Klausenmann fasst Füße an - Herold zu Moschdehner - E-Book

Klausenmann fasst Füße an E-Book

Herold zu Moschdehner

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Beschreibung

Klausenmann ist sechs Jahre alt und will etwas wissen, das kein Erwachsener je gefragt hat: Wem gehört der Fuß, der mit ihm gesprochen hat? Seine Suche führt ihn durch den kleinen Ort Bad Kleinen. Vorbei an schmutzigen Zehen, flüchtigen Sohlen, schweigenden Schuhen und leisen Geheimnissen. Er beobachtet, tastet, horcht. Und kommt einem Rätsel näher, das größer ist als alles, was er sich vorstellen kann, aber viel näher, als er denkt. Ein Kinderbuch über Füße, Erinnerung, Freundschaft und die Stille unter uns. Sanft, seltsam, klug. Für Menschen ab 6 und Erwachsene mit weichem Herz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 32

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Vorwort

Manche Kinder sammeln Steine. Manche sammeln Aufkleber. Und manche sammeln einfach alles, was sie unterwegs finden – ohne zu wissen, warum.

Klausenmann sammelt etwas anderes: Er sammelt Füße. Nicht in Gläsern. Nicht auf Listen. Sondern in seinem Herzen. Weil jeder Fuß ein kleines Geheimnis trägt. Und weil es manchmal genau dieser Blick von unten ist, der die Welt begreifbar macht.

Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Jungen, der einem sprechenden Fuß begegnet. Aber es erzählt noch mehr: Von Stille. Von Nähe. Von Freundschaft. Von Dingen, die man nicht erklären kann, und von Fragen, die manchmal erst Jahre später eine Antwort finden.

Vielleicht erinnerst du dich beim Lesen an einen Moment, in dem jemand deine Zehen gekitzelt hat. Oder an das Gefühl, barfuß über nasses Gras zu laufen. Vielleicht wirst du staunen. Oder lächeln. Vielleicht aber spürst du einfach, dass irgendwo in dir noch etwas wach ist – das nicht mit Worten redet, sondern mit Sohlen.

Dann hat Klausenmann dich gefunden. Und du ihn.

Ganz ohne Schuhe. Und ohne Lärm.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1: Der Fuß, der sprechen konnte

Kapitel 2: Der Fuß im Kopf

Kapitel 3: Die erste Liste

Kapitel 4: – Die Sohle ist das Gesicht

Kapitel 5: Klausenmann fasst Füße an

Kapitel 6: Was Füße erzählen

Kapitel 7: Der verletzte Fuß

Kapitel 8: Der fremde Fuß

Kapitel 9: Der Fuß im Spiegel

Kapitel 10: Der letzte Fuß

Kapitel 1

Der Fuß, der sprechen konnte

In Bad Kleinen, wo die Züge kommen und gehen wie die Gedanken eines alten Mannes, lebte ein Junge, der nichts lieber mochte als Dinge, die andere übersahen. Er hieß Klaus – aber fast niemand nannte ihn so. Schon früh hatte man ihm den Spitznamen „Klausenmann“ gegeben, weil er oft so ernst schaute wie ein Erwachsener und weil er alles, was ihn interessierte, mit großer Gründlichkeit untersuchte. Er war kein Kind, das durch die Gegend rannte, schrie oder wild in Pfützen sprang. Klausenmann war still. Seine Mutter sagte, er sei „vorsichtig mit der Welt“. Und sie meinte das liebevoll.

Klausenmann war sechs Jahre alt, hatte dunkle, etwas strubbelige Haare, ein Gesicht, das ein wenig schielte, und trug meistens ganz normale Kleidung. Was ihn besonders machte – abgesehen von seiner Art zu gucken – war das Kuschelkissen, das er immer bei sich trug. Es war kein besonders schönes Kissen. Es war auch nicht sauber. Aber es war weich, und es roch so, wie sein Bett morgens roch, wenn er noch ganz warm war von den Träumen. Wenn er nervös wurde, drückte er es sich an die Nase.

An einem Samstagvormittag – die Vögel sangen wie auf Bestellung und der Duft von geräuchertem Fisch zog über den kleinen Markt – geschah etwas, das sein ganzes Leben veränderte.

Klausenmann saß im Kinderwagen, denn manchmal mochte er es noch, geschoben zu werden. Nicht, weil er faul war, sondern weil man von dort aus die Dinge besser sehen konnte, die sich unterhalb des Bauchnabels abspielten. Während die Erwachsenen sich über Brotpreise unterhielten oder sich über den Regen der letzten Woche beklagten, beobachtete Klausenmann lieber die Welt der Füße.

Es war eine sehr lebendige Welt.

Da waren dicke Füße in Sandalen, braune, schmale Füße mit tätowierten Knöcheln, schrundige Männerfüße mit Nägeln, die wie Hufe aussahen, und Babyfüße in Stramplern, die wie Marzipan wirkten. Klausenmann kannte sie inzwischen fast alle. Manche gingen schnell, manche schlichen, manche hüpften sogar ein bisschen.

Und dann kam ein Fuß, der anders war.

Er war nackt, obwohl ringsum alle Schuhe trugen. Groß, aber nicht wuchtig. Der große Zeh war mit einem Pflaster beklebt, das an den Rändern leicht schmutzig war. Die Ferse hatte einen kleinen Riss, und die Zehen bewegten sich, als wollten sie gerade tanzen. Klausenmann beugte sich ein wenig nach vorn. Er sog die Details ein. Er liebte Details. Und dann geschah es.