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Für Emmet Yates ist es mehr als nur ein neuer Stern an der Brust - es ist die Chance, in die Fußstapfen seines ermordeten Vaters zu treten. Doch kaum im Amt, findet er in den rauen Hochtälern Idahos einen herrenlosen Braunen - und Blut am Sattel. Die Spur führt ihn zu dem verschlossenen Rancher Wayne Bascom und schließlich zu einem Toten, der mit einer berüchtigten Bande in Verbindung steht. Während die Gefahr kaum greifbar scheint, bricht die gefürchtete Lowry-Sippe mitten am Tag über Elk City herein. Der Überfall reißt Emmet Yates in einen Strudel aus Gewalt, Verrat und alten Rechnungen. Jetzt zählt nur noch eins: bis zum bitteren Ende standzuhalten.
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
BIS ZUM BITTEREN ENDE
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Für Emmet Yates ist es mehr als nur ein neuer Stern an der Brust – es ist die Chance, in die Fußstapfen seines ermordeten Vaters zu treten. Doch kaum im Amt, findet er in den rauen Hochtälern Idahos einen herrenlosen Braunen – und Blut am Sattel. Die Spur führt ihn zu dem verschlossenen Rancher Wayne Bascom und schließlich zu einem Toten, der mit einer berüchtigten Bande in Verbindung steht.
Während die Gefahr kaum greifbar scheint, bricht die gefürchtete Lowry-Sippe mitten am Tag über Elk City herein. Der Überfall reißt Emmet Yates in einen Strudel aus Gewalt, Verrat und alten Rechnungen. Jetzt zählt nur noch eins: bis zum bitteren Ende standzuhalten.
Für eine Sekunde blitzten über dem Pfad die metallisch schimmernden Schwingen eines Berghähers in der Sonne. Wenig später drang der dünne Hall eines Schusses über die Hügel. Emmet Yates spähte zwischen den Baumkronen hindurch auf den tiefergelegenen Teil des Vorlandes.
Eine halbe Stunde später stieß er auf den Weg am Arrow Fork, dem er bachaufwärts folgte. Im nächsten Augenblick sah er das Pferd und kniff die Augen zusammen.
Der Braune stand zwischen den Büschen unten am Creek, wo sich ein saftiger Graswuchs entwickelt hatte. Das Tier war gesattelt, und die Steigbügel pendelten in voller Länge an beiden Flanken.
Im Allgemeinen pflegte man die Bügel hochzuschieben und seinem Pferd die Gebissstange der Trense aus dem Maul zu nehmen, wenn man es zum Grasen freiließ. Die Enden der geteilten Zügel waren zusammengeschnallt und hingen über dem Sattelhorn. Unruhig und mit deutlicher Nervosität hob der Braune den Kopf und witterte herüber.
»Hallo!«, rief Emmet Yates und hielt nach dem Reiter Ausschau. Nur das Echo seiner eigenen Stimme wehte von den Waldhängen zurück, und der Braune drängte sich misstrauisch bis dicht an den Creek, als ob er nach einem Fluchtweg suche.
Noch einmal wiederholte Emmet Yates seinen Ruf. Dann ritt er im Schritt auf den Braunen zu, drängte ihn bis in eine Felslücke dicht am Ufer und redete beschwichtigend auf ihn ein, als er sich aus dem Sattel beugte und die Zügel ergriff. Das Pferd musste irgendwie erschreckt worden sein.
Als Yates abgesessen war, um die Zügelschnalle zu lösen und die Bügel hochzuschieben, entdeckte er an der Flanke des Tiers eine blutige Schramme im Fell. Zweifellos stammte sie von einem besonders brutalen Hieb mit einem großen scharfzackigen Chihuahua-Sternradsporn.
Während Emmet Yates die Wunde noch begutachtete, stützte er sich gegen den Sattel. Plötzlich starrte er auf seine Handfläche. Sie war rot und klebrig von Blut. Auf dem dunkelroten Sattel hatte er den Fleck nicht erkennen können.
Er schlang die Zügel um das Sattelhorn seines eigenen Pferdes und starrte noch immer auf seine Hand. Das Blut war bereits geronnen, aber noch nicht gänzlich eingetrocknet. Und es stammte sicher nicht von der Wunde an der Flanke des Braunen.
Auf dem steinigen Weg war keine Fährte auszumachen, und an den weicheren Stellen des Grunds war die Zahl der Hufabdrücke so groß, dass man eine einzelne Spur nicht unterscheiden konnte. In jedem Fall aber musste man auch in Lowrys Hole den Schuss gehört haben. Auf diese Weise ließ sich vielleicht die Richtung besser bestimmen.
In diesen einsamen Hochtälern von Idaho waren Schießereien und Kämpfe kaum noch vorgekommen, seitdem die Lowrys und ihre Rustlersippe von den Forks vertrieben worden waren. Erst seit wenigen Monaten hauste in dem verfallenen Anwesen der Lowrys ein undurchschaubarer, hartgesichtiger und verschlossener Bursche namens Wayne Bascom.
Er war eines Tages mit einem prächtigen Hengst, achtzehn Stuten und einem großen Bastardhund aufgetaucht und hatte die Absicht geäußert, es irgendwo in der Umgebung mit der Pferdezucht zu versuchen. In Elk City hatte er von der verwaisten Ranch bei den Forks erfahren und sich dorthin auf den Weg gemacht.
Danach jedoch kam er nie mehr selbst in die Stadt, sondern schickte stets nur seinen einzigen Ranchhelfer, einen Mexikaner namens Pablo.
Emmet Yates war diesem Wayne Bascom zweimal begegnet und hatte von ihm den Eindruck eines nicht sehr redseligen, aber freundlichen und friedfertigen Mannes gewonnen.
Emmet Yates setzte sich auf einen Stein am Creek und wusch sich die Hände. Gerade trocknete er sie mit seinem Halstuch ab, als weiter oben in der Waldschlucht Hufschlag aufklang. Unwillkürlich trat Yates neben seinen Wallach, sodass er durch dessen Leib verdeckt wurde, und griff nach dem mit Elkhorn eingelegten Kolben seines 44er Navy-Revolvers. Im nächsten Moment trabte der Reiter schon um die Biegung.
Es war Pablo, der Mexikaner, den Wayne Bascom als Ranchhand angeworben hatte. Er war unbewaffnet bis auf die Schrotflinte, die im Scabbard an seinem Sattel steckte. Sein hageres, faltiges Altmännergesicht erstarrte beim Anblick Emmet Yates' und der beiden Pferde zu völliger Ausdruckslosigkeit. Er hielt an und befeuchtete mit der Zunge seine Lippen.
»Hallo, Pablo«, grüßte Emmet Yates und trat hinter dem Eisenschimmel hervor.
»Buenos días«, sagte der Mexikaner mit belegter Stimme.
Yates fasste ihn scharf ins Auge.
»Hast du vielleicht einen besonderen Grund, hier in der Gegend herumzureiten, Amigo?«
Pablo schluckte.
»Der Schuss«, sagte er nach einer Weile. »Wir haben einen Schuss gehört, und Señor Bascom hat mich losgeschickt, um nachzusehen. Hast du geschossen, Emmet?«
»Nein. Ich kam vom Swallow Creek und hörte ebenfalls den Knall. Kein Mensch geht am helllichten Mittag auf die Jagd. Deshalb bin ich hier.«
»Und das Pferd?« Mit vorgerecktem Kinn deutete der Mexikaner auf den Braunen.
»Das habe ich gefunden und eben am Sattel einen Blutfleck entdeckt«, erwiderte Emmet Yates. »Meinst du, dass hier in der Nähe geschossen worden ist?«
»Quién sabe?« Der Mexikaner zuckte mit den Achseln. »In den Hügeln wird der Schall verzerrt. Vielleicht ist es irgendwo auf einem Kamm geschehen. Man kann nicht die ganze Umgebung absuchen.«
Emmet Yates nickte und wischte sich mit dem Halstuch die letzte Feuchtigkeit vom Handgelenk.
»Das ist richtig. Und was fangen wir mit dem Gaul an? Ich habe nach dem Brandzeichen gesehen. Es stammt nicht aus dieser Gegend.«
»Vielleicht fragen wir Señor Bascom«, schlug der Mexikaner zögernd vor und kam damit Yates' Absichten entgegen. »Es ist ein gutes Pferd, sí?«
»Aber ziemlich abgetrieben«, stellte Emmet Yates mit fachmännischem Blick fest. »Also gut, fragen wir Bascom, was er davon hält.«
Er saß wieder auf, nahm den Braunen beim langen Zügel und folgte Pablo, der bereits voraustrabte. Noch etwa eine halbe Meile floss der Arrow Fork zwischen bewaldeten Hügelflanken, dann wichen die Hänge allmählich zurück und weiteten sich zu einem unregelmäßigen Talkessel. Der Weg führte zum linken Hang hinüber. Dort, bei einer Quelle am Rande des Mischwalds, lag Lowrys Hole.
Obwohl es ringsum Holz in Hülle und Fülle gab, hatten Malcolm Lowry und seine Söhne es vorgezogen, ihre Behausung zur Hälfte unter die Erdoberfläche zu verlegen. Das Dach der Blockhütte lag etwa in Kopfhöhe eines stehenden Mannes über dem Boden. Die langgezogenen, verschmutzten und teilweise zersplitterten Fenster reichten nur knapp zwei Fuß über den Grund. Dementsprechend lag der Eingang in einem Loch, in das eine Treppe aus roh behauenen Bohlen hinabführte.
Außer dieser verrotteten Hütte und der von Steinen eingefassten Quelle erinnerte nichts mehr an jenes Lowrys Hole, das Emmet Yates vor vier oder fünf Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Damals war die Fehde in den Hügeln gerade zu Ende gegangen und hatte mit der Vertreibung der Lowrys und ihrer Rustlersippe einen glücklichen Abschluss gefunden.
Emmets Vater, zu jener Zeit Sheriff von Elk City, hatte in diese Fehde eingreifen müssen und schließlich die entscheidende Rolle gespielt. Noch immer erinnerte sich Emmet an die Erleichterung, die Cedrick Yates gezeigt hatte, als der Fall ausgestanden war, ohne dass er gezwungen gewesen wäre, ein halbes Dutzend Männer an den Galgen zu bringen.
Die Lowrys samt ihrer Sippe und ihren Gesinnungsfreunden aus den Hügeln waren verschwunden. Aber für Sheriff Cedrick Yates hatte sich seine Nachsicht nicht ausgezahlt. Keine drei Monate später war er auf einem Ritt zum Clearwater in den Rücken geschossen worden. Niemand zweifelte daran, dass dieser niederträchtige Mord ein Werk der Lowrys war, doch man hatte den Mörder nie gefunden.
Zwei Wochen danach hatte der alte Deputy Thornton Blair die Nachfolge angetreten. Für Emmet Yates und seine Schwester Nancy war an jenem schwarzen Tag eine Welt zusammengebrochen. Gleichzeitig hatte der Tod des Vaters die Grundfesten ihrer Existenz erschüttert.
Emmet schaute sich neugierig tun. Alle Gebäude der ehemaligen Lowry-Ranch außer der Erdhütte waren verschwunden. Die Hütte schien nur noch als eine Art Vorratskammer oder Lagerhaus zu dienen. In Elk City war davon gesprochen worden, dass Wayne Bascom die alten Schuppen und Stallungen niedergebrannt und mit Unterstützung seines mexikanischen Helfers neue Gebäude an ihre Stelle gesetzt hätte. Emmet Yates hatte diese Geschichte nie so recht geglaubt. Nun konnte er sich mit eigenen Augen von ihrer Richtigkeit überzeugen. Das hier war eine vollkommen neue Ranch.
In einem der Korrals entdeckte Emmet Yates ein starkes Rudel Wildpferde, das sich scheu in einer Ecke zusammendrängte. Und auf der Koppel hinter den Gebäuden standen mindestens ein Dutzend Stuten mit diesjährigen Fohlen. Bascoms Bestand hatte sich also seit dem Frühjahr beträchtlich vergrößert. Der Talkessel bot ihm noch hinreichenden Weidegrund, um diese Pferderanch zu einem respektablen Unternehmen auszuweiten.
Plötzlich sah Emmet Yates den Mann. Wayne Bascom stand hinter der Ecke an der Feldschmiede und wischte gerade seine Hände an einem alten Bushelsack ab, den er anschließend achtlos auf die kalte Esse warf. Sauber waren seine Hände trotzdem nicht, und auch an seinem Hemd zeigten sich Spuren von Erde und Sand.
Er war groß, wirkte dabei aber ziemlich knochig und so ungelenk wie ein Fohlen. Er hatte ein ernstes, verschlossenes Gesicht mit breitem, dünnlippigem Mund und harten Augen, die nun ein wenig zusammengekniffen waren. Er war barhäuptig, doch auf seiner Stirn zeichnete sich noch der rote Streifen des Hutrands ab.
Emmet Yates' Blick jedoch wurde von etwas anderem angezogen. Zum ersten Mal sah Emmet den Mann bewaffnet. Wayne Bascom trug einen Kreuzgurt mit zwei tiefgeschnallten, schweren Texas-Patterson-Revolvern, deren Hickory-Kolben glatt und blankgewetzt waren.
Plötzlich tauchte auch der große graue Bastardhund bei der Schmiede auf. Aus seinen bernsteingelben Wolfslichtern blinzelte er zu dem fremden Reiter hinauf, hob dann die Lefzen, bleckte seine Zähne und begann zu grollen.
»Still, Hunter!«, sagte Wayne Bascom in einem Tonfall, der deutlich den Südstaatler verriet.
Augenblicklich senkte der Hund den Kopf und kam witternd näher. An Wayne Bascoms Augenwinkeln zeigten sich zahlreiche Falten, als er ein Lächeln aufsetzte und den Besucher fragte:
»Sie sind der Yates-Junge von der Swallow-Ranch, nicht wahr? Vom Wege abgekommen?«
Die Miene des Reiters auf dem Eisenschimmel verhärtete sich unmerklich. Es ging ihm gegen den Strich, als Junge bezeichnet zu werden, obwohl sicher keine böse Absicht damit verbunden war.
»Ich bin Emmet Yates und reite für Brigham McKenna«, entgegnete er beinahe schroff.
»Natürlich«, sagte der Südstaatler und verzog unmerklich die Lippen. »Wir sind uns vor ungefähr einem Vierteljahr in den Hügeln begegnet, und vorher haben wir uns einmal in der Stadt gesehen. – Steigen Sie ab und gönnen Sie Ihrem Grauen einen freien Rücken, Emmet!«
»Er ist ein Eisenschimmel«, knurrte Emmet Yates, machte aber keine Anstalten, abzusitzen.
»Yeah«, bestätigte Wayne Bascom, »das ist mir schon beim letzten Mal aufgefallen. Ich glaube, Sie waren unterwegs zum Ball in Elk City.«
Pablo, der Mexikaner, hatte sich aus dem Sattel gleiten lassen.
»Er hat den Braunen dort am Arrow Fork entdeckt«, sagte er mit hartem Akzent. »Der Reiter war nicht aufzufinden, aber es klebt Blut am Sattel. Das muss der Schuss gewesen sein, den auch wir vorhin gehört haben.«
Er setzte auf Spanisch ein paar schnelle Worte hinzu, die Emmet Yates nicht verstand. Wayne Bascom antwortete kurz in derselben Sprache, ehe er hinzusetzte:
»Haben Sie feststellen können, woher das Pferd gekommen ist, Emmet?«
»Pablo schlug vor, wir sollten erst Ihre Meinung hören.«
Der Südstaatler kam näher, kraulte dem Hund das Nackenfell und lächelte wieder, als er bemerkte, dass Yates' Blick an seinem mit Erde verschmutzten Hemd haftete.
»Ich bin gerade dabei, ein paar neue Pfosten zu setzen«, murmelte er. »Die Wildpferde haben es mitunter auf die Fenz abgesehen.« Dann wechselte er abrupt das Thema und fuhrt fort: »Ich glaube, dass irgendwo auf einem Kamm geschossen worden ist. Ein Schuss in der Schlucht wäre nicht so weit zu hören gewesen.«
»Und was machen wir nun mit dem Braunen?«, fragte Yates.
Die Falle war zu plump, als dass ein erfahrener Mann wie Wayne Bascom hineingetappt wäre.
»Ich schlage vor, Sie nehmen ihn mit nach Elk City. Falls unsere Vermutungen zutreffen, wäre das eine Angelegenheit für den Sheriff.«
Emmet Yates ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken.
»Ich reite nicht zur Stadt, sondern zur Swallow-Ranch«, gab er verschlossen zurück. »Wollen Sie also vielleicht Pablo mit dem Pferd nach Elk City schicken?«
Dieser Köder war schon besser getarnt, doch Wayne Bascom biss trotzdem nicht an.
»Das ist ein ziemlich weiter Ritt«, murmelte er scheinbar unschlüssig. »Und wir haben hier noch viel Arbeit. Sie werden mir sicher die Offenheit nicht verübeln, Emmet, aber Sie waren es, der den Gaul gefunden hat, nicht wahr?«
»Sie meinen also, ich müsste mich auch weiterhin um ihn kümmern?«
Wayne Bascom nickte.
»So ungefähr, mein Junge. Bestimmt findet sich auf der Swallow-Ranch schon bald eine Gelegenheit, den Gaul zum Sheriff zu bringen. Ich wüsste nicht, was wir hier mit einem fremden Pferd anfangen sollten.«
Emmet Yates sah keinen Ansatzpunkt mehr und ließ seiner Verärgerung freien Lauf.
»Kann schon sein«, sagte er gallig. »Aber es wäre mir lieb, wenn Sie aufhören würden, mich ständig Junge zu nennen.«
Der Südstaatler hielt seinem Blick unbewegt stand.
»Sie haben recht, Emmet«, gab er zurück. »Aber Sie täten besser daran, Ihre Empfindlichkeit nicht so offen zu zeigen. Sie laufen sonst Gefahr, dass diese Schwäche ausgenutzt wird.«
Emmet Yates' Erbitterung wuchs. Dabei wusste er nicht einmal zu entscheiden, ob sich sein Zorn gegen sich selbst oder gegen diesen hartgesichtigen Mann richtete, der offenbar durch nichts aus der Fassung zu bringen war.
»Vielen Dank, Bascom!«, erwiderte er mit gewolltem Zynismus. »Haben Sie sonst noch gute Ratschläge für mich?«
Wieder erschien in Wayne Bascoms Gesicht jenes freudlose Lächeln, das diesen Mann so undurchschaubar machte.
»Gewiss, Emmet«, murmelte er nicht unfreundlich. »Wenn man eine Fährte aufnimmt, dann sollte man sich nur an Tatsachen halten und nicht um jeden Preis versuchen, seine eigenen Vorurteile zu untermauern, so wie Sie es die ganze Zeit tun.«
Eine dunkle Woge überflutete Emmet Yates' Gesicht, als er sich auf eine solche Weise ertappt sah.
»Vielleicht«, entgegnete er gepresst. »Aber wo Rauch ist, da ist meist auch ein Feuer, wenn Sie verstehen, was ich damit meine.«
Er wartete keine Erwiderung ab, sondern lenkte seinen Wallach herum und zog den Braunen am langen Zügel hinter sich her. Emmets letzter Eindruck war das ernste, beherrschte Lächeln des Mannes aus dem Süden.
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»Angebissen?«, fragte Pablo mit seinem kehligen Akzent.
Wayne Bascom stand noch immer neben dem Hund und krempelte seine Hemdsärmel höher.
»Bestimmt«, sagte er. »Der Haken sitzt so fest, dass er ihn nicht wieder losbekommt. Und es war ein ausgesprochener Glücksfall, dass er das Pferd entdeckt hat.«
»Sicher.« Der Mexikaner begann zu grinsen. »Da brauchte ich es nicht zur Stadt zu scheuchen. Und was weiter?«
»Er wird dem Sheriff brühwarm von seinem Verdacht erzählen«, sagte Wayne Bascom schleppend. »Das gibt einen Wirbel, der auch den anderen nicht verborgen bleibt. Ich bin überzeugt, dass dieser Bursche nur ein Kundschafter war. Es hat lange gedauert, aber es hat sich gelohnt. Und wie ich diesen Mr. Leech einschätze, wird er nun nicht mehr lockerlassen. Ein Wolf mehr oder weniger in seinem Rudel spielt für ihn keine Rolle.«
Pablo zeigte eine besorgte Grimasse.
»Und was wird der Sheriff glauben?«
»Das«, erwiderte Wayne Bascom, »hängt ganz von seiner Intelligenz ab. Dieser Thornton Blair ist ein ziemlich ausgekochter Fuchs, und seine Nase lässt noch nichts zu wünschen übrig. Aber selbst, wenn er richtig vermuten sollte – entscheidend ist nur, was er beweisen kann, und das weiß er selbst viel zu gut, als dass er es auf einen Fehler ankommen ließe.«
»Die ganze Zeit habe ich davor Angst gehabt«, gestand der Mexikaner. »Aber jetzt glaube ich, dass wir es schaffen könnten, Patron.«
»Es bleibt mir gar nichts anderes übrig«, sagte Wayne Bascom hart. »Bevor ich diese Sache nicht ins Reine gebracht habe, werde ich meines Lebens nicht mehr froh.«
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Die Swallow-Ranch von Brigham McKenna bedeckte einen riesigen Komplex, der den Wildcat Hills etwa eine halbe Meile vorgelagert war. Es war die schönste und größte Ranch des Elk Countys.
Er mochte etwa sechzig Jahre alt sein, hatte ein zerfurchtes Gesicht, durchdringende Augen und krauses graues Haar.
»Komm herein, Emmet«, sagte Brigham McKenna in beinahe verächtlichem Tonfall, »wir warten schon seit Stunden auf dich.«
Yates betrat die Halle mit der schweren Balkendecke und nahm seinen Hut ab. Dann sah er den Mann, der sich gerade eine Pfeife anzündete.
