Kinderlachen - Folge 005 - Karen Sanders - E-Book

Kinderlachen - Folge 005 E-Book

Karen Sanders

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Beschreibung

"Absender: Uni-Klinik", steht in fetten Lettern auf dem Briefumschlag. Wieso?, fragt sich Nadine erstaunt. War Alexander denn mit Anna auch dort zur Untersuchung? Warum hat er ihr dann nichts davon gesagt?

Nadine öffnet den Umschlag und zieht mehrere Röntgenaufnahmen und ein Briefblatt heraus. "Medizinischer Befund! Tumor! Inoperabel! ..." Die Worte springen die junge Frau an wie lodernde Flammen und brennen sich unauslöschlich in ihr ein. Soll das bedeuten, dass ihr Kind sterben muss? Und Alexander weiß es und nimmt es als unabänderlich hin? Wie lange wollte er ihr noch verschweigen, was mit Anna ist?

"Nein!", widerspricht Nadine voller Trotz. "Ich werde diese Diagnose nicht als endgültig akzeptieren. Ich werde kämpfen! Anna muss leben!"

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Inhalt

Cover

Impressum

Anna darf nicht sterben!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Tatyana Vyc

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2668-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Anna darf nicht sterben!

Wie eine Mutter um das Leben ihrer kleinen Tochter kämpft

Von Karen Sanders

»Absender: Uni-Klinik«, steht in fetten Lettern auf dem Briefumschlag. Wieso?, fragt sich Nadine erstaunt. War Alexander denn mit Anna auch dort zur Untersuchung? Warum hat er ihr dann nichts davon gesagt?

Nadine öffnet den Umschlag und zieht mehrere Röntgenaufnahmen und ein Briefblatt heraus. »Medizinischer Befund! Tumor! Inoperabel! …« Die Worte springen die junge Frau an wie lodernde Flammen und brennen sich unauslöschlich in ihr ein. Soll das bedeuten, dass ihr Kind sterben muss? Und Alexander weiß es und nimmt es als unabänderlich hin? Wie lange wollte er ihr noch verschweigen, was mit Anna ist?

»Nein!«, widerspricht Nadine voller Trotz. »Ich werde diese Diagnose nicht als endgültig akzeptieren. Ich werde kämpfen! Anna muss leben!«

Die Sonnenstrahlen fielen durch einen Spalt des Vorhangs. Alexander Falck verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dehnte sich noch einmal gründlich, bevor er vorsichtig die Decke zurückschob und aus dem Bett stieg.

Von Nadine war nur eine aschblonde Haarsträhne zu sehen. Fast hätte man meinen können, er hätte die Nacht allein in dem breiten Bett verbracht.

Mit einem Lächeln zog sich Alexander den Morgenmantel über und schlich aus dem Schlafzimmer. Auf dem Weg in die Küche schaute er kurz bei seiner Tochter in das Zimmer herein.

Anna hatte ihr Näschen genauso tief in den Federn vergraben wie ihre Mutter. Nur spitzelten hier feuerrote Locken unter der Decke hervor.

Sacht zog der Mann die Tür wieder hinter sich zu und ging in die Küche.

Samstagmorgen! Alexander war zur gewohnten Zeit erwacht, auch wenn er heute nicht zur Arbeit musste und Anna nicht zur Schule. Deshalb hatte er beschlossen, seine Frau mit einem Frühstück zu überraschen.

Zwar hatte er keine Lust, zum Bäcker zu laufen und frische Brötchen zu besorgen, aber Nadine mochte Toast ohnehin lieber. Den heißen Kaffee füllte Alexander in eine Warmhaltekanne und stellte alles auf einem Tablett bereit. Dann trug er es die Treppe empor in den ersten Stock.

Nadine versteckte sich noch immer unter der Decke. Sie war ein Morgenmuffel.

Alexander stellte das Tablett vorsichtig auf ein Tischchen und kniete sich an Nadines Seite nieder.

»Hallo, Liebling, aufwachen!«

Behutsam zog er die Bettdecke zurück und vergrub eine Hand in Nadines weichem Haar. Die junge Frau schlief wieder einmal auf dem Bauch.

Leider blieben Alexanders zärtliche Worte unbeachtet.

»Guten Morgen, Murmeltierchen!«, drängte er sanft und befreite Nadines Ohr von der seidigen Haarpracht. Sein Kuss war nur gehaucht, doch schon etwas ungeduldiger knabberte Alexander dann sanft an ihrem Ohrläppchen.

»Hmmm …« Nadine schüttelte den Quälgeist ab und vergrub ihr Gesicht noch tiefer in dem weichen Kissen.

Alexander seufzte. Nach nunmehr acht Jahren Ehe hatte er es nicht fertiggebracht, Nadine zu einem Frühaufsteher zu machen. Jetzt rekelte sie sich behaglich und ließ ein herzhaftes Gähnen folgen.

»Heute ist doch Samstag«, protestierte sie mit leiser, verschlafener Stimme.

»Hast du vergessen, dass wir einen Ausflug machen wollen?«, erinnerte Alexander seine Frau nachsichtig.

»Aber doch nicht so früh!«

Alexander schüttelte den Kopf. Entschlossen schob er die Bettdecke weiter herab, wobei seine Hand millimeterweise über Nadines warme, nackte Haut wanderte. Seine Lippen folgten der Spur seiner Finger.

Nadine murmelte etwas Unverständliches. Sie trug nur ein zartblaues Seidennachthemd. Erst als Alexander ihr die schmalen Spaghettiträger einfach von den Schultern schob, wurde sie munterer.

»Noch fünf Minuten. Dann stehe ich auf!«, versprach sie.

Alexander kannte das schon. Aus fünf Minuten konnte gut und gern eine ganze Stunde werden. Aufregend langsam fuhren seine Hände wieder an Nadines warmem Körper empor, folgten dem sanften Schwung ihrer Hüften, der schlanken Taille und dem makellosen Rücken.

Nadine stöhnte leicht auf.

Alexander lachte verhalten. Er kannte Nadines Geheimnis. Sie liebte die Liebe am Morgen! Sie auf diese Art aufzuwecken, war kein Kunststück.

Als die junge Frau ahnte, was Alexander mit ihr vorhatte, rückte sie vorsichtshalber ein Stück zur Seite und schuf ihm so unbeabsichtigt Platz, um sich neben sie zu legen.

Einige Sekunden stellte sie sich noch schlafend, bis sie die Wirkung seines aufreizenden Spiels nicht länger verbergen konnte. Sie hatte sich kaum halb umgedreht, da verschloss sein Mund auch schon hungrig den ihren.

Alexander schob seine starken Arme um ihren ganzen Körper und zog sie fest an sich. Seine Begierde nach ihr war noch während keiner Zeit ihres Zusammenseins erloschen, als gäbe es immer wieder etwas Neues an der kleinen, zierlichen Frau zu entdecken.

Nadine schnappte nach Luft, als er sie wieder einmal so fest an sich presste, als wolle er ihr alle Knochen brechen. Sofort lockerte er seinen Griff.

Ihr Duft und ihre zarte Haut machten ihn manchmal fast wahnsinnig vor Leidenschaft, und er vergaß, was für ein zartes Persönchen sie im Gegensatz zu seiner muskulösen, überdurchschnittlich großen Gestalt war. Ihre scheinbare Hilflosigkeit hatte schon zu Anbeginn ihrer Beziehung das unwiderstehliche Gefühl in ihm hervorgerufen, sie behüten und beschützen zu müssen.

»Alex …«, hauchte sie ganz leise und jagte ihrem Mann mit einem einzigen Wort heftige Schauder über seinen Rücken.

»Darf ich zu euch ins Bett kommen?«, platzte plötzlich eine Kinderstimme in ihr Liebesspiel.

Die beiden Erwachsenen zuckten zusammen.

Nadine musste ein Kichern unterdrücken.

»Natürlich, Liebling! Komm her!« Einladend hob sie einen Zipfel der Decke an, und Anna sprang mit Schwung in das Ehebett.

Jetzt war es Alexander, der sein Gesicht im Kissen versteckte und erst einmal um sein inneres Gleichgewicht kämpfen musste.

Nadine dagegen hatte bereits völlig ungerührt wieder ihre Spaghettiträger über die Schultern gezogen und lieferte sich mit ihrer kleinen Tochter ein wildes Gerangel.

Die Kleine quietschte vor Vergnügen, als sie überall gekitzelt wurde.

»Schluss jetzt, ihr beiden«, gelang es dem Mann endlich, sie zu stoppen. »Es gibt Frühstück im Bett!«

»Au ja!«, jubelte Anna begeistert und rutschte zwischen Vater und Mutter, als Alexander das Tablett auf ihre Knie schob.

Der Kaffee schaukelte gefährlich in den Tassen, die Marmelade klebte an Fingern und Zudecke, und der inzwischen kalte Toast verkrümelte sich auf dem Laken.

Halbwegs gesättigt kletterte Nadine endlich aus dem Bett.

»Wer als Erster im Bad ist, darf mit mir unter die Dusche!«, rief sie schon halb an der Badezimmertür.

Bis Alexander das Tablett absetzen konnte, war ihm die kleine Anna schon zuvorgekommen. Zähneknirschend hörte er sie wenig später unter der Dusche lachen. Weshalb kam er bei einem solchen Wettstreit eigentlich immer zu kurz? – Aber natürlich! Die Damen hielten zusammen! Dabei hätte er jetzt selbst so gerne mit Nadine unter dem warmen Wasser gestanden.

Während er sich noch einmal zurücklegte, malte er sich aus, wie er mit beiden Händen ihren Körper einseifen würde und wie sich der cremige Schaum auf ihrer Haut anfühlte …

Die Toastkrümel piesackten Alexander unangenehm, und seufzend folgte er seinen beiden Frauen in das Badezimmer.

Nadine kniete auf dem Boden und rubbelte Anna mit einem flauschigen Badetuch trocken. Ein letztes Mal wurde der rote Lockenkopf frottiert, bevor die Kleine in ihr Kinderzimmer flitzte.

»Duschst du noch einmal mit mir?«, raunte Alexander seiner Frau ins Ohr und zog die fasernackte Nadine in seine Arme. Schnuppernd ließ er seine Nase von ihrem Dekolleté über den Hals emporwandern. Sie duftete unwiderstehlich.

»Keine Zeit!«, entgegnete sie erbarmungslos und löste sich sanft aus der Umarmung. »Ich muss Anna und mir noch die Haare föhnen, unseren Picknickkorb packen, meine Malutensilien verstauen und …«

»Du Biest!«, zischte Alexander gespielt beleidigt und gab ihr einen Klaps auf den Po, bevor er sich selbst unter die Dusche begab und eiskaltes Wasser aufdrehte.

Nadine grinste schadenfroh.

***

Zehn Minuten später hatte Nadine ihre Kontaktlinsen eingesetzt, zwei Haarschöpfe geföhnt und sich und Anna angezogen.

Gerade wollte sie die Speisekammer inspizieren, als Alexander in der Küche auftauchte. Frisch rasiert, die Haare noch feucht, bot er ein Bild überwältigender Männlichkeit.

Nadine empfand noch immer so etwas wie Stolz, dass es gerade ihr gelungen war, Alexander, den Traum aller Frauenherzen, einzufangen. Dabei hatte sie sich damals gar keine besondere Mühe gegeben. Im Gegenteil, sie hatte überhaupt nicht an dem Kampf um seine Gunst und Aufmerksamkeit teilgenommen.

Wahrscheinlich hatte ihr vorgetäuschtes Desinteresse Alexander imponiert. Jedenfalls hatte er Nadine von der ersten Begegnung an verfolgt und nicht mehr aus den Augen gelassen.

Nadine hatte seine Liebe nie als selbstverständlich empfunden. In all den Jahren hatte es gute und schlechte Tage gegeben, aber ihre Liebe war stets wie neu.

»Soll ich Plastik- oder Papierteller mitnehmen?«, fragte sie. »Die Papierteller kann man nach Gebrauch in den Abfall werfen, aber die aus Plastik müssen wir wieder mit nach Hause nehmen. Wo sind eigentlich die Plastikteller?«

Alexander griff kurz entschlossen nach den verfügbaren Papiertellern.

»Danke.« Nadine packte die Teller in den Picknickkorb. »Möchtest du zu dem kalten Hähnchen lieber Kartoffelsalat oder Brot?«

Alexander packte beides ein.

»Bist du wirklich sicher, dass wir am See Getränke kaufen können?«, fragte Nadine noch einmal. »Vielleicht sollten wir doch ein paar Flaschen mitnehmen.«

Alexander legte zwei Flaschen Mineralwasser hinzu.

»Haben wir auch nichts vergessen?«

»Nur deine Malsachen, Liebling. Oder glaubst du, es geht diesmal ohne?«

»Nein!«, antwortete Nadine bestimmt und sprang die Treppen hinauf.

Alexander sah ihr kopfschüttelnd nach. Wenn es um ihre Malerei ging, brauchte Nadine nie lange, um zu überlegen. Ob sie auch heute wieder stundenlang an einem Bild sitzen würde und er, Alexander, und Anna sich mit ihrer gegenseitigen Gesellschaft begnügen mussten? Wenn Nadine ein geeignetes Motiv fand, war sie nicht mehr zu bremsen.

»Schlumpi muss auch mit!«, erklärte Anna gerade, die auf dem Küchentisch saß und ihre Beine baumeln ließ. Schlumpi war ihr geliebter Teddybär, dem ein Ohr halb abgerissen war und dem ein Auge am Bindfaden heraushing. Nadine konnte nicht gut nähen, und Josefine, ihre Zugehfrau, mochte den schmutzigen Kerl nicht anfassen.

»Klar! Ohne Schlumpi gehen wir nicht«, versicherte Alexander und zerzauste mit einer Hand die störrische, rote Lockenpracht seiner Tochter, wie er es so gerne tat.

Woher sie diese Haarfarbe geerbt hatte, war den Eltern ein Rätsel. Nadine war aschblond, und Alexander hatte dunkelbraunes Haar. Auch war in ihren Familien kein rothaariger Vorfahre bekannt.

»Dich hat der Storch ins falsche Nest gelegt!«, hatte Alexander einmal gescherzt, was die Kleine natürlich nicht verstanden hatte. Doch Jahr um Jahr war das Haar um einige Nuancen nachgedunkelt. Alexander zweifelte nicht daran, dass es irgendwann seiner eigenen Haarfarbe sehr nahekommen würde.

»So, ich habe alles!«, rief Nadine, die voll beladen in die Küche stolperte.

»Bist du sicher?«, erkundigte sich Alexander ironisch und nahm ihr die zusammenklappbare Staffelei ab.

»Ich denke schon«, nahm Nadine seine Spöttelei für bare Münze.

»Dann kann es ja endlich losgehen!«

»Hörst du, Schlumpi? Es geht los!«, belehrte Anna ihren Teddybären und trug ihn zärtlich zu dem geräumigen Familienauto.

***

Alexander lag faul auf der Decke. Anna, die seinen Bauch eine Weile als Kopfkissen benutzt hatte, war es langweilig geworden und hüpfte jetzt am Seeufer entlang. Mit Eimerchen und Schaufel bewaffnet, produzierte sie einen Matsch aus grobem Sand und kleinen Kieselsteinen.

Alexander hatte seine dunkle Brille aufgesetzt, um der grell funkelnden Sonne des Frühsommers zu entgehen. Während die Welt in den lichtesten Farben schwamm und eine geradezu beseligende Behaglichkeit ausstrahlte, bannte Nadine düstere Szenen auf ihre Leinwand.

Alexander fragte sich oft, welche Abgründe in ihrem Geist verborgen lagen. Nadine malte nie die heile Welt. Traute Harmonie und eitel Sonnenschein waren verpönt. Ob sie wollte oder nicht, ihren Bildern haftete immer ein geheimnisvoller Hauch an.

Dieser Wesenszug bildete einen Zwiespalt zu ihrer klaren, aufrichtigen Lebenseinstellung. Auf ihren Gemälden schien sich ihr Gegenpol zu offenbaren, ihr anderes Ich.

»Was bedeutet dieser unheimliche Schatten?«, fragte Alexander, der hinter Nadine getreten war und über ihre Schulter guckte. Das war etwas, was die Künstlerin gar nicht schätzte. »Ich hoffe, es stellt nicht mich oder meine schwarze Seele dar.«

Nadine setzte unwillig den Pinsel ab. Sie liebte keine Unterbrechungen, und noch weniger mochte sie es, ihre Gemälde zu erklären. Sie enthielten grundsätzlich ein kleines Stück ihrer selbst. Dies dem Betrachter aufzuschlüsseln, würde bedeuten, dass sie ihr Inneres bloßlegen würde.

»Nur ein Schatten«, antwortete Nadine deshalb. »Er fällt auf das bewegte Wasser und wirft einen verschwommenen Umriss.«

Alexander konnte auf dem Bild klar das Ufer erkennen, an dem Anna jetzt so selbstvergessen spielte. Dort war der halb zertrampelte Strauch, ein Stück angespültes Treibholz und Annas Kindereimerchen und Schaufel. Nadine hatte sie auf das Papier gebannt. Es schien, als hätten sich unheilvolle Wolken über ein eben noch glückliches Spiel gebildet.