H. C. Hollister 41 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 41 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Starlight Correl gibt seinen gutbezahlten Job als Unruheverhüter beim Bahnbau in Wyoming auf, als er erfährt, dass Norman Whittacker in New Mexiko die Silver-City-Strecke in Angriff genommen hat. Zwar ist Whittacker froh, einen Mann wie Starlight als Sicherheitsboss gefunden zu haben, doch er vermutet mehr dahinter.
Kehrt Starlight in den Süden zurück, weil die Mescalero-Senke, durch die die neue Linie führt, vor langer Zeit seine Heimat war und weil es dort noch eine alte Rechnung für ihn zu begleichen gibt? Oder geht es ihm darum, wieder einmal gegen eine Kriegshorde von Apachen anzutreten, die in seiner Jugend die elterliche Ranch einäscherten und seinen Vater töteten?
Wie dem auch sei - es ist ein Kampf gegen die Zeit, gegen die Schwierigkeiten des Geländes und gegen eine Bande skrupelloser Burschen, die in Starlight sehr bald den harten und gefährlichen Gegner erkennen, der all ihre höllischen Pläne zunichte zu machen droht ...


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Inhalt

Cover

DIE EISERNE FÄHRTE

Vorschau

Impressum

DIE EISERNE FÄHRTE

Starlight Correl gibt seinen gutbezahlten Job als Unruheverhüter beim Bahnbau in Wyoming auf, als er erfährt, dass Norman Whittacker in New Mexiko die Silver-City-Strecke in Angriff genommen hat. Zwar ist Whittacker froh, einen Mann wie Starlight als Sicherheitsboss gefunden zu haben, doch er vermutet mehr dahinter.

Kehrt Starlight in den Süden zurück, weil die Mescalero-Senke, durch die die neue Linie führt, vor langer Zeit seine Heimat war und weil es dort noch eine alte Rechnung für ihn zu begleichen gibt? Oder geht es ihm darum, wieder einmal gegen eine Kriegshorde von Apachen anzutreten, die in seiner Jugend die elterliche Ranch einäscherten und seinen Vater töteten?

Wie dem auch sei – es ist ein Kampf gegen die Zeit, gegen die Schwierigkeiten des Geländes und gegen eine Bande skrupelloser Burschen, die in Starlight sehr bald den harten und gefährlichen Gegner erkennen, der all ihre höllischen Pläne zunichte zu machen droht ...

Wir vertrauen auf Gott – alle anderen zahlen bar!

Diese unmissverständliche Aufforderung, die auf ein Brett gemalt und über der primitiven Bar aufgehängt ist, entlockt Starlight Correl ein schmales Grinsen.

Selbst wenn er nicht ganz genau wüsste, dass er hier auf Ferny Sorensen stoßen würde, dieser Satz hätte es ihm verraten. Es gibt wohl kaum ein Bahncamp im Westen, in dem nicht von Ferny und ihrem rabiaten Mundwerk erzählt würde.

Dann taucht sie plötzlich auf, sieht ihn und stutzt.

»Starlight Correl«, sagt sie erstaunt. »Bis jetzt habe ich nicht glauben wollen, dass an dem Gerede etwas dran ist, aber nun habe ich den Beweis. Wie hast du erfahren, dass es wieder losgeht? Und wo hast du in den letzten zwei Jahren gesteckt?«

Lächelnd tritt Starlight Correl an die Bar.

»Ich komme aus dem Norden, Ferny«, erklärt er. »Zuletzt war ich in Wyoming in der Gegend von Rawlins.«

»Bei der North Pacific also«, erwidert die Frau. »Mit anderen Worten: du hast dich mit Cheyennes und Sioux herumgeschlagen, damit die anderen in Ruhe die Schaufel schwingen konnten. Und dabei bist du selbst fast zum Indianer geworden.«

In seine hellen graugrünen Augen tritt ein Funkeln, als er Fernys Bemerkung pariert.

»Es war nicht so tragisch mit unseren roten Brüdern. Sie werden sich bald daran gewöhnt haben, von den gefleckten Büffeln des weißen Mannes zu leben, in ihrem Zelt am warmen Feuer zu sitzen, die Pfeife zu rauchen und von vergangenen Zeiten zu erzählen.«

»So, es war also nicht so schlimm?« Angriffslustig stemmt Ferny die Arme auf die Hüften. »Dafür, dass du schon zwei Pfeile im Schenkel und zwischen den Rippen sitzen hattest und einmal fast skalpiert worden wärest, verteidigst du diese Burschen aber ganz schön.«

»Ich habe gegen sie gekämpft, aber ich habe sie wegen des Kampfes niemals gehasst«, entgegnet Starlight.

Ferny Sorensen hält es für an der Zeit, seine Gedanken auf andere Dinge zu lenken.

»Ich wusste noch gar nicht, dass die nördliche Linie schon fertiggestellt ist«, fährt sie fort. »Wie hast du dort oben überhaupt erfahren, dass in El Paso eine neue Mannschaft zusammengestellt wird?«

Mit einem blitzenden Grinsen entblößt er zwei weiße Zahnreihen.

»Ich habe die Nase in den Wind gesteckt und geschnuppert«, sagt er. »Der Wind kam gerade von Süden, musst du wissen. Er brachte die Neuigkeit mit, dass es in El Paso bald wieder losgehen würde. Da habe ich mich ausnahmsweise nicht auf ein Schienenross, sondern auf einen alten ehrlichen Sattel geklemmt und bin hierhergekommen.«

Ferny beobachtet ihn, als er eine Zigarette anzündet.

»Ein Vermessungstrupp ist schon bei der Arbeit«, sagt sie dann. »Auch hinsichtlich der Materialbeschaffung sind sie schon ziemlich weit. Nördlich von El Paso haben sie mit der Kopfstrecke begonnen und ein Depot mit Schienen, Schwellen und Werkzeugen angelegt.«

»Ich bin daran vorbeigekommen«, bestätigt Starlight. »Und ich habe mich gewundert, dass sie die Strecke mit einer Schmalspur begonnen haben.«

»Wir alle haben uns darüber gewundert«, gibt sie zurück. »Vorläufig ist es noch ein großes Rätselraten, doch ich schätze, wenn du mit Norman Whittacker redest, wirst du schon herausfinden, was es damit auf sich hat. Und was die alten Bekannten betrifft: Whittacker scheint es ziemlich eilig zu haben. Ein paar von den Oldtimern sind bereits da, besonders bei den Planierern, aber darüber hinaus wird so ziemlich alles eingestellt, was eine Hacke oder Schaufel schwingen kann. Die Schwellenleger sind ein wüstes Rudel, und Norman Whittacker hat keine besonders glückliche Hand gehabt, als er ausgerechnet Tate Rodman zu ihrem Boss machte.«

Starlight blickt sie verblüfft an.

»Tate Rodman, dieser verkommene Hundesohn? Dann kann Whittacker es unmöglich eilig haben.«

»Am besten fragst du ihn selbst danach. Wahrscheinlich hatte er es zu eilig, um wählerisch sein zu können. Außerdem war Norman Whittacker schon immer ein unverbesserlicher Bursche.«

Die Miene Starlight Correls scheint diese Ansicht zu bestätigen. Doch ehe er noch zu einer Erwiderung kommt, wird die Hintertür geöffnet. Ein kleiner, schmächtiger Mann tritt ein, der zwei Dutzend Haare sorgfältig über seinen Schädel verteilt hat. Er stockt, als er Starlight erblickt, reißt die Augen auf und schnappt nach Luft. Jim Sorensen ist klein und schmächtig, dabei aber quicklebendig.

»Starlight, Junge«, keucht er, »dann werden wir dich also auch dabeihaben? So wird mir dieser verdammte Bahnbau schon bedeutend sympathischer. Nicht wahr, Ferny«, wendet er sich an seine Frau, »wir haben noch vor ein paar Tagen davon gesprochen, dass diese Sache schon stinkt, bevor sie überhaupt begonnen hat. Wir werden dringend einen harten Burschen benötigen, der für Ordnung und Sicherheit sorgt.«

»Man kann nicht gerade behaupten, dass du mir den Mund wässrig machst, Jim«, versetzt Starlight Correl mit einem müden Grinsen.

»Aah, sage mir nur nicht, dass du irgendwelchen Schwierigkeiten aus dem Weg gehst, Mister«, kichert Jim Sorensen und legt sein Gesicht in hundert grinsende Falten. »Wenn ich das meinem prächtigen Schwager erzähle, dass du mit von der Partie bist, wird er vor Freude seine feurige Isabella eine halbe Stunde lang heulen lassen, bis das ganze Camp zusammenstürzt.«

»Ja, richtig«, lächelt Starlight. »Ich hätte fast vergessen, dass ja auch Kibbee Sims in der Nähe sein muss, wenn es wieder losgeht. Hat er inzwischen seinen Ziegenbart vollends aufgefressen oder hat er ihn immer nur so weit abgeknabbert, wie er nachgewachsen ist?«

»Ziegenbart?«, entgegnet Jim Sorensen. »Das solltest du ihm mal sagen, dann würde er dich zerreißen, weil du das Prunkstück seiner männlichen Würde beleidigt hast. Wenn er wüsste, dass du eingetroffen bist, dann wäre er schon längst hier, Junge. Und falls du im Camp nicht gleich eine Unterkunft haben solltest, wir haben hinten am Zelt ein paar Verschläge abgeteilt, und ein Feldbett wird sich auch finden.«

»Danke.« Starlight nickt. »Ich nehme das Angebot an. Und jetzt könntet ihr mir noch erklären, wo ich Norman Whittacker finde.«

✰✰✰

Starlight steigt gar nicht erst wieder in den Sattel, sondern führt seinen grauen Wallach quer über die Gleise, die sich hinter dem Saloon und dem Store hinziehen. Rasch findet er das kleine Verwaltungsgebäude, das etwas abseitssteht. Ein Schild über der Tür verkündet, dass sich hier das Hauptquartier von Norman Whittackers Bahnbauunternehmen befindet.

Er betritt er das Zimmer und sieht sich Whittacker gegenüber.

Starlight erschrickt, denn er sieht einen alten Mann mit ergrautem Haar und zerfurchtem, sorgenvollem Gesicht, gar nicht jenen lebenssprühenden Burschen, der noch vor zwei Jahren durch seinen unverwüstlichen trockenen Humor jede Schwierigkeit überwunden hatte und von dem Ferny Sorensen noch vor wenigen Augenblicken behauptet hat, dass er ein unverbesserlicher Bursche sei.

Starlights Eintritt ruft auf Norman Whittackers Gesicht einen hellen Widerschein hervor. Ehrliche Freude leuchtet aus seinen Augen, als er sich hastig erhebt und hinter dem Tisch hervorkommt. Dann poltert er los:

»Eine Anmeldung ist für dich wohl überflüssig, Starlight Correl? Wozu beschäftige ich diesen Kerl im Vorzimmer, wenn er jeden Strolch einfach zu mir ins Zimmer platzen lässt?«

Sehr im Gegensatz zu diesen grimmigen Worten lässt er dann seine Hand auf Starlights Schulter krachen, packt zu und schüttelt ihn in einer beinahe verzweifelten Freude. Starlight stößt mit einem schmalen Grinsen hervor:

»Ich habe ihn gar nicht erst gefragt, als ich deinen Namen an dieser Zimmertür las. Ich war schon drin, ehe er einen Einwand erheben konnte.«

»Das ist typisch für dich«, schnaubt Whittacker. »Noch bevor die anderen begriffen haben, was er im Schilde führt, hast du es schon ausgeführt. Aah, jetzt brauchst du mir nur noch zu sagen, ob du frei bist und was ich dir zahlen muss, dann können wir den geschäftlichen Kram als erledigt betrachten und werden erst einmal unser Wiedersehen feiern.«

»Ob ich frei bin? Ich bin hergekommen, um mich bei dir nach einem Job zu erkundigen«, sagt Starlight. »Und was ich verdienen will? Nun, sagen wir dreihundert im Monat, Norman.«

Norman Whittacker zerrt ihn zu einem Stuhl, holt eine Flasche und Gläser aus einem Schrank und schenkt ein.

»Dreihundert?«, knurrt er und blickt seinen Gesprächspartner forschend an. »Du bist ja verrückt. Ich bin mir sicher, dass die North Pacific dir mehr gezahlt hat, und genau das werde ich auch tun, wenn ich auch im Augenblick größere Geldsorgen habe als jemals zuvor. Fünfhundert. Starlight, das ist ein fairer Preis. Und wenn wir es schaffen sollten, gibt es eine Prämie extra. Los, trinken wir auf das Gelingen der Silver-City-Strecke.«

Erst als sie getrunken haben, kommt Starlight auf einen Umstand zu sprechen, der ihm in den Worten Whittackers seltsam erschien.

»Wenn wir es schaffen sollten?«, fragt er verwundert. »Das hört sich nicht gerade so an, als seist du vom Gelingen restlos überzeugt, Mister. Was hat es damit auf sich?«

Sofort kehrt der sorgenvolle Ausdruck in Norman Whittackers Gesicht zurück. Mit verkniffenen Augen geht er zu einer Karte, die an der Wand befestigt ist, wendet sich dort unvermittelt um und sagt gepresst:

»Ich fürchte, ich habe mich hereinlegen lassen, Starlight. Du wunderst dich, dass das einem alten Fuchs passieren konnte? Nun, dann hör dir die Geschichte an.

Vor ein paar Monaten kam Eric Potter zu mir. Er hat im Gebiet von Silver City zwei Kupferminen, eine Silbermine und ein paar Schmelzöfen. Er kam mit einem fertigen Plan und kompletten Berechnungen zur Rentabilität einer Bahnlinie, die dem Minengebiet in der Datil Range den Anschluss an die Southern Pacific verschafft. Bisher wird das ausgeschmolzene Metall mit den Frachtwagen von Reece Adams transportiert, und er verdient nicht schlecht dabei. Für Eric Potter war dies ein Grund, sich Gedanken über einen billigeren Transport zu machen. Er ließ mir seine Unterlagen hier, und ich rechnete selbst.

Drei Wochen habe ich damit zugebracht, alles zu prüfen, mir die Geländeschwierigkeiten anzusehen und mir einen Überblick zu verschaffen. Dann konnte ich Potter sagen, dass die Geschichte durchführbar und erfolgversprechend wäre, wenn ich mit einem Finanzierungszuschuss rechnen könnte. Potter sagte zu, und zwar einen Zuschuss von einer Viertelmillion, zahlbar bei Fertigstellung der Linie, einem Termin, der später von ihm angegeben werden sollte. Auch die Verhandlungen hinsichtlich der Zuteilung des Bahngeländes verliefen günstig, da die Linie ausschließlich auf Regierungsland geführt werden kann. Wir setzten also einen Vertrag auf, in welchem ich Potter feste Frachtraten für Erze und Metall zusicherte, während er sich im Gegenzug zur Zahlung des Zuschusses verpflichtete.

Nach den Bestimmungen hätten wir beide ein ausgezeichnetes Geschäft dabei gemacht, zumal ich noch einen Trumpf im Ärmel hatte. Ich hatte mir nämlich überlegt, dass es keinerlei Schwierigkeiten geben würde, später die Bahnlinie über Silver City hinaus nach Norden durchzulegen und einen Anschluss an die Union Pacific zwischen Acoma und Albuquerque herzustellen. Ich muss dir nicht sagen, was diese Nord-Süd-Verbindung bedeuten würde. Sie wäre eine Sensation und würde sicherlich die rentabelste Linie im Südwesten der Staaten ergeben. Das war also mein Plan, von dem weder Eric Potter noch die Federfuchser etwas wussten, die unseren Vertrag aufgesetzt hatten. Ich verlor keine Zeit und machte mich an die Vorbereitungen.«

Norman Whittacker lässt eine gedankenschwere Pause eintreten und wendet sich der Karte zu. Starlight tritt neben ihn und folgt mit den Blicken der roten Linie, die zwischen El Paso und Silver City eingezeichnet ist. Das also ist die projektierte Strecke. Anschließend erkennt Starlight eine gestrichelte Linie, die nach Norden über Silver City hinausführt und sich nach Albuquerque erstreckt.

Aber noch etwas sieht Starlight Correl: die riesenhafte Fläche des Weidelandes, die vom Schienenstrang durchschnitten werden soll. Und plötzlich werden die Erinnerungen an dieses Land in ihm übermächtig. Er hat eine Vision: brennende Gebäude, Schüsse in der Nacht. Die Kehle wird ihm eng wie schon so oft zuvor, wenn er dieses Bild im Traum sah, und wieder erfasst ihn das unaussprechliche Grauen, welches er damals als Kind empfunden hatte, als er sich inmitten dieses Hexenkessels befand.

Jäh schüttelt er all diese Dinge ab.

»Bis jetzt kann ich den Haken noch nicht entdecken, der an dem Köder sitzt«, sagt er gepresst. »Du musst es mir näher erklären, Mister.«

Norman Whittacker nickt.

»Yeah, mir ging es genauso«, murmelt er bedrückt. »Auch ich musste erst mit der Nase darauf gestoßen werden, weil mir alles so völlig klar erschien. Ich machte also meinen Vertrag mit Potter und ließ alle Vorbereitungen anlaufen. Das alles kostete schon ein Heidengeld. Und dann erst, als ich schon bis zum Hals in der Geschichte drinsteckte und nicht mehr zurückkonnte, ohne mich zu ruinieren, ließ Potter die Bombe platzen. Da rückte er nämlich mit dem Termin heraus, zu dem die Linie fertiggestellt sein sollte. Ich hatte ihm im Vertrag eingeräumt, diesen Zeitpunkt zu bestimmen, weil ich völlig ohne Argwohn war. Das rächte sich in jenem Moment. – Wir haben noch genau vierzehn Wochen, Starlight.«

»Das ist völlig ausgeschlossen, Norman. Aah, das ist nicht zu schaffen! Dann brauchen wir gar nicht erst anzufangen.«

»Das habe ich auch zuerst gedacht«, entgegnet Whittacker düster. »Es war ein hundsgemeiner Tiefschlag, aber ich habe mich davon erholt. Wenn Eric Potter mit schmutzigen Tricks arbeitet, warum sollte ich dann nicht auch jede Chance nutzen? Ich habe mich zwar verpflichtet, die Linie zu bauen und bis zum angegebenen Termin fertigzustellen, doch von der Spurweite war nie die Rede gewesen. Bahn bleibt Bahn. Deshalb habe ich mich entschlossen, mit der Schmalspur von nur drei Fuß Breite zu arbeiten, anstatt einen Damm für die Normalspur von fünf Fuß anzulegen. Verstehst du, was das bedeutet? Überschlagsweise sind das hunderttausend Kubikfuß Erdreich weniger, die bewegt werden müssen. Wenn die Arbeit einmal läuft, können wir jeden Tag etwa dreihundert Yards mehr herausschinden, in sechs Tagen also eine volle Meile. Auf die Gesamtzeit umgerechnet, die uns zur Verfügung steht, ergibt das einen Vorteil von etwa siebzehn Meilen.«

Starlights Lächeln wirkt säuerlich.

»Schön und gut«, murmelt er. »Nur eins verstehe ich an der Sache noch nicht. Welches Interesse hat dieser Eric Potter daran, den Bahnbau, den er selbst angeregt hat, zu sabotieren?«

»Nun, das ist nicht schwer zu erraten, wenn man die Bestimmungen unseres Vertrages kennt. Baue ich die Linie nicht, dann streicht er die Konventionalstrafe ein, die mich ruiniert. Baue ich aber doch und kann den Termin nicht einhalten, dann ist Potter berechtigt, die halbfertige Linie in eigener Regie zu übernehmen. Er wird also das fehlende Stück anlegen lassen und anschließend die Frachttarife so festlegen, dass er allen seinen Konkurrenten die Luft abschnüren kann. Wie es auch kommen mag, Eric Potter hat immer den Vorteil. Nur mit einer Ausnahme: wenn wir es schaffen, zum festgelegten Termin in Silver City den letzten Nagel einzuschlagen.«

Jetzt endlich hat Starlight Correl seine Zweifel überwunden.

»Wir müssen es einfach schaffen«, knurrt er verbissen. »Aber ehe du dich dazu entschließt, mir den Job zu übertragen, muss ich dir noch etwas sagen, Norman: Die Linie führt über weite Strecken durch Weideland. Wir haben es schon öfter als einmal erlebt, dass Viehzüchter vom Bahnbau nicht gerade begeistert waren, und in diesem Fall habe ich einen doppelten Grund zu der Annahme, dass es Verdruss geben wird. Vielleicht sogar gerade aufgrund meiner Person.«

»Soll das ein Witz sein, Junge?«

»Es hat sich noch niemand viele Gedanken darüber gemacht, woher ich komme«, gibt Starlight mit belegter Stimme zurück, »und ich habe auch bisher mit niemandem aus freien Stücken darüber geredet, Norman. – Nun, es muss jetzt heraus: Die geplante Strecke führt genau durch jene Gegend, die ich als Heimat bezeichnen könnte, wenn nicht etwas dazwischengekommen wäre. Mein Vater besaß vor der Datil Range eine prächtige Ranch, nicht besonders groß vielleicht, aber mit guter Weide und genügend Wasser. Er hätte sich ein gewaltiges Weidereich erschaffen können wie manch anderer, wenn er sein Augenmerk auf die Vergrößerung des Viehbestands gerichtet und die freie Regierungsweide genutzt hätte. Aber er war der Ansicht, dass dies eine zu unsichere Grundlage wäre. Das Land dort war nach seiner Ansicht zu gut, um ausschließlich als Weide Verwendung zu finden.

Eines Tages würden die Siedler ins Land kommen und mit dem Pflug die Erde umbrechen, so meinte er schon damals, und ein Viehzüchter, der dann nicht über genügend rancheigenes Land verfüge, müsste dann aufgeben. Er benutzte also jeden Cent, den er erwirtschaftete, dazu, die Weide, die er benutzte, zu seinem Eigentum zu machen. Wir kamen über einen Rinderbestand von tausend Kühen niemals hinaus, aber Dad verschaffte es eine innere Sicherheit, sein Vieh auf eigenem Grund und Boden zu halten, den ihm niemand streitig machen konnte. Andere Burschen hingegen kümmerten sich nicht darum, sondern vergrößerten ihre Herden mehr und mehr, hielten sie auf der freien Regierungsweide und verspotteten Dad wegen seiner übertriebenen Besorgnis.

Ich war noch zu jung, um das alles zu verstehen. Nun, ich war sechs Jahre alt, als unsere Ranch bei Nacht und Nebel von einer Horde Indianern überfallen wurde. Ich erinnere mich nur noch an das Krachen der Schüsse, ein paar bemalte Gesichter und die flackernden Flammen, als die roten Teufel die Gebäude in Brand setzten. Mein Vater schoss aus dem Fenster, und ich erkannte die Gefahr erst, als er zusammensank. Die Hitze im Zimmer wurde unerträglich. Ich war beinahe bewusstlos vor Angst und rannte hinaus. Draußen bekam ich einen Schlag an den Kopf. Als ich wieder zu mir kam, war ich bei unseren Nachbarn und trug einen Verband um die Stirn.«