Kinder des Sturms - Nora Roberts - E-Book
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Kinder des Sturms E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Darcy und Trevor: Sie fühlen sich wie magisch voneinander angezogen – doch wird er sein Herz je wieder öffnen können?

Die selbstbewusste Darcy Gallagher glaubt fest an die Magie der Legenden – und an die Macht des Geldes. Eines Tages kommt der amerikanische Geschäftsmann Trevor Magee in den kleinen irischen Ort Ardmore, in dem Darcy mit ihren Brüdern Aidan und Shawn einen Pub führt. Er möchte dort ein Theater bauen. Auf der Stelle ist er fasziniert von der eigenwilligen Darcy, die ihn mit ihrer Schönheit und wachen Intelligenz alles andere vergessen lässt. Doch als ihre Leidenschaft in Liebe umschlägt, passiert etwas völlig Unerwartetes …

Alle Bände der Reihe:
Insel des Sturms. Die Sturm-Trilogie 1
Nächte des Sturms. Die Sturm-Trilogie 2
Kinder des Sturms. Die Sturm-Trilogie 3

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Seitenzahl: 597

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Nora Roberts

Kinder des Sturms

Aus dem Amerikanischenvon Uta Hege

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die Originalausgabe erschien 2000 unter dem Titel »Heart of the Sea« bei Jove Books, The Berkley Publishing Group, a division of Penguin Putnam Inc., New York

Copyright © der Originalausgabe 2000 by Nora Roberts

Published by arrangement with Eleanor Wilder Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2002 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München Covergestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com (Poogie; Madlenschaefer; Janis Smits)

Redaktion: Ilse Wagner

LH • Herstellung: sam

ISBN 978-3-641-09920-6V004

www.blanvalet.de

www.penguinrandomhouse.de

Liebe Leserin,

 

Sagen und Legenden spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte Irlands. Lieder und Geschichten wurden über die Feenschlösser und die überirdischen Wesen geschrieben, die in den silbernen Kastellen unter den grünen Hügeln leben. Diese Lieder und Geschichten sind ein besonders reizvoller Teil der irischen Kultur.

Die Familie von Trevor Magee hat ihre Ursprünge in Irland, auch wenn sie irgendwann den Atlantik überquert hat, um in Amerika zu leben, wo sie tatsächlich reich geworden ist. Doch wie so viele, deren Wurzeln in diesen grünen Hügeln liegen, zieht es auch Trevor zurück in das Land seiner Vorfahren. Er kommt nach Ardmore, um dort seinen Traum von einem Theater als Schaukasten der Kunst seiner Ahnen zu errichten.

Dabei arbeitet er mit den Gallaghers zusammen und bezieht ihren traditionellen Pub in seine Pläne ein.

In Kinder des Sturms lebt er in einem Cottage, in dem der Geist einer jungen Frau der wahren Liebe harrt, misst sich mit einem Feenprinzen, der fest entschlossen ist, endlich zu bekommen, was er seit langer Zeit begehrt, und trifft auf die faszinierende und gleichzeitig nervtötende Darcy Gallagher, mit der er ständig streitet und die er dennoch von Herzen begehrt.

Zeit ihres Lebens hat sie sich mehr gewünscht, als sie sich leisten konnte, und niemals hat sie einen Hehl aus ihren Hoffnungen gemacht, eines Tages einen reichen Mann zu finden, der ihr allen erdenklichen Luxus und ein aufregendes Leben würde bieten können.

Nun, da sie diesem Mann tatsächlich begegnet, gilt es, Herzen zu erobern. Seines ebenso wie ihres. Erst wenn ihnen das gelingt, ist der uralte Bann gebrochen, der zwei andere Liebende seit Hunderten von Jahren voneinander fern hält.

 

Machen Sie einen Spaziergang mit mir im Schatten eines alten Rundturms. Dort werde ich Ihnen erzählen, was weiter geschah.

 

Für Pat Gaffney,sämtliche Hinweise auf irische Musik gelten allein dir.

Ihre Augen, sie schimmerten wie Diamanten. Man hätte wirklich können denken, sie wär’ die Königin von diesem Land.

THE BLACK VELVET BAND

1

Das Dörfchen Ardmore schmiegte sich an die Südküste Irlands hoch über der irischen See. Es gab dort einen kleinen Hafen, einen goldenen Sandstrand, eine mit wildem Gras bewachsene, erhaben über das Meer ragende Klippe, und auf dieser Klippe stand ein Hotel.

Wenn man wollte, konnte man einen schönen, wenn auch anstrengenden Spaziergang auf dem schmalen Pfad um die Landspitze herum unternehmen und auf der Kuppe des ersten Hügels die Ruinen der Kapelle und den Brunnen des Heiligen Declan besichtigen.

Der Anstieg lohnte sich wegen der Aussicht auf den Himmel, das Meer und das unter einem befindliche Dorf. Die Hügelkuppe war heiliger Boden, doch obgleich mehrere Tote hier begraben waren, gab es nur noch einen Grabstein mit einer leserlichen Inschrift.

Im Dorf säumten bunt bemalte Häuser, einige traditionell mit Reet gedeckt, die aufgeräumten Straßen. Unzählige Blumen ergossen sich aus Kästen, Körben, Töpfen oder wogten leuchtend in den Gärten. Sowohl aus der Ferne als auch aus der Nähe bot sich dem Betrachter ein liebreizendes Bild, und die Dorfbewohner konnten den Besuchern voller Stolz erzählen, dass ihnen nicht zu Unrecht zweimal hintereinander der Preis für die schönste Ortschaft in der Grafschaft verliehen worden war.

Oben auf dem Tower Hill fanden sich ein schönes Beispiel eines alten Rundturms mit immer noch intakter, konisch zulaufender Spitze sowie die Ruine der im zwölften Jahrhundert zu Ehren des Heiligen Declan erbauten Kathedrale. Die Menschen der Umgebung erzählten immer wieder gerne, dass Declan bereits dreißig Jahre vor dem Heiligen Patrick in Irland Heiden bekehrt hatte. Nicht um anzugeben, sondern nur, damit man wusste, wie es um diese Dinge stand.

Diejenigen, die sich für solche Sachen interessierten, fanden in den Steinen in der Kathedrale, die kein Dach hatte, Beispiele für altirische Gravuren und einen zwar verwitterten, doch immer noch betrachtenswerten römischen Säulengang.

Anders als die alte Kirche war das Dörfchen, wie bereits beschrieben, mit seinen ein, zwei kleinen Läden und den unweit der wunderbaren Strände verstreuten, hübschen Häuschen weniger erhaben als vielmehr einfach pittoresk.

Am Eingang von Ardmore begrüßte ein Schild die Menschen mit failte, einem herzlichen gälischen Willkommen.

Es war genau diese Mischung aus alter Geschichte, Einfachheit und Gastfreundschaft, die Trevor Magee interessierte.

Seine Familie stammte aus dieser Gemeinde. Sein Großvater war hier geboren, in einem kleinen Häuschen nahe der Bucht von Ardmore, hatte während der ersten Jahre seines Lebens die feuchte Seeluft eingeatmet und vielleicht an der Hand seiner Mutter die Läden oder Strände aufgesucht.

Später hatte sein Großvater das kleine Dorf verlassen, war mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn nach Amerika gegangen und, soweit Trevor wusste, niemals weder tatsächlich noch auch nur in Gedanken je nach Ardmore zurückgekehrt. Der alte Mann hatte stets eine bittere Distanz zu der alten Heimat empfunden. Über Irland, Ardmore und die Familie, die er zurückgelassen hatte, hatte Dennis Magee kaum je ein Wort verloren.

So war Trevors Vorstellung von Ardmore gleichermaßen von Neugier und sentimentalen Empfindungen geprägt, waren die Gründe für die Auswahl gerade dieses Dörfchens rein persönlicher Natur.

Aber das konnte er sich leisten.

Er war ein Mann, der baute, und zwar ebenso wie sein Großvater und Vater clever und sehr gut.

Sein Großvater hatte als Maurer angefangen, während und nach dem Zweiten Weltkrieg mit Grundstücken spekuliert und schließlich den Kauf und Verkauf übernommen und für das Bauen andere bezahlt.

Seine Anfänge als Maurer hatte der alte Magee ebenso wenig verklärt wie seine alte Heimat. Soweit Trevor sich entsann, hatte er in keinerlei Hinsicht je irgendein Gefühl gezeigt.

Aber Trevor hatte das Herz und die Hände des Maurers ebenso wie den Geschäftssinn des alten Mannes geerbt und gelernt, beides Gewinn bringend zu nutzen.

Auch hier kämen ihm seine Fähigkeiten sicherlich zupass, wenn er sie neben einem gewissen Maß an Sentimentalität in den Bau seines Theaters investierte, eines traditionellen Gebäudes für traditionelle Musik, mit dem bereits etablierten Pub der Gallaghers als einladendem Vorbau.

Der Vertrag mit den Geschwistern war bereits unterzeichnet, der Boden für das Vorhaben bereitet, ehe er es endlich geschafft hatte, genug Zeit zu finden für einen etwas längeren Besuch. Doch endlich war er hier, und er hatte die Absicht, mehr zum Gelingen des Bauwerks beizutragen, als dass er andere bezahlte und ihnen bei der Arbeit zusah.

Er wollte selbst mit anfassen.

Auch im Mai in Irland konnte ein Mann in Schweiß geraten, wenn er den Vormittag damit verbrachte, Betonsäcke zu schleppen. Am frühen Morgen hatte Trevor, bekleidet mit einer warmen Jacke und einen Becher heißen Kaffee in den Händen, dem von ihm gemieteten Cottage den Rücken zugewandt. Jetzt, nur ein paar Stunden später, hatte er die Jacke ausgezogen, und trotzdem war sein Hemd von Schweiß durchtränkt.

Er hätte hundert Pfund gegeben für ein kühles Bier.

Bis zum Pub war es nicht weit. Er wusste von einem Besuch am Vortag, dass dort mittags recht viel los war. Aber ein Mann konnte unmöglich seinen Durst mit einem Hellen löschen, wenn er seinen Angestellten den Alkohol beim Arbeiten verbot.

Er ließ die Schultern kreisen, drehte seinen Kopf nach allen Seiten und sah sich zufrieden um. Der Betonmischer rumpelte beständig, Männer gaben einander brüllend Anweisungen oder bestätigten deren Erhalt. Arbeitsmusik, dachte Trevor. Er wurde sie anscheinend niemals leid.

Dies war ein Erbteil seines Vaters. Man musste die Dinge von der Pike auf lernen, hatte Dennis junior ihm ständig gepredigt, und genau das hatte er dann auch getan. Über zehn Jahre lang – fünfzehn, wenn er die Sommer zählte, während deren er auf Baustellen geschwitzt hatte – hatte er sämtliche Bereiche des Bauhandwerks gelernt.

Er kannte die Rückenschmerzen, die blutigen Schwielen und den Muskelkater ganz genau.

Jetzt, mit zweiunddreißig Jahren, verbrachte er mehr Zeit mit Vorstandssitzungen und Besprechungen als auf dem Gerüst, aber niemals hatte er die Freude oder die Befriedigung vergessen, die es einem verschaffte, wenn man selbst den Hammer schwang.

Und genau das würde er hier in Ardmore beim Bau seines Theaters endlich wieder einmal tun.

Er blickte auf die zierliche Frau mit der abgetragenen Kappe und den schlammbespritzten Stiefeln, die, während der nasse Beton durch die Rinne rutschte, wild gestikulierend zwischen den Arbeitern herumlief. Sie kletterte über Sand und Steine, klopfte mit ihrer Schaufel laut gegen die Rinne, damit der Fahrer des Mischers die Maschine anhielt, und watete dann zusammen mit den anderen durch den Schlamm, um den Beton an die richtigen Stellen zu verfrachten und zu glätten.

Brenna O’Toole, dachte Trevor und war froh darüber, seinem Instinkt gefolgt zu sein. Es war richtig gewesen, sie und ihren Vater zu Vorarbeitern zu ernennen. Nicht nur wegen ihres beeindruckenden handwerklichen Talents, sondern weil sie das Dorf und die Bewohner genau kannten und dafür sorgten, dass die Arbeit glatt lief und die Männer von morgens bis abends ackerten, ohne die Freude daran zu verlieren.

Werbung dieser Art war für sein Projekt ebenso wichtig wie ein gutes Fundament.

Ja, tatsächlich, sie machten ihre Sache gut. In den drei Tagen seit seiner Ankunft hatte sich die Wahl des O’Toole’schen Familienunternehmens als goldrichtig erwiesen.

Als Brenna aus dem Loch herauskam, trat Trevor einen Schritt nach vorn, reichte ihr die Hand und zog sie mühelos über den Rand.

»Danke.« Sie steckte ihre Schaufel in die Erde, stützte sich lässig darauf ab und wirkte trotz der schmutzigen Stiefel und der verblichenen Kopfbedeckung wie eine kleine Elfe. Ihre Haut war weiß wie reine irische Sahne, und unter dem Rand der Kappe sah man dichte, wilde feuerrote Locken.

»Tim Riley sagt, dass es in den nächsten ein, zwei Tagen keinen Regen geben wird, und für gewöhnlich sind seine Prognosen durchaus zutreffend. Ich denke also, das Fundament ist fertig, bevor Sie sich wegen des Wetters irgendwelche Gedanken machen müssen.«

»Sie haben bereits vor meinem Kommen Beachtliches geleistet.«

»Nachdem Sie uns die Starterlaubnis gegeben hatten, gab es keinen Grund zu warten. Sie kriegen ein gutes, solides Fundament, Mr. Magee, und zwar noch vor Ablauf der gesetzten Frist.«

»Trev.«

»In Ordnung, Trev.« Sie schob sich ihre Kappe aus der Stirn, hob ihren Kopf und sah ihm in die Augen. Trotz ihrer dicken Stiefel war sie mindestens dreißig Zentimeter kleiner als der Mann. »Die Männer, die Sie aus Amerika geschickt haben, bilden ein wirklich gutes Team.«

»Da ich sie quasi handverlesen habe, erlaube ich mir, Ihre Einschätzung zu bestätigen.«

Sie fand seine Stimme, wenn auch durchaus freundlich, so doch ein wenig arrogant. »Frauen scheinen Sie nicht unbedingt zu interessieren.«

Ein Lächeln wanderte langsam von seinen Lippen in Richtung seiner rauchig grauen Augen. »O doch, und zwar in jeder Hinsicht. Für dieses Projekt habe ich zum Beispiel eine meiner besten Schreinerinnen engangiert. Sie wird nächste Woche hier erscheinen.«

»Es ist gut, zu wissen, dass mein Vetter Brian sich in dieser Beziehung nicht geirrt hat. Er hat behauptet, Sie würden die Menschen nach ihren Fähigkeiten einstellen und nicht nach ihrem Geschlecht. Wir haben heute Morgen schon ganz schön was geschafft«, fügte sie mit einem Nicken in Richtung der Baustelle hinzu. »Auch wenn dieser ratternde Bastard von Betonmischer uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben wird. Wenn Darcy morgen aus dem Urlaub kommt, wird Sie uns die Ohren abreißen wegen dieses Lärms.«

»Es ist ein angenehmer Lärm. Er beweist, dass etwas Neues im Entstehen ist.«

»Der Ansicht bin ich auch immer gewesen.«

Einen Augenblick lang standen sie einträchtig nebeneinander und verfolgten, wie der Mischer den letzten Beton aus seinem Riesenschlund erbrach.

»Kommen Sie, ich lade Sie zum Mittagessen ein«, schlug Trevor Brenna vor.

»Sehr gern.« Brenna pfiff durch ihre Zähne und bedeutete ihrem Vater, als er endlich den Kopf hob, durch Gesten, dass sie zum Essen gehen würde. Mick reagierte mit einem Grinsen und einem gut gelaunten Winken und stürzte sich sofort wieder in die Arbeit.

»Das hier ist für ihn das Paradies«, erklärte Brenna, als sie und Trevor begannen, ihre Stiefel abzukratzen. »Nichts macht Mick O’Toole so glücklich, wie mitten auf einer möglichst schlammigen Baustelle zu sein.«

Brenna stampfte noch ein paar Mal mit ihren Stiefeln auf den Boden und ging dann in Richtung der Küchentür des Pubs. »Ich hoffe, Sie nehmen sich auch ein wenig Zeit, um sich die Gegend anzusehen, statt immer nur zu arbeiten.«

»Ich habe durchaus die Absicht, mir möglichst vieles anzuschauen.« Natürlich hatte er sich bereits ausführlich über sämtliche Sehenswürdigkeiten, die Zustände der Straßen, die wichtigsten Verbindungswege von und zu den wichtigeren Städten informiert. Aber er hatte die Absicht, sich das alles auch persönlich anzusehen.

Es war beinahe wie ein Zwang, musste sich Trevor eingestehen. Irgendetwas hatte ihn seit über einem Jahr hierher gezogen, immer wieder hatte er von Irland und speziell von dem alten Heimatdorf des Großvaters geträumt.

»Es ist doch immer schön, zu sehen, wie ein attraktiver Bursche das tut, was er am besten kann«, erklärte Brenna beim Öffnen der Tür. »Hallo, Shawn, was hast du denn heute Leckeres gekocht?«

Vor dem riesigen, uralten Herd stand ein schlanker, hoch gewachsener Mann mit wirren schwarzen Haaren und neblig blauen Augen. »Als Tagesmenü gibt es Spinatsuppe und Beef-Sandwich. Guten Tag, Trevor. Und, arbeitet sie mal wieder schwerer, als sie sollte?«

»Sie sorgt dafür, dass die Dinge in Bewegung bleiben.«

»Es bleibt mir auch nichts anderes übrig, denn der Mann, mit dem ich mein Leben teile, ist nun mal ein bisschen lahm. Ich frage mich, ob du inzwischen vielleicht noch ein, zwei Lieder ausgesucht hast, um sie Trevor zu zeigen.«

»Ich hatte einfach zu viel damit zu tun, mich um meine frisch Angetraute zu bemühen. Sie ist ein anspruchsvolles Wesen. « Mit diesen Worten legte er eine Hand an Brennas Wange und gab ihr einen Kuss. »Und jetzt verschwindet aus der Küche. Ohne Darcy herrscht hier das vollkommene Chaos.«

»Morgen kommt sie ja zurück, und spätestens nach einer Stunde wirst du sie schon wieder ein Dutzend Mal verflucht haben.«

»Weshalb sollte ich sie wohl auch sonst derart vermissen? Sagen Sie einfach Sinead, was Sie essen möchten«, sagte er zu Trevor. »Sie ist ein liebes Mädchen, und außerdem hat Jude ihr bereits einiges gezeigt. Trotzdem braucht sie einfach noch ein bisschen Übung.«

»Sinead ist eine Freundin meiner Schwester Mary Kate«, erklärte Brenna Trevor auf dem Weg hinüber in den Gastraum. »Ein gutmütiges Mädchen, wenn auch vielleicht ein bisschen schwer von Begriff. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, Billy O’Hara zu heiraten, und das wäre augenblicklich auch schon die Summe der Dinge, die sie anstrebt.«

»Und was sagt Billy O’Hara zu der Sache?«

»Da er etwas weniger ehrgeizig ist als Sinead, hält Billy klugerweise ganz einfach den Mund. Guten Tag, Aidan.«

»Hallo.« Der Älteste der Gallaghers stand hinter dem Tresen und hatte gerade die Hände an den Zapfhähnen. »Wollt ihr etwas essen?«

»Allerdings. Sieht aus, als hättest du gerade viel zu tun.«

»Gott senge die Touristenbusse.« Mit einem gut gelaunten Zwinkern ließ Aidan zwei gefüllte Gläser über die Theke in die wartenden Hände eines Gastes gleiten.

»Sollen wir vielleicht lieber in der Küche essen?«

»Nein, das ist nicht nötig. Es sei denn, ihr habt es eilig.« Seine dunkelblauen Augen suchten nach zwei unbesetzten Plätzen. »Der Service ist eine Spur langsamer als sonst. Aber ein, zwei Tische sind noch frei.«

»Ich überlasse die Entscheidung ganz einfach dem Boss.« Brenna wandte sich an Trevor. »Wo möchten Sie essen?«

»Nehmen wir doch einfach einen Tisch.« Von dort aus konnte er besser verfolgen, wie die Geschäfte liefen.

Er folgte ihr an eines der runden Tischchen. Gesprächslärm, Rauch und der Geruch von Alkohol und frischem Essen erfüllten den Raum.

»Möchten Sie ein Bier?«, fragte ihn Brenna.

»Erst nach der Arbeit.«

Grinsend wippte sie auf ihrem Stuhl. »Das habe ich bereits von einigen der Männer gehört. Es heißt, in dieser Hinsicht wären Sie ein ziemlicher Tyrann.«

Ein Tyrann genannt zu werden fand er durchaus passend. Schließlich bedeutete es, dass er die Kontrolle über alles hatte. »Da haben sie sicherlich nicht Unrecht.«

»Allerdings bekommen Sie vielleicht gewisse Probleme bei der Durchsetzung dieses speziellen Verbots. Ein Großteil der Männer, die hier für Sie arbeiten, wurden praktisch mit Guinness großgezogen, sodass es für sie so normal ist wie Muttermilch.«

»Ich trinke selber gerne Guinness, aber wenn ein Mann oder eine Frau von mir bezahlt wird, dann hält er oder sie sich während der Arbeitszeiten besser an die Milch.«

»Trevor Magee, da sind Sie wirklich ein bisschen zu hart.« Doch sie sagte es mit einem Lachen. »Aber jetzt sagen Sie mir, wie es Ihnen im Faerie Hill Cottage gefällt.«

»Sehr gut. Es ist gemütlich, mit allen notwendigen Dingen ausgestattet, ruhig, und man hat eine Aussicht, die einem das Herz aufgehen lässt. Es ist genau das, was ich gesucht hatte, und deshalb bin ich Ihnen wirklich dankbar, dass Sie es mir überlassen.«

»Kein Problem, gar kein Problem. Schließlich waren Sie mit dem Verlobten der ehemaligen Besitzerin verwandt. Ich glaube, Shawn vermisst die kleine Küche, denn das Haus, das wir uns gerade bauen, ist noch lange nicht perfekt. Natürlich kann man dort schon leben«, fügte sie hinzu, da dies einer ihrer momentanen wunden Punkte war, »aber ich denke, ich sollte mich an meinen freien Tagen vor allem um die Küche kümmern, damit er endlich wieder glücklich ist.«

»Ich würde es mir gern mal ansehen.«

»Tatsächlich?« Sie bedachte ihn mit einem überraschten Blick. »Tja, Sie sind jederzeit herzlich willkommen. Ich werde Ihnen beschreiben, wie Sie hinkommen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich sage, dass ich Sie mir nicht derart freundlich vorgestellt habe.«

»Was haben Sie denn von mir erwartet?«

»Ich dachte, Sie wären eher so etwas wie ein Hai, und hoffe, Sie sind deswegen nicht gekränkt.«

»Nein. Denn tatsächlich kommt es immer auf das Gewässer an, in dem ich gerade schwimme.« Er hob den Kopf, und sein Blick wurde, als er Aidans Frau erblickte, überraschend warm. Als er sich jedoch erheben wollte, um ihr seinen Platz zu überlassen, winkte sie eilig ab.

»Nein, ich kann mich leider nicht dazusetzen, aber trotzdem vielen Dank.« Sie legte eine Hand auf ihren runden Leib. »Hallo, mein Name ist Jude Frances, und ich bin heute Ihre Kellnerin.«

»Sie sollten nicht mit schweren Tabletts herumlaufen.«

Seufzend zog Jude einen Block aus ihrer Schürze. »Er klingt genau wie Aidan. Ich ruhe mich schon aus, wenn ich denke, dass es sein muss, und außerdem trage ich nur die leichten Dinge. Aber Sinead kommt allein einfach nicht zurecht.«

»Machen Sie sich keine Sorgen, Trevor. Meine eigene Mutter hat an dem Tag, an dem ich auf die Welt kam, noch Kartoffeln ausgebuddelt und diese, als die Geburt vorbei war, sogar noch gebraten.« Als Trevor skeptisch die Augen zusammenkniff, lachte Brenna fröhlich auf. »Tja, vielleicht nicht ganz, aber ich wette, sie hätte es gekonnt. Ich nehme die Tagessuppe, wenn es recht ist, und dazu ein Glas Milch.« Bei diesen Worten bedachte sie Trevor mit einem bösartigen Grinsen.

»Ich nehme das Gleiche«, sagte Trevor. »Und dazu noch ein Sandwich.«

»Da haben Sie wirklich gut gewählt. Ich bin sofort wieder da.«

»Sie ist stärker, als sie aussieht«, erklärte Brenna Trevor, als Jude sich anderen Gästen zuwandte. »Und sturer als ein Maulesel. Nun, da ihr Leben in der für sie richtigen Richtung läuft, arbeitet sie noch härter als vorher daran, zu beweisen, dass sie tun kann, wovon andere ihr abraten. Aber ich verspreche Ihnen, Aidan wird nicht zulassen, dass sie sich übernimmt. Der Mann betet sie an.«

»Ja, das habe ich bereits bemerkt. Scheint, als wären die Gallagher’schen Männer ihren Frauen wirklich treu ergeben.«

»Das will ich für sie hoffen. Andernfalls würden nämlich genau diese Frauen ihnen das Leben schwer machen.« Sie wippte entspannt auf ihrem Stuhl und zog sich die Kappe von den leuchtend roten Haaren, woraufhin diese wie eine feurige Kaskade um ihre Schultern flossen. »Dann ist es Ihnen, verglichen mit Ihrem Leben in New York, hier draußen auf dem Land also nicht zu rustikal?«

Er dachte an die Baustellen, mit denen er es für gewöhnlich zu tun hatte: Schlammlawinen, Überschwemmungen, glühende Hitze, Vandalismus und Sabotage gehörten dort zum täglichen Programm. »Ganz und gar nicht. Das Dorf entspricht genau dem, was ich nach Finkles Berichten erwartet hatte.«

»Ah ja, Finkle.« Sie erinnerte sich noch genau an Trevors Spion. »Ich glaube, ihm haben bei uns die Annehmlichkeiten des Stadtlebens gefehlt. Aber Sie scheinen weniger ... anspruchsvoll zu sein.«

»Ich bin sogar äußerst anspruchsvoll. Das war ja auch der Grund, weshalb ich Ihre Pläne für das Theater ohne nennenswerte Änderungen sofort übernommen habe.«

»Das war ein nettes und zugleich durchtriebenes Kompliment. « Nichts anderes hätte sie derart erfreut. »Aber ich hatte es etwas persönlicher gemeint. Ich habe eine ganz besondere Beziehung zu dem Cottage auf dem Feenhügel, und ich war mir einfach nicht sicher, ob es Ihnen dort gefallen würde. Ich schätze, ich dachte, ein Mann mit Ihrem Hintergrund und Ihren finanziellen Mitteln wäre vielleicht lieber im Cliff Hotel, wo es Zimmerservice, ein Restaurant und andere Annehmlichkeiten gibt.«

»Hotelzimmer haben immer etwas Beengendes. Und ich finde es interessant, in dem Haus zu leben, in dem die Frau, die mit einem meiner Vorfahren verlobt war, geboren wurde, gelebt hat und gestorben ist.«

»Die alte Maude war wirklich eine feine Frau. Und obendrein sehr weise.« Brenna blickte Trevor beim Sprechen in die Augen. »Sie ist in der Nähe des Brunnens des Heiligen Declan begraben, und dort ist die Stelle, an der man sie spürt. Sie ist nicht die Frau im Cottage.«

»Wer denn dann?«

Brenna zog ihre Brauen in die Höhe. »Haben Sie die Legende wirklich noch nie gehört? Ihr Großvater ist hier geboren, genau wie Ihr Vater, auch wenn der, als sie nach Amerika gingen, beinahe noch ein Baby war. Trotzdem kam er vor Jahren noch einmal hierher zurück. Und weder Ihre Großeltern noch Ihr Vater haben Ihnen je die Geschichte von Prinz Carrick und der armen Lady Gwen erzählt?«

»Nein. Dann ist also Lady Gwen diejenige, die in dem Cottage spukt?«

»Haben Sie sie etwa schon gesehen?«

»Nein.« Trevor war nicht mit Legenden und Mythen aufgewachsen, aber es floss genug irisches Blut in seinen Adern, um sie nicht einfach als blanken Unfug abzutun. »Aber das Cottage hat einen femininen Touch, es ist beinahe so, als verströme es einen weiblichen Geruch. Also gehe ich davon aus, dass die Lady diejenige ist, die dort residiert.«

»Da haben Sie tatsächlich Recht.«

»Wer war sie? Ich denke, wenn ich schon unter einem Dach lebe mit ihr, sollte ich zumindest etwas von ihr wissen.«

Weder tat er das Thema einfach ab, noch zeigte er sich angesichts der irischen Schwäche für Legenden nachsichtig amüsiert. Offenbar hegte er tatsächlich ein beinahe nüchternes Interesse an dem unter seinem Dach lebenden Geist. »Sie überraschen mich schon wieder. Warten Sie einen Moment. Ich bin sofort wieder da.«

Faszinierend, dachte Trevor. Er hatte tatsächlich einen Geist in seinem Haus.

Er hatte schon vorher hin und wieder die Nähe anderer Wesen wahrgenommen. In alten Gebäuden, auf verlassenen Grundstücken oder leeren Feldern. Es war nichts, worüber man sich für gewöhnlich auf Vorstandssitzungen oder nach der schweißtreibenden Arbeit eines Tages beim Bier mit den Maurern unterhielt. Normalerweise nicht. Doch dies hier war ein anderer Ort, hier herrschte ein völlig anderer Ton. Und er wollte tatsächlich möglichst alles wissen.

Alles, was mit Ardmore und der Umgebung zu tun hatte. Eine gute Gespenstergeschichte zog die Menschen an, ebenso wie ein gut geführter Pub. Es trug alles zur Atmosphäre eines Ortes bei.

Im Gallagher’s herrschte genau die Atmosphäre, die er sich für sein Theater wünschte. Das alte, von der Zeit, dem Rauch und Bratfett heimelig geschwärzte Holz passte hervorragend zu den cremefarbenen Wänden, dem steinernen Kamin, den kleinen Tischen und niedrigen Stühlen.

Die Theke selbst war eine wahre Schönheit, aus uralter, von den Gallaghers auf Hochglanz polierter Kastanie. Als Gäste wurden bereits Babys auf den Armen der Mütter durch die Tür getragen, und auf einem Hocker am hinteren Ende des Tresens balancierte der wahrscheinlich älteste Mann, den Trevor je gesehen hatte.

Auch einige andere Besucher schienen Einheimische zu sein. Das erkannte er ganz einfach an der Gelassenheit, mit der sie an den Tischen hockten, Zigaretten rauchten und an ihren Gläsern nippten. Der Großteil der Gäste jedoch waren anscheinend nichts anderes als Touristen, was man an den Fotoapparaten, den Landkarten und Reiseführern sah.

Man hörte die verschiedensten Akzente, doch überwog der wunderbare Singsang, der die Stimmen seiner Großeltern geprägt hatte.

Hatten sie selbst den Singsang ebenfalls gehört, und warum hatte es sie nie danach verlangt, die alte Heimat noch einmal zu sehen? Welche bitteren Erinnerungen hatten sie über Jahrzehnte hinweg mühselig verdrängt, damit ihr Enkel nun hierher zurückkam, um zu ergründen, was ihm stets verschwiegen worden war?

Vor allem aber, weshalb hatte er Ardmore und die Aussicht aus dem Cottage bei seiner Ankunft wieder erkennen können, und weshalb wusste er schon jetzt, was er sähe, wenn er auf die Klippen steigen würde? Es war, als hätte er im Geiste ein Bild von diesem Ort gehabt, ein Bild, das von jemand anderem gemacht und ihm eingegeben worden war.

Sie hatten keine Fotos von Ardmore oder dem kleinen Haus gehabt. Sein Vater hatte die alte Heimat einmal als junger Mann besucht, aber seine Beschreibungen waren bestenfalls bruchstückhaft gewesen.

Natürlich hatte er die Berichte von Finkle eingehend studiert. Detaillierte Fotos und Beschreibungen. Aber trotzdem hatte er bereits vor Öffnen des ersten Ordners alles gewusst, ganz genau gewusst.

Hatte er die Erinnerung an Ardmore vielleicht einfach geerbt?, fragte er sich, obgleich er von derartigen Dingen im Grunde nichts hielt. Es war eine Sache, die hellgrauen, schräg stehenden Augen des Vaters zu bekommen. Und man hatte ihm gesagt, er hätte das Geschick und den Geschäftssinn seines Großvaters. Wie aber erbte man die Erinnerung an einen Ort?

Er spielte mit der Idee, während er sich unter den anderen Gästen umsah, ohne dass er darauf gekommen wäre, dass er selbst in seinen Arbeitskleidern und mit den zerzausten dunkelblonden Haaren eher wie ein Einheimischer wirkte als ein Tourist. Er hatte ein schmales, grobknochiges Gesicht, das die meisten Menschen eher an einen Krieger oder vielleicht einen Gelehrten als an einen Geschäftsmann denken ließ. Die Frau, die er beinahe geheiratet hätte, hatte stets gesagt, es sehe aus wie die Skulptur eines wilden Genies. Am Kinn hatte er eine kleine Narbe – Folge eines Sturms fliegender Scherben während eines in Houston wütenden Tornados –, die den Eindruck der Härte noch verstärkte.

Es war ein Gesicht, das von seinen Gefühlen kaum je etwas verriet, solange Trevor Magee nicht meinte, es gereiche ihm zum Vorteil.

Augenblicklich wirkte es kühl und distanziert, doch als Brenna zusammen mit Jude zurück an den Tisch kam, wurde es umgehend freundlich. Brenna war diejenige, die das Tablett mit ihrem Essen trug.

»Ich habe Jude gebeten, sich kurz zu uns zu setzen und Ihnen von Lady Gwen zu erzählen«, meinte Brenna und stellte bereits die Teller auf den Tisch. »Sie ist nämlich eine seanachais.«

Angesichts von Trevors hochgezogenen Brauen schüttelte Jude abwehrend den Kopf. »Das ist das gälische Wort für Geschichtenerzählerin. Ich bin keine wirkliche Erzählerin, ich –«

»Du bist eine Erzählerin, von der gerade ein Buch verlegt wird und die bereits das zweite schreibt. Judes Buch wird Ende des Sommers herauskommen«, fuhr Brenna fort. »Es gibt ein herrliches Geschenk ab, also würde ich an Ihrer Stelle, wenn ich einkaufen gehe, danach Ausschau halten.«

»Brenna.« Jude verdrehte die Augen.

»Ich werde ganz sicher danach schauen. Ein paar von Shawns Texten sind ebenfalls Geschichten. Er folgt damit einer alten, ehrwürdigen Tradition.«

»Oh, das hört er sicher gerne.« Strahlend klemmte sich Brenna das leere Tablett unter den Arm. »Ich mache ein bisschen für dich weiter, Jude. Fang du schon mal mit dem Erzählen an. Ich habe die Geschichte inzwischen oft genug gehört.«

»Sie hat genug Energie für zwanzig Leute.« Ein bisschen müde griff Jude nach ihrer Tasse Tee.

»Ich bin froh, dass ich sie für das Projekt gefunden habe. Oder dass sie mich gefunden hat.«

»Ich würde sagen, es war ein wenig von beidem, denn Sie und Brenna sind beide nicht die Typen, die lange abwarten.« Sie zuckte zusammen. »Das habe ich nicht negativ gemeint.«

»So habe ich es auch nicht verstanden. Und, strampelt das Baby gerade? Sie haben so einen ganz bestimmten Blick«, erklärte Trevor seine Frage. »Meine Schwester hat gerade ihr drittes Kind bekommen.«

»Ihr drittes?« Jude atmete hörbar aus. »Es gibt Augenblicke, in denen ich mich frage, wie ich je auch nur mit einem fertig werden soll. Das Kerlchen ist jetzt schon fürchterlich aktiv. Aber es wird trotzdem noch ein paar Monate warten müssen.« Sie strich sich langsam mit der Hand über den Bauch. »Sie wissen es vielleicht nicht, aber bis vor einem guten Jahr habe ich noch in Chicago gelebt.«

Er machte ein unverbindliches Geräusch. Natürlich wusste er genau Bescheid, denn schließlich hatte Finkle in seinen Berichten jede noch so geringfügige Kleinigkeit erwähnt.

»Ich hatte die Absicht, für sechs Monate herzukommen und in dem Cottage zu wohnen, in dem meine Großmutter nach dem Tod ihrer Eltern gelebt hatte. Sie hatte es von ihrer Cousine Maude geerbt, die, kurz bevor ich hierher kam, gestorben war.«

»Die Frau, mit der mein Großonkel verlobt war.«

»Ja, genau. An dem Tag, als ich hier ankam, hat es fürchterlich geregnet. Ich dachte, ich hätte mich verfahren. Und zwar mehr als nur im geographischen Sinn. Ich war nervlich vollkommen am Ende.«

»Sie kamen ganz allein in ein völlig fremdes Land?« Trevor neigte den Kopf zur Seite. »Das klingt aber nicht gerade nach allzu schwachen Nerven.«

»Das hätte Aidan auch so sagen können.« Und weil es wirklich stimmte, empfand sie es als tröstlich. »Ich nehme an, ich wusste zu dem Zeitpunkt einfach nicht, welche Kräfte in mir ruhten. Auf alle Fälle bog ich in die Einfahrt dieses kleinen Häuschens mit dem hübschen strohgedeckten Dach ein. Und hinter dem oberen Fenster sah ich eine Frau. Sie hatte ein liebliches, wenngleich trauriges Gesicht und weizenblonde Haare, die ihr um die Schultern fielen. Sie sah mir mitten ins Gesicht. Dann kam Brenna angeprescht. Scheint, als wäre ich rein zufällig über mein eigenes Cottage gestolpert und als wäre die Frau, die ich gesehen hatte, Lady Gwen gewesen.«

»Der Geist?«

»Genau. Klingt ziemlich fantastisch, nicht wahr? Oder zumindest unvernünftig. Aber ich kann Ihnen genau sagen, wie sie aussah. Ich habe sie gezeichnet. Und ich hatte bei meiner Ankunft von der Legende ebenso wenig gehört wie Sie anscheinend auch.«

»Aber ich würde sie gern hören.«

»Dann werde ich sie Ihnen jetzt erzählen.« Jude machte eine Pause, als Brenna zurück an den Tisch kam und sich über ihre Suppe hermachte.

Sie war tatsächlich eine gute Erzählerin, bemerkte Trevor. Sie sprach in einem weichen, natürlichen Rhythmus, der den Zuhörer in die Geschichte einbezog. Sie erzählte ihm von einem jungen Mädchen, das in dem Cottage auf dem Feenhügel gelebt hatte. Einem bescheidenen jungen Mädchen, das, nachdem die Mutter im Kindbett gestorben war, den Vater liebevoll versorgte und das Häuschen und den Garten in Ordnung hielt.

Unter dem sanft ansteigenden grünen Hügel lag der silberne Palast der Feen, in dem Carrick als Prinz regierte. Er war ein stolzer, attraktiver Bursche mit fließendem rabenschwarzen Haar und leuchtend blauen Augen. Der Blick dieser Augen fiel auf die junge Gwen, und sie erwiderte ihn kühn.

Feenprinz und junges Mädchen verliebten sich unsterblich ineinander, und nachts, wenn alle anderen schliefen, flog er mit ihr zusammen auf seinem geflügelten weißen Schlachtross hoch in den dunklen Himmel. Sie sprachen niemals über ihre Liebe, denn der Prinz blockte die Worte ab. Eines Nachts wurde Gwens Vater wach, sah, wie sie mit Carrick von seinem weißen Pferd stieg, verlobte sie aus Sorge um ihr Wohlergehen mit einem anderen Mann und befahl ihr, diesen umgehend zu heiraten.

Carrick flog auf seinem Ross zur Sonne und sammelte die brennenden Funken in seinem Silberbeutel ein. Als Gwen aus ihrem Cottage trat, um ihn vor ihrer Hochzeit noch einmal zu sehen, öffnete er den Beutel und schüttete Diamanten – die Juwelen der Sonne – vor ihr aus. Nimm sie und mich, denn sie sind das Zeichen meiner Leidenschaft für dich, sagte er und versprach ihr ein Leben in Ruhm und Reichtum und obendrein Unsterblichkeit. Aber mit keinem Wort sprach er von seiner Liebe. Also schickte sie ihn fort, und die im Gras liegenden Diamanten verwandelten sich in Blumen.

Er kam noch einmal, als sie ihr erstes Kind unter dem Herzen trug, schüttete aus seinem Silberbeutel Perlen – die Tränen des Mondes – vor ihr aus und sagte, sie wären das Zeichen seines Verlangens. Aber Verlangen ist nicht Liebe, und außerdem hatte sie inzwischen versprochen, einem anderen treu zu sein. So wandte sie sich von ihm ab, und auch aus den Perlen erwuchsen kleine, zarte Blumen.

Viele Jahre vergingen, in denen Gwen ihre Kinder großzog, ihren Mann während seiner langen Krankheit pflegte und ihn schließlich begrub, während Carrick grübelnd in seinem Palast saß oder ungestüm auf seinem Pferd über den Himmel galoppierte.

Schließlich tauchte er ins Meer und holte aus seinen Tiefen das letzte seiner Geschenke für die inzwischen alte Frau. Wieder erschien er vor dem Cottage, und dieses Mal schüttete er blitzende Saphire vor ihr aus. Als Zeichen der Beständigkeit. Als er jetzt endlich von seiner Liebe sprach, weinte sie bittere Tränen, denn ihr Leben war vorbei. Sie erklärte ihm, es sei zu spät, sie hätte niemals Ruhm oder Reichtum haben wollen, sondern einzig seine Liebe. Eine Liebe, die groß genug war, sie ihre Angst davor überwinden zu lassen, alles für ihn aufzugeben, was sie bis dahin gekannt hatte. Und als sie sich abermals von ihm abwandte, als abermals die kostbaren Steine zu kleinen Blumen wurden, verlor er die Beherrschung und belegte sie mit einem bösen Bann. Ohne ihn fände sie niemals Frieden, doch sie würden einander nicht eher wieder sehen, als dass dreimal zwei Liebende einander fänden, akzeptierten und es wagen würden, ihre Liebe über alles andere zu stellen.

 

Dreihundert Jahre, dachte Trevor, als er später in das Cottage kam, in dem Gwen gelebt hatte und schließlich auch gestorben war. Das war eine ziemlich lange Zeit. Er hatte Judes ruhiger, fließender Stimme gelauscht, ohne sie auch nur ein Mal zu unterbrechen, ohne ihr zu sagen, dass er Teile der Geschichte schon gekannt hatte. Irgendwie gekannt hatte.

Er hatte sie geträumt.

Auch hatte er ihr nicht erzählt, dass er Gwen hätte beschreiben können, angefangen bei den grünen Augen bis hin zu ihren schmalen Wangen. Auch sie hatte er längstens schon geträumt.

Und er hätte, wie er merkte, Sylvia beinahe aus dem Grund zur Frau genommen, weil sie ihn an das Bild aus seinem Traum erinnerte. Eine weiche, bescheidene Frau. Eigentlich hätte es zwischen ihnen klappen müssen, dachte er, als er die Treppe hinauf in Richtung Badezimmer ging, um sich den Schmutz des Tages abzuduschen. Es ärgerte ihn immer noch, dass es anders gekommen war. Aber sie hatten doch nicht zueinander gepasst.

Sie hatte es vor ihm bemerkt und hatte ihn sanft gehen lassen, ehe er sich auch nur eingestanden hatte, dass er bereits in Richtung Tür sah. Vielleicht war es das, was ihn am meisten störte. Er hatte nicht die Höflichkeit besessen, die Sache mit Anstand zu beenden. Auch wenn sie ihm verziehen hatte, hatte er sich selbst noch lange nicht verziehen.

Er roch den Duft der frischen, taubenetzten Rosenblätter, sobald er das Schlafzimmer betrat. Zart und unverkennbar weiblich.

»Ein Parfüm tragender Geist«, murmelte er seltsam amüsiert. »Nun, wenn Sie ein Mindestmaß an Anstand haben, drehen Sie sich besser um«, erklärte er der unsichtbaren Gwen, ehe er anfing, seine Kleider abzulegen.

Den Rest des Abends verbrachte er mit dem Lesen der Faxe, die ihn erreicht hatten, und mit dem Verfassen von Antworten. Dann genehmigte er sich ein kühles Bierchen, trat im letzten Licht des Tages hinaus in den Garten, lauschte der schmerzlich schönen Stille und beobachtete die pulsierend zum Leben erwachenden, leuchtend hellen Sterne.

Tim Riley, wer, zum Teufel, er auch immer war, schien tatsächlich Recht gehabt zu haben. Es gäbe ganz sicher keinen Regen. Das Fundament seines Theaters würde somit vollkommen problemlos trocknen.

2

Darcy Gallagher träumte von Paris. Davon, an einem perfekten Frühlingsnachmittag durch die milde, nach Blumen duftende Luft unter einem wolkenlosen, hohen, strahlend blauen Himmel am Ufer der Seine entlangzuschlendern.

Möglichst mit schweren Einkaufstüten in der Hand.

In ihren Träumen gehörte ihr Paris, nicht nur während eines kurzen, einwöchigen Urlaubs, sondern so lange, wie es ihr gefiel. Sie könnte ein oder zwei Stunden in einem hübschen Straßencafé sitzen, an einem kleinen Gläschen fruchtig herben Rotweins nippen und entspannt zusehen, wie die Welt – denn diese Stadt war für sie der Mittelpunkt des Universums – an ihr vorüberzog.

Langbeinige Frauen in eleganten Kleidern und glutäugige Männer, die ihnen hinterhersahen. Eine alte Frau auf einem roten Fahrrad, an dessen geschwungenem Lenker ein frisches Baguette in einer langen Tüte hin und her schwang, und adrette Kinder in Schuluniformen, die in ordentlichen Zweierreihen an ihr vorbeimarschierten.

All diese Menschen gehörten ihr ebenso wie der wilde, lärmende Verkehr und der hübsche Verkaufsstand an der Ecke, aus dem sich ein wahres Meer von Blumen auf den Bürgersteig ergoss. Sie brauchte nicht erst auf den Eiffelturm zu fahren, damit ihr diese Stadt zu Füßen lag.

Während sie an ihrem kleinen Tisch saß, Rotwein trank und köstliche Käsehäppchen speiste, lauschte sie auf die Geräusche der von ihr zu erobernden Stadt. In ihren Ohren klang alles wie Musik – das Gurren der allgegenwärtigen Tauben und das Schlagen ihrer Flügel, das ständige Hupen, das Klappern der hohen, dünnen Absätze auf dem Trottoir, das leise Lachen eines verliebten Paars.

Noch während sie glücklich seufzte, brach der Donner los. Beim ersten Rumoren blickte sie in Richtung Himmel. Dichte, dunkle Wolken schoben sich aus Richtung Westen vor die Sonne, deren strahlend heller Glanz dem falschen Zwielicht wich, das einem Sturm voranging. Das Rumoren wurde zu einem derart lauten Dröhnen, dass sie auf die Füße sprang, während alle anderen weiter gemütlich an ihren Tischen saßen oder die Straße hinabspazierten, als wären sie für das drohende Gewitter völlig taub und blind.

Sie schnappte sich ihre Tüten und sprang auf, um sich in Sicherheit zu bringen, als mit einem Mal ein zischend blauer Blitz direkt vor ihren Füßen in den Boden schoss.

Sie schreckte aus dem Schlaf auf, das Blut rauschte in ihren Ohren, und sie keuchte leise.

Sie lief nicht während eines schrecklichen Gewitters durch die Straßen von Paris, sondern war in ihrer eigenen Wohnung direkt über dem Pub. Doch der Anblick der vertrauten, in leichtes Dämmerlicht getauchten Umgebung war im Augenblick eher tröstlich. Ebenso tröstlich wie der Anblick der wunderbaren Kleidungsstücke und des bunten Schnickschnacks, die sie sich in Paris geleistet hatte und die jetzt in ihrem Schlafzimmer verstreut waren.

Der Alltag hatte sie eindeutig wieder eingeholt, dachte sie mit einem Seufzer, doch zumindest hatte sie ein paar Trophäen von der Reise mit nach Haus gebracht.

Die Woche war wunderbar gewesen, das perfekte Geburtstagsgeschenk. Nun, sie musste zugeben, dass sie dafür einen Großteil ihres Ersparten ausgegeben hatte. Aber was hätte sie anderes damit machen sollen, als die Vollendung des ersten Vierteljahrhunderts ihres Lebens möglichst festlich zu begehen?

Sie würde neues Geld verdienen. Nun, da sie zum ersten Mal richtig fort gewesen war, hatte sie die Absicht, regelmäßiger auf Reisen zu gehen. Nächstes Jahr nach Rom oder Florenz oder vielleicht auch New York. Wohin auch immer sie am Ende führe, ganz sicher an irgendeinen wunderbaren Ort. Gleich heute finge sie mit dem Sparen an.

Sie musste einfach fort. Hatte etwas sehen wollen, irgendetwas, das sie nicht an jedem Tag ihres Lebens sah. Rastlosigkeit war ein Gefühl, an das sie gewöhnt war, das sie sogar mochte. Doch dieses Mal hatte es wie ein Panter in ihrem Inneren getobt, der knurrend seine Krallen wetzte und bereit war, aus ihr herauszuspringen und sich auf die Menschen zu stürzen, die sie am meisten liebte.

Um ihrer selbst und auch um ihrer Freunde und Verwandten willen hatte sie ganz einfach ein paar Tage fortfahren müssen. Die innere Unruhe war dadurch nicht vollkommen erstorben, doch das Knurren und das Krallenwetzen des Untiers hatte sich – zumindest für den Augenblick – gelegt.

Tatsache war, sie war froh, wieder zu Hause zu sein, und sie freute sich bereits darauf, ihre Familie, ihre Freunde, alles, was ihr teuer war, wieder zu sehen und ihnen von all dem zu erzählen, was sie während der wunderbaren letzten sieben Tage gesehen und getan hatte.

Doch jetzt stand sie am besten erst mal auf und schuf eine gewisse Ordnung. Sie war so spät heimgekommen, dass sie nur noch ihre Taschen hatte öffnen und sich über den Anblick all der neuen Dinge hatte freuen können. Jetzt jedoch musste sie sie einräumen und die Geschenke für die anderen verstauen, denn sie war eine Frau, die keine Unordnung vertrug.

Ihre Familie hatte ihr gefehlt. Trotz der Freude an allem, was sie gesehen und unternommen hatte, trotz der Begeisterung darüber, tatsächlich in Paris zu sein, hatten ihr die anderen bereits nach kurzer Zeit gefehlt. Sie fragte sich, ob es sie mit Scham erfüllen sollte, dass sie darauf nicht gefasst gewesen war.

Sie konnte nicht behaupten, dass ihr die Arbeit, das Schleppen der schweren Tabletts, das Zapfen unzähliger Pints, gefehlt hätte. Es war wundervoll gewesen, zur Abwechslung einmal selbst bedient zu werden. Jetzt aber konnte sie es kaum erwarten, hinunterzugehen und zu sehen, wie man im Pub ohne sie ausgekommen war. Selbst wenn das bedeutete, dass sie dann den Rest des Tages nicht mehr zur Ruhe kam.

Sie räkelte sich genüsslich, streckte ihre Arme in die Luft, ließ den Kopf nach hinten sinken und konzentrierte sich auf das Wohlgefühl, das die Bewegung ihres Körpers in ihr wachrief. Sie war eine Frau, die mit ihren Gefühlen ebenso besonnen umging wie mit ihrem Geld.

Erst als sie aus dem Bett stieg, wurde ihr bewusst, dass das beständige Rumoren draußen kein Donnergrollen war.

Die Bauarbeiten, erinnerte sie sich. Wäre es nicht herrlich, diesen Lärm von nun an jeden Vormittag zu hören? Sie stieg in ihren Morgenmantel und trat ans Fenster, um zu schauen, welche Fortschritte man in ihrer Abwesenheit erzielt hatte.

Sie hatte keine Ahnung von derartigen Dingen, doch das, was sie unter ihrem Fenster sah, wirkte wie ein fürchterliches, von einer Horde halb verrückter Witzbolde verursachtes Chaos. Riesige Steinhaufen, tiefe Furchen in der Erde, eine breite Betonfläche am Boden eines Lochs. An den Ecken wurden gedrungene Abschlussblöcke aufgestellt, aus deren Spitzen Metallspeere in die Luft ragten, und ein enormer, hässlicher Lastwagen knirschte unablässig lärmend vor sich hin.

Die meisten der in groben Kleidern und dreckigen Stiefeln steckenden Arbeiter waren offenbar dabei, das Durcheinander noch weiter zu vergrößern.

Inmitten des Treibens erblickte sie Brenna, die – ihre grauenhafte Kappe auf dem Kopf, die Stiefel beinahe bis zu den Knien mit dickem Schlamm bespritzt – wie eine Feldherrin das Ganze überblickte. Der Anblick ihrer alten Freundin und jetzigen Schwägerin wärmte ihr das Herz.

Es hatte sie beschämt und beschämte sie noch heute, dass zwei der Gründe für ihre überstürzte Reise die Hochzeit von Brenna und Shawn sowie die ungeduldig für Ende des Sommers erwartete Geburt des ersten Babys ihres ältesten Bruders Aidan und seiner Frau Jude gewesen waren. Oh, sie freute sich für sie, hätte nicht glücklicher darüber sein können, dass sich ihrer aller Träume erfüllt hatten. Doch je zufriedener sie alle in ihren Beziehungen waren, umso unzufriedener und unruhiger wurde sie selbst.

Am liebsten hätte sie die Faust geballt, in die Luft gereckt und laut gerufen: Wo ist mein Mann? Wann treffe ich endlich den mir vorherbestimmten Mann?

Es war egoistisch, dachte sie, und es war eine Sünde, doch sie konnte einfach nichts dagegen tun.

Tja, jetzt war sie wieder hier, und sie hoffte, dass es ihr wieder besser ging als vor der überstürzten Flucht.

Darcy beobachtete, wie ihre Freundin über die Baustelle marschierte und einem der Arbeiter beim Errichten eines der riesengroßen Blöcke half. Sie ist ganz in ihrem Element, dachte Darcy. Zufrieden wie ein Welpe mit einem großen Knochen. Sie erwog, das Fenster aufzumachen, sich hinauszulehnen und hallo zu rufen, dann jedoch kam ihr der Gedanke, dass der Anblick einer aus dem Fenster hängenden, nur mit einem Morgenmantel bekleideten, attraktiven jungen Frau den Arbeitsrhythmus sicher empfindlich unterbrach.

Grinsend griff Darcy nach dem Hebel. Sie hatte das Fenster erst einen Spalt geöffnet, als sie den Mann entdeckte, der zu ihr heraufsah.

Er war ziemlich groß. Und für große Männer hatte sie schon immer eine besondere Schwäche gehabt. Seine dunkelblonden Haare waren von der milden Brise leicht zerzaust, und die groben Arbeitskleider, die er trug, standen ihm besser als den meisten anderen. Was sicher seinem langen, geschmeidigen Körper, aber auch einem ausgeprägten Selbstbewusstsein zuzuschreiben war. Oder aber einer ausgeprägten Arroganz, verbesserte sie sich, als er sie immer noch nicht aus den Augen ließ.

Sie hatte kein Problem mit arroganten Männern, denn schließlich war sie selber arrogant genug.

Tja, nun, vielleicht böte der Kerl eine interessante Abwechslung in ihrem manchmal etwas eintönigen Alltag, dachte sie vergnügt. Er hatte ein hübsches Gesicht und einen kühnen Blick. Falls er es auch noch schaffte, mehr als zwei zusammenhängende Sätze über die Lippen zu bringen, würde es sich vielleicht wirklich lohnen, freundlich zu ihm zu sein. Vorausgesetzt natürlich, dass er ledig war.

Aber ledig oder nicht, beschloss sie, ein harmloser Flirt konnte sicherlich nicht schaden, denn auf mehr als das ließe sie sich mit einem Mann, der sicher von einem Zahltag bis zum nächsten mehr schlecht als recht über die Runden kam, ganz bestimmt nicht ein.

Also bedachte sie ihn mit einem warmen, weichen Lächeln, hob einen Finger an die Lippen, warf ihm eine Kusshand zu und konnte beobachten, wie er beifällig grinste, ehe er sich umdrehte und mit einem der anderen Männer sprach.

Darcy war der Ansicht, dass es immer gut war, wenn man nicht nur Wünsche in den Männern weckte, sondern sie vor allem stets im Zweifel über die eigenen Absichten ließ.

 

Die Frau hat wirklich Ausstrahlung, sagte sich Trevor. Er hatte sich von der Begegnung immer noch nicht vollständig erholt. Falls sie die berühmte Darcy war, konnte er verstehen, weshalb der für gewöhnlich stets säuerliche Finkle, sobald ihr Name fiel, zu stottern begann und leuchtende Augen bekam.

Sie war eine wirklich attraktive Frau, und er würde sie sich möglichst bald einmal aus der Nähe ansehen. Der erste Eindruck von ihr war der einer verschlafenen Schönheit mit wirren dunklen Haaren, seidig weißer Haut und zarten Gesichtszügen gewesen. Ohne jede falsche Scham. Sie war seinem offenen Blick ebenso offen begegnet, hatte ihn ebenso direkt gemustert wie er sie, und mit der leichten Kusshand hatte sie eindeutig einen Punkt bei ihm erzielt.

Ein kleiner Flirt mit Darcy Gallagher wäre sicherlich ein interessanter Zeitvertreib während seines Aufenthalts in Irland.

Lässig stemmte er ein paar Steine und schleppte sie dorthin, wo Brenna den frischen Mörtel begutachtete. »Und, passt Ihnen die Mischung?«

»Allerdings. Hat eine gute Konsistenz. Der Vorrat geht ziemlich schnell zur Neige, aber ich glaube, dass er trotzdem reicht.«

»Falls es eng wird, bestellen Sie einfach die Ihrer Meinung nach erforderliche Menge nach. Ich glaube, Ihre Freundin ist aus dem Urlaub zurück.«

»Hm.« Sie klopfte losen Mörtel von ihrer Maurerkelle, hob jedoch mit einem Mal den Kopf. »Darcy?« Freudig blickte Brenna in Richtung des Fensters.

»Jede Menge schwarze Haare, verruchtes Lächeln, fantastische Figur.«

»Das ist eindeutig Darcy.«

»Ich ... habe sie zufällig am Fenster stehen sehen. Falls Sie reingehen und ein paar Worte mit ihr wechseln wollen, machen Sie doch einfach eine kurze Pause.«

»Das wäre wirklich nett.« Trotzdem tauchte sie erneut die Kelle in den Mörtel. »Abgesehen davon, dass sie, sobald sie mich in meinem Aufzug sähe, die Flucht ergreifen würde. Darcy ist, was ihre Wohnung betrifft, ziemlich penibel. Es würde ihr ganz sicher nicht gefallen, wenn ich all den Dreck in ihr Wohnzimmer schleppen würde. Also treffe ich sie besser heute Mittag im Pub.«

Brenna verteilte den Mörtel mit der Schnelligkeit und Präzision der geübten Handwerkerin und hievte einen der Steinblöcke hinauf. »Eines kann ich Ihnen sagen, Trevor, sie wird Ihren Männern reihenweise die Herzen brechen. Kaum ein Kerl kommt jemals in die Nähe unserer guten Darcy, ohne dass sie ihm bewusst oder unbewusst den Kopf verdreht.«

»Solange wir im Rahmen unseres Zeitplans bleiben, gehen mich die Herzen meiner Arbeiter nichts an.«

»Oh, ich werde ganz sicher dafür sorgen, dass sie Ihre Arbeit machen, während Darcy ihnen glückliche, wenn auch unerfüllbare Träume bescheren wird. Apropos Zeitplan, ich denke, in diesem Teil der Baustelle können wir Ende der Woche mit den Installationsarbeiten anfangen. Allerdings wurde das Rohr entgegen der Absprache immer noch nicht geliefert. Sollen Dad oder ich mal bei der Firma nachhaken, wenn wir hier fertig sind?«

»Nein, das mache ich sofort.«

»Dann hoffe ich, dass Sie denen einen kräftigen Tritt in den Hintern geben. Sie können das Telefon in der Küche des Pubs benutzen. Ich habe die Hintertür heute Morgen aufgeschlossen. Die Nummer steht in meinem Adressbuch.«

»Danke, aber ich habe sie selbst irgendwo stehen. Sie kriegen das Rohr auf jeden Fall noch heute.«

»Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel«, murmelte Brenna, als Trevor entschieden in Richtung Küchentür marschierte.

Die Küche war wie immer in tadellosem Zustand. Dies war eines der Dinge, die Trevor in sämtlichen Läden verlangte, an denen er einen Anteil hatte. Ganz sicher waren die Gallaghers nicht unbedingt der Ansicht, dass er Anteil hatte an ihrem familieneigenen Pub, doch aus seiner Sicht gingen ihre Geschäfte ihn inzwischen durchaus eine Menge an.

Er zerrte sein Adressbuch aus der Tasche. In New York hätte seine Assistentin die Nummer herausgesucht und den Anruf getätigt. Sie hätte sich so lange weiterverbinden lassen, bis sie schließlich den verantwortlichen Menschen in der Leitung gehabt hätte, und erst dann hätte sie, wenn es erforderlich gewesen wäre, die Sache in Trevors Hand gelegt.

Er musste zugeben, dass er, auch wenn diese Vorgehensweise ihm Zeit und Frustration ersparte, eigentlich lieber selbst zum Hörer griff und dem Menschen, der schuld war an der Schlamperei, persönlich in den Hintern trat.

In den fünf Minuten, die er brauchte, um die Küche zu durchqueren, entdeckte er die Plätzchendose. Die wenigen Tage seit seiner Ankunft hier in Ardmore hatten ihn bereits gelehrt, dass die Dose, wenn sie nicht mal wieder leer war, in ihren Tiefen selbst gebackene Kekse barg. Kekse, bei deren Anblick einem bereits das Wasser im Mund zusammenlief.

Er nahm sich ein faustgroßes Honig-Hafer-Plätzchen, während er zugleich, ohne auch nur die Stimme zu erheben, den Leiter der Lieferabteilung des Rohrherstellers in Grund und Boden stampfte, sich den Namen des Mannes für den Fall notierte, dass Regressansprüche geltend gemacht werden müssten, und die persönliche Zusicherung erhielt, dass das fragliche Rohr bis mittags auf der Baustelle sei.

Zufrieden beendete er das Gespräch und zog in Erwägung, sich einen zweiten Keks zu nehmen, als aus Richtung der Treppe das Geräusch von Schritten an seine Ohren drang. Dieses Mal wählte Trevor ein Erdnussbutterplätzchen, lehnte sich gemütlich mit dem Rücken an die Arbeitsplatte und machte sich auf seine erste direkte Begegnung mit Darcy Gallagher gefasst.

Wie Shawns Kekse war auch sie einfach fantastisch.

Am Fuß der Treppe blieb sie stehen und zog eine ihrer schlanken, wohlgeformten Brauen in die Höhe. Ihre Augen waren blau wie die von ihren Brüdern, sie hatte einen makellosen blütenweißen Teint, ihre Haare fielen üppig um ihre schmalen Schultern, und sie trug einen maßgeschneiderten, eleganten Anzug, der eher in die Madison Avenue gepasst hätte als in das verschlafene Ardmore.

»Guten Morgen. Und, machen Sie eine kurze Pause?«

»Telefongespräch.« Er biss in seinen Keks und sah sie weiter an. Ihre Stimme klang so rauchig wie ein irisches Torffeuer und war ebenso sinnlich wie ihr Erscheinungsbild.

»Tja, ich mache mir erst mal einen Tee. Oben habe ich keinen mehr, und ich fange den Tag nur ungern ohne eine Tasse Tee an. Irgendwie kriege ich dann unweigerlich schlechte Laune.« Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trat sie vor den Herd. »Trinken Sie eine Tasse mit, um den Keks runterzuspülen? Oder müssen Sie sofort wieder an die Arbeit?«

»Eine Minute kann ich sicher noch freimachen.«

»Da haben Sie aber Glück. Wie ich gehört habe, soll dieser Magee ein ziemlich strenger Arbeitgeber sein.«

»Das ist allerdings richtig.«

Als das Wasser kochte, griff Darcy nach der Kanne. Aus der Nähe betrachtet war der Mann noch attraktiver. Sie mochte das scharfkantige Gesicht und die kleine Narbe direkt an seinem Kinn. Sie verlieh ihm ein gefährliches Aussehen, und von ruhigen, zurückhaltenden Männern hatte sie genug. Auch trug er keinen Ehering, wie sie bemerkte, obgleich das nicht unbedingt ein sicheres Zeichen war.

»Und Sie sind den weiten Weg von Amerika gekommen, nur um an diesem Theater mitzubauen?«

»Genau.«

»Da sind Sie aber ganz schön weit von Zuhause weg. Ich hoffe, Sie konnten wenigstens Ihre Familie mitbringen.«

»Falls Sie meine Frau meinen, ich bin nicht verheiratet.« Er brach das Plätzchen in der Mitte durch und hielt ihr eine Hälfte hin.

Amüsiert nahm sie sie entgegen. »Dann können Sie also ungehindert der Arbeit hinterherreisen. Und was machen Sie genau?«

»Was immer nötig ist.«

Oh ja, dachte sie und knabberte an ihrem Teil des Kekses. Gerade gefährlich genug. »Ich würde sagen, es ist ziemlich praktisch, wenn man einen solchen Mann in seiner Nähe hat.«

»Ich werde noch eine ganze Weile in Ihrer Nähe bleiben.« Er wartete, während sie den Kessel nahm und das kochend heiße Wasser in die Kanne goss. »Hätten Sie vielleicht irgendwann mal Lust, abends zum Essen zu gehen?«

Die Spur eines Lächelns auf den Lippen, sah sie ihn von der Seite an. »Sicher gehe ich hin und wieder gerne essen, vor allem in interessanter Gesellschaft. Aber ich bin gerade erst aus dem Urlaub heimgekommen und kriege sicher nicht so schnell noch einmal frei. Mein Bruder Aidan ist in diesen Dingen unerbittlich.«

»Wie wäre es dann mit einem Frühstück?«

Sie stellte den Kessel auf den Herd zurück. »Das wäre sicher nett. Vielleicht fragen Sie mich in ein, zwei Tagen, wenn ich mich wieder eingewöhnt habe, ganz einfach noch mal.«

»Vielleicht.«

Sie war überrascht und ein wenig enttäuscht, weil er sie nicht weiter bedrängte. Schließlich war sie es gewohnt, dass die Männer ihre Gunst regelrecht erflehten. Statt jedoch etwas zu sagen, drehte sie sich um und nahm einen Becher für ihn aus dem Schrank. »Und wo in Amerika sind Sie zu Hause?«

»In New York.«

»New York City?« Mit blitzenden Augen drehte sie sich wieder zu ihm um. »Oh, ist es eine schöne Stadt?«

»Vieles ist sehr schön.«

»Sicher ist es die aufregendste Stadt der ganzen Welt.« Sie packte den Becher fest mit beiden Händen, während sie die Stadt wie bereits unzählige Male zuvor in leuchtenden Farben vor ihrem geistigen Auge auferstehen ließ. »Wenn auch vielleicht nicht die schönste. Paris war wunderschön – feminin und pfiffig und über alle Maße sinnlich. New York stelle ich mir wie einen Mann vor – fordernd und verwegen und so voller Energie, dass man rennen muss, wenn man mit dem Tempo der Stadt auch nur halbwegs mithalten will.«

Amüsiert stellte sie den Becher vor ihm auf den Tisch. »Wahrscheinlich kommt es Ihnen völlig anders vor, denn schließlich sind Sie das Leben dort gewohnt.«

»Andersherum kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie Ardmore oder diese ganze Gegend so zauberhaft finden wie ich.« Er sah, wie sie bei seinen Worten die Brauen hochzog. »Dass Sie finden, dass es eine kleine und beinahe perfekte Ecke der Welt ist, in der man in der Zeit rückwärts oder vorwärts reisen kann, ganz wie es einem gefällt. Und die Energie, die es hier gibt, fließt derart gemächlich, dass man, um Schritt halten zu können, niemals rennen muss.«

»Interessant, nicht wahr, wie unterschiedlich die Menschen die Dinge sehen.« Sie schenkte ihm ein. »Allerdings bin ich der Ansicht, dass ein Mann, der so problemlos bei Tee und Plätzchen philosophieren kann, sein Talent vergeudet, wenn er Steine schleppt.«

»Ich werde darüber nachdenken. Danke für den Tee.« Er wandte sich zum Gehen und schob sich dabei so dicht an ihr vorbei, dass ihm ihr verführerischer Duft in die Nase stieg. »Den Becher bringe ich später zurück.«

»Das will ich auch hoffen. Shawn weiß bis auf den letzten Teelöffel, was in seine Küche gehört.«

»Kommen Sie bald wieder mal ans Fenster«, fügte er hinzu, als er bereits an der Tür war. »Es hat mir Spaß gemacht, Sie anzusehen.«

Nachdem er gegangen war, lächelte sie leise. »Tja, nun, das gilt auch andersherum, mein kleiner New Yorker.«

Während sie noch überlegte, wie sie auf seine nächste Einladung reagieren würde, wandte sie sich, die Kanne in der Hand, zum Gehen. Plötzlich jedoch flog erneut die Tür der Küche auf.

»Du bist wieder da.«

Brenna sprang über die Schwelle und verspritzte dabei kleine Kugeln trockenen Zements.

»Komm mir bloß nicht zu nahe.« Darcy hielt die Kanne wie einen Schutzschild vor sich. »Himmel, Brenna, du hast mindestens ebenso viel Mörtel auf deinen Klamotten wie auf den Backsteinen verteilt.«

»Du meinst auf den Mauersteinen. Die haben viel mehr abbekommen. Trotzdem keine Angst, ich werde dich schon nicht umarmen.«

»Ganz bestimmt nicht.«

»Aber ich habe dich vermisst.«

Trotz ihrer Rührung stieß Darcy ein leises Schnauben aus. »Du warst sicher viel zu sehr mit deinem Bräutigam beschäftigt, um mich zu vermissen.«

»Ich habe beides miteinander verbunden. Hast du vielleicht eine Tasse für mich übrig? Ich habe zehn Minuten Pause.«

»Also gut, aber leg, ehe du dich hinsetzt, eine alte Zeitung auf den Stuhl. Du hast mir ebenfalls gefehlt«, gab Darcy, während sie einen neuen Becher holte, beinahe widerstrebend zu.

»Das habe ich mir schon gedacht. Ich bin immer noch der Ansicht, dass es ganz schön abenteuerlustig von dir war, ganz allein nach Paris zu fahren. Und, hat es dir gefallen?«, fragte Brenna, während sie gehorsam eine Zeitung auseinander faltete. »War alles so, wie du es dir erträumt hast?«

»Und ob. Es war einfach herrlich: die Geräusche, die Gerüche, die Gebäude, die Geschäfte und vor allem die Cafés. Ich hätte einen Monat damit verbringen können, mir einfach alles anzusehen. Sie müssten bloß noch lernen, wie man anständigen Tee kocht.« Genüsslich hob sie ihren Becher an die Lippen. »Da sie davon keine Ahnung haben, habe ich stattdessen einfach Wein getrunken., was auch nicht gerade schlecht war. Und außerdem habe ich ein paar fantastische Kleider mitgebracht. Die Verkäufer und Verkäuferinnen dort sind ziemlich arrogant. Sie tun so, als täten sie dir einen riesigen Gefallen, wenn sie deine Kohle nehmen. Aber statt mich darüber aufzuregen, habe ich mir gesagt, dass das zum Pariser Flair wohl einfach dazugehört.«

»Freut mich, dass du einen schönen Urlaub hattest. Du wirkst richtig erholt.«

»Erholt? Ich habe während der gesamten Woche kaum ein Auge zubekommen. Ich bin nicht erholt, sondern habe einfach... neue Energie«, beschloss Darcy nach kurzem Überlegen. »Natürlich hatte ich die Absicht, heute richtig auszuschlafen, aber von dem Lärm auf eurer Baustelle würden sicher selbst die Toten aufgeweckt.«

»Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Aber wir kommen wirklich gut voran.«

»Von meinem Fenster aus betrachtet sieht es nicht so aus. Das Ganze wirkt vielmehr wie ein von Gräben durchzogener Steinbruch.«