gegeben, Derek«, flüstert das Mädchen. »Er wollte dich aus allem raushalten. Das Leben seines einzigen Sohnes war ihm mehr wert als seine Ranch in diesem ausgedörrten Tal. – Als ich den Brief an dich schrieb, tat ich es nicht, um den Revolvermann Derek Skymore zurückzurufen oder Revanchegedanken in dir zu wecken. Du solltest nur zurückkommen, um deinen Vater zu sehen – noch einmal zu sehen, Derek – bevor es vielleicht zu spät dazu ist. Du bist ohne Waffe gekommen und hast mich nicht enttäuscht. Behalte auch weiter die Nerven und lasse dich nicht von gedungenen Revolverschwingern wie Steve Booth reizen oder herausfordern.«

Derek zieht eine Pfeife aus seiner Tasche und beginnt sie gedankenvoll zu stopfen.

»Ich habe schon vor sieben Jahren behauptet, dass Henderson seine eigenen Machtgelüste nur dadurch zu tarnen versuchte, dass er uns kriegerische Absichten unterstellte und dadurch die Talrancher zu einer Front gegen die Skymores vereinigte. Wie ich auf meiner Anreise von eurem Storehelfer Vincente erfahren habe, ist es alles so gekommen, wie ich es damals vorausgesagt habe. Er hat mir von der Sache mit den Heimstättensiedlern und Walter Hyatt berichtet, die jetzt das Brandzeichen Hendersons auf dem Rücken tragen. Genügt ihnen das immer noch nicht?«

Voller Bitterkeit schüttelt Cally Moons den Kopf.

»Glaube nicht, dass sie deshalb zu dir halten würden. Derek, wenn du es jetzt darauf anlegtest, gegen Henderson loszugehen. Sie haben damals einen großen Fehler begangen, als sie sich von ihm einwickeln ließen. Nur die Skymore-Ranch hätte ihnen helfen können, den Machtanspruch dieses Weidepiraten zurückzuweisen.

Nun, sie haben selbst mitgeholfen, die S-Ranch an die Wand zu drücken. Als sie erkennen mussten, wie gerissen Henderson war und wie die Dinge wirklich liefen, war es schon zu spät. Keiner von ihnen würde heute zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Nur ein Wunder könnte sie veranlassen, zum Kampf gegen die H-im-Zirkel anzutreten. Henderson ist eben zu stark. Er ist der einzige, der in diesem Tal noch über ausreichend Wasser verfügt. Wasser aber bedeutet Rinder, die als Schlachtvieh verladen werden können.

Henderson bekommt also genug Geld herein, um sich eine Kampfmannschaft von hartgesottenen Jungs halten zu können. Über kurz oder lang werden sie ohnehin am Ende sein. Dann wird Mescalero Rocks nur noch eine Geisterstadt sein, Derek. Es tut mir leid darum.

Ich hasse dieses trockene, von der Sonne ausgedörrte Land, das die Kräfte der Menschen aufzehrt und ihnen dafür nichts als Dürre und Staub beschert. Es lohnt sich einfach nicht, darum zu kämpfen. Das ist auch die Meinung deines Vaters. Und ein Ende der Dürre ist noch nicht abzusehen. Dabei sind unsere Rinder genügsamer als jede andere Rasse. Sie fressen Salbei und Mesquite-Sträucher, Disteln und Gestrüpp. Trotzdem wird es immer schlechter, weil das Wasser fehlt.«

»Es fehlt ja gar nicht!«, keucht Derek erbost. »Ich habe genug aus Vincentes Andeutungen herausgehört. Wenn der Creek tatsächlich versiegt und ausgetrocknet wäre, müsste auch Henderson von seinem hohen Pferd herunter. Es gibt nur eine Erklärung. Er hat den Creek gestaut! Auf diese Weise sichert er sich selbst und zwingt gleichzeitig alle anderen durch den Wassermangel in die Knie. Es ist ein heimlicher Krieg, den er führt. Ohne dass auch nur ein Schuss abgegeben wird, besiegt er alle seine Nachbarn.«

Nun hält Cally Moons den Atem an, als sie das gelbe Funkeln in Dereks Augen erblickt.

»Derek!«, stößt das Mädchen erschreckt hervor. »Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren! Es gibt für einen einzelnen Mann keine Chance gegen Henderson und seine Revolvermannschaft. Versprich mir, dass du nicht unbesonnen sein wirst, Derek!«

»Hätte ich noch deutlicher zeigen sollen, dass ich in friedlicher Absicht gekommen bin?«, murmelt Derek Skymore und hebt seine Rockschöße an, dass seine Waffenlosigkeit offensichtlich wird. »Was ich damals getan habe, geschah in Notwehr. Kein vernünftiger Mensch kann mir daraus einen Vorwurf machen.«

Cally Moons wird nicht bewusst, wie geschickt ihr Gesprächspartner mit diesen Worten eine direkte Antwort umgangen hat. Kopfschüttelnd bemerkt sie:

»Ein Mensch, der hasst, ist nicht mehr vernünftig, Derek. Du hast Alec Henderson damals in die Schulter getroffen. Sein rechter Arm ist seitdem steif. Du solltest von seiner Seite also nicht zu viel Vernunft erwarten. Cabrillo, der Mexikaner, der den Hüftschuss abbekommen hat, ist seitdem ein Busenfreund Alec Hendersons geworden. Wahrscheinlich erinnern sie sich gegenseitig an die Rechnung, die sie bei dir noch offen haben.

Es wird dir nichts einbringen, wenn du starrköpfig auf deinem Recht bestehst. Henderson hat den längeren Arm. Er wird es immer so drehen, dass er das Recht auf seiner Seite hat.«

In Callys flehenden Worten glaubt Derek Skymore etwas zu erkennen, was sich allein mit Freundschaft nicht mehr erklären lässt. Derek lässt seine Augen über Cally Moons hübsches, offenes Gesicht wandern. Fünfzehn mochte sie gewesen sein, als er dem Mescalero Valley den Rücken kehrte. Jetzt ist sie also zweiundzwanzig. Erstaunlich, dass ein hübsches Mädchen in diesem frauenarmen Landstrich so alt werden kann, ohne verheiratet zu sein. Hastig, als ob er befürchte, mit diesen neuen Gedanken nicht zurechtzukommen, geht Derek Skymore darüber hinweg.

»Du brauchst mir nichts zu sagen«, schrecken ihn Callys Worte aus seinen Gedanken. »Ich glaube, ich habe ziemlich deutlich in deinen Zügen lesen können, dass du meinem Rat nicht folgen wirst. Du willst bleiben, nicht wahr?«

Derek nickt. »Yeah, Cally, ich will bleiben und es auf meine Art versuchen. Ich will weder Revanche noch Rache für die Dinge, die Gene Henderson zwischenzeitlich meinem Vater angetan hat. Ich will nur arbeiten, Cally – arbeiten und in Frieden gelassen werden. – Ich habe eine Bitte, Cally: In den nächsten Tagen, morgen vielleicht schon, werden einige Kisten für mich eintreffen. Lass sie von der Bahnstation hierherschaffen und nimm sie in Verwahrung, bis ich sie abhole.«

»Geht in Ordnung, Derek«, nickt sie mit verkrampftem Lächeln. »Und jetzt?«

»Jetzt hole ich mir bei Marsh Sanders ein Pferd und reite auf die Ranch hinaus.«

✰✰✰

»Yeah, ich habe schon erfahren, dass du wieder in der Stadt bist, Sohn«, murmelt der grauhaarige Marsh Sanders und mustert den vor ihm stehenden Derek mit einem Blick, aus dem dieser nicht recht klug wird. »In unserem Nest sprechen sich Neuigkeiten schnell herum. Vincente hat schon dafür gesorgt, dass es bekannt wurde. Er und ... noch andere.«

Derek freudiges Lächeln erlischt, als er Marsh Sanders die Hand entgegenstreckt und dieser keine Anstalten macht, die dargereichte Rechte zu ergreifen.

Sie stehen in einem weiten, offenen Hof, dessen eine Seite vom Mietstall und der Futtermittelhandlung abgeschlossen wird, während sich an der anderen Seite die Schmiede mit Schuppen und Remisen befindet, in denen alte Wagen und Ähnliches stehen. Die Straßenseite des Rechtecks ist offen, und Derek bemerkt, wie Marsh Sanders dort hinüberschielt, bevor er gedämpft murmelt: